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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 29.11.1905
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1905-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19051129027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1905112902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1905112902
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-11
- Tag 1905-11-29
-
Monat
1905-11
-
Jahr
1905
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Dielt« Blatt wird den Leiern von Dresden «U> Umgebung am Lage vorher bereit« al« Abend-Ausgabe zugestcllt. während eS die Post-Abonnenten am Morgen m einer Gesamtausgabe erhalten. Verugzgebüdn «Krtelckbrlich»»,»"«»»» »ei »s,n« tweNnalt»« Zutraeu», durch uniere Vo«»» I»»»»»« und »»r»'»«. an Lon». uud «»uiaaen nur einmav durch audwärtl,« «am- «UftonSr, »Mb«., Mk »0 PI. «ei küimaltarr Zickelluna durch die Pot» Mt. «odneBeftellaeU». imtluS- doch mit «ullvrechendem Zutchlaae. Nach druck aller Artikel » Oriainal- Pivleiluuaen uur «tt deutlicher v»»>>«nau,ade<.T>re«d.Nachr") »ILM». Nachtrti,licke bonorar- ,u,drück« dleibeii undrrückickiiat: «lveüwLte Manuiknvte werte» nickt auldewabrt. »«learamm-Adrelt«: M«chrlch»e» DreSde». ^ic^vrrrrdet 1851» Neriag von KtopfelF L Reiehardt Anreizen-Lack. Hunakme von AttkündiL»»a«u tu- nackminaaS « Udr Sonn- und stcicriaaS nur Dlancnittatze ss von II dir >/ii Ul>r Die I waltiaeitstund- ,^>l» tta s Lilden» M Pia.. An« kündiaimuen ani der Pnvalieite Zeile is Pla i die rivaitioc Zeile attsLert- lcile so Lia.. als Euiaeicciidt Zeile bo Pia. An Nummern nach Lau», uud «Zeirrtagk» iimiliae «ÄrundzeUe so Pia.. L»i Prcvatstcte 40 P!a. sivaliigc Zeile auf Tcriieuc und al» lkingeiaiidi so Big. Ausivacliae Aul- Iräue uur gegen BocausbezaiiluiiL. LelezblllUer werden mit 10 M,. tcrecknet. Nernlvreckauschluh: Ami l Ar. 11 und Sir. 20SL keimich L«lm » o »Nlckli-t, r ktUM 8Irz»e L Lite VsiAdMWlme. <SiGp^Ltnllinn« 1i»r «StKniitv «IviLvii-, I^nnlivr»- ». Sinter?»lstoSs -AsjSNck ll-ic 8,k liorvoridsjsnZo c)u»IilLi>>n von dlavlc N,Na dis K2>—. n« i« Su,4«ni>>. Mnlsr^oppea vnrm xekültinu — von dlark 4,60 di» IN,—. Kore« oikurnnt imck linltbne---- von -luelc 1,r»I» vis 11,—. 5it^e Nir k*t « Lekiakröcke Io eint. u. slSß. Auskiiiirninu von VIsi'k V,.»N di» 4.1,— Veilenul nur -re'rr^n Nk,r. Ar. :i:41. tzsikikl: Eröffnung des Reichstages. Neueste Drahlberickle. Hvfiiachrichtcn, Graf Töni>oss, Deutscher Städlelag, Prinz Heinrich in Chrisliania, Flolteiidemonstintiou. Leivinger-Quarlett. Mein System. Millwvch, November Die Cröffnung des Reichstages erfolgte in den feierlichen formen, die innegehalten werden, wenn >der Kaiser selbst den Erässnungsakt vollzieht. Der Eröffnungsfeier, die im Weißen Saale des Schlosses statt, fand gingen Gottesdienste für die evangelischen Mitglieder "» Dome, für die katholischen in der Hedwigskircbe voraus. Im Weißen Saale versammelten sich etwa 200 Abgeordnete aller Parteien mit Ausnahme der Sozialdemokraten. Nachdem kurz vor 12 Uhr die Schloßgarde aufmarschiert war, traten die Mit glieder des Bundesrats und die Minister, mit dem Reichskanzler an der Spitze, ein und nabmen links vom Throne Aufstellung. Kurz nach 12 Uhr erschien der Kaiser, gefolgt vom Kronvrinzen und den übrigen Prinzen. Bei leinem Eintritte brachte der vorige Präsident deS Reichstags G ra s B a l l e st r c m ein drei- jaches Hoch ans den Kaiser ans, in das die Anwesenden leb- Haft ernst iinniten. Der Kaiser bestieg den Thron, zu dessen Rechten die Prinzen 'Ausstellung nahmen, bedeckte das Haupt mit dem Helme und verlas folgende Thronrede: -.Geehrte Herren! Bei dem Eintritt in ihre Beratungen entbiete Ich Ihnen, zugleich im Namen Meiner hohen Per- kündeten, Gruß und Willkommen. Das Hauptwerk Ihrer letzten Tagung bildete die Neuordnung der Handelsbeziehung des Reiches zum Auslande. Mit den Handels- und Tarffver- sragen, die zum großen Teile bereits ratifiziert sind, ist der teste Grund geschussen, ans dem sich deutscher Fleiß und Unter- nchmungsaeist in Licherizeit entfalten kann. Möge dem Land bau und dem Gewerbe Segen gedeihen, dem Handel und der «chmahrt reicher Erfolg im freundschaftlichen Wettbewerbe der Volker beschieden sein! Auch für den Warenaustausch mit anderen Ländern sind die verbündeten Regierungen bestrebt, die Bürgschaft der Fortentwicklung aus gleicher Grundlage zu ge winnen. Hinter dem Haiidelsverträgswerke mußten wichtige Aufgaben zurückstehen, die jetzt in den Vordergrund Ihrer Tätigkeit treten werden. Die Finanzen des Reiches lind allmählich in einen Zustand gerate», oer baldige und durch- "reifende Abhilfe erfordert. Tie Schuldenlast des, Reich cs hat Finanzen en Än- .. . . ^ . , — — ». Kulinr- aiiMben der Nation hcrrren der Lösung. Unbedingt bedarf das Reich neuer Einnahmen. Die Neformvorschlcige. der verbün deten Regierungen lassen den notwendigen Unterhalt des Volkes frei. Unter Anerkennung des Grundsatzes, die Lasten des Gemein wesens möglichst nach der Leistungsfähigkeit zu verteilen, wollen Sie die neuen Einnahmen teils aus den Gennßmitteln Bier und Tabak, sowie aus dem P e r i o n e n v e r k eh r und Güterumsatz . teils aus einer Rcichserbschasts- st e u e r gewinnen. Bei Ihrer Prüfung des schwierigen Werkes möge Sie die patriotische Einsicht leiten, daß die Deckung des Neichsbedarss dem Leben und Gedeihen der Nation dienen soll. Bereits im Jahre 1900 war Ihnen eine Vermehrungder Auslandsschiffe vorgeschlagen. Damals iand die ge'etzliche Festlegung der Vermehrung nicbt Ihre Zustimmung. Unsere stetig wachsende wirtschaftliche Verbindung mit allen übersee ischen Ländern erfordert nunmehr dringend eine stärkere mari time Vertretung des Reiches im Anstande. Es wird Ihnen deshalb eine Novelle zum Flottengesetze zugehen^ die eine Ver mehrung der Auslandsschisfe um sechs große Kreuzer vor sieht. Des weiteren sehen sich die verbündeten Regierungen ge zwungen, Ihnen eine erhebliche Vergrößerung der durch den Marine-Etat von 1906 geforderten Linienschiffe und großen Kreuzer vorznscklagen, damit unsere deutschen Schisse nicht an Gesechtskrast hinter den Schiffei' anderer Nationen Zurückbleiben. Endlich^tritt die Forderung an Sie heran, Mittel iür eine größere Schlagfertigkeit der T o r p c d o st r e i t- kr äste zu bewilligen. Ich hege das Vertrauen, daß der deutsche Reichstag zu dieser Verstärkung unserer Scewchr be reit rft. Eine den aegenwärtigen Lebens- und Erwcrbsverhältnissen angemessene Regelung des Dersorgungswcsens für die Offiziere und Mannschaften des RcichShcereL, der Marine und der Schutztruppc» läßt sich nicht mehr hinaus- schiebe». Die verbündeten Regierungen legen besonderen Werk daraus, daß die von ihnen wieder äusgcnommenen Vorschläge hierfür möglichst bald Gesetz werden. — Der Gesetzentwurf zur Abänderung eiuzeiner Bestimmungen des B ö r i c n g e s e tz e s ist in voriger Session nicht erledigt worden. Um wenigstens in den dringlichsten Punkten zu einem Abschluß zu kommen, wird erwogen, Ignen die Vorlage in der enger umgrenzlen Form wieder zugegen zu lassen, welche sie durch ihre Borocralungcu erhallen hatte. — Tie Fortbildung der sozialen Ge setze bleibt eine der Hauptpflichten des Reiches. Aus Jahre hinaus wird die Gesetzgebung mit der Vereinheitlichung des ge- samien Arbeiierversicherungsrcchts und mit der Ausgestaltung der Witwe»-- und Äaisensiirsorgc beschäftigt sein. Gegcmväriig wird Ihre Mitwirkung erbeten, um den gewerblichen Berufs- vereinen den Erwerb der Rechtsfähigkeit zu erleichtern und sie Möglichkeit freier Betätigung ihrer wirftchoftlichcn Interessen innerhalb der durch das gemeine Wohl gegebenen Grenzen zu gewährleisten. Auch mehrere andere Gesetzentwürfe werden sich auf dem Gebiete sozialer Ausgaben bewegen. Die Entwicklung unserer Schutzgebiete hat durch den Aufstand in Südwestasrika und neuerdings Lurch die ostcunka- nischcn Unruhen eine schwere Beeinträchtigung erfahren: Hane Opfer an Blut und Geld sind dem Vaterlande auserlcgt worden. Ich weiß Mich eins mit dem deutschen Volke in dem warmen Danke und der stolzen Anerkennung für die Oss'ziere und Mann schaften. die aus Meinen Nils hinausgezogen sind und mft helden hafter Tapferkeit unseren Besitzstand bis zum Tode verteidigt haben. Die letzten Meldungen über die Unterwerfung der Witboi berechtigen uns zu der Hoffnung ans die baldige Wieder herstellung von Friede und Ordnung in dem schwer geprüften L>chutzgeluctc. Es gilt nun, den auss neue erkämpften Boden fruchtbringend zu bereiten. Die militärische Sicherung wie die wirtschaftliche Erschließung unserer Schutzgebiete hängt ab von dem Baue leistungsfähiger Verkehrswege, worüber Ihnen Vorlagen zugehcn werden. In dem Entwurse zum Reichshaushalte i>t die Verwandlung der Kolonialabtei-ung des Auswärtigen Amtes in ein N e i ch sk o l o n i a la m t vor gesehen, in dessen Rahmen die Arbeitslast der Kolonialverwal tung leichter zu bewältigen sein wird. Vorbereitet wird eine Vereinfachung der Vorschriften über das Etats- und Rechnungs wesen der Schutzgebiete, welche die Grundlage für eine koloniale Selbstverwaltuna bilden soll. In der auswärtigen Politik steht das Deutsche Reich zu allen Möchten in korrekten, zu de» meisten in guten freundlichen Beziehungen. Mil hoher Befiiedignng crstillt es Mich, daß Ich den Herrn Präsidenten der Vereinigten Staaten in seine» etfoigreichen Bemühungen untersttttzen konnte, Zwischen Seiner Majestät dem Kaiser von Rußland und Seiner Majestät dem Kaiser von Iavan den Frieden im fernen Oste» hcrbeizn-- fiilnen Ten Eintritt Japans in die Reihe der Großmächte be gleite Ich mit anflichtiaen Wünschen tür eine friedliche Knltnr- mission dieses hochbegabten Volkes. Meine lebhaften Stimpnthicn gelten den Anstrengungen, die das befreundete russische Nachbar reich für die Nenordiinng seiner inneren Zustände macht. Ich hoffe, daß es Seiner Majestät dem Kaiser Nikolaus ver gönnt sein wird, als B a h n b re ch e r einer gliicklichen Zukunft Rußlands die Liebe »nd Dankbarkeit scinesVolkes zu ernten. Ich beglückwünsche auch an dieser Stelle die Regie rung nnd das Volk Norwegens zur Wahl des erlauchten KönigspaareS, dem Ich in freundschaftlicher Gesinnung verbun den bin Ein Blick auf Deutschlands eigene internationale Stellung darf sicb der Wahrnehmung nicht verschließen, daß wir fortdauernd mit Verkennung deutscher Sinnesart und Vor urteilen gegen die Fortschritte deutschen Fleißes zu rechnen haben. Tie Schwierigkeiten, die zwischen uns und Frankreich in der marokkanischen Frage entstanden waren, hatten keine andere Quelle, als eine Neigung, Angelegenheiten, in denen auch das Deutsche Reich Interessen zu wahren hat, olme unsere Mit wirkung zu erledigen. Solche Strömungen können, an einem Punkte »rilerdrnckt. an einem anderen wlederkehren. Zn Meiner Befriedigung ist in der marokkanischen Frage mit diplomatischen Milteln nntcr Schonung der Interessen und der Ehre beider Teile eine Verständigung über die Einbcrnsnng nnd das Programm einer neuen Marolkolonsercnz erzielt worden. Es ist Mir eine heilige Sache um den Frieden des deutschen Volkes, aber die Zeichen der Zeit mache» es der Nation zur Pflicht, ihre Schntzwehr gegen ungerechte Angriffe :n verstärken. Um so sicherer mag es dann gelingen, dir friedlichen Ziele des bewährte» Bündnisses mit de» Herrschern Oesterreich- Ungarns und Italiens auch fernerhin zu verwirklichen. Durchdrungen vo» der Größe der Aufgaben, die Sie. geehrte Herren, erwarte», wünsche Ich Ihren Arbeiten gutes Gelingen zu deS Reiches Wohlfahrt, Ehre und Frieden D Mit besonderem Nachdruck betonte der Kaiser Re Not wendigkeit, Zxrß unsere deutschen Schisse nicht an Gesechiskrast hinter oen Schissen anderer Staaten zurückblerbcn dürfen. Lauter Beifall erhob sich bei dem Satze: „Ich weiß mich eins mir dem deutschen Volke in dem warmen Danke und der stolzen Anerkennung für die Offiziere und Mannschaften, die auf Meinen Rus hinansgczogen sind und mit heldenhafter Tapscr- keir Unseren Besitzstand bis zum Tode verteidigen." Mit er hobener Stimme sprach der Kaiser ferner die Worte von der: Verkennung deutscher Sinnesart und den Vorurteilen gegen die Fortschritte deutschen Fleißes, mit denen wir zu rechnen haben und von der, Pflicht der Nation, die. Schutzwehr gegen ungc. rechte Angriffe zu verstärken. Die Thronrede wurde mit leb hastem Beifall ausgenommen, worauf Reichskanzler Fürs'. Bülow namens des Kaisers nnd der verbündeten Negic rungen den Reichstag iür eröffnet erklärte. Mit einem vom bayrischen Bundesbevollmöchtigten Grafen Lcrchenseld aus gebrachten dreifachen Hoch aus den Kaiser schloß die Feier, der die Kaiserin von der Tribüne ans beiwohnte. Nach der Eröffnungsfeier im Weißen Saale trat der Reichstag um 2 Uhr zu Öftrer kurzen 2 itzung zuiammev. "'ive aut veiegr. Ter Präsident der vorigen Session. Gras Balle st r e m . übernahm das, Präsidium und beric; Das Hans war aut besetzt. GrafBallestrcm.ü zu provisorischen Schriftführern die Abgg. Hermes, Himburg, Rim- pan und v. T Hünefeld. Mitgeteilt wurde der Eingang des Etats für l 906, der Finanzrefor in Vorlagen und derFlotten Vorlage. Alsdann wurde die Prchenz durch Namensaufrm feftaestellt. Es ergab sich die Anwesenheit von 290 Abgeordneten. Das Haus ist damit beschlußfähig. Die nächste Sitzung setzte Graf Ballestrcm auf morgen 2 Uhr mit der Tagesordnung: „Wahl ocs Präsidiums" an. Neueste Truhtmeldnuften vom 38. Novbr. Die Tbronbestcinuna König HnakonS. Ehristiania. KvnigHaakon sandte am 25. No vember folgendes Telegramm a» den Deutschen Kaiser: „Heute in Chriftiania angekommcn. beeile ich mich. Ew. Majestät zu melden, daß ich von der königlichen Oiewalt Besitz ergriffen habe. Es ist niemc Hoffnung, daß Ew. Majestät mir die Bemühungen zu er leichtern gewillt sein werde», die Baude, die mich niit Ew. Majr siät verknüpfen, immer mehr zu kräftigen, und die so glücklichen Beziehungen, die zwischen nnieren Völkern besiehe», zu entwickeln." — Hieraus trat noch stehende Antwort Kaiser Wilhelms ein : „Ich danke Ew. Majestät fiir Ihr Telegramm vom 25. d. M.. wodurch ich benachrichtigt werde, daß «sie von der königlichen Macht Besitz genommen haben, und ich drücke meine warmen Wünsche für eine glückliche Vollbringung Ihrer neuen Aufgabe ans. In Ihren Bemühungen für das Glück Ihre» Landes und sür die fortichrci tende Kräftigung der Bande zwischen Ew. Maicstät »»d mir wie zwischen unseren beiden Ländern werden Ew. Majestät mich stets an Ihrer Seite finden, gcz. Wilhelm I. k." Ehristiania. Der norwegische Gcschwaderchci. Aomircu Böresen, gab gestern abend an Bord des Panzerschiffes „Norge' ein Festmahl zu Ehren deS Prinzen Heinrich von Prennen und der übrigen fremden Wmirale. Admiral Böresen brachte zunächst einen Triirkspruch auf König Haakon ans, dann einen zweiten auf den Prinzen Heinrich. Dicker erwiderte m einem Trinkspruch am die norwegische Marine. Kunst nnd Wissenschaft. Mitteilung aus dem Bureau der Königlichen Hof- iheater. Im Schauspielhaus findet Dienstag, den 5. Dezember, eine Vorstellung auf allerhöchsten Befehl statt. Zur Aufführung gelangen die drei Einakter: „Unter vier Augen", „Der gemütliche Kommissär", „Militär- fromm". Die auf diesen Tag fallende Abonnements-Vorstellung Wird auf Donnerstag, den 7. Dezember, verlegt. ft* Kammermusik. Das Lewingcr-Quartett leitete seinen Weiten Abend niit einem Quartett >-Z-cknr. ap. l3> vo» Iwan Tansiöw ein. Wie inan das Werk liier znin erstenmal horte, so begegnete man auch dem Komponisten znm erstenmal im Dresdner Kvnzerlsaal. In Rußland, seiner Heimat, soll er indes seit langem einen hervorragenden Platz unter de» Führern der inngrufflschen Schule einnehmen. Nach dem. was »in» gestern von ihm gehört, ist seine spätere Einführung bei uns nicht sonder lich zu bedauern. Wohl hört sich sein Quartett als die Arbeit eines begabten Musikers an, der, in den Bahnen TscbaikowSkhS wandelnd, stiebend nnd gewandt zu schreiben versieht, sich in den Klangwirkungen anskennt, Herr über die Theorie ist, im selbstän digen Schaffen ui»s aber nicht viel mehr sagt, als was wir nicht smm bester gehabt hätten. Seine Muse ist langatinig, viel- gesprächig. sie plaudert sozusagen ohne Interpunktion, sic sucht mit Phrasen die Leere des Inhalts zu decken. Interessant wird sie eigentlich nur im Tenipo und Temperament, in ihrem ge- Miaeii rhythmischen Reize und im Anklingcn an das slawffch Natwimle. Am meisten sprachen in diesen Vorzügen ein ge tragener Satz in v-ckor an iAdagio) und das letzte /»-Tempo, das in fliegendem Presto ausklingt. Das Werk wurdc von Herrn Hofkonzerlmclster Lewinger und Herren Äaminermiisikern Etriegler. Wagenknecht und Schilling vortrefflich vorgetcaaen, aber kaum mehr als beifällig ausgenommen. Es olgten vaS ^-mall-Quartett (Nr. l aus op. 41 > von Robert inmann und daS Klavieramntctt (ap. 34) von Johannes lrahmS. An der Ausführung des letzteren »ahm eine dänische gianistln. Frl. Anna Schvtte, teil. Sie entledigte sich chrenvoll ihrer Aufgabe, ohne im Enkemblespiel restlos befriedigen z« können. Gerade bei diesem Werke in seiner hohen Durch- geistigung, von dem alle späteren Komponisten des Quintetts an geregt wurden, verlangt »ach charakterisierender Gleichberechtigung der Stimme» und einer gigantischen Durchführung der bedeut same» Themen. In dieser Hinsicht ist uns Frl. Schiffte vorläufig noch einiges schuldig geblieben. tl. 8t. „Sie Müllern doch auch?" fragte mich vor einigen Wochen in kleinem Gesellschaftskreise Frau Z., eine liebens würdige junge Witwe. Auf meine nach längerem Besinnen vermutlich nicht sehr geistreich hervorqnillende Gegenfrage „Wie?" wiederholte sie ihre Frage mit einem Gesichtsansdruck, der zu sagen schien: ,'Der ichcint nicht ganz auf der Höhe zu sein." 'fenbarc Lücke in meiner Bür Mein System. lPlaud^ei.s möllern doch auch?" fra Auf' Die offenbare in meiner Bildung wurde an jenem Abende gründlich ausacsiillt. Ich weiß jetzt nicht nur. waS ^müllern" ist, ich müllere selbst und bcdanre jeden, dem die Bedeutung dieser neuesten Erriingenschasl unseres deutschen Sprachschatzes noch verschlossen ist. Glbts denn dergleichen rückständige Menschen überhaupt noch, muß ich mich jetzt sclvst fragen, die nicht wissen, wer I. P. Müller ist, imd daß nach ihm die Tätigkeit benannt ist, die zur Zeit das Lieb lingsthema aller. Stammtische ist, die die Wogen der Kaffee kränzchen noc^ höher schlagen läßt und den Ballgesprcichcn der beginnenden Scjison eine seltene Bereicherung bietet? Darm bitte, geht schleunigst in die nächste Buchhandlung, kaust jenes Buch, an dem Ihr achtlos bislang vorbeigegangen seid, und das doch fürs Auge fesseln muß mit seinem zitronengelben Um schlag, aus dem m ichwarzen Konturen ein griechischer Jung- ling plastisch hervortritt, der, um modern zu reden, sich frottierr, gut deutsch ausacdtückt, sich schabt. „Mein System" nennt's der Verfasser. Schade, daß er Müller heißt, aparter Wörter immer schwieriger, auch bloß "die hervorragendsten dieses weit verzweigten Stammes auseinandcrznhaltcn. Doch das läßt sich nun einmal nicht ändern. Bcguügen wir uns damit, daß der zur Zeit meistgenannte aller Müllers Herr I. P. Müller ist, daß seine Wiege in Dänemark stand, daß er ans einem Srndcn tcn der Theologie sich zum Ingenieurlentnant nnd aus eine» offs A und nicht in seine jedenfalls nicht minder schöne Seele meine Blicke werfen können. Dieses Acnßcrc aber hat genügt, um Millionen von Menschen anzusporncn, es ihm gleichzutnn. Nicht nur halb Deutschland „mnllert". nein, auch die Engländer, Franzosen, Holländer, Amerikaner, ja sogar hoch oben im Norden dm Finnen, Lappen, und wie die interessanten Völker alle heißen, alles, alles müllerl. um unsere blutarme, engbrüstige Generation umzugestalten zu Idcoloestalten, wie sie das alte Hellas nui in wenig Statuen der Nachwelt hinterlasscn hat. I. P. Müllen „hat's erreicht". Schon in neun Sprachen produziert er petzi nach kaum einem Jahre sich und sein System. Ein Teufels kerl, der I. P. Müller! Ein böser Konkurrent sür alle die andern, die ebenfalls iiir Kraft, Schönheit, Gesundheit und alles, was das Herz sich ^wünscht, ihre unfehlbaren Mittel anpreisen. Jawohl, aber sie kosten Geld und Helsen meist nicht viel, müllern aber kostet nichts nnd Hilst I. P. hat's uns ja kürzlich selbst bewiesen, in Löbtaus „Missenhalle". Ohne Apbarat, bloß mit Badehose! Und auch diese kann zu Hause iw stillen Kämmerlein ohne Bedenken weggelastcn werden. Etwas Haus-Inventar, wie Bett, Fußschemel, Gießkanne. Wachstuch. Handtuch, waren die gesamten Erfordernisse. Der Saal brechend voll, lange vor Beginn der Vorstellung oder richtiger Vor führung kein Stehplatz mehr zu baben, und dabei — leider — noch die Musen — pordon die Damen — ausgeschlossen! Die armen Damen! Nntcr ihnen gerade Hot I. P. seine oller- gelreueste Anhängerschaft. Warum gönnt man ihnen nur das Abbild, nicht die Wirklichkeit Lessen, was ihr Herz so sehr er füllt? Warum mußte unserem schönen Geschlecht verschlossen bleiben, was den Kopenhaaenerinnen zu sehen erlaubt war? Wasser aus die Mühle der Anita Augsourg. Lina Morgenstern und aller wahren Frauenrechtlerinnen! Ein Gutes halle er aber doch, der Ausschluß der holden Weiblichkeit-, für uns Männer wäre ohne ihn vermutlich nicht viel Platz geblieben. Vielleicht hätte ich mir ohne 'bn aar eine«
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