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wird dem Lesern van Dr«d« «U» Umgang -« Tag« vorher b«»tt« al. Hbe«tl'^«rgade plgestellt, wahrend «, di« Voft-Lbonnenten «, Morgen in ein« Telmntauogabe erhallen. VS. Jahrgang, äk SSV. Mittwoch. IS. Oktober ISIS. vez«g»-«übShr »I«nelllhrl. ,»r Dre». e«> bei täglich,w«t. «i-»»«r Zutramin, (an Sonn, und Montagen nur einmal» 2,da M., durchauewilrttg« K»m. mtlllandr« dt, S,i0 M. Ute« einmaliger Zu. pelluna durch dt« Poll »M. (ohne Bestellgeld», vualand: Oester- reich-Ungarn d,«L Nr., Schweiz d,Sd grt»., Italien 7,17 Lire. — Hochdruck nur mlt deutlicher Quell«», »»gab« („Dreedner Nachr.">,uIMg.-Un. verlangie Manuskripte »erd. nichtausdtwahrt. Telegramm-Adresse: Nachrichten Dresden. 188V Druck und Verlag von Liepsch 6c Reichardt in Dresden. Hauptgeschäftsstelle: rNarienstrahe 58/^0. Sammelnummcr für sämtliche Telephonanschlüssc: 25241. Nachtanschluß: I I. Anjeigen-Dartf. Nnnohm« von Nnklln- diaungen dt» nachm. » Uhr. Sonntag» nur Morienstraste »8 von 1> di» >/,l Uhr. Die rinspaliige Zeile (etw» 8 Silben» »0 Pt , die zweispallige Zeile ous Lertskite 70 Pt., di» zweispolt. Reklame»,!» I.L0 M.. gamtllen Nachrichten au«Dr«». den die einspatt. Zeile 2!> Ps. — In Rum- men, nach ch»»». und geiertag«» erhdhier Tarif. Aurwttrttge Au,träge nur gegen Vorausbezahlung. JededBeiegblattloPl. 34 Lckioss-Sli'asss 38 38 Leliloss-Lli'asss 34 :: Qsmälc!e-^uss1e>lun§ :: vl'S8c>6NSs' i<ÜN8l>6k'. ILrv ortrge Lessi?. Die Einberuf ungdcrStändeversammlung für den 11. Stiivcmb er wird jetzt amtlich bekannt- gegeben. Zum Bvrsitzendcn des Kompctcnzgerichtshofcs wurde der Präsident des Obcrlandcögerichts D r. Gehler ernannt. Die Einstellung der Rekruten bei den Infanterie- Truppenteilen des 12. und 19. Armeekorps findet heute und morgen statt. Das große LoS der sächsischen Landeslotterie fiel auf Nr. 77 662 nach Bautzen. Der Kaiser ist heute vormittag unter begeisterten Kundgebungen der Menge in Trier eingetrossen. Zum Präsidenten der Ständigen A u S st c l l u ng s - kom Mission für die deutsche Industrie wurde Geheimer Negierungsrat Professor Dr. Busley bestellt. Im Kohlenbergwerk „Universal"' bei Car» biss ereignete sich heute eine Explosion, wobei 760 Ar beiter verschüttet wurden; dieZahlderTote« beträgt wahrscheinlich 1S6. Der mexikanische Präsident Huerta will di« Mehr zahl der verhafteten Abgeordneten vor Gericht stellen lasten. Neueste Drahtmeldougeu vom 14. Oktober. Verhängnisvolle Explosion in einer Kohlengrube. 156 Bergleute tot. London. In dem Kohlenbergwerke „Universal" bei Cardiff ereignete sich heute vormittag, als sich 790 Arbeiter im Schachte befanden, eine Explosion. Cardiff. Von den Lei der Explosion aus dem Kohlen bergwerk „Universal" verschütteten 760 Bergleuten wurden 327 lebend wieder ans Tageslicht befördert. Außerdem wurden 6 L«ichcn geborgen. Man glaubt, dab sich die Zahl der Toten aus 150 beläuft. Die Explosion erfolgte zwischen 6 nnd 7 Uhr. als die Dageöschicht schon ange- jahren war. Der Kaiser in Trier Trier. Die Stadt Trier hat sich zum Kaiserbesuchc auf das reichste geschmückt. Fahnen, Flaggen, Lorbeerbäume und Palmen zieren die Straßen. Das Wetter ist sehr schön. Zahlreiche Svndcrzüge bringen Schaulustige aus der Pro vinz. In den vom Kaiser zu durchfahrenden Straßen bildet sich eine dichte Kette von Zuschauern. Dte Garnison Trier tritt zur Spalierbildung vom Bahnhöfe bis zur Porta Nigra an. Tort schließen sich Kricgcrvereine, Innungen und Schulen an. Der Kaiser ist mit Gefolac im Sonderzuge 6 Uhr 35 Min. auf dem Hauptbahnhofc eingetroffen, wo er vom Obcrpräsidenten Freiherrn v. Nheinbaben empfangen wurde. Der Kaiser begab sich im offenen Auto unter be geisterten Kundgebungen der Menge an der Porta Nigra vorbei nach der neuen K a i s c r - W i l h e l m - K i r ch e. Bo« der Ausstellnugskommissiou für die dcutschc Industrie. Berlin. In der soeben stattgchablc» Plcnar- B o r st a n d s s i tz u n g der Ständigen Ansstellnngslomniis- sion für die deutsche Industrie, an der die ständigen Vcr- treter des Auswärtigen Amts, des Neichsamts des Inner», dcö preußischen Handelsministeriums, sowie des Deutschen Handelstages teilnahmc», hat Geheimer Kommerzienrat Goldberger unter allseitlgem Ausdruck anerkennendsten Dankes und zugleich herzlichsten Bedauerns mitgeteilt, daß er in Ausführung seiner bereits Mitte Mai d. I. gemachten schriftlichen Ankündigung aus zwingenden Gesundheits rücksichten mit dem heutigen Tage das von ihm seit sieben Jahren verwaltete Amt alö Präsident der Kommission nicderlcgt und aus deren Borstand ausscheidct. Tie ihm angctragcne Ehrung, weiterhin als Ehrenpräsident zu fun gieren. hatte Geheimrat Goldberger von vornherein ab- gelchnt. Auf seinen Vorschlag ist als Vertreter der Zen tralstelle für Vorbereitung von Haiidclsvcrtrügen, der das Prüscntationsrecht hierfür zusteht. Geheimer Ncgierungs- rat Professor Dr. Earl Busley einmütig zum Präsi denten der Kommission bestellt worden. Die Posten der beiden Vizepräsidenten sind — gleichfalls satzungsgemüß — durch Delegierte des Zcntralvcrbandcö Deutscher In dustrieller und des Bundes der Industriellen besetzt. Gerichtliches Nachspiel zur Krupp-Affäre. Berlin. tPriv.-Tcl.j Zu den gerichtlichen Nachspielen der Krupp-Affäre kam heute ein neuer Prozeß vor dem Kriegsgericht der Königl. Kommandantur zur Verhand lung. Angcklagt ist der Zeugfeldwebcl Lindc, der früher bei der Artillerie-Prüfungskommission war und einer von den Beamten ist. die als Nachrichtenlicscrantcn für die Firma Krupp in Betracht kommen. Linde hat zugegeben, dem Brandt Zusammenstellungen über Bersuche der Fuß- und Feldartillcric ausgehändigt zu haben, will aber keiner lei Entschädigung dafür erhalten haben. Fernflüge deutscher Flieger. Berlin. sPriv.-Tel.) Viktor Stocsflcr. der in der Nacht zum Montag auf seinem Doppeldecker einen Flug um den großen Preis der Nativnalslugspcnde einlcitctc, wegen Mvtorschivicrigkeiten bei Frankfurt a. O. aber um- kehrcn mußte, stieg in der vergangenen Nacht in Johannis thal auf und flog nach Posen, wo er 2 Uhr 55 Min. landete. Nach Durchsicht der Maschine und Einnahme frischen Betriebsstoffes erfolgte der Wiederaufstieg, der de» Piloten zunächst nach Johannisthal zurückbringen sollte. 3 Uhr 30 Min. erfolgte der Abflug, und Groß-Berlin war bereits in Sicht, als der Motor aussctztc und der Flieger kurz vor Johannisthal zu einer Zwischenlandung ge zwungen wurde. Der sofort festgcstelltc Magnctdesekt war bald behoben. Der Abflug erfolgte glatt, und 6 Uhr 6 Min. landete Stocfslcr auf dem Flugplatz Johannisthal, nachdem von ihm über 500 Kilometer zurückgclegt worden waren. Nach Auswechslung des Magneten und Ergänzung des Betriebsstoffes setzte Stocsflcr seinen Flug 6 Uhr 45 Min. fort, um zunächst Mühlhausen i. E. zu erreichen. — Robert Thelcn, der nachts 12 Uhr 31 Min. auf seinem Albatros-Doppeldecker aufgcsticgen war, um mit seinem Begleiter, dem Kapitänleutnant Berthvlö, zunächst nach Königsberg i. Pr. zu fliegen, hat dieses Ziel früh 5 Uhr 55 Min. erreicht. Er landete bei der Königsbcrgcr Ballonhalle und setzte nach einstündigcm Aufenthalt um 7 Uhr seinen Flug fort. Schwerer Unfall eines Poftautomobilö. Jena. lPriv.-Tel.) Heute vormittag gegen 10 Uhr rannte das Postauto in der Nähe von Unterweiß bach im oberen Schwarzatale in voller Fahrgeschwindigkeit gegen ein Brückengeländer, durchbrach cs und stürzte etwa fünf Meter tief in den Fluß hinab. Sechs Insassen, sowie der Führer wurden dabei schwer verletzt. Zwei von den Schwerverletzten mußten in die chirurgische Klinik nach Jena gebracht werden. Ein flüchtiger Bankdirektor als Frcmdcnlcgionär. Greiz. Nach den beim hiesigen Landgerichte ein gegangenen Nachrichten befindet sich der aus Zeulenroda verschwundene B a n k d i r c k t v r S t o ck, der den dortigen Bankverein um etwa 300 000 Stark schädigte und dann flüch tig wurde, bei der französischen Fremdenlegion, und zwar beim zweiten Regiment in S a i d a. Es soll der Antra? aus Auslieferung gestellt werden. Zum Untergang des Marinelustschisscs „L. 1". Geestemünde. Die Leiche des bei dem Untergänge des Marinelustschisscs „L. 1" ertrunkenen Oberleutnants Freihcrrnv. Maltzahn ist durch den Füchdampscr „Inno" gelandet worden. Delcass'-s Rückkehr nach Pcteroburg. Paris. Der französische Botschafter am russischen Hofe De leas so, der ursprünglich erst Anfang November aus seinen Posten zurückkehrcn sollte, wird sich bereits am 2 2. Oktober nach Petersburg begeben. Der Staatsstreich dcS Präsidenten Huerta. Mexiko. Präsident Huerta hat dem amerikanischen Geschäftsträger O'Shaughncssy die Versicherung gegeben, daß den verhafteten Abgeordneten kein Leid geschehe» werde. Die Mehrzahl von ihnen werde allerdings vor Gericht ge stellt werden. Koburg. Vom Hose der Herzogin-Witwe Marie von Sachscn-Koburg und Gotha ist die ..Koburgcr Zig." ermächtigt, folgendes zu veröffentlichen: Tic Gerüchte über eine Verlobung der Prinzessin Elisabeth von Rumänien mit dem Kronprinzen von Griechenland sind frei erfunden nnd beruhen vollständig auf Unwahrheit. Tie jungen Fürstcnkindcr haben sich überhaupt noch nie gesehen. Madrid. Tic „Agcnce Havas" bezeichnet die Meldun gen, der König von Spanien beabsichtige nach Wien und nach Rumänien zu reisen, alS u n r ichti g. Sertliches und Sächsisches. Dresden, 14. Oktober. —* Als Ehrendienst ,n dem heute cintrcsscnden G roß fürsten Kyrill von Rußland sind Gciicralm>aior v. Watzdorf, Kommandeur der 24. Feldartillcric - Bri gade, und Oberst Fvrtmnllcc. Ehcf des GeneralstabeS des 19. Armeekorps, befehligt worden. —* Der sächsische Gesandte in Wien, Gras Rex. ist vom Urlaub zurückgckehrt und Hai die Geschäfte der Ge sandtschaft wieder übernommen. —* Ter Präsident des Oberlandesgerichiö Tr. Gcßler wurde zum Vorsitzenden und der Präsident des Obcrvcrwal- tungsgcrichts Tr. v. Oppen, sowie der LcuatSpräsidcnt am Obcrlandesgericht Dr. Rudert zu Mitgliedern deS Kom- pcteuzgerilhtshoss ernannt. —* Dem Direktor der 4l. Bczirksschulc in Dresden Brückner wurde das Ritterkreuz 2. Klasse vom Verdienst orden, dem Bürgcrschnl-Oberlehrcr Liiltge in Leipzig daS Ritterkreuz 2. Klasse des Albrechtsorücns, sowie den Ober lehrern Pfeifer in Dresden und Kanior Schönbach in Altlöban das Verdienstkreuz anläßlich ihres Ucbertritts in den Ruhestand verliehen. —* Der Landwirt R c n t s ch in Bautzen hat mit Mut und Entschlossenheit ein Kind vom Tode dcS Ertrinkens ge rettet. Für diese Tat wird ihm von der KrciSbanvtmann- schast Bautzen Anerkennung ausgesprochen. Kunst und Wissenschaft. T* Mitteilung ans dem Burea« der König!. Hostheater. Im Opernhansc werden Donnerstag, den 16. Oktober, Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg" gegeben. Die Besetzung der Hauptpartien ist wie folgt: Hans Sachs: Herr Soonmr, Walter Stolzing: Herr Lölt- gcn, Beckmesser: Herr Ermold, Kothner: Herr Zuvor, Pog- ncr: Herr Zottmanr, David: Herr Rüdiger, Eva: Frau 'Rast, Magdalenc: Frl. v. Normann. Beginn der Vor stellung: 0 Uhr. Mitteilung auS der Kanzlei des Albert-Theaters. Sonntag, den 19. Oktober wirb nachmittags IsH Uhr zu ermäßigten Preisen „Der Verschwender" von Ferdinand Raimund in der Neuaus stattung zur Aufsithrung gebracht. Karten zu dieser Vorstellung sind bereits setzt in allen VorvcrkausSstellcn wie auch an der Theater kasse erhältlich. 1» Walther Bachmann und Adolf Redner gaben gestern im Palmengarten ihr erstes Kammerkonzert in Form eines Sonaten-Slbcnds. Sic spielten Jngendwcrke zeit genössischer Komponisten, von denen Reger und Strauß cs jetzt so herrlich weit gebracht. Ob es Volkmar Andrcae, dem Dirigenten der Sinfonickonzertc der Züricher Tvn- haUcngescllschaft. einem in der Schweiz bereits sehr ge feierten Musiker, gelingen wird, einst gleichfalls eine so geachtete Schöpfcrposition einzunehmen, erscheint nach dem Inhalte seiner D-Dur-Sonate (Op. 4) zumindest nicht sicher. Immerhin bietet er keine schlechte Musik, und das süße, von vollgrtffigen. weichen Akkordfolgcn auf dem Klavier gestützte Lento und der im Rhythmus frische, thematisch leicht eingängige Finalsatz gefällt dem Publikum. Lehr zahm gibt sich Neger in seinem Op. 1, einer T-Moll- Sonate, die noch viel zu viel dem Klavier zu tun gibt und wie ein Chamäleon in allerlei Farben schillert, nämlich bald in Mendelssohnschen, Schumannschcn, Brahmsschcn, sogar auch in Beetljovcnschcn. Am besten gelungen ist dem jungen Reger das Scherzo, in dem das wirbelnde Tanzstück des ersten Teiles ebenso ungeniert auf melodisch-rhyth mische Wirkungen ausgeht, wie das im Ecossaiscnstilc ge haltcne Mittclstttck. Auch Richard Strauß folgt in seiner Es-Dur-Sonate tOp. 18) von 1887 noch guten Vorbildern, aber er zeigt schon einen ganz eigenen beherzten Auf schwung in seiner Thematik. Die Herren Bachmann und Redner spielten ihr zwar nicht aufregendes, aber amüsan tes Programm mit viel Ausdruck, Feinheit und reifer Technik. In Herrn Rebner, dem Begründer des bekann ten, nach ihm sich nennenden Frankfurter Streichquartetts, lernte man einen Geiger von respektablen Fähigkeiten kennen, der über Geschmack, kultivierte Tongebung und soliden Bogenstrich verfügt. Jedenfalls darf man von diesem neuen Kammcrduo noch manchen guten Genuß er warten. DaS Publikum ließ eS an herzlichem Verfall nicht fehlen. 6. X. -f* Die Litterarischc Gesellschaft leitete am Montag abend im Künstlerhanse ihre Wtntertätigkeit mit einem Bortrag des Herrn Dr. Friedrich Naumann sBerlin) ein. Nach einer Begrüßung und mehreren geschäftlichen Mitteilungen -es Herrn Majors Nicolai behandelte der bekannte Schriftsteller und Parlamentarier das Thema: „Die Folgen der Weltwirtschaft für das geistige Leben". Den Ausführungen des Redners, die mit einem seinen, erfrischenden Humor durchsetzt waren, lag etwa der folgende Gcdankengang zugrunde: Die neue Tatsache des letzten Jahrhunderts sei der Verkehr. Mindestens 300 Milliarden Mark habe man es sich kosten lassen, um das VerkehrSinstrumcnt, die Eisenbahnschienen, zu legen, eine Summe, die ungefähr dem gesamten Wohlstand des Deut schen Reiches entspreche. Dazu kämen dte Telegraphen, die Post, die Schisse, die Kabel. Während früher die Mensch heit ihren Kutscher sozusagen nebenbei gehabt habe, delegiere sie heute einen ganz bestimmte» Bestandteil von sich ab für diese Vcrkchrsidec, die zunächst entstanden sei auS materiellen Gründen, um des Profites nnd des Handels willen. Sie trete an die Stelle alter Gewohnheiten nnd einheimischer Be triebe und eS rolle auf diesem BerkchrSapparat einher der N o r m a l m c ch a n i s m u V der Modernität. Die ganze Erde werde durch die Eisenbahnschienen unter eine gewisse Normalkultur gebracht, die nicht darnach frage, ob früher etwas da war, das feiner oder weniger sein war, di« eingesetzt werde in die alte .Handwerkskultur der Chinesen genau so wie in das Land der Hottentotten. Ans diesem all gemeinen Hintergrund entstunden nun auch geistig« Wandlungen, die sich in den nichtabcndländischen Völkern noch viel gewaltsamer vollzögen als bei uns. Sir zeigte» sich zunächst beim Einzclmcnschen darin, daß daS, was er in seinem Bewußtsein aufnehmc, sich außerordent lich vermehre. Die Zeitungen überschütteten ihn mit Nach richten aus aller Welt. Heute erfahre der DurchschnittS- bürgcr, wenn er etwa ans den „Berliner Lokal-Anzeiger", die „Woche" oder die „Dresdner Nachrichten" abonniere, täg lich mehr als Napoleon vor 100 Fahren. Der Kincmato- graph vermehre cs noch. Was der Mensch freilich damit an- fange, sei eine ganz andere Lache. Wenn durch viele Bilder die Menschheit gebildet würde, wie unheimlich gebildet müßte sie werdenI Nnd in London sehe man dieselben Geschichte« wie in Neapel. Die Menschheit werde fabelhaft einheitlich auf diesem Gebiete. Zwischen alle» diesen Apparaten sind« der einzelne Mensch gar nicht mehr die Zeit, das Einzelne zu erlebe», weil eins daS andere dränge. Der alte Mensch habe das Wenige, was er erfuhr, mit seinem Gefühl umgeben, aber die Fülle der neuen Erscheinungen in der Gegenwart führe zu einer Verminderung deS inneren An teils, ja zu einem Nbsterbcn der Möglichkeit dazu. Die Quantität erdrücke -aS zarte moralische Empfinden. Auch in der Wissenschaft und in wissenschaftlichen Betrieben' sei diese internationale Ouantität zu spüren. Heute könne kein Wissenschaftler mehr sein eigenes Fach übersehen. Dazu