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Mittheilnugett über örtliche und vaterländische Angelegenheiten. Sechster Jahrgang. Ad o vker ochenblatt. Preis für den Jahrgang bei Bestellung von der Post St Neugroschen, bei Beziehung des Blatte« durch Botengelegenheit 1» Neugros<j>en. 49. Erscheint jede Mittwoche. 8. Pe;br. 1841. Gtschichttichrr Vnkblick auf die Kannover'sche Vcrfaffungsfrugc. Die Hannoversche Ständeversammlung wird in diesen Tagen, den 2. Dezember, wieder zusammen treten. Sie ist bei der Bekanntmachung des Königi. Kabinetts-Ausschrribeus vom 16. November d. I. oie achte genannt, wahrscheinlich um damit anzudeutcn, dass sie an die früheren, nach dem alten Staats- grundgeseze gehaltenen, sich aufchiicssc und zwischen ihr und den früheren ein Unterschied nicht Stall finde. Ein Landtag dauert, wie das neue Slaats- grundgescz von Hannover vom 1. August 1640 be- sagt, 6 Jahre lang, cs wird aber alte 2 Iahte eine „Diät" gehalten, oder mit andern Worten: aller 2 Jahre ist Landtag, aber die Abgeordneten sind für 3 Landtage und mithin auf 6 Jahre gewählt. Da nun der erste Landtag nach der Publikazion des neuen Grundgcsczcs am 14. April 1641 ausgeschrieben wor den ist, so wäre im ordnungsmasigen Gange dc: Dinge zu einer neuen Ständeversammlung eigentlich noch nicht Zeit. Es ist aber nicht zu vergessen, da» der vorige Landtag durch die bekannte Proklamazion vom 1». Juli d. I. noch vor vcrsassuugsmasigcr Er lcdigung der von ihm zu belachenden Arbeiten wieder aufgelöst ward, so dass nun die dcrmaligc Ständevcr- sammlung fortsczen soll, was die vorige nicht beendi gen konnte. Wenn wir cs unternehmen, unseren Lesern über den Stand der Dinge in Hannover in den nachste henden Zeilen eine kurze Zusammenstellung zu geben, so wird dies, wie wir zuversichtlich hoffen, einer Misbilligung um so wrniger zu unterwerfen sein, als Betrachtungen über oas koustituzioueUc Leben ccr Tendenz unseres Blattes ganz vorzüglich entspre chen und daher auch, so oft duz» Zeit und Gelegen heit war, von uns angcstellr worden sind. Dass wir diesmal zum Gegenstände unserer Betrachtungen, Statt hcimachlicher Zustande, ein uns entfern:er ste hendes Gebiet wäblcn, wird keiner Entschuldigung aedürsrn, da cincS Theils die Ennvikelung und Fort ¬ bildung des konstituzionellcn Lebens in seiner All gemeinheit von Interesse ist, dasjenige aber, was einem teut sehen konstiruziollcn Staate begegnet, für den andern nie ein fremdartiger Gegenstand sein darf. Wäre jedoch noch ein besonderer Grund für die Besprechung der Hannover schen Zustände geltend zu machen, so würden wir ihn darin finden, dass es zu ähnlichen Betrachtungen über unsere eige nen Zustände Gottlob! an Stoff gcb-ichc und in der gegenwärtigen der wohlthucnde Trost liegt, dass, wenn bei uns auch noch lange nicht Alles so ist, wie es von vielen Seiten nicht mit Unrecht gewünscht werden mag, unsere konstituzioncUcn Verhältnisse doch, denen unseres unglüklichen Brudervolkes gegen über, ganz äusser dem Bereiche allcrVcrg'cichuug liegen. In die Urgeschichte der Hannover schen Wirren jurükzugehen und das traurige Kapitel dieses Verfas- lungsstrcitcs von vorn anzufangen, würbe zu weit führen. Empfindet ja doch auch den Totaleindruk, den diese Begebenheit gemacht hat, im gesummten leutschen Volke noch männiglich zu schmerzlich und schweben die Hauptthatsachen dieses Geschichtsab- schm'ltes unserem Gedächtnisse noch zu deutlich und lebhaft vor, als dass cs nöthig und fruchtbringend wäre, hier noch einmal das ganze Drama vorzufüh- rcn. Unser Zwek ist nur,j das Lczte und Neueste zu sammen zu stellen, was sich in dieser Angelegenheit begeben hat. Dazu wird es gnügen, mit einigen Andeutungen, an den lezten, durch die oben schon er wähnte Proklamazion ausgelösten Landtag angcknüpft, zu beginnen, und dann aus den Vorabend des neuen Landmgs überzugehcn. Was dieser selbst bringen wird, wissen wir zwar Alle noch nicht, cs zu erra- then aber, ist unschwer.-) ') Naco den neuesten Nachrichten ist der Hannovcr'sche Land tag durch t.n Prinzen Bernhardt zu Selms-Braunfels, als königl. Kommissar, am 2. Dezember wirklich eröffnet werden, durch den König ieibst nicht, weil er wahrend der Trauer über den Tod seiner Gemahlin, bei keiner öffentlichen Feierlichkeit za erscheinen entschlossen ist. Die Eröffnungsrede schloff mit den Worten: „Gott segne den König! „Bott segne dieses glükliche Land!"