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Dresdner Journal : 30.01.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189901303
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-01
- Tag 1899-01-30
-
Monat
1899-01
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 30.01.1899
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ve,»,»»ret» Wtr Dresden vierteljährlich: »Marl SOPf, bei den Sailer» M dkul'ijkn Pvy.luy.illcn Arrteljährltch » Mark; außer» halb de« Deutschen Reiche» Poft» und Stempelzuschlaa tinzelae Nummern: 10 Pf Grfchetne»: Täglich mit Ausnahme der Soun» und Feiertag« abend» Fern fpr.»Anfchluß:Nr. HOL Dresdner M Mmml. AnkündtiuniSiedühren: Für den Raum einer gespal- denen Zeile kleiner Schn», »0 Pf Unter „Linaech cht" di« Zeile Lü Pf Bei Tabrüen» und Ziffernlatz entsprechender Aufschlag Hera» »,ebrr. »vaiglich« Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwlngerstr SO F«rnspr »Anschluß: Nr ISA». ^24. Montag, den 30. Januar abends. 1899. Amtlicher Teil. Dresden, 30. Januar. Se. Majestät der König und Ihre König!. Hoheiten der Prinz Georg und der Prinz Johann Georg, Herzöge zu Sachsen, sind am vergangenen Sonnabend von Berlin nach Dresden zurückgekehrt. Dresden, 30. Januar. Se. Königl. Hoheit der Fürst von Hohenzollern traf vorgestern nach mittag« 4 Uhr 27 Min. hier ein und nahm in der Königl. Villa Strehlen Quartier. Höchstderselbe reiste gestern, Sonntag nachmittags 2 Uhr 15 Min. von hier wieder ab. Dresden, 30. Januar. Mit Allerhöchster Ge nehmigung ist der Privatdozent und 2. Prosektor an der anatomischen Anstalt der Universität Leipzig Ur. HanS Held zum außeretatmäßigen außerordent lichen Professor in der medizinischen Fakultät der Universtät Leipzig ernannt worden. Se. Majestät der König haben der Inhaberin einer Weinhandlung und Konditorei Emma verwitwete Horn geb. Lansky in Meißen das Prädikat „König liche Hoflieferantin" Allergnädigst zu verleihen geruht. WekannLinachung. Unter Bezugnahme auf den BundeSratSbeschluß vom 22. Februar 1894, betreffend die Prüfung von Nahrungsmittel-Chemikern, werden in dem nach stehenden Verzeichnisse die Namen der in Gemäßheit der Verordnung vom 23. Juli 1894 (Gesetz- und Verordnungsblatt Seite 139 flg.) während de- Jahres 1898 von den zuständigen Prüfungskommissionen zu Dresden und Leipzig unter Verzicht auf die Prüf ungen und deren Vorbedingungen oder nach Ab legung der Prüfung für befähigt erklärten und von den unterzeichneten Ministerien mit Befähigungs ausweisen versehenen NahrungSmittel-Chemiker ver- öffentlicht. Dresden, den 7. Januar 1899. Tie Ministerien des Innern und des Kultus und öffentlichen Unterrichts. v. Metzsch. von Seydewitz. Auerbacy. Verzeichnis der im Jahre 1898 mit BefähigungsauSweisen versehenen Nahrungsmittel-Chemiker. Nichtamtlicher Teil. Lsde. Nr. Namen Geburt«- bez AusenthaliSort. unter Verzicht auf die vor gesehenen Prüfungen und deren Vorbedingungen. Vucat 0 auf Grund bestandener Prüfung. t. Thiele, Peter Karl Heinrich Dresden. Zetzsche, Franz Moritz Eduard Chemnitz. Lozialdemotratisches. Ter „Vorwärts" hatte neulich geschrieben, daß Teatschland in der wirksamen Fürsorge für das Wohl der Arbeiter allen anderen Kulturstaatcn voraus sei liegt eben nicht in den Schlußfolgerungen einer ob- giebt offenbar den früher noch zur Erwägung ge stellten Gedanken auf, ihre Propaganda auf die Bauernschaften zu erstrecken, und drückt das nach ihrer Art so aus, daß der Bauernstand durch die Entwickel ung der kapitalistischen Wirtschaft dem Verderben preiSgegeben werde. Die „Post" führt diese ent schiedene Gegnerschaft der Sozialdemokraten gegen den gewerblichen und den landwirtschaftlichen Mittelstand als einen neuen Beweis dafür an, eine wie starke Stütze Staat und Gesellschaft in einem kräftigen Mittelstände besitzen, und wie im besten Sinne staat«- erhaltend daher die in der Kaiserrede von Bielefeld proklamierte Mittelstandspolitck ist. sondern in der Üeberzeugung, daß die Sozialdemo kratie in den Bauernschaften noch weniger Fuß zu fassen vermag, als im gewerblichen Mittelstände; sie Tagesgeschichte. Dresden, 30. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin und Se. Königl. Hoheit der Fürst von Hohenzollern besuchten gestern vor mittag von 10 bis 11 Uhr den GotieSdienst in der katholischen Hofkirche. Nachmittags 2 Uhr 15 Min. reiste Se. Königl. Hoheit der Fürst von Hohenzollern von hier wieder ab. Ihre Majestät die Königin gaben Höchst- demselben das Geleit nach dem Bahnhofe. Schranken umgeben als bei uns. Richtig und un befangen betrachtet, haben ei die Kutschen Arbeiter also besser als die englischen — Auf einem der letzten sozialdemokratischen Parteitage ist bekanntlich eine Einigung über das Agrarprogramm der Partei nicht erzielt, die Frage «inem spätern Parteitage überlassen worden. Seitdem Ist man auf diese Streitfrage nicht zurückgekommen, und auch der letzte Parteitag in Stuttgart hat sich mit diesem Gegenstände nicht befaßt. Man scheint endgiltig zu einem negativen Ergebnisse gekommen zu fein, wenigsten- gelangt der Theoretiker der Partei, KautSki, in einer von ihm kürzlich veröffentlichten Schrift zu dem Schlüsse, daß für den landwirtschaftlichen Mittel- und Kleinbetrieb in der kapitalistischen Wirt schaftsordnung kein Platz sei, daß daher die Bauern schaften rettungslos dem Untergange geweiht seien. Die Aufstellung eines AgrarprogrammS im Sinne der Erhaltung der Bauern sei daher schon aus diesem Grunde für die Sozialdemokraten verfehlt. Das sozialdemokratische Parteiblatt fügt hinzu, daß man auch auS politischen Gründen Bedenken tragen müsse, einer auf die Erhaltung der Bauern gerichteten Politik zuzustimmen, weil man Gefahr laufe, sich da durch den Boden bei den ländlichen Arbeitern, namentlich in Norddeutschland, abzugraben. Der gewerbliche Mittelstand, namentlich das Handwerk, ist bekanntlich längst schon von den Sozialdemo kraten auf den Aussterbeetat gesetzt worden; cs wird von ihnen als eine rückständige Be triebsform auSgegeben, welche notwendig zwischen den Großbetrieben und der besitzlosen Masse der Arbeiter zerrieben werden müsse. Jetzt ist man offenbar zu dem gleichen Schluffe betreffs des ländlichen Mittelstandes der selbständigen Landwirte gelangt, obwohl die Statistik beweist, daß, während gewisse Zweige des gewerblichen Mittelstandes der Zahl nach in der That abgenommen haben, und die Gesamt zahl sich nur dadurch einigermaßen auf der früheren Höhe hält, daß, namentlich innerhalb der Großbetriebe, ein neuer Mittelstand heranwächs», die Zahl der mitt leren und kleineren selbständigen ländlichen Betriebe bei uns stetig wächst, die Zahl der ganz großen da gegen zurückgeht. Der Grund der abfälligen Beurteil ung des Bauernstandes seitens der Sozialdemokraten sation der Gesellschaft" hat es nach dem Geständnis der sozialdemokratischen Führer noch gute Wege; man weiß dort selbst noch gar nicht einmal, nach welchem Plane man „beseitigen" und neu „organisieren" will. Also ist die Sozialreform, welche die Sozialdemokratie im Parlament und außerhalb desselben verficht, nach der Darstellung des „Vorwärts" auch nicht- weniger als eine „wahre" Sozialreform. Daß die sozialdemo kratische Partei ihre Reformanträge nur der „Reklame" wegen stellt, ist zwar bekannt; dis jetzt aber hat sie noch stets behauptet, damit das Wohl der Ar beiter fördern zu wollen. Dem „Vorwärts" gebührt das Verdienst, festgestellt zu haben, daß die Sozialdemokratie trotz allen Geredes von dieser Sozialreform nichts wissen will, sondern daß sür sie Sozialreform und Sozialrevolution gleichbedeutend ist. Aus diesem Grunde stehen auch für die Sozialdemo kratie die Koalition-- und Organisationsfragen in erster Linie, und darum würden sie, wie wir schon neulich an dieser Stelle betonten, auf jede Fort führung des „StaatSsozialiSmuS" „pfeifen", wenn ihnen nur schrankenlose Koalition-- und Orgaiwations- frecheit bewilligt würde. Auf diesem Gebiete ist ihnen England allerdings rin beneidenswertes Land — aber nur scheinbar; denn die englischen Arbeiter besitzen nicht dos freie Wahlrecht, das wir in Deutschland haben, und das Koalitionsrecht ist dort mit stärkeren und daß man solche- beispielsweise in England nicht ohne Neid empfinde. Die Richtigkeit diesem Bemerkung steht außer Zweifel. Dem „Vorwärts" scheinen aber dennoch nachträglich Bedenken über seine ehrliche Aus sage beigekommen zu sein, denn er hat jetzt versucht, die Dinge gerade unter den entgegengesetzten Gesichts punkt zu stellen. Er hat die der großen Mehrheit ganz geläufige und bestimmte Unterscheidung von „Sozialreform und Sozialrev olution"erörtert und ist dabei zu dem Satze gekommen, daß Sozialreform „genau dasselbe" „dem Inhalte" nach bedeute wie Sozialrevolution. Er behauptet, wenn die Sozial reform ernsthaft gemeint sei, so heiße Sozialreform: Sozialrevolution auf gesetzgeberischem Wege. Bon diesem Satze au-gehend, kommt ins sozialdemokratisch: Hauptblatt zu dem Schluffe, um den es ihm sehr zu thun ist: eine solche Sozialreform hätten wir weder in Deutschland noch in England, folglich könnten wir sie auch in Deutschland nicht besser haben. Der „Vor wärts" braucht eben diese „eigenartige" Beweisführung, weil er den deutschen Arbeitern einreden will, die eng lischen Berufsgenossen hätten keine Ursache, sie wegen der zu ihren Gunsten erlassenen Sozialgesetze zu be neiden. Unsere segensreiche Sozialreform wird also mit einem Federstrich beseitigt und den „Genossen" wird weisgemacht, das sei weiter nichts als eine „Reform der Armen-Gesetzgebung", aber keine „wahre" Sozialreform, denn eine solche sei „außerhalb der sozialistischen Partei undenkbar". Eine „wahre" Sozial- reform müsse nämlich vor allem auf die Beseitigung der Ursachen de» sozialen Elends hinzielen. Da- ist nicht sehr überlegt geschrieben und so muß sich denn der „Vorwärts" von seiner alten „Freundin", der „Krelnztg." sagen lassen, daß er mit obigen Worten zugleich ein hartes Urteil über die sozialreformrrischen Forderungen des sozialdemokratischen Programms und über die sich an dieselben anlehnenden FraktionS- antiäge gesprochen hat. Wenn also das sozialdemo kratische Zentralorgan die „bürgerlichen" Sozialreformer zur kleineren Hälfte al« „Phantasten oder Utopisten", zur weitaus größeren Hälfte al» „Charlatane, Kur pfuscher und Reklamemacher" bezeichnet, so mag e« wählen, unter welche Kategorie eS die lettenden„Geuossen" rechnen will. Mit der „Beseitigung der Ursachen" oder wie der „Vorwärts" ergänzend hinzufügt: mit der „Beseitig- . r-—-> . . - ung des Kapitalismus und der sozialistischen Organt- l^tioen Würdigung der wirtschaftlichen Entwickelung, Um 5 Uhr nachmittags nahmen Beide Königliche Majestäten an der Familientafel bei Ihren Königl. Hoheiten dem Prinzen und der Frau Prinzessin Johann Georg im Palais Parkstraße teil, und abend» wohnten Allerhöchstdieselben der Aufführung des Lustspiels „Ein Erfolg" im Schauspielhause bei. Heute vormittag kamen Se. Majestät der König ins Residenzschloß und nahmen Vorträge der Herren S'aatSminister und HofdepartementSchefS sowie mehrere militärische Meldungen entgegen Nachmittags kehrten Se. Majestät wieder nach Strehlen zurück. Die Abreise Ihrer Majestäten des Königs und der Königin nach Leipzig wird heute abend 6 Uhr 30 Min. mit Sonderzug ab Strehlen erfolgen. In der Begleitung der Königl. Majestäten werden sich befinden: Ihre Excellenz Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk, Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl, Ober- Hofmeister v. Marlortie und Flügeladjutant Major v. Larisch. Ferner werden Ihre Excellenzen die StaatSminister v. Metzsch und I)r. v. Seydewitz mit nach Leipzig reisen und im dortigen Königl. PalaiS Quartier nehmen. Hau-marschall v. Carlowitz- Hartitzsch hat sich bereits heute vormittag nach Leipzig begeben, um die für den Allerhöchsten Aufenthalt nötigen Vorbereitungen zu treffen. Der Empfang bei Ihrer Excellenz der Frau Oberhofmeisterin v. Pflugk fällt morgen, Dienstag, wegen dienstlicher Abwesenheit Ihrer Excellenz au«. Es finden weitere Empfänge bei derselben nur noch am 7. und 14. Februar d. IS. statt. Wegen der heute Abend erfolgenden Abreise Ihrer Kaiser!, und Königl. Hoheit der Frau Prinzessin Friedrich August nach Italien, kommen die Empfänge bei der Palastdame Gräfin Einsiedel von morgen ab in Wegfall. Im Allerhöchsten Auftrage Ihrer Majestät der Königin wohnte der Oberhoftneister, Generalmajor v. Malortie heute vormittag l l Uhr der Einsegnung der am 26. Januar verstorbenen Fran Gräfin Catherine v. Wallwitz geb. v. ObreScoff in der russischen Gesandtschaftskirche hierselbst bei. Dresden, 30. Januar. Heute nachmittag um 5 Uhr findet bei Sr. Königl. Hoheit dem Prinzen Georg im PalaiS Zinzendorfstraße eine größere Tafel zu 32 Gedecken statt. Dresden, 30. Januar. Se. Excellenz der Hr. Finanzminister v. Watzdorf bat sich zur Erledigung amtlicher Geschäfte auf einige Tage nach Berlin be geben. Dresden, 30. Januar. Nach an zuständiger Stelle eingezogener Erkundigung entbehrt die in der letzten Sonntagsnummer eine- hiesigen Blattes gebrachte Notiz, daß im nächsten Staatshaushaltplan ein Königl. Gymnasium für Riesa vorgesehen werde, der that- sächlichen Begründung. Deutsches Reich. * Berlin Bei Ihren Kaiserlichen Majestäten sand am Sonnabend abend im Königl Schlosse zu Berlin eine Tafel statt, an der Se Kaiser! und Königl Hoheit der Kronprinz und Se Königl. Hoheit Prinz Eitel-Friedrich von Preußen, Ihre Königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin von Baden, Se Königl. Hoheit der Großherzog von Sachsen, Ihre Hohelten der Herzog und die Herzogin Johann Albrecht zu Mecklenburg, Ihre Königl. Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin von Baden, Ee Königl Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen, Ihre Hoheit die Herzogin zu Schleswig-Holstein, Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin Friedrich Ferdinand zu Schleswig-Holstein- Sonderburg-GlückSburg, Se. Hoheit der Prinz Bernhard Heinrich von Sachsen-Weimar, Se Durchlaucht und Ihre Königl. Hoheit der Prinz und die Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe, sowie die betreffenden Gefolge vom Dienst, ferner der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe- SchillingSsürst, Fürst und Fürstin Anton Radziwill, Fürst Kunst und Wissenschaft. N» Königl. Schauspielhaus. — Am 29. d. Mw.: „Ein Erfolg", Lustspiel in vier Akten von Paul Lindau. (Neu einstudiert) Der Lärm, den vor einem Bierteljahrhunderte da» Lustspiel „Ein Erfolg" erregte, ist in dem viel größeren Getöse der nachfolgenden litterarischen Revolution bi» aus den letzten Laut verstummt. Das leidlich erfundene, ohne stärkeren dramatischen Zug durch die Lebendigkeit einzelner Szenen bewegte Stück, in dessen Dialog da» gesprochene Feuilleton nur zu oft an die Stelle de» geschriebenen tritt, erweist sich, wie vieles auch abgeblaßt und wie schal da« meiste von dem geworden sein mag, wa» 1874 als höchst geistreich galt, doch immer noch ganz unterhaltend. Die ffharakteristik eines gewissen Preß- und Litteraturjammer» in Gestalten wie die Herren Schollmeyer, Felix Schan- dauer, vr. Klaus und Frau Hermine Troffen trifft nicht bloß noch zu, sondern erscheint beinahe kindlich harmlos gegenüber der Wirklichkeit, die sich seitdem herauSaebildet hat. Die Frage freilich, die hier humoristisch und satirisch behandelt wird, ist falsch gestellt, sie lautet nicht, wie sich kraftlose eitle Gesellen gleich dem 0r. Klau» und die ver ächtlichen Herren von der „Tage»stimme", zu Herrn Fritz Marlow stellen, sondern wie Herr Fritz Marlow mit ihnen vereint der wirklichen Dichtung gegenübergestanden hat Im Grunde wäre e» vollkommen unnötig, die» au» französischer Schule stammende, aber mit einer guten Bei« aabe d7u' h>r Spießbürger« schmackhafter gemachte Lust» spiel mit so ernsthaften Maßstäben zu messen, anstatt sich seiner leichten Vorzüge und der Lebhaftigkeit, die den Darstellern mehr al» halben Wege« entgegenkommt, einfach zu erfreuen Leider ist die« nicht mehr möalich Durch den Grundton de» „Erfolg»" klingt nicht nur der Anspruch hindurch, die Sach« de« schaffenden Talent» gegenüber oer neivychen unv oerourdenen Krutt zu ver treten, di« augenblickliche Höh« de« dichterischen Schaffens und der deutschen Litteratur zu bezeichnen, sondern s» hat auch die Kunst, mit der ein „Erfolg" insceniert wurde, hinterdrein eine Litteraturkritik wachgerusen, die bis auf den heutigen Tag fort und fort erzählt, die Dramen und Lustspiele dieser Gattung seien die deutsche Litteratur jener Zeit gewesen Dagegen kann nicht stark genug Verwahrung eingelegt werden Lindaus „Erfolg" ist 1874 in Berlin und auch auf unserer Hofbühne zuerst gespielt worden. Dem gleichen Jahre gehört Anzengrubers „GwissenSwurm" und Ferd. v SaarS Tragödie „Die beiden de Witt", Gottfried Keller« zweiter Teil der „Leute von Seldwyla", Gustav Freytag« „Brüder vom deutschen Hause" und K F. Meyer« „Georg Jenatsch", gehört eia Dutzend unvergänglicher Novellen, darunter Theod. Storm» „Viola tricolor" und „Waldwinkel", W Raabe» „Krone de» Reich«" und die ersten Pracht erzählungen der Ebner Eschenbach, und wenn man schon ein Stück Decadence und Manier in Kauf nehmen will Wilbrandt» Trauerspiel „Arria und Messalina" und W Jensen« „Eddyftone" an — nein und aber nein! Die Kritik der Modernen ist schneidend ungerecht und oberflächlich, Lustspiele wie „Ein Erfolg" sind niemal« auch nur einen Tag, nur eine Stunde lang die deutsche Litteratur gewesen Man kann Lindau« „Erfolg" in seiner Weise al« vorübergehende Theat»rtage«leiftung gelten lassen, ohne die Vorau«setzung der Bewunder-r und die Folgerungen der erbitterten Gegner irgend ernst. Haft zu nehmen Die gestrige Wiedergabe de« Lustspiel« brachte Hrn. Paul, der den Fritz Marlow genau so elegant, schnoddrig, mit einem Stich m« Sentimentale, spielte, wie er vom Ver fasser gedacht ist, und in der Kunst, die Witz« nachdrück- sam aufzusetzrn, viel Verständni» der eigentlichen Beseelung de« Stücke« verriet, einen großen Triumph, da« Pub» likum konnte sich in wiederholten Hervorrufe« gar nicht genug tyun. Ganz prächtig uns aus einem Guß war die Verkörperung der blaustrümpfigen Frau Hermine Droffen durch Frl Ulrich. Die Künstlerin verwandelte eine beinahe nur au» falschen Citaten bestehende Kari katur in eine lebensvolle Gestalt, der selbst ein Schimmer von Liebenswürdigkeit und Güte nicht fehlt. Sehr haltungSvoll und gewinnend stellten Hr. Blankenstein und Frl. Diacono da» v. Hardensche Ehepaar dar, be weglich und anmutig, wenn schon teilweise zu sehr im Backfischton, gab Frl Ga»ny die Eoa, die lorbeer- sprndende Muse de» Hrn. Fritz Marlow. Die Herren Gunz (vr. Klau»), Rens (Baron Fabro), Swoboda (vr. Schallneyer), Müller (Felix Schandauer), Bauer (Fallbein, Theaterregisseur) führten sehr ergötzlich ein charakteristische« Bruchstück der bösen Welt vor Augen, an der Fritz Marlow» „Geniu»" zu scheitern droht, Frau Wolff erzielte mit ihrer alten Sabine einen guten komischen Eindruck A St. Nesidenztheater. — Am 28 d» Mt«: „Der Zau berer vom Nil". Operette in 3 Akten nach dem Ameri kanischen des Harry B Smith von Alexander Neu» mann Musik von Victor Herbert. (Zum ersten Male) Der wiedereinstudierten melodiösen und reizvoll unter haltenden Straußschen Operette „Der lustige Krieg" folgte am Sonnabend eine neue amerikanische Operette mit dem vielversprechenden Titel „Der Zauberer vom Nil" Man hätte deren Einstudierung bester Unterlasten, da Mühen und Kosten, die an diese« Werk gewendet worden sind, vollkommen verlorene sind Da« mußte sich vor Allem der Komponist sagen, al» ihm da« TeUbuch Hu dieser Operette zu Gesicht kam E» enthält sehr wenig Verständige» Von irgend welcher Handlung ist nicht di« Rede Da» Stück, vor Jahrelfrist, allerding» auch mit vollkommenem Mißerfolge, in Wien ausgeführt, beweist, daß man in Amerika schon seit längerer Zeit auf dem Stanvpunkte angelangt ist, den jetzt m Berlin meh rere Bühnen vertreten: statt einer zusammenhängenden Handlung eine Anzahl bunt durcheinander gewürfelter Szenen darzubieten, die nur da» eine Gemeinsame haben, blendende Effekte für das Auge darzudieten Da» letztere ist im „Zauberer vom Nil" in hervorragendem Maße der Fall Aber da der Dresdner Theaterbesucher nicht nur dem Auge Genuß bereiten will, so genügt ihm die Aus stattungsoperette nicht; der spärliche Beifall, der dem Stücke bereitet wurde, bewies dessen LebenSunsähigkeit am besten Bedauern muß man, daß ein nicht unbegabter Komponist da« gänzlich unbrauchbare Libretto in Musik gesetzt hat Klingt da« Ganze auch stark an die Sydney Jone»sche Operette „Die Geisha" an, so verraten Einzel heiten doch den gewandten und begabten Musiker, besten melodische Erfindung manche« anziehende birgt, der im allgemeinen treffend zu charakterisieren versteht, und der auch in geschickter Weise die Instrumentation handhabt Einzelne Duette, vor allem da« im zweiten Akte „Küsten und Lieben" und da« melodiöse „Mir ist, al« hält' ich längst gewußt." enthalten sogar bemerken«werte Proben melodischer Begabung Aber di« musikalischen Vorzüge vermögen nicht, da« Werk über Master zu halten; an dem kläglichen Textbucht scheitert die musikalische Begabung de» Komponisten, und hieran wird sAbst die frischeste und flotteste Darstellung nicht« ändern Die Mitglieder de« Nesidenztheater« gaben sich die erdenklichste Mühe, einen vollkommenen Schiffbruch der Overette zu verhindern; vor allem waren Frl. Poldi Gersa al« ägyptische König«tochter Kleopatra und Hr Suckfüll als Zauderer Kibatschki mit lobenswertem Eifer bestrebt, au« ihren Rollen etwas zu machen. Frl Gersa bot eine recht geschmackvolle musikalisch«, Hr Suckfüll eine anziehende darstellerische Leistung dar Beider Bemühen aber war ebenso nutzlos, wie da» der Herren Jäger al« Hos- pianist Ptarmigan und Friese al« König Ptolomäu» XIII von Aegypten Hr Kapellmeister Dellinger hatte da«
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