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Dresdner Journal : 23.12.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189612234
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961223
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-12
- Tag 1896-12-23
-
Monat
1896-12
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 23.12.1896
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V«i»O»»ret»: Für Dresden vierteljährlich: » Mark 60 Ps, bei den Kaiser- lich deutschen Postanstalten vierteljShrlich S Marf; außer halb de« Deutschen Reiche« Pest» uud Steaipclzuschlaa. Sinzrlnr Nummern: 10 Pf Erscheine«: LSglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend«. Fernspr-Anschluß: Nr ir»L Dresdner M Journal. S»kk«dtou»g<»ehützre«: Für den Raum einer aespal» tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps. Unter „Eingesandt" die Zeile 50 Pf. Bei ladellen- und Ziffernsatz entsprechender Ausschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr. LV. Fernspr -Anschluß: Nr 1L-S M 298. 189« Mittwoch, den 23. Dezember, abends. Bestellungen auf das „Dresdner Journal" für das nächste Vierteljahr werden zum Preise von 2 M. 50 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeich neten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), für aus wärts: bei den Postanstalten des betreffenden Orts zum Preise von M. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, wo auch Anküudiguugeu zur Be förderung an unser Blatt angenommen werden und wo, ebenso wie bei dem Bahnhofsbnchhändler Herrn Weigand (Personcnhauptbhf.), Herrn Kaufmann Simon, Cirkusstr.24 (Ecke Pillnitzer Straße), Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 2 und Frau verw. Siegmeier, Alaunstr. 19, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. AM- Wir ersuchen unsere geehrten Post- bezieher um rechtzeitige Erneuerung der Be stellungen bei den betreffenden Postämtern, da mit in der Zustellung der bezogenen Exemplare keine Unterbrechung eiutritt. Ilmu-I.EkpMiiou des Dresdner Zonrmls. Amtlicher Teil. Erutunuuseu, Verletzungen ir. im öffentlichen Dienste. Departement Ser Illsitz, l. Prädizirungen Ver liehen worden ist: den Referendaren beim Oberlandesgcrichte vr. Walter, beim Landgerichte Bautzen vr. Goldberg, beim Landgerichte Dresden von Ehrcnstein und vr.Ostermayer, beim Landgerichte Zwickau vr. Schultze, beim Amtsgerichte Planen Merz nach der Bestimmung unter V der Verordnung vom 20. Februar 1867 der Amtsname „Assessor", den Auf sehern bei der Gesangenanstalt Chemnitz Oeser und Röder, bei der Gefangenanstalt Dresden Jahn und Kuntzsch, bei der Gesangenanstalt Leipzig Peschke der Amtsuame . Wachtmeister". 2. Beamtenetat, a I» den Ruhestand ist versetzt worden, der Sekretär beim Amtsgerichte Dresden Hebart. d) Aus Ansuchen sind entlassen worden: die Assessoren und HüliSrichter beim Landgerichte Dresden Wahl, beim Amts gerichte Stolpen Hertel, die Assessoren beim Landgerichte Bautzen Klemm, beim Landgerichte Dresden Bogt e) Den Vorbereitungsdienst bei Justizbehörden haben aufgegebeu: die Referendare bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Freiberg vr Flemming, beim Amtsgerichte Eibenstock vr.Mangler, beim Amtsgerichte Königsbrück Kuhn. a) Verstorben sind: derAktuar beim Amtsgerichte Döbeln Haase am 17. November 18Sö, der Assessor beim Amtsgerichte Bautzen Mischel am 1. Dezember 189«, der Aktuar beim Amtsgerichte Markranstädt Wolf am 9. Dezember 1896 s) Zum Vorbereitungsdienste bei Justizbehörden sind zu gelassen worden: die Referendare vr. Bensch er und Martin beim Landgerichte Leipzig, Vr Kneschke bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Chemnitz, Dreysel bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Leipzig, Kürschner bei der Staatsanwaltschast beim Landgerichte Plauen, Vr. Zergiebel beim Amtsgerichte Glauchau t) Zn Expedienten sind ernannt worden: beim Amts gerichic Dresden: der Accessist Herrmann, die Lohnschreiber Burckhardt und Zöbisch. Al Befördert worden sind: die Expedienten bei dcr Staalsanwaltichast beim Landgerichte Dresden Lau und Marx, beim Amtsgerichte Chemnitz Reger uud Seerig, beim Amts- geriebteDippoldiswalde Streblow, beim Amtsgerichte Dresden Hilbert, beim Amtsgerichte Fiauenstein Richter, beim Amts gerichte Großenhain Unger, beim Amtsgerichte Hartenstein Matthes, beim Amtsgerichte Oslritz Peuckert und Schober, beim Amtsgerichte Radeburg Feiler, beim Amtsgerichte Stolpen Gretschel, beim Amtsgerichte Werdau Schubert, beim Amtsgerichte Zöblitz Philipp zu Aktuaren bei diesen Behörden b) Versetzt worden sind: d.r Assessor und Hülssrichter beim Landgerichte Dresden Vr. Glauning in gleicher Stellung zum Amtsgerichte Stolpen, der Assessor und HülsSiichter beim Amts gerichte Neusalra Nenner zum Amtsgerichte Dresden, d e gleich zeitig zu HülfSrichtern ernannten Assessoren beim Landgerichte Chemnitz Vr HaasezumAmt-geruhteReusalzc, beim Landgerichte Leipzig vr Gensel und vr. Klaar, vr Genzel zum Amts gerichte Erbenstock, vr. «laar zum Amtsgerichte Pirna, lei der Staatsanwaltschast beim Landgerichte Dresden Lißner zum Amtsgerichte Dresden, die Assessoren beim Landgerichte Dresden Thiel zur Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Dresden, beim Landgerichte Plauen Pernitzsch zum Amtsgerichte Reichenbach, der Referendar bei dcr Staatsanwaltschast beim Landgerichte Dresden Kvmmissionsralh Pabst zum AmtSgerichre Dresden, die Resercudare bei der Staatsanwaltschast beim Landgerichte Chemnitz vr Würfel »um Landgerichte Chemnitz, bei der Staatsanwaltschaft beim Landgerichte Dresden vr. Haase zum Oberlandesgerichte, beim Amtsgerichte Crimmitschau Jurk zum Amtsgerichte Schneeberg, beim Amtsgerichte Dresden Vr. Hasche und Meding, vr. Hasche zum Amtsgerichte Herrnhut, Meding zum Amtsgerichte Pirna, beim Amisgerichte Herrnhut vr. Müller und beim Amtsgerichte Pirna vr. Meier zur Staatsanwaltschast beim Landgerichte Dresden; die Sekretäre beim Sportelsiskalate Köhler als Kassen- kontrolcur zum Amtsgerichte Dresden, beim Landgerichte Zwickau Gerichlsschreiber Kluge zur Staatsanwaltschaft beim Land gerichte Zwickau, beim Amtsgerichte Grimma Grund- und Hypothekenbuchsührer Lösche, beim Amtsgerichte Großenhain Grund- und Hypothekenbuchsührer Rößel, beim Amtsgerichte Löbau Grund- und Hypothekenbuchsührer Dreßler, beim Amtsgerichte Waldheini Grund- und Hypothekenbuchsührer Hiller in gleicher Dienststellung zum Amtsgerichte Dresden, die Altuare beim Amtsgerichte Burgstädt Grund- und Hypo- «hekenbuchsührrr Lang, beim Amtsgerichte Ebersbach Erund- und Hypothekenbuchsührer Birckner, beim Amtsgerichte Lim bach Grund- uud Hypothekenbuchsührer Leißriug, beim Amts- gcrichic Meißen Grund- und Hypothekenbuchsührer Kunze in gleicher Dienststellung zum Amtsgerichte Tre-den, beim Amts gerichte Dresden Wols als Rendant sowie Grund- und Hypothckenbuchsübrcr zum Amtsgerichte Markranstädt, beim Amtsgerichte Markranstädt Nndant sowie Grund- uud Hypothekenbuchsührer Matthes als Kassenkontrolcur zum Amtsgerichte Dresden, die Expedienten beim Landgerichte Leipzig Wustig zum Amtsgerichte Klingenthal, beim Amts gerichte Chemnitz Worm zum Amtsgerichte Dresden, beim Amtsgerichte Ehrenfriedersdorf Herllotz zum Amtsgerichte Chemnitz, beim Amtsgerichte Klingenthal Köttnitz zum Land gerichte Leipzig, beim Amtsgerichte Leipzig Jahn zum Amts gerichte Reichenbach, beim Amtsgerichte Reichenbach Lessig als Gerichtsschreiber zum Amtsgerichte Leipzig. i) Uebertragen worden ist: beim Amtsgerichte Dresden: den Aktuaren Becker, Gämlich, Sknger, Wedner und dem Expedienten Marx die Stelle eines Grund- und Hypotheken- buchsührers bei dieser Behörde 3. Anwälte. Abgang Verstorben ist der Rechtsanwalt Schickert in Dresden. Der Rechtsanwalt Schanz in DrcSden hat seine Zulassung zur Rechtsanwaltschaft aufgegebeu Zuwachs Zugelassen worden ist: der Bürgermeister Haupt in Schöneck zur Rechtsanwaltschaft beim Amtsgerichte OelSnitz mit dcm Wohnsitze in Schöneck. Veränderungen. Der Rechtsanwalt Korsclt, bisher in Riesa, ist nach Aufgabe der Zulassung beim Amtsgerichte Riesa nunmehr zugelassen beim Amtsgerichte Dresden mit dem Wohn sitze in Blasewitz unter Fortdauer seiner Zulassung beim Land gerichte Dresden 4. Zweite juristische Staatsprüfung: 12 bestanden, 2 znrückgcwiesen in der Zeit vom 15. November bis 12. De zember 1896 Departement der Finanzen. Beider Post-Verwalt ung ist ernannt worden: dcr Obcrsteuereinnehmer und Wirthschaftsbesitzcr Richter als Postageul in Lnnpenswalde (Bez. Leipzig). Departement des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die 8. ständige Lehrerstclle an der Schule zu Schöneck Kollalor: der Stadtgemeinderat daselbst. Ein kommen: 1650 M. Gehalt, 120 M (bei Verheiratung 180 M.) Wohnungsemschädigung Gesuche mit allen erforderlichen Bei lagen sind bis zum 4. Januar 1897 beim Stadtgcmeinderatc zu Schöneck i. B abzugebeu. — Zu besetzen: Die neu errichtete 5. ständige Lchrerl'elle zu Ellefeld. Kollmar: die oberste Schulbehörde Einkommen: 1000 M Gehalt und freie Wohn ung im Schulhause für einen unverheirateten oder 180 M. jährlich Wohuungsgeldzuschuß für rine» verheirateten Lehrer Bewerbungen sind bis zum 20. Januar 1897 bei dem König!. Bezirksschulinspektor Schulrat vr Bräuvgam in Auerbach ein zureichen. Nichtamtlicher Teil. Wtihnachtsstille herrscht nunmehr allenthalben in der Politik, in der auswärtigen sowohl, wie in der inneren. Was an politischen Dingen jetzt in den Zeitungen zu finden ist, gehört fast ausnahmslos in die Kategorie der minderwertigen Kannegießerei. Irgend welchen Schaden anzurichten sind diese Betrachtungen freilich schon um deswillen nicht geeignet, weil sie nicht gelesen werden Wer hätte jetzt wohl Zeit und Lust, die Zeit ungen zu studieren, da dcr Tannendust schon durch die Zimmer zieht, da das schönste christliche und durch und durch deutsche Liebcsfest uns alle schon in seinem unsagbaren, berzerhebenden Zauber gefangen hält? Das liebevolle Sorgen und heimliche Schaffen der Alten, die seligen Hoffnungen und Wünsche der Jungen, aus denen sich in diesen Tagen das Leben unseres deutschen Bölkes in allen Gauen und in allen Schichten zusammensetzt, das hat in dcr That mit dcr orientalischen Frage und dem spanisch-amerikanischen Konflikt, mit Jnstiznovelle und Börsenreform so wenig gemeinsam, wie e!wa der Tannenbaum mit der Distcl- staude Aucl> diese Zeilen werden daher — rind zwar mit vollem Recht! — nur von wenigen gelesen werden. Diesen wenigen sei es gesagt, wenn sie es nicht schon wissen sollten, daß den Nationen ein durchaus fried Uches Weihnachtsfest bevorsteht In den nächsten Tagen wird sicherlich keine der großen Fragen der äußeren Politik zum Austrag kommen oder überhaupt nur sich brennend gestalten. Ja, sehr wahrscheinlich ist es, daß sie für längere Zeit sich im Sande verlaufen werden. Wer sollte die Tollkühnheit und den Un verstand zugleich besitzen, unter den heutigen Verhält nissen gegen den Flieden zu arbeiten und das Ge spenst eines Weltkrieges — denn um den müßte es sich handeln — heraufzuzitieren, eines Krieges, gegen den alles bisher an Schrecknifsen Erlebte nur ein Kinderspiel gewesen wäre? Wir glauben, es wird sich auf lange Zeit hinaus niemand finden lassen! Auch im Innern herrscht, äußerlich wenigstens, Friede. Denn es sind ja in allen Ländern die „Volksvertretungen" geschlossen, leider meist die hervor ragendsten Horte des Haders und Unfriedens. Wenn sie ihre Pforten wieder aufthun werden, wird es auch mit dem Weihnachtsfrieden im wesentlichen vorbei sein. Daran zu zweifeln, wäre ganz ungerechtfertigter Optimismus. Freilich würde auch ohne Parlament noch genug Unfriede in unserem Volke vorhanden sein. Wer wollte es leugnen? Wer wollte behaupten, daß die Kluft sich auch nur etwas geschlossen hätte, die nun schon seit vielen Jahren durch unser Volk geht und beinahe schon so groß ist, daß sich die durch sie Getrennten überhaupt nicht mehr mit einander verständigen können ? Und auch die auf derselben Seite sich befinden, verstehen sich oft nicht mehr, sind bemüht, neue Gräben zwischen sich zu ziehen, schon vorhandene tiefer zn graben, anstatt mit aller Energie und un ermüdlichem Fleiße den gemeinsamen Boden zu ebnen uird zu glätten. Aus welchen Quellen aber zieht dieser Unfriede vor allem seine Nahrung, woher kommt dieses Unheil? Nnr daher, daß sich unser Volk in seiner großen Mehrheit abgewendet Hit — innerlich und wie oft auch äußerlich — von Dein, Desfen Geburtstag zu feiern wir uns anschicken. O möchte das kommende und jedes folgende Weihnachtsfcst Scharen von Verirrten zu Ihm zurück führen! Tann und nur dann kann es einst volle Äuust und Wissenschaft. Neue Romane. (Schluß.) Als ein seltsames Phantasieprodutt, das sich freilich gleich auf dem Titel als „geheimnisvolle Geschichte" an- ründiat, erweist sich „Die Meermaid von Amrum" von Gustav von Buchwald (Kiel, H. Eckardt, Verlags buchhandlung, 1896). Der Untergrund ist realistisch genug, der Schauplatz der Erzählung die nordsriesische Insel Am rum, die Zeit die der napoleonischen Gewaltherrschaft und der Kontinentalsperre, das Eigenartige der Geschichte liegt in dec Hineinvcrwebung der alten Vorstellung von der Wiederkehr abgeschiedener Seelen, oder vielmehr von der Erneuerung derselben Persönlichkeit im jahrhundertelangen Fortbestand eines alten Geschlechts Die Heldin, die aus dem Schiffbruch gerettete (oder aus vielhundertjährigem Schlummer'»st andene >) Svanvith von Brittia ist daher eine wundnliD Mittelcrscheinung zwischen einem außer- irdischan Wesen uN^, einem Weibe von Fleisch und Blut, wie denn die garuMErzählung gleichsam zwischen Traum und Wachen schaM Für die zahlreichen Leser, die den Nachtsei t^, der W^tur Licht über die Rätsel des Daseins abzugcwinncn suchen, wird daher „Tie Meermaid von Am rum" eine gewisse Anziehungskraft ausüben, die Erzählung ist namentlich im zweiten Teile frisch und einfach geschrieben und in ihren Hauptteilen nicht ohne den Rei; poetischer und träumerischer Stimmung. Einen Roman, an dem vor allem die Sauberkeit dcr Ausführung, die ehrliche Durchführung einer einmal an gelegten Eharaktcrstume zu rühmen ist, lernen wir in „DornröschW^von A v. Blomberg (Leipzig, Verlag von E Unqle'a^i 8S6) kennen Die Verfasserin, denn um eine weibliche Feder handelt cs sich hier, arbeitet im ganren mit etwas verbrauchten SpanrungSmittrln, die Existenz auf dem Gutthof Fricscck erhält nur durch den Ilmstand, daß der junge Walter von Friescck Nalmjorjchcr und gleichsam Gutsherr wider Willen ist, eine etwas eigentümliche Färbung. Die Vorgeschichte der Heldin als Tochter eines im Wcltleben innerlich verwilderten und unteraegangcnen Sprossen der Familie von Frieseck, die Gestalt des allen „Kuh-Flor", des Hirten Florian Piker, das Verhältnis zwischen Walter und Gurdafried, das nicht der Kampf zwischen Bruder und Schwester, sondern un bewußt zwischen Bräutigam und Braut ist, die endliche Enthüllung durch die Werbung des schwedischen Freundes Apel, das alles ist schon oft genug dagewesen. Auch dcr Charakter des trotzigen Mädchens, der wilden Gurdafried und seine allmähliche Entwickelung und Läuterung sind nicht so neu und eigenartig, wie die Verfasserin zu glauben scheint. Immerhin aber vermag wenigstens die lebendige Erzählungsweise und die ivarme innere Teilnahme dcr Erzählerin an ihrer Erfindung einigen Anteil zu wecken, und es finden sich hübsche und sogar feine Einzelheiten in dem Buche. Ein Hauch ungeschminkter Frömmigkeit liegt über dcm Ganzen und wenn auch von höherer dichterischer und künstlerischer Bedeutung dieser Art Romane nicht die Rede sein kann, so gehört dies „Dornröschen" doch nicht zu den UnterhaltungSschriften, die Szene für Szene und Gespräch für Gespräch die litterarische Über lieferung statt des LebcnS zeigen. Das Gepräge lctztrer Art trägt dcr Roman „Mammon" von Sophie Barazetti (Berlin, Köln und Leipzig, Ver lag von Albert Ahn I8S7), besten moralische Tendenz unanfechtbar ist, dcr aber in Erfindung, Führung und Charakteristik über die alten fadenscheinig gewordenen Romangewebc nicht hinauskommt Das tragische Verhängnis einer Familie, in dcr sich die Sünde der Ahnen an den Kindeskindern rächt, mag im Leben immer wicdcrkehrcn und also auch in der Litteratur ein Recht auf Erneuerung haben, aber der Einkleidung fehlt alle Naturfrische, den Gestalten alle charakteristische Belebung, den edlen Gc sinnungcn, die von einer Gruppe den Romanfigmcn aus gedrückt werden, alle Überzeugungskraft, was natürlich nicht hindert, daß die eigentlichen romanverbrauchenden Lescr- lrcife vich bei sclchtn nncregtrkisttn rrd der BrUlrrg von innen heraus cr.tbchrcndcn Gebilden Unterhaltung und Zerstreuung suchen. Der Roman „Der Hartstciner" von I. Haardt (Altenburg, Stephan Geibel, Verlagsbuchhandlung, 1897) ist im Gründe genommen nicht viel mehr als eine Wieder belebung der alten Rittergeschichte, setzt gleich im Tone von Spieß und Cramer cin: „Tief im Gebirge lag die mäch tige Zwingburg des Grasen Wolf von der Falkenburg. Sic ivar crbaut auf einer felsigen ausgedehnten Bcrgkuppe, dort im sicheren Neste hauste der Graf; mit starker Hand schirmte er sein Hab und Gut und seine Lehnsleute waren ihm aus Furcht willfährig zu jedwedem Dienste Ein gar stolzer Herr war dcr Falkenburgcr, wohlcrprobt in Kampf und Fehde und seiner Freunde waren viele, weil cs nicht gut war, sein Feind zu sein Groß war die Zahl dcr reisigen Leute, die dcr Graf sich hielt und er war ihnen cin gestrenger Herr" Und so weiter, es fehlt an keinem der Motive und keinem der Requisiten, die zum geharnischten Roman alten Stils gehören, das Ganze schaut fremd und theaterhast in die lebendige Welt herein, ist aber cin hübscher Beitrag zum hundertjährigen Kalender dcr Litteratur, nach dem jede Erscheinung innerhalb eines ge wissen Zeitraums pünktlich wiederkehrt. Hoffentlich wird der „erneuerte" Nitterroman nicht auch wieder Mode. Weit über all diese mehr oder minder von dcr guten und schlechten Ucberliescrung lebenden Bücher ragt die Passionsgeschichte „Judas" von Tor Hedberg (Berlin, Köln, Leipzig, Verlag von Albert Ahn 1897) hervor Es ist kein erquickliches, aber ein geistig anspruchsvolles, kein klares aber cin eigentümliches Buch, das denkenden Lesern etwas aufzuraten giebt über das lechzende Ver langen nach dcm Originellen um jeden, auch um den schwindelndsten Preis dem lieber- und Außermenschlicken, das einen Teil dcr litterarischcn Jugend erfüllt Wir wissen nickt, ob dieser „Judas" deutschen oder skandi navischen Ursprungs ist, jedenfalls handelte cS sich, wenn da» letztere der Fall wäre, um eine Meisterübersetzung, doch scheint es, daß wir es mit einem Original zu thun Wahrheit werden mit der Engelsbotschaft vom Frieden auf Erden Trr Handtlsverkchr Trutschlands imJahrr 18O.">. Der neueste Band der „Deutschen HandelSstatistik' enthält u. a eine vortreffliche Bearbeitung der Zahlen über den Handelsverkehr Deutschlands mit den einzelnen Ländern im Jahre 1895. In übersicht lichen Tabellen sind darin die Ergebnisse der Handels statistik für den Gcsamthandel und den Spezialhandel, für die Einfuhr und die Ausfuhr zusammengestellt, die Vergleichung ist bis zum Jahre 1889 zurück geführt, in dem diese Statistik zum ersten Mole auf den gegenwärtigen Grundlagen aufgestellt worden ist. Über die Entwickelung der deutschen Ausfuhr (ohne Edelmetalle) in den Jahren von 1889 bis 1895 sind diesen Tabellen die folgenden Zahlen zu entnehmen: Deutschlands Warenausfuhr in Millionen Mart nach Osterc -Ung. Schweiz Rußland Belgien 1889 318,4 170,4 174,1 137,2 1890 332,4 175.5 183,3 150,6 I.-9I 330,9 189,1 145,3 152,2 1892 320,3 169,3 129,8 140,7 1893 339,0 183,4 135,5 147,7 1894 352,8 184.7 170,6 149,8 1895 373,9 215,8 207,8 159,1 Unter den Ländern, mit welchen Deutschland in den Jahren 1892 bis 1894 Tarifverträge abgeschlossen hat, sind diese vier Länder für die deutsche Ausfuhr weitaus am wichtigsten. Bemerkenswert ist es des halb, daß bei jedem dieser vier Länder die deutsche Ausfuhr 1895 einen höheren Stand als je zuvor er reicht hat Wie bedeutend der Aufschwung gewesen ist, ergiebt sich am besten daraus, daß die Ausfuhr nach allen vier Ländern zusammen im Jahre 1889 80o,1 Mill M. und im Jahre I89L sogar nur 70v,9 Mill. M. betrug, während sic sich im Jahre 1895 auf 950,0 Mill. M. gehoben bat. Gegen das Jahr 1892, welches fast bei allen Ländern den tiefsten Stand zeigt, ist demnach eine Steigerung um nahezu 200 Mill. M. oder um mehr als 25 Proz ein getreten. Nicht in gleich erfreulicher Weise hat sich die deutsche Warenausfuhr nach vier anderen Ländern entwickelt, über welche die nachstehenden Zahlen vor liegen: Deutschlands Warenausfuhr in Millionen Mark nach Italien Rumänien Frankreich Ver Staaten 1889 101,5 35,0 209,2 394,8 1890 93,1 38,7 230,5 416,4 1891 87,5 50.8 237,1 357,7 1892 89,5 35,5 200,5 346,5 1893 83,8 36,7 201,0 354,2 1894 80,7 34,9 187,6 270,3 1895 8 2,2 23,8 202,3 368,4 Unter diesen Staaten befinden sich zwei, mit denen Deutschland ebenfalls Tarifverträge abgeschlossen hat, Italien und Rumänien. Nach beiden Ländern hat die deutsche Ausfuhr nicht nur keine Fortschritte ge macht, sondern sich nicht unerheblich vermindert. Die Gründe hierfür sind wohl vornehmlich bei Italien in der wirtschaftlichen Lage des Landes, bei Rumänien in der schroffen Schutzzollpolitik zu suchen, die Deutschland in seinem Tarifverträge nur wenig zu mildern vermocht hat. Die verhältnismäßig große Ausfuhr nach Rumänien im Jahre 189l ist z. B. im wesentlichen darauf zurückzuführen, daß für 18'92 — nach Ablauf des Tarifvertrages mit Frankreich — die Einführung starkerhöhter Zölle bevorstaud. Mit den beiden anderen Ländern, die ebenfalls wichtige Absatzmärkte für deutsche Erzeugnisse sind, hat Teutsch land nur Meistbegünstigungsverträgc. Trotz der Besser ung, die auch hier das Jahr 1895 gebracht hat, ist hier die deutsche Ausfuhr noch immer gegen frühere haben und die schlichte Natürlichkeit des Vortrags, jdie einfache Plastik des Ausdrucks erscheint uns als das beste Verdienst des Buches. Wie der Verfasser den eigen tümlichen Inhalt, dcr an die Stelle der Leidensgeschichte des Heilands die Leidensgeschichte Judas Jscharioths setzt, angesehen haben will, darüber werden wir belehrt. Es handelt sich nach dem Programm um die Geschicke einer großen starken Mcnschensecle, die von der göttlichen Milde des Heilands halb angezogen, halb abgestoßen, vom schmerz lichen Zweifel zerrissen, in leidenschaftlichem Trotz nach Befreiung lechzt, bis dcr grausame Zwiespalt zwischen Haß und Liebe in dieser gequälten Brust dem Unglücklichen das Kainszeichen an die Stirne drückt Der Verfasser will den Läuterungsprozeß eines Bekehrten durch Nacht und Schuld zu Licht und Sühne, den Ucbergang von selbstloser Liebe zu tiefem Haß schildern, „durch das Ver brechen hinüber zur Liebe" leiten, will Judas Jschariot unserer menschlichen Empfindung näher bringen, will den furchtbaren Verrat, der in Dantes Hölle von Ewigkeit zu Ewigkeit furchtbar gestraft wird, durch die Barmherzigkeit der Liebe überwinden lassen. Er stellt den Jschariot als einen schmerzengepcinigtcn Menschen hin, dessen Seele unter dem Einsluß bitterer Seelenkämpsc und zugleich brennender Zweifel an dcr Lehre des Meisters mehr und mehr verfinstert wird, bis diese traurige Finsternis das lichtumslossene Bild Jesu verschlingt, die Liebe auslöscht, bis der FrcihcitLdurst des Unglücklichen qualvoll nach Erlösung schreit, und JudaS willenlos an die Pharisäer sich anklammert Nicht um dreißig Silberlinge, sondern um sich zu befreien, verrät er den Herrn Aber wahrlich, so sehr dies alles geistvoll und groß sich darstcllen will, so wenig kann es vor dem Prüfstein der einfachen Empfindung auch nur einen Augenblick lang bestehen Und wenn Judas sich am Schluffe fragt, ob er ein Recht habe, für die Sache zu kämpscn, die er verraten hat, so wird die Antwort Nein und aber Nein lauten. Die „Symbolik" dieses Romans ist wiederum eines von den Zeugnissen, daß kein schöpferischer, sondern ein skeptisch grübelnder, kein gestattender, sondern ein zerfasernder,
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