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Riesaer Z Tageblatt und Anzeiger (Elkdlalt mü> Älyeigtt). Telc^amm-Adreffe GH» gG FrmIPrrchsteS« „Tageblatt", Riesa. KKK S N KD K^ KK K^ K Nr. 20. der Königl. Amtshauptmannschast Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des Stadtraths z« Riesa. s»r. Mittwoch, 22. Deeemver 1887, Abends 5». Jahr-. »a« Riesa« Tageblatt «scheint jeden Tag Abend« mit «u«nahme der Sonn- und Festtage. Vierteljährlich« Bezugspreis bei Abholung in den Expedition« in Riesa und Strehla od« durch unsere Twlger frei in» Hans 1 Mark SO Psg., bei Abholung^«« Schalt« der kaiserl. Postanstalten 1 Mark 28 Pfg., durch den Briefträger frei in» Hau« 1 Mark SS Pfg. «uzeigeu.«imah>ne fiir die Rnnmwr dM >s Ausgabetage« bi» Vormittag 9 Uhr ohne Gewähr. Druck und V«lag von Langer t Winterlich in Riesa. — Geschäftsstelle Kastanienstraße SS. — Für die Redaction »«antwortlich: Herman« Schmidt in Riesa. SWWSSMWWnchiinMNM-miMWWchnchninMN'n»-»—e-SiSSSSiiWWE Di« aus Donnerstag, den 23. d. M., Vorm. 11 Uhr im Kronprinz hier angesetzte Versteigerung ist aufgehoben. Riesa, 22. Dezember 1897. Der Ger.-Bollz. beim Kgl. Amtsger. Sekr. Eidam. Durch Urtheil deS Königlichen Schöffengericht- zu Riesa vom 13. Dezember 1897 ist der Bootsmann Wilhelm Paul auS Schönebeck wegen u. A. gegenüber dem Schutzmann Grimm begangener öffentlicher Beleidigung zu vier Wochen Sefängniß und zu den Kosten deS Verfahrens verurtheilt worden. Bon der Strafe ist eine Woche durch die Untersuchungshaft für verbüßt erachtet worden. Gröba, am 21. Dezember 1897. A. Otto, Gemeindevorstand. Oertliches mW Sitchfifches. Riesa, 22. December 1897. —8. Beim König!. Schwurgericht Dresden find für das Jahr 1898 als Hauptgeschworene u. A. folgende Herren auf- gestellt: Bouverksbefitzer Hermann Dresse!, Streumen; Rit tergutspachter Hugo Oehmigen, Oppitzsch bei Riesa; Ritter gutsbesitzer Friedrich Gottlob Roßberg, Grödel. — Ein in Leipzig zugereister 60 Jahre alter Hand arbeiter aus Riesa wurde von einem Herzschläge betroffen, welcher seinem Leben ein jähes Ende bereitete. — Da am 1. Weihnachtsfeiertage keine Landpost-Be- stellung stattfindet, machen wir die geehrten Inserenten darauf aufmerksam, daß die für die Festtage bestimmten und aufs Land bezüglichen Inserate schon in der nächsten Nummer Aufnahme finden möchten. Wir möchten ferner ersuchen, die für die Feiertags-Nummer bestimmten Inserate mög lichst frühzeitig, spätestens bis Freitag S Uhr Vormittags, in der Geschäftsstelle aufzugeben, um die Ausgabe des Blattes am Heiligabend möglichst etwas früher bewerkstelligen zu können. — Bei« Herrannahen des Jahreswechsels empfiehlt es sich, den Einkauf der Freimarken für Neujahrs briefe nicht bis zum 31. December zu verschieben, sondern schon früher zu bewirken, camit der Schalterverkehr an dem genannten Tage sich ordnungsmäßig abwickeln kann. Eben so find die Neujahrsbriefe möglichst frühzeitig auszuliefern. Auch auf Briefen nach Mittelstädten ist die Wohnung des Empfängers anzugeben. — Eine schwere Zeit haben jetzt die Bäcker, die bis an die Festtage hinanreicht. Tag und Nacht geht es bei ihnen ein und aus, die Weihnachtsbäckerei ist im vollen Zuge. Zu jeder Tagesjeit begegnet man auf den Straßen Dienstmäd chen und Bäckerjungen, welche die noch warmen, süßlich duf tenden, knusperigen Weihnachtsstollen nach den Srätten tragen, wo sie dem nächst zur Freude der Familien geschnitten und Sei Kaffee, Glühmül, Punsch und Grog bei Alt und Jung am traulichen Familienttsche den Appetit nach solch histori schem Gebäck stillen sollen. — Die Bahnsteigsperre hat auf den sächsischen Staats bahnen, wie der „8. Ztg." mitgetheilt wird, zu (pekuniär) guten Ergebnissen gerührt. Auf den größeren Bahnhöfen der nun seit länger als Jahresfrist abgespirrten Linien des westlichen StaatsbaynnctzeS ist der Verkauf von Bahnsteig karten ein reger, denn es wurden z. B. in der Zeit vom 1. October 1896 bis Ende September 1897 in Leipzig, Bayrischer Bahnhof, 101,324, in Altenburg 20,031, in Reichen, bach i. V. 12,356, in Plauen 34,520, in Zwickau 28399 Stück verkauft. In Chemnitz, wo die Sperre erst am 1. December 1896 eingerichtet wurde, find bis Ende Sep tember d. I. 140,588 Stück Bahnsteigkarten gelöst worden. Hinzugefügt kann noch werden, daß auf dem Böhmischen Bahnhof in Dresden vom 1.-15. December 5000 Bahn- steigkarten verkauft wurden. — Milde Wintcr gab es früher ost. 1184 trieben Weinstöcke und Bäume schon im Februar Knospen und Blüthen; 1289 gab eS Weihnachten frische Veilchen und im Februar Kornblumen; 1572 deckten die Bäume im Februar mit Laub die Vogelnester; 1622 im Januar dachte Niemand daran, noch zu Heizen, im Februar blühten die Bäume. — Der sächsische Forstveretn wird im Jahre 1898 in der Zeit vom 26. bi« 29. Juni in Bischofswerda tagen. Am 2«. Juni Abend» findet gegenseitige Begrüßung statt. Der vormittag de« 27. und 28. Juni wird den Verhand lungen gewidmet. Am Nachmittag des 27. Juni ist eine Exkursion in den Stadtwald von Bischofswerda und am 29 Juni eine Exkursion nach dem Hochwald auf Neustädter SlaatSforstrevter geplant. Für den Nachmittag de» 28. Juni ist eia gemeiufchaftlicheS MittagSeffen in Aussicht ge nommen. — Man scheint in Regierungskreisen von manchen Ge- setzkSmaßnahmen in neuerer Zeit allmählich wieder etwas zurückkommen und dafür alten, in langer Praxi» bewährt gewesenen Anschauungen wieder näher kommen zu wollen. Dazu gehört auch eine Vorlage, welche die Regierung zum Schutze schulpflichtiger Kinder vorbereitet. Der Reichskanzler hat nach dem „M. W." in dieser Angelegenheit ein Schreiben an die Bundesregierungen gerichtet. E« heißt darin, daß eine mäßige Beschäftigung von Kindern mit gewerblicher Arbeit insoweit Berechtigung habe, als sie geeignet sei, die Kinder an körperliche Arbeit zu gewöhnen,.den Sinn für Fleiß und Sparsamkeit zu wecken und fie besonders in Fällen, wo die Eltern nicht die erforderliche Aufsicht üben können, vor Müßiggang und anderen Ab- wegen zu bewahren. Es werden nun Bestimmungen ausge arbeitet, um aus dieser Gewährung keinen Mißbrauch von Seiten ausbeutungslustiger Leute hervor wachsen zu lassen. — Im Reichstag sprach es der Staats minister v. Posadowsky aus, daß auch die Maßregeln auf social-politischem Gebiete eine Grenze hätten und nicht alle Erwerbszweige polizeilich reglementirt werden können. Da« Uebermaaß von Gesetzgebung beeinträchtige die Verwaltung nnd verringere das Interesse am parlamentarischen Leben. Vom Landtag. Der gestrigen Sitzung der Ersten Kammer wohnte« Ihre Excellenzeu die Herren Gtaatsmi« nister v. Metzsch, Dr. v. Seydewitz und v. Watzdorf bei. Erster Gegenstand der Tagesordnung war der Bericht der ersten Deputation über das Königl. Dekret Nr. 13, den Ent wurf eines Gesetzes, da« Kirchengesetz wegen Aus übung des Kirchenpatronats und der Kollatur über kirchliche Aemter, betreffend. (Berichterstatter Se. Excellenz Hr. Wirk!. Geh. Rath v. Charpentier.) Das Gesetz enthält keine Bestimmungen über den Bestand und den Inhalt, den Erwerb und den Verlust des Patronats rechtes, bezieht sich vielmehr nur auf die Ausübung "ieses Rechtes. Vor Allem aber ist es als ein die Interessen der Landeskirche schwer bedrohender Uebelstand zu empfinden, daß da heut zu Tage 'der Erwerb von mit Patronatsrecht versehener Grundstücken Niemandem mehr verschlossen ift, Patronatsgüter in di« Hände von Besitzern gelangen können, beziehentlich gelangt sind, die zur Ausübung dieses wichtigen Rechtes nicht allenthalben geeignet find. Die Paragraphen 1 und 2 bezeichnen die Fälle, in denen der Inhaber des Patronats von dessen Ausübung ausgeschlossen sein soll. In den Paragraphen 4 bis 7 wird die Befugniß zur Ausübung des Patronats durch Stellvertreter geregelt. Paragraph 9 und 10 enthält die Bestimmung, daß dann, wenn das Pa tronat weder von dem Inhaber noch von dessen Stellver treter ausgeübt werden könne, die Ausübung dem evangelisch lutherischen Landeskonfistorium zusteht. Die Deputation hat fich mit dem vorgelegten Kirchengesetz im Allgemeinen ein verstanden erklärt und empfiehlt der Kammer die Annahme desselben. Es sprachen zu dem Gegenstände außer Sr. Excellenz dem Hrn. Staatsminister Dr. v. Seydewitz die Herren Vizepräsident Oberbürgermeister Dr. Georgi, Geh. Kirchenrath Dr. Pank, Kammerherr Graf v. Rex-Zedtlitz, Dr. v. Wächter, Oberbürgermeister Dr. Beck, v. Watzdorf, Bischof Dr. Wahl, Oberbürgermeister Dr. Dittrrch und Oberbürgermeister Geh. Finanzrath a. D. Beutler. Die Kammer nahm den Gesetzentwurf gegen 7 Stimmen an. — Den Bericht der ersten Deputation zu de« Königl. Dekret Nr. 14, da» «irchengesetz über das Besetzung-verfahren bet geistlichen Stellen vom 8. December 1896 be treffend, erstattete ebenfalls Se. Excellenz Hr. Wirkt. Seh. Rath v. Charpentier. Bei den Synodalverhandlungen ist hervorgehoben worden, daß fich ein vorwiegende» Bestreben der Gemeinden bemerklich wacht, jüngere Geistliche den äl- tere» vorzuziehen, ein Bestreben, da» nicht allemal löblichen Absichten entspringe; auch hätten fich die Gemeinden häufig mehr durch äußere Gaben al« durch die Rücksicht ans «ine gründliche wissenschaftliche Durchbildung zur Uebertragung eines geistlichen Amte» bestimmen lassen. Manche tüchtige Kraft werde auf diese Weise einer ihr mehr entsprechenden Verwendung entzogen und in Verhältnissen fest gehalten, deren Lösung vielleicht im beiderseitigen Interesse liegen würde. Die Synode hat wenigsten» für einen kleinen Theil der jähr lichen Erledigungsfälle der oberen Kirchenbehörde die „freie Collatur" zu übertragen beantragt. Die Deputatton ist zu dem einstimmigen Beschlüsse gelangt, der Kammer die Zu stimmung zu dem Kirchengesetze vom 8. December 1896 zu empfehlen. Dasselbe wurde von der Kammer nach einiger Debatte gegen 11 Stimmen angenommen. Nächste Sitzung am 1). Januar 1898. Meißen. Ein Raubansall wurde am 1. dss. Mt«. früh hier verübt, indem ein. Schuhmachergeselle von zwei Un bekannten überfallen, seiner Uhr und Baarschaft beraubt und obendrein noch schwer mißhandelt wurde. Erst vor etlichen Tagen wurde derselbe wieder al» geheilt aus dem Kranken hause entlassen, und da sah er an eine« der letzten Tage Abends einen Mann, der ihm verdächtig vorkam und der nach seiner Verhaftung auch den Raubanfall eingestand. Der Complice desselben ist flüchtig. Langenftriegis, 20. Dezember. Zum dritten Male innerhalb 12 Tagen wurde die Einwohnerschaft durch Feuer erschreckt. Abermals stieg lohende Gluth gen Himmel. Und immer größer wird der Verlust für die armen Betroffene». Erst war es ein Gebäude, dann waren es zwei und nun ist ein ganzes Gut: die Scheune, der Entstehung-ort de« Brandes, Seitengebäude und Wohnhaus des Gutsbesitzer» Osw. Rothe. Leider find auch zwei Schweine, sämmtltche Tauben und einige Enten mit verbrannt. Und wie traurig ist es, daß dem Besitzer Geld und Papiere, den Mägden ihr sauer verdientes Gut, Wäsche, Kleider und Schuhe, und eine« armen Pferdejungen der Confirmandenanzug, Hut und Stiefeln verbrannt find. So rasens schnell griffen die Flamme« u« sich. Die Ortseinwohner find außer sich. Furcht beherrscht die Gemüther besonders im Mitteldorf. Bischofswerda. Dieser Tage besichtigte eine Ab ordnung von mehreren Offizieren des Königlichen KriegS- minifteriums die Tuchfabrik von F. G. Herrmann L Soho hier. Es handelte fich um eine fachmännische Besprechung und Einsichtnahme in die Herstellung des für unser Heer zu liefernden Bekleidungsstoffes, besonder» aber um die Fest stellung einer Färbemethode, die für die zukünftige Bekleidung des Heeres als wichtig erkannt worden ist und zur Anwen dung oorgeschrieben werden soll. Besonderes Interesse er weckten bei den Herren die soeben fertig gestellten Bekleidungs stoffe für das neue Detachement „Jäger zu Pferde". Neustadt. Hier ist jetzt der 12 jährige einzige Soh» der Weicht'schen Eheleute, welcher vor etwa 3 Monaten au« einer Weinflasche, in welcher Seifensiederlauge aufbewahrt war, getrunken hatte, an den inneren wuchernden Brand wunden unter gräßlichen Schmerzen gestorben. Bon der sächs.-böhm. Grenze. Auf welchen Widerstand die Grenzbeamten an der sächsisch - böhmische» Grenze bet Ausübung ihre- schwierigen Dienste« bet de» Schmugglern stoßen, beweist, wie man schreibt, zur Genüge die erst vor wenigen Tagen stattgefundene gemeine HM- schlachtung eine» österreichischen Finanzaufseher« von seinen eigenen Landsleuten in der Nähe von Hinterher«» sorf, wel cher i« Kampfe mit Schmugglern unterliegen mußte und « den erlittenen erheblichen Verletzungen vor einigen Tagen gestorben ist, während ein anderer Beamter schwer krank darnieder liegt, so daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. 8ei«ntg. Schwere« Herzeleid ist der Familie de« Stuhlbauer« Goldammer hier geworden, der innerhalb acht Tagen vier Kinder im Alter von 4 bi« 12 Jahren durch den Tod entrissen wurden. Die Kinder waren a« Lyphw» erkrankt.