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WUMerMWeM Dienstag, den 19. Juli 1927 80. Jahrg Dir .art»«btr»lsch« »»INI,««»»» «ich«!«! u,Nch mll »»««hm« der I«,« not Lon». imd Fiftta»«». L« H»r«» I»r »I, S4 mm br«U« Colon«!. jinz«I>«nz<IIe ln> «H>U»lollb«M Ist L0 <gamUIma»i«I»«» oud SI,ll«n,e1uch« v«d»kstl»«r I«), <m«oürl, »1, str d!« S0 mm brU!« P«l». NM«»«»««« »0, »>Mo0rI, 1»O. !0r »I« «> mm dr«U« »I!. Colonklj«!!« »5 aoowik!« »» R«!ch,pl«nn!o. P»ftlch«a.ao»t», L«tpi», «r. irre». *«»«I»4<-O!r»-S»«««, r»<, ar,»«». Nr. ». . enthaNend di« amMch«» »e»ann«»«ch»«g« der Amlshaupimannichasi und der * Staatsbehörden in Schwarzenberg, der Siaals» u. städtischen Behörden in Schneeberg, Löhnttz. Neustädtel, Grünhain, sowie der Finanzämter in Aue und Schwarzenberg. Es werden außerdem verdssenilicht: Die Bekanntmachungen der Sladträt« zu Au« und Schwarzenberg und der Amtsgerichte zu Au« und Sohanngeorgenstadt. Verlag L. M. Sürlner, Aue, Srzgeb. !VemI»n««r! «« »1 »nd »«, lt»nl» «ml «»,) «40. S»«««»«n w, S»w«n-n»«r« »»»«. VEanwrM- DoNIfmimd «urrns»»!'«». >»»«I,««.«»»a»^ stU »I« am NachE« «Uchrlnn»« Nummer bi, vormMag» » Uhr I» »« oaupla«Ichist<- st«I«n. ain« SrwLdr für dl« «usnahm, d,r er««!,«« »m o»rarlchr!«d«n,n Tag« >owi« aa t>«Mmm!«r Stil« wird nicht g«g«!xn, auch nichl sür »I« AlchltgkrU d«r durch g,mspr«ch«r aufg«grd«nm Nn»Na«n. — gdr Ngchgad« «. »erlang! «In,Wandler SchrisW«« gdrrntmml dl« Schrift- Iiüung dein« DeraMworlung. — Unl«rbr«chungm d«» ch«. Ichäftürlrl«»«, begründen dUneAnlorüch«. B«l gahlmg»- oerzug und Kontur« g,l!«n Rada«, al« nicht oerelndari. -a»»t,«schlft»ft«a«» i»: «tue, Lühnig, Schnerdrr, »»» Schwarj«»b«kg. Nr. 166 Amtliche Anzeigen. Unter dem Viehbestand des Gutsbesitzers Hermann Günther in Dittersdorf Nr. 23 ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. Sperrbezirk: das verseuchte Gehöft. Beobach- tungsgebiet: Der Ortsteil oberhalb der Bahnlinie Chemnitz— Aue—Adorf. Auf die in ortsüblicher Weise bekanntgegebenen Vorschriften wird besonders hingewiesen. Die Amtshauptmannschaft Schwarzenberg, 18. Juli 1927. In das Handelsregister des unterzeichneten Ge richts ist heute auf dem Blatte 317, die Firma Hermann Schmidt L Sohn Aktiengesellschaft in Schwarzenberg- Neuwelt betr., eingetragen worden: Durch Beschluß der ordentlichen Generalversammlung vom 27. Mai 1927 ist das Grundkapital von 380 000 RM um 140 000 RM auf 210 000 — zweihundcrtundzehntausend — Reichsmark, und zwar durch Zusammenlegung der Stamm aktien von nom. 315 000 RM auf nom. 200 OOÖ RM und der Vorzugsaktien von nom. 35 000 RM auf nom. 10 000 NM herabgesetzt worden. Das Grundkapital von 210 000 RM zerfällt nunmehr in auf den Inhaber lautende 2000 Stück Stammaktien zu je 100 RM und 100 Stück Vorzugsaktien zu je 100 RM. Durch Beschluß der gleichen Generalversammlung ist der Gesellschaftsvertrag zu 8 3 Abs. 1, 2; 8 6 Abs. 2; 8 7 Abs. 5; 8 11 Abs. 3; 8 13 Abs. 1, 2, 3 und 8 17 Ms. 1 abgeändert worden. Amtsgericht Schwarzenberg, am 9. Juli 1927. Dienstag, den 19. Juli 1927, vormittags 9 Uhr, soll in Schwarzenberg-Sachsenfeld 1 Pferd (dunkelbraune Stute) meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Döhlers Restaurant. sQ 1371/27 Der Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Schwarzenberg. Dienstag, den 19. Juli 1927, vormittags 10 Uhr, soll in Lauter 1 Drehbank meistbietend gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: Gasthof „Zum Löwen". sO 4886/26 Der Gerichtsvollzieher des Amtsgericht» Schwarzenberg. WM. MMIm Ser MsntekW. Dienstag, den 1V. Juli 1927 wird in der Zeit von 7—12 Ahr abends das Rohrnetz der städtischen Wasserleitung Lurch- spült. Die Einwohnerschaft wird darauf aufmerksam gemacht, daß während dieser Zeit mit Trübung -es Wassers zu rechnen ist. Lößnitz, am 16. Juli 1927. Der Rat der Stadt. — Betriebsamt. — Straßensperrung. Die sogenannte Weißbachtal-Straße wird bis auf weiteres ab Dienstag, den 19. -. M., wegen Beschotterung, für allen Fährverkehr gesperrt. Der Verkehr wird auf die Staatsstraße über Lichtenau— Hundshübel und Schönheide verwiesen. Oberstützengrün, an: 16. Juli 1927. Der Gemeinderat. - —s—-— Die „Kleine Revolution" in Wien Ihre Lehren. Infolge Einstellung des Post- und Telegraphenbetriebes Oesterreich sind die Nachrichten, die am Sonntag über die ,->ener Vorgänge vorliegen, recht lückenhaft. Nach der amt lichen Kundgebung der Bundesregierung ist die Sicherheits behörde vollkommen Herrin der Situation. Das mag rein äußerlich zutreffen, inwieweit die Beruhigung wirklich ein getreten ist, können erst die nächsten Tage lehren. Die deutsche sozialistische Presse frohlockt: ein siegreicher Aufstand. Sie zeigt ihr wahres Gesicht, denn ihr Jubel über den terroristischen Angriff gegen Lie Ver fassung, der in der „Hauptstadt Les internationalen So zialismus" unternommen wurde, kennt keine Grenzen. Doch wird eine bange Frage, aufgeworfen, Lie nicht gerade über zeugend für die innere Stärke Ler „Kleinen Revolution" spricht: wie wird Las Land sich zu der Aktion stellen? And zugleich klingt ein Unterton der Angst durch die Hymnen: wird Lie österreichische Druderpartei sich nicht etwa über nommen haben? Eines kann diese sich aber jedenfalls bewußt sein, daß nämlich Lie deutschen Genossen „die österreichische Partei in ihren Schicksalsstunden (!) mit ihrem ganzen Sym pathiegefühl begleiten". Sympathie ohne tätige Mithilfe ist allerdings so gut wie nichts. Wie stellen sich die Führer der deutschen Sozialdemokratie zu dieser Hilfe? 'Sehen sie den Aufstand in Wien, wo jeder sechste Mensch ein i organisierter Sozialist ist, als eine Vorbereitung für größere Dinge an, vielleicht für eine Revolution in ausgedehnterem Maßstabe in Deutschland? Sie werden ihre Karten nicht auf decken, aber aus Anzeichen aller Art kann sich Ler Unbeteiligte einen Vers machen. Natürlich behaupten die Wiener Drahtzieher, -aß die Revolte nicht vorbereitet war, sie machen aber mit dieser faust dicken Lüge niemanden dumm. Eine Revolution ist niemals spontan, sie ist immer das Ergebnis langer Vorbereitungen. Da in Wien die Kommunisten so gut wie gar keine Macht haben, ist die Frage nicht schwer zu lösen, wer dort die Weg bereiter sind. Im Reiche hat man, benommen von Lem An schluß-Nebel, der Entwickelung der Wiener Aktion viel zu wenig Beachtung geschenkt. Allerlei Anzeichen wurden nicht genügend bewertet. Es ist noch gar nicht lange her, daß dem österreichischen Schutzbund, eine Art Reichsbanner — allerdings ohne bürgerliche Mitläufer —, ganze Waffen, arsenale abgenommen wurden. Wozu waren Liese wohl be- stimmt? Scheinbar hat die Regierung Seipel nicht alle Mus keten und Pistolen erfassen können, sonst wäre der Aufstand nicht unternommen worden. Als weitere erschwerende Mo mente kamen die parlamentarischen Kämpfe zwischen Regie- rung und Opposition hinzu, die sofort nach der Wahlnieder, läge der Sozialisten einsetzten, und die immer im letzten Augenblick abgewendeten Beamtenstreiks, ferner die plötzliche Anfrage des Anschlußgedankens durch Lie sozialistischen Führer Dauer und Deutsch, die mit ihren scharfen Spitzen gegen die Regierungskoalition im Reiche nicht nur diese treffen wollten. Das Urteil im Schattendorfer Prozeß war natürlich nicht Ler Grund zum Aufstand, sondern nur der willkommene Anlaß. Darüber kann auch die Partei-Lügen- Maschine, die sofort in.vollem Umfang in Tätigkeit trat, nie- manden täuschen. Wie waren übrigens die Vorgänge, die zur Verhandlung standen? Am 30. Januar hatte, wie sich unsere Leser erinnern, in Somsalva im Burgenland« eine Versamm lung Ler nationalen Frontkämpfer stattgefunden. Zu gleicher Zeit hatte, nach einem auch in Deutschland beliebten Rezept, der besagte Schutzbund seine Mannen zu einer Demonstration gegen die Frontkämpfer aufgeboten. Bei Ler nicht ausbleiben den Schießerei waren ein Mann und ein Kind getötet worden. Die deswegen vor Lem Schattendorfer Schwurgericht ange klagten drei Frontkämpfer wurden freigesprochen, La fest gestellt wurde, daß sie in Notwehr gehandelt hatten. In Oesterreich können, wie auch in Deutschland, diejenigen, die sich als Verteidiger Ler Republik hinstellen, es nicht vertragen, wenn nicht für sie Las Recht gebeugt wird. Die Agitation gegen die Justiz, ein stets bereites Mittel zur Beunruhigung der Massen, erschien den Wiener Genossen geeignet, den Stein ins Rollen zu bringen. Wie so oft waren auch diesmal die gerufenen Geister nicht gleich wieder los zu werden. Eigentlich sollte Lie Straße wohl nur einen Druck ausüben, um die Mitregierung der Sozial- demokratie und die Entfernung mißliebiger Persönlichkeiten zu erzwingen. Ein Blutvergießen in diesem Umfange und die Zerstörung unersetzlicher Werte, wie sie der Iustizpalast und die in ihm verbrannten Grundbücher darstellen, waren, das kann man glauben, nicht beabsichtigt. Nun ist das Unheil da und mit ihm die Gefahr außenpolitischer Verwickelungen — Mussolini steht am Brenner schon auf dem Sprunge. Der Generalstreik war -er Köder, welcher den Massen hingeworfen wurLe, um sie wieder in die Han- zu bekommen. Er hat seine Schuldigkeit zunächst getan. Allerdings wird es eine Weile dauern, bis die völlige Beruhigung eingetreten ist. Für Deutschland ergehen sich aus -er Wiener Aktion eine Reihe von Lehren, die überall recht beachtet werden sollten. Solche sind z. B.: Lie gerühmte Verfassungs treue gewisser Parteien und Organisationen ist nicht immer echt. Polizei und Militär müssen fest in der Hand Ler Regie rung sein. Die Hetze gegen Staatseinrichtungen, wie z.B. gegen die Justiz, darf nicht länger geduldet werden. Gegen diejenigen, welche sie gewohnheitsmäßig betreiben oder für- Lern, muß das Reich und die Verfassung geschützt werden, auch wenn es sich um hohe Negierungsbeamte und Parteibonzen handelt. Die Aufklärung der Massen Lurch die Negierung, die jetzt völlig ungenügend ist, muß mit allen Mitteln betrieben werden. Dazu ist notwendig, daß innerhalb der Regierungen Lie Fragen zweiten Ranges, die jetzt meist als Hauptfragen behandelt werden und um die man sich in den Kabinetten balgt, vor Lem wirklich Wichtigen zurückgestellt werden. Die Autorität jeder Negierung beim Volke hängt davon ab, wie sie sich in der Oeffentlichkeit gibt. Der Generalstreik in Wien beendet. Bisher 65 Tote. Wien, 17. Juli. Nach dem blutigen Freitag stand Wien gestern im Zeichen des Generalstreiks, den die soz. Parteileitung und die Gewerkschaftskommisston um Mitter nacht verhängt hatten. Damit sucht die Parteileitung die Füh- rung wieder in dis Hand zu bekommen, die sie verloren hatte. Der wilde Streik soll zunächst in «ine» offiziellen unrgewm»' delt werden, der dann auf Geheiß wieder beendet werden kann. Bei den Bahnen wird der Streik in ganz Oesterreich streng durchgeführt. Auch die Post hat ihren Dienst eingestellt. Ob es der Parteileitung gelingen wird, bei der Regierung Seipel mit der Erklärung des Generalstreiks politische Ziele durchzu setzen, muß abgewartet werden. Man spricht von der Möglich keit einer Koalitionsregierung nach Besänftigung der Leiden schaften. Wie verlautet, haben die Sozialdemokraten ihre For derung aufRücktrittderRegierungSeipel fallen gelassen, fordern aber unter allen Umständen den Rücktritt des Polizeipräsidenten Schober. Men, 17. Juli. W. T. B. meldet: Der General st reik ist beendet. Das ist das Kennzeichen der Situation. Als die Wiener heute früh erwachten, hatten die Straßenbahn nenihrenDienstauf allen Linien bereits wie^x a.ufg e - nommen. Die befürchteten kommunistischen Störungen sind nur in unerheblichem Maße an zwei Stellen aufgetreten. Auch die elektrische Stadtbahn, die Autobusse und -Droschken fahren wieder, dagegen geht -er Fernverkehrs st reik weiter. Heute vormittag fand eine Sitzung des sozialdemokratischen Parteivorstandes statt, nach deren Beendigung sich Bürger meister S e i.tz und der Abgeordnete Bauer zum Bundes kanzler Seipel begaben, um — wie von sozialdemokra tischer Seite verlautet — ihn zu fragen, wie die Negierung sich die Einstellung des Fernverkehrs st reiks und die Vor aussetzungen für sie denke. Dabei dürften die sozialdemokra tischen Unterhändler auch zum Ausdruck gebracht haben, daß die Partei bestimmte Wünsche in der Richtung einer Abän derung des bisherigen Regimes habe. Wie wir erfahren, wird das Verlangen nach der Entfernungher vorragender Persönlichkeiten aus ihren Aemtern nicht gestellt. Auf allen Seiten zeigt sich Las Bestreben, eine Wiederholung der Ausschreitungen durch die Rückführung des öffentlichen Lebens in normale Bahnen unmöglich zu machen. Für Sonnabend und Sonntag wurde einAlkohol- v e r b o t verhängt. Wien, 17. Juli. Der heutige Tag dürfte auch politisch eine vorläufige Entspannung bringen. In einer amt lichen Veröffentlichung wird angekündigt, -aß heute die Be endigung des Eisenbahn- und Telegraphen- Streiks erzielt werden dürfte. Auseinandersetzungen über den blutigen Freitag werden im Nationalrat stattfinden. In dessen wird zwischen dem Bundeskanzler Seipel und den Füh rern -er Mehrheitsparteien einerseits und den Sozialdemokra ten und Bauern andererseits über den zweifellos sehr nahen Einberufungstermin des Parlaments verhan delt. Wie verlautet, nimmt die Regierung den Standpunkt ein, daß die Beendigung des Streiks unumgängliche Voraus- setzung für die Einberufung des Parlaments sei. Es scheint schon jetzt festzustehen, daß die Sozialdemokraten nachgeben werden. , Eine Crkl«r«ng -er Regierung. Das Bundeskanzleramt hat folgende Er- klärung herausgegeben: „Der Aufstand ist niedergeschlagen und di« Polizei Herrin der Situation. Bei den Zusammen stößen im Laufe des gestrigen Tages erlitten ungefähr 119 Personen Verletzungen, 12 Personen wurden getötet. Unter den Verletzten gehört die Mehrheit der Sicherheitsw ach e an. Zur Zeit ist die Sicherheitswache damit beschäftigt, mit größeren mit Gewehren ausgerüsteten Patrouillen zu Fuß und zu Pferde die Reste der Demonstranten zu zerstreuen und die Ruhe wieder herzustellen. Die Plätze in der Umgebung des Nationalrats und des Iustizpalastes sind von Militär be- setzt. Eine Gefährdung des Eigentums ist nirgendwo Erfolgt. Die Sicherheitsbehörde ist vollkommen Herrin der Situation."'