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MsdmfferTageblatt Da, WU-druff-r Tageblatt enthält die amtlichen Bekan«tmachm.g«. de- ««t-hanptmannschast Meitze«, de« Amtsgericht- und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentaml« Tßlrandt, ^nav'zamw Noff^ für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Zernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 Nr 214 84 Jahrgang Teiegr Adr »Amtsblatt- Wilsdruff-Dresden Pvstscheck. Dresden 2640 Sonntag, 13. September 1V25 Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, M». »u,a,»ch Adirag. ' „ . -dShr. Edq-l«-»«-»- MLNKL: Wochmblatt s°r Wil-dk-ff». Um^«d ftrLnngrn entgegen. Im Falle höherer vewalt, Krieg oder sonstiger Betriedsßörnng« d«steht kein Anspruch auf Lieftrung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung ein gesandter Srhriststücke erfolgt nur» »eun Psrto o eiliegt» Die farbige Gefahr. InMarokko bemühen sich jetzt Spanier und Fran zosen, des Rifkabylenführers endlich Herr z» werden. Seit Wochen gehen Nachrichten von dem Beginn einer aroßangelegten Offensive durch die Welt. Dies hat jetzt erneut heftige Kämpfe an der dortigen ganzen Front ge zeitigt. Aber es sieht nicht so aus, als ob alle diese fran zösischen und spanischen Vorbereitungen auf Abd el-Krim einen niederschmetternden Eindruck gemacht hätten. Im Gegenteil, er hat an verschiedenen Stellen selbst den Vormarsch begonnen, so daß man auf spanischer wie sranzösischer Seite sogar gegenseitige Entlastungs- »perationen verlangt. Das spricht nicht dafür, daß der ganze Feldzug sich so im Handumdrehen erledigen ließe. Frankreich hat schon einmal in Nordafrika einen hart näckigen Strauß mit einem zähen Gegner ausfechten müssen. Das war damals Abd-el-Kadr. Dabei handelte es sich aber um eine wenn auch schwierige, so doch immer hin nur lokale Angelegenheit, während sich diesmal dre Fäden aus Marokko durch die ganze mohamme danische Welt ziehen. Frankreich weiß, was aus dem Spiele steht, wenn es Abd-el-Krim nicht auf die Knie zwingen kann. Wenn es vielleicht auch etwas übertrie ben war, zu behaupten, daß man in Marokko das afri kanische Reich Frankreichs verteidige, so liegt darin doch »in großes Stück Wahrheit. Die Sammlungen für Abd- el-Krim in allen mohammedanischen Ländern zeigen, mit welcher Aufmerksamkeit man dort die Ereignisse m Ma rokko verfolgt. Der D r u s e n a u f st a n d in Syrien ,st gewissermaßen eine Auswirkung der marokkanischen Er- g Die Haltung der Rifkabylen zeigt das in den letzten Jahren außerordentlich gewachsene Selbstvertrauen der nichteuropäischen Völker. Diese Erscheinung sehen wir nicht nur bei den Mohammedanern, sondern auch in den übrigen nichtweißen Teilen der Erde. Von der äthio pischen Bewegung in Afrika hat man in der letzten Zeit nichts Wesentliches mehr gehört. Trotzdem greift sie immer mehr um sich und man macht sich das Wort zur Parole: Afrika den Afrikanern. Man ahmt hier das Bei- Aiel Asiens nach, wo das Bewußtsein, daß Asien den Asiaten zu gehören hat, immer mehr durchdringt. Fragt man nach den Ursachen dieser so ähnlichen Er scheinungen in den verschiedensten Teilen der Erde, die «ns so deutlich das Sinken des weißen Ansehens zeigen, so liegen sie schließlich bei der weißen Nasse selbst. SS ist dabei eine gewisse Ironie der Weltgeschichte, daß gerade Frankreich jetzt zuerst den Hauptstoß mit aus- halten muß, diejenige Macht also, der die Hauptschuld au »iesem weißen Prestigeverlust zufällt. Für Frankreich spielt die Prestigefrage überall eine ausschlaggebende Nolle. Ihm wird einst die Weltgeschichte das Urteil sprechen, daß gerade Frankreich es war, das diesen Nieder- zang Europas verschuldete, weil es seine eigene Macht auf ewige Zeiten festlegen wollte. Da ihm dazu die Kraft fehlte, machte es allerlei farbige Völkerschaften gegen Deutschland mobil und scheute sich auch nichr nach dem Kriege, schwarze und farbige Truppen zu Herren über weiße Volksschichten zu machen. So verlernten jene die Achtung vor den Europäern und vor allem vor den Fran zosen und bekamen gleichzeitig einen Einblick in die wirk lichen Machtverhältnisse der europäischen Völker. Wie der politische Einfluß Europas, so ist auch sein geistiger unter den Völkern im allmählichen Schwinden begriffen. Das bekommen besonders die christ lichen Missionare zu spüren. Der chinesische christliche General Fang soll vor einiger Zeit den Ausspruch getan haben, daß, wenn die Christenheit der Welt der Be- »rückung Chinas durch die fremden Völker nicht entgegen- träte, es mit dem Christentum in China und damit in ganz Asien für alle Zeit zu Ende wäre. Das ist Wohl 'twas zu übertrieben dargestellt. Aber es liegt ein Körn chen Wahrheit darin. Die Zerrissenheit Europas auch in geistiger Beziehung ist aller Welt klar geworden. Der Glanoe der fremden Völker an die Einheitlichkeit der weißen Kultur ihnen gegenüber ist in Stücke gegangen. Sie haben erfahren, wie man sie gebrauchte, um die Macht einzelner weißer Nationen aufrechtzuerhalten. Das mußte ihr Lelbstbewußtselm stärken und ihnen den Gedanken nahelegen, ihre Geschicke in die eigene Hand zu nehmen. Die letzten Ereignisse sind ein letztes Warnungszeichen für Europa, das dann fremde Völker zu letten nur ein Recht hat, wenn es denen im eigenen Erdteile überall Gerechtigkeit widerfahren läßt. Briand an Stresemann. Ein Brief an- Genf. Berlin, 11. September. Die gierst von dem „Journal de Geneve« gekrackt« Nachricht, daß bereits ein Bries des französischen Außen, «mnipers Briand an den deutsche« Reichsminister des Aus wärtigen Dr. Stresemann mit der Einladuna r« une, Konsercnz über den Sicherhettspakt abaeganae« ist »ird ziemlich zuverlässig iu Genf bestätigt. direkt von einigen Prefseltuten in Gens »ekraat« britische «ndenminister Sdamderlain Kampf gegen Kartellpreise. Amusung des Kartellgerichts. Berlin, 11. September. Sechs Verbände der deutschen Textilindustrie, die den vertikalen Aufbau sämtlicher Produktionsstufen dieses Ge werbes umfassen, sind von der Reichsregierung vor das Kartellgcricht gezogen worden. Es handelt sich um eine der Maßregeln gegen die Leuerungspreise. Es handelt sich um den Verband der Wollgarn- und Kammgarnspinnereien zu Berlin, um den Verband der Sächsisch-Thüringischen Webereien in Greiz, um den Verband der Deutschen Herrenwäschefabrikanten zu Berlin, Verein Deutscher Kleiderstoffgrossisten Ber lin, Verband der Großhändler bunter Webstoffe und Leinenwaren und um den Verband nord- und Westdeutscher Baumwollwarenausrüster. Diese Kartelle sollen auf dem Standpunkt stehen, daß sie noch nicht in deutscher Währung berechnen dürfen, sondern nur unter Zugrundelegung der Dollarbasis. Sie sollen behaupten, der Regierung indirekt mit der Dollarwährung eine Rückenstütze zu geben. Der Valutazuschlag, der auf diese Weise der Ware beigegeben wird, fei durch die ständige Gefahr einer Inflation bedingt. Sie feien auf ausländische Kredite angewiesen und müßten daher Devisen besitzen. Die Klage gründet sich in allen Fällen auf den 8 10 und § 4 der Kartellverorvnung und hat das Rücktritts- recht von Verträgen mit den angefochtenen Bestimmungen zum Ziele sowie die Nichtigkeitserklärung aller Beschlüsse m dieser Richtung. Bankgewerbe und Zinsfuß. Bei den von der Reichsregierung eingeleiteten Ver handlungen über die Herabsetzung der Zinssätze wird das Ergebnis einer angeblichen Untersuchung verbreitet, nach welcher der „Zentralverband des Deutschen Bank- und Bankiergewcrbes" juristisch nicht als ein Kartell in Betracht komme. Ob diese Schlußfolgerung Stich hält und eve« oer Negierung nach Senkung der Zrnsfatze sich bald herausstellen. Tatsächlich des Kartellgerichts vor, der für die sog. ^"^^^"^ulsung der Bankiers die Zuständigkeit ab- berelts eine ganze Reihe von Ver- Drohung, daß ihre Preispolitik -do* dem Kartellgericht erörtert werden soll, be füllen" haben, die Regierungsforderungen zu er- 6 wird von der Regierung mit den Ko h l e nhandelsvereinlgungen verhandelt Die Stemzeugmdustrie hat kürzlich ihre „gleitenden" Preise aufgehoben und feste eingeführt. Painleve für Verständigung und Wieder versöhnung Bafel, 12. September. In feiner Rede in Straßburg sagte PainlevL unter anderem noch: Die Verständigung und Wie derversöhnung zwischen Deutschland und Frankreich ist der Schlüs sel des Weltfriedens. Es gibt leinen starken Frieden in Europa, es gibt keine Ruhe, solange man das Gefühl hat, daß sich die beiden Mächte aus irgendwelchen Vorwänden auseinanderstürzen können. Frankreich wird mit seiner ganzen Ehrlichkeit den Patt abschließen. Ich habe nur einen Wunsch: den baldigen Abschluß der loyalen Verhandlungen. Ich bin überzeugt, daß für das wahre deutsche Volk der Krieg kein Lieblingsgedanke ist. Dor Wiederaufnahme der deutsch-pol nischen Wirtschaftsverhandlungen Warschau, 11. September. Der ökonomische Rat der polnischen Regierung hielt gestern die letzte Sitzung vor der Wie deraufnahme der deutsch-polnischen Wirtichasisverhandlungen ab. Heute um 8,4V Uhr abends verläßt die polnische Delegation War schau, um sich nach Berlin zu begeben. Außer den Delegierten fahren noch zwei Senatsmitglieder als Beobachter mit. allerdings eine ausweichende Antwort. Aus die Frag^ ob die Einladung an Deutschland bereits unterzeichnt sei, antwortete Chamberlain: „Ich weiß nicht, ob diese Nachricht wahr ist. Ich hab, den Entwurf einer Mitteilung an die deutsche Negierung gesehen. Er ist befriedigend, aber ob Briand ihn schon unterzeichnet hat, weiß ich nicht. Ich glaube jedoch nicht. Die Grundsätze der Einladung sind vereinbart, Ort und Zeitpunkt sind indessen noch nicht bestimmt. Trotz dieser hinhaltenden Worte Chamberlains über die Absendung der Einladung scheint es also festzustehen, daß der Brief Briands nach Berlin abgegangen ist. Dei weitere Verlaus der Angelegenheit wird von der Antwort abhängen, die die Neichsregierung aus die an sie gerichtete Einladung erteilen wird. Reichsaußenminisier Strese mann kehrt morgen aus seinem Urlaub nach Berlin zurück. — Italiens Einspruch. Die Absendung der von Briand unterzeichneten Ein ladung zur Sicherheitskonferenz nach Berkin soll im letzten Augenblick durch italienischen Einspruch verhindert worden sein. Dadurch erkläre sich auch die plötzliche Ab reise des italienischen Delegierten Grandi nach Nom. Er habe die Note nach Rom mitgenommen und werde sie sofort nach seiner Ankunft dem italienischen Minister präsidenten Mussolini vorlegen. Nach Genehmigung durch Mussolini soll die Note dann sofort nach Berlin gesandt werden. * Eine private Zusammenkunft Strese manns und Briands. Berlin, 12. September. Der „Berliner Lokajanzeiger" meldet aus Genf: In Völkerbundskreisen, die über Pariser Dinge gut unterrichtet zu sein pslegen, laufen ganz positive Gerüchte um, nach denen eine private Zusammenkunft unter vier Augen zwischen Briand und dem deutschen Außenminister Dr. Strese mann der offiziellen Ministerkonferenz in Lausanne oder Como vorangehen werde. Vielfach glaubt man hierin den Schlüssel für die iiberraschende Tatsache sehen zu dürfen, daß Paris so bereit willig darauf eingegangen ist, die offizielle Einladung m-bt an den deutschen Reichs-Außenminister zu senden, sondern sich mit dem Erscheinen mehrerer deutscher Minister in Lausanne abge funden hat. Großkampftage in Marokko. Ernste Lage der Spanier bei Tetnan. Pari», 11. September. j Bou «Leu Fronte« i« Marokko werden schwer, rSmvke Amt oi»«°u 4» Stt»m«4er dre-t«« Frontabschnitt zwischen Teronal und Sker gingen v« Franzosen nach stundenlanger Artillerie vorbereitung zum Angriff über. Nach fran zösischen Meldungen konnten die ersten Stellungen mühe los erstürmt werden. Französische Flugzcuggeschwade, griffen gestern vor allem die wichtigen Verkehrspunkt« hinter der Riffront an und zerstörten große Proviant- und Waffenloser. Im Lause des gestrigen Nachmittags setzt, der Angriff auch auf anderen Frontteilen ein. Im ganze« sind 85franzöfischeBatailloneinvorderster Linie eingesetzt, 14 befinden sich in Reserve. Nach Angaben der französischen Heeresleitung befinden sich gegenwärtig etwa 200 vvv Mann an der Marokko front. Zuverlässige Schätzungen geben die militärischen Streitkräfte Abd-el-Krims mit 40 000 Soldaten an. Das französische Oberkommando glaubt, daß durch diese großen Angriffe Abd-el-Krim gezwungen wird, seine Offensiv, gegen Tetuan einzustellen. Die Lage bei Tetuan wird von der spanischen Armecleitung für sehr ernst gehalten, besonders, da Abd-el-Krim auch gestern an dieser Stelle große Vorteile errungen hat und teilweise im Besitz der strategisch sehr wichtigen Höhenzüge nördlich und östlich von Tetuan ist. Während des gestrigen Tages wurde die Stadt un unterbrochen von der Rifartrlkerie unter Feuer gehalten. - Nach spanischen Meldungen hat sich Abd-el-Krim bereits in den Besitz der Höhen u m Tetuan gesetzt und beherrscht dadurch völlig die Lage auf die sem Frontabschnitt. Die Spanier haben alle verfugoaren Flugzeuge bei Tetuan zusammengezogen, auch von der Front bei Melilla und Alhucemas sind größere Truppen- mengen nach Tetuan gezogen worden. Die Erfolge Abd- el-Krims bei Tetuan sollen hauptsächlich darauf ruruck,«- füüren sein, daß die Spanier von hier Ohre besten Kampf truppen weaaeroaen hatten, nm sie dei Alhucemas zu ver-