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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.04.1893
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1893-04-14
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18930414025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1893041402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1893041402
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1893
-
Monat
1893-04
- Tag 1893-04-14
-
Monat
1893-04
-
Jahr
1893
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KiWgcr.TasMatt Anzeiger. 2rgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen.Preis die 6 gespaltene Pctitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Nedaction«strich ^ge spalten) 50^. vor den Fanulieunachrichte» (6 gespalten) 40^. Größere Schristeu laut unserem PreiS- verzeichniß. labellarücher und Zissernsatz nach höherem Taris. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe , ohne Postbesörderuag ^l 60.—, mit Postbesörderuag 7V.—. Annahmeschlab für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Morge a-Au«gab«: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« srüh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und rlnnahinestcfleu je «ine halbe Stund« früher. Anzeigen sind stet« an di« Gxtzrdtti»» zu richte». Druck und Verlag von <k. Pol» in Leipzig. ^°18S. Freitag den 14. April 1893. 87. Jahrgang. ».«o .08t, >781, r- t.50 ».« 1.— politische Tagesschau. * Lrt-zig. 14. April. Uiber den gegenwärtigen Stand der Militair Vorlage schreibt nn« unser Berliner LS-Correspondent: „Tic Witzeleien ter.Germania" und die Versicherung anderer Organe, daß die Auslösung de« Rcich-tag« „unabwendbar" sei, lönnc» nicht« daran andern, daß an eine Verständigung über die Mililairvorlage mehr als je geglaubt wird. GS glaubt daran, ohne es ausdrücklich zu sagen, die „Kreuzzeitung", welche seit einigen Tagen in der Herabsetzung ter Vorlage mit Herrn Lieber eifert — zu dem leicht erkennbaren Zwecke, die Schwere untH- Verdienstlichkeit deS OpscrS ibrcr Zustim mung ins rechlrLicht zu setzen und zu versieben zu geben, daß der conservalive Arbeiter ebenso seines Lobnes wertb ist wie der klerikale. Noch bedeutsamer ist, baß baS schlesische CcntrumS- organ, die „Schles. VolkSzeitung", den von unS wieder- gegebenen und in der Hauptsache al« glaubwürdig bezeichnetcu Äillheilungen der „Allgem. Ztg." über den Abschluß eines EompromiffcS nicht nur nicht widersprochen, sondern auch er klär» hat, baß e« sich über die Bestätigung der Nachricht „auf richtig fre neu" würbe. Das mit dem Grafe» Ballestrcm und mit dem Freiherr» von Hucne Fübluug unter haltende Blatt würde sich wohl gehütet bade», Freude üb« einen AuSgang ru bekunden, den die schlesischen EenIrumSführcr nicht wünschen. Sie wünschen in Wakrbeit nicht nur, sie handeln. Frhr. v. Huene, der Unterhändler, bat Donnerstag früh 8 Uhr im Reichskanzlerpalais vorgesprochrn, und da der Gcneral-Reich-kanzler in der nicht übertragenen Bedeutung deS Worte- früher auszusteben pflegt als sein Vorgänger, so wird der Nachfolger Windt- borsl'S den Weg nicht umsonst gemacht baden. Er brachte 20, »ach Anderen 25 CentrumSstimmen für die wesentlichen IiegierungSsorderungen. Ob und wie weit die vereinbarte Ldminderung über eie schon in der osficiösen Presse preis- gegebenen 7000 Mann hinauSgeht, ist zur Stunde nicht bekannt. Auch nicht, waS für die Felvartillerie und die Pioniere bewilligt «erden wird; auf die Forderungen für Eavallerie und Kuß - »etillerie ist verzichtet worden. Die 20 dis 25 Partei genossen de» Herrn Lieber bedeuten die positive Leistung des tzwtrumS. Sic wird erhöht und erst wcrthvoll dadurch, daß «ödere Centrum-mitglicver — darunter selbstverständlich dayerische — der Abstimmung fern bleiben werden. Auf die gleiche Weis« wird sich, wie übrigen» schon lange außer Zweifel steht, eine Anzahl Deutsrbsreiiinniger um die Erhaltung deS Grafen Eaprivi ein Verdienst erwerben. Auch seist wird der Absentismus sich wohltbucnd bemerkbar machen. Die Polen stimmen selbstverständlich mit Ja. ebenso dir Mehrzahl der „Wilden". Bei einer wohl- vorbereiteten Frequenz von ungefähr 320 Abgeordneten rechnet man aus eine zustimmend« Mehrheit von an nähernd zwanzig Stimmen. In Rom hat man von kn Parole „unitS et vagere", wenn sie überhaupt antgegeben war, die uuitS offenbar gestrichen. Und mau hat zol daran gethan. Die Lage de» EcntrumS in Bayern mrd zwar durch die Abcommandirungen verschlechtert, aber ße ist dort ohnehin eine prekäre, und Neuwahlen in diesem Krühjahre hätten der Partei vielleicht nicht weniger Verluste gebracht, all sie trotz der Unterstützung der Mililairvorlage im Winter 1895 zu befurchten hat. Auf der anderen Seite erhofft mit Grund der UltramontaoiSmuS so reichlichen Lohn sür seine Dienste, daß er eine Beschädigung der Partei imisorm, in die er sich seit 25 Jahren gekleidet hat» in den Kauf nehmen darf. DaS junge Reich wird diese HeereSverstärkung lhenrer zu bezahlen haben, als alle bisherigen Armeeverbeffe rangen zusammengenommen.' Soweit unser Correspondent. In völliger Uebereinstimmung mit diesen Ausführungen steht ein Telegramm, welches dem „Rheinischen Cour." an« Berlin zugeht. Es lautet: „Von gut unterrichteter Seite höre ich. daß Abgeordneter von Huene mit dem Reichskanzler bezüglich der Militair Vorlage etwa folgende- Compromiß vereinbart bat: Ge setzliche Feststellung der zweijährigen Dienstzeit, tO 000 Man» weniger als die von der Regierung geforderte Präscnzzahl, ratenweise Bewilligung der Präsenzzahl. Ob von Huene damit eine Mehrheit im Reichstage erkält, ist immer noch zweifelhaft, da ein großer Tbeil deS CentrumS bis jetzt noch dagegen ist." Und ebenfalls in völliger Uebereinstimmung mit den Aus führungen unsere- Eorrespondcnten steht folgende Mittbeilung: „Der „Kölnischen VolkSzeitung" zufolge wurde für da« Winterhalbjahr in Münster ein neuer Lelirstubl für „Pasto rs Itheologie" (!) unter besonderer Rücksichtnahme auf die Aufgaben rer Socialpolitik errichtet; für denselben wurde rer ultra montane Abgeordnete Eaplan Hitze bestimmt. Die bisherige außerordentliche Professur sür National ökonomie gehl ein." Mit anderen Worten: Der Vertreter der Wisien- chast räumt einem ultramontanen Politiker, der sich aller dings praktisch und theoretisch mit Socialpolitik beschäftigt Kat, baS Feld. Ein ganz hübscher Anfang der klerikale» Reaclion! Wabrlich: „DaS junge Reich wird diese HeereSverstärkung thenerer zu bezahlen haben als alle bisherigen Armeeverbesserungen zu- sammengenommen." Bei dem lebhaften Interesse, welche- der Empfang de« bulgarischen Ministerpräsidenten Stambulow durch Kaiser Franz Josef in der ganzen politischen Welt Kervorgermcn bat, glauben wir die Mitlheilungen der „Ncu-n Freien Presse" über eine Unterredung, die einer ihrer Redakteure mit Slain- bulvw bei dessen jetzigem Aufenthalt in Wien hatte» ihrem Wortlaut nach mittheilen zu sollen. Herr Stambulow bemerkte Folgende-: ES geht wirklich gut in Bulgarien, und seine Verhältnisse haben sich inSbejondere in den letzien drei Jahren iehr zu ihrem Bortheile verändert. To» ist eine Folge ihrer logischen und natür lichen Entwickelung. In der Politik lebt nur und hat nurDa« Tauer, wo« den wirklichen Ansorderungen Rechnung trägt und wo« sich ohne eine miilffame und gekünstelte Const uction herausgebildet hat. Da« ist bei uns der Fall! Es ist nicht wahr, daß da« in Bulgarien zur Geltung gelangte System an der Existenz einiger Personen hängt, die durch Gewalt die herrschend« Ordnung erhalte». Nein! In dieser kommt der Wille de« Volke« «um Ausdrucke; lagt man nun, ich rrprSieiilirr die RegierungSsorm, so sttge ich, meine Plane, Ad- sichten nnd Wünsche knüpfen sich nicht an meinen Namen oder an meine Person, ich bin nur der Vollstrecker Dessen, was in den innerste» Jnslincten der bulgarischen Bolt-seele ruht. Deshalb vermag ich in voller Ruhe das Land »» verlassen, ich weiß, in meiner Ab wesenheit regiert Zivkow ebenso gut wie ich, und auch wenn ich einmal nicht mehr sein oder wenn ich abzutreten genötlngi werden sollte, wird mein Nachfolger wie ich regieren. Ob dieser Petkow heißen, ob er ein Radikaler sein wird, die Basi« unsere- Sioalslebens wird dieselbe bleiben wie heute; auch nach mir wird die Ordnung in Bulgarien den Gedanken zum Ausdruck bringen, der unser Volk immer bewegt hat, da« Verlangen, daß Bulgarien seine Verwaltung nach eigenem Ermessen regle und den Bulgaren über- lasten bleibe! DaS ist unser kräftigster Wunsch; seinem Einflüsse kann sich Niemand entziehen. Er war es, der unsere Auflehnung gegen die türkische Herrschaft bewirkt hat, er bestimmte Jedermann als die neue Ordnung nach dem Kriege begründet wurde. Natürlich wollten die eben Besrriten schon damals nicht, daß die Befreier idne» Borichristen über ihre inneren Angelegenheiten und über ihre Rechte gäben und ihnen neu« Herren und Minister willkürlich über ordnen. Damit wäre Niemand im Lande zufrieden gewesen, und hierüber entstand «in« so mächtige Bewegung der Geister, daß sie auch unser» ersten Fürsten ersaßt«. Alexander von Battenberg kam gewiß al« Russophile in« Land; er wurde nicht durch leine oder unsere Schuld Rustophob». Ich war so überzeugt, daß jeder Nach folger, den er finden würde, im Lande ein Bulgare m de« Wortes vollem Sinne werden müsse, daß ich Kaulbar« bei den Verdand- iungen über die Wiederbesetzung de« Throne« sagte: „Geben Sie uns welchen Prinzen Sie wollen — man dachte damal« an einen Prinzen Lenchtcnberg oder Oldenburg —, unser Volk ist so zähe und zielbewußt, daß ihn die Strömung der Bolkswünsche erfassen wird; wir sürchten nur einen Beamten, der. etwa wie Jgnaiirw. ohne jede Rücksicht aus un« Befehle von Bußen auslühren würdet" Wie sind nun seither die Dinge vorgeschritten I Wir haben einen Fürsten, und zwar einen solchen, mit dem da« Land, die Armee und das Volk völlig übereinstimmen, der seine voriressiichcn Eigen schaften, sein Talent, seine Staaisklugheit und auch seine weit reichenden Verbindungen in den Dienst deS Lande« stellte. Er bat sich in unsere Herzen «ingebürgeri. Ist es da nicht natürlich, daß wir die Festigung diese« Verhältnisses wünschen? In diesem Für st en verkörpert sich deute daü Selbst de st im in ungSrech» unseres Landes, wir wollen den Thron nicht von neucn Wechscl- sällen bedrohen lasten; wir wollen deshalb, daß der Fürst sich ver mähle, und sehen darin eine» großen, für uns und unser Land de- deulung-vollen politischen Aci! Deshalb schlugen wir die Ber- saljungSailderuiig vor, ohne welche die Verheiraihung deS Fürsten nicht möglich war. Das bulgarische Volk versteh! ihre Ab- licht sehr wohl, es weiß, daß sic ihm nur die politischen Voriheile bringen soll, die sür u»S in der Begründung einer Dynastie liege». Gab eS bei unS Leute, die eine andere Meinung hatten und die uns Hintergedanken »nierschobea, welche uns lerne lagen — die russische Note hat sie eines Besseren belehrt; sie nützte uns, denn sie öffnete Jedermann über die Absichten unserer Gegner in Rußland die Augen! Nichts in unserer Haltung begründet di« Bestrebungen dieser unversöhniicheii Feinde. Wir sind gemäßigt und vorsichtig; de» Gedanken, »ns unabhängig zu erklären oder unsere Anerkennung zu erzwingen, Halle» wir im Augenblicke sür unnütz. Wir regieren unS nuch unserem Ersorberniß und erblicken i» jedem Acte, de» eine andere Regierung vo» uns erheischt, ein Slück faktischer Anerkennung Der formalen Anerkennung bedürfen wir jetzt nicht. Gewiß wünichi Einer, der eine Wolke am Himmel sieht, daß auch dies« ichwin , aber schließlich genügt rs dem klugen, wenn e« nicht regnet! Achnlich denken wir jetzt. Un» befriedigt da» Erreichte. Wir wollen vorläufig nicht mehr, wir wollen auch Rußland nicht heraussordern, nicht verietzen, wir verlangen nur, daß man uns Rabe gebe, Ruhe sür uiilere Entwickelung, für die Verdtsjerung unsere« Brrwoltungswejen«, für die Resormen, deren wir als ein junge« Cullurstaat bedürfen. Ich höre mit Freude, daß in Rußland verciiizelie Stimmen .»raus h»iw«lien, daß liniere Bisirebunge» daselbst doch richtiger beurtheilt werden sollten. Möchte man diele Unheil« hören und nicht die verbohrten und un« jo seindseiigen Emigranten, die im Zorne darüber, daß sic Schiff- b uch litten, immer und immer lügenhaft behaupten, in Vulgär en muffe nur dies» oder jene Person sollen, damit Alles zusoniinen- breche. Diese semdielige» Elemente sind die Ursache der Ansch age gegen mich, aber zwilchen solchen Attenialen und denen gegen ver haßte Regierungspersonen liegt ein gewaltiger Unterschied Tie,e suchen den Willen de» Volke- zu hemmen, unsere Rkgierungs-Priii- cipie» wollen Land und Leute in deren Sinne vorwäriS bringen. DoLurch er-Iärl sich ,a,ere ,n Wahrtwir günfnge Luge ^ Wir haben volle Ruhe im Innern. Am 30. April Ihre» Datum« finden di« Wahlen bei uns statt, ich werde bis 23. a»ßer Landes bleiben und erst am 24. zuröckkcbren ; ich könnte getrost bis nach VollzugLerWahlen wegbleiben, der Charakter ihres AussaUswürdekaum aeanoert werden. Tie große Sobronie wird Len neuen tz. 38 der L.rsaffung so ruhig oiiiichmcn, als die Sodranje die übrigen Aenderungen der Constitution bereits genehmigt hat. Sind da« nicht Symptome genug sür die Entwickelung, welche die Dinge bei uns »ayinen? Gewiß, wir haben mehrere Parteien außer der Re gierung: conservalive und radicale; keine von ihnen, keiner der im Lande Gebliebenen, er mag noch so scharfe Kritik an mir üben, ist gegen den Fürsten I Das ist «ine wichtige Errungenschaft. Bei der Verlobung erhielt Seine Kgl. Hoheit aus allen Thciien des Lande- Sympathie-Kundgebungen, und zwar aus allen und den verschiedensten Parteischichten. Leben Sie. so stellt sich unsere innere Lage dar. Was unser Berhältniß zu den Mächten anbelangt, so ist auch diese« besser geworden; wir hoben gute Beziehungen z» Oesterreich, Italien, England und Deutschland: zur vohen Piorie standen wir nie jo gut wie >«tz>, und da sollten unsere Gegner mächtig genug sein, untere Freidclt, unser Seibstbestinimungsrechl zu zerstören? WaS endlich Rußland betrifft, so kann das ossiciell« Rußland schließlich die Principien doch nicht offen verleugnen, weiche al- die der russischen Balkon. Politik gelten. Unsere Feinde mögen Krieg gegen unS predigen sie werde» tauben Obren begegnen, und deshalb zeigt unsere Lage der Lichtblicke genug. Mit die>er Versicherung nehme ich Abschied von Ihnen." Die Nachrichten au-Belgien lauten beute etwa-ernster Wenn auch die verschiedene» Melkungen von einander ab weichen, so steht doch da- Eine fest, daß die Aufregung im Wachsen begriffen und daß es in mehreren Orte» zu ernsten Zusammenstößen zwischen den Tumultuanten und der bewaffneten Macht gekommen ist. In Brüssel wurde gestern der ehemalige Minister, jcyigc Deputirte Woeste, als er von der Reprasentantenkammer zurückkcbrte, aus der Straße von einem Individuum thätlich angegriffen und mit einem Revolver bedroht, der aber glücklicherweise versagte. Es gelang darauf, den Flüchtenden zu ver kästen. Sehr aufreizend bat in der belgischen Hauptstadt eine Kundgebung gewirkt, die baS Socialistendlatt „Peuple" gestern veröffentlichte und worin die Arbeiter aufgesortcrt werten, den Ausstand weiter fortzusetzen. In einigen Tagen werte dann der Sieg vollständig auf ibrer Seile sein. Die Bourgeois Kälten nur die Wabl zwischen Krieg oder Unlcrwersung unter den BolkSwillcn. Wir lassen die vorliegenden neucsten telegraphischen Meldungen folgen: Brüsiel, 14 April. Gegen 9 Uhr Abend- setzte sich vom Voikshaus auS ein großer Massenzug in Bewegung. Tie Lärm macher wollten gewaillam Vordringen. Di« Polizei griff dieselben an und drängle sie zurück, wobei die Haupirädeisfübrer Boiler-, van der Velde und Mae- sestgenommen wurden. Aus die seilen der Menge gemachten Bcsreiungsversiiche enlsiand ein biutige- Handg ein enge, an dem sich dcrdelgeeiite Verstärkungen der Polizei delheiiigien. Aus beiden Seiten gab e« schwer« Ver wundungen. Auch vor der Redaclion de« „Patriot" rottete sich daS Volt zusammen. Später erneute sich da« blutige Hand gemenge vor dem Gebäude der Nationaibank Banden durchziehen die Stadt und zertrümmern die Schaufenster der Magaiine. Die Bürgergardecavallerie hat mehrere Attaken gemocht. Auch au« den Provinze» Antwerpen, Lüttich, Gent und MonS lausen höchst beunruhigende Nachrichten ein. Brülsel, 14. April. Tie vrrhasteten Docialisten- ührer wurden »ach den mit ihnen angestelllen Verhören entlassen. — Nachdem Abend« 1l Uhr die Rübe wieder hergestellt war, wurden Burgergarde und Polizei, di« bi« dahin zusammengehaiten worden waren, Nacht« 12'-, Uhr entlassen. — Rach Mel dungen, welckie Abend« au« Man« hier tingegange» sind, hätten 3000 Ausständige in Ouaregnon in einem vtadliheil Barrikaden errichtet. Palroullirende Gendarmen hätten mehrmals aus die Menge Feuer gegeben. Ein Gendarm, welcher vom Pferde icslürzt sei, wäre entwaffnet und grausam mißhandelt worden. Sech« klusiiandige, darunter ein Verwundeter, seien verhaftet worden. Eine Schlachterei, deren Inhaber Stricke zum Fesseln der Verhafteten hergegedkit habe, sei geplündert worden. Brüssel, 13. April. Trotz des Poiizeiverbot« sand aus einem hiesigen großen Platze ein« Volksversammlung statt, an der gegeu zehntausend Arbeiter Ttttii nahmen. Polter« hielt eine »egen die Bourgeoisie, worin er erklärte, die roth« RevolutirmStab»» werde bald von den Giebeln des Parlament« und des Brüsseler Nachhause« herabwehen. Tie Elrc>kbewegung erfuhr heule eine kleine Ausbreitung, doch übersteig» die Zahl der streikenden Arbeiter in ganz Belgien kaum SOOtlO. Die Regierung bedrohte die Eilenbahnardeiter, die sich dem AuSsland anictstießeii wollten, mit sosoriiger Entlassung. In allen staatlichen Werkstätten wird gearbeitet. Aus Lüttich wird ein großer Dynamit- Diebstahl gemeldet. Die „Ritter der Arbeit', di« im Bezirk von üharieroi 30 000 Mitglieder zählen, beschlossen die Einstelluilg der Arbeit. Mit einem Staatsstreich in deS Worte- verwegenster Bedeutung hat heute der junge König von Serbien, von dem wir noch in der Morgcnnuinmer melden konnten, daß er vor einer PriisungS-Eomniijsion da« Examen im SlaatSrecht glänzend bestanden babe, die Welt überrascht. Nach einer Meldung de- „Wolffschen Telegrapbcn-BureanS" an- Belgrad ließ König Alexander in der ver gangenen Nacht die Regenten verbasten und theilte denselben mit, daß er „sich großjährig suhle'. Ter König ernannte als Minister Docic. Die Truppen wurden consignirt nnd leisteten dem König den Eid der Treue. Tie Häuser der Minister und Regenten wurden von Militair umstellt. DaS neue Ministerium setzt sich wie folgt zusammen: Docic Präsidium und Unterricht, Franasiocic Krieg, Oberst Stancovic Bauten, Vnic Finanzininistcr, Milosevic VolkSwirlbschast, Milosavyeci Innere-. Das Erscheinen der Proclaination vollzog sich mit voller Ruhe. König Alexander ist am 14. August 187«. geboren, Kat demnach noch nicht das l7. Lebensjahr vollendet und würde ohne seine eigene Großjährigkeits-Erklärung erst 1— >.50 z— !45 '.78 s».S0 1« S7t« 81-r LS'" 87 SO 83 83 «8 »»'» 47 r»' vLeri »der »- ein". - von i": i» ' VN» «»>>- »«»»7 e «it « »» >8 I» «rtli- äpetli Feuilleton. ?rimula vsrk. u! Erzähl»», von A. Brüst»,. N-chtrua »aSere». (Fortsetzung.) Seiner der im Stillen diese Metamorphose anstauneaden Gäste ahnte freilich, daß sie einer bewußten Absicht entsprang, indem die eigenartige Toilette ihrer Trägerin dazu dienen sollte, kinem Lllzn'ühnen gegenüber gleichsam die Stellung zu symbo- lisire», die sie fortan innrzubalten entschlossen war. Um so besser verstand diese Absicht jener Eine selbst, der soeben mit den übrigen Aussübrendeu nach beendigtem Toilettenwechscl in t» Saal trat. Gert v. Waldau - dunklen Angen entsprübte nn Plitz zornigen Staunen«, al- er die diamantcngrschmückte Gest»l, dort an de- Gut-Herrn Seite erblickte. Ah, sie wollte >dn zwinge», zu vergessen, was er erlebt? Er sollte r« dulden, laß die glühende Marchenblume» die er vorhin unter dem Bann seines Blicke- in Hingebung schmelzen gesehen, sich nun wieder in eine kühle Seerose verwandelte? Nimmermehr! Sie sollte erfahren, daß er sich durch ihre BerstellungSkunst nicht täuschen ließ. Ohae Besinnen bahnte er sich einen Weg durch den sie limdräagenden Krei». Er trug zum ersten Male wieder die Uniform — eS war -r»z wie damal« in ihre« Vater« Hause, als er auch so sich durch den Schwarm der Gäste gedrängt» um zu ihr zu ge langen. Beide dachte» daran, al« er nun vor ,hr stand und sich sporaNirrend vor ihr verneigte. „Ich bitte um den Vor zug, Sir zu Tisch führe» uad mich auf Ihrer Tanzkarle ein schreiben zu dürfe»." Ton und Haltung waren durchaus vrr biadlich, aber sein Blick senkte sich mit so zwingendem Ausdruck iu den ihren, al- ob er von vornherein jede Weigerung ob schneiden wollte; wie selbstverständlich streckte er die Hanl a»S, da« KLrtchen in Empfang zu nehmen Die junge Fra» raffte all' ihre Energie zusammen. „Ich betaure, aber ich «»chte lieber nicht tanzen", klang r« ruhig von ihren Lippen. Gert trat dicht an sie heran. „Sie haben sich nicht ganz correct auSgebrückt. gnädige Frau", sagte er, seine Stimme zum Flüstern heraosenkend. „Sie möchten lieber nicht mit mir tanzen — daS war doch Ihre Meinung? Leider kann ich ihr. trotzdem ich sie, wie Sie sehen, scbr gut begriffen babe. keine Rechnung tragen. Die an der Ausführung be theiligten Herren sind sämmtlich übereingekommcn, ihre Damen zu Tisch und zum ersten Tanz zu engagiren; ich kann mich davon nicht au-schlirßen, und eS wird Ihnen nicht- übrig bleiben, als sich dem Zwange zu fügen." Gabrielen« Gestalt richtete sick höher aus. „Herr von Waldau", cntgegnete sie, „ich will Ihnen nicht die Antwort geben, die Sie verdienen. Denn ich nehme Rücksicht auf die krankhafte Erregung eine- RcconvaleScenten und bedaure Sie. Gerade darum aber habe ick um so weniger Grund, meine Worte zurückzunebmen, als auch Jbnen Ruhe zuträglicher wäre." Ein Diener, welcher Thre und einige leichte Erfrischungen herumreickte, gab Gabriele iu ihrer Erleichterung Gelegenheit, die für sie so peinliche Unterredung abzubrechcn. Sie war zum Glück unbeachtet ge blieben, da die Nächststebenden bei Gert'« Annäberung in dem Glauben, daß er al- Festordner mit der Hausfrau etwa- zu besprechen baben werde, sich böslich au« Hörweite zurückgezogen batten und Blanden inzwischen von seinem Gut-nachbarn. Herrn von Santow, in Einspruch genommen war. Da Gabriele sich jetzt dem Diener zuwandte, um ibn zu einigen älteren Damen zu dirigiren, so blieb Gert nicht- übrig, al- sich mit stummer Verbeugung zu verabschieden. Gleich daraus sab er die weiße Gestalt wieder unterlauchen in einer Gruppe von Herren und Damen. Eine ganze Weile verharrte er finster brütend inmitten de« ihn umfiutbenden, fröhlichen Gedränge« Halb unbewußt nahm er von eioer Platte mit Erfrischungen, die einer der ab - und zugehenden Diener ihm bot, ein Gla« EiSlimonade und leerte e« aus einen Zug; die fieberhafte Erregung, die seine Nerven bi« zum Reißen spannte, ließ ibn instinktiv nach einem Abkühlung-mittel greifen. Er hörte e« kaum, daß vom Musiksalon ber, wo die junge Welt sich eifrig uni d-n Flügel gefchaart, in buntem Wechsel ernste und beiter« Melodien herüberschollen. Plötzlich fühlte er sich am Arm berührt und sah, sich hastig umwrndend, in Gerda von Santow'S vor Vergnügen strahlendes Gesichtchen. „Hu, waS ist denn mii Ihnen vorgegangen? Hat die Uniform Tie plötzlich so verwandelt? Das ist ja zum Fürchten. Sie sebrn au« wie der steinerne Gast." Sein bleiches Gesicht mit den brennenden schwarzen Augen ließ den Vergleich in der That nicht unge- rechtfertigt erscheinen. Er nahm sich gewaltsam zusammen und entschuldigte sich mit einer durch die Hiyr hervorgerusenen momentanen Abspannung, die aber, wie er, aus ihren Ton eingehend, versicherte, unter dem Einfluß ibrer Nähe schon zu weichen beginne. „Um so besser", gab sie gut gelaunt zurück; „ich wollte Eie nämlich an Ihr Versprechen mabnen. mir heute eine Probe Ihrer Kunst zu geben, .^bomuirn Sie nur gleich mit, man erwartet Sie drüben bereit- ungeduldig." Damit schob sie ohne Weitere« ibre Hand durch seinen Arm und zwang ion so, sich „ach dem Musikzimmrr zu wenden, in besten Tbür soeben eine silberglänzende, weiße S»iven- schleppe verschwand. „Ah. sehen Sie, da läßt sich auch Frau Blanden bineinfübren", plauderte Gerda weiter in ibrer leb haften Weise. „Wie wundervoll sie beute Abend auSsiebt! Ich muß sie immerfort anschauen, sie erscheint mir so ander« als sonst, — wie eine Fee der Berg- oder Wasterwelr . . . meinen Sie nicht auch?" Mechanisch bejahte Gert die Frage, wäbrcnd er zu Gerda - Verwunderung „un seinerseits plötzlich hastig vorwärt- drängte. Wie ein Blitz war eS seinen Augen entsprüht, als er Gabriele den Musiksalon betreten sah. Da war sie ja, die Gelegenheit, nach der er geschmachtet — nun konnte er sie dennoch zwingen, zu hören, daß er sic durch schaute. Die Musik gab ibm die Macht dazu. Ja, er wollte singen, wie man von ibm begcbrte. Der Gedanke berauschte ibn, ohne daß die Gesellschaft eS aknen würde, in seinem Liede Alle« au-strömen z» können, waS in seiner Brust gäbrte und rang, dabei zu wissen, daß die Eine, der eS galt, ihn verstehen würde. Er saß am Flügel. Dir aus ibn einstürmrnden Anerbietungen, ihn zum Gesänge za begleiten, halte er lächelnd mit der Bemerkung abAewebrt, daß er gewohnt sei, sich selbst in accompagniren. Stolzer Triumph lag auf seiner Stirn. Dort, ibm gegenüber, unier einer Palmengruppc, gerade im Bereich seiner Augen, sah er sie ja sieben, seine schimmernde Gletschers« Noch einmal loderte sein Blick zu ibr hinüber; dann brausten in einem düsteren Vorspiele dir Tasten unter den schlanken weißen Händen, und voll leidenschaftlicher Gluth strömten von seinen Lippen Heine « Haß und Liebe athmenke Worte: „Ich grolle nicht, und wenn das Herz auch bricht — Ewig verlor'ne« Lieb, ich grolle nicht. ES fällt kein Strahl in Deines Herzen« Nacht. Wie Du auch slrahist in Diamantenprocht — Ta« weiß ich längst: ich sah Dich, ja im Traum! Und sah die Nacht in Deine« Herzen» Raum: Und sah die Schlang', die Dir am Herze» frißt — Ich sah, mein Lieb, wie sehr Du elend bist —" Der ganze, samumbeiße Hauch, der das Gedicht durch webte, klang auch ans seiner Stimme, die in der letzten Strophe mächtig anschwcllend wie in wilder, triumpbirender Freude die grausamen Worte bcrvorsckmetterte, durch die doch zugleich ein so tiefer Schmerz klang. Wie ein Bann lag eS aus der Gesellschaft, als er geendet. Einen Augenblick blieb eS todtcn still, dann aber überswüttete man ibn von allen Leiten mit Bestall sür den unvergleichlichen Vortrag de- Liedes, das man noch niemals so gekört zu baben bebauptcte. Kaum ver nabui er all die Lobpreisungen, die ibm in diesem Augenblick nur lästig waren. Sein Blick suchte Gabriele. Er fand sie nickt mebr. Gert triumphirtc; denn in idrcm Verschwinden glaubte er zu erkennen, daß sie in Angst vor dem tödtlichen Streiche vor ibm gestoben sei. Sie war indeß binauSgegangen in den Park. Ja, sie batte ib» nicht mehr anscbcn, ibn nickt anbören können. Der wahnsinnige Schmerz, der sich gerade in seiner Sucht, sie zu verletzen, kundgab, und dazwischen die eitle und sträslickie Verblendung, die ibn boffen und wagen ließ, sic wieder unter den Bann seiner selbstsüchtigen Leiden schaft zu beugen, erschütterte sie. Wobl batte sie sich dnrck- aertingeit zu der Höhe sittlicher Stärke, in der sic Gert » ohne Leidenschaft gedachte und sick würdig sübltr, Manfred s, de« Eklen, Gatlin zu sein; und doch konnte r« ibr nickt gleich giltig sein, daß der von Natur so rbrenbastc und sonst mit den reichsten Gaben de« Herzen« au-gestanetc Offieier durch sie, wenn auch nickt durch ihre Schuld, moralisch und vielleicht auch physisch zn Grunde zu geben trobtc. Und batte sie denn Grund, sich sür besser zu halten al« er, weil sie ihr Herz bezwungen, er aber r« noch nicht ver-
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