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Dresdner Journal : 01.05.1899
- Erscheinungsdatum
- 1899-05-01
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189905019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18990501
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18990501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1899
-
Monat
1899-05
- Tag 1899-05-01
-
Monat
1899-05
-
Jahr
1899
- Titel
- Dresdner Journal : 01.05.1899
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OSS. Montag, den 1. Mai abends. 18SS >nkk»di,un»««ebühren: Für den Raum einer aespal- tenen Zelle kleiner Schrift »0 Ps Unter „Eingesandt" die Zelle LV Ps. Bei Tabellen, und Ziffernsatz entsprechender Aufschlag. Herausgeber: Königliche Expedition deS Dresdner Journals Dresden, Zwingerstr. SV. Fernspr.-Anschluß: Rr1L9L sür ehlt Amtlicher Teil. DreSde«, 1. Mai. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, nachstehende Personal-Ber- inderungen in der Armee zu genehmigen: Offiziere, Fähnriche u^s.w. Im aktiven Heere. Den 22. April 18SV. Hingst, General-Ltnt. und General-Adjutant Er. Maje stät drS Königs, Graf Vitzthum v. Eckstädt, General-Ltnt. und Kom mandeur der 2. Div. Nr. 24, — Patente ihre» Dienstgrades verliehen. De« 24. April 18SS. Kell, Ltnt. von den König!. Sächs. Komp, des König!. Preuß. Eisenbahn-Regt- Nr. 2, kommandirt zur Dienstleistung beim Auswärtigen Amt in Berlin, L I» suits des Pion.-BatS. Nr. 12 gestellt. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, den nachbenannten Offizieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen nichtsächsischen In signien zu ertheilen, und zwar: des Königlich Preußischen Kronen-Ordens 1. Klaffe, Allerhöchst Ihrem General-Adjutanten, Gen.-Ltnt. Hingst; desselben Ordens 3. Klaffe: Allerhöchst Ihrem Flügel-Adjutanten, Major v. Kos- poth; ter Herzoglich Sachsen-Coburg-Gotha'schen silbernen Ehejubiläums-Medaille: dem Hauptm. d. Res. Wienhold des 5. Jnf.-RegtS. „Prinz Friedrich August" Nr. 104. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht dem Rittm. z. D. Frhr. v. Beschwitz die Er- laubniß zur Anlegung der ihm von Sr. Majestät dem Kaiser und König von Preußen mit der Ernennung zum Ehrenritter des Johanniter-Orden» ver liehenen Abzeichen zu ertheilen. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des König- ist der HölfSarbeiter im Ministerium des Innern Otto Friedrich Teubert zum Rath bei der Brandversicherungskammer ernannt worden. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät deS Königs ist der AmtShauptmann vr jur. Heinrich Otto Ayrer in OelSnitz mit dem Titel und Rang als OberregierungSrath al- juristischer HülfSarbeiter in das Ministerium der Innern versetzt worden. Mit Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät des Königs ist der juristische HülfSarbeiter bei der Kreis hauptmannschaft Zwickau RegierungSrath vr. jur. Morgenstern in gleicher Eigenschaft in da- Mini sterium des Innern versetzt worden. Mil Allerhöchster Genehmigung Sr. Majestät de» Königs ist das Mitglied der BrandversicherungS- kammer, OberregierungSrath vr. jur. Richter als etat mäßiger Rath zur Kreishauptmannschaft zu Zwickau versetzt worden. Dresden, 29. April. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht, dem Depositenrendanten beim Amtsgerichte Leipzig RechnungSrath Friedrich August Schlegel bei seinem Uebertritte in den Ruhe stand das Vcrdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu genehmigen geruht, daß der Verlagsbuchhändler und Buchdruckereibesitzer vr. pbil. Josef Matthias PeterS- mann zu Leipzig die ihm von Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich verliehene JubiläumS-Erinner- ungs-Medaille annehme und trage. Se. Majestät der König haben Allergnädigst zu ge nehmigen geruht, daß der Hof-Pianoforlefabritant, Hof lieferant Julius Blüthner zu Leipzig da» ihm von Sr. Königl.Hoheit dem Fürsten von Bulgarien verliehene Com- mandeurkreuz deS Nationalorden» für Civilverdienst annehme und trage. Grueuuuugt«, versetz«»-e« tr. t« Sfinstltche« Dienste. Im Geschäftsbereiche de» Ministeriums der Ktnanse». Bei der Postverwaltung sind ernannt worden: Schulze, Hüttel, Thoma», Küthe, Reichelt, Mehl, Schneider, Düe und Horn, zeither Postanwärter, al» Poflassistevten im Bezirke der Kaiser!. Ober-Postdirektion zu Chemnitz. Im GeschiftSberetche de» Mtntftertum« de» Kult«» und -ffentltchen Unterricht». Zu besetzen: die ». Lehrer- stelle an der Kirchschule zu Crottendorf. Kollator: die oberste Schulbehörde. Einkommen: anher freier Wohnung im Schul- Hause oder einem entsprechenden WohnungSgelde 100V M. JahreSgehalt, da» staffelmößig zur Zeit bi» aus Lvoo M. steigt. BoNchristSmSßige Bewerbungen sind bi» zum 1ö. Mai an den König!. BezirkSschulinspektor Schulrat Schreyer in «nnaberg einzureichen. Im Geschäftsbereiche de» Mtntftertums de» Kriese». Beamte der Militär-Verwaltung. - Durch Bersllgung de» Kriegs-Ministerium». Den SS. April 18SV. Berndt, HilsSIopograph bei dem topographischen Bureau der Zentral-Abtheilung de» König!. Sächs. Seneralstabe», zum Topographen unter dem 1 Mai löSS ernannt. Nichtamtlicher Teil. Kriegsflotten, Handelsflotten «nd Marine ausgaben. Bekanntlich hat das Deutsche Reich im Ver hältnis zu seinem außerordentlich bedeutenden See handel und seiner hervorragend stark entwickelten See schiffahrt eine nur sehr kleine Flotte. Durch da» neue Flottengesetz ist insofern ein Wandel angebahnt, als mit Ablauf des Rechnungsjahres 1903 eine organisatorisch festgelegte Anzahl von Schiffen der als notwendig erkannten Art vorhanden sein wird; jedoch wird auch dann das zunehmende Material der deutschen Flotte durchaus nicht au» durchweg neuen Schiffen bestehen, da eine Reihe von Ersatzbauten für veraltete Panzerschiffe, große und kleine Kreuzer, dann erst noch in der Fertigstellung begriffen sein wird. Wie sehr man in anderen Staaten den Wert eines Schutzes der Seeinteressen durch starke Kriegs marinen zu würdigen weiß, geht aus einer einfachen Gegenüberstellung der Kriegsflotten und Handelsflotten, sowie der für die Interessen der ersteren aufgewendeten Ausgaben deutlich hervor. Es besaßen im Anfänge des Jahres 1898, aus dem allein bisher eine zuver lässige Vergleichung vorliegt, England 62 Panzer linienschiffe über 5000 Tonnengehalt, Frankreich deren 36, Rußland 18, Italien 12, das Deutsche Reich 12, die Vereinigten Staaten 11, Spanien, dessen Marine zum größten Teile jetzt zerstört ist, 10 und Japan 7; daneben verfügte an Kreuzern über 500 t Deplace ment England über 197, Frankreich 83, Rußland 33, Italien 45, die Vereinigten Staaten 47, da» Deutsche Reich 36, Spanien 28 und Japan 39. In dieser Aufzählung nimmt Deutschland in der Klaffe der Panzerschiffe die fünfte Stelle, in der Reihe der Kreuzer erst die sechste Stelle ein. Ein wie große» Mißverhältnis dies in bezug auf die Größe der Handelsflotten ist, geht aus folgender Aufstellung hervor. Im Jahre 1896 bezifferte sich die Leistungsfähigkeit dec Handelsflotten der verschie denen Staaten auf folgende Tonnenzahl: England 34004000, Deutsche» Reich 4 648 000, die Bereinig ten Staaten von Nordamerika 3 644OOO, Frankreich 3020000, Italien 1506000, Rußland 1 195 000, Japan 974000. Deutschland steht also mit der Leistungsfähigkeit feiner Handelsflotte an zweiter Stelle, eS folgt unmittelbar hinter England nach einem allerdings recht großen Abstande, da die eng lische Handelsflotte im Laufe der Jahrhunderte, namentlich jener Zeiten, in denen in Deutschland wegen der politischen und nationalen Zerrissenheit an einen Aufschwung der Seemacht nicht zu denken war, einen außerordentlichen Vorsprung gewonnen hatte. Dagegen hat Deutschland sich in den letzten Jahr zehnten an die erste Stelle aller anderen Seemächte, was seine Handelsflotte und seinen Seehandel an betrifft, emporgearbeitet; e» übertrifft in dieser Hin sicht alle anderen Staaten, die sehr entwickelungS- fähige Nordamerikanische Union sowohl wie die älteren, in dieser Hinsicht mehr gesättigten Staaten Frankreich. Italien, Oesterreich-Ungarn, das 860000 Tonnen Leistungsfähigkeit in seiner Handelsflotte be sitzt, Rußland sowie das ebenfalls außerordentlich ent wicklungsfähige Japan. Nichtsdestoweniger sind die Aufwendungen, die seitens des Deutschen Reiches für die Kriegsflotte gemacht werden, trotz ihrer Steigerung und der Vermehrung der Kriegsschiffszahl durch das neue Flottengesetz erheblich geringer als die jenigen sämtlicher anderen Staaten, die hinter Deutsch land in bezug auf ihre Handelsflotten zurückstehen. So betrug das Marinebudget in demselben Jahre, von dem wir vorstehend die Leistungsfähigkeit der Handels flotten angegeben haben, bei England 436k Mill. M., bei dem mit seiner Handelsflotte weit hinter Deutschland zurückstehenden Frankreich 246'/,» Mill. M., bei den Ver einigten Staaten, die mit der Leistungsfähigkeit ihrer Handelsflotte erst unmittelbar hinter Deutschland folgen, 145,6 Mill. M, bei Rußland, dessen Handels flotte etwa den vierten Teil der Leistungsfähigkeit der deutschen besitzt, 127 Mill. M., bei Japan, dessen Handelsflotte etwa den fünften Teil der Leistungs fähigkeit der deutschen besitzt, 171,3 Mill. M, bei Deutschland 89,9 Mill. M., und nur Italien, dessen Handelsflotte etwa den dritten Teil der Leist ungsfähigkeit der deutschen besitzt, wies ein allerdings nur um '/» geringere« Marinebudget als Deutschland auf mit 80,7 Mill. M. Diese Zusammenstellung, deren Ergebnisse sich im Laqfe de» Jahre» 1898 bi» zur Gegenwart infolge deS intensiven Kriegsschiffbaues in fast allen anderen Staaten zum Teil noch mehr zu Ungunsten Deutsch lands verschoben haben, zeigen, daß bei uns die wirt schaftlichen Seeinteressen des Reiches bei weitem noch nicht jenen Schutz im Ernstfälle finden können, wie dies bei einer Reihe anderer Staaten der Fall ist. ES kann dies nach keiner Richtung hin als ein Vorwurf ausgelegt werden, sondern eS ist eine einfache Feststellung der Thatsache, welche die Folge der früheren politischen Zustände, der Notwendigkeit der nachdrücklichsten Vereinigung aller Thätigkeit zur dauernden Stärkung der Wehr- Machtzu Lande und einer zunächst fehlenden Einsicht breiter Schichten der Bevölkerung in die Notwendigkeit der gleichzeitigen Schaffung einer starken Wehrmacht zur See ist. Wie sehr nicht nur unsere, sondern die Zukunft aller Staaten auf dem Wasser liegt, das zeigt daS gerade in neuester Zeit erfolgte Hinüber greifen der politischen und wirtschaftlichen Interessen gewisser Nationen über den Rahmen ihres bisherigen Bereiches hinaus in so augenfälliger Weise, daß nicht eindringlich genug darauf in deutsch-nationalem und wirtschaftlichem Interesse hingewiesen werden kann. Tagesgeschichte. Dresden, 1. Mai. Se. König!. Hoheit der Prinz Georg empfing gestern, Sonntag mittag im Palais Zinrendorfftroße den RegierungSrat vr. Ermisch. Se. Königl. Hoheit der Prinz Georg hat Höchst- sich gestern, Sonntag abend in Begleitung des per sönlichen Adjutanten Rittmeister Grafen Wilding v. Königsbrück zur Auerhahnbalz nach Schandau be geben. Die Rückkehr Sr. Königl. Hoheit nach Dresden erfolgte heute vormittag. Deutsche» Reich. * Berlin. Er. Majestät der Kaiser trafen vor gestern früh, von Wiesbaden kommend, wieder hier ein und begaben Sich sofort vom Potsdamer Bahnhose au« mit Ihrer Majestät der Kaiserin, Ällerhöchstwelche zur Be grüßung Ihres Gemahls erschienen waren, zur Kaserne des 1. Garde-DragonerregimentS Daselbst stiegen Se. Majestät zu Pferde und begaben Sich nach dem Tempel hofer Felde zur Besichtigung des Alexander- und de« Kaiser Franz-Garderegiment«. Ebenda nahmen Aller- höchstderselbe eine Reihe von militärischen Meldungen entgegen, darunter diejenigen der kürzlich in der preußi schen Armee angestellten türkischen Offiziere. Se. Majestät ritten sodann mit dem Kaiser Alexander-Regiment zur Kaserne und nahmen dort das Frühstück mit dem Offizier corps de» Regiments ein Am späteren Nachmittag be suchten die Kaiserlichen Majestäten das Atelier des Bild hauer« Krauß im Grunewald und begaben Sich von Station Grunewald nach dem Neuen Palais in Potsdam. Um ^9 Uhr fand im Neuen Palais Abendtafel statt, zu der der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe-Schilling«- fürst, Staatssekretär de» Auswärtigen, StaatSminister v. Bülow und Staatssekretär des Reichspostamts v Pod- bielski, deren Vorträge Se. Majestät demnächst noch hörten, geladen waren. — Se. Majestät der Kaiser haben an den Präsidenten der Vereinigten Staaten folgende« (in einem Teile unserer vorgestrigen Ausgabe veröffentlichtes) Telegramm gerichtet: „An den Präsidenten der Ver einigten Staaten, Washington. Der Kaiser! Generalpost meister hat Mir soeben gemeldet, daß Ew. Excellenz freundlich Ihre Zustimmung zur Landung des deutschen Kabel« an den Küsten der Vereinigten Staaten erteilt haben. Diese willkommene Nachricht wird einmütige Be friedigung und Freude im ganzen Deutschen Reiche Hervor rufen, und Ich danke Ew Excellenz dafür auf« Herz lichste! Möge da» neue Kabel unsere beiden großen Nationen noch enger verbinden und Frieden, Wohlfahrt und Wohlwollen unter ihren Angehörigen fördern helfen! Wilhelm I. k." — Hierauf ist vom Präsidenten Mac Kinley folgende» Äntworttelegramm eingegangen: „An Se. Kaiser! und Königl. Majestät Wilhelm II , Potsdam, Schloß Ich habe mit Vergnügen Ew Ma jestät Telegramm über die Verbindung der beiden Länder durch ein direktes Kabel erhalten Es gereichte mir zur aufrichtigen Befriedigung, der Landung diese» neuen Kabels an den Küsten der Vereinigten Staaten meine Zustimmung zu erteilen, um so mehr, als ich darin eine Gelegenheit erblickte, die hohen Aufgaben des internatio nalen Telegraphenverkehr» zu fördern, indem dadurch räumlich getrennte Nationen enger verbunden und ihre Angehörigen in innigere Beziehungen gebracht werden im Interesse wechselseitigen Vorteil» und freundschaftlichen Wohlwollens Daß das neue Kabel sich als weitere» Band zwischen den beiden Ländern bewähren möge, ist mein heißer Wunsch und meine Hoffnung! William Mac Kinley." — Dem Staatssekretär des Reichspostamts, v Pod- bielSki, ist au» Anlaß de» Abschluße« der Verhand lungen mit den Vereinigten Staaten von Amerika über das Landungsrecht für ein deutsch-amerikanische« Kabel der Kronenorden ersten Klaffe verliehen worden. — Anknüpfend an die neuesten Nachrichten über die Kämpfe auf Samoa schreibt die „Köln. Ztg": ES ist beim besten Willen nicht zu erkennen, was die Engländer eigentlich mit der Kriegführung gegen einen friedfertigen Volksstamm bezwecken wollen Angesicht» de» starken Widerstande«, den sie finden, müßen sie doch einsehen, daß sie auf diese Weise niemals dahin gelangen weiden, ihren protestantischen König dem Volke aufzuzwingen, da« nun einmal an Mataafa festhält. Wa» die Einzelheiten aus den Berichten anlangt, so wird man sie bei der be kannten Parteilichkeit der Reuterschen Meldungen mit großer Vorsicht aufzufaßen haben. Die Geschichte mit der deutschen Flagge, die die Mataafa-Leute gehißt und die Kunst und Wissenschaft. Königl. Opernhaus. — Am 30. April: „Der Waffenschmied". Komische Oper in drei Akten von Albert Lortzing In der Rolle des munteren Knappen Georg setzte Hr Rüdiger gestern sein Gastspiel fort. Er bewäbrte in der Darstellung, im Spiel und Dialog Gewandtheit «nd Beweglichkeit und machte nach dieser Seite hin einen «»teilhaften Eindruck. Seine Stimme hat die für sein Fach erwünschte Helle Klangfarbe und in der Höhe ««»reichende Kraft, bildet aber einen ziemlich flachen und nicht durchweg freien To». Musikalisch zeigte sich der Tast sicher. In der gestrigen Aufführung vollzog sich ferner da« Debüt de« Frl. Braun (Marie). Die junge Sängerin -ab sich im ganzen resolut, allerdings mehr im Spiel wie im Gesang, namentlich in den von ihr allein vor- aetragenen Musikstücken, deren Wirkung sie durch an haltende« Zutiefsingen beeinträchtigte. Die Stimme hat «ich!« Hervorstechende«, ihre Au«vildung erscheint noch mcht abgeschloßen. Verhältnismäßig am besten gelang Frl. Braun das Duett Marien« mit Konrad im zweiten Aufzuge. Sie hatte besonder» nach ihrer Ari« im ersten Finale lebhaften Beifall. Zu dritt ist Hr. Wachter zu nennen, der sich mit der Rolle de» schwäbischen Ritter« auch in bezug auf de» Dialekt recht ansprechend abfand. Stimmlich gab er ^Pattie, vornehmlich den mehrstimmigen Sätzen vollen Königl. Schauspielhaus. — Am 29. v Mt«.: .Wilhelm Teil". Schauspiel in siinf Auszügen von Friedrich v Schiller. — Am 30. v Mt»: „Othello". Trauerspiel in fünf Alten von William Shakespeare. Uebersetzt von A W. v. Schlegel und L. Tieck In zwei der schwärzesten Bösewichttrollen, die die Ge schichte de» Drama» kennt, al» Geßler und Iago, ab- folvierte Hr. Froböse vom Echillertheater in Berlin am Sonnabend und gestern ein auf Engagement abzielrnde« Gastspiel. E» handelt sich hierbei um die Besetzung de» durch den Weggang de« Hrn Holthaus verwaisten Fache» erster Charakterrollen Hat auch die Rolle de» Gcßler im Teil nur episodische Bedeutung, so läßt sie doch dem Künstler, der sie spielt, vollauf Gelegenheit zur Ent faltung seine» darstellerischen Können« Nach der aus gezeichneten Art, in der Hr. Froböse am Sonnabend die ungestüme, durchgreifende Brutalität de« öster reichischen Reichsvogt« charakterisierte, glaubte man sich zu der Annahme berechtigt, daß er gestern al« Jago eine schauspielerische Leistung von gleicher künstlerischer Höhe darbieteu werde. Nun kann zwar nicht bestritten werden, daß Hr. Froböse in seiner Art auch al« Jago ein durchaus ge schloßene« und abgerundete« künstlerische« Ganze auf die Bühne stellte; aber die Stilgerechtigkeit, die in seinem Geßler in präzisester Form gewahrt war, machte in seinem Jago der theatralischen Wirkung so oft Zugeständnisse, daß von dem „unerhörten Bösewicht" in ihm nicht allzu viel übrig blieb Hr. Froböse faßte den Jago durch gehend« unter der Ma«ke de« Biedermann« auf Diefe Auffassung ist berechtigt und notwendig in den Scenen mit Othello, in denen Jago unter dem Deckmantel treuer Ergebenheit und aufrichtiger Freundschaft da« Herz de« Mohren umgarnt, da« „grünaeaugte Scheusal" in seiner Brust einnistet, seine Seele mit Natterngist erfüllt; aber sie muß fallen in dem Augenblicke, wo Jago, und sei e» nur auf einen Moment, sich unbeobachtet weiß. Man könnt« zahlreiche Scenen anführen, in denen Hr. Froböse am gestrigen Abend« stilwidrig und durchau« nicht in Shakespeareschem G«istc sein« Roll« auffaßt«. So vor allem in der dritten Scene des dritten Akte«, wo Othello, zerschmettert auf einer Gartenbank nieder sinkend, ihn gehen heißt Alle Gebärden de« Hrn Fro böse drückten hier erheuchelte Teilnahme au«, während sie, da Jago hinter Othello steht und sich unbeobachtet weiß, teufliche Lust an de« Mohren Schmerz und fun kelnden Haß widerspiegeln sollen. Ganz unwirksam wurde in Hrn Froböse« Darstellung die erste Scene de« vierten Akte«, al« Othello ohnmächtig niedersinkt Die Worte Jago« Sei wirksam, Arzenei, Sei wirksam! So umstrickt man gläub ge Narren, Und manche« brave, keusche Weib kommt so Schuldlos in bösen Leumund müßen von einem zischenden, satanischen Gelächter be gleitet sein, in dem die ganze Büberei Jago« ihr Spiegel bild findet. Hr. Froböse beschränkte sich darauf, fletschende Zähne zu zeigen und eine beschwörende Armbewegung zu machen E« bedarf nicht der besonderen Betonung, daß eine derartige dem Charakter der Jagogrstalt nicht ent sprechende Zeichnung ohne direkt störenden Einfluß im Ensemble bleibt, weil ja die Figur de« Fähndrich« vom Dichter mit so unerbittlicher Schärfe und Konsequenz durchgeführt worden ist, daß über den Charakter de« Buben gar kein Zweifel möglich ist Aber eS muß Wunder nehmen, daß ein so erk orener Schauspieler, wie e« der Gast zweifellos^ist, eine geradewegs irr ge Auffassung zu der seinigen machen kann, umsomehr, al« er in her vorragender Weise die geeigneten Mittel zu besitzen scheint, um die Jago-Figur lebendig in Shakespeare« schem Geiste auf die Bühne zu stellen Sein Spiel ist ungemein gewandt, künstlerisch belebt und reich an fein« beobachteten Charakterzügen. Richt ganz den darstellerischen Vorzügen, die vorteil haft noch durch ein« gut« Bühnenfigur unterstützt w«rd«n, halten allerding« die sprachlichen Mittel stand So fällt namentlich die Neigung zu breiter Vokalisation hin und wieder störend auf, auch scheint da« Organ de« Künstler« nicht allzu ausgiebig zu sein Darauf läßt in»besondere der vorsichtige Gebrauch der Stimme im Zustande de« Affekte« schließen Indessen soll hierüber ein endgiltige« Urteil nicht «»«gesprochen sein, da e« sehr wohl möglich und sogar wahrscheinlich ist, daß die Dämpfung in der Sprache gestern abend ein gewollte« künstlerische« Moment de« Gaste« war, dessen konsequente Durchführung in der Rolle de« Jago dann allerding» ebensowenig zutreffend sein würde wie die Abstimmung de» Spiel» auf den vermeintlichen Biedermann Die Titelrollen lagen an beiden Abenden in den Händen de» Hrn. Waldeck. Man darf namentlich seinem Othello freudige und unbedingte Anerkennung zollen Der Künstler gab sein Beste«, und diese« Beste bedeutete in der That die Summe eine« reichen sprachlichen und darstellerischen Talente« sowohl, wie eisernen Fleißes und unermüdlicher Selbstzucht. Man wird nicht eben häufig einen besseren Othello sehen al« Hrn Waldeck Neu war gestern abend Frl. Serda al« Desdemona. So anziehend im großen und ganzen die Darbietung der begabten jungen Künstlerin war, so fehlte ihr doch noch die innere Ausreifung, die Durchdringung der Ge stalt mit Seele und Geist Eie war zu sehr Kind, zu wenig Weib, mehr liebreizend al« groß in der Darstellung der keuschen, reinen Liebe De«demona«, deren Schicksal m ihrer Verkörperung weniger erschütternd al« beklagen»w«rt erschien W Dg«. Die Heimkehr der deutschen Tiefsee-Expedition. Zum Empfang« drr T«iln«hm»r der deutschen Tiessee- Erpedition, die an Bord der „Valdivia" nach neun» monatlicher Abwesenheit am Sonnabend die Elbmürdung erreichte, waren in Hamburg eingetrofir«: au« Berlin drr
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