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Schönburger Tageblatt ^«scheint täglich an 2iN»ÜLam« Tag- «sch Sonn- and Feflrsg«». son Znsersten für di« nächste:- «riuMdc Stummer bis mittag« 12 Uhr. H« AbounemrntsprriS beträgt virrteljäSr- U4 I M,. 25 Pf. Einzeln- Nrn. b Pf. Inserat!? pro Zeile 10 H! Linges. 20 Pf. Expedition: Weldenbirrg, Obrrgrsie 2dl und Waldenburger Anzeiger. Misten: in Alrstadtwalsenburg bei Herr s Kaufmann Otto Forster; in Kaufungsa bei Herrn Fr. Janaschek; in Langenchur», darf bei Herrn H. Stiegler; in Penig be: Frau Kaufmann Max Härtig, Leipzigerstr 183; in Rochsburg bei Herrn Paul Zehl; in Kolkenburg bei Herrn Ernst Rösche; ir Ziegelheim bei Herrn Eduard Kirsten. Amtsblatt für den StaStrcrth zu MuLöenburg. Zugleich weit verbreitet in den Städten Penig, Lnnzennu, Lichten stein-(Lnllndrrg, und in den Ortschaften der nachstehenden Standesamtsbezirke: Altstadt-Waldenburg, Braunsdorf, Callenberg, 5t. Cgidien, Ehrenhain, Frohnsdorf, Falken, Grumbach, Kaufungen, Langenchursdorf, Langen leuba-Niederham, Langenleuba-Oberhain, Niederwiera, Oberwiera, Oberwinkel, Oelsnitz i. E., Reichenbach, Remse, Rochsburg, Rußdorf, Schlagwitz, Schwaben, Wolkenburg und Ziegelheim. 240. Mittwoch, den 14 October 1896 Witternngsbericht, ausgenommen am 13. October, nachm. 4 Uhr. Vrrometerstaud 765 mrn. reducirt auf den Meeresspiegel. Thermometerstand -f 13,»° <ü. (Morgens 8 Uhr P 7,s''.) Feuchtigkeitsgehalt der Luft nach Lambrechts Polymetel 61"/n. Thanpimkt -f- 6,.» Grad. Windrichtung: Ost. Daher Wittcrnngsanssichtc» für den 14. October: Trübe bis halbheiter. 'Waldenburg, 13. October 1896. Die „Hamb. Nachr." vertreten den Standpunkt, daß die Pariser Festtage die russischen Interessen ebenso wenig wie die europäische Lage verändert haben. Das Blatt bemerkt schließlich: „Daß die Pariser Blätter übereinstimmend von der „europäischen Weihe" sprechen, welche das republikanische Frankreich durch den Besuch des Zaren empfangen habe, ist bezeichnend für die Verminderung, welche das französische Selbstbewußtsein im Laufe der Jahre unter dem Einfluß der Revanchesucht und des Buhlens um die russische Gunst erlitten hat. Unseres Wissens ent behrte die französische Republik bis jetzt nicht der Aner kennung durch Europa und ebenso wenig ist der russische Kaiser in der Lage, europäische Weihen zu ertheilen. Wenn die französische Republik trotzdem das Bedürfnis, empfindet, urbi st oidi durch ihre maßgebenden Blätter verkünden zu lassen, daß sie nun erst, nachdem der Zar sie besucht habe, als vollberechtigt in Europa dastehe, so braucht die Satyre, die darin liegt, nicht erst geschrieben zu werden." Pfau kann wohl annehmen, daß darin die Anschauung des Fürsten Bismarck, des erfahrenen deutschen Staats mannes, niedergelegt ist. Ein freundliches Verhält- niß zu Rußland hat Fürst Bismarck immer empfoh len, weil wir mitten in Europa wohnenden Deutschen erst dann die nöthige Freiheit der Bewegung haben, wenn uns wenigstens nach Osten hin der Rücken gedeckt und von dort her ein feindlicher Angriff nicht zu er warten ist. Aber keineswegs ist dieser sehr naheliegende Gedanke, daß wir auf ein gutes Lerhältniß zu Rußland Werth legen müssen, dem Respect vor der Leistungsfähig keit Rußlands entsprungen. Daß es mit der militäri schen Macht Rußlands nicht weit her ist, wissen wir ja alle aus Erfahrung. Wie gering war die Truppenmacht, mit der England, Frankreich und Piemont im Krimkrieg Rußland auf seinem eigenen Boden schlugen! Ein zu sammengesetztes Heer von ganzen 58,000 Mann genügte dazu vollständig und nahm die „uneinnehmbare" Festung Sebastopol, so daß der Zar Nikolaus sich zu einem Frie den gedrängt sah, vor dessen Abschluß er sich, was bis- her öffentliches Gcheimniß war, in tiefer Gemüthsver- stimmung eine Kugel durch den Kopf schoß. Wie traurig waren ferner die Leistungen Rußlands im russisch-türkischen Kriege! Man denke an die Vor gänge bei Plewna, wo wenige Türken die Russen viele Wochen lang festhielten, bis das kleine Rumänien mit zugriff und den russischen Sieg entschied. Der ganze Feldzug wäre trotzdem mißglückt, wenn der russische Rubel nicht hier und da bei den Paschas mit nachge holfen hätte. Als nach dem „siegreichen" Kriege Rußland vor den Thoren Konstantinopels stand, mußte es im Frieden von San Stefano zu seinem großen Verdrusse die ganze Beute angesichts der Haltung der übrigen Mächte wieder fahren lasten und sich damit begnügen, daß Bulgarien von der Türkei losgetrennt wurde. Und dieser kleine neugeschaffene Staat durste es wagen, kurz darauf Nuß- land die Spitze ru dielen die russische Offiziere aus dem Lande z« weisen und dem russischen Bären ganz gehong die Zähne zu zeigen, ohne daß Rußland etwas dagegen zu thun vermocht hätte, bis man durch den Meuchelmord Stambulows eine veränderte Politik in Bulgarien anbahnte. Trotz der warmen Worte des Zaren von dem „tiefen Gefühl der Waffenbrüderschaft" fällt es übrigens immer noch auf, daß gerade das von der französischen Bevölke rung mit Spannung erwartete Wort Allianz von beiden Seiten vermieden worden ist. Ja, die „Hamburger Nachrichten" bekämpfen wiederholt die Ansicht, daß es einen geschriebenen und vollzogenen Bundesvertrag zwischen Frankreich und Rußland gebe: „An ein russisch-französisches Bündniß glauben wir nach wie vor nicht, da es nur geschlossen sein würde, wenn beide Theile ein Interesse daran hätten. Dieses Interesse findet bisher aber nur bei Frankreich statt. Rußland ist auch ohne Bündniß sicher, daß bei seinem ersten Kanonenschuß gegen Deutschland die Chastepots, oder jetzt die Lebels, von selbst losgehen würden; warum sollte es sich da seinerseits durch einen Vertrag binden, von dem man vorher nicht misten könnte, welche Un bequemlichkeiten er am Verfalltage init sich brächte? Ruß land hatte um so weniger nöthig, sich einem solchen Risiko auszusetzen, als ihm immer schon ganz Frankreich mit allen Hilfsmitteln für ferne Zwecke gratis zur Ver fügung gestanden hat. Rußland konnte seit langen Jahren ganz nach Belieben über die französische Finanz- krast, die französische Politik und die französische Armee disponiren, ohne sich Frankreich durch einen Bündniß- vertrag zu versuchten; weshalb sollte es ihn jetzt ge schloffen haben? Welches Bedürfniß hätte ferner Rußland, einen Defensiv-Vertrag zu schließen? Daß Rußland vom Dreibunde oder einem seiner Mitglieder angegriffen wird, ist doch durch diesen Bund selbst ausgeschlossen. Ein französisches Schutzbedürsniß aber gegen einen neuen An griffskrieg Deutschlands wird schwerlich vorgelegen haben, und wenn es vorgelegen hat, dürste es Rußland kaum in seinem Interesse gefunden haben, es durch ein Bünd niß zu befriedigen, immer aus dem nämlichen Grunde, weil es die Gegenleistungen, die Frankreich dafür zu bieten hätte, auch ohne Vertrag genießen kann. Und ein eigenes Interesse hat Rußland nicht, sich von vorn herein für den Fall eines neuen deutsch-französischen Krieges auf die französische Seite zu stellen resp. eine entsprechende Verpflichtung dafür zu übernehmen. Wir glauben, daß wenn ein solcher Krieg neu ausbricht, Ruß land in demselben zunächst gar nicht Partei nehmen, sondern abwarten wird, welchen Verlaus die Sache nimmt. Seine Einmischung dürste erst dann stattfinden oder in Aussicht gestellt werden, wenn die Ergebnisse des Kampfes eine dauernde Schwächung eines der beiden kriegführen den Reiche wahrscheinlich machen. Wir sagen ausdrück lich eines der beiden Reiche, also nicht bloß Frankreichs, denn die russische Politik würde eine volle Ueberwälti- gung Deutschlands durch Frankreich mit ihren eigenen Interessen nicht verträglicher finden als ein Ausscheiden Frankreichs aus den Elementen des europäischen Gleich gewichts. Siegreiche französische Truppen im Oder- und Weichselgebietc und längs der polnischen Grenze sind ein Zukunftsbild, das auch für das russische Auge nichts Einladenes hat." Politische Rrmvschau. Deutsches Neich. Der Kaiser hat an den Landgrafen Alexis von Hessen anläßlich dessen 50jährigen Militärdienstjubiläums ein Glückwunschtelegramm gerichtet, in dem cs heißt: „Es gereicht Mir zur besonderen Freude, Ihnen als Zeichen Meiner aufrichtigen Zuneigung Meine herzlichsten Glück wünsche zu diesem seltenen Gedenktage auszusprcchen. Mözen Ew. Hoheit freundschaftliche Gesinnung und lebhafte Antheilnahme Mir und Meiner Armee noch lange Jahre hindurch erhalten bleiben." Während des letzten Aufenthaltes des Kaisers auf dem Jagdschloß Rominten wurde dem bei der nach dort be orderten Ehrencompagnie des Füsilier-Regiments „Graf Roon" stehenden Feldwebel v. Hamilton eine ganz besondere Ehrung zu Theil. Er erhielt die Photogra phie des Kaisers mit folgender eigenhändiger Wid mung: „Wilhelm I. L. Rominten, 1. Oclober 1896. Für Tapferkeit und Treue". Der so Ausgezeichnete »st seit 34 Jahren im Dienste und hat die Feldzüge von 1866 und 1870/71 mitgemacht. Die deutsch-österreichische Gewerbeschutz-Co n- serenz ist am Montag in Berlin zusammengetreten. Dieselbe wurde 'Namens der Reichsregierung vom Unter staatssekretär Rothe begrüßt, welcher ausführte, die deutsche Regierung schenke der Frage eines wirksamen Schutzes des gewerblichen Eigenthums die größte Aufmerksamkeit und erstrebe vor Allem eine internationale Regelung derselben. Der Centralverein für Fluß- und Kanalschiff- sahrt hält am 16. October in Berlin eine Sitzung ab, besten Tagesordnung den Bericht über den ersten Ver bandstag des österreichisch-ungarischen Verbandes für Bin nenschifffahrt in Dresden, sowie über die Eröffnung des Eisernen Thores umfaßt. Wie die Petersburger „Wjedomosti" erfahren, wird in Petersburg eine Conferenz von Vertretern des russischen und des deutschen Finanzrestorts stattfinden zwecks Re vision einiger Artikel des russisch-deutschen Han delsvertrages von 1893, da diese Artikel hinsichtlich ihrer Auslegung in letzter Zeit auf den Zollämtern der beiden Staaten zu Mißverständnissen Anlaß gegeben haben. Aus Berliner diplomatischen Kreisen wird der „Volks zeitung" bezüglich des Verhältnisses Rußlands zu Frankreich mitgetheilt, man sei in jenen Kreisen ein stimmig der Meinung, daß vielleicht kein formeller Al lianzvertrag bestehe, zweifellos aber die Verträge minde stens ebenso bindend seien und in derselben Richtung sich bewegten. Man glaube, daß die Militärconvention und die diplomatische Uebereinkunft in der Form eines Protokolls bestehe. Der Ausdruck „Allianz" sei vermieden worden, weil die französische Regierung ver fassungsmäßig verpflichtet sei, einen Allianzvertrag den Kammern vorzulegen. Der gegenwärtige Leiter des russischen Ministeriums des Aeußern, Schischkin, ist am Sonntag Abend auf der Rückreise von Paris in Berlin cingetroffen und leistet heute Dienstag einer Einladung des Reichskanzlers zur Frühstückstafel Folge. Or. Schröde-Poggelow hat unter dem 8. d. M. an den Reichskanzler ein Schreiben gerichtet, worin er gegen seine Ausschließung aus dem Kolonialrath Ein spruch erhebt. Wegen der in dem Schreiben gegen den Director der Kolonialabtheilung verübten Beleidigungen ist seitens des Fürsten Hohenlohe gegen vr. Schröder Strafantrag gestellt worden. Seit der Beseitigung des Zollkrieges in Spanien ist von der deutschen Geschäftswelt darüber geklagt worden, daß die spanischen Consuln nur solche Ursprungs zeugnisse beglaubigen, in denen der Fabrikant der Waare selbst den dcntschen Ursprung bescheinigt. Dieser Beschwerde ist jetzt dadurch abgeholfen worden, daß die spanische Regierung alle spanischen Consuln in Deutsch land, sowie die spanischen Zollstellen angewiesen hat, die früheren Formulare für Ursprungszeugnisse, wie sie