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Dresdner Journal : 26.07.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189007263
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18900726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18900726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1890
-
Monat
1890-07
- Tag 1890-07-26
-
Monat
1890-07
-
Jahr
1890
- Titel
- Dresdner Journal : 26.07.1890
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O171 Sonnabend, den 26. Juli, abends. 1890. 8s»»T»pr«l»r kür vr«»a«o vivrtol^LNrUvN 3 Iw kt, d« ä«o N»ü«r1. ä«2t«t>«2 ko»t»o»t»lt»v vr«r1«I- jRLrllel» 3 U»rk; »u«erl>»Id äs» äeutscUv» tritt kost- unä 8tewp«Iru»cNI»8 Niara. Liurslos Uuwiasrv: 10 kk. LLkNLälxullx8^«dNl»re» r kür äs» L»um siosr xsipiätsve» - o"s ^lsiosr Lotzritt 30 kk. Ootsr „ ä»o /.sl.» 30 kk. ösi k»bstts2- u»ä LiNsr»»»t» «vtspr. Lr»vN«1»s»r Littet» wit AasiutUmo äsr 8022- u. kvisrtu^s Tt-c—- k»r2»pr«oI»-A»»olUu«r ür. 128b. Dres-nerAlmmal. Für die Gesamtlettung verantwortlich: Hofrat Gtto Banck, Professor der Litteratur- und Kunstgeschichte. ro» L»tN2ätss22xsn »»»HrkrlAr No2Uni8«i02Lr äs» vrssäQer ^ournul»; L»»d2iI IsrU» Vtsn Lstxit^ >»»»l kr»»L1»r1 ». N.: «aarenÄe,« <- koAt«-/ LirUoVt»» S»2»d»rU^ kr»U L«tp»tU-rr»2Ul2rr «. ». »Luods»: .Vo««/ k»rt» Lo»cko» NsrllQ 3r»»ktart ».».- ät»ttU»N: Ha«S« F 60., Nsrll»: /nra^ciknäant, >rs«I»o: ^«,»1 Xadat^/ L»»2»v»r: c? Lc^üsrter, L»u« 2. U.: «/ Laset F 60. llerLusxedsr: Lüaixl. Lrpeäitio» äs» Vre»it2sr ^ounuU». vrsiäe», 2vi28sr»tr^20. ksrnsprecl»-Anschluss: Ur. 1285. Nachbestellungen auf das „Dresdner Journal" für die Monate August und September werden zum Preise von 1 M. 70 Pf. angenommen für Dresden: bei der unterzeichneten Expedition (Zwinger straße Nr. 20), für auswärts: bei den betref fenden Postanstalten zum Preise von 2 M. In Dresden-Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2 und bei Herrn Kaufmann C. Siegmeier (Albertplatz am Alberttheater), woselbst auch Ankündigungen zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann E. Eschler, in Firma Oskar Schröder Nachf., Pillnitzer Straße, Ecke Ziegelstr., dem Bahnhofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahnhof), Herrn Kaufmann Simon, Circusstroße 24, Ecke Plllnitzeistraße, Herrn Kaufmann August Bensch, Schmiede- gäßchen 2, Ecke der Hauptstraße, und Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 50, einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. König!. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 7. Juli. Se. Majestät der König haben den ordentlichen Honorarprofessor der philo sophischen Fakultät der Universität Leipzig Or pbil. Adolf Mayer zum krokessor Oräiuariu8 in genannter Fakultät Allergnädigst zu ernennen geruht. Dresden, 22. Juli. Se. Majestät der König haben dem Bürgerschullehrer Carl Heinrich Geyer in Zwenkau das Berdienstkreuz Allergnädigst zu verleihen geruht Nichtamtlicher Teil. GetegraphiscHe WacHrichten. Koburg, 26. Juli. (Tel. d. Dresdn. Jonrn.) Prinz Ferdinand von Bulgarien ist hier ange- kommen. London, 25. Juli, nachts. (W T. B) DaS Unterhaus nahm in zweiter Lesung die Helgoland- bill mit 208 gegen 61 Stimmen an. Lie Mino rität bestand aus den Parnelliten und einigen Radikalen. New-Uork, 26. Juli. (Tel. d. Dresdn. Journ) Die Truppen von Guatemala haben bei Coatepcgua Chingo gegen die Truppen von San Salvador gekämpft. Es verlautet, die Streitkräfte San Salvadors seien aus Guatemala herauSgcworfen worden. Beiderseits sollen große Verluste statt- gefunden haben. New-Aork, 26. Juli. (Tel. d. Dresdn. Jouru.) Einer Depesche des „Herald" zufolge fanden die Gefechte zwischen den Truppen Guatemalas und San Salvadors bei Rio del Paza statt. Der beiderseitige Verlust beträgt vierhundert Mann. Die Bevölkerung bemächtigte sich der Hauptstadt Guatemalas. Es wurde eine Polizeimacht zur Bcschutzung der Stadt organisiert. Feuilleton. Die Muttergottes von Birkenstem. Eine Geschichte aus den bayerischen Bergen Von Friedrich Dolch. 5 (Fortsetzung.) Als die beiden eine ziemliche Strecke Weges zwischen sich und den Wirtsgarten gebracht hatten, blieb der Jäger stehen und schaute dem Mädchen, dos ypch immer furchtsam rückwärts blickte, mitleidig in das verstörte Gesicht. „Aber Waberl", sagte er sanft und streichelte ihre Hand, „was is Dir denn nur g'rad' eing'fallen, daß Du in einem solchen Aufzug zum Tanzen gehst! Du siehst ja g rab' aus, als wenn Du von einer Maskerad' kommen thät'st —" „Also gefall' ich Dir auch net?" unterbrach Waben betrübt den Jäger. „Und ich hab' noch g'melnt auch, ich thät schöner auSseh'n als alle ander n Madeln! — Getanzt hat er auch net mit mir, der Simer", fuhr sie kläglich fort, „weil ich ihm zu wüst gewesen bin! Jetzt wird er mich auch nimmer heiraten wollen, und was soll ich nachher anfangen mit meinem Kind?" ,Ja, was bild'stDir denn da wieder ein, Wabert", sagte der Jäger. „Weißt es denn schon wieder nimmer, daß Dein Kind damals gestorb'n und der Bucherbauer schon lang' verheiratet iS?" „Es is net wahr", flüsterte die Irre dem Jäger, den sie zu sich niederzog, ins Ohr. „Mein Kind lebt, sag' ich Dir —" „Setz' Dir doch keine solchen Flausen in den Kopf", fiel ihr aber der Jäger mS Wort, „ich hab's Dresden, 26. Juli. Die Lage im Osten. In der letzten Zeit gingen wiederholt Gerüchte durch die Blätter, die dem Glauben Vorschub zu leisten geeignet waren, daß in dem europäischen Wetter winkel am Balkan sich ein schweres Unwetter zu sammenziehe, welches für den Frieden Europas leicht von den verhängnisvollsten Folgen sein könnte. Bald hieß es, König Milan von Serbien bereite einen Staatsstreich vor, um den Radikalen die Macht aus den Händen zu nehmen und selbst wieder die Zügel der Regierung zu ergreifen, bald wollte man wissen, daß Prinz Ferdinand von Coburg entschlossen sei, zu rückzutreten, weil er sich den Schwierigkeiten der Lage in Bulgarien nicht mehr gewachsen fühle und bald wurde wieder die Nachricht verbreitet, daß Bulgarien auf dem Sprunge stehe, seine Unabhängigkeit zu er klären, und daß ein allgemeiner Krieg die unausbleib liche Folge eines solchen Schrittes sein werde. Alle diese Gerüchte, welche zum Teil bloßer Leichtfertig keit, zum Teil auch wohl böser Absicht entsprungen waren, sind heute beinahe vollständig wieder verstummt und der Zuversicht gewichen, daß zur Zeit nach keiner Richtung hin irgendwelche Störungen des Friedens zu besorgen sind. Diese Zuversicht ist gewiß im vollsten Maße gerechtfertigt und auch wir können nur der Überzeugung Ausdruck geben, daß ein vollkommen ruhiger und friedlicher Verlauf des Sommers zu er warten ist Hiermit soll natürlich nicht gesagt sein, daß jeder Zwischenfall völlig ausgeschlossen wäre. Die politi schen Verhältnisse in dem Balkangebiete sind derartig, daß man wohl sagen kann, die leitenden Persönlich keiten der dortigen kleinen Staaten sind sehr oft selbst nicht im stände, gegen ein am politischen Horizonte heraufziehendes Gewitter rechtzeitig die nötigen Vor kehrungen zu treffen oder auch nur die im Schoße der drohenden Wolke sich bergende Gefahr sofort zu er kennen. Die von dem slawischen „ WohlthätigkeitS- verein" geleitete panslawistische Agitation hat den Bo den in den Balkanländern derartig unterwühlt, daß es den maßgebenden Faktoren außerordentlich schwer ist, mit Bestimmtheit zu sagen, daß der politische Horizont ganz klar sei und eine Trübung desselben nicht zu er warten stehe. In dieser Hinsicht machen die leitenden Persönlichkeiten selbst kein Hehl aus ihrer wahren Mel nung, wenn sie über dieselbe befragt werden. So sprach sich dieser Tage der bulgarische Minister Stam- bulow einem Berichterstatter des „New-Aork Herald" gegenüber über die Lage Bulgariens in folgender Weise aus: „Die Regierung Bulgariens," so meinte Hr. Stam bulow, „hegt nicht die Absicht, die Angelegenheiten zu beschleunigen, indem sie die hohe Pforte beleidigt. Es müßen erst einige weitere Schritte geschehen, ehe wir unsere beschränkte Abhängigkeit von der Pforte ab schütteln. Es ist meine Privatansicht, daß noch eine lange Zeit verstreichen wird, ehe wir unsere Unab hängigkeit erklären können. Fürst Ferdinand muß bleiben. Ich glaube auch nicht, daß er jemals daran gedacht hat, uns zu verlassen. Sollte er jemals daran denken, so wird er finden, daß er mit Ehren das Land nicht im Stiche lassen kann. Sein Fall ist verschieden von dem des Fürsten Alexander. Er ist nicht ernannt worden von einer Macht, sondern von den Vertretern des bulgarischen Volkes erwählt worden. Er mag entführt oder ermordet werden, aber uns freiwillig verlassen darf er nimmer." Zur Panitza-Angelegenheit, welche im ganzen sehr mißverstanden worden ist, bemerkte der Minister: „Panitza war ohne Zweifel ein ritterlicher Offizier. Bei feinen glänzenden militärischen Eigenschaften konnte er sich selbst eine schnelle Beförderung bahnen. Vor 3 Jahren aber erhielt ich unbestreitbare Beweise, daß Panitza einen hochverräterischen Briefwechsel mit dem Vertreter einer der Großmächte in Konstantinopel pflege. Ich entbot ihn zu mir und zeigte ihm die aufgefangene Korrespondenz. Er brach in Thränen aus und versicherte mich beim Fortgehen seiner Unschuld. Ich befahl die Ver haftung Panitzas und der Fürst unterzeichnete den Befehl. Ich half nicht dabei, wie man wohl erzählt hat, als Polizist. Ich erfuhr, wie eine großartige Verschwörung geplant war und nahm dann selbst die Angelegenheit in die Hand und traute niemandem. Thatsache ist freilich, daß Panitza nur die Kastanien aus dem Feuer geholt hat und ein Werkzeug in der Hand furchtbarerer Männer war In Bulgarien haben wir ein Sprichwort: „Willst Du über einen tiefen und gefährlichen Fluß setzen, so schicke einen Narren voran und laß ihn die Furt versuchen." Nun bei dieser Sache war Panitza der Narr und er hat seine Narrheit mit seinem Leben gebüßt." „Übrigens glaube ich, daß die russischen Agenten jetzt eingesehen haben, daß ihr Spiel in Bulgarien selbst zu Ende ist. Während ich auf alles von einem so unversöhnlichen Feinde vorbereitet bin, glaube ich, daß sie ihre Operationsbasis nach Belgrad verlegt haben. Ich bin der Ansicht, daß der nächste Schach zug sein wird, Serbien zu veranlassen, uns anzu greifen. Sollten russische Freiwillige in das serbische Heer eintreten dürfen, so würden wir auch nicht ohne Freunde sein. Das Resultat des ganzen wäre ohne Zweifel ein allgemeiner europäischer Krieg, in welchem Gott Bulgarien beschützen niöge. Wir können 200 000 Mann ins Feld stellen, so gut bewaffnet und so brav wie cs nur jemals Soldaten gegeben hat. Dann sind auch Bulgaren in Serbien und Macedonien, welche uns helfen werden." Was diese Auslassung des bulgarischen Ministers zunächst bemerkenswert macht, ist der Nachdruck, mit welchem hervorgehoben wird, daß Bulgarien noch lange nicht daran denken könne, seine Unabhängigkeit zu erklären. Hiermit wird all den Gerüchten der Boden entzogen, welche darauf hinausliefen, daß man sich in Sofia zu einem Schritte nach der angedeuteten Richtung hin bereits entschlossen habe, und daß ein solcher noch im Laufe des Sommers oder im Herbste beim Zusammentritt der neugewählten Sobranje vor sich gehen solle. Aus den übrigen Äußerungen Hrn. Stambulows über die politische Lage geht freilich hervor, daß der bulgarische Minister trotz dieser Zu rückhaltung Bulgariens einen Krieg mit Serbien und einen daraus sich entspinnenden europäischen Völker krieg für beinahe unvermeidlich hält, wenn schon er nicht soweit geht zu sagen, daß ein solcher Krieg noch in diesem Sommer zu besorgen sei. Aber wie uns scheint, sieht Hr. Stambulow wohl etwas zu schwarz, wenn er meint, daß die russiche Regierung selbst Serbien zu einem Kriege mit Bulgarien drängen und den Serben hierbei ihre offene oder geheime Unterstützung zu teil werden lassen wollte. Hr. Stambulow schiebt der russischen Regierung die Rolle zu, welche die panslawistische Agitation am Balkan zu spielen übernommen hat. Den panslawisti schen Agitaroren ist es allerdings dringender Herzens wunsch, daß Serbien und Bulgarien einander von neuem in die Haare geraten; daß aber die russische Regierung zur Herbeiführung eines Zwistes zwischen den beiden feindlichen Brüdern die Hand bieten und dann selbst daran teilnehmen sollte, um einen euro päischen Krieg heraufzubeschwören, erscheint doch etwas unwahrscheinlich. So lange aber eine solche Absicht bei der russischen Regierung nicht vorausgesetzt werden kann, so lange wird auch der Friede auf der Balkan halbinsel — von kleineren lokalen Zwischenfällen ab gesehen — schwerlich eine ernstliche Trübung erleiden. Es erscheint darum, trotz der stark pessimistisch klingen den Äußerungen Stambulows, die politische Lage in Osteuropa als eine solche, welche für die nächste Zu kunft, jedenfalls aber für diesen Sommer, zu keinerlei ernsten Besorgnissen Anlaß giebt. Tagesgeschichte. Dresden, 26. Juli. Se. Excellenz der Hr. Staats minister Or. v. Gerber hat heute eine mehrwöchige Urlaubsreise angetrcten. * Berlin, 2.7. Juli. Se. Majestät der Kaiser befindet sich auf der Rückreise. Die Jacht „Hohen- zollern", begleitet von der Panzerkorvette,Krene" und dem Aviso „Jagd", ist in Bergen eingetroffen. Se. Majestät der Kaiser begab sich in Bergen an Land und machte verschiedene Einkäufe an Pelzwerk und Goldsachen. Die Weiterreise Sr. Majestät ist auf morgen mittag festgefetzt. — Am 28. Juli wird der Monarch, von Bergen kommend, wieder in Wilhelms haven eintreffen, jedoch während seines vom 29. bis zum 31. Juli daselbst währenden Aufenthaltes an Bord der „Hohenzollern" verbleiben. — Am Freitag, den 1. August, tritt alsdann Se. Majestät von Wil helmshaven aus die Reise über Ostende nach England an. In der Begleitung werden sich befinden: Ober- Hof- und Hausmarfchall Graf zu Eulenburg, Komman dant des königlichen Hauptquartiers Generallieutenant und Generaladjutant v. Wittich, Chef des Marine- kabinetts Kapitän zur See Frhr. v. Senden - Bibran, Flügeladjutant Major v. Scholl und Major Frhr. v. Seckendorfs, Premierlieutenant v. Chelius und Leibarzt Generalarzt Or. Leuthold re. — Die Ankunft Sr. Majestät in Berlin bez. in Potsdam wird voraussicht lich am 1l August früh erfolgen. — Über den Besuch des französischen Kontre- admirals Planche in Kiel waren falsche Nachrichten durch die Presse gegangen, welche die „Post" be richtigt: Der Kontreadmiral Planche ist Cheskommandant der französischen Seestation von Island (Schutz der dortigen französischen Fischer); er traf, aus Toulon kommend, mit seiner Gemahlin und Begleitung am letzten Freitag in Kiel ein, wo er bis zum Sonntag im Hotel „zum Kronprinzen" logierte. In der Nacht zum Montag reisten der Admiral nebst Gemahlin mit dem dänischen Dampfer nach Korsör-Kopenhagen, wo sie am anderen Morgen eintrafen und im Hotel „Kongen af Tanmark" Wohnung nahmen. Der Admiral wird sich an Bord des bereits längere Zeit in Kopenhagen liegenden französischen Avisos „La Monette" auf seine Station begeben. Die Mitteilung, daß der Admiral mit Erlaubnis des Chefs der Marinestation der Ostsee, Vizeadmiral Knorr, die Festungsanlagen zu Friedrichs- ort besichtigt habe, ist durchaus unrichtig, da der Marinestation die Anwesenheit des französischen Offiziers offiziell nicht bekannt war. — Vor 1870 war Elsaß - Lothringen nur durch die feste Eisenbahnbrücke Straßburg-Kehl und die Schiffsbrücken Hüningen-Altbreisach und Kehl mit dem badischen Nachbarlande verbunden. Angesichts der dringenden Notwendigkeit, das neugewonnene Reichs land in möglichst enge Beziehung mit Altdeutschland zu bringen, wurden sodann von der deutschen Ver waltung eine Reihe neuer Rheinübergünge her gestellt, nämlich die Eisenbahnbrücken bei Lüningen, Eichwald-Neuenburg und bei Altbreisach, sowie die Schiffbrücken bei Eichwald-Neuenburg, Markolsheim- Sasbach, Schönau-Weisweil, Rheinau-Kappel, Gerst heim - Ottenheim, Gambsheim - Freistett, Drufenheim- Greffern und Seltz - Plittersdorf. Dagegen ist die schon anfangs der siebziger Jahre für not wendig erklärte Ersetzung der Straßburger Schiffs brücke durch eine feste, dem Wagen- und Personen verkehr dienende Brücke bis jetzt immer noch ein frommer Wunsch geblieben. Inzwischen hat der Ver- ja selber geseh'n, wie man's ein'grab'n hat auf'm Freithof!" Waben schüttelte entschieden das Haupt, denn es war ein in ihr feststehender Wahn, daß ihr Kind nicht gestorben, sondern geraubt worden sei. .Kannst mir's glauben," beteuerte sie, „ich weiß 's g'wiß, daß mein Kind net tot is! Weißt, wie ich damals krank im Wochenbett gelegen bin und nix von mir gewußt hab', da haben mir's ans Neid die Wald Weibeln gestohlen und haben's hinaufg'schleppt auf die Berg'. Weißt, desweg'n halt' ich mich ja oben fchier Tag und Nacht auf, weil ich mein Kind suchen muß. Ein paar Mal hab' ich's auch von der Weiten schon g'seh'n, aber bis ich nachher hin'kommen bin zu ihm, is 's wie in den Erdboden hinein verschwunden g'wesen. — Du kommst auch viel rum, Jager," fuhr sie bittend fort und faltete die Hände. „Gelt, wenn Du's viel leicht amal wo find'st, nachher nimmst es mit und bringst es mir?" „G'wiß, Waber l, das versprech' ich Dir," nickte seufzend der Jäger. „Aber ich fürcht' halt alleweil, daß ich's kanm wo finden werd'!" „Is freilich net fo leicht, denn die Waldweibeln haben's gut versteckt und wollen s nimmer herlassen," jammerte die Irre. „D rum trag' ich auch alleweil a geweiht's Amulet bei mir oder a Bildl von der Muttergottes von Birkenstein. Das halt' ich ihnen vor, wenn ich sie amal wo treff', nachher Habens keine G'walt mehr und müssen mir mei' Kind wiedergeben — Ünd diemal, wenn ich eine An fechtung hab' vom bösen Feind," flüsterte sie mit seltsam glühenden Augen, „nachher druck' ich das Bildl an mich oder stückst' mich, wenn ich g'rad in der Näh' bin, in das Kapellerl zu der Mutter gottes oben auf dem Birkenstein. Da kann er mir nachher net an und die Muttergottes kommt mir z'Huf' und verjagt ihn. Wenn ich aber eine Sünd' begangen hab', nachher steht er auf amal hinter mir, kohlschwarz, mit feurigen Aug'n und Fledermaus flügeln, und die Krall'n streckt er nach mir aus — ah, da is er — da is er wieder!" Mit einen« gellenden Aufschrei preßte sie die Hände an die Schläfe und stürzte davon. Mitleidig sah ihr der Jäger nach. „Das arme Ding!" murmelte er. „Das Herz möcht' einem zerspringen, wenn man so 'was mit anschau'n muß! Und der Bucherbauer is Schuld daran, daß 's so weit kommen is mit dem unglücklichen Geschöpf! Zuerst hat er sie verführt, nachher hat er sie im Elend und in der Schänd' sitzen lassen und über das hat sie z'letzt den Verstand verlor'n. Aber die Straf' dafür, denk' ich, wird ihn früher oder später schon noch treffen." Er verließ die Straße und bog in einen Seiten pfad ein, der über blumige Wiesen nach dem Forst Hause führte, das am Ende des Dorfes auf einer Anhöhe lag und dessen mit einem Hirschgeweih ge schmückter Giebel über eine Gruppe von Obstbäumen emporragte. II Ein herrlicher, taufrischer Morgen leuchtete über die Berge herein, die Sonne übergoß mit goldenen Strahlen die Häupter der Bergriesen und rosige Wölk chen umschwebten die Felsenstirne des gewaltigen Wendelsteins. An den Gräsern und Baumzweigen hingen unzählige Tauperlen, die wie flüssiges Gold blitzten und funkelten im Strahl der Sonne. Der Morgenwind strich über die Bergeshöhen und bewegte leise die Wipfel der hohen Tannen, die auf das mit Steinen beschwerte Dach einer Sennhütte nieder schauten, welche zu ihren Füßen auf grüner Matte lag. Es war die Bucheralm und vor der Hüttenthür auf der Bank saß die Sennerin, welche die Hände im Schoße gefaltet hatte und träumend zu den rauschenden Baumwipfeln emporsah. „Ja, was muß ich denn jetzt da sehn?" ließ sich plötzlich eine Stimme aus der Hütte vernehmen, und auf der Thürschwelle erschien die Gestalt einer Alten, welche die Arme in die Seiten stemmte und kopf schüttelnd auf das Mädchen niederblickte. „Das is net übel, meiner Seel! Jetzt sitzt das Madel da auf der Bank, legt die Händ' m den Schoß und schaut auf die sieben Felder, ob's achte noch net anbaut is! Grad' als ob s gar keine Arbeit gäb' bei uns da herob'n!" „No, no, Urschl, bist wieder amal recht im Zug?" erwiderte das Mädchen und blickte sich lächelnd nach der Alten um. „Bist wohl mit'm linken Fuß z'erst aus'm Bett rausg'stieg'n, weil D' gar so grantig d'rcinschaust! Aber ich fürcht' mich net vor Dir und wenn D' auch noch so brummst, denn es is Dir ja doch net Ernst damit!" „So? Meinst? Schau, was Du für eine Sieben g'scheidte bist!" sagte die Alte und etwas wie ein Lächeln huschte über ihre runzeligen Züge. „So, über was hast denn nachher jetzt nachstudiert? Hast Kalender g'macht oder Dir auSgemalen, wie schön'S wär, wenn bald a Hochzeiter bei Dir anklopfen thät?" ^ryttzüng )olg«)
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