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Wochenblatt für für Wilsdruff, Tharandt, ' V V L. L V /»/»- Nossen, Siebenlehn und die Umgegenden für die König!. AmtMuptilmmlschaft zn Meißen, das König!. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Wüsdruff. Neununddreitzigfter Jahrgang. Erscheint wöchentlich 2 Mal (Dünstag und Freitag). Abvnnementöpreis vierteljährlich 1 Mark. Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstags bis Mittag 12 Uhr. Erscheint wöchentlich 8 Mal (Dienstag und Freitag) Abonnementspreis vierteljährlich 1 Mart Eine einzelne Nummer kostet 10 Pf. Jnseratenannahme Montags u. Donnerstag- bis Mittag 12 Uhr. Nr. 44. Freitag, dcn 6^Juni 1879. Bon dem unterzeichneten Gerichtsamte soll das zum Nachlasse Carl Gottlob HilfertS hier gehörige Hausgruudstück No. 17 des Brandcatasters uud Fol. 27 des Grund- und Hypothekenbuchs für hiesige Stadt, in welchem seit langen Jahren ein Mehl- und Producten- geschäft betrieben worden und welches mit 51 Steuereinheiten belegt und mit 2550 Mark -- bei der Laudesimmobiliar-Brandkasse versichert ist, verkauft werden. Kaufslustige werden deshalb mit dem Bemerken, daß bereits 4500 Mark —- darauf geboten worden, veranlaßt, ihre Offerten bis zum 12. Juni d. I. mündlich oder schriftlich hier anzubringen. Wilsdruff, den 23. Mai 1879. Das Königliche Gerichtsamt. Dr. llan^lvtk. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamt foll Bonnabend, den 14. Juni 1879, das dem Hausbesitzer Heinrich Htngust Jahn zugehörige Hausgrundstück Nr. 242 des Katasters und Nr. 289 deS Grund« und Hypo thekenbuchs für Wilsdruff, welches Grundstück am 4. April 1879 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf gewürdert worden ist, nothwendiger Weise versteigert werden; was unter Bezugnahme aus den an hiesiger Gerichtsstelle anhängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Wilsdruff, am 7. April 1879. Königliches Gerichtsamt daselbst. vr. Gangloff. Friedrich. Zufolge anher erstatteter Anzeige sind in der Nacht zum 18. dieses Monats aus einem Gute zu Blankenstein mittelst Aufdrückens eines Fensterflügels und Einsteigens in die im Parterre gelegene Wohnstube folgende Gegenstände, als: 1 Paar kalblederne Stiefeln, eine braunwollene mit gelber Kante versehene Tischdecke, ein weißlciuenes Tischtuch, ein schwarz-, roth- und weißcarrirtes und ein grau- und schwarz- carrirtes Lamatuch, ein grün- und weißgestreistes und ein blau- und weißgestreiftes Kattuntuch, ein großes grauwollnes Tuch, ein roth- und weißgestreiftcr Kopskissenübkrzug, 3 blaue Schürzen, ein Paar blaue baumwollne Frauenstrümpfe und zwei angefangene wollne Strickstrümpfe spur- und verdachtlos entwendet worden, was behuss Ermittelung des Thäters und Wiedererlangung des Gestohlenen hierdurch öffentlich be kannt gemacht wird. Wilsdruff, am 29. Mai 1879. Königliches Gerichtsamt. O>. Gangloff. Bekanntmachung. Im Lause deS Monat Juni ist die Landtagswahlliste einer Revision zu unterwerfen. Indem wir vorschriftsgemäß auf diese Revision aufmerksam machen, bringen wir zugleich zur öffentlichen Kenntniß, daß die Liste für den hiesigen Ort zu der Betheiligten Einsicht in der hiesigen Rathsexpedition ausliegt. Etwaige Einsprüche dagegen sind rechtzeitig und spätestens bis zum Ende des siebenten Tages nach dem Abdrucke eines Wahlausschreibens i» der Leipziger Zeitung bei uns anznbringeu. Nach Ablauf von weiteren 14 Tagen wird die Liste geschlossen, auch werden dann alle bis dahin in dieselbe nicht eingetragenen Per sonen von der Wahl ausgeschlossen, sowie auch etwaige bis dahin nicht erledigte Reklamationen unberücksichtigt gelassen werden. Uebrigeus hat Jeder, welcher seine Stimmberechtigung ans Steuerentrichtung außerhalb des hiesigen Orts zu gründen gemeint ist, solches zur Berücksichtigung unter Beibringung des nöthigen Nachweises hier anzuzeigen. Wilsdruff, am 3. Juni 1879. Der Stadtgemeinderath. Ficker, Brgmstr. Tagesgeschichte. Das seltsamste Capitel in der Geschichte des Deutschen Reichs tags hat mit der hölzernen Holzdebatte sein Ende erreicht. Es um faßt der Zeit nach nicht mehr als einen Monat, aber hinsichtlich der Ereignisfe eine solche Fülle, daß sie genügend wäre, um die parlamen tarische Geschichte eines ganzen Jahrzehnts interessant zu machen. Das war eine aufregungsreiche Zeit voller Kümpfe und Umwälzungen, die wenigen Wochen vor den Osterferien bis zu den Pfingstferien! Wohl selten hat sich in so kurzer Frist die politische Physiognomie eines Staates so radikal verändert, uud der Reichstag hat noch niemals seit seinem Bestehen durch Neuwahlen eine solche Umwandlung der Partei- Verhältnisse erfahren, wie sie diesmal der aus denselben Mitgliedern wie vor Ostern bestehende Reichstag an sich erfuhr. Ein liberales Prä sidium hat am 28. April die erste Sitzung nach den Osterferien er öffnet, genau nach einem Monat, am 28. Mai, hat ein cvnservativ- ultramontanes Präsidium die letzte Sitzung vor den Pfingstferien ge schlossen. Noch als eine streng oppositionelle Partei war das Centrum vor vier Wochen in Berlin zusammengckommen, in den freundlichsten Beziehungen zur Regierung sind jetzt die Centrumsmitglieder wieder abgereist. Nach langen, leidenschaftlichen Redekämpfen sind Eisen-, Getreide- und eine Reihe kleinerer Zölle in zweiter Lesung mit großen Majoritäten, das „Sperrgesetz" nach dem Amendement Windthorst's und Hammacher's in dritter Lesung angenommen worden und für die definitive Annahme der gesammten, nicht wesentlich veränderten Zoll- und Steuervorlagen sind alle Bedingungen vorhanden. Diese Thatsachc wird auch nicht ohne günstige Folgen auf den Culturkampf bleiben können, und die Annährung zwischen dem Centrum und dem Fürsten Bismarck ist nur das äußere Anzeichen einer nahenden Verständigung Zwischen Berlin und dem Vatikan. Es darf auch als ein Zeichen der Mäßigung und des Verlangens nach Frieden feiten des CentrumS an gesehen werden, daß dasselbe die Stelle des ersten Reichstags-Präsidenten der nummerisch viel schwächeren deutsch - konservativen Fraktion ohne Weiteres überließ, statt sich nun für die parlamentarische Regelwidrig keit zu entschädigen, daß es, obgleich die stärkste Fraktion des Reichs tags — von sämmtlichen 397 Mitgliedern des Hauses zählen 103 znm Centrum — bisher durch die Liberalen vom Präsidium ausge- schlosseu worden war. Letztere haben durch ihren Eigensinn ihren Sturz, bez. die „furchtbare Krise", in der sich jetzt die deutsche Nation nach Ansicht der über unsere Wirthschaftsreform vollständig aus dem Häuschen geratheue „Neue Freie Presse" befinden soll, selbst herbeigeführt, und wenn speciell die nationalliberale Partei wirklich die Brücke betritt, welche ihr die Herren Eugen Richter, Ludwig Löwe und Andere beim Bankett im Berliner Zoologischen Garten zum Fortschritt hingeschlagen haben, so giebt sie sich auch noch an Diejenigen verloren, von denen sie sich im Jahre 1866 bei ihrer Constituirung losgesagt hat. Die Reichstags-Commission znr Berathung der Anträge gegen den Wucher gelangte mit ihren Arbeiten ziemlich vorwärts. Es wurde zunächst der in der letzten Commissions-Sitzung angenommene H 3 a, welcher den Begriff des Wuchers feststellen foll, dahin ergänzt, daß der einfache Wucher mit Gefängniß bis zu 6 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 1500 Mk. bestraft werde und der mit besonderm Raffinement durch Wechsel und Verpfändung des Ehrenworts ausgeübte Wucher mit Gefängniß von einem Jahre oder Geldstrafe bis zu 3000 Mk. bestraft werden soll. Berlin, 3. Juni. Der Kaiser ist gestern in Schloß Babelsberg im Zimmer ausgeglitten und auf die Kniescheibe gefallen. Die An schwellung ist nicht bedeutend. Se. Majestät hat vorige Nacht sehr gut geschlafen.