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Erscheint wöchentlich dreimal u. zwar Diens tags, Donnerstag und sonnabends. Bezugspreis Viertels, s Alk. 30 Pf., durch die Post bezogen s Mk.55j)f. Einzelne Nummern s0 Pf. ThuM Men. Zikbenlehs mi> die UmMM. Inserate werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens Mittags s2 Uhr angenommen. Insertionspreis s O pf. pro dreige spaltene Eorpuszeile. für die Agl. Amtshauptmannschaft Meißen^ für das Agl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, sowie für das Rgl. Lorstrentarnt zu Tharandt Druck und Verlag von Martin Berger in Firma H A. Berger in Wilsdruff. — Verantwortlich für die Redaktion H. A. Berger daselbst. No. 76. Sonnabend, den 2S. Ium 18NS. Bekanntmachung, das Aushebttngsgeschäft Lm Aushebungsbezirke Nossen betreffend. Die diesjährige Aushebung im Aushebungsbezirke Nossen wird am 8., H., sO. und ff. Juli, von Vormittags 8^ Ahr an im Gasthofe „zum Deutschen Haus" in Nossen stattfinden. Zur Vorstellung kommen die als tauglich zur Aushebung, -ie zur Ersatz-Reserve und die zu dem Landsturm I. Aufgebotes in Vorschlag gebrachten sowie die als dauernd untauglich auszumnsternden Militärpflichtigen. Den vorzustellenden Mannschaften werden von hier aus durch die Ortsbehörden besondere Ordres zugehen, es werden dieselben aber hierdurch noch besonders angewiesen, sich zur Vermeidung der sie bei ihrem Nichterscheinen nach § 26 7 und 66 3 der Wehrordnung treffenden Strafen und Nachtheile zur bestimmten Zeit an dem angegebenen Orte pünktlich, übrigen« in reinlichim Zustande einzufinden und hicrbei zu Veimeidung von Ordnungsstrafen Ins zu 10 Mark — den Lsosuugs-Scheiu und die Ordre mit zur Stelle zu bringen. Gleichzeitig werden die Stodträthe von Nossen uid Lommatzsch sowie die Herren Bürgermeister von Wilsdruff und Siebenlehn und die Herren Gemeindevorstände der zum Nossener Aushebungsbezirke gehörigen Ortschaften veranlaßt, zu den anberaumten Ausbebungsterminen sich mit einzufinden bez. einen geeigneten Vertreter abzuordnen. Ferner haben die genannten Ortsbehörden den etwa eintretenden Zuzug und Wegzug Gestellungspflichtiger bezw. unter Beifügung der erforderlichen Stammrollen-Nachträo-- ungesäumt anher anzuzeigen. Meißen, am 22. Mai 1895. Der Civttvorsitzende der Königlichen Ersatz-Commission des AushebungsbeMes Nossen. von Schroeter. Bekanntmachung. Wegen Vierteljahresabschluffes sind die noch rückständigen Kranken-, Jnvaliditäts- und Altersversicherungsbeiträge bis spätestens ven 6. Juli dieses Jahres bei Veimeidung sofortiger Einleitung des Zwangsvollstreckungsverfahrens anher zu bezahlen. Wilsdruff, den 27. Juni 1895. Die Gemeindekrankenkasse Dicker, Brgmstr. Einladung zur Bestellung auf ds am 1. Juli beginnende 3. Vierteljahr des im 53. Jahrlang erscheinende Me-endlstt M MKM, für die Königl. Amtshanptmannschaft Meißen, für das Köngl. Amtsgericht und den Stadtrath zu Wilsdruff, so wie für das Königl. Forstrentamt zu Tharandt. Vo^rvilvtsivs Organ im kmtsgvriolitsdörirks Wiwstnuff. Das Wochenblatt für Wilsdruff erscheint wöchentlich 5 mal mit der illustrierten Sonntagsbeilage nd der alle 14 Tage erscheinenden Zeitigen, großen landwirthschastlichen Beilage, wehe besonders in landwirthschaftlichen Kreisen gute Auf- uahme gefunden hat. Der Unterhaltungsstoff wird auch im kommenden Virteljahr fesselnde Romane und Erzählungen, sowie lehr- reoe Artikel und Aufsätze bringen. Ganz besonders machen wir auf die Artikel „Aus Deutschlands groszer Zeit", Evmerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870 71 anmerksam. Der Abonnement-Preis beträgt vierteljährlich 1 M. 3l Pfg. für die Stadt Wilsdruff uud 1 Mk. 55 Pfg. frei ist Haus durch die Post nach auswärts bezogen Bestellungen nehmen alle Postanstalten, Briefträger, swie unsere Geschäftsstellen in Kesselsdorf, Postagent Äst av Kohl und mHerzogswaldc, Kaufmann Jähnichen arn entgegen. Geschäftsstelle -es „Wilsdruffer Wochenblattes". Reformen im Irrenheilwesen. Die beklagenswerthen Vorgänge in der Jrrenheilanstalt des Alexianerklosters Mariaberg haben in der Dienstagssitzung des preußischen Abgeordnetenhauses das längst erwartete parlamen tarische Nachspiel gefunden. Die Debatte über die Mariabcrger Vorkommnisse, zu welcher die Interpellation des nationalliberalen Abgeordneten Dr. Sattler den äußerlichen Anlaß gab, bewegte sich im Allgemeinen in recht ruhigen und sachlichen Grenzen. Sie brachte das allseitige entschiedene Bedauern der Ausschreitungen in der gedachten Anstalt zum Ausdruck — auch die Centrums redner beklagten dieselben - während die Diskussion zugleich durch die Erklärungen des Kultusministers Dr. Bosse Aufschluß über die Reformen gab, welche die preußische Regierung zu nächst auf dem Gebiete des Privatirrenwesens plant. Als solche Maßnahmen stellte der Minister hauptsächlich eine Verschärfung des staatlichen Aufsichtsrathes über die Privatirrenanstalten in Aussicht, mit welchem Zugeständiß die preußische Regierung ge wiß einem in den weitesten Bevölkerungskreisen laut gewordenen Verlangen nur entgegenkommen würde. Außerdem verhieß der Regierungsvertreter eine genauere Fassung der sanitätspolizei lichen Bestimmungen über die Krankenpflege in den Privatirren anstalten, sowie Fürsorge für eine ausreichende Einwirkung des Arztes auf die Behandlung der Kranken und auf die Anstellung des Wärterpersonals, auch versicherte er, die Regierung würde auf bessere Führung der Bucher, Krankenregister u. s. w. hin- wirken, und ferner dem Studium der Psychiatrie eine größere Aufmerksamkeit zuwenden. Diese regierungsseitig zugesagten reformatorischen Maß- nahmen auf dem Gebiete der privaten Jrrenpflege haben in Großen und Ganzen eine günstige Beurtheiluug seitens des Abgeordneten hauses gefunden und auch allenthalben im Lande wird man die Erklärungen des Herrn Dr. Bosse sicherlich mit Genugthuung aufnehmen. Aber eö ist entschieden zu wünschen, daß die ge plante Reformation noch weiter ausgedehnt werde, daß sie auf eine gründliche gesetzliche Regelung der ganzen Jrrenfrage mit besonderer Erstrebung einer Reichsgesetzgebung auf diesem wichtigen Gebiete ziele. Letzterer Punkt ist denn auch in der Dienstags- Debatte des Abgeordnetenhauses von verschiedenen Rednern des Hauses zur Sprache gebracht worden, und wenngleich sich die Regierungsvertreter in dieser Hinsicht nicht weiter äußerten, so muß doch dringend gewünscht werden, daß man in den maß gebenden Berliner Kreisen der Frage einer reichsgesetzlichen Re gelung endlich näher trete. In der That würde hierdurch das ganze Problem wohl am durchgreifendsten gelöst werden. Bis jetzt übt das Reich keine Aufsicht über die Jrrenpflege aus, vb- wohl nach Artikel 4 der Verfassung Maßregeln der Medizinal- p° ,z-, der Beaufsichtigung durch da« Reich und der Gesetzgebung desselben unterliegen. Wie dringend nothwendig aber -in Eink RcichSgewalt IN der Frage des Jrrenwesens ist, dies erhellt schon daraus, daß der Prozentsatz der Geisteskranken in Deutschland ein verhältnißmäßig bedeutender ist, 1890 gab e« in 122 öffentlichen und 114 privaten Anstalten 56234 Geistes kranke. Indessen stehen einem Vorgehen des Reiches auf dem Felde der Fürsorge für die Irren noch gewisse Bedenken und Schwierig keiten entgegen, so daß zunächst nur eine durchgreifende gesetzliche Regelung des Jrrenwesens in den Einzelstaaten in Betracht käme. Dieselbe erweist sich allerdings um so nothwendiger, als ja in vielen deutschen Staaten gesetzliche Bestimmungen in dieser Richtung überhaupt noch fehlen, wo aber eine bezügliche Gesetz gebung besteht, da bedarf sie meist einer zeitgemäßen Umarbeitung, wie dies gerade von Preußen behauptet werden muß. Eine Neuorganisation des staatlichen Jrrenwesens von Grund auf ist denn auch in der Verhandlung des Abgeordnetenhauses von mehreren Seiten geford rt worden, nur lassen sich die Schwierig keiten in dieser Materie nicht verkennen. Aber es muß einmal entschieden daran gegangen werden, ganz neue Bestimmungen über die Aufnahme und Festhaltung u. s. w. in Irrenanstalten zu treffen, und jedenfalls hätte eine solche Reorganisation nicht nur die privaten, sondern auch die staatlichen Irrenanstalten in Berücksichtigung zu ziehen. Aus Deutschlands großer Zeit. Erinnerungen zum 25jährigen Jubiläum des Krieges 1870/71. Von Eugen Rahden. Einleitung. (Nachdr. verb.) „Frisch aus, mein Volk, die Flammenzeichen rauchen, Lell aus dem Norden bricht der Freiheit Licht. Du sollst den Stahl in Feindesherzen tauchen; Frisch aus, mein Volk! — Die Flammenzeichen rauchen, Die Saat ist reif; ihr Schnitter zaudert nicht! Das höchste Heil, das letzte liegt im Schwerte! Drück' Dir den Speer in's freie Herz hinein! Der Freiheit eine Gasse! — Wasch' die Erde Dein deutsches Land, mit Deinem Blute rein!" Der begeisterte Sang des Heldenjünglings Theodor Körner, der in den Befreiungskriegen das deutsche Volk ent flammte zur Erhebung gegen den Feind, der so lange Jahre hindurch deutsche Fluren heimgesucht hatte, er konnte fast sechzig Jahre später wiederum als Weckruf dienen dem deutschen Volke, das sich um seinen Fürsten schaartc, das höchste Kleinod zu er-