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.8 171. Erscheint jeden Wochentag Nachmilt. b Uhr für den andern Tag. Preis vierteljährlich 2 Mark 25 Pf., zweimonatlich 1 M. bv Pf. und einmonatlich 75 Pf. - 89. Jahrgang — Dienstag, de« 27. Juli. reiVeWrFiuelM und TagMM. Amtsblatt für die königlichen und städtischen Behörden zn Freiberg nnd Brand. Verantwortlicher Redakteur: Julius Braun in Freiberg. ! Inserate werden bis Vormittag 1l Uhr angenom- ü » men und beträgt der Preis sür die gespaltene Zeile I Fi«»UZ oder deren Raum 15 Pf. ».VW Stand 1886 Januar . . 46^ 1871 1876 1877 1878 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885 April Mai Juni Höchster ä pro Unze . . 61 . . 58'/« . . 58V. . . 55V« . . 53-/« . . . 52' » . . . 52- s . . . 52-/ik . . . 51 »/re . . . 51»/» . . . 50 Die Silber-Entwerthung. Die Protokolle der zu Paris in den Jahren 1878 und 1881 abgehaltenen internationalen Münzkonferenzen liefern den bündigsten Beweis dafür, daß eine vertragsmäßige Einigung aller Handelsstaaten mit Einschluß Englands über ein festes Werthverhältniß zwischen Gold und Silber zu nächst nicht zu erhoffen ist. Als im Juli 1876 der Silber preis in London aus 47»/« ä fiel, sich aber bis Ende desselben Jahres wieder auf 58 ä hob, nahm man an, daß die 46'« 46-»/, 46"/> 45-8 45 TaAtKschau* Freiberg, dm 26. Juli. Der vielverbreiteten Meinung, daß dem deutsche« Reichstage in seiner nächsten Session abermals eine neue Branntweinstcuervorlage zugehen solle, trete» die „Berliner Politischen Nachrichten" mit folgendem offiziösen Dementi ent« gegen: .Die Regierung wird diesem Reichstage keine weitere Branntweinsteuer Vorlage machen. Wir meinen, man würde schon a priori" M dieser Annahme haben gelangen können, wenn man sich die Zusammensetzung des gegenwärtigen Reichs tages vor Augen gehalten hätte. Ausschlaggebend sind in diesem Reichstage einige Fraktionen, die ihre Aufgabe lediglich in der Unterminirung des Reiches sehen und in ihrem hierauf gerichteten Streben selbst davor nicht zurückschrecken, mit den Polen gemeinsame Sache gegen die handgreiflichen Interessen des Reichs zu machen. Unseres Erachtens giebt eS bei dieser Sachlage für die Regierung nur einen Weg: sie muß abwarten, saß die Wähler sich über die Bedürfnißfrage klar werden; ie muß abwarten, daß die deutsche Nation einsirht, auf welch' zefährliche Bahn die heutigen parlamentarischen Verhältnisse sie gebracht haben und wie nothwendig es ist, daß wir an Stelle des jetzigen Konglomerats von Welfen, Franzosen, Sozial demokraten, Polen und Polengenossen wieder eine wirklich deutsche Volksvertretung bekommen." Die .National-Zeitung" bemerkt dazu, daß in der letzten Session nicht nur die er wähnten Parteien, sondern auch die Konservativen der Reform der Branntweinsteuer Widerstand geleistet haben. — Große politische Bedeutung mißt man dem bevorstehenden Besuche des russischen Ministers von Giers bei dem deutschen Reichskanzl er in Kissingen bei. Wie sich preußische RegierungS- organe ausdrücken, ist dagegen der Besuch des am Sonnabend Abend von Kissingen wieder abgereisten österreichisch-ungarischen Ministers Grafen Kalnoky nur rin weiteres erfreuliches An zeichen für den unerschütterten Fortbestand des deutsch-öster reichischen Friedensbundes. Es finde eben seit Jahren regel mäßig ein unmittelbarer Gedankenaustausch zwischen dem deut schen Reichskanzler und dem österreichisch-ungarischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten statt, welcher der Zusammen kunft der Kaiser von Deutschland und Oesterreich in Gastein voranzugehen pflege. Während unser Kaiser seine Kur in Gastein erfolg reich sortsetzt, gebraucht die Kaiserin mit sichtlichem Erfolg die Bäder in Schlangenbad, wo die hohe Frau am Freitag den Prinzen Nikolaus von Nassau empfing und am Sonnabend der Prinzessin Biron von Kurland einen Besuch machte. — In Golm bei Potsdam fand am 24. d. M. in Gegen wart des deutschen Kronprinzenpaares, der Prin zessinnen Viktoria, Sophie und Margarethe von Preußen, des Kultusministers v. Goßler, des Präsidenten des evangelischen Oberkirchenraths Hermes und anderer hervorragender Persön lichkeiten die feierliche Einweihung der neuerbauten Kirche statt. — An demselben Tage wurde auf dem Zwölf-Apostel-Kirch- Hose zuBerlin der berühmte Geschichtsforscher StaatSarchivar Max Duncker begraben. Zu Füßen des Sarges lag ein prachtvoller Kranz aus weißen Rosen mit der Widmung: „Im Allerhöchsten Auftrage Sr. Kaiserl. Hoheit des Kronprinzen des Deutschen Reiches und von Preußen." Daneben lagen große Lorbeerkränze, welche die königl. Akademie der Wissen- (Werth- relationi (15,5«) (17,88) (17,-V (17,»V (1^0) (18,05) (18,-V (18,-7) (18,85) (18,6g) (19,n) (20,r») (20,rr) (20,17) (20,gg) (20,78) (21,05) Der Durchschnittspreis des Silbers ist demnach seit dem Jahre 1871 bis Mitte dieses Jahres von 60V, Pro Unze bis auf 44>»/i6 <1 gefallen, das Werthverhältniß zu Gold aber, das man 1876 noch zwangsmäßig auf das Verhältniß von 1871 zurückzuschrauben empfahl, hatte im Juni dieses Jahres bereits die Höhe von 1:21 überschritten und stellte ich in den allerletzten Tagen noch ungünstiger dar, da die ür den Metallmarkt maßgebende Londoner Börse Silber barren pro Unze nur mit 43'»/^ ä notirte. Feld andauernd, abbauwürdig und rentabel sei. Durch- chnittlich hat man erst bis auf 58 Fuß Tiefe gegraben, und es sind ungefähr 500 Grubenleute dort angekommen. Nicht weniger als 15 verschiedene Abtheilungen von Unternehmern, m Ganzen 72 Mann, erhalten im Distrikte von ParkeS sehördliche Unterstützung bei ihren Arbeiten. Während der etzten 12 Monate haben all' diese Partien ihre Schürf- stellen ausgewählt. Sie erhalten ungefähr für 1 Fuß Schachtgraben 2 Shilling 3 Pence bis 1 Shilling 6 Pence. In einem anderen Orte haben 126 Tonnen Quarz 245 Unzen Gold ergeben. Je mehr die Goldproduktion steigt, desto mehr ist Hoffnung vorhanden, daß daS Verhältniß dieses dann nicht mehr so seltenen Metalles zu dem Silber wieder ein normales werde. Die englische Regierung kann der weiteren Silberentwerthung am besten Emhalt thun, wenn sie die Goldproduktion Australiens durch oehördüche Unterstützungen erleichtert, die mit Silber zu vergütende Ausfuhr Indiens zu steigern sucht und für Großbritannien selbst weit mehr als bisher Silber-Scheidemünzen auS- prägen läßt, welche der Kleinverkehr ganz willig aufnehmen würde. Um der weiteren Silberentwerthung Einhalt zu thun, bedarf es nicht internationaler Verhandlungen, sondern einer entsprechenden Vereinbarung zwischen Deutschland und England. Mimsterkabinet hätte deshalb dafür Sorge zu tragen, daß der indische Rath den vollen Betrag der im Budget vorgesehenen Wechsel einziehe und daß der englische Handel ermuthigt würde, möglichst viele indische Erzeugnisse zu be ziehen und aufzustapeln. Dazu ist durch die glänzende Kolonial-Ausstellung in London Anregung gegeben. Von der deutschen Reichsregierung wäre ferner ein ent- chiedencs Dementi deS an der Londoner Börse verbreiteten Gerüchts recht wünschenswerth, wonach die deutsche Regie rung in aller Stille Silberverkäufe bewerkstellige. Ein solcher Silberverkauf zur rechten Zeit hätte dem Reich große Summen gewonnen, bei dem jetzigen überaus niedrigen Marktpreis wäre aber eine solche Maßregel schwer ver ständlich, zumal die für den Silberpreis möglicherweise ver hängnißvolle Aufhebung der Bland-Akte von dem Kongreß der Vereinigten Staaten von Nordamerika für diese Session abgelehnt worden ist. Der Londoner Silbermarkt ist bisher auch durch das Angebot aus einigen Bezirken von Australien gedrückt worden, wo der Bau auf Gold der Hauptzweck ist, das als Nebenprodukt gewonnene Silber aber als reiner Gewinn zu jedem Preise abgegeben wurde. Die englisch-australischen Behörden haben sehr eifrig den Goldberabau gefördert, der sich im Nordwesten Australiens in den Kimberley-Goldfeldern überraschend entwickelte. Die neuesten Nachrichten bestätigen, daß dort ausgezeichnete Proben von Alluvial- und Körnergold gesunden worden sind und daß das neue Goldfeld sich als eines der ausgedehn testen, abbauwürdigsten und andauerndsten Bergwerks-Zentren herausstellt, welche bis jetzt in irgend einem Theile von Australien gefunden worden sind. Eine sehr wichtige Ent deckung eines abbauwürdigen Goldfeldes ist auch kürzlich in Wright's Klippe in Neu-Südwalcs gemacht worden, un gefähr sechs englische Meilen von Parkes entfernt. Die Ent deckung erfolgte durch einen von der Regierung ausgeschickten Beamten. Berginspektor Flee berichtete amtlich, daß das wenn durch internationale Verträge eine gemeinsame Doppel währung angenommen würde, dürfte im Großhandel und m internationalen Verkehr durch Kontrakte oder still- chweigendes Ueberein kommen die Zahlung in Gold aus- lebungen werden. Wohl könnte durch Gesetz im inländischen einen Verkehr und für öffentliche Zahlungen dem Silber Geltung verschafft, aber es könnte dadurch kaum verhindert werden daß für Zahlung in Gold ein Aufgeld verlangt und bewilligt würde. Wenn die deutsche Reichsregierung nicht befürchtete, daß bei der Schwierigkeit, die durch das allge meine Vorurtheil entstandenen Verhältnisse im Geldwesen selbständig zu regeln, eine von ihr dekretirtc Doppelwährung doch nur auf dem Papier stünde, so würde sie wohl längst mit größerer Energie bei den anderen Staaten eine Vereinbarung anaebahnt haben, die nickt nur im Interesse der deutschen Silverbergwerke zu liegen scheint. Nach Ansicht SoetbeerS ist es aber der Erörterung werth, ob sich nicht auch ohne Annahme einer förmlichen Doppelwährung im Einvernehmen mit anderen Staaten Maßnahmen treffen ließen, um dem Silber eine erhebliche Mehrverwendung im Münzwesen und ihm eine größere pramsche Beständigkeit des Werths im Anschluß an den Marktwerth zu verschaffen. Dazu wären vor Allem Ver handlungen mit England nöthig, welcher Staat jetzt sür deutsche Eröffnungen aus politischen Gründen sehr zugängig erscheint und dessen Regierung und Parlament bei dem jetzigen unerhörten Sinken des Silberpreises sich kaum weigern dürften, Mittel zur Abstellung dieses Uebelstandes in ernste Erwägrmg zu zrehcn. Die englische Kommission zur Untersuchung der Ursachen des Rückganges des Handels prach sich am 24. d. M. bereits dahin aus, daß der Rückganc durch die großen Schwankungen in dem relativen Werthe von Gold und Silber noch verschlimmert worden sei. Die Kommission empfiehlt, demnächst die Frage wegen des Gold umlaufs eingehend zu erwägen. Einen großen Einfluß auf den Preis des Silbers hatte der Abfluß dieses Metalls nach Indien, der sich wesentlich verringerte, je mehr englische Waaren nach Indien geschafft und je weniger die Ausfuhr dieses Landes mit Silber zu, bezahlen war. In den für die Kaufkraft Indiens sehr günstigen Jahren von 1883 bis 1885 überstieg die Einfuhr Indiens die Ausfuhr sehr be trächtlich; in dem letzten Geschäftsjahre ist aber wieder ein Umschlag eingetreten und hat die Ausfuhr Indiens die Einfuhr um mehr als 50 Millionen Rupien überstiegen. Damit wäre wieder ein größerer Abfluß von Silber nach dem Orient zu erwarten, der nur dann den Metallmarkt nicht beeinflussen würde, wenn die indische Negierung rhre Ausgaben entsprechend einschränkte. Das neue englische Ob die Einführung der Goldwährung in Deutschland allein eine so bedeutende Entwerthung des Silbermetalls verursachte und ob die Wiedereinführung der Doppelwährung in Deutschland den Preis desselben auf dem Weltmarkt erheblich bessern würde, ist neuerdings immer zweifelhafter geworden. Thatsächlich hat der im Mai 1879 auf An- dringcn der Verwaltung der deutschen Reichsbank mit großer Zuversicht unternommene Versuch, durch Einstellung der deutschen Silberverkäuse den Werth des Silbers wieder herzustellen, sich für die allgemeine Währungssrage als er folglos erwiesen. Wie aus obiger Tabelle ersichtlich, wurde damit in den Jahren 1880 bis 1882 zwar eine gering fügige Preiserhöhung erwirkt, aber schon 1883 sank das Silber noch tiefer als vor der Einstellung der deutschen Silberverkäufe und ist seitdem fortwährend zurückgcqangcn. Nach Ansicht des Professor Soetbeer muß die Vorliebe des Handelsstandes für das Gold als universelles Werth- maß und Tauschmittel, welche von Jahr zu Jahr zunahm, als eigentliche Hauptursache der Silberentwerthung ange sehen werden und würde sich gegen eine solche vorgefaßte Meinung mit staatlichen Mitteln schwer ankämpfen lassen. Wenn bei dem Anfang der Silberentwerthung auch noch eine internationale Währungs-Vereinbarung der Handels staaten das weitere Fallen des Silbers hätte aushallen können, so ist dies heute weit fraglicher geworden. Jeder Penny, um den der Silberpreis in London fiel und jeder Monat, während dessen die Silberentwerthung andaucrte, haben das Mißtrauen des Großhandels gegen das Silber verstärkt und die Vorliebe für das Gold vergrößert. Selbst, starken Schwankungen des Silberpreises vorübergehende Er scheinungen seien und daß das Silber seinen früheren Werth wieder gewinnen werde. Zum größten Nachtheil für den sächsischen Silberbergbau blieb aber diese Reaktion aus; vielmehr hielt sich der Silberpreis seit dem Jahre 1879 beständig niedriger als 53 cl, was nur einem Werthver hältniß zum Golde von 1 zu 17,80 entspricht, während man 1876 noch vielfach eine feste Werthrelation des Goldes zum Silber von 1 zu 15'/, für möglich gehalten hatte. Seitdem ist der Silberwerth beständig weiter zurückgegangen und in demselben Maße natürlich der Unterschied zwischen beiden Metallarten gestiegen. Die Gestaltung des Silberpreises fett 1871 zeigt nach einer von dem Professor Soetbeer in der „Hamburg. Börsenhalle" veröffentlichten Tabelle ein wenig erfreuliches Bild; der Preis betrug in Niedrigster : ä pro Unze <1 pro Unze 60V. 60V, 46»/. 52-/. 53 V. 54'»,« 49'/- 52»/.« 48V« 51'/. 51»/« 52'/. 50V« 51"/i. 6 50 51»/« e 50 50°/i° 49'/. 50»/« 47'/, 48»/« .6 46'/- 46"/i« 46'/, 46»/« ie 46''/es 46-/. Vs 46'/i« 46»/« 45 45Vi« 44"/i6 44"/re