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Donnerstag, 27. IM 191t lestr LV00 nUiist Istmffn Nr. 172. Sechster JahrglMg. 5luer Tageblatt und Anzeiger Nr das Erzgebirge c>.«unm,». l.ch« mit der wSehentlichen Unterhaltungsbeilage: Auer Lönntagsblatt. _ . « jür »i, Ins,rat. »«antwortlich - """ b "*^* *^" Molto» S»»«». Sprechstunde d« Redaktion mit Aaemchme d« Sonntag« nachmittag, von «—» Uhr. — Lelegrannn-Adreffer Lageblatt Aueerzgebirge. — Fomtzirech« sr. . z, Lrzg». Beide in An» i. Lrzgeb. Für unverlangt eingesandt» Maimflrhft« kann Gewähr nicht geleistet werden. Bezugspreis: Durch unsere Boten frei in, Haus monatlich Lopfg. Lei der Geschäftsstelleabgeboltmonatlichoopfg. und wöchentlich lopfg.— Bei der Post bestellt und selbst abgeholt vierteljährlich i.LoMk., monatlich »o pfg. — Durch den Briefträger frei in, Haus vierteljährlich ,.,2 Mk„ monatlich pfg. — Einzelne Nummer )0 pfg. — Deutscher Postzeitungskatalog. — Erscheint täglich in den Mittagsstunden, mit Ausnahme von Sonn- und Keiertag«. 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Die Lpunnung in ver M a r*o k k 0 k r t s t hat anschemeno den Höhepunkt überschritten ch Frankreich und Spanten halnn ein Abkommen g e- schlossen zur Verhütung von Zwischenfällen, wie sie sich kürzlich in Elksar ereigneien. ch Rich in Rom eingetroffenen Meldungen hat der türkische Mintsterrat d>e Baubewtlligung für dteDo- n a u-Ä dr l a -B a h n erteilt. ch Der von d« portugisiichen Kammer verlangt e?L x- trakredttvon 1500 Kontos zur Landesverteidi gung ist bewilligt worden » Aus London wird gemeldet, die englische Atlandische F l 0 t t e habe Ihre "J a h r 1 n a ch Norwegen aufge geben, mit der Anweisung, weitere Befehle abzuwarten. Dt> konstituierende Versammlung in Lissabon l at dieAbschaffungallerportugiesischenOrden und Ehrenzeichen angenommen. Der «chiedsvertrag zwischen Argentinien und Vene zuela ist in Washington unterzeichnet worden. IE Mutmaßlich« Witter»«« am 28. IM; Dew-ittermiguug. sonst keine Witterung« «ränderuug. "MU Eine Frage an England. Die vielbeachtete Rede von Lloyd Georg« verdient durch eine Reihe von Nebenumständen erhöhte Beachtung. Ersten» dadurch, datz ihr ein Mintsterrat vorangegangen ist, in dem allem Anschein nach ihr Wortlaut festgestellt wurde. Daß Lloyd Ge org« seine« Worte« besondere Bedeutung beigelegt wissen «sollte, ergab sich auch aus drm Umstand, datz er seine Red«, -um größten Teil nicht frei gehalten, sondern oLgeksen hat Ferner erschürf «l sufsallmü», dotz gerade Lloyd Georg« mit dieser Wichtig«,» Kundgebung beauftragt worden ist und nicht S!r (DnoarL Grey, zu dessen Reffort ft« gehört, vermutlich ist das darauf zurückzu führen, datz Lloyd George auf Grund früherer Aeutzerungen tn dem Rufe -esonderer Deutschfreundltchkett steht und datz man die. ser nach den vorangegangenen Aeutzerungen auch der offiziösen englischen Preffe doppelt überraschenden Stellungnahme de» eng lischen Defamtkabinett» zu den deutschen MaroSoverhandlungen den Charakter einer freundlichen Mahnung -u geben wünschte. Es steht, soweit fich übersehen läßt, fest, datz Vieser Eindruck in Deutschland nicht erzielt worden ist. Denn ,wpnn schon ein deutschfreundlicher englischer Politiker -u derartigen Worten greift und dann in nicht mitzzuoevstehender Weise mit dem Krieg« droht, wenn Deutschland fich nicht den englischen Wünschen ge fügig geigt, so wird man fich Mit Recht fragen müssen, wie fich dann erst die anderen Herren, die nicht in diesem Ruf» stehen, tn dem englischen Ministerrat geäußert haben mögen. Datz di« Worte Lloyd Georges zweifellos auf Deutschland gemünzt find, mutz man nach den einstimmigen Kommentaren der englischen, und zwar besonder» auch der der Regierung.nahe- stehenden Preffe al» sicher annehmen. Verwundert wird man fich fragen, wa» deutscherfeit» geschehen ist, um «ine derartige säbelraffelnd« Abwehr erforderlich zu machen. Wa» hat Deutsch land getan, um Großbritannien seinen Platz und sein Ansehen unter d«n Großmächten streitig zu machen, oder e» -um.Aufgeben der großen und vorteilhaften Stellung, di« Großbritannien in Jahrhunderten de» Heldentum» und der Vollendung errungen hat, zu zwingen oder seine Leben»tnter«ssen in einer Weife zu verletzen, al» 0» es kein Gewicht tm sRate der Völker hätte? Ist es etwa wirklich eine so unerhörte Zumutung, datz Deutschland, nachdem Frankreich und England «sich gegenseitig Aegypten und Marokko zugysprochen haben, für etwaige Konzessionen seiner seits ebenfalls «ine billige Entschädigung beansprucht? Lider haben nur die Länder, die fich England» besonderen Wohlwol lens erfreuen können, Anspruch, fich kolonial betätigen zu dürfen? Weshalb betrachtet Lloyd George jeden bescheidenen Wunsch Deutschland» nach einer seiner Bevölkerungsgahl und seiner wirt schaftlichen Bedeutung entsprechenden Vermehrung seines Kolo- nialbefitze», noch dazu nicht einmal auf Englands Kosten, als eine Bedrohung großbritannischen Heldentum» und ein« uner- trägltch« Erniedrigung Großbritannien», die es nur mit einem Kriege beantworten könne? Wenn diese Worte Lloyd George» folgerichtig find, wird man 'fienichternsthaftgenug.et»schätzen können.Zunächst I allerdings werden sie zweifellos di« deutfch-fran-östschen Verhand lungen, die fich bisher sehr hoffnungsvoll unlieben, erschweren und jenen politischen Elementen in Frankreich den Rücken stär ken, die von keinerlei Konzessionen an Deutschland etwas wissen »vollen. Andererfeit» aber werden in derartigen Auslassungen eines verantwortlichen Minister» in England die Politiker in Deutschland eine Bestätigung ihrer Auffassung erblicken müssen, datz England jeder, auch der bescheidensten kolonialen Bergrötze- rung Deutschland», feindlich gegenüberstehe, ste unter keinen Um ständen zu dulden gedenk«, und datz England da» eigentlich tret- bende Element aller deutschfeindlichen Machenschaften in der Welt darstelle. Ein« Verstärkung dieser Stimmung in Deutschland würde die aufopferungsvollen Bestrebungen diesseits und jensetls de» Kanal», die Leiden stammverwandten Böller auch polittsch näher zu bringen, erheblich erschweren. Jedenfalls möge man in England versichert fein, datz nicht nur für Großbritannien, son dern auch für Deutschland die Worte Lloyd George» gelten, datz ein Frieden um den Preis einer Behandlung, bet der die L«- benstnteressen Deutschlands verletzt würden, als ob es kein Gewicht im Rate der Völler hätte, für ein großes Land wie da» unser« unerträglich wäre. Man wird daher erwarten dürfen, datz man in England gewiss« Mahnungen, di« Lloyd Ge orge am Schluss« seiner Red« ausgesprochen hat, auch selbst beher zigen werde, datz man also di« gegenseitigen Gesichtspunkte gründ- ltcher abschätzen und fich klar vergegenwärtigen werde, welche Be dingungen für den Frieden gegeben fein müssen. Die Demonstration in der Kirche. Ei»« Stimm« a»» Offtzierskreise«. Von besonderer militärischer Seite wird der P. Ri. geschrie- benn: Soweit di« bisher über den Zwischenfall in der Charlotten burger Luisenkirche vorliegenden Erklärungen erkennen lassen, handelt es fich bei unparteiischer Auffassung de» Vorkommnisses um ein bedauerliche» Ereignis, das zu wiederholen man keineswegs anraten darf. Will man nach dem Bericht, den das Regimentskommando an das Konsistorium zur Aufklärung des Vorfalles abgesandt hat, gehen, so zeigt es sich deutlich, datz die Offiziere, als fie den Gottesdienst während der Pre- digt verließen, und die zum Kirchenbesuch aÄominandierten Mannschaften de» Elisabeth-Regiment» aufforderten, ihnen zu fol- gen, nicht nur die bestehenden Gesetzesvorschriften verletzten, sondern daß fie auch gegen da» Gastrecht verstießen, das ihnen Die Nähmaschine. Zi»m 78jährige« Jubiläum der Erfi«d»«g de» Nähmaschine. Nach»««» o«L-l«a Die Nähmaschine hat «in« so weite Verbreitung erlangt, sie ist in so vielen Gewerben ein unentbehrliche» Hilfsmittel und auch uns im Hause so lieb und so vertraut geworden, datz wir uns ein Leben ohne fie überhaupt kaum mehr vorstellen können. Es ist gewiß nicht übertrieben, datz e» selbst im ent legensten kleinen Dorf keinen Schneider und keine Näherin mehr gibt, die noch mit der Hand Stich um Stich «»»führen würden, bi» da» Kleidungsstück oder da, Hemd endlich fertig ist. Ang«, sicht« dieser weiten Verbreitung der Nähmaschine sollte man «, kaum für möglich halten, daß sie sozusagen noch zu den jüngeren Errungenschaften unserer Technik zählt, datz fie jünger ist, al» die Dampfmaschine und die Eisenbahn. Gerade 78 Jahre ist es her, daß di« erste derartige Maschine erfunden und öffentlich vorgeführt wurde. Dies« erste aller Nähmaschinen war aber noch so unvollkommen und fand so wenig Anklang, datz fl« fast wie. der tn Vergessenheit geriet. Fristet» fie doch Jcchrzehnt« lang tn einem Museum ein first unbeachtete» Dasein. Erst al» man den Wert derartiger Maschinen erkannt hatte, und al» diese fich immer mehr «tnguKhren und zu verbreiten begannen, holt« man diese» älteste und inzwischen vollkommen verstaubt« Grem. plar wieder hervor «ich stellt« e» an »inen Ehr,nolatz, an dem e, fich heute noch befindet. So unvollkommen diese allererste Maschine aber auch war, so Netz fie doch schon den Vorzug hm maschinellen Arbeit der Handarbeit gegenüber in seinem gan zen Umfang« erkennen — freilich zu einer Zeit, wo man »och so ttef in den Ueberlteferungen der alten Zünfte steckte, datz man schon au» Prinzip jedem Fortschritt abhold war. Wer «ar nun der Erfinder dich«, — man ist fast versucht zu sagen, nützlichsten — Instrumente«, da, di, Technik jemal» geschaffen hat? Dem Erfind« ging « genau so, ach» seiner Ma. schine! Lang« Acht hindurch «ar er oergchfen, und «ft nmxm jstrchchnnae» haben seine« Namm» roteder «w Lagwmcht ge bracht. Hierzu kommt, daß nutzer ihm auch noch andere der artige Maschinen zu bauen versuchten, und datz man tatsächlich eine Zeitlang im Zweifel war, wer von ihnen eigentlich den Ruhm für fich in Anspruch nehmen darf, al» Erfinder diele, so wichtigen Kiff»mittel» genannt zu werd««. Der Streft, ob Stone, Madersperger, Lhimannier, Hunt oder ein anderer der eigentlich« Erfinder ist, hat lange Zeit gedauert. Heutzutage darf es wohl al, zwetfello» gelten, datz wir al» eigentlichen Erfinder den Wiener Schneider Joseph Madersperger bezeichnen müssen, der Jahrzehnt« lang an der Ausgestaltung der Ide« «leitete, die Stiche durch eine Maschine ausführen zu lassen, die er selbst in so reichlichen Mengen im Laufe seines Leben» hatte aneinanderreihen müssen. Schon vorher, nämlich tm Jahr» 1790, soll einmal »in gewisser Th. Saint eine Ma. schtne konstruiert haben, die die Arbeit des Nähens besorgte. Näher«, darüber hat fich aber bi» heute nicht feststellen lassen; und man weitz weder, welcher Art dies« Maschine war, noch üb ste irgend etwa» leistete. Somit bleibt für Madersperger der Nuhm, der Erfinder der Nähmaschine zu sein. Jahrzehnte lang hat er fich mit diesem Problem beschäftigt; und man kann wohl annehmen, datz er schon tm Jahr« 1814 daran arbeitet«. Ab«, niemals leistet« sein Modell da», wa» ihm vorschwebt«. Und so dauert« «» bi» zum Jahr, 1SS6, bi» er «Mich mit einer einiger, matzen brauchbaren Maschine -eroottreten konnte. Freilich war dies, Maschine noch sehr primitiv, fehlten doch ihrem Erfinder di» Mittel, fie tn gutem Material au»sühpm -u lassen. So Laut» er fie fich sewst au» Holz u«d Pappendeckel zusammen. Umsomehr mutz man sich wundern, wa» di« Maschine leistete Man konnte mit ihr krumm« Linien abnckhen, so datz man also auch Figuren, Kreis« und Winkel damit auvplfiihren vermocht«. In der Minut« macht» fie SV Stiche, also mehr al» der flinkst, Schnetder — besonder» wenn man noch da» Material bedenkt, da» st, zuerst d,arbeitet,: e» waren nämlich Steppdecken, die Mader««ger mit ferner ersten Maschine abfteppte, also ziemlich dick« Objekt«, di« durchprnähen auch heutzutage noch recht kräf. tig« Maschinen erfordert. Erfolg hatte Madempevgm, «re schon erwähnt, mit sein« Maschine nicht. Man lacht« ihn einfach au», verärgert und oergväntt schenkt» « t« Jahr« 1889 di« Maschine dem Wiener Polytechnischen Institut, das nicht» Besse re, damit zu tun wuhte, als fie tn die Ecke zu stellen. Dort stand fie Jahrzehnte lang; «nid erst, al» im Jahre 1878 tn Wien eine große Weltausstellung abgehalten wurde und jede» Land zu zeigen versuchte, welchen Anteil es an der Industrie hatte, besann man fich wieder auf diese Maschine. Sie wurde! hervor» geholt, ausgestellt und viel bewundert. Wa» ist nun au» Madersperger geworden? Es ging ihm, wie leider so vielen Erfindern I Er vermochte di« Früchte sei ner Arbeit nicht zu genießen und starb arm und verlassen. Zwar lieh fich auf sein dringendes Ersuchen noch im Jahve 1840 der Ntederösterretchische Gewerbeverein herbei, seine Maschine zu prüfen. Diese Prüfung fiel außerordentlich Mstig au», so gün stig, datz man Madersperger die bronzen« veretnrmedatlle zu- erkannte. Damit war dem armen, mittellosen Schneider aber nicht weiter geholfen. Eine finanzielle Unterstützung, die ihn tn den Stand gesetzt hätte, seine Erfindung weiter zu vervoll kommnen, auszübauen und einzuführen, wäre ihm siche, lieber gewesen. In der Folgezeit ist Madersperger verschollen; und erst, al, man sich wieder mit der Geschichte der Nähmaschine näher zu befassen begann, ist,« gelungen, Über sein Ende Nähe, r«, zu erfahren. Das, wa» man erfuhr, war ttaurig genug! In den Annalen de» Armenhaus«, zu Wien, der Pftündner- anstatt, fand man folgend« Eintragung: Joseph Madersperger, gewesener Schneidermeister, geboren 1767 zu Küsstet« tn Tirol, eingetreten al» unterstand»!«, am V. September 1880, gestorben am L Oktober 1886 an Altersschwäche. Da» war da» Ende de» Erfinder» der Nähmaschine, vielleicht der nützlichsten Maschine, die wir besitzen. Ander« waren erfolgreicher al, er! Freilich ist di« Näh. maschine, wenn man so sagen darf, mit Madereperger unter- gegangen, und sie mutzt« später tatsächlich wieder von neuem erfunden werden. Auch hin «ar es «in armer, rin sehr armer Mann, der der Menschheit dies« Maschine -um Wtttemnal schenkt,! Ver YaLrtkavbetttr Elia» Howe gu Poston eo« tm Jahve 1844 stellenlos geworden und vermocht« trotz all« seine, Bemühungen «eine Arbeit zu finden. Mißmutig und ttaurig schlendert, er ein« «Lend, durch di« Sttotze« von B-st-n, wobei