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Dienstag. Leipzig. Die Zeitung erscheint mit Ausnahme des Montags täglich und wird Nachmittags 4 Uhr aus» gegeben. Preis für das Vierteljahr I'/r Thlr.; jede einzelne Nummer 2 Ngr. Rr. 1S3. - IS. Anglist I8S«. Mutscht Mgmtiuc Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu beziehen durch alle Postämter des In- und Auslandes, sowie durch die Erpedition in Leipzig (Querstraße Nr. 8). Znsertionsgebühr für de» Raum einer Zeile 2 Ngr. Deutschland. Preußen. Berlin, 17. Aug. Das Correspondenz-Bureau schreibt unterm 16. Aug.: „Die Nachricht, daß die österreichische Armee mo bil gemacht werden soll, wird hier zwar vielfach angezwcifelt, indessen hält man sie doch nicht für ganz grundlos. Wie anderweitig aus Wien be richtet wird, soll von der österreichischen Regierung sowol in London als in Paris die Erklärung abgegeben sein, daß die Provocationen Sardiniens sie zu entschiedenen Schritten der Abwehr drängten, und daß sie es diesen Cabineten anheimstelle, im Interesse des Friedens Vorkehrungen zu treffen, daß Sardinien sich ein angemesseneres Verhalten zum Grundsatz nehme. Man will auch wissen, daß von Seiten des französischen Cabincls infolge dessen eine Mahnung nach Turin ergangen sei; indessen scheint dieselbe we nig gefruchtet zu haben, und cs ist daher wol möglich, daß Oesterreich eine Demonstration macht, um Sardinien seinerseits zur Mäßigung zu bestim men. Wir können übrigens versichern, daß officiell bis diesen Augenblick von einer militärischen Maßregel der österreichischen Regierung gegen Italien oder gegen Rußland hier noch nichts bekannt ist." (Vgl. unter Oesterreich.) — Die am 15. Aug. zu Spithead aus dem Orient angekommenen eng lischen Transportschiffe Assistance und Resolute melden die am 9. Aug. zu Gibraltar erfolgte Ankunft der preußischen Fregatte Danzig, des Flaggen- schiffs des Prinzen Adalbert von Preußen. Zugleich berichten sie über ein Gefecht zwischen den Preußen und den Riffpiraten. Der Prinz wollt« die Stelle in Augenschein nehmen, wo vor ein paar Jahren ein preußisches Schiff geplündert worden war, und versuchte daselbst in einem der Boote des Schiffes zu landen, ward jedoch daran gehindert, indem vom Lande aus auf ihn gefeuert wurde. Er kehrte hierauf zur Fregatte zurück, bemannte und armirte die Boote, landete und machte einen kühnen Angriff auf die auf einer Anhöhe postirten Piraten. Die Angreifer wurden jedoch vollständig von Leßtcrn umzingelt und sahen sich genöthigt, sich in ihre Boote unter den Schutz der Kanonen der Fregatte zurückzuziehcn. Der Prinz erhielt einen Schuß in den Schenkel, sein Adjutant ward tödtlich verwundet und starb bald, nachdem er am Bord der Fregatte angekommen war; ein Bootsmann des Danzig ward durch den Elnbogen geschossen, sieben Mann wurden gctödtet und 17 verwundet. Drei Mann mußte man auf dem Kampfplatze zurücklassen; die übrigen Gefallenen wurden zu Gibraltar mit militärischen Ehren beerdigt und die Verwundeten ans Ufer ins Mili- tärhoSpital gebracht. Mit der Heilung der Wunde des Prinzen hatte eS einen günstigen Fortgang. Die englische Dampfschaluppe Vesuvius war von Gibraltar abgesandt worden, um den geeigneten Behörden einen Bericht über den Vorfall zu überbringen. — AuS Berlin vom 14. Aug. wird der Deutschen Rcichszeitung aus guter Quelle gemeldet: „An unserm Hofe soll seit der Rückkehr des Königs von Marienbad eine große Aufregung gegen Dänemark herrschen... Es soll der König von der offenbar durchaus rechtlosen Willkür, die in Dänemark gegen die Herzogthümer grübt wird, die doch, als Theile des Deutschen Bunde-, ein volles Anrecht auf dessen Schutz haben, sich über- zeugt haben und, wie man hinzufügt, in dieser seiner Ueberztugung durch den Kaiser von Oesterreich in der Zusammenkunft zu Teplih nur bestärkt und befestigt worden sein. Man verhehlt es am Hofe gar nicht, daß der König nächstens ganz energische Schritte gegen Dänemark zu thun gedenke. Die Beseitigung der unseligen dänischen GesammtstaatSverfassung und der von ihr unzertrennbaren Unterdrückung der deutschen Herzogthümer wird hoffentlich bald auch den aufrichtigen dänischen DerfassungSfreunden selber als im eigenen konstitutionellen Interesse geboten erscheinen, und dann wer den ebenfalls die Westmächtt, vor allen England geneigter werden, den unhaltbaren GesamMtstaat durch die Personalunion zu ersetzen." — Der Stadthaushaltetat der Stadt Berlin auf das Jahr 1856 ist jetzt nach seiner definitiven Feststellung durch die beiden Communalbehör- den den Mitgliedern derselben, zum ersten male in diesem Jahre, in amt licher Ausgabe zugegangen. Da- sehr umfangreiche Aktenstück umfaßt mehr als 50 SpecialetatS. Die Summe der gewöhnlich wiederkehrenden Einnah men beträgt 2,048,066 Thlr., der gewöhnlich wicdcrkehrenden Ausgaben 2,007,107 Thlr., bleibt Ueberschuß 40,958 Thlr. Extraordinäre Einnah men und Ausgaben sind: Einnahmen auS der städtischen Gasanstalt 27,59 l Thlr.; Zuschlag zur Haus- und Miethssteuer 24i,042 Thlr. Mit Hinzu rechnung des obigen Ueberschuffes von 40,958 Thlrn. zusammen ein Ueber schuß per 1856 von 309,592 Thlrn., welcher als DiSpositionSquantum für außergewöhnliche, namentlich unvorhergesehene Ausgaben, zur Ausgleichung dcr mit 2,516,700 Thlrn. balancirenden Gesammleinnahmen und -Ausga ben der Stadl Berlin als extraordinär in Ausgabe gestellt ist. Außerordent- lich aufzubringen wäre demnach in dem Jahre 1856 die durck die Erhö hung der Haus- und MiethSsteuer gedeckte Summe von 241,042 Thlrn. < Württemberg. Stuttgart, 14. Aug. Der Beobachter erwähnt ein Gerücht, nach welchem die Nachricht eingetroffen sein soll, daß der König in Schlangenbad, wohin derselbe sich in bestem Wohlsein begeben haben soll, bedenklich erkrankt sei. Tübingen, 14. Aug. Dem Vernehmen nach hat sich der Senat in großer Mehrheit (24 gegen 10) gegen die Verlegung der Universität erklärt. (Schw. M.) Baden. Manheim, 12. Aug. Heule wurde dem Pfarrer der hie- sigen deutschkatholischen Gemeinde, dem als Schriftsteller bekannten Heri bert Rau, eröffnet, daß laut großherzoglichem Staatsministerialerlaß sämmk- liche Rccurse und Petitionen verworfen seien und er daher seiner Stelle als Prediger der manheimer Gemeinde umsomehr enthoben blcibc, als dcr Deutsch- katholicismus seinem Wesen nach eine Opposition gegen gewisse Dogmen der alten Kirche sei. Zugleich ward der Gemeinde eine Verwarnung, fer- ncr an solchen Grundsätzen festzuhaltcn. (Frkf. I.) — Man schreibt der Allgemeinen Zeitung auS Karlsruhe: „Der Glaube an eine Amnestie der meisten politischen Verurtheilten bei Gelegenheit der Vermählung des Regenten, welche Amnestie auch einige hiesige Familien väter betreffen würde, ist ein so allgemeiner und fester in der Bevölkerung, daß man eine Täuschung der Hoffenden in mehrfacher Beziehung bedauern müßte." — Aus Bruchsal vom 14. Aug. wird der Badischen Landeszeitung gc- schrieben: „Heute Nachmittag ereignete sich im Gasthause zum Zähringer Hof hier ein sehr verwegener Raubmordversuch. Ein Individuum, das vor kurzer Zeit aus dem Arbeitshaus entlassen wurde und sich hier auf- hielt, begab sich in der Absicht in besagten Gasthof, Hrn. Wohnlich, dcr in einer höhcrn Etage wohnt, zu berauben, und bewaffnete sich mit einem Terzerol, an welchem ein Dolch angebracht war. Er bemerkte jedoch, daß Hr. Wohnlich Besuch hatte, und versteckte sich daher im Abtritt. Gegen 12 Uhr fand er Gelegenheit, unbemerkt in das Wohnzimmer des Hrn. Wohn- lich zu dringen, und setzte sich trotz kräftiger Gegenwehr in den Besitz eimr nicht unbedeutenden Summe Geldes. Wahrscheinlich hätte er denselben er mordet, wenn nicht die Hausmagd den Hülferuf vernomnren und Lärm ge macht hatte, worauf der Räuber die Flucht ergriff, doch noch innerhalb der Stadt eingefangen wurde. Hr. Wohnlich soll bedeutend durch Messerstiche verwundet und ihm die Nase und einige Finger halb abgcbiffen sein." Nassau. Wiesbaden, 17. Aug. Nach einer Sitzung, welche bis in die Nacht dauerte, und welche während der langen, heftigen Debatten in eine öffentliche verwandelt wurde, was in der Eisenbahnfrage bisher nicht der Fall gewesen, ist endlich gestern das Schicksal der rechtsrheinischen und Lahn bahn entschieden worden. Die Ständeversammlung hat mit einer Majorität von 2 Stimmen beschlossen: Für das Baucapital dcr Rhein- und Lahnbahn ü 20 Mill. Fl. 2^/» Proc., resp. für eine Priorikälk- anleihe der Gesellschaft von 12 Mill. 4 Proc. Zinsen im Maximalbetrag von 480,000 Fl. zu garantiren, unter folgenden Bedingungen: 1) daß die Rhein- und Lahnbahn binnen vier Jahren vollendet wird; 2) daß die dcr Gesellschaft am 24. Aug. v. I. vorläufig crtheilte Eoncesfion abgeändert wird, und 3) daß die Gesellschaft bis zum 1. Dec. 1856 in diese Abän- derungen einwilligt; in derselben Frist durch Erhebung weiterer Einzahlun- gen auf die von ihr ausgegebenen Acticn die Rheinbahn von den contra- hirten Schulden befreit und eine Million an die Landesbank einzahlt, wi- drigenfalls der nassauische Staat an die Erfüllung der in der Eoncesfion zugesagten Verbindlichkeiten nicht gehalten ist; daß Abänderungen der von der Ständeversammlung beschlossenen Bestimmungen nur nach ringeholtcr ständischer Zustimmung erfolgen dürfen, daß der Ständeversammlung jähr lich genaue Auskunft über den Stand des Baus beider Bahnen und dcr Rechnungen der Gesellschaft ertheilt wird. Neben diesen Bedingungen sprach die Ständeversammlung folgende Wünsche auS: Die Regierung möge die Statuten der Gesellschaft mit dem gegenwärtigen Beschluß in Einklang bringen lassen; eine Declaration erlassen, daß der Betrieb der unter dcr Rheingaucr Eisenbahn hinstreichcndcn Erzlager, insoweit die Tagebauten sich nicht in dem Eigenthum der Gesellschaft befinden, von derselben nicht ge hindert werden können; daß bis zur Erthcilung der Eoncesfion der Lahnbahn an die Wiesbadener Eisenbahngesellschaft der Ban dieser Bahn auf Staats kosten thätig fortgesetzt und aus keinerlei Rücksicht auf die Verhandlungen mit dieser Gesellschaft sistirt werde. (Mittelrh. Z.) Thüringische Staaten. Schleiz, 15. Aug. Mit welcher rasen- den Schnelligkeit dcr am 2. Aug. d. I. hier stattgefundcne Brand um sich gegriffen hat und wie den armen Bewohnern fast gar keine Zeit zur Rettung ihres Mobiliars gegeben war, läßt nachstehender Vorfall entneh men. Schuhmachcrmcister M., dessen Haus gleich beim Beginn des Bran des nahe bedroht war, mußte von Rettungsversuchen alsbald abstehcn und