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MMe LlbMmg. Amts- unö AnzeLgeblatt für das König!. Amtsgericht nnd den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. Dic „Sachs. Elb-Zeitung" erscheint Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Postaustaltcu, sowie durch die Expedition dies. Bl. für I Mark Vierteljahr!. zu beziehen. — Inserate für das Mittwochsblatt werden bis Dienstag früh 8 Nhr, für das SonnabcndSblatl spätestens bis Freitag früh 8 Uhr erbeten. — Preis für dic ge spaltene Corpuszcile oder deren Naum 10 Pf., Inserate unter 6 Zeilen werden mit 50 Pf. berechnet, (tabellarische oder complicirte nach Ucbcreinkunft.) — Inserate für die Elbzcitung nehmen an in Hohnstein Herr Vürgcrmstr. Hesse, in Dresden und Leipzig dic Annvnccn-VüreauS von Haascnstcin L Vogler, Jnvalidcndauk und Nud. Mosse. 88. Schandau, Mittwoch den 3. November 1886. ckv» 4. ^sov«ml»vr «I. »U. Vormittags 0 Uhr findet am Schühcnhausc hier dic Hcrbstkontrolvcrsammlnng statt. Es hadcn hierzu dic Mannschaften der Reserve, dic Disposilionönrlanbcr und die zur Disposition der Ersatz-Behörden Entlassenen zu erscheinen, nnd werden dic in hiesiger Stadt wohnhaften dergl. Mannschaften mit dem Bemerken darauf aufmerksam gemacht, das; besondere Ordres nicht ausgcgcbcu werden. Schandau, deu 25. Oktober 1886. Der S t a d t r a t. Wieck, Bürgermeister. Politische Rundschau. Der Buudcörath hielt am Donnerstag wieder eine Plenarsitzung ab, in welcher, abgesehen von der Er- lcdignng einiger minder wichtiger Angelegenheiten, dic Mitglieder der verschiedenen Anöschiissc ncn gewühlt wurden. Außerdem gclangtcu dic Entwürfe, bctr. dic zollfreie Ablassnng verschiedener metallener, znm Schiffsbau bestimmter Materialien, dann bctr. den Scrvistarif und dic veränderte Classcncintheilnng der Orte und bctr. dic Anödchnnng der Nnfattvcrsichcr- nng auf die Seeleute, an dic zuständigen Anöschiissc znr Vorbcrathnng. Letzterer Entwurf schließt sich dem Bcrnchmcn nach äußerlich au das Uufallversichermigs. gcsctz vom Jahre 1884 au, enthält aber sonst bcdcu tcndc Abweichungen von letzterem, da cö sich im scc- müttnischcu Acrufc und den hiermit zusammenhängen den Gewerben um vielfach anders gestaltete Verhält nisse handelt, als in anderen Gewerben. Hauptsächlich ist hcrvorznhebcn, daß dic Kosten der Unfallversicherung für dic Seeleute vollständig von den Nhcdern, rcsp. den sonstigen Arbeitgebern der Seeleute zu tragen sind, welche Bestimmung in den Kreisen der Nhcdcr nnd Schiffshcrrcn lebhaften Widerspruch erregt nud wird cö im Reichstage hierüber jcdcufallö zu cingchcndcu Debatte» kommen. — Von wcitcrcn Entwürfen, dic dcm Bundcörnthc zugchcn sollen, ist »och »ichtö Be stimmtes bekannt and demnach werde» dic obengcnan» len drei Eutwürfc liebst dcm Etat daö einstweilige Arbcitömatcrial dcö Reichstages bilde», lieber de» Zeitpunkt dcö Zusammentrittes dcö NcichötagcS vcrlan- tcl noch immer nichts Bestimmtes und wird man gegenüber den verschiedenen Gerüchten, welche bald dieses bald jenes Datum neunen, einfach dic officicllc Bckaunlmachnng abznwartcn habcn. Der wcgcn angeblich hochvcrräthcrischcr Umtriebe verhaftete wclfische Parteigänger l)r. Dedekind in Wolfcnbüttcl ist auf Beschluß dcö Oberlandcögcrichtcs in Braunschweig aus sciucr Haft wicdcr cntlasscn wordcu. I» München liegt Don Jaimc, der einzige Sohn des spanischen Thronprätcndcntcn Dou Earloö, schon seit Wochen am Typhus schwer darnieder, dessen Keime sich der Kranke während eines mehrtägigen Aufent haltes i» Venedig holte. Die ersten Münchener ärzt liche» Autoritäten sind an das Krankenlager Don Jaimc'ü gezogen worden, aber trotzdem hat sich sein Znstand nur wenig gebessert und ist bei der zarten Eonstitution dcö Kranken eine plötzliche Katastrophe nicht ausgeschlossen. Auf dcm 16jährigcn Jüngling beruhen die Hoffnungen dcö Carliömuö für dic Zn kauft »ud cs ist begreiflich, daß dic Blicke der carli- stischcn Partei mit Besorgnis; nach München gerichtet sind, von wo jeder Tag dic Knude vom Ableben Dou Jaime'ö bringen kann. Im Hotel znm „Rheinischen Hof", wo der Kranke liegt, sind der Herzog von Parma, der Jnfant Alfons und andere Verwandte dcö Prätendcnteii abgcsticgcii. Im österreichischen Abgcordnctcnhansc sind dic Verhandlungen über dic Erucucrung dcö Zvll- nud Handelsbüttdnisscs mit Ungarn wider Erwarten sehr glatt verlaufen. Noch nm vorigen Freitage wurde der betreffende Gesetzentwurf in zweiter und dritter Lcsnng unverändert angenommen. Dic Cholcracpidcmie in Pest nnd Triest scheint endlich ihrem Erlöschen nahe zu sein. Der amtliche Eholcrabcricht vom 29. October wcist auö Pest nur »och 10 Erkrankungen und 4 Todesfälle, aus Triest 4 Erkruulungen und 1 Todesfall auf. Nach viclmouallichcr Pause ist endlich der dircctc diplomatische Verkehr zwischen Paris und Petersburg wieder augckmipft worden. Nicht Billot, der fran zösische Gesandte in Lissabon wird künftig Frankreich am russischen Kaiscrhose vertreten, wie ursprünglich gemeldet wurde, sondcru de Laboulngc, der seitherige Gesandte Frankreichs in Madrid. Die Neubesetzung dcö französischen Bolschaftcrpostcnö in Petersburg wurde uamcnttich durch die Ausweisung der Prinzen dcö Hauscö Orleans anö Frankreich verzögert, denn der Czar fühlte sich wcgcn der verwandtschaftliche» Beziehungen der Orleans zu der russischen Kaiser- familic durch die Auöwcisungömaßrcgel schwer bclci. digt und wollte lange Zeit von der Frage der Wicdcr- bcsctzung dcö französ. Bolschaftcrpostcnö absolut nichts sprechen hören. Jetzt hat er, wie die Erncnuung des Herrn de Laboulagc beweist, seinen Widerstand in dieser Angelegenheit aufgcgcbcn nnd vertreten Berli ner Blätter die Anschauung, daß dic versöhnlichere Stimmung des Kaisers Alexander gegenüber den Machthabern in Paris mit der deutschen Fürsprache zuznschrcibeu sei, da der Reichskanzler, seit Herr dc Frcyciuct durch dic Entsendung Hcrbettc'S nach Ber lin seine Abkehr vom Revanche-Allinuz-Programm be kundet habe, cö für gntc Politik erachtete, bei der Wicdcranknüpfung direkter diplomatischer Beziehungen zwischen Paris und Petersburg zu vermitteln. In wieweit diese einigermaßen gewagt klingende Eonibi. Nation dc» wirkliche» Verhältnisse» entspricht, nmß allerdings dahin gestellt bleiben. In Spanien scheine» durchgreifende Reformen hinsichtlich dcö Heeres iu Aussicht zn stehen. Ein Decrct der Königin-Regentin hebt nicht weniger als l200 Scrgcnnlmajorstcllcn ans und steht wohl zu er warte», daß die viele» überflüssige» Offieicrsstcllcn, namentlich in den Grade» der Oberste» und Gene räle, nun ebenfalls bald aufgehoben werden. Dic Sache hat freilich auch ihre böse Kehrseite, denn durch die Neduction der Officicrö- nnd Unlcrofficicröstcllen wird dic Zahl dcr nnznfricdcncn Elemente in Spa nien, dic znm Thcilc sich gerade anö dcr Armee rc- crntircn, mir vermehrt und dies ist in dcm elastischen Lande dcr Militärputsche nicht ohne Bedeutung. Mit dcm Znsammcntrittc dcr großen bulgarischen Nationalversammlung in Tirnowa rückt dic Entscheid ung in dcr viclvcrschlungcneu bulgarischen Frage all- mälich näher heran. Wie dieselbe auöfnllen wird, läßt sich indessen auch jetzt noch nicht genau bcurthei- len, wenngleich nach Lage dcr ganzen Sache nnzu- nehmen ist, daß dic bulgarische Negierung in ihrem diplomatischen Kampfe mit Rußland schließlich unter liegen muß. Die Vertreter des letzteren in Bulgarien nehmen gegen daö Cabinct von Sofia nach wie vor eine äußerst feindselige Haltung ein; General Kaul bars hat gegen die Verhängung des Belagerungs zustandes über Sofia sofort in einer scharfen Note protestirt und vom russischen Cousnl iu Varua sind sogar ernste Maßnahmen angcdroht worden, wenn dic dortigen Behörden den angeblichen antirnssischcn Um trieben in einem Thcilc dcr Bevölkerung Varnas nicht cntgcgcnstenertcn! Wie bei diesem fortgesetzten Hasse, welchen Rußland den gegenwärtigen leitenden Persön lichkeiten in Bulgarien cntgegcnträgt, eine Versöhnung oder Verständigung zwischen beiden Parteien erzielt werden soll, um deren Zustandekommen sich der tür kische Commissar in Sofia, Gadban Effendi, dem Vernehmen nach sehr bemüht, ist unerfindlich. Ucbri gcnö soll Gadban Effendi, gleich General Kaulbars, ebenfalls gegen die Verhängung dcö Belagerungszustan des über Sofia protestirt habcn und hiernach zu ur- thcilcn, wird mau den türkischen VermittelnngSvcrsnchen zwischen Rußland nud Bulgarien gerade keinen außer ordentlichen Werth beiznlcgen habcn. Jedenfalls ist die bulgarische Negierung gesonnen, sich nicht einschüch- tcru zn lassen, wie auö ihrer Antwort auf dic jüngste Protestnote dcö Generals Kaulbars hcrvorgcht, wobei sic betont, daß sie sich erst nach dcr Erkenntnis; von dcr absoluten Nothwendigkcit zu dcr erwähnten Maß regel entschlossen habe und nur ihrer Pflicht folge. lieber dic kriegcrischcn Erciguissc in Mozambignc (Afrika) sind jetzt officicllc Dcpcschcu von dort in Lissabon cingcgangcn, welche melden, der König Mnzilla habe mit 30000 Eingeborenen am 16. Oc tober den König Jnhambane angegriffen, sei aber zweimal zurückgcworfen nnd am 23. v. M. von 16000 Portugiesen und Eingeborenen unter dcm Bcfchl dcö Gcncralgonvcrucnrö von Mozambignc und dcr curo- päischcn Officicrc dcr Marinctruppcn geschlagen wor den. Dic pvrlngicsischcn Truppen verfolgten dic In surgenten, nm sic auö dem Gebiete dcö Königs Jn- hambane zu vertreiben und in ihrem eigenen Gebiete zu züchtigen. Der Gonvcrucnr hat umfassende Maß regeln getroffen und befohlen, ein besonderes Expcdi. tionöcorpö mit allem erforderlichen Kriegsmaterial zu bilde». Dic Abscudmig cincr Corvcttc mit Verstärk ungen von Lissabon soll in 48 Stunden erfolgen. Die Zollfrage zwischen Deutschland nnd Rußland. Die Erscheinung, daß zwei politisch befreundete Staaten in ihren gegenseitigen Zollvcrhältnissen diese politische Freundschaft durchaus nicht erkennen lassen, steht zwar nicht vereinzelt da, aber sic macht sich schwer lich andcröwo in so seltsamer Weise geltend, als in den handelspolitischen Beziehungen zwischen Deutsch land nnd Rußland. Man könnte daö bekannte Wort, wonach in Geldsachen die Gemächlichkeit anfhört, fast dahin uniformen, daß in Zollsachcn zwischen den bei den Ländern die Freundschaft anfhöre, denn daö fort gesetzte System von Zoilchicanen, welches man rns- sischerscits gegen den deutschen Nachbar beobachtet, will zu ihre» iulimeu politischen Beziehungen ganz und gar nicht passen. Spcciell den Handelsplätzen Ost- nnd Wcstprcnßcns, nameuttich aber dcr allen Handelsstadt Königsberg, erwachsen ans der bestehenden Vcrkchrö- politik Rußlands schwere Schädigungen und augen scheinlich stand dic jüngste Anwesenheit des Ministers von Bötticher in den genannten Landcöthcilen mit die ser Angelegenheit im engen Zusammenhänge. Herr v. Bötticher hat nnu bekanntlich hierbei Hoffnnugcn auf eine Besserung in den handelspolitischen Bezieh ungen zwischen Deutschland nnd Rußland gemacht und auch dcr Besuch, dc» dcr russische Botschafter Graf Schuwaloff, dem Fürste» Bismarck kürzlich iu Varzi» abstattcle, wird mit der Zollfrage in Verbindung ge bracht, aber vorläufig dürfte» dic hieran geknüpften Erwartungen wohl kam» in Erfüllung gehen. Die Ncichöregicrnng ist wiederholt bestrebt gewe sen, in daö russische Abspcrrnngssystcm Bresche zu lege», die russische Negierung lchnle aber immer von vornherein die dentschcrscitü geäußerten Wünsche nach Abänderung ihres Zolltarifs ab und dic Frage liegt nahe, in welcher Weise denn nnu Deutschland diese Absicht erreichen soll. Dic wiederholte Erhöhung dcr Holz- und Gctrcidezöllc, die Fürst Bismarck bereits vor zehn Jahren als Kampfzölle gegen Rußland be zeichnete, hat man russischcrscits prompt durch Erhöh ung dcr Eisenzöllc u. s. w. beantwortet und dcr Ab schluß cincs deutsch-russischen Handelsvertrages zu dem Zwecke, deu deutschen Productcn einen durch die un- ieidigcu Zollvcrhältuissc nicht mehr so beschränkten Ab- atzmarkt in Rußland zu eröffnen, hätte eine Reform )cö russischen Zolltarifs zur nothwcndigcu Voraussetz ung. Hierzu wird sich aber Rußland jedenfalls nicht verstehen, den» cö betrachtet nach wie vor dic Zoll- tarifangclegcnheit als eine rein innere Angelegenheit und dicö erklärt es, warum in allen von Rußland mit anderen Staaten abgeschlossenen Handelsverträgen