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/wer Tageblatt Freitag» äen l0. Dezember 192S MMM Anzeiger Mr -as Erzgebirge L-l«sramm,r Tag.biatt flu,»r;g,birg. Enthalten- -le amtlichen Sekanntmachungen -es Rates -er Staüt ua- üoa » ^MkSgencytS Mue. pogfih,».Kontor stmt ttp-t- Nr. leer Nr. 287 Freitag» äen 10. Dezember 1096 21 Jahrgang Die Verhandlungen in Genf. Befriedigend er Verlauf. geschlUe Ser VSlkerbuiKktste; über Kvriistunge- «nü ZanüOsnrkragen. Genf, 8. Dez. Der Völkerbundsrat genehmigte heute nachmittag drei Berichte Benesch», die mit den Vorarbeiten zur Abrüstungskonferenz in Zusammenhang stehen. Ter Generalsekretär wurde beauftragt, allen Völkerbundsstaaten unter Empfehlung des Abschlüsse» von Schtedsverträgen die Mitarbeit des Völkerbunds rate» für da» Zustandekommen solcher Verträge zwack» Wiederherstellung von Vertrauen und Sicherheit an«! -.ubtcten. Zn einer zweiten Entschließung fordert der Rat den BprberettUngSauöschuß auf, ihm Vorschläge über die Einberufung der Abrüstungskonferenz zu ma chen, sobald es der Stand der Vorarbeiten erlaubt, und! das Programm der Abrüstungskonferenz aufzustellen, ühamberlain und Scialoja warnten vor einer Einbe rufung ohne sorgfältige Vorbereitung in technischer und politischer Hinsicht. Paul Boneour stimmte dieser Auf fassung bet, sprach aber den Wunsch nach möglichst bal digem Zusammentritt der Konferenz aus. Eine dritte Entschließung des Nates genehmigt die bom Nats- touiitee in der vergangenen Woche aufgestellten Richt- linten und Beschlüsse für ein beschleunigtes Zusammen treten des Nates im Falle von internationalen Ver wicklungen, ferner für die Verwirklichung finanzieller Hilfe im Falle eines Angriffes und für die Ingang setzung wirtschaftlicher Sanktionen. Scialoja warnte da vor, daß. bet der vom Ratskomitee empfohlenen und heute vom Nat beschlossenen eingehenden Untersuchung über die Anwendung von Artikel 16 genaue und end gültige Regeln aufgestellt werden, die einen bindenden Auslegunp des Völterbundspacktes gleichkommen könn ten. * Genf, 8. Dez. Die heutigen formlosen Unter haltungen der jurtsttschen Sachverständigen über die Abänderung des Jnvestigattonsprotokolles und seine Ausführungsbesttmmungen berechtigen zu der Annahme, daß die Juristen zu einem Ergebnis kommen werden, das den.deutschen Wünschen, wie sie im wesentlichen in der Note des ReichSmtnisters des Aeußern vom Ja nuar d. I. formuliert sind, gerecht wird. ES steht fest, daß der Gedanke einer Zwischenlösung endgültig auSge« schaltet ist. In einigen Punkten, so insbesondere hin- sichtlich! der nunmehr aufgegebenen sogenannten ört ¬ lichen ständigen Kontrollorgane in der entmilitarisier- ten..Rhelnlandzone und in Bezug auf die ursprünglich den Investtgationskommisfionen zugestandene Exekutive, ist bereits eine Einigung erzielt. Tie juristischen Sach, verständigen werden morgen ihre Besprechungen fort- setzen, um authentische und maßgebende Formulierun- gen über Ergänzungen und zur Auslegung de» Jnve- sttgationsprotokolles auSzuarbetten, über die dann ein formell bindender Ratsbeschluß herbetgeführt werden soll. j Ein «Vesterrrlcher Mltglle- -es Wkrtschastskomktees. Genf, 8. Dez. Auf Antrag de» Staatssekretärs von Schubert, der auch heute Deutschland iml Välker- bundsrat vertrat, hat der BülkerbundSrat, entsprechend einein von der österreichischen Regierung geäußerten Wunsche, den Sektionschef im Wiener Auswärtigen Amt, Dr. Schüller, zum zeitweiligen Mitglied de« Wirt- schaftskomttees ernannt. . , Internationale Anleihe für Danzig. Genf, 8. Dez. Das Ftnanzkomitee hat heute seine Arbeiten beendet und beschlossen, dem VölkerbundSrat die Empfehlung der Auflegung einer internationalen Anleihe für Danzig vorzuschlagen. Die Empfehlung, die der VölkerbundSrat wahrscheinlich, bereits in sei ner morgigen NachmittagSsttzung aussprechen wird, ist an verschiedene Bedingungdn geknüpft, über deren Ein zelheiten noch nichts verlautet. , Genfer Sefprechungen über -as Saargebket. Genf, 8. Dez. In der Frage der vom Saarge- biet geforderten Zurückziehung der französischen Trup pen aus dem Saargebiet und zu der französischen Ge genforderung, daß mindestens zwei Bataillone zur St- cherung des Etsenbahntransitverkehrs im Saargebtet verbleiben sollen, dürfte eine Einigung auf folgender Grundlage bevorstehen: Es soll für die saarländische Eisenbahn ein rein technischer Bahnschutz ohne irgend welchen militärischen Charakter geschaffen werden, der ausschließlich der Regterungskommisston für da» Saar gebiet unterstehen und aus fremden, von der Regie- rungSkommtssion gewählten Staatsangehörigen mit rein zivilen Funktionen bestehen wird und im Bedarfsfalls den Schutz der Bahnhöfe und der Bahnlinien zu über nehmen hätte. ' Oie clrei Aufgaben cler Gegenwart. Reichsaußenminister Dr. Stresemann aut- ^ortete auf einen an ihn gerichteten offenen Brief der Münchner Neuesten Nachrichten u. a. wie folgt: Berlin, S. Dezember. m gerichteter offener Brief in den Münchner westen Nachrichten bezweckt ein« Erörterung über die schöpfe- nlch« Kraft der liberalen Gedankenwelt im heutigen deutschen S«ulte,tn F uß zu bringen. Niemand kann mehr al» ich die hohe Aktualität eine» solchen Erörterung empfinden. Es ist zutreffend, daß ich die Not unseres Volke» und ihre Behebung nicht allein auf materiellem, sondern besonder» auf geistigem Gebiet sehe. Ebenso bedauere ich, daß di« Kenntnis der liberalen Ideenwelt in Deutschland und namentlich in der deutschen Jugend nicht so lebendig ist, wie e» notwendig wäre. Der Begriff des Liberalismus mit Manchester tum und Ablehnung - kirchlichen Lebens erschöpft zu sehen, bedeutet eine vollkommene Verkennung der Dinge genau so, wie die Verbindung des Ltnksliberaltsmus mit dem Gedanken des JnternationalimuS, wobei man sich im übrigen verständi- gen müßte, was unter Internationalismus zu verstehen wäre. Gerade in der Gegenwart wird nicht genug unterschieden zwischen internationaler Politik auf dem Gebiet der Welt wirtschaft sowie der Beziehungen der Staaten und Völker zueinander und zu jenem schwärmerischen Jnternationalt». muS, der das Erdgewachsene des nationalen Denkens aufgeben will gegenüber dem verschwommenen Begriff der Bewohner eines Kontinents. Mit Ihnen aber bin ich einig, daß es sich weniger darum handelt, allgemeine Begriffe aufzustellen, sondern sich über die Gegenwartsaufgaben zu unterhalten, die durch die Begriffe national und liberal umrissen werden. Dabet gehe ich mit Ihnen konform in bezug auf da», wa» Sie über die Behauptung unseres nationalen Bestände» sagen, oder — wie ich es lieber ausdrücken möchte — über die Not wendigkeit der nationalen Behauptung des Reiches und dem Htnstreben auf engste Kultur- und Volksgemeinschaft mit den Deutschstämmigen in allen Ländern. Wir brauchen nicht nur als Grenzschutz den Willen der Grenzbeutschen, beim Reiche zu bleiben, sondern auch den ! Willen der deutschstämmigen Minderheiten in fremden Län dern, den kulturellen Zusammenhang mit dem deutschen Mut terlands nicht aufzugeben. Diese Beziehungen zwischen Außerdeutschen und der Hei mat sind heute stärker als vor dem Krieg. Große Gedanken, die einmal in die Welt geworfen werden, üben ihre geistig« Wirkung auch dann aus, wenn diejenigen, die sie schüfen, nicht mehr gerne an diese Auswirkungen erinnert werben. Das gilt ebenso von der Idee des Selbstbestimmung»- rechtes der Völker, wie von der Idee der kulturellen Zusam mengehörigkeit derjenigen, die eines Blutes und eine» Stam- Sitzung cles Reickslrabinetts. DaS Reichskabinett trat gestern nachmittag zusammen und beschäftigte sich u. a. mit der Frage des Zuckerzolles, mit der Gewährung von Wekhnachtsbethilfen für die Beamten und mit der innerpoltttschen Lage. Reichskanzler Marl machte ausführliche Mitteilung über die Vorstellungen der Sozialdemokraten über die Rede des Abg. Dr. Scholz in Insterburg. ES wurde die Möglichkeit erörtert, den durch diese Rede hervorgerufenen Konflikt beizulegen. Im Anschluß an die Kabinettssttzung hatte der Reichskanzler Besprechungen mit dem Führer de» Zentrum». Wie die „Vossische Zeitung" wissen will, haben der Reichskanzler und maßgebende Per sönlichkeiten des Zentrums den Fraktionsvorsitzenden der Deutschen Volkspartet nicht im Zweifel darüber gelassen, daß sie für eine Koalition mit den Deutschuationalen nicht zu haben wären, und daß eS schwere tunerpolitische Komplika- iionen gäbe, wenn die Sozialdemokratie in eine Kampf stellung gegenüber dem Kabinett gedrängt würde. Da man i» Kreisen der Volkspartet W^rt darauf lege, daß die Aus tragung des Konfliktes bis zur Rückkehr Dr. StresemannS aus Genf vertagt werbe, hält eS das genannte Blatt für möglich, daß die Entscheidung auf die nächste Woche ver schoben werd«, da man damit rechnet, daß die Völkerbunds tagung in Genf spätesten» Anfang der kommende» Woche be endet sein wird. Zum -sptfch-ktalirnifchsn Schle-svsttrog. Genf, 8. Dez. Bet den Unterhaltungen zwischen demt Rechtskonsulenten de» AuSwärttgrn Amte», Mini sterialdirektor Dr. Gau», und dem italienischen Rats mitglied Scialoja wurde auch der geplante, auf ita lienische Initiative -urückgehends deutsch-italienische Tchied-vertrag durchgesprochen. Die rein technische For mulierung Lbrr di« Gestakäuna de» BrMageS, bet vM es sich um einrn rUam UHslkSUL-k-G H mes find. Sie haben vollkommen recht, «wenn Sie in dem Auf bäumen der Gegcnwartmenschen gegen den einstig,n Begriff, Das Schun-- UN- SchmuhgsleN la Drrugea. daß der Staatsbürger auch seelisch mit seinem Gtmlt zusam- menhängen müßt«, ein Erwachen des liberalen Persönlichkeit»- gedanken» sehen, der nicht mehr duldet, daß die Menschen a» woch beschlossen, gegen da» Schund- und SHmutzgesetz im RetchSrat Einspruch nicht zu erheben. Der „Bor- wärt»" erfährt hierzu, daß die preußische Re-gierung versuchen wird, noch gewiss« Verbesserungen in die AuS- süHrungSbestimmungen hineinzubrtngen. Die Königsberger Sefestkgungen an- -k Ausfuhr von Kriegsmaterial. Genf, 8. Lez. In den Meinungsverschiedenhei ten über die Auslegung de» Artikel» 180 de» Versail ler Vertrage» in Bezug aus die Königsberger Festung und über die Frage der AuSfuihx von Kriegsmaterial und Halbfabrikaten ist nach keine Aenderung eingetre- ten. Tie Verhandlungen werden in Part» fortgeführt werden. Dir ^uorinan-rrfehung mit -ra tzohrnzollrrn. Wie die Blätter hören, Ist die erste Nate von fünf Millto- uen Mark, di« an da» Hohen,ollernhau« gezahlt wurde, dazu benutzt worden, mn finanzielle Nerpsllch.ringen ahzudecken. kulturell« und religiöse Ware verhandelt werden wi« zu der Zeit, wo noch in Deutschland der Grundsatz cuiu» regio eiu» religio Geltung haben konnte. Daß diÄfs Gesichtspunkte an erster Stell« bet jed«r deut schen Politik stehen müssen, ist klar. Wir sprechen so vft vom Primat der Außenpolitik, aber wir handeln nicht danach. Auf Jahr« und Jahrzehnte wird unsere Entwicklung noch bestimmt sein von der Stellung, die wir unter den Völkern einzunehmen vermögen. Wirtschaft liche Entwicklung, soziale» Emporstetgen werden abhängig da- von sein, welche Geltung wir unserer Außenpolitik zu vir- schaffen vermögen, wobei di« Stellung Deutschlcmd» al» de» Haupt«» der deutschen Kulturgemeinfchast eia wichtiger Aktiv posten in unserer Bilanz fein kann. Wa» die tnn«rpoltttscho Aufgabe betrifft, so ist die Uvberwindung der konfessionellen Gegensätze im Wesen de» Liberalismus begründet. Ich weiß au» Gesprächen mit Ernst Ballermann, daß er den KulturkamPf für den größten Fehler de» ftü-stan Bismarck und die Unterstützung durch di« Naitonalltberale Partei als bar Vochängnt» de» LIberaU»mu» angesehen hat, C, «st eine» der grvßvir 'md erfreulichsten Ergebnisi, de» Wi-ltkrteg«». daß diese Gegensätze zurückgetreten sind gegen den großen Begriff Deutschtum, der seelisch weder ohne di« Wart burg noch ohne den Dom in Köln zu denken ist. Die Einstellung d«r gesamten Arbeiterschaft für den nationalen Gedanken bedingt al, Voraussetzung und «eE der liberalen Gruntzanschauung dte Gleichberecht guna de« Arbeiter» im Staate und die Durchführung dieser Gleich berechtigung. Wa« darüber hinan» von Bedeutung ist, uear auf sozialem und aus politischem Gebi^ Sie kennen tu «üb- deutsch!^ vielleicht nicht so stark die Trennung der einzelnen Klassen dr» Volke», wie sie im Norden vorhandmiftIch hab« da» in tzec kätsglichest gt.j LcküMüt t« bi» Wort« gekleidet, DN»n«r Küsitt» SiLuMtt« Strl»i- de'.'.m K E dk Ml* Btz- kU. L:r Bkr» -tuch Graf Nantzau gsht. Wie die B. Z. meldet, hat Graf Rantzau wegen der glet- chen Unstimmigkeiten wie Geheimrat v. Berg seinen Abschied eingeretcht. Ein Nachfolger für Hsrrn v. Berg ist noch nicht gefunden. Ein» Schlacht in Nor-china. Pari», 8. Dezember. Wie die Agentur Ind»vakt- fstiue au» Peking berichtet, ist bei Lungtusn in ter Vr»v"io Schensi eine groß» Schlicht irü Dir Gruppen su» ziehen nach P^otry Ho^n Mück. stationirr-e eiligst »wch Pa^Ting-M un>' zur M