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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1884
- Erscheinungsdatum
- 1884-08-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188408264
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18840826
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18840826
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1884
-
Monat
1884-08
- Tag 1884-08-26
-
Monat
1884-08
-
Jahr
1884
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.08.1884
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Erscheint täglich früh S'/.UHr. Nr-«N«> und Lrprtitio» JohanneSgasse SS. -Prechkuudrn -rr Kr-acti-n Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. tzttrG» n»-»I»adikr vtaaulcript» »» «Udart,»» «ich» «rvmdlutz, N»«ntz«« tz«r für die a-chftf»i,e«tze N»«««r tzestl««te» Inserate «, Nnchent«,«» hi« 8 vtzr Nachmtttng«, a» v«nn- «nh Kefttage« früh bi» ,9 Uhr. I» den Filialen für Ins.-Ännahme: Htt« Oe««. UniversitätSstraße 21, L*»t4 Ltzsche, Katharinenstraße IS, p. ««r hi« '/,8 Uhr. TaMalt Anzeiger. Organ für Politik, Zocalgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. 23S. Dienstag ven 26. August 1884. Amtlicher Theil. VrllunltMchml-. Wege« Legung von GaSröhren am Bayertfebra Platze werden von DtenStag, de« S«. lfd. Mo«, ad. dem Fortgang« der Arbeiten entsprechend, die A»Sg«k«ge der Bavertfche«, Albert., Windmühle«- «ad Kür«, berger Ltratze zun» Bayerisehe« Platze für alle» uabef»-tea Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 22. August t884. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georg». Kretschmer. Bekanntmachung. Da« 11. und 12. Stück de« die«jährigen Gesetz- «ud ver- ordnung«blatte« für da« Königreich Sachsen sind bei un« eingegangeu und «»erden bis zuin LL. September -s». I. aus dem Rathhautsaale zur Einsichtnahme öffentlich aus. hängen. Dieselben enthalten: Nr. 49. Bekanntmachung, die Errichtung eine- Aichainte« in Bern-bach betr.; vom 18- Juli 1884. - LS. Verordnung, die Ausführung der Bestimmung in tz. 109. Absatz I des Unfall verslcherung«gesetze» vom 6. Äuli 1884 betrat vom 19. Juli 1884. . LI. Verordnung, die Ausbebung einer Bestimmung der zu Ausführung des Gesetzes über die Lanbe--Jm- Mobiliar BrandversicherungSanstalt unter dem 18 November I87K erlassenen Verordnung betr.; vom 28. Juli 1884. » L2. Verordnung zu Ausführung de« Reichsgesetze- dom S. Juni >884 gegen den verbrecherischen und gemeingesührlichen Gebrauch von Sprengstoffen; vom 8. August 1884. « SS. Verordnung, die Au-sÜbrung de- Reich-gesetze- über die eingeschriebenen HUlsScassen vom 7. April 1876 in der Fassung de- ReicdSgesetzrS vom 1. Juni 1884 betr.; vom 31. Juli 1884. . 54. Verordnung, eine neue Instruction für die VezirkS- ärzte betr.; vom 10. Juli 1884. Leipzig, am 22. August 1884. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Trönvlin. Krumbiegel. Bekanntmachung. Der Apotheker Herr R. H. Pauleke Hierselbst beab sichtigt in dem an der Dusourstraße unter Nr. 16,18 gelegenen Grundstücke Nr. 892» de- Flurbuch- und Fol. 22 des Grund» und HypothekenbucheS für da» Brandvorwerk Leipzig ein Stampfwerk zur Zerkleinerung von Droguen zu errrichten. Wir bringen dieses Unternehmen hiermit zur öffentlichen Kenntniß mit der Aufforderung, etwaige Einwendungen da gegen, welche nicht aus privatrcchtlichen Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen bei unS anzubringen. Einwendungen, welche auf besonderen privätrechtlichen Titeln beruhen, sind, ohne daß von der Erledigung derselben die Genehmigung der Anlage abhängig gemacht werden wird, zur richterlichen Entscheidung zu verweisen. Leipzig, am 19. August >884. Der Rath der Stadt Leipzig. Ilr. Tröndli«. Schecker. Sieb-ahls - Bekanntmachung. Bestoblen wurden allhier erstatteter Anzeige zufolge: 1) Ein Spaten» au« dem Neubau der Lutherkirche, am 1«. ds«. MtS.; 2) ei» Spazierst««! von spanischem Rohr mit Elfenbein griff, au« einem Gastlocalc in Nr. 1 an Löhr« Platz, am 17. dsS. Mts.; S) eine sogen. Fläche (Werkzeug für Steinmetzen) und ein Ma«rerpi«sel, mittelst Einbruch« au« einer Oller»btheilung eines Neuba»«« an der Wettiner Straße, vom 16. bis 18. ds«. Mt«.; 4) ein MannSjachUkt von dunkelgrauem weißgesprießelte» Stoff, «st einer Reihe Knüpfen und schwarzem WollatlaSsotter, — in einer Tasche befanden sich zwei goldene Ringe mit weißen Steinen —, au« einer Stube in Nr. 7e der Larlstraße, am 18. dsS. Mt«, vor- mittag«; 5) ei» schwarzseidene» Franeitjaqne», ein Frauenrock von schwarzem Rips, eine Uhrkette von Talmi mit einer Erinnerungs- Medaille an da« VHI. deutsche Bundesschießen und ela Porte monnaie in Form einer Taschenuhr, au- einem Schlaflocalc in Nr. b der Magazingasse, am gleichen Tage Abends; 6) eine schwarzseidene Aranenschürze mit Latz und Stickerei und ein Coupon rosafarbiger Atlas, 1'/, Meter haltend, au» einem Wagen, welcher in der HoSpitalstraße gestanden hat, am IS. dsS. MtS. Vormittags; 7) ein Onvertragehett mit weißem garnirten Neberzng, an« einem Kingerwagen, welcher im Flur de« HaiiseS Rr. 17 der Ricolaistraße gestanden hat, am nämlichen Tage Nachmittag-; 8) neun Flaschen Weißwein mit verschiedenen Etiquelten ver- sehen, etwa zwanzig Eier und zwei und ein halb Stückchen Vntter, sowie zwei blecherne Büchsen mit Schnittbohnen, mittelst Ein bruch« aus zwei Kellerablheilungen i» Nr. 18 der Hohen Straße, am 20. ds«. MtS. Mittag»; S) ein Paar kalblederne Stiefeletten mit Gummieinsatz, o»S einem verkaufslocale in Nr. 20 der Ricolaistraße, an demselben Tage Nachmittag«; 10) ein- neusilbcrne Spinheluhr mit rSmischen Zahlen, au« einer Wohnung in Nr. 13 der Ricolaistraße, in der Nacht vom 20. zum 21. dsS. Mt». : 11) ein goldener Siegelring mit blauem Stein, au» einer Schlafstube in Nr. 8 der Windmühlenstraße, am 22. ds«. Mt«. Vormittag«: 12) ein Portemonnaie von braunem Leder, mit gelbem Metallbeschlag, enthaltend zwei Lkihhan-scheine. Nr. 5084« und 60538, zwei Psondschrine und zwei Achtelloosr der 97 Braun- schweigischen Lotterie, Nr. 15636 und 92840, ferner ein wcißleinene« Aafcheutnch, gez. X. st, aus einer Wohnung in Rr. 13 der Pollichevstraße. am 2.3 dsS. Ml». AbendS; IS) ein schwarzer Filzhnt mit breitem Rande, blauem Futter »nd dem Firmenstempel Oobr. llermiglr«, aut dem Tauziaal im Pantheon, am 24. ds«. Mt«. Abends. Etwaige Wahrnehmungen über de» verblieb der gestohlenen Sachen oder den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lriminal- Abtbetlong znr Anzeige zu brinaen. Leipzig, am 25. August 1884. Sa« Polizei.Amt ber Stobt Leipzig I- «. Janck, Polizei-Rath. vr. Denecke. A« l». S»pteral»«r «». I.» «e« »rutsche» National- feftlage, bleibt bie lkBrnv teeravt»!«»»«»- Tte aus Dienstag, brn S September, saürnbe Prabucten- biirle wird anf Rontag, den l. Srptewber, verlegt. Leipzig, Pen LS. August 1884. Der VLrfenborftand 1. «nb II. Sektion. Nichtamtlicher Theil. Deutschland und die italienische Oppolitionspreffe. * Die verschiedenartigen Gerückte, welche über den Inhalt der Unterredung zwischen Füist BcSmarck und Gras Kalnoky in Varzin die Runde in der europäischen Presse machten, haben selbstverständlich ihren Widerhall auch in Italien ge sunden. Zumal sind e« die italienischen OppositionSblättrr, welche jene Gerüchte mit großer Aufmerksamkeit verfolgen, weil sie daran in ihrem Parteiintereffe allerlei Folgerungen und Schlüsse zu knüpfen vermögen. ES muß nämlich vor Allein bemerkt werden» daß die verschiedenen italienischen Opposition-gruppen noch lange nicht ihre Hoffnungen aus einen radikalen Umschwung in Italiens auswärtiger Politik aufgegebrn haben, der, nach ihrer Ansicht, a» dem Tage eintrelcn werde, wo Italien au« seinem .unnatürlichen" Bündnisse mit Deutschland und Oesterreich ansscheidet. In dieser Richtung ist die italienische Opposition, die radikale sowohl, al« die der historischen Linken, unablässig thätig und läßt uicht« unversucht, um zu ihrem Ziele zu gelangen. Dabei ist nicht zu leugnen, daß die Opposition mindesten- «direct von gewissen einflußreichen Elementen unterstützt wird, welche sich gleich von vornherein gegen ein Bündniß mit Oesterreich ablehnend verhalten baden. Die Erinnerung an den heftigen Widerstand, mit welchem Oester reich während mehr al- einem halben Jahrhundert die ita lienischen Eiiiheitsbestrebungen bekämpfte, ist in Italien noch viel zu frisch, um dort alle» Mißtrauen gegen den Nachbarstaat schwinden und an dessen Stelle ein wirklich freundschaftliche- Bcrbältniß treten zu lassen. Die Diplomaten und Regierungen haben bekanntlich für erlittene Unbilden und Niederlagen allerdings ein kurze« Gedächtniß und ver mögen unmittelbar nach einem blutigen Kriege wieder freund lich zu lächeln, aber die Völker sind keine-wea- so leicht zu versöhnen, sondern stehen oftmals noch nach Äabrbunderten unter dem Einflüsse verletzender geschichtlicher Tbalsachen. Von diesem Ctandpuncte auS muß die Lage der Dinge in Italien und sein Berhältniß zu Oesterreich ausgesaßt werben, da« also naturgemäß kein übertrieben freund liches sein kann, wie befriedigend auch sonst die ossicicllen Kreise beider Staaten mit einander verkehren mögen. Diese leicht begreifliche Sachlage, an der sich mindesten» vorläufig noch wenig ändern läßt, versteht die italienische Opposition sehr schlau für ihre Zwecke und Ziele auSzu- nützen. Wenn man ihren Organen Glauben schenken wollte, so wäre Italien von keiner europäischen Macht bedroht, weshalb e- auch nicht nötbig hätte, sich irgend einem Bünd nisse anzuschließen. Deutschland, wird weiter anSgesührt, verfolge seine Bündnißpolitik nicht im Interesse de« euro päischen Frieden-, sondern in dem seiner eigenen Sicherheit, weil c« niemal- auf die friedlichen Absichten Frankreichs und Rußland« zu rechnen vermag. Fürst Bi-marck habe als Bundesgenossen Oesterreich in« Schlepptau genommen, weil er wohl wußte, daß man in Wien auS naheliegenden Gründen seinen Forderungen nicht zu widerstehen wage, aber für Italien lag keinerlei Grund vor, sich diesem Bündnisse anzu schließen. dessen Absichten und Zwecke nicht die seiniqen sein können. Nehmen wir einmal an. beißt e« in den Organen der historischen Linken weiter, daß diese- deutsch-österreichische Bündniß, dem auch die Herren DepretiS-Mancini beigetrcten, sich einmal praktisch erproben soll. d. h. in einem Srieg-falle zwischen Frankreich und Deutschland. Glaubt man denn wirklich, daß wir Italiener mit den Deutschen und Oester- reicbcrn gegen Frankreich marschiren werden? Da- »ist in historischer, nationaler und politischer Beziehung ganz unmöglich, ja wir vsrmutben, daß daran nicht einmal die Herren Depretis und Mancini ernstlich glauben. Wenn also diese- Bündniß schon von vornherein keinen ernsten praktischen Werth besitzt, so begreift man wahrhaftig nicht, zu welchem Zwckke e« eigentlich abgeschlossen ist. Würde eS nur die politische Action-freiheit Italien« beschränken wollen, so müßte man auch dagegen ganz nachdrücklich prote- sliren, weil sich eine solche Zumulhung keine freie, sich selbst achtende Nation gefallen lassen dürse. — In diesem Tone gebt eS in der italienischen Opposition-Presse noch lange fort, ohne daß sich darüber die der Regierung naheftebenden Blätter besonders ereifern, waS auch alS ein Anzeichen einer statt- gesundenen Schwenkung betrachtet wird. NeberVieS werden in neuester Zeit auch di« Aeußerungen der englische» Presse über eine angebliche Erkaltung der Be ziehungen zwischen Deulschland und Italien in Folge der Haltung der letzteren Macht auf der Londoner Eonferenz mit großem Behagen weiter verbreitet und daran allerlei sensa tionelle Mittheilungen und weitere Gerüchte geknüpft, welch« jene Auslassungen der Londoner Blätter bestätigen sollen. Man ging bekanntlich sogar so weit, von einer zwischen dem Grasen Hatzfeld und dem in Berlin beglaubigten italienischen Botschafter, Grase» Launay. stattgesundenen Unterredung zu säbeln, in der dem Vertreter Italien« mitgetheilt «»»Pen sei. man müsse wegen der englandsreundlicben Haltung de« Letzleren aus der Londoner Eonferenz da« bisherige Bündniß Italien- mit Deutschland und Oesterreich al« erschüttert be trachten. Wiewohl diese ganze Nachricht von vornberein den Stempel der absichtlichen Erfindung trug, so fand sie dennoch in der gesammte» italienischen Presse rasche Berbrettung und zwar nickt allein in den oppositionellen Organen, wa« ibr natürlich in Italien nur noch ein: größere Glaubwürdigkeit verlieh. Tie Opposition fand aber wieder einmal willkommene Gelegenheit, den Jlalienern ihre „unwürdige" Abbängiakeit von Deutschland und seiner auswärtigen Politik in möglichst drastischer Weise vorzustellen, eine Abhängigkeit. welche durch die drohenden Zumiitbnngm de» Grasen Hatzfeld vollständig erwiese» worden sei. Solche Dinge, heißt e« weiter, dürste sich Italien nicht gefallen lass». wenn e« selbstständige Stellung °>« <rus d" Londoner Man werse Italien . .^^''"»„Gse- W-rkz-ug der Eonferenz vor» wo e« sich « 6 . Sympathien, welche Berliner Politrk gebrauchen ließ. D y ^echtiqte und Italien für England i^le. seien » Bündnisse mit Deutsch- könnten unmöglich eioem sra^rvigrn un°n 0 ^ ^b- land geopfert werden dem Jtatten mcht, zu ver^ Öderer England war aber ö'*? ^ England war in der italirnischen E,nhe>tSbestrebungen, l^^iner Zeit di- ganz Europa allein da« gastliche L . dlutnahme und Schutz gesunden. T^r l« s°^t und werd- diese Wm man au, allen diese« Auslassungen ^ "alieniscken Opposition-preffe erste«, will diese d.e We W.rN.ch^auben machen, daß da- biSb-r.g- Zusamm-ngebe^ Deutschland in letzterer Zeit b-d-nkl.» erschüttert worden tei. Glücklicherweise ward aber ,n den ^3lt"> Tagen vvn maßgebender Seite in Berlin m bestimmtester Weise erk ä , daß nicht allein die erwäbnte Unterredung zwischen Gras Hatzfeld und Graf Launay vollständig "funden, sondnn a» ck> die bisherigen freundschaftlichen Beziehungen Deutsch land und .Italien in keiner Weise getrübt worden s 'en. Da wird hoffentlich genügen, die oppositionelle Hetzprefl« Italiens zum Schweigen zu bringen. Leipzig, 26. August 1884. « Di« Sorbette .Bi-marck". 1« Geschütze, wir»,um l. Oktober für Westasrika in Dienst gestellt und zum Theil mit vierjährig Frenv'lligen bemannt, wovon 700 Mann neu eingestellt werden. Die „Leipzig >ff dyn Westasnka auf der Heimreise und berührt zunächst Cap Vincent. * Mit aller Kraft sind jetzt schon die Polen d er Pro- vinzen Posen und »estpreußeu m die Wah.dewegung eingetreten, um einen Vorsprung vor den Deutschen Zu er langen. die sich wenig oder gar nicht rühre», von den bl«, heri'gen zwölf polnischen Vertretern der Provinz Posen haben nicht weniger al- sechs die Wiederannahme eine« Mandate« zurückgcwiesen: die Abgeordneten Komicrow-ki, Kwilecki, Kur zinsri, «srorzewsn nno UUIgr maoziwiu, iyrr kundqegeben, abermal- zu candidiren. Der .Dziennik Poz nan-ki" ist ganz damit einverstanden, daß der polnischen parlamentarischen Vertretung wieder einmal frische Kräfte zugeführt werden und schlägt al- neue Wablcandidaten sech« Polen vor, die sämmtlick durch ihren polnisch-patriotischen Eifer bekannt sind und die polnisch-nationale Bewegung nicht wenig schüren. Unter diesen befinden sich die Ritter gutsbesitzer Ludwig von Gräve. Josef von Ko-ciel«ki und Gras von Czarnecki. Der ultramontane »Gonicc Wiel- kopol-ki", der mit den bisherigen polnischen Reich-tag-- abgeordneten durchaus unzufrieden ist, wünscht ebenfalls, dag der größte Theil derselben durch neue ersetzt und bei der Wahl der neuen Candidalen mit der größten Vorsicht Ver fahren werde. Al- nothwendige Bedingung bezeichnet da« Blatt, daß die polnischen Abgeordneten an die künftige Unabhängigkeit Polen« glauben, und daß st« .die den Polen durch die Wiener Verträge" garantirten Rationalrechte kennen und begreifen und entschlossen sind, sie in Berlin den Fremden wie den eigenen Landsleuten gegenüber zu vcrtheidigen. .Diese beiden Be dingungen" — fährt das Blatt fort — betrachten wir alS unerläßlich, alle« Uebriye ist Nebensache. ES handelt sich vor Allem darum, daß wir nicht gedankenlose Trabanten de« Herrn Windthorst nach Berlin schicken, sondern solche Abge- ordnete, welche würdig sind, neben Männern zu sitzen, die unsere Rechte so gut kennen nnd anerkennen wie die deutschen Abgeordneten von Sckorlemer-Alst, vr. Majunke, vr. Schwarzenberg und Cronemeyer." Inzwischen haben bereit« die ersten polnischen Wählerversammlungen stattgesunken und die Wahlagitation wird von polnischer Seite auf da- Eisrigste betrieben. DieOrganisation und der AaitationSapparat in den polnischen und polnisch-deutsclien Kreisen Posen- bewähren sich aus da» Beste. So ist eS aar nicht unmöglich, daß im nächsten Reichstage die 750 000 Deutschen in Posen abermal« nur durch drei, die 950.000 Polen hingegen durch zwölf Abgeordnete vertreten sein werden. In Westpreußen sind ebenfalls die Polen schon vor Monat-srist in die Wahl- bewegung -ingetreten. Bereit« Mitte Juli erließ da« polnisch« Provinzial-Wahlcomitü von Westprcußen einen Wahlaufruf, in welchem eS unter Anderem hieß: .Die letzten Dahlen zu diesem Reichstage fielen für unS günstig auS. Di- polnische Bevolkeruna WestprcnßenS entsandte die Hälfte der aus unsere Provinz fallende» Abgeordneten. Diese den Verhältnissen ent- sprechende Statistik bat bewiesen, baß mindesten« die Hälfte der Bevölkerung Westpreußen» polnisch ist. Lassen wir un» diese Errungenschaft be. den neuen Wahlen nicht entreißen. Affen wir bei Zeiten die Vorbereitungen dazu u s s " Die Wahrheit ist, da« von den l.400.000 Bewohnern West- PAUK'"« "»ndesten« 950 000 Deutsche und höchst«,« 450.000 Polen sind. ES wäre brklagenSwertb. wenn die Uneinigkeit zwische» cons-rvat.ven und liberalen Deutschen in Westprenßen »SS L7S Auflage L8,V00. ÄbBttirmrntspreis oiertelj. 4'/, Mk. incl. Vringerlohi» 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Niminur 20 Ps. Belegexemplar 10 Ps. Gebühren lür Extrabeilage» (in Tagebtall-Format gesalzt) ohne '1-ostl»'sSrderu,>g 89 Mk. «it Postbesörderung 48 Mk. Inserate 6gejpaltme Pctitzeile 20 Pf. Größere Schriften laut uojerem Prri«- vcrzeichniß. Tabellarischer o. Zisscrnfatz nach bSherm Tarif. llrclamen unter örm Nldgrtionostrich die Spalrzeile 50 Ps. Inserate sind sie!« an die Expedition zu senden. — Rabatt u ird inchl gegeben. Zahlung praeuum'rai»!o oder diircy Post- uach nähme. 78. Jahrgang. Eindrücke der glänzenden Waffenthaten der deutschen Heere und der aufjauchzendcn Begeisterung in Deulschböhmen und in den 2!:pen ändern ein jäher Schrecken in Wien eiwachl. Die Treue des deuttcheil Oesterreich erschien mit einem Male verdäctnig, und Gras Hohen- wart berief die Lzechcn und die Polen, um die herailizieliendc Gefahr zu beschwören. Man war selbst zur weiteren Zer »Pallung d,r Monarchie, zur Schöpfung einer selbstständigen böhiniiaien König reiches bereit, um einen slawischen Walt an der Nordgrenze zu er- richten. Der Teiisel soll!« durch Beelzebub anogeliiebeii werde.,. Damals fürchtete man eben die Gewalt der Wessen uns jetzt die langsam wirkende Macht dcS friedlichen »nd siemidschastlicheu Zu sammenleben«. Man wußte noch nicht, gegen wen da» siegreiche deutsche Heer seine Waffen kehren würde; die Lust war geipannk, wie während eines Gewitter-, und man erwartete einen furchtbaren elekieiicheil Schlag. Jetzt herrscht ein wohliges Behagen in den Beziehungen nach Außen, und man fürchtet eine magneiUche Nuttehung ver wandter Elemente. Man will den Bund mit dem demiche» Reiche, weil er Sicherheit nnd Einfluß in Europa verbürgt: aber da diese« Berhältniß zu stark an srühere Tage, a» die Tage de« »och un» getbeilten deutschen Reiches und des seligen Deutschen Bundes gc- madnt, sa wird in Oesterreich unterweilen so rasch und durch- greisend wte niSglich slawisirt. Sonst könnte, dies ist die cillc Besürchtung, die germanische Welle allzu bedrohlich steigen, und während sie von Außen an den Wullen brandet, könnte sie von Innen so lange nagen, bis der rettende Dainm zerrissen ist. So nialen sich vie Dinge in den Köpfen der Furchtsamen und Misstrauischen; so ängstigt sich ein kleines Gehirn, und da Mißtraue» aus der einen Seite nur allzu leicht die Treue erschüttert, welche in ihrem redlichen Bewußtsein sonst niemals gewankt hätte, so gebiert das Zagen immer neue Schuld. Eine seltsame Verkettung der Dinge inrivahr: die Deutschen Oesterreichs find da- Opser des Bundes zwischen Oesterreich und dem deutschen Reiche. Und das demiche Reich? Und Fürst ViSmarck? Lon dem Bunde der römischen Trinmvire, welche die Herrschaft der Welt unter sich tbeilten, wird erzählt, daß jeder der Genossen einen Freund, einen Blutsverwandten, einen Bruder preiSgegebcn habe, um die Festigkeit ihrer Freundschaft zu erhärten. Nicki anders irifst eS sich letzt An eine Einmischung deS dcutsckiei, Reiche« in die inneren Verhältnisse Oesterreich- denkt sicherlich Niemand, und solch ein ver wirrender Zwischenfall, der uadeilvoll wäre nach allen Richtungen, liegt auch außer dem Vereiche der Möglichkeit. Ader auch ein Geringere» schwand unter der Nngu'isl der Verhältnisse; Deuisch - Oesterreich findet in seinen nationalen Kämpsen »ur unter den oppositionellen Parteien de- deulichen Reiche» warme Tbeilnahme; sonst aber weht der eisige Hauch einer anscheinend nick« zu bannenden Gleichgiltigkeit a„S dem Reich? herüber. Wa« einem Euglöndcr, Franzosen oder Italiener jclbslverjiandlich und Gebot der nationalen Ehre wäre, daß er für seine SlamiiirSgeuvssen und gegen Fremd« Partei nedme, da- ist in Deutschland no,!> eine melsach geächtete Lehre. Die Berechnungen einer großen und kühnen StaatSkunst leiten den Weg de« Fürsten BiSmarck nach einer anderen Richtung. Oester reich» Frenndschast ist ihm werihvoll für die Sickerung des gegenwärtigen Besitz- und Mochtjiisiande- des deuiicken Reiches. Und noch mehr: Sri» Geist, welcher der Verstellung unfähig ist nnd stciS von Anfang an mit verblüffender und deshalb ungläubig anigenommcner Offen heit seine letzte» Ziele klarlegte, strebt znm Abschlüsse seines gigan tischen Werkes. Der Kanzler hat die alten Bande zwischen Oester reich und dem deutschen Reiche zerschnitten; aber er will sie fester knüpfen denn je. In einem gewissen Sinne kann er die Worte auf sich anwenden: Ich bin nicht gekommen, zu zerstöre», sondern auszubauea. Er will nicht für die deutsche Nation aus die gewaltige Summe von Kraft verzichten, welche sie in der österreichischen Monarchie zur Schövsnng einer Großmacht verwandte. Nicht das gethetlte nnd geschwächte Oesterreich, sondern den Staat in seiner Vollkraft will er in eine organische Verbindung mit dem deutschen Reiche bringen. Die» kündigte er bereit S im Jahre 1879 dem Grafen Andrassy an. Ader die Schwierigkeiten, die er vorerst überwinden mnß, sind schier unermeßlich. Sie wurzeln in demsclbeu zähe» Mchirauen in Oesterreich, »nler welchem die Denlichen Oesterreichs leiden. Nnd dem deutschen Kanzler steht außerdem noch die hundertjährige Feindschaft z'cksche» Oesterreich »nd Preußen hindernd entgegen; ihm treten noch die Schatten der Gefallenen von Königgräy in den Weg. Aber srrilich — er ist kleinwenig ein klügerer Diplomat als di? Führer der Deuttchen Oesterreichs. Er schmeichelte, wo diese drohten; der Mächtige schien zu bitten, wo di? Kraftlosen in die Posaunen stießen, als ob sie Jericho- Mauern zum Falle zu bringe» vermöchte». Er kennt die Wurzeln des lücksiciirn nnd schwer ni'Srcttbaren Miß trauen- gegen da« dentsche Reich, nnd deshalb m inet er jele- Wort der Theilnahme für da« gedemü»higte Teutschibnm in Oester reich. Im Gegentheile. er stört? das bittere Wort von den „Factiösen", und er fügt daS Wort von de» „Herbstzettlofen" hinzu. * Drei deutsche Ansiedelungen gießt e? gegenwärtig in Bosnien: eine Eolonie b?i Prujeivor, gebilde! euia deut schen Südtirolern; dieselbe gedeiht sehr gut und si.l m Bezug aus Ackerbau ein sehr gutes, vielfach nachgenlnnlcs Beispiel aus die BoSniaken auS. Eine zweite deutsche Eolonie, Wmd- horst genannt, besteht zumeist au» Norddentiche», besonders auS Hannoveranern, die, ziemlich gut mit Geldmitteln ver sehen, nach Bosnien kamen und sich jetzt schon sehr ivoltt be finden. Ihre Saaten sehen immer sebr gut au?» und ansebn- liche Gehöfte entstehen schon längs der »ach Gratiska führen den Straße. Die trilte deutsche Ansiedelung, von armen oder durch die letzten großen Ueberschmeninningen arm ge wordenen Sübtirolcrn inS Lehen gerufen, besi'ttel sch »och in der Entwickelung. Diese Verhältnis;».äßig gnnsliz'n ils.'nltate müssen anf österreichisch - ungarische AnSwanocrun elnsiige sehr verführerisch wirken; die bosnische Landesregierung wid met daher ein besendercS Augenmerk der a»ch in anderen Theilcn des Landes begonnenen oder angemelrclen Eolonisa- tion. Es muß aber betont werden, daß mtt'.cllose Auswan derer in Bosnien ebenso schwer auslommrn als anderswo; nur Diejenigen können ans ein gutes und reichliches Fort kommen rechnen, die, mit einige» materiellen Mittel» versehen, in „Neu-Ocsterreich" eine zweite Hcimath suchen wollen. Arme, herabgekommcne und unter Verhältnisse» lebende Bauern, die mit bosnischen Zuständen keine Aehnlichkeit haben, ttmn viel besser daran, ihr Glück anderswo als an der Save, Narenta oder VoSna zu suchen. * Man schreibt an» St. Petersburg, 19. August: »Heute Abend werden die Schluß-Manöver in rmer Entfernung von ungefähr fünfzig Kilometer westlich vom Lagerplatz ibren Anfang nehmen. Der Kamps wird sich «rischen diesem Punct und der Hauptstadt entfalten und Montag oder Dienstag mir einer Hanvtsckttacht seinen Abschluß nden. — Die Kaiserin hat den Manövern wiederholt zu 'ferd beigewobnt, begleitet von der Großfürstin Elisabeth eodorowna, die ebenfalls zu Pferde erschien. Die übrigen lrinzessinnen folgte» km m.ilttairiscben Schauspielen in offenen Wagen. Man glaubt, die Kaiserin werde jedenfalls auch einem Tbeile der Sckttußmandver beiwobnen. Die Absicht de» Hofe«, sich Mittwoch, den 27. d. MlS., »ach Beendigung der Manöver nach Peterbos zurnckzubegeben, um daselbst die Zeit bis znr Abreise nach Warschau zu verbringen, dürste eine Aendernng erfahren, indem der Kaiser die Zusage
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