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WM». ». MdaMo» H»e4»«»Re»fta»S I. »eih«r »aß« 4. vt«L-iM», «scheint »teuftaO, »muiera«, n»d G»»«4r»H U»««ne»mtS- Prettr dintsljährl.«. 1^ A» deztehm durch du kaiserliche« POG' anstalte« uud durch Misere Boten. »ei k«er Lieferun, ins Hau« erhebt di« Post n»ch mee Ge bühr »on!L Pf,. Sächsische D orheilunS. <Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und (andmann Amtsblatt für die kgl. Lmt-harHttnarmschaften Dresden-Altstadt xnd Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redaktor »ad Verleger Aerr»«»« Miller ia Dre-de». -userut« uurd« btt Mou a» MiN»»ch u. Freitag Mittag augeu»»«« mb koste«: die 1s»alt Zeile 1b M Luter Gingesaudt: SO «. Inserate«' Pn«atz«eaelen» Die Arnoldische vuchhaubluug, Invalidendank, Ha afenstei« LLogla^ Rudolf Moste, G L Daube ä Ta. tu Dresden, Leipzig Hamburg, Berl«, Frankfurt «M. ». f. ». Sonnabend, den 7. Wär; 1885. 47. Jahrgang. Politische Weltschau. Deutsches Neick. Die von dem Fürsten Bis marck am Montag im Reichstage gehaltene Rede, in welcher bekanntlich die Politik deS englischen KabinetteS einer vernichtenden Kritik unterzogen wurde, hat be greiflicher Weise in London großes Aufsehen erregt. Die gesammte dortige Presse erörtert in langen Leit artikeln die Auslassungen deS Fürsten DiSmarck und ge langt — wenige Journale ausgenommen — zu dem Resultate, daß eS keineswegs im Interesse Großbritan niens liege, den Zorn deS deutschen Reiches und seine- eisernen Kanzlers herauszufordern. Die „TimeS" giebt der Hoffnung Ausdruck, daß die zwischen beiden Staaten bestehende diplomatische Spannung bald verschwinden werde. In den unbebauten Strichen der Erde sei Raum genug für England und Deutschland und somit kein Grund vorhanden, weshalb die Angehörigen dieser Länder jenseits der Meere, wo immer sie sich begegnen, nicht ebenso befreundet mit einander sein sollten, als die beiden Völker rö lange Zeit hindurch in Europa gewesen seien. Der „Daily Telegraph" wiederholt seinen bereits früher ge machten Vorschlag, die Regierung möge einen beson deren Bevollmächtigten nach Berlin entsenden, damit dieser für die Wiederherstellung der unbedingt nothwen digen Freundschaft zwischen Großbritannien und Deutsch land Sorge trage. Anderer Meinung ist die „Pall Mall Gazette"; sie will nicktS von einem-Rackgebm des Londoner KabinetteS dem Fürsten Bismarck gegen über wissen, ermahnt vielmehr alle Parteien, sich ange sichts der von Außen her drohenden Gefahren um die Regierung zu sckaaren, welche in dieser ernsten und stürmischen Zeit das Banner Englands hoch halte. — Inzwischen setzt die „Nordd. Allg. Ztg " ihre Polemik gegen Herrn Gladstone in ziemlich barschem Tone fort. „Unter den Indiskretionen", so schreibt das officiöse Blatt u. A., „welche die jüngsten englischen Blaubücher enthalten, ist die Veröffentlichung des Berichtes, wel chen der englische Botschafter in Berlin am 25. Januar dieses Jahres über eine Unterredung mit dem Reichs kanzler dem Londoner Kabinette erstattet hat, die auffälligste und bedauerlichste. Die Möglichkeit erfolg reicher Diplomatie beruht wesentlich auf dem Ver trauen, von welchem der persönliche Verkehr der Diplo maten und auswärtigen Minister beherrscht wird. Kann zwischen diesen nur daS gesprochen werden, was sich zu sofortiger Publikation eignet, so wird natürlich die Thätigkeit der Diplomatie eine ziemlich unfruchtbare und man kann wohl sagen, überflüssige. Der Reichskanzler ist infolge seiner einstigen freundschaftlichen Beziehungen zu dem verstorbenen Lord Ampthill gewöhnt gewesen, mit dem englischen Botschafter am diesseitigen Hofe vertrau ¬ lich und offen zu verkehren und er hat diese Gewohnheit , auf den Nachfolger Ampthill'S um so leichter übertragen j können, als beide Herren seit länger alt 30 Jahren in Beziehungen stehen. So erklärt eS sich, daß Fürst BiSmarck ! sich dem Sir Edward Malet gegenüber, um diesem den Nachweis seiner ehrlichen, aber fruchtlosen Bemühungen um Englands Freundschaft zu liefern, mit der rückhaltS- losen Offenheit ausgesprochen hat, von welcher der j darüber erstattete Bericht (siehe unsere Nr. vom 28. Febr.) Zeugniß ablegt. Daß dieser Bericht in der Art, wie ! er vorliegt, überhaupt erstattet wurde, darin liegt nicht-, waS zu einem Vorwurfe gegen Sir Malet berech- r tigt; aber wir sind überzeugt, daö Referat würde nicht in diesem Umfange erstattet worden sein, wenn sein Ver- - fasser darauf hätte rechnen können, daß diese- Schriftstück sofort veröffentlicht werden würde. In dieser Publikation liegt eine Indiskretion, welche vertrauliche Auslassungen ! zwischen den Staatsmännern beider Regierungen für die Zukunft abschneidet (!). Der praktische Zweck, den daS englische Kabinett im Auge gehabt haben kann, al- eS sich in diesem Maaße über die Tradition im Verkehre befreundeter Regierungen hinwegsetzte, ist schwer ! erkennbar. Man sagt und entsprechende Zeitungsartikel lassen eS vermuthen, daß damit in Frankreich Mißtrauen gegen Deutschland hätte erregt werden sollen. Ein solcher Wunsch wäre ja begreiflich; der englischen Politik kann weniger an einer Feindschaft zwischen Deutschland und England, als an einer Elchen zwischen Deutschland und Frankreich gelegen sein; England mag annehmen, daß eS Frankreich seinen Wünschen gefügiger, als bisher, finden wird, wenn es darauf rechnen kann, daß Frankreich mit der Feindschaft Deutschlands von Hause aus belastet ist. Engländer und Franzosen sind gleich stark; stehen sie sich ockso einmal feindlich gegenüber, so wird der Ueber- schuß an Kraft, den die eine der Nationen noch gegen eine dritte Großmacht verwenden könnte, sehr unbedeutend sein. Wir begreifen also, daß es im Interesse der eng lischen Politik liegt, in Frankreich Mißtrauen gegen Deutschland zu erregen Wird das aber mit der Ver öffentlichung dieser Depesche wirklich erreicht? Wir glauben eS nicht, auch wenn ein Theil der englischen und französischen Presse, welche eia Interesse daran hat, sich noch weiter bemüht, diesen Umstand dahin aus zubeuten. Der Bericht deS englischen Botschafter- liefert nur einen neuen Beweis für die Geradheit und Offen heit der deutschen Politik." — Neuesten Nachrichten zu folge ist Graf Herbert BiSmarck am Mittwoch ia Lon don eingetrvffen und hat noch am Abend desselben TageS eine Unterredung mit Lord Granville gehabt. Die „TimeS" knüpft an die Anwesenheit de- ältesten Sohnes de- deutschen Reichskanzler- in London die Hoffnung, eS würden nunmehr Mittel für die Wiederaufnahme freundlicher Beziehungen zwischen Deutschland und Eng land gefunden werde». Mißverständnisse wären wahr scheinlich bei der Herbeiführung der gegenwärtigen un glücklichen Verhältnisse im Spiele gewesen; unter dem Einflüsse persönlicher Erklärungen und einer beider seitigen versöhnlichen Neigung würde aber hoffentlich der Konflikt eine befriedigende Lösung erfahren. Deutsch land und England seien durch viele Bande untereinander verknüpft, so daß Eifersucht und Unfreundlichkeit, wenn keine wirklichen Gründe vorhanden seien, niemals ent stehen sollten. Betreffs der braunschweigischen Erbfolge-Frage wird von gut unterrichteter Seite gemeldet, daß die Ver handlungen, welche thatsächlich mit dem Herzoge von Cumberland seitens der verbündeten Regierungen in der letzten Zeit angeknüpft waren, jetzt wieder gänzlich ab gebrochen worden seien. Der Erbgroßherzog von Olden burg, welcher mit dem Thron-Prätendenten in Gmunden kürzlich »erhandelte, habe nicht einmal mit dem Fürsten BiSmarck bei seiner Anwesenheit in Berlin vor einigen Tagen über diese Frage konferirt. Von der Thronfolge deS Herzogs von Cumberland in Braunschweig könne ein »ür allemal keine Rede mehr sein. — Im ReichS- amte deS Inneren wird augenblicklich in Fühlung mit den Innungs-Vorständen an der Gründung eineS Reichs- Jnnungs-Amte- mit großem Eifer gearbeitet. Auch die Konstituirung eine- Reichs - JnnungS - Verbände-, sowie die Schaffung von KreiS-JnnungS-Verbänden ist in Aussicht genommen; wa- die letzteren betrifft, so sollen sie unter Beseitigung der gemischten Innungen die Handwerksmeister desselben Gewerbes in einem ganzen Kreise zu einer Genossenschaft vereinigen. In seiner Sitzung am Mittwoch trat der Reichstag in die dritte Berathung des ReichShauShalts-Etats ein. In der General-Debatte bekämpfte der Abg. Liebknech t die ganze Eocialreform der Regierung und suchte nament lich darzulegen, daß die Kolonialpolitik weder zur Lösung der socialen Frage beitrage, noch der Überproduktion auf industriellem Gebiete abhelfe. Der Abg. Grad trat den Ausführungen de- Vorredner- bezüglich der Kolonial politik entgegen; die letztere bedeute vielmehr Schutz der deutschen Arbeit, der Industrie und deS Handel-, denn sie schaffe neue Absatzgebiete. Behuf- Deckung deS vorhan denen Deficit- empfahl der Redner die Erhöhung der Einnahmen aus dem Tabak als daS beste Mittel. Nun mehr ging das Hau- zur Berathung der einzelnen Po sitionen über, unter denen sich bekanntlich auch die Forderung von 20,000Mark behufs Gründung einer neuen Direktorstelle im Auswärtigen Amte befindet. In der fich hierüber entspinnendeu Debatte erklärten die Abgg. Richter (deutschfreifinaig) und v. Francken st ein (ultramontaa) namenS ihrer Feuilleton. Verfehltes Ziel. Novelle von 8. Wild. (10. Fortsetzung.) Am nächsten Tage sollte die Firma „Gebrüder Brenner" gelöscht werden; Leo zog sich gänzlich von jedem Geschäft zurück, um von seinen Renten zu leben, Frau Christiane dagegen wollte daS Geschäft auf ihren Namen fortführen. Im Stillen hoffte sie, daß ihr Schwager sich noch in der letzten Stunde eine- Anderen besinnen werde. Der Bankier wußte, daß Leo Brenner'- Entschluß unerschütterlich fest stand, keine Macht der Erde hätte ihn bewegen können, mit dem „hartherzigen, bösen Weibe", wie er jetzt seine Schwägerin nannte, wieder in Verbindung zu treten. Mit Frau Brenner'- Tode erlosch dann die Firma, daS war der quälende Gedanke, der die Kvmmerzienräthin Tag und Nacht verfolgte und darauf hin baute Ahlendt seinen Plan. Wenn er ihr in Aussicht steHe, daß Egbert sich bestimmen lassen könnte, zum Kaufmannsstande zurück- zukehren, vielleicht würde sie dann milder, versöhnlicher gestimmt; vielleicht gab eS doch noch ein Mittel, dem armen Jungen da- Erbe seine- Vater- zu retten; Egbert hatte nicht- von seiner Liebe zu Flora geschrieben, er hatte Ahlendt nur gebeten, ihm eine jährliche, kleine Rente auSzuzahlen, bi- er seinen ihm zukommenden Antheil beheben könne. Oer Bankier war über diese Bitte Egbert - ebenso sehr erstaunt, al- erfreut; er glaubte dm Tr»tz de- jungm Manne- gebrochen und hielt nun eine Umkehr für möglich. Gewiß hatte Egbert- selbstgewählter Beruf ihm nur Enttäuschungen gebracht, er sah sein Unrecht ein, wmn er e- auch noch nicht offen «ingestehen wollte, aber der erste Schritt war doch gethan und Ahlendt hoffte, daß eS nunmehr seiner Ueber- reduvg-kunst und Meta - Bitten gelingen werde, Egbert zu dm Seinen zurückzuführen. Von dieser frohen Hoffnung erfüllt, trat Ahlendt bei feiner Schwiegermutter «in. Frau Brenner empfing dm Bankier mit einem kalt fragenden Blicke. „Fassen Sie fich kurz, Herr Schwiegersohn; «eine Zeit ist gemessen", sagte sie unfreundlich. „Ohne Sorge, Frau Schwiegermutter", lautete die ebenso kühle Entgegnung, „ich werd« Ihre so kostbare Zeit nicht lange in Anspruch nehmm. Egbert hat mir geschrieben." Eine flüchtige Erregung zeigte fich in dem Gefichte der Kvmmerzienräthin, doch gleich darauf waren ihre Züge starr und kalt wie zuvor. „Kriecht er schon zum Kreuze?" fragte fie höhnmd. „Nein, daö nicht; er hat überhaupt der Vergangen heit mit keiner Sylbe erwähnt. Aber ich glaube, daß e- jetzt möglich wäre, ihn zur Heimkehr zu bewegen. Seim Sie nicht unversöhnlich, Frau Schwiegermutter! Bedmken Sie, waS Egbert auch gefehlt haben mag, er ist doch Ihr Kind und Ihr einziger Sohn, der Erbe Ihre- NammS. Soll die ia der Handel-welt so hoch geachtete Firma Brenner gänzlich au- derselben ver schwinden? Sie hoffen auf eine Umkehr Ihr«- Schwager- Leo Brenner und ich sage Ihnen, daß derselbe vi«, nie mehr mit Ihnen in Verbindung treten wird; Sie haben ihn zu tief verletzt! Und selbst wmn er wieder in die alten Verhältnisse zurückkehrm würde, waS wäre damit gewonnen? Er besitzt keine männlichen Nachkommen, nach einigen Jahren würde die Firma doch erlöschen. Lassen Sie sich erweichen, reichen Sie Egbert die Hand zur Versöhnung und Alle- kann noch gut werden!" „Kommm Sie in seinem Auftrage zu mir?" fragte die Kvmmerzienräthin spöttisch. „Nein, o nein! Genn Eie die- glauben, dann kennen Sie Ihr eigene- Kind nicht, dazu ist Egbert viel zu stolz. Er hat viel von Ihrem starren, unbeug samen Charakter an fich und gerade deshalb sollten Sie milder und nachfichtiger gegm ihn sein." „Ich lasse mir nicht- verschreiben", sagte Frau Brenner kurz; „sparm Sie Ihre schönen Worte; ich will von dem Ungerathenen nicht- mehr hören!" „Kann er noch je auf Ihre Verzeihung hoffen?" fragte der Bankier mit bebender Stimme. „Nie, niemals! Ich habe eS Ihnen schon gesagt! Ich kmne ihn nicht mehr, er ist nicht mehr mein Sohn!" „Und wenn er reuig zurückkehrm sollte, um fich Ihren Wünschen zu fügm?" „Auch dann nicht! Ich will nicht- mehr von ihm wissen, er ist tobt für mich." „ES ist Ihr Kind, Ihr Sohn! Verzeiht man doch dem reuigen Verbrecher — und eine Mutter sollte ihre« eigenen Kinde nicht vergeben wollen!" rief der Bankier empört. Eine glühende Zorue-röth« flog über da- hagere Gesicht der Kommerzimräthia. „Ich soll mich in meinem Hause von Ihnen maß regeln lassen?* schrie fie mit lauter, heiserer Stimme,