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«r. M. Leipzi». «KI»«»» t-ltch. prri» 7«. »»f. »»« rt-t-Iic M»»««, DtiiWe Allgcuicilic Ztitülig. «8a-r-tit ud Srcht, Freiheit »d Gesetz I» Ds«erüt«ß, 14. tzlllM 187S. Zaserntr sind »» »ie «kpebitts« i» r->p»>, »« ft,»««. I»scrtl«,i§,b«hr ftk »ir r».l»r,,-tl< » M. «nt« ru^ef«»»t» W. s Telegraphische Depesche«. "Gastet«, IS- Aug. Se. Maj. der Deutsche Kaiser ist heute Nachmittag um 2 Uhr vou hier abzereist. Bor und auf der Treppe des Badeschlosse« hatten zahlreiche Curgäste bei der Abfahrt Sr. Maj. Spalier gebildet. Die deutschen Curgäste trugen Korn blumen und Kornblumenbouquet«. Al« der Kaiser auf der Treppe erschien, spielt« die Curkapelle da- „Heil dir im Siegerkranz", während die Curgäste den Kaiser «it enthusiastischen Hochrufen empfingen. Se. Maj. verneigte sich grüßend nach allen Seiten und nahm von vielen Damen di« ihm dargereichten Kornblumen- bouquet« entgegen. Dem Bürgermeister Gruber sprach der Kaiser seme Befriedigung über den Aufenthalt au-, der ihm in Gastein bereitet worden sei. E- sei ihm, hier auch die besondere Freude zutheil geworden, mit dem Kaiser von Oesterreich, seinem lieben Neffen, zu sammenzutreffen. Schließlich bemerkte Se. Maj. noch, daß ihm die Cur ausgezeichnet gut bekommen sei. Hierquf verabschiedete sich der Kaiser in huldvollster Weise und bestieg sodann unter fortdauernden Hoch rufen der Curgäste den vierspännigen Wagen. Se. Maj. der Kaiser Hal 500 Fl. für di« Armen und da« Spital Gastein gespendet. * Satzburg, 12. Aug. Se. Maj. der Kaiser Wilhelm ist im besten Wohlsein von Gastein au« hier eingetroffen und im Europäischen Hofe abgestiegen. Morgen früh erfolgt die Weiterreise zunächst nach Eger. * Serkin, 1S. Aug. Sr. Maj. GlattdeckS- eorvett« Ariadne, acht Geschütze, Commandant Cor- vettetikapitän v, Werner, ist am 11. Aug. in Aden «ingetroffeu, woselbst sich seit dem 5. Aug. auch Sr. Maj. Kanonenboot Nautilus befindet. * Siel, 12. Ang. Die fehlende norwegische Post vom 9. Aug. ist heute Morgen eingeganaen. * Wien, 12. Aug. Der Politischen Correfpondenz wird au« Konstantinopel gemeldet, der Sultan habe dem österreichischen Botschafter sein "Bedauern und sei»« Theilnahme angesichts de« Unglücksfalles in ScrajeÄL' üüSged rückt und zugleich dir Veverzemmch aGgcsprochcts, haß die österreichisch-ungarische Regie- rung alle« thun werde, um die Folge» de« Unglücks falles zu lindern. "LottVoN, 11. Aug. nacht«. Unterhaus: Der Deputirte Goldsmid bringt Vie ägyptische Angelegen heit zur Sprache und spricht sein Bedauern darüber au«, daß die Regierung zu Gunsten der ägyptischen Gläubiger intervenirt habe. Im Laufe der dadurch herbeigeführten Debatte trat der Schatzkanzler North cote für da« Verhalten Nubar-Pascha'« sowie der früher» ägyptischen Minister Wilson und Bligniere«, ingleichen des englischen Generalkonsul« Bivian ent schieden ein und betonte, daß da« Hauptprincip der Negierung durchaus nicht gewesen sei, im Interesse der ägyptischen Gläubiger zu interveniren. Die Regierung sei lediglich Zufällig und durch den Zwischenfall der Einmischung überhaupt genbthigt gewesen, gegen die Maßregeln des Khedive zu interveniren, die geeignet gewesen wären, die ägyptischen Gläubiger zu benach- theiligen, der Grund der Intervention der englischen Regierung sei eigentlich nur gewesen, die MiSvcrwal- tung und da« Hereinbrechen der Anarchie in Aegypten zu verhindern. Alle Informationen, die man sich habe verschaffen können, ergäben, daß die Bestrebungen de« von Nubar-Pascha gebildeten Cabinel« weit bessere Zustände für da« ägyptische Volk geschaffen hätten. Das Recht des Khedive, seine eigenen Minister zu entlassen, werde von England und Frankreich nicht bestritten, immerhin habe, wenn man alle Umstände erwäge, die Art, wie die Minister Wilson und Blig- niereS entlassen worden feien, der Höflichkeit ermangelt. Schließlich wies Northcote die Beschuldigung zurück, daß England zur Wiederbelebung der türkischen Herr schaft in Aegypten beigetragen habe, England habe diese Frage der Pforte amtlich niemals unterbreitet, der Sultan habe jedoch da« volle Recht zur Absetzung eine« Vasallen gehabt, der seine Besitzungen dem Ruin zugeführt habe. Der Ferman für den neuen Khedive lasse die Frage der Erbfolge unberührt, untersage aber die Cowtrahirung fremder Anleihen ohne Genehmigung der Pforte. Schließlich wurde die indische Universi- tätSbill von dem Hause in dritter Lesung ohne beson dere Abstimmung angenommen. * London, 12 Aug. Das Unterhau« hat di« Bill wegen Aufnahme einer ostindischen Anleihe im Betrage von 5 Mill. Pfd. St. in dritter Lesung an genommen. "London, 12. Aug. Der Congreß der Asso ciation zur Reform der Codificirung De« Völker rechts ist gestern in der Guildhall eröffnet worden. Der Präsident Philimvre hielt die Eröffnungsrede. * Serajrwo, 12. Aug. Der durch die Feuers brunst verursachte Verlust an Aerargut beträgt nach den bisherigen Erhebungen 100000 Fl. * Wien, 12. Aug. Der Politischen Correfpondenz Wird an« Konstantinopel vom hakigen Tage ge- Pascha beabsichtige, demnächst zurückzutreten, da seine Vorschläge über die Grundlage« der Verhandlungen mit den griechischen Bevollmächtigten nicht die Zustim mung des Sultan- erhalte« hätten, wodurch die Er ledigung der griechischen-Frage neuerdings wieder in die Ferne gerückt worden sei. Wie verlautet, soll in folge de« gegenwärtigen Standes der Dinge der zweite griechische Bevollmächtigte für die Verhand lungen, BräilaS, bei der griechischen Regierung die Ermächtigung nachgesucht haben, Konstantinopel wie der verlassen zu dürfen. — Nach Meldungen au« Salonichi sind daselbst 2000 türkische Soldaten wegen rückständigen Soldes fahnenflüchtig geworden. * Alexandria, 12. Ang. Das Nilwasser hat eine Höhe von 19 Ellen erreicht. Der Delegirtelltiz selbständiger Fabriksntea and Handwerker. tt Src»««, 10. Aug. Ig den Tagen vom 7. bis 9. Aug. tagte hierselbst die achte Delegirtenverstuum- lung des „Verein« selbständiger Handwerker und Fabrikanten", oder, wie diese Vereinigung sich jetzt nennt, der „Deutschen Handwerker- und Gewerbe partei". Mit dieser Veränderung des Titels ist schon ausgesprochen, daß die Tendenz, die handwerkliche Bestrebungen als die Grundlage für da« gesamplt« politische Verhalten der VerbandSgenoffe» erscheine« zu lassen, nach mehrjährigem Kampfe jetzt zur Herr schaft gelangt und künftighin für di« gejammte Thätig- keit de« VerbaudcS maßgebend ist. Die Versammlung war, von den bloßen Gäste» abgesehen (als welche Senator Oelrichs au« Bremen, ReichStagSabgeordneter Mosle und mehrere Mitglieder der bremer Gewerbekammer namhaft zu machen sind), von 66 Delegirten beschick^ welche inSgesammt 87 Stim men (darunter 32 aus Hamburg) vertraten; da nun der Verband 10—12000 Mitglieder umfaßt und SO Mitglieder zu einer Stimme berechtigen, so war nicht die Hälfte der BerbandSgenoffeu repräsentirt. Ma« tröstete sich damit, daß die Lag« Bremen« eist« de« Besuch sehr erschwerende sei, und daß die Versamm lung doch nicht schlechter besucht sei al« die vorjährige in Magdeburg, sehr viel besser aber al« die vor zwei Jahren in Darmstadt abgehaltene. - klebrigen« wurde constatirt, daß die Mitgliederzahl eher finke al« steige, daß aber die Zahl der im Verbände vertretene« deutsche» Städte eher zunehme, und daß seit de« preußischen Ministerialerlatz vom 4. Ian. eine erhöhte Regsamkeit allenthalben wahrnehmbar sei. Eine große Schwäche de« Verbandes liegt in der geringen Verbreitung de« VerbaudSorgane« (der Allge meine« Gewerbezeitung zu Berlin), welche« zur Zeit nur 6—700 Abonnenten hat, allerdings »pol wesyot, tich durch eigene Schald; es wurde Laher duux auch reschloffe«, Satz-iw Orw mtf je 4» MtgSd« Mindesten« 1 Exemplar gehalten «erden , müsse, «ich nochmal« eine Subvention von LOO M. gezahlt wert den soll (voriges mal zu Magdeburg war. schon eine Subvention von 1000 M. bewilligt worden). Die Kaffenverhältnisse des Verbandes sind befriedigend, wenn auch au« ziemlich vielen Orten der Beitrag von 30 Pf. per Mitglied noch im Rückstand« ist; ein Kass«»- bestand von circa 1000 M- ist baar vorhanden. Die sonstigen formalen Geschäfte anlangeud, so wurde Berlin wieder zum Vororte gewählt, das Central- comite durch Wiederwahl der austretenden Mitglieder ergänzt und demselben anheimgegeben, den Ort für die nächstjährige Versammlung (Danzig, Elberfeld, Halle, Görlitz oder Zeitz) zu wählen. Gegen „Pro vinzialverbände" hatte der Verband nicht« einzuwen den, lehnte e« aber ab, sich hervorragend für sie zu Au» Gastein. Ueber den Verkehr der beiden Kaiser am 9. und 10. Aug. wird nachträglich berichtet: „Der Kaiser Franz Joseph wurde am 9. Aug. Lurch den ersten Besuch deS Deutschen Kaisers über rascht; man mußte ihn, der gerade mit einigen Herren conversirte, darauf aufmerksam machen. Als er nun seinem greisen Onkel entgegenrilte, sagte er zum Deut schen Kaiser: -Aber du beschämst mich ja durch diesen raschen Besuch», und als Kaiser Wilhelm sich an schicken wollte, die Treppe der Villa Meran empor zusteigen, sagte Kaiser Franz Joseph zu ihm: «Das wirst du doch nicht thun», worauf Kaiser Wilhelm er widerte: «Gewiß werde ich daS; nur wirst du mir «rlauben, daß ich mich dieses Stockes bediene», wobei er auf den starken^ Stock verwies, dessen er sich ge wöhnlich beim Treppensteigen noch bedienen muß. Ehe die beiden Monarchen die Villa betraten, reichte Kaiser Franz Joseph noch dem ReichsrathSabgeordneten Fürth und Bankier Dutschka die Hand, weil er bei Gelegen heit der Conversation gerade bis zu den genannten Herren gelangt war, als der Deutsche Kaiser zu Be such kam. Der Besuch währte ungefähr eine halbe Stunde. Die Villa Meran ist klein und einfach ein gerichtet. Für den Kaiser konnten blos zwei Zimmer reservirt werden, deren Einrichtung nur den bürger lichsten Ansprüchen genügt. Der Empfangssalon, von mäßiger Ausdehnung, war mit Blumen reich geschmückt. Auf dem Tische erhob sich rin Hügel auS Almenrausch auf breitblätterigen Farrnkräutern; die Blumenspende rührte von Frau Baronin Härdtl her. Auf den Kom ¬ moden, Etageren und Tischen, überall lagen Bouquets. Im Schlafzimmer des Kaisers bilden ein einfaches Bett aus Fichtenholz, ein Waschtisch und einige Stühle an den Holzwänden, ferner einige Tische das Ameuble ment. Als Kaiser Wilhelm die Villa Meran verließ, begleitete ihn Kaiser Franz Joseph bis an die Treppe. Etwa eine Viertelstunde später hielt die offene Equi page des österreichischen Kaisers vor dem Badeschlosse und neuerdings wurde der Monarch von dem auf dem Platze dichtgedrängten Publikum enthusiastisch begrüßt. Die Herren aus dem Gefolge des Deutschen Kaisers harrten in großer Uniform auf der Terrasse des Bade- fchlosses. Abermals blieben die beiden Kaiser allein beisammen. Um 3 Uhr nachmittags wurde daS Diner bei Kaiser Wilhelm genommen. Das Diner war eine Familientafel. Die Beleuchtung Wildbads ist über alle Erwartung großartig ausgefallen. Von den daS herrliche Thal umschließenden Bergen leuchteten mäch tige Feuer hinab ins Thal; im Orte selbst ist kein Fenster dunkel geblieben. Von der Villa Hollandia auS stiegen farbige Raketen auf. DaS gesammte Bade- publitum und die Bewohner des Thales lustwandelten in den Straßen und ergötzten sich an dem wunder vollen Bilde. Der Thee beim Deutschen Kaiser währte bis gegen 9 Uhr. Am 10. Ang. nach 10 Uhr fuhr der Kaiser von Oesterreich, der wieder die preußische Uniform angelegt hatte, vor dem Hotel Badeschloß vor, um dem Deutschen Kaiser die Abschiedsvisite zu machen. Dieselbe währte eine Viertelstunde Um 10 Vs Uhr fuhr Kaiser Wilhelm in österreichischer Oberstenuniform bei der Villa Meran vor. Kaiser Franz Joseph eilte ihui entgegen; beide begaben sich in die Villa, um nach 10 Minuten wieder zu erschei nen. Unter Hochrufen der Anwesenden bestieg Kaiser Wilhelm seinen Wagen und fuhr heim. Kaiser Franz Joseph verweilte noch einige Minuten auf der Terrasse. Auf ein Zeichen des Generaladjutanten fuhr der vier spännige Postwagen des Kaiser« vor. Die Curkapelle stimmte die Volkshymne an. Der Kaiser grüßte, drückte einigen Herren die Hand und nahm bei der Treppe von den dort harrenden Damen etwa 20 Bouquets an. Der Kaiser dankte dem Bürgermeister Gruber- nochmals für den überaus freundlichen Empfang und versprach, wieder nach Gastein zu kommen. Unter en thusiastischen Hoch- und Eljenrufen der Versammelten bestieg der Kaiser, nach allen Seiten grüßend, de» Wagen, worauf die Abfahrt erfolgte." Herr JuleS Simon interviewt. Trotz de« sofortigen Mmenti, daS dem Bericht eines Mitarbeiters des pariser Figaro über cme an gebliche Unterredung mit Hrn. JuleS Simon von die sem selbst wie von mehrer» andern Seiten gegeben wuvde, hat dieser Bericht doch «in nicht abzuleugnen des Interesse. Wir lassen das Zwiegespräch deshalb vollständig hier folgen: I. Simon: Sie wünschen, Werther Herr, meine Ansicht über die gegenwärtige Lage zu erfahren, und befragen mich zugleich über mein persönliche« Verhalten. E« kostet mich keine Ueberwindung, Ihnen osten Rede zu stehen; denn ich habe nur da« Wohl meine« Lande« im Auge. Ich: Man beschuldigt Sie gleichwol, nur Ihren persön lichen Ehrgeiz zu hören. I. Simon: Da« ist da« Mißgeschick aller StaatSmän-