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Vesper in der Nnuenkirche. s Dresden, Sonnabend, den 24. November 1894, Nachm. 2 Uhr. 1. Hrgelvorspiel über „Wie sie so sanft rnh'n" von Chr. Rob. Pfretzschner. 2. Motette für Doppelchor von Jakob Handl, genannt Gallus (ft 1591). Noäia vita. in inorts sninus, «^uoin iiuaerimus achntorsm nisi to, Domino, gui pro poooatio nostris jn8to irasoorio, oanoto Dono, sanoto kortis, oanoto ot misorioors oalvator, amaro morti no traclas nos. (Mitten im Leben sind wir vom Tode umfangen; wen suchen wir zum Helfer außer dir, Herr, der du über unsre Sünden mit Recht zürnst. Heiliger Gott, heiliger starker, heiliger und barmherziger Heiland, übergieb uns nicht dem bittern Tode.) 3. Gemeinde: Gesangbuch Nr. 680, I. Jerusalem, du hochgebaute Stadt, wollt' Gott, ich war' in dir! Mein sehnend Herz so groß Verlangen hat und ist nicht mehr bei mir. Weit über Berg und Thale, weit über blaches Feld schwingt es sich über alle und eilt aus dieser Welt. Vorlesung. 4. Geistliches Lied für Sopran von Oskar Wermann (op. 101, Nr. l), gesungen von Fräulein Margar. Kretzschmar. Bleibe bei uns! Es will Abend werden und der Tag hat sich geneigt; mache Wohnung, Herr, bei uns auf Erden; bleibe bei uns, bis die Nacht entweicht! — Bleibe bei uns, Gott, mit deine» Schaaren, Vater, daß wir nicht verlassen steh'n! Du allein vermagst uns zu be wahren, selbst wenn alle Welten untergeh'n. Bleibe bei uns, da die theuren Lieben durch den Tod von uns geschieden sind, schenke Brot den Trauernden hie- nieden, jeder Wittwe, jedem Waisenkind. Bleibe bei uns, wenn voll Gram und Sorgen wir der Zukunft Dunkel nahen seh'n; bleibe bei uns jeden neuen Morgen, selbst wenn wir am Scheidewege steh'n. Bleibe bei uns! sei mit uns im Bunde, wenn der letzte Feind, der Tod, uns naht! Bleibe bei uns in der Sterbe stunde, du, der uns bisher vor Gott vertrat. Geistliches Lied für Chor und Solostimmen von Gottfried August Schurig (ft am 15. Juni 1881 als Cantor der hiesigen Matthäuskirche). 1. Wir seh'n uns wieder, uns, die der Tod hier trennt, auf jenen Auen, wo die Verklärung wohnt, wo Lieb und Freundschaft sich neu vereinen, kein Todesengel die Edlen scheidet! 2. Wir seh'n euch wieder, euch, die wir früh beweint, auf deren Gräbern längst schon die Blüte sank. Mit Thränen gaben wir Staub dem Staube, doch jenseits weinen wir andre Thränen! » 3. Ihr seht uns wieder, dort an des Vaters Thron, wenn unsre Seele sich von der Erde schwingt. Jhr^harret unsrer in schöner'» Welten und werdet jauchzend uns einst empfangen! 4. Wir seh'n uns wieder! O! süße Stunde, komm', die uns auf ewig mit unfern Lieben eint. Doch, wenn sie zögert, so laß uns, Hoffnung, mit frommer Sehnsucht zum Himmel schauen!