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Wchnitz-ZritW Mit achtseitigem „Jllustrirten Uuterhaltuugtblatt 65. Jahrgang Donnerstag, den 11. Mai 1899 Nr. 53. 7. raubenden besonderen Kommissionserörterung kaum erst bedurften. Dieses Ueberwiegen der Kommissionen, die sich nachgerade zu kleinen Sonderparlamenten innerhalb des Vollparlaments ausgestalten, ist nur geeignet, die Plenardebatten des Reichstages zu einer bloßen Formsache herabzudrücken und hierdurch eben falls mit dazu beizutragen, daß viele Abgeordnete es vorziehen, den Sitzungen meistens fernzudleibsn und in denselben nur bei wichtigen Abstimmungen zu er scheinen. Aus den summarischen Aommissionsberichten aber vermag die Oeffentlichkeit nur selten ein richtiges Bild über den Stand der einzelnen Vorlagen zu ge- winnen, und so kommt es, daß das politische Interesse im Lande an den parlamentarischen Vorgängen mehr und mehr erlahmt. Doch auch der Regierung kann der Vorwurf nicht erspart bleiben, mit für ihren Theil zu den bestehenden parlamentarischen Uebelständen bei zutragen. Jede Reichstagssession wird mit Vorlagen der verschiedensten Art förmlich überschüttet, ohne jede Rücksicht darauf, welche von ihnen als wirklich dringend und nothwendig erachtet werden müssen; der Reichstag bleibt dann einen Monat nach den anderen versammelt, ohne doch zu einer volsstäningen Aufarbeitung des ihm aufgepackten BerathungSmalerialS zu gelangen. Gewöhnlich sieht man sich dann regierungsseitig ge- nöthigt, entweder einige Vorlagen unter den „Tisch des Hauses" fallen zu lassen, oder aber im Frühsommer den Reichstag, anstatt ihn formell zu schließen, bis zum nächsten Herbst zu vertagen. Beide Alternativen haben ihr Unangenehmes, sie werden sich aber auch in der diesmaligen Reichstagssession zweifellos wieder holen, leider! Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit land- «nd hautwirthschaftlicher Mouattbeilage 8. 9. Der höchste Ueberfall dürfte 1100 mm mit 20,so« obm pro Sekunde gewesen sein. Jahresdurchschnitt 94/97: 1,»° ebm Höchstwasser: 6,»«« „ Mindestwasser: 0,o»? „ «x» Mdem bereits am 9. April zwei jungen Baaergehilfen die von dem hiesigen Gewerbeverein und dem JnnungSausschuß gestiftete Prämie auf ^und der auf ihr gefertigtes Gesellenstück sowie in Fortbildungsschule erlangten sehr guten Zeugnisse überreicht worden war, sind am vorigen Sonntag abermals 8 junge Handwerker, welche gleichfalls auf ihre gefertigten Gesellenstücks und in dem EntlafsungS- ^"gniß aus der Fortbildungsschule im sittlichen Be tragen die Zensuren I erlangt haben, durch erwähnte vokales uns -achstsches. Dippoldiswalde. Nachdem durch Ausstellen einer Bockbrücke und AuSsüllen an der Auswaschungsstelle bei der Lauxschen Fabrik in Naundorf die Verkehrs störungen auf unserer Bahn behoben worden sind, ist am Dienstag Abend der volle Betrieb ohne Umsteigen wieder ausgenommen worden. — Verlauf der Hochfluth am 6. und 7. Mai 1899 an der Wassermeßstelle „Klappermühle" Ober carsdorf: 6. Mai, 6. Klappermühle" Ober- odm Prämien ausgezeichnet worden. Im Beisein der Herren KommisstonSmitglieder, der Obermeister der betreffen den Innungen, welchen die jungen Leute angehören und der betreffenden Lehrmeister wurde durch den Vorsitzenden des GewerbeoereinS, Herrn Stadtrath Heinrich, unter ernsten, ermahnenden Worten zu fernerem regem Vorwärtsstreben den jungen Hand-. werkSgehilfen diese Prämie überreicht. — Man steht hieraus, daß man auch in unseren Handwerkerkreisen bestrebt ist, tüchtige Kräfte heranzubilden, die im Stande find, wirklich feine und gute Arbeiten zu liefern; denn nur dadurch kann den schädigenden Einflüssen der Großindustrie ein Damm entgegengesetzt und die Achtung und das Ansehen des Handwerker standes gehoben werden. — Zur Erleichterung des Pfingst-Personenverkehre- gelten im Bereiche der Sächsischen Staatsbahnoer- waltung die :m 18. Mai dieses Jahres und an den folgenden Tagen gelösten gewöhnlichen Rückfahrkarten von tarifmäßig kürzerer Dauer bis einschl. 29 Mat dieses Jahres. Die Vergünstigung erstreckt stch sowohl auf die Rückfahrkarten und Rundreisekarten im sächsischen Binnenverkehre, als auch auf die Rückfahrkarten im Ver kehre mit Stationen der meisten außersächstschen, ins besondere der preußischen Bahnen. Das Nähere ist aus der auf den Stationen angeschlagene« Bekannt machung zu ersehen. — Im frohen Ausblick auf Pfingsten begehen wir morgen das Himmelfahrtsfest, das uns an das Scheiden des Erlösers aus der Welt des StaubeS erinnert, das auch unsere Gedanken heranSretßen will aus der Last und dem Druck des Alltagslebens zu höheren Regionen. Und d inn erhält auch der Mensch, der lebt und stch freut, zum Himmelfahrtstage seine Rechte. Denn das Volk feiert an diesem Lage zu gleich die volle Entfaltung der bräutlichen Natur. Blüthe um Blüthe, Strauch um Strauch bieten um uns her die Schönheit und Fülle der Form und des Duftes. Buche und Eiche belauben sich nun auch; Tannen und Fichten find mit helleren Treffen geziert; die Farren vollenden das wunderreiche Spiel der Circination und wickeln ihre prächtigen Wedel aus einander. Grün wogt da^ Meer der Hälmchen und Halme, im Walde ist ein wonniges Leben erwacht, aus Busch und Gezweig klingt der Vöglein herzerfreuend Lied. Da muß den wanderSsrohen Leuten, wenn nur irgend der Himmel günstig, das Herz aufgehen. — Himmelfahrt ist ein bewegliches Fest, fällt stets den 40. Tag nach Ostern und wurde schon früher in der christlichen Kirche gefeiert. Schon Augustin er wähnt es als allgemein gefeiertes Fest, und Gregor von Nyffa und andere schrieben Homilien für dieses Fest. Im Mittelalter hielt man viele Festmähler an diesem Tage, und jeder Gast mußte damals einen ganzen Vogel (Taube, Hühnchen) essen, wohl eine Hindeutung auf die Tauben als Symbol des heiligen Geistes (Apostelgeschichte 1, 8). In der Kirche führte man Jesu Himmelfahrt auf (siehe die alte Kirche in Chemnitz mit dem Blutflecke). Auch vermählte sich am Himmelfahrtstage der Doge Venedig« auf dem stolzen „Buccintoro" mit dem adriatischen Meere, und so bis 1798, dem Ende ler Republik. — In der protestantischen Kirche ist dieses Fest ganzer Feiertag. Glashütte. Hoffentlich sind die Verkehrsstockungen auf unserer Bahn bis zum Himmelfahrtsfeste, wo hier das Sängersest der Gruppe Pirna de« Elbgausänger- bundes staltfindet, wieder behoben. An diesem Tage soll ein Extrazug Vormittags nach 10 Uhr 450 Theil- Parlamentarische Uebelstäude. Wiederum machen stch in der gegenwärtigen Session 1>eS Reichstages gewisse Uebelstände allmälich immer schärfer bemerklich, unter denen besonders die alte Fatalität der schwachen Besetzung deS Hauses hervor ragt. ES muß im Reichstage schon ein recht inter essantes Thema, etwa wie eS die Samoa-Interpellation ' war, zur Verhandlung stehen, um das „hohe HauS" wenigstens einigermaßen zu füllen, die Regel ist, daß durchschnittlich höchstens fünfzig bis sechzig Abgeordnete in den Plenarsitzungen anwesend sind, also etwas über ein Sechstel sämmtlicher Mitglieder des Reichs parlaments. Eine solche schwache Besetzung der RetchS- tagsbänke entspricht natürlich ebensowenig den Inter essen der Wählerschaft wie der Würde und dem An sehen des obersten deutschen Parlamentes selbst, eS find darum auch jetzt wieder die verschiedenartigsten Vorschläge aufgetaucht, wie ein besserer Besuch der Parlamentssitzungen seitens der Reichsboten erzielt werden könne. Aber dieselben erweisen sich bei näherer Betrachtung fast sämmtlich als ungeeignet zur Erreichung deS gewünschten Zwecks, vielleicht mit Ausnahme der vorgeschlagsnen Diätenzahlung an die Reichsabgeord neten. Ist doch gerade die bisherige Diätenlosigkeit der Reichstagsmitglteder zweifellos mit als die wesent lichste Ursache der andauernd schwachen Besetzung des Reichstages zu betrachten, es liegt daher nahe genug, letzterem Uebelstand durch Einführung von Diäten wenigstens einigermaßen entgegenzuwirken. Nur darf man nicht glauben, daß schon der bloße Bezug von Diäten genügen würde, die Reichsboten zu einer besseren Erfüllung ihrer parlamentarischen Pflichten anzuspornen; z. B. hat sich auch das preußische Ab geordnetenhaus in letzter Zeit des Oesteren verhältniß- mäßig schwach besucht gezeigt, trotz der reichlich be messenen Tagegelder, welche seine Mitglieder beziehen. ES müßte daher die Gewährung von Diäten an be stimmte Bedingungen gebunden werden, wie z. B. an diejenige, daß Diäten nur nach Maßgabe des Besuches der einzelnen Sitzungen seitens der Abgeordneten auS- gezahlt werden, u. s. w. Im Uebrtgen müßte es sich die Wählerschaft selbst angelegen sein lassen, ihre parlamentarischen Vertreter, sofern stch diese lässig im Besuch deS Reichstages zeigen, nach Möglichkeit zu kontroliren und durch unzweideutige Kundgebungen dieselben moralisch zu nöthigen, den übernommenen Verpflichtungen gegenüber den Wählern besser gerecht zu werden. Schließlich wirkt freilich auch die immer mehr in Aufnahme kommende lange HinauSziehung der Reichstagssession ungünstig auf die Beschickung des Hauses ein, wie dies die Erfahrungen der letzten Jahre schon hinlänglich bewiesen haben. Neben der andauernd schlechten Besetzung deS Reichstages tritt dann unter den herrschenden parlamentarischen Uebelständen nament lich noch das immer größere Uebergewicht hervor, welches die Kommissionsverhandlungen über die Plenar verhandlungen erlangen. Es ist mehr und mehr Brauch geworden, nicht nur größere Vorlagen, sondern auch kleinere Vorlagen in besonderen Ausschüssen des Langen und Breiten vorberathen zu lassen, wobei gewöhnlich zwei Lesungen beliebt werden, ja, neuerdings tristen stch manche Reichstagskommisstonen sogar den Luxus von Uvterkommissionen. Es ist selbstverständlich, daß die kommissarische Vorberathung wirklich wichtiger oder schwieriger gesetzgeberischer Stoffe die nachfolgende Plenarbehandlung erleichtert, indeß kann man getrost behaupten, daß die meisten Reichstagsvorlagen bet nur einigermaßen zweckdienlicher Plenarberathung der zeit ,.Weißeritz-3eitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. M Pfg., zweimonatlich 84 Pfg., einmonatluy 42 Ma. Einzelne Nummern IO Pfg. — Alle Postan- palten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Anzeiger für Dippoldiswalde und Umgegend für dir Königliche Amtshauptmannschast, das Königliche "Amtsgericht und den Atadtrattz zu Dippoldiswalde Lnferate, welche bet der bedeutenden Auflage de» Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finday werden mit 10 Pfg, di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag.—Einge sandt, im redaktionellen Lheile, die Spaltenzeile 20 Pfg. 2°° Nachm. 167 WM Ueberfall 1,»7 Zoo Vorm. 578 7,8° 10°« // 663 9,za 11" 737 11,«» 2" Nachm. 806 13,oo 500 846 // I4,o» Z.» 876 14,8» 1"Früh 963 // 17,18» 8°° Vorm. 815 // 13,.d 8" 506 // 6,8» 10»« 373 4,l»