Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18910905029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891090502
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891090502
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-05
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
SlLonnem entSpreiS t» d«r Hauptexpedilion oder den tm Stadt- brxirk und den Vororten «-richteten AuS- adestellen abgeholt: vierteljährlich ^4.50, ei zweimaliger täglicher Zustellung in, ?aus 5.50. Durch die Post bezöge» sur eutschland und Oesterreich: vierleljibrlich -St 6.—. Direcie tägliche ruenzbandjeildung ins Ausland: monatlich ./t 0.—. Tie Morgen-AuSgabe erscheint täglich Lilhr, die Abeud-Auegabe Wochentag, 5 Uhr. Abend-Ausgabe. D Redaction und Etpedition: Johaiiiicsgäjse 8. Die Expedition ist nnniiterbrochen gc- öffnct von früh 8 bi, Abend, ? Utzr. Filialen: ktto klrmin'S Sortii». (Altrcd Hahn>, Universität-,strahe I, Louis Lösche, Katharinenstr. 14, part. und Königsplatz 7. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig. Anzeiger. Drglln für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Jnfertton-prei- Moraen-Ausgabe: die llgespaltra« Pettt» »eile Lo^j, Reclamen unter dem RedactionS- strich (4 gespalten) 50-H, vor den Famllicit- nachrichten (6gespalten) 40^. Abend-AuSgabe: die Kgespalienc Petitzeile 40^. Reel amen unter dem Redaetionsslrich 14 ge,palten) 1 -St, Familiennachrichlen und Anzeigen verlorener Otegenslände ltigespalten) LO jz. Größere Schriften laut unserem Prei,- verzeichnib- Tabellarischer und Ziffernsatz uach höherem Tarif. bxtra-vrtlagcn (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne Poslbesürderiing 60.—, mit Postbejürdcruiig >1 70.—. Ännahmeschluir für Inserate: Abend-Ansgabe: Vormittags 10 Uhr. Morgen-AuSgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh 0 Uhr. Wci den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stunde früher. Inserate smd stets an die 1>xpcditi«n zu richten. 252. Sonnabend den 5. September 1891. 85. Jahrgang. Leipzig, 5. September. * Kaiser Wilhelm und König Albert statteten Freitag Nachmittag dem Erzherzoge Carl Ludwig in Windigsteig einen Besuch ad. Abends Uhr fand ein Tiner statt. Bei demselben sagen r»r Rechten des Kaisers Fra»; Joses Kaiser WilhelmPrinz Georg von Sachsen, der Reichs kanzler General v. Caprivi und der Minister dcS Aus wärtigen Graf Kalnvkv. Zur Linken dcö Kaisers Franz Josef saßen der König Albert, der Herzog von Württemberg, der Botschafter Prinz Neuß und der OberststaUmciftcr Prinz von Thurn und Taxiö. * AuS München, 5. September, wird gemeldet: Ter preußische Gesandte Graf Eulenburg, der gesammle militairische Ehrendienst mit dem General Capitain Grasen Bern de la Bosia, sowie der Regierungspräsident vonObcr- Bayern werden Se. Majestät Kaiser Wilhelm Montag Abend gegen 7 Uhr auf der Grenzstation Limbach empfangen. * Wir haben schon mitgethcilt, daß der preußische Gesandte beim Vatica», Herr von Schlözer, bei Fürst Bismarck in Barzin zu Gast weilt. Nunmehr hat am Sedantage ein noch interessanterer Besuch in Barzin stall- gesundcm Prinz Alb recht von Preußen ist von Fürst begrüßt worden. Bismarck lieber die Be be richtet die „Tanzigcr Zeitung" in einer ll^itthcilnng auS Stolp: „Aus dem Babnbofc in Hammermühlc begrüßte gestern (am Sedantage) Nachmittag Fürst BiSmarck den zur militairischen Inspektion uach Stolp fahrenden Prinzen Albrecht von Preußen. Der Fürst kam in offenem Halbwagen ohne jede Begleitung und Be dienung außer dem Kutscher von Barzin nach Bahnhof Hamincrniühle. Der Fürst sah bleich, aber kräftig aus, nur schien ihm die militairische Haltung, welche der Fürst sich abzuwingen schien, sichtliche Mübe zu machen. Auch an dem Gange des Fürsten macht sich das vorgerückte Alter bemerkbar. Bei Ankunft des Zuges entstieg der Prinz seinem Salon wagen, um den Fürsten zu begrüßen. Ans die Dankworte des Ersteren, daß cs sehr liebenswürdig vom Fürsten gewesen, hier zu erscheinen, erwiderte Fürst Bismarck: „Es ist nur meine Pflicht, königliche Hoheit, meinen durchlauchtigsten Herren meister zu begrüßen. Auf die Acußerung BiSmarck S: „Gestatten königliche Hoheit, Ihnen zum heutigen vaterländischen Gedenk tage zu gratuliren", cntgegncte der Prinz: „Ihnen doch mehr als mir, Durchlaucht!" Fürst BiSmarck äußerte, daß er bis Mitte oder Eude„-Octobcr in Barzin verbleiben werde: r: möchte gerne länger hier verweilen, aber ihm fehle die Nähe der großen Stadt und ihre Annehmlicbkeitcn, die ihm in FricdrichSrub Hamburg zu bieten in der Lage sei. Bei An tunst auf dem Bahnhosc hatte per Fürst scherzend geäußert „Ich habe gar nicht geglaubt, daß unser Kiefcrnwalv so viel Menschen beherbergt!" Es batten sich nämlich aus dem Perron eine Menge Stolper und Schlawcr Neugieriger eingesundcn Die Unterhaltung der beiden hohen Herren dauerte 20 Minuten. * Im Reichs-Iustizamt ist an: l. d. M. die Vvrcoiiimission zur Vorbereitung von AendernngS-An trägen zur zweiten Lesung des Entwurfs eines Bürgerlichen Gesetzbuchs unter dcni Borsitze des Staatö-SccrctairS I)r. Bosse wieder zusammengetrclen. Tic Beralhnngen begannen mit dem allgemeinen Theil des Obligationenrcchts. Da der General- Referent, Geh. Iusiizraib I>r. Planck, noch nicht zurückgekcbrt ist, so wird die Borbcratbung deö noch unerledigten Abschnitts über die juristischen Personen noch ans etwa vierzehn Tage ausgesetzt bleiben. Die Sitzungen der Borcoinmissio», an denen auch der Referent der Hauptcommission, königl. bayerischer Ministcrialrath Iacubezky, thcilnimmt, werden wochcnläglich gehalten. Nur am 2. September fand wegen dcö Sedan lages keine Sitzung statt. Ter Zusammentritt der Haupt commission ist sür den 12. Octobcr in Aussicht genommen. * Der preußische CultnSmimstcr gicbt einen am 8. Juni d.J ergangenen Erlaß an die Generalsupcrintendentcn betreffs der Stiftung eines Kreuzes sür die Generalsupcrintcn- denten als Abzeichen ihrer Würde bekannt. Der Erlaß lautet: „Seine Majestät der Kaiser und König haben Aller gnädigst geruht, sür die Gcncralsupcriiitcndentcn, sowobl der älteren wie der neueren Provinzen, als Abzcicken ihrer Würde ei» Kreuz zu stiften, von welchem ich Eurer Hochwürden anliegend ein Exemplar mit dem Ersuchen ergebenst über sende, mir baldigst eine Empfangsbescheinigung einzurcichcn Ich bemerke dazu, daß nach de» Bestimmungen des betreffenden Allerhöchsten Erlasses vom 12. August vor. IS. die Inhaber zur Anlegung dieses Kreuzes, welches an einem schwarzen Moiräbande um den Hals aus die Brust hcrabbängend zu tragen ist, berechtigt sei» sollen, wenn sie in Amtsiracht er scheinen oder auck> ebne Talar ikr Amt zu rcpräscntiren haben, daß sic cs jedoch stets anzulegcn haben, sobald sie bei Hose erscheinen oder in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers und Königs, beziehungsweise der Gegenwart eines Mitgliedes des königlichen Hauses Amtshandlungen verrichten, und daß das Kreuz nach dem Ausscheiden aus dem Amt auf den Amtsnachfolger übergehen soll." * Die „Nordd. Allgem. Ztg." schreibt: Weder in der Form noch im Inbalt der von der „Agcnce de Coiislaiitinople" über ein zwischen der Pforte und Rußland getroffenes Ab kommcn gemachten Mittbeilung dürfte etwas ciiibaltcn sein, waS zu Zweifeln an der vollkommenen Richtigkeit der Angabe Anlaß böte. Den Sckiffcn der russischen Kriegsflotte und den etwa darauf befindlichen unbewaffneten Soldaten würden die Meerengen m Zukunft offen sein, wie eS auch früher der Fall gewesen. Die Nachgiebigkeit der Pforte be stehe nur darin, daß sic den Beschwerden und GenugthuungS- sordcruiigen des Herrn von Nclikow wegen der wiederholten Anhaltung dieser Schiffe nackgekomnien. Aus Kriegsschiffe beziehe sich die freie Durchfahrt selbstverständlich nicht. Aus dem CabinetSwcchscl und der politischen Haltung der Pforte in der letzten Zeit gehe fecncr nur eine gewisse Verstimmung gegen England hervor und der Wunsch, Rußland gegenüber nicht unfreundlich zu erscheinen. Es dürften da die Spuren einer Toppelströniuug im Rathe dcS Sultans zu ent decken sein. * ?Die Ursache, wegen deren der Herzog Ernst von Eoburg-Gotba die diesjährigen Manöver nicht besucht, soll nach der „Rorvd. Allg. Zig " lediglich darin zu suchen sein, daß dem Herzog das Besteigen eines Pferdes schwer Zahlung der Befähigungsnachweis kommen (?). Obe» sei erkannt, daß „man am Mittelstand nicht weiter rütteln darf." Herr Biebl hat, wie man sieht, in einem sehr znversichtlichen Ton gesprochen. Obligatorische Innung, iiiiiidcslcnS Einsübruiig dcS BesäbigungSnachweiscS bat er in bestimmte nahe Aussicht gestellt. Pta» wird abwartcn müssen, ob die Pkantasie des Redners nicht doch die eigenen Wünsche gar zu sehr mit den Absichten der Regierung ver wechselt hat. In dein gegenwärtigen Reichstag würden freilich auch die weitestgehenden zünftlcrischcn Vorschläge ohne Zwciscl eine Mehrheit finden. * » * Das Actionscomitü der Prager Ausstellung ver sendet folgendes Coininnniqnö: Das ActionSconiilä wird in Gemeinschaft mit dem BerkcbrSauSschuß Vorkehrungen treffen, damit bei der zu erwartenden großen Anzabl der Besucher vom «». bis ll. t. M. durch die Bürgerschaft selbst die Ordnung aufrecht erhalten werde. Das AclionScomitö ist überzeugt, daß zufolge dieser Vorkehrungen jede Intervention der Bcbörde nnnöthig sein und das Publicum die Ordner in jeder Richtung nnterslützcn werde. * Der Wiener „Tii»cS"-Cvrrcspondc»t bat wieder ein mal mit einer seinem Blatte zugeseiidele» Meldung gezeigt, wie wenig Rücksicht er mit seinen fatschen Miltbcilnngcn sogar aus sie widerlegende offenkundige Tkalsachcii nimmt. Er läßt den österreichisch-ungarischen Gesandten in Konstant: nvpcl Baron Calice ans seinen Posten zurückkebrcn, nachdem er eine Audienz beim Kaiser in Ischl gcbabl und mit dein Grasen Kalnoky conscrirlc, uni in Konstantinopcl den Forderungen des bulgarische» Ministers Grekow wegen Ancrlennnng des Fürsten Unterstützung zu leiben. Rn» ist, wie ans Wien berichtet wirk, gar nicht bekannt, wann der sich ans Urlaub befindende Baron Calire nach Konstantinopcl zurück kehren wird, und er kann in den letzten Tagen, wenn dies auch früher einmal der Fall gewesen sein mag, ebensowenig vom Kaiser in Ischl empfangen worden sei», als mit dein Grasen Kalnoky conserirl baden, da der Kaiser niedrere Tage in Cilli bei de» Manövern war und sich nun bei jenen im Waldviertcl befindet, wo bekanntlich auch Gras Katnoty anwesend ist. * AuS Paris wird geschrieben: Der „Figaro" batte vor einiger Zeit dem Grabe des Grasen von Cbambord in Görz einen Besuch abgcslallct und cs im Zustände höchster Berwahrlosnfzg gesunden. Niemand, so sagt er, scheine eö mehr zu besuchen, das Grabgewölbe sei voll Staub und der mit seiner Aussicht beauftragte Mönch benutze cS, um Zwiebeln darin zu trockne». Biele gute monarchische Seelen wollten an eine solche Verwahrlosung nicht glauben uno ein treuer, alter Anhänger des Grafen begab sich selbst nach Görz, um sich durch Augenschein zu überzeugen und dann die Verleumder Lügen zu strafe». WaS er gejehcn hat, veröffentlicht er jetzt im Journal d'Indre-et-Loire und cs bestätigt nicht nur die Angaben dcS „Figaro", sondern cS übcrtrisft sie noch. „Mit wahr hafter Empörung" berichtet er über seinen Besuch und findet nicht Worte genug, um den Schmutz zu beschreibe», der im Grabgewölbe herrsche. Alles sei von einer dichten Staub schicht überzogen und die Kränze und Blumen bildeten nur »och einen Schmutzbanfen. Das Grab des ärmsten Bettlers, so sagt er, könne nicht trauriger auSschen. Allerdings habe er die vom „Figaro" entdeckten getrockneten Zwiebeln nicht mehr gesunken, wohl aber Knoblauch, dem das Grabgewölbe jetzt zur Anfbcwabrungsstätte diene. Ter Besucher erklärt diesen Zustand für eine Schande sür die ganze monarchische Partei, enthält sich aber loyalcrwcise eines UrtheilS über den Grasen von Paris, obgleich doch dieser eigentlich auch etwas an der Sache belhciligt ist * Wir meldeten die Ankunft des Großfürsten Wla dimir in Paris. Nach späteren Nachrichten unterschied sich der Empfang sehr merklich von kein seines jüngeren Bruders, des Großfürsten Alexis. Kein französischer Be amter war bei der Ankunst zugegen und jede Kundgebung unterblieb. Man will daraus schließe», daß bei dem ununlcr brocbencn Eintreffen russischer Großfürsten das Interesse für dieselben weniger lebhaft geworden sei. Das; die fran zösische Regierung, da der Großfürst von seiner Gemahlin, einer deutschen Prinzessin, begleitet ist, cS geflissentlich unterlassen haben sollte, der Stimmung die nöthigc Rachbilsc zu geben, kann man von dem Lande der sprichwörtlichen Galanterie wobl kaum anncbmen. Merkwürdig bleibt die Unterlassung aber doch, da in Frankreich das Recept zum Stimmunamachcn so bekannt und so billig ist. Mil wenigen Hundert Franken wäre die Sache glänzend hcrzu- stellen gewesen. * In Frankreich scheint anläßlich der großen Feld übungen die Spionen furcht wieder in voller Blüthe zu stehe». Man meldet der „Bossischcn Zeitung": Paris, 4. September. Von verschiedene» Seite» werden Ver- Haftungen angeblicher Spione gemeldet. Man stellt die Ihörichtc Behauptung aus, daß sich bei de» große» Feldiibungcn nicht weniger als sieben deutsche Offiziere befinde», die de» Hebungen in Verkleidungen folgen. Auch die Entlassung des Almoseniers des Gefängnisses La Noquelle, Abbü Faure, wird mit einer Spioneniache in Verbindung gebracht, aus welche die Regierung großen Werth zu legen scheint, die aber in ihren Einzel- Heiken unverständlich und geheiinnißvoll ist. * Der Großfürst Georg von Rußland, bekanntlich der Zweitälteste Sohn des Zaren, sollte nach Angabe fran zösischer Blätter, begleitet von seiner Müller, der Zarin, »ach Algier reise», um dort seiner Gesundheit halber längeren Aufenthalt zu nehmen. Erst hieß es in der französischen Presse, die Zarin werde Frankreich und zwar Paris be- der hervorragendsten Tbeilnebmcr an derselben Beachtung suchen und man berauschte sich förmlich an den Ufern der schenken müssen. Der Redner äußerte u. A.: „Dem Macht- Seine im Vorgefühl der hoben Ehre, der dadurch die Re- wort deö jugendlich thatkrästigen Kaisers sei cS zu danken daß jüngst in ' -- - deren geheim Regierung Sr. Verhandlungen könne man nicht mehr im Zwciscl sein, was der Handwerker wolle, und ihm sei auch bekannt, daß die Vorschläge der Regierung von dem Kaiser gebilligt seien. So dürfe man heute guter Hoffnung sein, eine Organisation des Handwerks durch das ganze Deutsche Reich aus der Grund läge des Zwangcs, d. h. der obligatorischen Innung, könne nicht mehr fern sein (?), mindestens werde als LdschlagS- wird und er daher die Manöver im Wagen mitmachen müßte. Wie grundlos die Mitlbcilungen über eine Verstimmung, die zwischen dem Kaiser und dem Herzog bestehen solle, wären, beweise die Tbatsachc, daß der Kaiser eine Einladung zu der Jagd des Herzogs in Tirol sür den November an genommen habe. * Die „Nordd. Allgem. Zcilnng" weist ans einen Artikel der „Kölnischen Zeitung" über den Schutz des deutschen überseeischen Handels durch die Marine hi», der einer allgemeinen Tendenz nach Beachtung verdiene. Die „Kölnische Zeitung" fordert darin die Vermehrung und Vcr- lärkung der überseeischen Marincstationen oder Russcnkung eines zweiten ständigen KreuzergeschwaterS, wozu in beite» Fällen erst der Reichstag die Mittel bewilligen müßte. * Der Entwurf eines TrunksnchtSgesetzes ist seit einer Veröffentlichung vo» den verschiedensten Seite» kritisirt worden, was ja der Zweck des Veröffentliche»- war. Wenn indessen diese Kritik eine überwiegend recht abfällige gewesen ist, so ist der Grund hierfür leicht zu erkenne». Ter tcino- kratischcn Presse versagt das agitatorische „NotbstandS"-Moliv mehr und mcbr, und itt dieselbe daher gern bereit, einen Wechsel des Agilationöstosfs eintretcn zu lassen. Daher kommt cs, wenn daö Truiiksnchisgcsctz inSbeionderc von den Sland- punctcn der Schankwirlbe und der Trinker erörtert und von diesen aus verworfen wird. Jedenfalls sind ;a Schankwirlbe und die Trinker so zu sagen Nächslbclbciliglc an einem solchen Gesetze, und cs ist daher in der Ordnung, auch vom Slantpuncte ihrer Interessen auS de» Entwurf zu prüfen. Indessen sind doch aber die Beide» nicht die allein Bclbciligtcn an einem solchen Gesetze, vielmehr sieben die elbischen und hygici nischen allgemeinen Interessen, welche sür eine derartige Gesetzgebung in Frage kommen, unseres ErachlcuS jenen Spcciaiiiitercsscn weit voran. Plan sollte dabcr doch die Kritik nicht allzu einseitig vom Schankwirchs- und Trinkcr- standpuncte aus vornehmen, dann würde man auch wobt zu erbebjich günstigeren Resultaten gelangen, als cö in solcher Einseitigkeit der Fall sein kann. * Wie bereits mitgethcilt, wird bezüglich des Wclfcn- fondS dem preußischen Landtage eine Vorlage zugchen., Es liegt ans der Hand, daß die Regierung über die oft be tonten Umtriebe der Wctfenpartei bei dieser Gelegenheit in einer oder der anderen Richtung Recheiischaft abznlegen bemüht sein wird. ES beißt, daß ihr dazu ein ziemlich um fassendes Material zur Verfügung steht, und man darf ge spannt sein, wie tveit sich dies bestätigt. Vielleicht sieben die Haussuchungen damit in Verbindung, welche jüngst in der Stakt Hannover bei Mitgliedern der Welscnpartci statt- gefunden haben. Eö wird bestätigt, daß die Ergebnisse der selben nicht unwesentlich gewesen sind. * Tic „Rbein.-Wcstf. Ztg." schreibt: „In den Köpfen einiger Leute scheint sich die Absicht verhärtet zu haben, den Ebrcn-IohanncS Fuöangel zum deutschen Nationalbciligen stempeln zu wollen. Das ullramontane „Duisburger Tage blatt" brachte vor einigen Tagen folgende sonderbare 'Nachricht, welche sofort von dein in Münster erscheinenden, nicht weniger ultramonlancn „Westfälischen Merkur" mit der ganzen Wärme eines anbclcndcn Herzens aufgcfaßt wurde: „Von vielen Seilen aus der Bürgerschaft ist besonders uns gegenüber die bestimmte Absicht ausgesvrvchcn worden, Herr» Re- dactcur Fuoangct am Ecnlralbahnhos bei seiner Ankunst einen großartigen Emvsang zu bereite». Für die Kosten der Musik sind sogar Phon Beiträge gezeichnet worden (?), trotzdem wir die Lpporinnitär einer solchen ituiidgcbung i» Abrede stellten. Herr Fusaiigel traf heute Morgen i» Begleitung seiner Frau und eines Verwandten hier ein und hat tagsüber in einer kleinen, aber gewählte» Gesellschaft Mulh und Hoffnung gefaßt für die angc- sangcnc Zeit schwerer Prüfung im Dienste der allgemeinen Wohlfahrt «warum nicht lieber Verhetzung?) unseres ge- sammten Volkes, l!) I'ost tevebras Im! Herr Fusangel hat sich heule Nachmittag 5 Minuten nach 4 Uhr im hiesigen Landgerichls- Gesängnisse i» Begleitung seiner Frau und einiger Freunde freiwillig gestellt. Er ist höflich und zuvorlvmincnd im Gefängnisse empsaiigeu worden. (?) Möge ihm die Zeit der Prüfung in Duisburg leicht »nd kurz sein! Tie vollste herzliche Sympalhic der gesammlen (was sagt die „Rhein-und Ruhrzeitung" dazu?) Duisburger Bürger schaft ist inil ihm und darüber hinaus, in Deutschland und in der ganzen anständige» Welt iolgt man mit wärmster Theilnahiiic einem Manne, der kein Gefängnis;, wohl aber ein National-Denk mal verdient." Möge sich bald ein Künstler sind«», der nach dieser An regung den zukünftigen Natirnalheiligen Fusangel mit dem Basilio Hut aus dem Kopf und der zerbrochene» Feder und der gestickten Schiene in der Hand in Elein anshaut. Bochum wird unzweifelhaft stolz darauf sein, ein solches einzigartiges Denkmal, das seinen Standort am besten dem Directions- gebäude des Bochumcr Vereins gegenüber erhält, innerhalb seiner Mauern errichten zu könne». Fehlt nur noch die nötbige Geldsumme, die i»k:sscn durch freiwillige Beiträge der „Westfälischen VolkSzeiliing", der „Kölnischen BolkSzeitung" und der übrigen „VolkSzcitungcn" unter Beihilfe der L. Sonne- mann'schcn „Frankfurter Zeitung", dcS A. Lcvysohn'schcn „Berliner Tageblattes" und anderer „Tageblätter" »ecunckum oräinem leicht beschafft werden wird." * Ans der Tanzigcr Katholikenversammlung kam u A. auch die Handwerkcrfrage zur Verhandlung. Der RcichStagSabgcordnelc Biehl-Münchcn, bekanntlich einer der rührigsten und entschiedensten Vorkämpfer für die Zunfthcstrebungen, hielt darüber einen Vortrag, welcher nicht ohne Interesse war wegen einiger Andeutungen über die in diesem Sommer in Berlin auf Anregung der RcickiS> rcaicrung abgchaltene Handwerlerconferenz. Die Er gcimisse dieser Conferenz sind bekanntlich stets geheim gehalten worden; man wird daher den Andeutungen eines nicht »ach Algier, sondern — nach dem Kaukasus zu längerem Attscnlhalt begeben werde. Hoffentlich wird diese Meldung nicht verfehlen, ans die erhitzten Pariser Russcn- anbclcr einen etwas ernüchternden Eindruck hervorzubringen. * Die hochcoiiscrvalive Londoner „St. James Gazelle" schreibt: Die ossiciöse Mittbeiluiig über daS russisch-türkische Abkommen bezüglich der Durchfahrt durch die Dardanellen scheint die Meldung des „Standard", die Pforte habe Rußland in der Dardancllciisragc völlig nachgegcbeii, ckcr zu bestätige», als zu wider lege». Die Türkei konnte Rußland nicht offen daS Recht ciiiläntiie», Kriegsschiffe durch die Meerengen zu senden; allein die Türkei lau» beide Augen znkrücken. Daö ist, was ver einbart worden ist: Kriegsschiffe sollen Freiwilligenschissc, ibrc Mannschaften ansgcticiile Soldaten oder Sträflinge unter militairischcr Bedeckung genannt werden; Rußland soll einen Vorwand finden und die Türkei soll keine Nach forschungen balle». Die öffentlichen Verträge, zu deren In- irastsctzilng Europa das Recht und die Macht besitzt, sollen nicht zerrissen werden; sic werden cinsach umgangen. * Anü London wird vom 4. September gcincltct: Bei dem gestrigen Iabressest der Zunst der Messerschmiede in Sbcssield biclt der Gebcii»siege!bcwal>rcr Lord Cadogan als Vertreter dcS Ministerin»'- eine politische Rede» in deren erlauft publik thcilhajtig werde. Dieser Besuch verflüchtigte sich allmälig in ein bloßes Geleit, das die russische Kaiserin ihrem kranken Sohne nach Algier geben wolle, und Paris blieb nach und nach aus dem Reiseprogramm ganz fort. Gestern noch meldete der „Figaro" uinstäiidlich diese Algier reise »nd daß die Zarin längere Zeit dort verweilen werde, um die Einwirkung des Klimas auf den Großfürsten Georg zu beob achten. Dem ganzen Gerede wirb nun ein Ende ge macht durch die Meldung aus Fredensborg, daß der Groß fürst Georg »ach Stettin fahren werde — und zwar ohne Begleitung semrr hohen Mutter, und dust er sich don dorr er de» bisherigen Erfolg der Tory- rcgicrimg zuiii Theil dem Umstande zuschrieb, daß sie den AlilibcraliSiniiS i» großem Maßgabe als Politik an genommen und durch ihre Gesetzniaßrcgcln über Bollsnntcr- richl, öffentliche GcsniidbcitSpslcgc, Arbciterwvhiiuiiacn, Local- vcrwalltitig und zur Besserung der Zustände in Frlank die besien Ucbcrlicserniigcii der Liberalen ansgesührl habe. Gleich zeitig babc Lord Salisbury durch seine kluge auswärtige Politik den Einfluß Englands in der ganzen Welt nicht nur ansrechl crballen, sondern vergrößert, wäbrcnd er zugleich im Stande gewesen sei, die srciiiitlichstc» Beziehungen mit allen Großmächten ausrccht zu ballen. * Die „Standard" - Meldung, betreffend da- angebliche russisch-türkische Abkommen in der Dartancllenfrage, bat be rechtigtes Ansseben bcrvorgcruscn und zu zahlreichen, mitunter recht interessanten Preßerortcrungen 'Anlaß gegeben, die aber insgesalniut den Kern der Sache nicht treffen, weil sie die Gründe dcö wachsenden Einflusses Rußlands in Koiislanlinopel nicht hinrcichcilv genug würdigen. Es ist eine an den poli tische» CeiilralslcUcn allgemein bekannte Tbatsachc, daß der englische Einfluß am Goldenen Horn seil Iabrcn im Rück gange sich befindet. Die Ursache hierfür hat man jedoch, zur Zcil wenigstens, nicht so sehr ans dem staat-politischen als auf dein finanzpolitische» Gebiete z» suchen, was alsbald ein leuchtend wird, wenn ma» sich tieRollc vergegenwärtigt, welche gewisse englische Finanziiislitute und zablrciche englische Spceu- laiitcii in der Türkei, zugleich aber auch auf Unkosten der Türkei und zum Nachlbeilc des wirlbschasilichen Gedeihens derselben spielen. Thatsächlich macht sich auf türkischem Boden uitlcr dem Schutze der türkischen Gesetze und begünstigt durch die bevorzugte Stellung des Institus der ckettv pnbligiw ein meist vo» englischen U.ilcrnchmcrn geführtes Spccntanlciithum breit, dessen Manipulativiien im Wesentlichen auf eine finanzielle AuSschlachtuiig des otlonianischen Reiches hinanslauscii. Unlcr dcm Einflüsse dieser Sorte von Leuten wird die Verwaltung der >IoUv ;»lhli«,u<?, die doch ebenso wohl den materiellen Interessen des Landes, als den finanzielle» Interessen der türkischen BondboldcrS gerecht zu werde» bestimmt ist, mehr und mehr zu einem AuspowerungS Mechanismus, welcher nach und nackt alle der Türkei »och zur Verfügung stehenden Hilfsquelle» in die Canäle des gedachten SpeenlantciilhninS ablcitct und so rcgcliiläßig, ohne Scheu arbeitet, das; sich der Moment, wo die Türkei bankeroll dastchcn wird, fast mit mathematischer Gewißheit vvrauSbcrcchncn läßt. Diese Sach lage, welche nicht nur aus der hohen Pforte, sondern auch in den Kreisen der europäische» Politik in Konstantinopcl wie anderSwobekanntist,erregt bei de» Leitern des türkischen Staates begreifliche Mißstimmung. Dem brilischen Botschafter am Gol denen Horn, Sir Andrew White, ist der Grund dieser Mißstim miing nicht niibckaniit, so wenig cS andererseits in seiner Macht zu stehen scheint, dciiisclbcn abzubclfcn. Daß aber in logischer Coilscqucnz einer auf die Dauer unerträglichen Lage die Türkei, um ibrcr AuSsaugcr ledig zu werde», irgend einem verzweifelten Entschluss«: zugcdrängt werde» muß, ist klar, und wenn wir auch zuverlässig zu wissen glauben, das; die „Standard" Meldung zur Zeit nur als Fühler bclrachtct werde» kann, so zeigt sie iiiiiiicrhin, das; man auch im Lo» doner Forcigiic-Ofsicc sich Rechenschaft von den durch das rücksichtslose Umgehen der englischen Spcculantcn mit den türkischen Finanzen geschaffene» politische» Gefahren ablcgt. Es wäre wohl angezeigt, daß auch anderer Orten dieser Seile der Frage mehr Aufmerksamkeit als bisher sich zuwcndclc, denn sonst tönnte der Zcitpnnct, wo die Türkei wirklickt in den vom „Standard" signalisirlen Weg cinlenkte, rascher eiiilrclcn als viele Leute denken mögen. * Zu der Meldung Bukarcstcr Blätter, daß König Karol den König von Italien besuchen werte, bcmcrkt die „Agcnce Roumaine", da beide Könige sich einander nahe befinden würden, so wäre eine Begegnung wahrscheinlich; dock werde diese zufällige, keincSsalls vorbereitete Zusammen lunst weder einen officiellcn, noch einen politischen Charakter haben. * Die Nachricht dcS „Capitan Fracassa" über eine crnstcrc Erkrankung dcö Papstes bestätigt sich nicht. Der Papst prvmcnirlc am Donnerstag wie am Freitag über eine Stunde >m Garten, crtbciltc im Vvrübcrgchcn mehrere Audienzen und empfing sodann, wie gewöhnlich, den StaalSsccrctair Nampolla, sowie die päpstlichen Prälaten. * Die italienischen Blätter erkläre» die Nachricht, der KriegSministcr beabsichtige die probeweise Mobilisirung eines ArmcecorpS, auf daS Entschiedenste für unrichtig. * Der „Kreuzzcilung" wird auS Lissabon tclegrapbirt: ,.() sliarin ,I«> Ooforiin" veröffentlicht heute ein Teeret, durch welches die Einsuhr von anSländischei» Getreide nach Portugal verboten wird. Mvlivirt wird daS Verbot da niit, daß die heimische Landwirthschaft gegen die auswärtige Concurren; geschützt werden muß. * In Norwegen dauert die TiScussivil über die v. i den nationalen Heißspornen verlangte Schaffung eines ciacnca Ministeriums des Auswärtigen sür Norwegen fort. Jüngst
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite