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MsdrufferTageblatt Donnerstag den 21. Juni 1934 Nr. 142 — 93. Jahrgang Telepr.-Adr.: „Tageblatt Das Wilsdruffer Tageblatt ist da§ zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen? der Amkshauptmannschaft Meißen, des Stadt- rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits, bestimmte Blatt Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und 'Das .Wilsdruffer^Tageblatt"^erlcheintian'allen Werktagen^nachmittags 4 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM.' jrei Haus, bei Postbestellung, 1,80,RM.^ zuzüglich Bestellgeld.^Einzelnummern 10 Rpsg. Alle Postanstalten und Poft- ^-oten, unsereAusttäger u. — Geschäftsstelle, nehmen zu -jederzeit Bestellungen ent- Lv0aieNvIat1 sUr WllsdrUfs U. UMgLgeNd gegen. Im Falle höherer, »Gewalt,Kriegod.sonstiger^ - Betriebsstörungen besteht! kein.Anspruchs auf Lieferung«:der Zeitung oder Kürzung ü des Bezugspreises. ^ R2cksendun->eingesandter. Schriftstücke, erfolgt nur,.wenn Rückporto beiliegt., alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks An,eigenpreis- laut ausliegendcm Taris NS.4.z—.Nachweisu-ngs-G^bL^rÄr» RpfA^—^DorgkschtteLeno Erscheinung^,agr und Platzvorschristen.werdeMnachz».MöglichkeiI>,.bcrückIichügtM—»Anzeigen - Annahme! bis vormitlags W Uhr. 7' - .. - Mr die «ichtigkeib deä durch Fernruf Übermil.' Fernsprecher:' Amt Wilsdruff Nr. 6 lellcn Anzeigen^bernch^ men wir kein- Gewähr. , — «!— Jeder Rabattanspruch, erlischt, .wenn dec. Betrag, .durch Klage, eingczogen werden- imuhl g>dcgj^.LeUr.Auitraggcbev^w»Konkurs gerate Sozialismus der Tat. Monat um Monat steigt in Deutschland die Zahl derer, die dem wirtschaftlich und seelisch so furchtbaren Schicksal der Arbeitslosigkeit entrissen werden können. Da denken wir einmal an die Zeit vor etwa zwei, drei Jahren zurück. Welches war denn damals vor allem das soziale Problem? „Die Arbeitslosen, besonders die jugendlichen unter ihnen, von der Straße ivegbringen.* Erst die nationalsozialistische Regie rung hat aber, ohne Rücksicht überall dort, wo Rücksicht zu nehmen schon ein Verbrechen am Volke geworden wäre, mit fester Hand zugegriffen und hat den größten Teil der jugendlichen, willige und unwillige, wieder ordentlich arbeiten gelehrt, das sie in ihrer Mehrheit nur sehr kümmerlich oder gar nicht gelernt hatten. Auch vielen, vielen Tausenden älterer Arbeitsloser konnte endlich, uach ost jahrelanger Zwecklosigkeit des Daseins, wieder ^ohn und Brot beschafft werden; ihnen und ihren Familien. Aber gerade von diesen älterenArbeitslosen !>, heute viel zu viele ohne Beschäftigung und ohne Verdienst. Der industrielle Arbeiter, meist durch die d-M k Wohnort gefesselt, konnte nicht so schnell ^ 'lrbcitslosigkcit entrissen werden wie der Jugendliche, An Arbeitskraft die Landwirtschaft, der Frei- m M Arbeitsdienst und so manche andere, von der nur Gerung getroffenen Maßnahmen, riefen. Denn ?"Nsam vermochte die Wiederbelebung Archen Industrie, des Handwerks und des Verkehrs usw. die hauptsächlich in den d-r är» Großstädten zusammengcballtcn Scharen Arbeitslosen zu vermindern. Und oft, allzuoft '"A"en ne dort wo etwa sich ihnen eine Arbeits- Asi Mey beiseitegeschobcn durch eine jüngere «rast die oft billiger arbeiten wollte, arbeiten konnte, "ieniand anders als für sich selbst zu sorgen , auch oft dem Betriebsleiter gerade deswegen »v"ammen char, weil sie billiger arbeiten wollte und Und dem anderen wurde ein „Zu alt!" gesagt. -as will der nationalsozialistische I'aat nicht länger mehr mit ansehen. Er will den Vitalismus der Tat, der opfern bedeutet. Iw," der Arbeitsschlacht 1934 mutz cs gelingen, in weitem --^"n^iUere, insbesondere verheiratete und kinder- Arbeitslose wieder in den Wirtschaftsprozeß ein- dabei werden sowohl von Unternehmern als iArbeitern und Angestellten Opfer gefordert, die b-ik.. -kesse der Allgemeinheit gebracht werden müssen", s. t" es m dem Aufruf des Führers der Wirtschaft, b?"u auch sagt, wie das alles durchgeführt wird. di>> auf den Nationalsozialismus haben li-- alleren Arbeitslosen ihre Hoffnung eingestellt, denn ^fanden und empfinden es: Er ist d c r s ch ä r fste von j-r des dem liberalistischcn Ungeist entsprossenen, de« . ganz durchtränkten Kapitalismus, der Und frischen nur nach seiner „Arbeitskraft" einschätzt krall" > kücksichtslos beiseitcwirft, wenn diese „Arbeits- genug. ein L "vlmger Zeit wurde wegen asozialen Verhallens well'/"nutzer in ein Konzentrationslager übcrgeführt, hch weigerte, einem Familienvater eine Wohnung - "nucten, nur weil dieser eine größere Kinder- di-,'-? nannte. „Besitz verpflichtet",— wr <satz der in der Weimarer Verfassung stand, aber k.,i.5'u? bloße Phrase blieb, gehört zum national- " Programm, das noch immer und überall U » I,. ivurde oder wird. Das gilt nicht minder für den . k " ehmer. Ausdrücklich aber wird in dem Auf- baß b-" der Aktion zur Schaffung der d-- ältere Arbeitslose keine Überalterung <waft, hm- Mem aber keine Auswechselung Fachkräfte gegen ältere ungeeignete N n daß vielmehr der unentbehrliche den wa'"^ bei Facharbeiter gesichert wer- ein-n m, gibt es einzelne Industriezweige, die über Uwes? "" Facharbeitern klagen, und jener Nach- daher um so notwendiger, weil auch er meist --Arbeitslos war und nachholen muß, was fort- wcr d-m die Gelegenheit solange gefehlt hat. Und d-r Älteren den Arbeitsplatz freiwillig räumen will, d-„» - -fort in andere Arbeit untergebracht werden; A - Ü Zr - e ja ein Opfer, das ihm aber nicht die Albst wegnehmen soll. A r -Attischen Volkes größter Besitz ist seine o l t s traf t; sorgsam und zweckmäßig will der io>ir>en"^°1'ttüsmus mit diesem Besitz umgehen, denn in ist ein fürchterlicher Raubbau damit d-r Morden. Gewiß sind die Schwierigkeiten, die sich sormr-^m"r. Ettiählichcn Lösung dieses ernstesten aller aber » bl«ne entgegenstellcn, ganz besonders groß, dar ki""i»?cttlsche Nationalsozialismus hat es bewiesen, aott - das ernsthaft gemeinte militärische Scherzwort !n "Schwierigkeitensind dazu da, um uverwunden z« werden!" Dr. Pr. Sie WW der Kleinen Entente. Bukarest, 20. Juni. Der ständige Rat der Kleinen Entente beendete am Mittwoch seine Arbeit, lieber die Ergeb nisse Hot der rumänische Außenminister Tilulesco bei einem Presseempfang, den er gemeinsam mit Benesch und Iestitsch veranstaltete, ein Kommunique verlesen, in dem es u. a. heißt: „Die drei Außenminister haben die allgemeine politische Lage gründlich geprüft. Sie waren sich im klaren darüber, daß diese Lage einige beunruhigende Symptome ausmeist. Sie haben aber auch das Bestehen einiger ermutigender Anzeichen festge stellt, die sich entwickelt und verstärkt haben. Der ständige Rat der Kleinen Entente hat alle Entscheidungen getroffen, die an gesichts der Lage notwendig sind. In vier Sitzungen, die vom 18. bis 20. Juni in Bukarest abgehalten wurden, hat der stän dige Rat u. a. beschlossen: 1. alle Anstrengungen zu machen, daß die Abrüstungskon ferenz zu einem für alle Teile befriedigenden Abkommen führt; 2. mit allen Kräften die Organisation der Sicherheit zu un terstützen und an den regionalen Abkommen über gegen seitige Unterstützung, die augenblicklich erörtert werden, teilzunehmen; 3. milzuarbeiten am wirtschaftlichen Wiederaufbau Europas im Einvernehmen mit allen interessierten Ländern. Zum großen Bedauern des ständigen Rates der Kleinen En tente erwecken einige amtliche ungarische Erklärungen den Eindruck, daß Ungarn sich selbst von einer solchen Mit arbeit ausschließen will; 4. die Entschließung zu bekräftigen, sich der Rückkehr der Habsburger, sei es in welcher Form, durch geeignete Maß nahmen Zu widersetzen; 5. die besten Beziehungen mit allen Staaten aufrechtzucrhal- ten und zu pflegen, vor allem mit den Nachbarstaaten und mit Polen; 6. von der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen der Sowjetunion und Rumänien und der Tsche choslowakei mit Genugtuung Kenntnis zu nehmen; 7. von den Versicherungen der Unterzeichner des Balkanpak tes über dessen Anwendung und von der Ratifikation die ses Paktes durch Rumänien und Südslavien mit größter Befriedigung Kenntnis zu nehmen; 8. die von den Wirtschaftsrat der Kleinen Entente in Bu karest angenommenen Entschließungen zu ratifizieren und sie den betreff. Regierungen zur Billigung vorzulegen; 9. die Sympathie mit dem argentinischen Kriegsächtungspakt vom 10. 10. 1933 auszudrücken, den der Rat der Kleinen Entente einer genauen Prüfung zu unterwerfen beschlossen hat; 10. sich im September erneut in Genf zu treffen." „Oie unbe-ingie Aoiwendigkeii -es Friedens." Ministerpräsident Gömbüs über ungarische und europäische Politik. Ministerpräsident Gömbös führte in seiner Rede im ungarischen Oberhaus u. a. aus, daß die internationale politische Lage gegenüber dem Vorjahre unverändert ge blieben sei, da die im Vordergrund stehenden großen Fragen, wie die Frage der Abrüstung, der Wirtschafts krise, das Problem der nationalen Minderheiten und vor allem die Revisionsfrage ungelöst geblieben seien. Er habe des öfteren betont, daß Ungarns Absichten durchaus friedlich seien. Die ungelösten Fragen durch Krieg lösen zu wollen, wäre Irrsinn und bedeute, daß man nicht im stande sei, die Probleme auf friedlichem Wege zu lösen. Es sei klar, daß Ungarn der Kleinen Entente gegenüber stände, deren Absichten nur dahin gingen, Ungarn wirt schaftlich in die Knie zu zwingen, damit es endgültig auf seine politischen Forderungen verzichte. Sein Bestreben ginge deshalb dahin, gestützt auf Oesterreich, Deutschland und Italien sowohl in Poli- tischer als auch in wirtschaftlicher Hinsicht Ungarn „aus der Falle herauszuholen". Die römischen Vereinbarungen bedeuteten einen Schritt nach vorwärts. Ebenso halte er die in Venedig stattgefun dene Aussprache für außerordentlich wichtig. Es bestehe offenbar die Bereitschaft, die österreichische . Frage zu be reinigen, die sonst eine offene Wunde Mitteleuropas bleiben würde. Wenn Berlin und Rom sich untereinander ansgleichen, so würde dieser Ausgleich die Achse einer ruhigeren europäischen Politik bilden. Er halte die Freundschaft zu beiden Staaten sowohl aus politischen als auch aus wirtschaftlichen Gründen für richtig. Auch für Oesterreich würde eine solche ausgeglichene Politik wichtig sein, weil diese die volle Unabhängigkeit Oester reichs mit sich bringen werde. Europa macye eine große moralische und materielle Krise durch, und er, der Soldat Gömbös, trachte nach Frieden, weil er um Europa besortzt sei: Er sei besorgt, daß die Kultur Europas eines Tages zusammenbreche. Er wolle daher von dieser Stelle wieder die unbe dingte Notwendigkeit des Friedens betonen und zwar nicht nur des Friedens für Ungarn, sondern des Friedens für ganz Europa. Oie gelbe Gefahr. „Popolo d'Jtalia" zum Vordringen Japans in China. Mussolinis „Popolo d'Jtalia" veröffentlicht anläß lich des Wiederauffindens des angeblich verschwunden ge wesenen japanischen Vizekonsuls in Nanking einen offen sichtlich von höchster Regierungsstelle geschriebenen Leit artikel. Zum Aerger der Regierung in Tokio, so schreibt das Blatt, ist Kuramoto wieder aufgefunden worden. Eine günstige Gelegenheit ist verpaßt. Denn der Fall Kuramoto hätte mit dem des Kanzlers der japanischen Gesandtschaft in Peking zur Zeit des Boxeraufstandes verglichen werden können. Die japanische Regierung ist ja auch schon bereit gewesen, im Innern Chinas eine eigene Polizei ein zurichten. Japan benutzt eben die delikatesten Momente der europäischen politischen Lage, um seinen Plan, China nach und nach zu erobern, weiterzutreibcn. Japan profitiert von der verwirrten Politik Euro pas. Die gelbe Rasse steht vor den Toren, und das ist nicht mehr nur sprichwörtlich zu nennen. Man muß die Symptome dieser trotzigen, immer weiter fortschreitenden Eroberung zuerst der Orient- und dann der europäischen Märkte sammeln, um zu verstehen, wie Europa immer mehr an Boden verliert, heute in einem schnellen, morgen vielleicht schon in einem Riesentempo. Der Fall Kuramoto ist ein Alarmsignal! pkeuWYer Staatshaushalt ohne Fehlbetrag. E'isserne Sparsamkeit beim Etat für11v34. Wichtige Ausführungen von Dr. Popitz. Der preußische Ministerpräsident Göring hat in seiner Rede vor dem Preußischen Staatsrat mit Nachdruck betont, daß die Aufgabe Preußens im neuen Reiche darin bestehe, Vorkämpfer und Baustein des Dritten Reiches zu fein. Dies war auch der Grundgedanke der anschließenden Dar legungen des preußischen Finanzministers Professor Dr. Popitz über die Haushalts- und Kaffenlage des Preußischen Staates. Der Minister führte, wie jetzt mitgeleilt wird, u. a. aus: Zum erstenmal seit der Krisenzeit hat das Rechnungs jahr 1933 nicht mit einem Fehlbetrag, sondern mit einem geringen Überschuß von 3,5 Millionen M a r k abgeschlossen. Hierin spiegelt sich einmal die Auf wärtsbewegung der dentschen Wirtschaft, zum anderen die verantwortungsbewußte, von dem Nänkespiel des parla mentarischen Systems befreite Haushaltsführung des Staates Wider. Am 1. April 1933 betrugen die in den letzten Jahren ausgelaufenen Fehlbeträge nicht weniger als 658 Millionen Mark, und zwar 421 Millionen im ard entlüden Akd 232 Millionen UN Anleihebausüalt. EL mußte deswegen der Weg beschritten werden, den Maat von diesen Fehlbeträgen durch ihre Verweisung auf eine langfristig zu tilgende Anleihe zu entlasten. Es mußte aber auch alles darangesetzt werden, den Fehlbetrag durch eiserne Sparsamkeit herunterzudrücken. Dies ist dank der nachhaltigen Bemühungen, an denen alle preußischen Ressorts verdienstvollen Anteil haben, in Höhe eines Betrages von 143 Millionen Mark geglückt. Weitere 56 Millionen konnten im Anleihehaushalt untergebracht werden. Der Finanzminister konnte Mit teilen, daß cs gelungen ist, die kurzfristige Verschuldung von 420 auf 395 Millionen Mark herabzudrücken und auch hinsichtlich dieses Betrages eine gewisse Stabilisierung zu erreichen. Der Finanzminister wies deshalb mit Recht darauf hin, daß, falls nicht unvorhergesehene Zwischen fälle eintrctcn, die Kaffcnlage des Preußischen Staates gesichert ist. Der mit äußerster Sparsamkeit aufgestellte Staats- haushalt für 1934 ist mit 2 094 Millionen Mark i« Einnahme und Ausgabe nicht nur formell, sonder« auch innerlich ansgcglichcn. Von diesem Betrage entfallen 2 012 Millionen Mark auf die Einnahme« und Ausgaben des ordentlichen Haushalts und ^2 Millionen Mark aus solche des außerordentlichen Haushalts,