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Großenhainer Unterhaltungs- L Anzeigtblatt. Amtsblatt für die königlichen Md städtischm Behörden zu Großenhain vnd Radeburg. Redaction, Druck und Verlag von Herrmann Starke in Großenhain. Erscheinen: Dien-tag, Donner-tag, Sonnabend. Sonnabend den 6 SeNtember Inserate werden Tags vorher bi« früh 9 Uhr für «-10. Abonnement vierteljährltch 1 Mark. ^VNNlt0eN0 ven v. VepieMver. die nächste Nummer angenommen. RO» S« Die Neupslasterung einer bezw. mehrerer Straßen hiesiger Stadt in Rund- bezw. Kopfsteinpflaster soll in Submission überlassen werden und wollen geeignete Unternehmer ihre Offerten für die verschiedenen Arten des Pflasters nach lüM. berechnet in versiegelten Couverts baldigst an uns einreichen. Die Eröffnung der eingegangenen Offerten erfolgt am Montag, den 13. d. M., Nachmittags L Uhr im Raths-Sessionszimmer hier und kann auf später eingehende Anerbietungen Rücksicht nicht mehr genommen werden. Ortrand, den 3. September 1879. Der Magistrat. Von dem unterzeichneten Königlichen Gerichtsamte sollen den 17. September 1879 die dem Carl Gottfried Fabian zu Gohrisch zugehörigen 1) das Haus- und Feld- Grundstück Nr. 6 des Katasters, Nr. 2 des Grund- und Hypothekenbuchs für Gohrisch, und 2) das Feld Fol. 72 desjenigen für Lichtensee, welche Grundstücke am 30. Juni 1879 ohne Berücksichtigung der Oblasten auf zu 1: 3600 Mark, zu 2: 873 Mark gewürdert worden sind, nothwendiger Weise versteigert werden, was unter Bezugnahme auf den an hiesiger Gerichtsstelle aushängenden Anschlag hierdurch bekannt gemacht wird. Großenhain, am 11. Juli 1879. Königliches Gerichtsamt. Schröder. Z. Aufforderung. Die am 30. Juni 1879 fällig gewesenen Pachtgelder, 1 Röhrwasserzinsen, > pro 1. Halbjahr 1879 Schankzinsen, , sind nunmehr baldigst und längstens bis zum 2V. September a. v. an unsere Stadthauptcasse zu bezahlen. Großenhain, am 4. September 1879. Staötratst. Vogel, Stdtr. Bekanntmachung, das Amtsblatt betr. Nachdem die Königlichen Ministerien des Innern und der Justiz das in Radeburg unter dem Titel „Radeburger Anzeiger" erscheinende Blatt vom 1. October dss. Js. an zum Amtsblatte für die Königliche Amtshauptmannschaft Großenhain und für das Königliche Amtsgericht Radeburg bestimmt haben, wird von diesem Zeitpunkte an von der hiesigen städtischen Verwaltungs- und Polizeibehörde das Großenhainer Unterhaltungs- und Anzeige-Blatt als Amtsblatt aufgegeben und der „Radeburger Anzeiger" als alleiniges Amtsblatt benutzt werden, was hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht wird. Radeburg, am 29. August 1879. Der Stadtrath. Hinkel, Brgrmstr. Bekanntmachung. Alle Diejenigen, welche Feuereimer zur Schulze'schen Brandstätte geschickt und die selben bis heute noch nicht erhalten, haben sich binnen drei Tagen bei Unterzeichnetem, Töpfergasse 152, zu melden. Zwei abhanden gekommene Stall-Laternen, gezeichnet 8p. 3 und 8p. 6, wolle man abgeben an Großenhain, den 6. September 1879. F. Jähnig, Zeugmeister. Mittwoch, be« 19. September d. I.: Roß- und Viehmarkt in Radeburg Tags darauf Krammarkt. Der Stadtrath zu Wadeburg. Submission. Die Reparatur des Pflasters und der Standsäulen in dem an der Elster werdaer Straße allhier gelegenen Escadrons-Pferdestalle soll im Wege öffentlicher Sub mission verdungen werden. Bewerber wollen die bezüglichen Ausführungs-Bedingungen in Stube Nr. 11 der Escadrons-Caserne einsehen und ihre Offerten bis 15. Septem ber u. e. Vorm. 10 Uhr versiegelt und mit der Aufschrift: „Stallreparatur betr." im Bureau Turnstraße Nr. 141 abgeben. Großenhain, am 3. September 1879. Königliche Garnison-Verwaltung. Pferde - Versteigerung. Von dem unterzeichneten Regiments sollen Donnerstag, den 11. September 1879, von Vormittags 10 Uhr an ea. 45 Stück ausrangirte Dienstpferde und Freitag, den 19. September 1879, von Vormittags 10 Uhr an ca. 12 Stück dergleichen vor dem „rothen Hause" allhier gegen Baarzahlung öffentlich meistbietend versteigert werden. Großenhain, am 1. September 1879. Königliches 1. Husaren-Regiment Nr. 18. Tagesnachnchten. Sachsen. Se. Majestät der König hat sich am Morgen des 4. September für einige Tage nach Schandau begeben, um im dortigen Forstbezirke Jagden abzuhalten. — Am Mittwoch fand bei Ihren königlichen Majestäten im Schlosse Pillnitz eine Hoftafel statt, an welcher Ihre königl. Hoheiten der Prinz Christian und Gemahlin, Prinzessin Helene, so wie Se. Durchlaucht der Erbprinz Ernst Günther von Schleswig - Holstein - Augustenburg Theil nahmen. Mit Bezug auf die Notiz aus Amsterdam, wonach der amerikanische Gesandte im Haag seine Landsleute vor dem betrügerischen Treiben holländischer Agenten, welche ihren Opfern große Erbschaften vorspiegeln, warnt, wird dem „Dr. I." von Herrn E. Förstemann, königl. Bibliothekar in Dresden, geschrieben: Daß jene holländischen Agenten auch in Deutschland ihre Helfershelfer, und zwar schon seit langer Zeit, haben müssen und daß es sich in der That hier um einen großartigen Schwindel handelt, kann ich durch folgende Mittheilungen bestätigen: Bereits als ich 1^51 —1865 Bibliothekar der gräflich Stolberg'schen Bibliothek zu Wernigerode war, wurde ich nicht selten von Personen, namentlich des Bauern- und des niederen Bürger standes angegangen, ihnen bei der Auffindung einer Zeitungs notiz <bald sollte es eine Todesanzeige, bald eine gerichtliche Aufforderung sein) mitznhelfen, auf deren Grund sie be rechtigt seien, Ansprüche auf eine große holländische Erbschaft zu erheben, die zuweilen 3, öfters auch sogar 7 Millionen holländischer Gulden, manchmal eine unbestimmte Summe groß sein sollte; das Capital sollte bald in Batavia, bald in Surinam, bald am Cap der guten Hoffnung liegen. Natürlich wurde niemals etwas aus der Sache; alle Warnungen halfen nichts und ein Mal ließ sich einer von diesen Leuten sogar in dem Grade verblenden, daß er in vollster Sicherheit dcS Erfolges seine unweit Wernigerode in der Nähe der Hasfcrödcr Kirche liegende kleine Hütte mit eigener Hand anzündete. Dieselbe Erfahrung habe ich nun auch während der 14 Jahre, die ich der königlichen öffentlichen Bibliothek zu Dresden vorstehe, zu Dutzenden von Malen gemacht. Zuweilen handelt es sich bei diesen Leuten, welche manchmal einzeln, öfters aber zu zweien und dreien erscheinen, um den gewünschten Nachweis ihrer Verwandtschaft mit den verschiedensten Familien; gewöhnlich aber ist die Bitte die, man möge ihnen gewisse Jahrgänge der „Leipziger Zeitung" vorlegen, die sie dann oft Tage lang Blatt für Blatt durchsetzen, um den gerichtlichen Aufruf zu finden, der sie glücklich machen soll. Diese gewöhnlich leise und geheimnißvoll angebrachte Bitte ist so hänfig, daß ich schon mehrmals, wenn Leute, die ihrem Aeußeren nach gerade nicht in eine wissenschaftliche Bibliothek zu gehören schienen, nach einem Jahrgange der „Leipziger Zeitung" fragten, ihnen offen gesagt habe, es handle sich wohl um die holländische Erbschaft, worauf sie dann stets über mein Wissen sehr erstaunt waren. Es finden sich in der That solche Aufrufe zum Erheben der holländischen Erbschaft in der „Leipziger Zeitung", z. B. schon im Jahrgange 1789, S. 818, öfters aber noch in späteren Jahrgängen (n. A. 1815, S. 31, 1816, S. 2319, 1825, S. 742 u. s. w.tz doch haben sie meines Wissens noch niemals einen Erfolg gehabt. Die auf unserer Bibliothek nachsuchenden Leute sind nicht blos in Dresden, sondern auch öfters auf den umliegenden Dörfern wohnhaft, so daß sich diese Pest auch aufs platte Land hin verbreitet hat; auch briefliche Anfragen der Art habe ich schon beantworten müssen. Am stärksten wurde die königl. Bibliothek im vorigen Jahre deshalb angegangen, ein Mal sogar an einem Tage von zwei verschiedenen Parteien. Manche dieser Benutzer unserer Bibliothek haben schon hierdurch einen großen Schaden erlitten, so z. B. soll ein Restaurateur in Zittau schon vor langen Jahren sich hier bedeutende Mühe um jene Erbschaft ge geben haben und dadurch arm geworden sein. ES wäre in der That wünschenswcrth, wenn durch Verbreitung dieser Mittheilung vielleicht nocb andere dahin gehörige Wahr nehmungen zur Veröffentlichung kämen und dadurch einer höchst gefährlichen Art von Betrügern das Handwerk gelegt würde, sei eS durch Warnung der Opfer, sei es durch Entlarvung der Uebclthäter. Der verstorbene Mitinhaber der Firma Eduard Lohse in Chemnitz, Herr Richard Lohse, hat der dasigen Stadt gemeinde und mehreren gemeinnützigen Anstalten daselbst Vermächtnisse im Gesammtbetrage von 48,000 M. letzt willig hinterlassen. Unter Anderem sind die Zinsen von 18,000 M. Kapital zur Verwendung an arme würdige Weber und an arme, würdige junge Leute, welche die dortige höhere Webschule besuchen wollen, bestimmt. In einer von einem Zwickauer Kaufmanne bezogenen Partie amerikanischen Speckes wurden am 1. Septbr. bei der mikroskopischen Untersuchung desselben zahlreiche Tri chinen vorgefunden. Die Waare wurde auf erfolgte Anzeige polizeilich mit Beschlag belegt. — Ebenso mußte von der Wohlfahrtspolizei in Dresden am 2. Septbr. beim Kauf mann Fischer, Waisenhausstraße 17, 64 Vr Pfund trichinen haltiger Speck mit Beschlag belegt werden, welcher Anfang Juli d. I. aus Haspe in Westfalen bezogen und, laut bei- gegebeuer Bescheinigung, von dem dortigen amtlichen Fleisch beschauer untersucht und hierbei als trichinenfrei befunden worden war. Von der Specksendung waren bereits 31 Pfd. verkauft; die Käufer wurden daher vor der Weiterverwen dung desselben gewarnt. Obwohl nun gegen die Dresdner Verkäufer, welche offenbar in dem guten Glauben standen, es mit trichinenfreier Waare zu thun zu haben, nichts weiter zu thun sein wird, so liegt die Sache dem Fleisch beschauer in Haspe gegenüber anders, und wird deshalb auch die zuständige Behörde desselben unverzüglich von der Sache in Kenntniß gesetzt werden. Dieser Fall lehrt wie der, wie nothwendig es ist, dergleichen Fettwaaren nicht in ungekochtem Zustande zu verwenden. In Bezug auf den Besuch der Kunstgewerbeausstellung in Leipzig war die Letzte Angabe eine irrige, indem die dort genannte Ziffer 48,401 sich auf die Besucher im letzten Monat allein bezieht, während die Gesammtbesucherzahl bis Ende August sich auf 161,903 beläuft. Deutsches Reich. Se. Majestät der Kaiser hat dem zum außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten Mi nister des Kaisers von China ernannten Herrn Li-Fong-Pao am Montag im Berliner Palais eine Privataudienz ertheilt und aus dessen Händen das Schreiben seines Souveräns entgegengenommen, wodurch er in der gedachten Eigenschaft beglaubigt wird. Als Vertreter des auswärtigen Amtes wohnte der Audienz der Staatssecretär v. Bülow bei.