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alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise laut auflicgendcm Taris Nr. 4. — Na ch wei.s u nys-Ge b ü hr : 20 Rpsg. — Dorgeschriebene Crschcinungstage und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen -- Annahme bis vormittags 10 Uhr. . .cc cv, Für d,e Richtigkeit der durch Fernruf übcrmn- ^erNfPretl)el' ' ÄNll WllövkUss O «eiten Anzeigen überneh men nur keine (Gewähr. - - — — Feder Radaltanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden muh oder Ler Auftraggeber jn Konkurs Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meisten, des Stadl rats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend Anspruch »uf Li-ierung dcr Anlnng od-r Kürzung d» B-zug-prriscs. Stüchsendung kmgcf°Er"sch->IchüÄ rrsolg, nur, wenn Rückporio dciliegi. Nr. 2 — 94. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Tageblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 26-10 Donnerstag, den 3. Januar 1935 Sie Überwindung von Versailles. Von Dr. Hans Draeger, Vizepräsident des Arbeitsausschusses Deutscher Verbände. N8L. Ein großer deutscher Dichter hat mitten im Weltkrieg, den er die Fieberkrankheit einer Welt nannte, für die Zukunft als Herr das Volk bezeichnet, das sich wandeln kann. Damit ist der Weltkrieg und die Nach kriegszeit in einen größeren geschichtlichen Zusammenhang gestellt. Zwar liegt denen, die sie noch erleben konnten, die Vorkriegszeit als eine überaus glückliche und reiche im Gedächtnis. Tiefersehende haben jedoch längst vor dem Kriege erkannt, daß unter der unaufhaltsam fort schreitenden wirtschaftlichen Höherentwicklung bedenkliche Erscheinungen sich geltend machten. Das Kennzeichen dieser Entwicklung ist, daß den Menschen die Mittel der Kultur und der Zivilisation zum Selbstzweck wurden und ihnen damit überdenKopfwuchsen. Das namr- liche Machtstreben der Staaten wurde zum Imperialis mus. Die Freiheit des Individuums, die Freiheit der wirtschaftlichen Entfaltung gebaren die Auswüchse des Liberalismus und Individualismus. Die Technik wie die Güterproduktion wurden zum Selbstzweck. So konnte ein deutscher Philosoph schon während des Krieges dies dahin formulieren, das deutsche Volk habe mehr und mehr in einer möglichst großen Nähnadelproduktion Zweck und Ziel seines Daseins gesehen. Der Kapitalismus setzte das Geld zum Herrn der Wirtschaft. Die Bedürfnisse der Menschen wurden künstlich gesteigert. Die wirt schaftliche Erzeugung beschränkte sich nicht mehr aus den natürlichen Bedarf, sondern wurde als ein Mittel der Vermehrung der Kapitalanhänsung angesehen. Das Börscnkapital und seine Bedürfnisse schufen ein Miß verhältnis zwischen den natürlichen Bedürfnissen des Menschen und einer diesen angepaßten Wirtschaft. Der Weltkrieg ist in solchem Sinne der Zusammenprall dieser unnatürlich gesteigerten Ismen. Vielleicht har es einen tiefen Sinn, daß das deutsche Volk dazu ausersehen war, der Mittelpunkt dieses Krieges zu sein. Der August l9l4 ließ das erste Zeichen sehen, daß im deutschen Volk die Kräfte der Wiedergeburt und der Erneuerung noch ungeahnte Möglichkeiten hatten. Mit einem Schlage war das deutsche Volk eins geworden. Es sah sich den letzten Fragen des Daseins gegenüber. Vier Jahre später jedoch schien im Novemberzusammenbruch das alles verloren zu sein. Dem war aber, wie wir heute wissen, nicht so. Die nationale Erhebung des Jahres l933 hat die alte Kraft des deutschen Volkes in neuverwandelter Form gezeigt. Vergeblich hat der Ungeist von Ver sailles, als Ausdruck einer ab st erbenden Welt, versucht, das deutsche Volk in den Untergang zu treiben. Imperialismus, der die eigene Machterhöhung in der Unterwerfung und Unterdrückung der europäischen Mitte suchte, Kapitalismus, der — das Geld zum Selbst zweck machend — mit den Tributen gegenwertslose, volks wirtschaftlich unsinnige Summen aus einer durch den Krieg erschöpften Volkswirtschaft herauszupressen suchte; dies kennzeichnet den Ungeist von Versailles. Das deutsche Volk hat sich trotz allem nicht unterjochen lassen. Die Kräfte des Widerstandes und zugleich der Erneuerung wuchsen unaufhaltsam. Das deutsche Boll zeigt der Welt den großartigen Versuch einer Neu gestaltung seines inneren und sozialen Lebens aus einem neuen Geist der Geschlossenheit, der Einigkeit, der Kameradschaft aller Volksgenossen. Es macht den Versuch einer Neugestaltung aus den natürlichen Be dingungen und ewigen Kräften des Lebens. Die Be- völlerungspolitik sucht den verhängnisvollen Folgen der Verstädterung zu begegnen. Die Technik, die Industrie wird planmäßig in den Dienst der Erfordernisse des Ganzen gestellt. Sonder- und Einzelinteressen dürfen sich nicht mehr auf Kosten des Gesamtwohls breitmachen. Während der Marxismus mittels eines immer weiter gesteigerten Klassenkampfes die klassenlose Gesellschaft herbeiführen wollte, hat der Nationalsozialismus den Begriff des Klassenkampfes und Klassengegensatzes ersetzt durch die Beziehung von Führer und Gefolgschaft und ihrem kameradschaftlichen Verhältnis der Mitarbeit am gemeinsamen Werk, durch den lebendig gewordenen und gestalteten Begriff der Gemeinschaft. Eine solche tiefe innere Wandlung mutz auch das Verhältnis des deutschen Volkes zu seiner Umwelt ver ändern. Das deutsche Volk verlangt Gleichberechtigung, es tritt auf als der Zerstörer der unwahren Friedens konzeption von Versailles, die den Unterschied von Siegern und Besiegten verewigen will. Aber es erhebt seine Forderungen im Namen eines echten Friedens, indem es sich bereitwillig in den Dienst einer europäischen Zusammenarbeit stellt, die keine über- und untergeordnete Staaten, sondern nur gleichberechtigte kennt Das deutsche Volk lehnt dann aber eine „Organisierung des Friedens' ab, die nur den Zweck hat, die in Versailles geschaffene schlechte Ordnung zu verewigen. Das deutsche Volk ist friedlich und zum Frieden bereit. Kein größeres Miß verständnis kann es geben, als wenn gerade das neue Deutschland und sein Führer des imperialistischen Krieas- Ein „PM der Wt-EiWiUng". Ein österreichischer pakivorschlag Den Vertretern der Auslandspresse wurde folgende Mitteilung von zuständiger österreichischer Stelle zur Ver fügung gestellt: Die Rom-Reise des französischen Außenministers wird von maßgebender österreichischer Seite dahin kommen tiert, daß sie der Ausdruck dafür ist, daß die Schwierig keiten, die sich aus der Frage des Richt-Eiumischnugs- Paktes ergeben haben, bereinigt werden könnten. Im Laufe des Dienstag und der Nacht hatten die österreichi schen Vertreter in Rom und Paris wiederholt Gelegen heit, mit den für den Stand der französisch-italienischen Verhandlung maßgebenden Personen in Fühlung zu treten und hierbei die Wünsche Oesterreichs darzulegen. Die österreichischen Wünsche haben nnn eine weit gehende Berücksichtigung gefunden. Mit diesem „Pakt der Nicht-Einmischung" hat das von den Vertretern Oesterreichs in Genf begon nene Werk seine Krönung gesunden. Das Abkommen wird auf strikter Gegenseitigkeit beruhen und die gegen seitige Verpflichtung der Teilnehmer enthalten, sich nicht in die Politik eines anderen Landes einzumischen und gewaltsame Umsturzbewcgungen, die sich gegen den einen oder den anderen der vertragschließenden Teile richten würden, nicht zu unterstützen. Jn diesem Vertrag könne tatsächlich die Befriedung Mitteleuropas erblickt werden. Man kann der Hoffnung Ausdruck geben, daß alle an Mitteleuropa interessierten Staaten, die guten Willens sind, sich diesem Nicht-Ein- mischungs-Pakt anschließen werden. Die Einladung zur Teilnahme wird an Oesterreich und alle Nachbarstaaten, darunter auch an das Deutsche Reich, wahr scheinlich auch an Frankreich, England, Rumänien und Polen ergehen. Die Romreise Lavals. Der Quai d'Orsay veröffentlicht nachstehende amtliche Verlautbarung: „Auf Einladung der italienischen Regierung wird sich Außenminister Laval am Donnerstag nach Rom begeben, wo er wichtige Besprechungen haben wird, die beide Länder interessieren und die sich auf allgemeine politische Fragen als Abschluß der Be sprechungen beziehen, die in der letzten Zeit auf diploma tischem Wege gepflogen worden sind." Ltn-eschrankie Vollmacht für Laval Die unerwartete Festsetzung der Abreise des französi schen Außenministers nach Rom wird in Pariser Kreisen lebhaft begrüßt. Während des Ministerrates, der dem französischen Außenminister unbeschränkte Vollmacht für die Fortführung der Verhandlungen mit Italien erteilte, wurde Laval fernmündlich abgcrufen; er empfing sofort den italienischen Botschafter. Nach einer kurzen Unter redung mit ihm setzte sich Laval fernmündlich mit dem französischen Botschafter in Rom in Verbindung. Kurz darauf folgte der Besuch des österreichischen Vertreters beim Völkerbund, Pflügel, am Quai d'Orsey. Da gleich darauf die Reise Lavals nach Rom angekün digt werden konnte, nimmt man in unterrichteten Kreisen an, daß die Beanstandungen der Wiener Negierung wegen der Beteiligung der Nachfolge staaten an dem Garantiepakt zurückgezogen oder jedenfalls nicht mehr in dem bisherigen Umfang aufrecht erhalten werden. Der Außenminister teilte bei der Bekanntgabe der kurzen Mitteilung über seine bevorstehende Reise mit, daß das Programm seines Aufenthaltes in Rom noch nicht endgültig festgelegt sei. Im Laufe des Tages dürfte das Protokoll aber ausgearbeitet werden. Ueber den Inhalt geistes beschuldigt werden und dem Verdacht ausgesetzt sind, als betriebe es „Aufrüstung", um den Krieg vor zubereiten und seinen Nachbarn einem plötzlichen „An griff" auszusetzen. Nachdem im übrigen die Tribute erledigt, Rhein- und Saargebiet befreit sind, muß in der Auseinandersetzung um die Gleichberechtigung der letzte Kampf gegen den Ungeist von Versailles ausgefochtcn werden. Dann aber wird der Weg zu einem echtem und wahren Frieden frei sein. Er ist gegründet auf Achtung der Völker vor einander und vor ihrer Gleichberechtigung. So geht das deutsche Volk in dos neue Jahr mit der Hoffnung, in ihm diesem großen Ziele der europäischen Solidarität wiederum näherzukommen. der politischen Ucbereinknnft ist bisher nichts bekannt ge! worden. Man rechnet damit, daß das Geheimnis vor der Un terredung zwischen Mussolini und Laval nicht gelüftet werden wird. Es ist nicht ausgeschlossen, daß im Gegensatz zu dem bisher stets als Vorbedingung für das Zustandekommen der Unterredung geäußerten Wunsch schon vorher ein fest- umrissenes Abkommen zu erzielen, noch einige Punkte of- fengcblicbcn sein mögen. Laval wird am Freitag nm 19.50 Uhr in Rom ein- treffcn und am Dienstagmittag wieder abreisen, so daß er Mittwoch in Paris zurückerwartet wird. Noch vor dem entscheidenden Ferngespräch zwischen Rom und Paris hatte sich die halbamtliche französische Nachrichtenagentur Havas aus London melden lassen, daß die englische Regierung nicht zögern würde, ihren Einfluß in Rom im Sinne einer Vermittlung gel tend zu machen, wenn Schwierigkeiten den Abschluß der Verhandlungen in Frage stellen sollten. Die am Mittwoch im französischen Ministerrat ge fallene Entscheidung wird in politischen Kreisen Roms zwar lebhaft begrüßt, man hüllt sich aber vorerst über Aussichten und Bedeutung der bevorstehenden französisch italienischen Besprechungen in größtes Still- schweige n. Man glaubt jedoch, daß ein nützliches Er gebnis besonders auch im Hinblick auf die allgemeine euro päische Politik und ihre Entspannung auf jeden Fall zu erwarten sei. Die bei den bisherigen Besprechungen erzielte grundsätzliche Verständigung über die Kolonial- fragen und die damit zusamcnhängendcn fran- Mischen Zugeständnisse an Italien mit der Verlängerung der Tunis-Konzession, der Erwei terung Libyens nach Süden und einige Zugeständnisse in Französisch-Somali gilt als spruchreif, so daß die noch offenen Gegensätze den Hanptgegenstand der Besprechun gen zwischen Mussolini und Laval bilden dürften. Aus politischen Kreisen vernimmt man Mittwoch abend, daß diese Schwierigkeiten dadurch überwunden werden sollen, daß über die Unabhängigkeit Oesterreichs zunächst ein G a r a n t i e a b k o m- men nur zwischen Frankreicl/nnd Italien getroffen wer den soll, daß jedoch der Beitritt anderer Staaten offen bliebe. Man wolle so versuchen, schließlich auch den Weg zu einer Zusammenarbeit mit Italien und der Kleinen Entente vorzubereiten. Laval wird in London erwartet Die Rom-Reise Lavals wird in englischen politischen Kreisen deshalb begrüßt, weil mit ihr auch der geplante Besuch Lavals in London wieder in greifbare Nähe rückt. Laval wird, wie aus Paris mitgeieilt wird, erst nach der Saar-Abstimmung nach London fahren. Der italienisch-abessinische Zwist. Ein beunruhigender Bericht im „Daily Telegraph". Der italienisch-abessinische Zwist und die geheime:.! französisch-italienischen Verhandlungen über Afrika einschließlich Abessiniens verleihen dem nach stehenden Bericht, den der „Daily Telegraph" von einem Sonderberichterstatter in Addis Abeba erhalten hat, ein besonderes Interesse. Der Berichterstatter schreibt: Eine düstere Wolke internationaler Intrigen bildet den Hintergrund der jetzigen ungewissen Lage in Abessinien, wo Italien nach Ansicht der Abessinier sich eifrig nm koloniale Ausdehnung bemüht und eine führende Rolle spielt. Die Abessinier behaupten, daß Italien eine äußerst feindliche Haltung gegenüber Abessinien einnehme, und infolgedessen herrscht eine er bitterte Stimmung gegen Italien. Wegen der Landung gewaltiger italienischer Kricgsvorräte in Erythrea »nd Somaliland hegt man große Sorge. Gegenwärtig sind die beiden italienischen Gebiete nahezu für alle Personen mit Ausnahme von italienischen Regie- rungsbeamten gesperrt. Abessinische Kundschafter berich ten, daß in beiden italienischen Gebieten Straßen in Rich tung auf die abessinische Grenze im Ban seien. Die Italiener ihrerseits versichern, sie fürchteten einen überfall der Abessinier ans Somaliland. Noch 10 Tage bis zur Gaarobstimmung!