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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188311025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18831102
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18831102
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-11
- Tag 1883-11-02
-
Monat
1883-11
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lt-arlion und Lrprditi«» JohanneSgasje 33. -Prechkundrn -er Nr-aclioa: Vormittag« 10—1L Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. Pta dt« »v««»d« «iizAontter IN-iiutcript« »»»« ftch di« »«domo» »>cht «ekbmdUch, Ann,tz«e »er für »t« nLchftsOgenße N«»«er bestimmten Inserate an Wochentagen bi» L Uhr Nachmittag», an Sonn» unb Iesttagenfrnh »i«'/,S Uhr. 3» den^Uialrn snr Ins.-^nnahmr: Otto klemm, Uuiversitii-ftraß« Li, Louis Lösche» Katharinenstraße 18, p. nur bi» '/,» Uhr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage IS,IVO. Abonnement,»reis Viertels. 4'/,MK- incl. Bnngerlobn 5 Mk„ durch die Loft bezogen 6 Mt. Jede einzelne Nummer 2V Pf. Beiegerempiur 10 Pf. Gebühren tür Extrabeilagen ohne Vostbesörderung 39 Mk. Mit Poftdcsördening 48 Mk. Inserate Sqeipaltene Petitzeile 80 Pf. Gr«Here Schriften laut unserem Preis» Verzeichnis. Tabellarischer >uZisicr»satz nach höher» Paris. Lerlamen nntrr dem Urdartioaoftrich die Svaltzeile SO Pf. gnftrate sind ft«, an die Eypedttt»« »u senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung Praeuumeranilo oder durch Post- nachaanmc. 3«K. Freitag den 2. November 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekaimtrinchllilg. Die Mitglieder de« Rath» u»v des Stavtverordneten- Collegiums werden zu einer Mittwoch, de« 7. November d. I., Abend» k'/, Uhr im Saale der I. Bürgerschule akzubaltenden gemeinschaftliche» öffentlichen Sitzung rin gelnden. Zweck der Sitzung ist die Vornahme der nachverzeichneten Wahlen: 1) Wahl eine- Mitgliedes in den AreisauSschuß an Stelle dcS durch Ablauf der Wahlperiode ausschesdeuven Oberbürgcr- mcifterS vr. Georg», 2) Wahl der Vertrauensmänner in den Ausschuß zur Feststellung der Schöffen- und Geschworiienlisten. 3) Wahl von Mitgliedern, bez. Stellvertretern zu der KrcisErsatz-Com Mission und 4) Wahl von Sachverständigen zur Schätzung von Land- lieserungcn. Leipzig, den 24. Oktober 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Gcorgi. Dr. Wangemann. VckamilmaGng. Nach Anordnung dcS Königl. Ministern de- Innern ist der Verordnung vom 28. Dcccmber 1882, die Sicherung der Schauspielhäuser gegen FcnerSgefahr bctr., auch in Bezug auf die von Dilettanten veranstalteten Sckauspiclvor- stellungen nackzugehen, jedoch niil Ausnahme solcher, welche in Privathausern vor einem engeren geschloffenen Kreise von Zuschauern statlfiuden. Demgemäß wird den Inhabern von Resiaurationslocalen, in welche» Stbauspielvorstellnngen oder überhaupt Anfführnngen unter Benutzung einer Bühnen- cinrichtung slallsinven sollen, hieruiit ausgegeben, auch dann, wenn dabei nicht ein Erwerb beabsichtigt, also eine gewerbepolizeiliche Erlanbniß nicht erforderlich ist, zur Tr» rtchtnng und Benützung der Bühne, mag dieselbe auch noch so einsacher Art sein, »orher unsere Trlanbnt- naöhzusnchen. T»e Gesuche sind im Stadthanse bei der gewerbe- polizeilichen Abteilung einzureicken oder mündlich anzubringen, sofern der Aubringer gehörig unterrichtet ist. Inhaber von Restaurationen, welche die Benutzung von Bubnen in ihren Localen gestatten, ohne unsere Erlanbniß hierzu erlangt zu haben, werten um Gelb bis zu «0 oder mit Hast bi» zu 14 Tagen bestraft werden. Leipzig, am 26. Oktober 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Vekannlmachung. DaS 21. Stück LcS diesjährigen Reichs - Gesetzblattes ist bei »n« eingrgangcn und wird btS zum Iv. November diese» Jahre» auf dem Nathhaussaole zur Einsichtnahme öffentlich auShängcn. Dasselbe enthält: Nr. 15l8. Handel«- und Sckifffahrlsvertrag zwischen dem Deutschen Reich und Spanien. Vom 12. Juli 1883. Nr. ISIS. Verordnung, betreffend die Ausdehnung der Zoll ermäßigungen in den Tarifen X zu dem deulich- itaticniscken und dem deutsch-spanischen Handels und SchisssahrlSvertrage. Vom 20 Oktober 1883. Leipzig, den 26. Oktober 1883. Der Rath der Stadt Leipzig vr. Gcorgi. <Stöß. Bekanntmachung. Der im hiesigen Georgenhausc detinirtc, am 30. August 1855 avisier geborene Handarbeiter Karl Krtetzrich Eduard Mehnert ist am 25. vorigen MouatS von dem ihm »erstatteten Au-gange nicht wieder in das GeorgenhauS zurückgekehrt und treibt sich ver- mutblich arbeitslos und bettelnd umher. Wir bitten, den p. Mehnerl im BetrrtungSfalle zu verhaften «nd unS ungesäumt Mittdeilung davvn zu machen. Leipzig, am 27. Oktober 1883. La» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Resdr. Faldix In unserer Verwahrung befinden sich acht eiserne mit Messing »mgeürne Etüde, wie solche zum Festhalten der Läufer aus Treppen verwendet werden, welche vor einigen Tagen auf einer Miese im Rosenthale ausgefunden worden sind. Der unbekannte Eigentbümer dieser Stäbe wird hierdurch auf- gefordert, sich zur Empfangnahme derselben in unserem Tommiffartat zu melden. Leipzig, am 30. Oktober 1883. Da» Polizei-Amt der Stadt Leipzig. Bretschneider. Graf. Versteigerung. Danner-tag, de« 8 November 188». und edeatnel de« falgentzcn Tag. vormittag» Id Ntzr. sollen im Rittergute zu Schmölen oerschiedene Gegenständ«, darunter: circa 3000 Eir. Kartoffeln in Feimen, mehrere Schock Rogg^- und Gerste in Garben, auch Wicken, Kleeheu, Stroh, 28 Stück Rind vieh, mehrere Schweine, landwirthschaitlich« «nd Branntweinbrennerei« Gerälhe, Enten, Ganse, Hübner, Möbel, auch GewSchShau-pslanzen, meistbietend gegen sofortige Baarzahlung öffentlich versteigert werden. Lm Verzeichnis sämmtltcher Gegenstände hängt im Gasthofe zu Schmölen ans. Wurzen, am 29. Oktober 1883. Per 8trricht«vo>zie»er de« »üuiglichen A»t»gericht«. Granewald. Nichtamtlicher Theil. Vie Tonkmfrage vor -er ftimMschen veputirteukammer. Am 30. Oktober ist endlich die brennend« Toakinfrage in der französischen Depulirtrnkammer zur Sprache gekommen und »um Glück für da« Ministerium in einem Augenblick, al« Frankreich Grund zu haben glaubt,, mit dem Verhalten de« chinesischen Gesandten. Marqui» Tseng unzufrieden zu sein. Allerdings scheint der schlaue Chinese durch Veröffentlichung der aus die Tonkinangrlegenheit bezügliche» Depeschen im „Standard" die Sache des Ministeriums geführt und sich selbst in« Unrecht versetzt zu haben. Vielleicht hat ihm, at er diesen Schachzug that, da- Beispiel ViSmarck'S vorgesckttvebt, welcher während de- deutsch-französischen Kriege- die Vor schläge Napoleon'- über Gebietsabtretungen im,.Staal»anzeigrr" publicirte. Aber daS geschah eben, als der Krieg bereit» im Gange war, während Frankreich und Ckina noch den Schein aufrecht erbalten wollen, als befänden sie sich noch im Stadium der Unterhandlung, obwohl der Krieg thatsächlick längst begonnen hat. Der Eindruck, welchen die Publicationen Tscng's in Europa machen, kommt für die Beurtheilung. welche die Kammer den selben angedeihen läßt, nur in segern in Betracht, al- ein ungünstiger Eindruck in dieser Beziehung günstig aus die Stellung de- Ministeriums zurückwirkt. Dieses VorthcilS hat sich Challemel-Lacour auch der Kammer gegenüber bedient und die Politik Chinas als ränkevoll und uuausrichtig ver dächtigt. Wenn die Kammer jetzt gegen daS Ministerium entscheide, so führe sie die Sache China-, durch ein Vertrauens votum für daS Ministerium gebe sie zugleich dem Vertrauen auf sich selbst Ausdruck. Diese Wendung gefiel den Deputirten und sie belohnten sic durch lebhaften Beifall, wie e» in dem Bericht beißt. Aber die mit der äußersten Linken verbundenen Radikalen ließen sich dadurch nicht irre machen, und Perrin führte die Debatte aus ihren Ausgang-punct zurück. Der Regierung wirb von den Vertretern der genannten beiden Gruppen der Vorwurf gemacht, daß sie e- an Offenbeit fehlen lasse, und daß sic Frankreich in ein gefahrvolles Abenteuer verwickelt habe. In diesem Sinne begründete Grauet von der äußersten Linken seine Interpellation und in gleicher Weise ging Perrin von de» Radikalen gegen die VcrtbeidigungSreve Challenicl-Lacour'S vor. Ter Vorwurf mangelnder Offenheit ist durch die nachträgliche Miuhcilnng der sogenannten historischen Depeschen als begründet erwiesen und daS ist der günstige Effert, welchen Tseng'- Mitlbeilungen im „Standard" gebabt haben. Die Macht der Phrasen, welche der Minister in seiner Ver- tbeidigungSrede gebraucht hat. erwies sich auch noch am zweiten Tage der Debatte wirksam, obwohl Challemcl-Lacour die mehr kühne als richtige Behauptung ausgestellt bat, daß die Gewalt der Umstände Frankreich zum Vertreter der Interessen aller europäischen Mächte in China gemacht habe. Er hätte sich richtiger au-gedrllckt, wenn er gesagt Kälte, daß Frankrs-V-' unerhörte Aufführung in Tonkin die Interesse» aller Eunov^i-r in China gefährdet hat. Eurepa hat nicht die geringste Veranlassung, die Vertretung seiner Interessen in China Frankreich anzuvcrtrauen, i», 'Gegenthcil werken alle Mächte auf daS Entschiedenste die Zumukhung zurückwcisc», daß ihre Sache durch die Grausamkeiten, welche die Franzosen vor Hue beginge», geführt worden sei. Hätte» die Franzosen sich mit der Stellung begnügt, welche sie seit einer Reihe von Jahren in Cochinchina und Tonkin inne habe», so wäre die Sicherheit der Europäer in China heule nicht gefährdet. Die Kammer befand sich in ciner schlimmen Lage, sie konnte sich nicht verhehlen, daß die Sachen in China für Frankreich schlecht stehen und daß Bedingungen, welche den gebrachten Opfern die Waage halten, gegenwärtig von Cbina nicht zu erreichen sind, also wird sie nicht umhin können, die Mittel zur energischen Fortführung der llnlernebmunq in Tonkin zu bewilligen, aber damit isi noch nicht die Noth- weudigkeit verbunden. Alle- gut zu heißen, waS daS Mini sterium gethan hat. Challemel war unvorsichtig genug, an den Bourrsc'scken Vertragsentwurf zu erinnern. Gerade dieser ist der beste Beweis dafür, wie planlos die Regierung in Tonkin Verfahren ist. Bourröe hätte niemals abbcriisen werden solle», man hätte ihn. der die chinesische» Verhältnisse richtig zu beurthcilen verstand, ruhig gewähren taffen sollen, statt in Tricou eine gänzlich ungeeignete Persönlichkeit an seine Slclle zu setzen, der bald wieder durch einen Nachfolger ersetzt werden mußte. Marquis Tseng hätte vielleicht klüger gehandelt, wenn er CbinaS Sache persönlich geführt hätte, statt sich der englischen Presse als Bundesgenosse zu bedienen, aber das steht ihm zur Seite, daß Frankreich gegenwärtig sich in großer Verlegenheit befindet. Bacninh ist gut befestigt und die Franzosen yaben keine genügenden Streitkräste rur Verfügung, um e» mit Aussicht aus Erfolg anzugreisen, während 5000 Chinesen bereit sind. eS zu ver'heidigen Gegen die Regierung fällt außerdem schwer in- Gewicht, daß die französischen Marinesoldatcn bei der Einnahme der Forts vor Hue aller Menschlichkeit Hohn gesprochen haben. Ter „TempS" hat gut abzuleugnen, wa- vor aller Well klar zu Tage liegt. Die „France" ist in der Lage, einen Brief vom 38. August zu produciren. auS welchem hervorgeht, das Admiral Courbet durch seinen Befehl, 12 Tage lang keine Gefangenen zu machen, die Soldaten direct zur Töktung der armen Anamitcn veranlaßt hak. Diese Tbatsachen werken von den Radicalcn allerdings zum Nacktheit dcS MinistcriumS verwerthet werden, aber das ist offenbar nickt richtig, wenn Challemel - Lacour bebauptet, daß die Radikalen und die äußerste Linke dir Interpellation wegen Tonkin nur als Vor wand benutzt hätten, um der Regierung Verlegenheiten zu bereiten, die Minister baben ihre Befugnisse in diesem Falle ganz offenbar überschritten und die Bonapartisten baben durch ihren Antrag, da» Ministerium in Anktagezustand zu ver setzen, bewiesen, daß sie in diesem Puncte mit den Radikalen und Intransigenten vollkommen derselben Meinung sind. Dem Ministerium daS Vertrauen kundgeben, daß eS die Unternehmung in Tonkin zu einem guten Ende sübren wird, war die französische Kammer sonach eigentlich nicht in der Lage, oder gar ihre Zufriedenheit mit dem bisher Geschehenen auSzudriicke». Die Freunde Ferry'S haben zwar Alle- gethan, um ihn zu rette», aber wenn sie aufrichtig sein sol/e», so müssen sie ziiacstehen, daß die Interpellanten und die bona artistischen Antragsteller im Recht waren. Da« Ministerium at in der Thal Frankreich ohne Noth in ein gefährliche» Abenteuer verwickelt und dadurch auch die übrigen Mächte, welche in China HandelSniederlaffungen haben, in Mitleiden schaft gezogen. Ein Mißtrauensvotum für da» Ministerium Ferrv wäre deshalb nur die gerechte Strafe für seine Pflicht verletzung gewesen. Aber auch damit wäre der Weg für eine Verständigung mit China »och keineswegs geebnet worden, und zwar umsoweniger, als der Vertreter China- nicht eorreet verfuhr, indem er di« Depeschen im „Standard" ver öffentlichte. durch ein Mißtrauensvotum wäre wenigsien- d,e Möglichkeit geboten gewesen, die Regierung Frankreich» Händen anznvertranen. welche die nvthigen Rücksichten ans die bestehenden Verhältnisse nehmen und nicht um jeden Preis für Frankreich KriegSruhm schaffen wollen. Statt dessen bat die Kammer mit großer Mehrheit die Zustimmung zur Politik teS Ministerium» crtheilt und damit ansS Neue bewiese», daß >n Frankreich nickt Gründe sonder» in letzter Linie immer nur Stimmungen entscheiden. Leipzig, 2. November 1883. * Der nationalliberalen Partei gebört die Zukunft. Dieser Satz ist von unS wiederholt ausgesprochen und auch eingehend begründet worden. Aber nickt etwa in einer fernen Zukunft werken die nationalliberalen Grundsätze wieder zur Anerkeiinviig gelangen in maßgebenden Kreisen, vielmehr ist dieser Zeitpunkt ziemlich nahe bevorstehend und wer sich ans die Zeichen der Zeit versteht, wer fähig ist. au- einzelnen Symptomen ans Zustänke zu schließen, dem kann eS nickt entgangen sei», daß nickt nur der..konservative Hanck" gar sehr im Niedergänge begriffen ist, sondern daß in demselben Maße die gemäßigt liberale Auffassung der staatlicke» Ver hältnisse im Volke an Boden gewinnt, daß nickt nur die früheren Sckickicn au dieser Aiisckauuiig fcstgehalten haben, sonder» daß auck nickt bloS Einzelne, sondern weite Kreise zu der lleber- eugung gelangen, daß man mit Unrecht den National- iberalismuS für die von diesem niemals verkannten Schäden der Gesellschaft verantwcrtlick gemacht habe. Diese Thaksacke kommt auch den Conservntiven und der „Kreuzzeitung" mehr und mehr zum Bewußtsein, und der Sckmerz darüber ist be« ondcrS bei dem genannten Blatte sebr groß. Das Organ des attpreußiscken Iunkertbums wendet nun ein eigcnlhüm- lickc» Mittel an. um sich zu trösten; es macht eS ümgekchrl vie der Voyel Strauß. Die „Krell^eitung" verschließt gc- liffentlich die Augen vor den Tbatsachen und glaubt daun >,ese selbst auS der Welt geschafft zu haben. Wir könne» da» zufrieden sein, da wir überzeugt sind, baß in Bälde auck die „Kreuzzeitung" unsere stärkere Stellung auch gegen ihren Willen wird wabrncbmen müffcn. Aber etwa- ahnt auck die „Neue Preußische" bereits, denn e« vergeht fast kein Tag. an dem sic nicht bemüht ist, sich und Anderen immer von Neuem klar zu machen, daß die national- liberale Partei in „dauerndem Niedergang" begriffen ist. Diese fortgesetzten Bemühungen genügen allein zu beweisen, daß der gewünschte Beweis eben nicht zu erbriugen ist. H ute weutzet sich die „Kreuzzeitung" gegen die „Kölnische Zeitung". Dir können dem rheinische» Biaite, mit testen Auffassung der Partcilage wir in mancher Hinsicht keineswegs überein- stimmen, eS selbst Überlasten, sich seiner Haut zu wehren, e» dürste daS den schwächlichen Argumentationen der „Kreuz- zcitung" gegenüber nickl gerade schwer fallen. Doch dagegen inöchlcu auch wir unS verwahren, daß der Niedergang der nationallibcralen Partei — nickt „Fraktion", wie sich die „Kreuzzeitung" auszudrückcn beliebt, keineswegs daraus folgt, daß sie seit dem Jahre 1878 an allen praktischen Erfolge» der ReickSpolitik „mehr oder weniger unbetbciligt" gewesen ist. Wir haben keineswegs Anlaß, auf diese Erfolge mit besonderem Stolze zu blicken, und wir wüßlen auch außer dem Zolllarisc kaum ncuiienswerthe zu erwähnen. Im Gegeniheil sind wir der Ansicht, daß der Mangel an Fvrk- schrille» in der inneren Politik gerade von dem Moment an datirt, als daS conservativ-klerikale Bündniß als ei» Aus schlag gebender Factor regierungsseitig anerkannt wurde. Aber auck seit dem Zabre l878 bat die nationalliberale Partei ehrlich an ihrem Theil bei allen legislatorischen Aus gaben mitgewirkt und, wie mir meinen, keineswegs rubmloS. Mit Geiniathunng können wir außerdem ansühren, daß wir durch die Secession der „Liberalen Vereinigung" nicht« ver loren. sondern eher gewonnen haben, daß wir dadurch inner lick erstarkt sind, unk daß wir außerdem unsere Positiv» nach links hi», de» Fortschrittlern gegenüber, klarer und beslnnmler al» vordem begrenzt haben. Wir wiederholen eS der Kreuzzeitung gegenüber, die immer von Neuem dieselbe Frage aunvirft, daß wir durchaus keinen Anlaß haben, ei» neue- „Programm" auszustellen, weil »nS daS alte durchaus genügt und wir daran festballcn. daß wir sehr wohl niit Klarheit, Festigkeit und Einigkeit jeder Partei gegenüber treten können. Allerdings ein Bündniß wollen wir weder mit den Römlingen noch mit den Rückschrittlern abschließe», aber rechnen werden auch diese Parteien mit uns müssen schon während der bevorstehenden Parlamentscampagne. Im nächsten Jahre aber bei den ReickStagswahle» werben die Leute, welch behaupten, jetzt „die Geschaffte zu führen", wohl eines Besseren belehrt werden. * Netzer die Ausführung de» Krankenversiche rungsgesetze» schreibt die jüngste Nummer der halbaink- lichen „Provinzialcorresponvenz": Bon Selten der socialiftffchen Führer wird gegen die Regierung und gegen die der Besserung der Lage der arbeitenden Cloffcn ge. neigten Parteien besonder- häufig und besonder- nachdrücklich der Vorwurf erhoben, dies« »ich! von Arbeitern ausgehenden Be strebungen Hütten eS mit der Förderung der Arbelter-Jnteressen nur scheinbar und beilünfig zu thun. Wesentlich handle eS sich um die Erreichung politischer Absichten, die sich hinter arb-itersreundlichen Aushängeschildern versteckten, mit dem Wohl »nd Wehe der Besitz losen aber ln Wahrheit kaum etwa- gemein hätten. Daran wird dann die Versicherung geknüpft, die cinzigen'Leute, dl« den Arbeitern um ihrer selbst willen zu Hilft kommen wollten und keine Reben- zwecke verfolgten, seien die socialistlschen Führer. Gläubige hat diese letztere Versicherung immer nur in geringer Zahl gesunden, künftig dürften dieselben vollständig fehlen. Gerade die letzten Tage haben ichlagende Belege da'ür briqebracht, daß die socialistischen Führer keinen Augenblick Anstand nehmen, hft Hand- gretflichste» Interessen der Arbetter politischen Zwecken ,u opsern, wo da» mit einiger Aussicht aus Erfolg gricheben kann. — In der Absicht, da« krankenversicherungSgesetz zu einem Werkzeug für die Förderung ibre« Parleivortheil« zu machen, heben die Herren Bebel, W. Haftncftvcr und Genesftn durch Reden und Flugdlttter darauf hinzuwirken gesucht, deß die Arbeiter sich nicht de» nach der >oge der besonderen örtlichen Verhältnisse für sie vortheilhastesten Taffen, sondern ausschließlich einer Gattung derselben, den freie» ein geschriebenen Tosien anichließen. Um alle Zweifel an der Ab sicht diese« Ralhschlages zu beseitigen, bat Herr Bebel in einer am 21. Octvber zu KSln geheltenen Rede ausdrücklich herver- gebobrn: „die freien Taffen könnten eia bedeutende- Hilss- und Agitation-mittel zur Erreichung »aserer (d. h. der sorialdemokra- tischen) weitere» Zwecke werden." Diese Erklärung kommt dem EingefiSiidaih gleich, daß der Zatrttt zu den eingeschriebene» Taffen de» Arbeitern nicht w-gen »er damit verbundenen grüsftren Vor- »heile, sondern au« Gründe» empfohlen wird, die mit dem Bei« fichernngSaweck selbst Nicht« aemei» haben. Dem gleichzeitig an- gestellten Versuch, Werth und Bedeutung der übrigen Lassen herab- znfttzen, liegt natürlich die gleiche Absicht zu Grunde, und dem Zweck entsprechen die angewendeten Mtt:el. Bekanntlich gehl die Absicht des Gesetze« dahin, die Versicherung der gewerbliwen Arbeiter zwangsweift durchznsühren. Zu diesem Bekul soll, wo immer möglich, nui der Enirichilliig organisirter Taffen vorgegangen zperden und nur bei der Unmöglichkeit solcher Lrganilaiionen die Gemeindeversickeriliig als Zwangseaiie Platz greifen. Diese letztere Bestimmung war nnenidehrlich, wenn der BcrsicherungS- zwang nickt ein leeres Wort bleiben und wenn die Geiahr vermieden werden sollte, daß an zur Errichtung organisirlcr Taffen un geeigneten Orlen die Arbeiter unversichert blieben, beziehungsweise »eu verziehende, bisher versichert gewesene Arbeiter ihre Beilräge verloren, lieber diesen elnsache» Zusammenhang der Sache suchen die Herren Bebel, Hasenclever »nd Genossen die ihnen qeneiglen Arbeiter absichtlich zu täuschen. Der Thallache, daß die Mehrzahl druischcr Arbeiter bisher unversichert gewesen, wird mit der Behauptung inS Gesicht geschlagen, die Ausübung eine« Zwangs bez uge eu, unge gründetes und beftidigem rs Misiilauen gegen die Arlnilcr, die selbst wüßten, waS sie ihrem Interesse schuldig seien. Viriler wird so gethan, als ob die Gemeindeversicherung die Regel bilden und von der Negierung besonder« begünsiijsi weiden solle. Tyal'ächlich ist daS Gegentheil der Fall und vcr;algl daS Gesetz die Absicht, die Zwangeversicherung in der Gemeinde zur Ausnahiiie zu niachen »nd mir da al« Ausk»nftSm>itel zi: benaoen, wo die übrigen Mittel versagen. Solche Mittel sind die Oristraiikeiicassen, welche in Gemeinden mit mehr al« 50 Arbeiter» erricht werden müssen, beziehentlich von den Arbeiiern beantrag» werden können, die krankencaffcn einzelner Fabriken und Innungen, ferner die Ban- und Kiiappschaftscajftn, — endlich die eingeschriebei»«, von Be- ruiSgenosien ernchieien HilfScasjeii. — Vorweg muß bemerkt werden, daß die Beschuldigung, die Grietzgebung habe diese letzteren Lassen mit besonderer Ungunst behandelt, jeder Begrün dung entbehrt. Herr Bebel Hai in Köln gejagt, di« eine Bestimmung, nach welcher gleichzeitig in andere» Tassen ver sicherten Mitgliedern der Onskraiiftncasftn die stalulenmäßige Unterstützung soweit zu kürzen ist, al« sic ziiiamme» mit den übrigen Unterstützungen den vollen Betrog des durchichnitliichen Arbeitslohns übersteigt, — diese eine Bestimmung wurde sür ihn hinreichend gewesen sein, gegen das ganze Gesetz zu stimmen. Als ob lür Mit glieder freier Tassen irgend ein Zwang zum Eintritt in Ort-kranken- cassen oder irgend ein Hindernis; vorhanden wäre, nach Belieben in mehrere freie Hilsscassen einzutretrn! Daß dir Ort-krankeneassen sich aus da- Noihwcndigste beschränken »lüssen und daß sie über die Ge währung des Ta gelohnS nicht hinauügche» können, brauchte Sachkennern nicht erst gesagt zu werden. — Aehntich verhält es sich mit den argen die übrige» Tasse» erhobene» Beschuldigungen. Gegen die Ortscassen wird z. B. eingewendet, „dieselben wurden unler die permanente Aufficht von Be ich i den" und unter den Druck von dieie» erlassener Bestim mungen gestellt werde». Tbaisäckilich ist den AnffichkSbehörden durch da« Gesetz genau vorgeschriebe», daß ihre Tomroie sich aus die Wahr nehmung der gesetzlichen und statutarischen Bestimmungen zu richte» bade: von weiteren Einmischungen ist nicht die cked«. Daö Wesen der Faarik-, Ban- und Junuugscassen snckien die socialistischen Fühl» absichnich aus den Kops z» stellen, indem sie thun, als ob diese Ein- richlungen neue Erfindungen scsi», die der Gesetzgeber den Arbeit gebern zu Liede gemacht habe. Am weitesten ist in dieser Rücksicht der Abg. Hasenclever gegangen, der behauptet bat. die Versicherung in r.iikr Fabrik- oder Baucaffe gelte nur sür die Dauer de« bestimmten Arbcil-vcrhälinisftS, und der a»S demselben auStrelende Arbetter verliere seine sämmllichen Aniprüche an die C sie. Die Bestimmung über da« Lartell, in welchem sämmlliche drrariige Taffen flehen, wird dabei absichtlich unterschlage» und außerdem rerschwstgen, duß bei der großen Anzahl bereil- vorhandener »nd mit Legen wirkender Fabrik- und Baucassen die Einbeziehung derselben in da-Gesetz eine Nolliwendigkeit, der Erlaß von Bestimmungen über die Verwaltung derselben, gegenüber dem bisher freien Ermesse» der Arbeitgeber rin Forischrut tm Sinne der Gcliendmachung der Arbeittrinicressea geweftn ist. So viel über die Methode, nach welcher die Verläumduag und Verketzerung de« neuen, arbeitersrennblichen G.ietzes betrieben wird. Tie Osscnheil. mit welcher Herr Bebel den letzten und eigentliche» Zweck seiner Agitation zu Gunsten der freien Easscn bekannt hat, läßt weitere Ausführungen über diele- Cavitel gegenstandslos er scheinen. Weil »ur die freien Cassen dem socialdemokratischen Parteiintcresse dienstbar gemacht w rden können, sollen sie die ein zigen sein, die etwa« taugen, die einzige», denen die Arbeiter sich »>» Vertrauen zuwenden dürfen! — Allgemeine Formeln darüber, welche Taffe» den Arbeileen am meiste» zu empfehlen sind, können gewislenhalter Weile gar nicht ausgestellt werden; erkennt das Gesetz doch selbst an, das, die Verschiedenheit der an de» einzclnc» Orten ob waltenden Verhältnisse eine Berich» denhcil der Einrichtungen »nd des von denselben zu machenden Gebrauch- bedingt. Daraus aber wird schon jetzt h ngew clen werden müssen, daß die freien Taffen, zu deneii ja die Arbeitgeber keine Beiträge leisten, größere Leistungen der Arbeiter in Anspruch nehmen werd-n, al« die Orts- und Fabrik- krankencasftn, bei denen die statiileumäs igen Beiträge zu einem Drilttheil von den Arbeitgeber» ausgebrachl werden müssen. * Tic Ncick-tag-wabl in MörS-RecS für den klerikalen Abgeordneten Griitcriiig, der sein Mandat niedergclegt hol, ist auf den IO. December ausgeschrieben. Der Wahlkreis war zn allen Zeile» Vurck ein CcuIruinS- iiiitgllev verlretkn, indessen vereinigten fick bei früheren Wahlen aus Cankidalen der veulicke» Reichs- oder der «alionallibecalen Partei Minderheiten, denen nickt viel znni Sieg fehlte. Nock bei den letzte» Wahlen wurden 11361 klerikale. 6795 nationalliberale und 1002 deutsckcoiiseivalive Stimmen abgegeben, und bei siiibere» Wahlen erzielten vie antiklerikalen Parteien noch bessere Erfolge. Ohne Wider stand dem Centnim den Wahllreis prciszugebcn, liegt also gewiß kein Anlaß vor. * Die „Volks zeitung" ist dnrck die Bekrackknngen der Presse über den sorlschrilklicken Tiäke»svndS in einen Zustand hochgradigster nervöser Erregtheit gebrockt worden, der sich in überaus gereizten Aussäile» »ack verschiedenen Seiten, namentlich auck gegen die ..N. L. C " Lust mackt. Wir wollen dem ausgeregle» Zustand der „Volkszlg." Rech nung tragen und uns büke», uiisererseitS in ihren polternden Ton zu verfallen. Ihre Angriff' taffen »»S ungemein kühl. Wenn aber die „Boiksztg." glaubt, das Thema der bezabllru Abgeordneten dnrck Grob Heike» gegen solche, welche bescheidene Bedenken dagegen gellend gemackk, iiietcrsckreien z» könne», so wird sie sich irren. Nickt wir, aber andere werden schon dasür sorgen, daß eS von Zeit z» Zeit wieder eiufgesrischl wird, und eS dürste sick »ock als reckt zugkräftig erweisen. Die Wähler werden sick vielleicht dock nickt so raich und so gründlich von der völligen Unbedenklichkeit und Nebensäch lichkeit dieser Frage überzeugen lasse», wie e» die leicht be lehrung-fähige „VolkSztg." gelhan. * In einer Betrachtung Uber die socialdemokratische Literatur sagt die „Nordd. Allg. Zkg.": „Würde denke der wüsten Agitation der socialistiscken Führer freier Spiel raum gewährt, so könnte der beginnende Proceß de» Genesung und die hier und da wahrnebmbare, bewußte oder unbewußte Lo-sagung de» wirklich arbeitenden VvikeS von dem Einfluß der nur in Agitation arbeitenden Führer mit einem Schlage zerstört und rückgängig gemackl und damit vor Allem diejenige Arbeit in der empfindlichsten Weff«
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