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Mmmm Ammer Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich der illustrirten Beilagen „Gute Geister" u. „Zeitbilder" sowie des illustr. Witzblattes „Seisenblasen" 1,50 Mk. Zeitmtz für WM, SklsklÄdm's, Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., sür auswärtige Inserenten 15 Ps. Tabellarische Inserate werden doppelt berechnet. Annahme von Anzeigen sür alle Zeitungen. Groß- und Kleirrölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Coßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 55. Donnerstag, den 10. Mai 1900. 13. Jahrgang. Auktion. IVIonKsg, Nen 14. Ulsi, von nsvkm. 4 vki» sn, gelangen im Hause der Frau Lorenz, Weststraße Nr. 38, die zum Nachlaß des verstorbenen Tischlers Ernst Mende gehörigen VenkLSuge, und Uolsvonnslke rc. sowie einige Musik- invtnumvnle öffentlich zur Versteigerung. Rabenau, d.9. Mai 1900. B. Kttnath, Ortsrichter. Ans Nah und Fern. — Bei der Sparkasse zu Rabenau wurden im Monat April d. I. 359 Einzahlungen im Betrage von 28195 Mk. 60 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 159 Rückzahlungen im Betrage von 24340 Mk- 57 Pfg. — Schonet die Saaten! Jetzt, wo das Früh- lingswetter mächtig hinauslvckt und Tausende in Gottes freier Natur Erholung suchen, ist wohl die Mahnung am Platze, das grüne Eigenthum Anderer zu schonen. Es ist kein Zweifel, daß man dem ländlichen Eigenthum nicht gleiches Recht mit anderem Besitzlhum zugestehen will. Da tritt man, statt ans dem guten Fußpfade zu bleiben, doch oft daneben auf den hohen Saatenraud. Dort bricht man Zweige, dort pflückt man leichthin und ohne besou eren Zweck ganze Sträuße Feld- uuv Wiesenblumen, um sie bald halb verwelkt wegzuwerfen. Der Landmann erlaubt ja verständnißvollen Sammlern sehr gern eine Freiheit, aber eben deshalb mahne ein Jeder Unbefugten gegenüber zum Maßhalten. — Am verwichene» Sonnlag unternahm der Chem nitzer Allgemeine Turnverein unter Führung des Tucn- ivarls Herrn Barthel einen Ausflug nach dem Gcillen- burger Wald über Tharandt nach dem Nabe nauer Grund. Die ca. 280 Theilnehmer wurden an der hiesigen Woher wußten Zie das? Kriminal-Erzählung von A. Oskar Klaußmann. < Nachdruck uerboleu.) Nach einer Pause frägt der Präsident weiter: „Ihr Herr Vater erklärte also ruinirt zu sein und behauptete, daß nur Sie ihn retten könnte», indem Sie die Frau Waldemar v. Scheuren'S^ würden. Wie »ahme» Sie diese Nachricht auf und was beschlossen Sie zu thun?" „Ich war im ersten Augenblicke sehr bestürzt, sowohl über das finanzielle Unglück meines Vaters, als über den Gedanken, so jung ein Ehebündniß mit einem Manne, den ich kaum kannte, entgehen zu sollen, aber ich erinnerte mich meiner Kindespflicht, ich sah die Verzweiflung meines Vaters und schwankte keinen Augenblick, mich seinen Wünschen zu fügen!" „Sie hatten ihren zukünftigen Gatten also schon kennen gelernt?" „Ich hatte ihn nur einige Male flüchtig in unserem Hause gesehen. Er kam indeß von jener Stunde an häufiger zu uns, und Lie Vorbereitungen zur Hochzeit wurde» sehr eifrig betrieben. Nach 6 Wochen bereits war ich verheirathet und zog mit meinem Gatten hierher." „Wie gestaltete sich Ihre Ehe, insbesondere in der ersten Keit?" „Wir lebten friedlich und fast glücklich. Mein Gatte war sehr aufmerksam gegen mich, nud ich versuchte, meine Pflichten nach beste» Kräften zu erfüllen. Allerdings wurde mir das nicht leicht. Ich hatte eine Feindin im eigenen Hause, der ich niemals etwas gethan hatte, und die mich doch mit bitterstem Hasse zu verfolgen schien, die ältere Schwester meines Gatten!" „Das ist Fräulein Emma v. Scheuren, die auch später als Zeugin vernommen werden soll. Weshalb trat Ihnen denn diese Dame, die sonst sehr sanften Charakters sein soll, so feindselig entgegen?" „Ich weiß es nicht! Aber sie schien »sich als einen Eindringling zn betrachten und in der That soll sie sehr dagegen gewesen sei», daß ihr Bruder, dem sie bisher den Haushalt geführt hatte, eine junge Frau nahm." „Worin äußerten sich die sogenannten Feindseligkeiten dieser Danie?" „Sie begegnete mir unfrenndlich und ließ es mich deutlich fühlen, daß ihr meine Gegenwart unangenehni sie. Dann bevormundete sie mich in allen meinem Thun und Handeln, belauschte jeden meiner Tritte und tadelte mich beständig wegen meiner Haushaltung, vor Allem in Haltestelle von mehreren Mitgliedern des Turnvereins I empfangen und nach dem „Amtshof" geleitet, wo sich mittlerweile noch einige Turner emgefunden hatten. Nach eingenommenem Mittagsmahl, welches durch einige Toaste gewürzt wurde, erfolgte gegen 4 Uhr der Abmarsch über die Försterei nach der Spechtritzmühle, von da wieder nach der „Großen Mühle", »ach Lübau, Edle Krone, Klingen berg, wo die Abfahrt nach Chemnitz erfolgte. — Die Diensträume der Königlichen Ämtshauptmann- schait Dresden-A. bleiben wegen Reinigung derselben Dien stag und Mittwoch, den 22. und 23. dieses Monats sür den gewöhnlichen Geschäftsverkehr geschlossen. Nur für solche Dienstgeschäfte, welche einen Aufschub nicht erleiden können, wird an beiden Tagen ein beschränkter Dienst während der festgesetzten Expeditionsstunden eingerichtet werden. — Das großeLoos gezogen! Die Hoffnung Tausender Spieler der Sächsischen Landes-Lotterie ist nun mit einem Riale zu Schanden geworden, denn bereits am Dienstag, am zweiten Ziehungstage, istdas große Loos heraus- gekomme». Dieses Mal hat die Glücksgöttin ihr Füllhorn über das mit Silberschätzen schon reich gesegnete Freiberg ausgeschüttelt. Das Loos fiel in die Collection des Herrn Heinrich Gotthardt auf die Nr. 20 299. — Bei dem Zahnarzt Guth in Konitz fand eine Haussuchung statt. Es wurven einige Sachen beschagnahmt. — Der Mord a» der Ganwirthin Wutwe Fielitz in Alt-Buchhorst, der im August vorigen Jahres großes Aufsehen erregte, bleibt ungesühnt. Das Dienstmädchen Bertha Schröter, das bei der alten „Mutter Fielitz" in Stellung war und nach geraumer Zeit als die Mörderin von einem Gendarmen ermittelt wurde, machte den Unter suchungsbehörden ungemein viel zu schaffen. Auf Grund eines ärztlichen Gutachtens ist das Verfahren gegen sie ein gestellt wörden. Das Mädchen ist unheilbar geisteskrank und kann für die That nicht verantwortlich gemacht werden. Gegenwart meines Gatten. Ich habe auch Grund zu der Annahme, daß sie mich bei jeder Gelegenheit bei ihm anzu schwärzen und ihn gegen mich eiuzunehmen suchte." „Kam es zwischen Ihnen und dieser Dame zu offenen Feindseligkeiten, zu Zank und Streit?" „Nein!" „Und wie verhielt sich bei der von Ihnen angedenteten Antipathie zwischen Ihnen und jener Dame Ihr Gatte?" „Er nahm in der ersten Zeit stets meine Partei und suchte seine Schwester gegen mich umzustimmen. Nach un gefähr einjähriger Ehe trat aber bei meinem Gatten mehr u. niehr eine fürchterliche Leidenschaft zu Tage, die ihn wohl des klaren Urtheils beraubte." „Ihr Gatte war dem Trünke ergeben?" „Ja. Ec soll es schon früher längere Zeit gewesen sein, dann entsagte er dieser Leidenschaft, die erst wieder nach Jahren bei ihm, allerdings mit furchtbarer Heftig keit, zum Durchbruch kam. Ich litt sehr unter diesen Verhältnissen. Während mein Gatte sonst rücksichtsvoll und aufmerksam gegen mich war, erschien er wie ver wandelt, sobald der Dämon des Trunkes ihn beherrschte." „Ec soll Sie in solchen Stunden selbst thätlich miß handelt haben?" Die Angeklagte senkt den Kopf und die jähe Röthe huscht wieder über ihr bleiches Gesicht. Sie preßt die Lippen fest auf einander und sagt daun mit unsicherer Stimme: „Ja, er mißhandelte und beschimpfte mich in solchen Standen in unerträglicher Weise. Wenn er aber wieder zum klaren Bewußtsein gekommen war, zeigte er eine Reue so aufrichtig und herzerschütternd, daß ich ihm immer wieder verzieh." „Wußten Sie, daß Ihr Gatte in einem solchen Neuezustand ein Testament gemacht hatte, durch welches Sie für den Fall seines Todes zur Universalerbin ein gesetzt wurden?" „Ich wußte es- Er hat es mir selbst gesagt." „Kam Ihnen während jener Zeit niemals der Ge- vanke, Ihren Gatten zu verlassen, oder das Verhältniß mit ihm zu lösen?" „Ich hatte wohl öfter diesen Gedanken, aber das Mitleid, das aufrichtige Mitleid mit meinem Gatten hielt mich von der Ausführung zurück. Wenn ich immer wieder seine tiefe Reue sah, verzieh ich ihm und glaubte, daß eine Besserung bei ihm eintreten, daß er seiner furchtbaren Leidenschaft entsagen würde. Mein Vater war außerdem gestorben, nachdem ich kaum ein halbes Jahr verheirathet war. Wäre er am Leben geblieben, so wäre ich wohl zu ihm zurückgekehct." Es wird einer Irrenanstalt als gemeingefährlich überwiesen. — Aus unaufgeklärter Ursache Selbstmord verübt hat in Lankwitz der Gärtnereibesitzer Niepel. Auf dem Tische lagen 400 Mark in Gold. Laut daneben befindlicher schriftlicher Anweisung des Lebensmüden sollten von diesem Betrage 300 Mark für seine Bestattung ver wendet werden, und den Rest bestimmte N. für Denjenigen, der sich seines treuen Hundes annehmen würde. N. lebte in sehr günstigen Vermögensverhältnifsen. Ein Bruder und der Vater des Verstorbenen sind im Jrrenhause gestorben. Möglicherweise hat die Furcht, ebenfalls in Wahnsinn zu verfallen, N. bewogen, seinem Leben ein Ende zu machen. — In Ploewen bei Stettin hat der Kaufmann Reh winkel das Dienstmädchen Bartelt, weil es ihm nicht zu Willen war, erschossen und dann sich selbst getödtet. — Eine Anekdote vom alten Moltke. Kaiser Franz Josef ernannte gelegentlich seiner letzte» An wesenheit in Berlin im August 1889 bei der Verabschiedung auf dem Bahnhofe den hochbetagten Feldmarschall Grafen Moltke zum Oberstinhaber eines österreichischen Infanterie regiments. Moltke war damals bereits recht schwerhörig und hatte den Kaiser nicht verstanden. Er wandte sich fragend an seinen Adjutanten, was der Kaiser gemeint habe. Auf die Antwort, er habe ihm ein Regiment verliehen, er widerte der Feldmarschall: „Die Uniform laß ich mir nicht mehr machen." Ec starb bekanntlich am 24. April 1891. — In Reih und Glied. Unteroffizier (als ein Soldat sich kratzt): „Ich glaube gar, der Kerl will sich zum Flohtheater-Regisseur ausbilden!" Kirchennachricht von Seifersdorf. Freitag, den 11. d. M-, Wochenkomm union. Beginn 10 Uhr. „Wollen Sie uns jetzt mittheilen, wann und unter welchen Umständen Sie mit dem Angeklagten Trischler wieder zusammen kamen?" „Vor ungefähr einem halben Jahre machte uns Herr Trischler plötzlich einen Besuch und theilte uns mit, daß ec aus Amerika zurückgekehrt sei, für ein halbes Jahr Aufenthalt in dieser Stadt nehmen und dann nach Süd amerika zurückkehren wolle. Mein Mann befreundete sich mit Herrn Trischler und dieser versuchte vergeblich, in freundschaftlichster Weise meinen Gatten von seiner Leiden schaft langsam abzubringen. Ich erkläre hier gleich, daß zwischen mir und Herrn Trischler niemals auch nur ein Wort gefallen ist, das nicht Jedermann hätte hören können, daß nichts zwischen uns geschehen ist, nichts, absolut nichts, wovor er oder ich erröthen müßten. Ich spreche die Wahrheit, die reine Wahrheit, so wahr mir Gott helfe in meiner letzten Stunde." Die junge Frau hatte mit einer gewißen Erregt heit gesprochen, jetzt hielt sie inne und ihr Gesicht nahm wieder die steinere Ruhe an, während ihre rasch athmende Brust noch immer von ihrer innerlichen Aufregung Kunde gab. Der Präsident machte eine diskrete Pause in seinem Verhör und sagte dann: „Noch eine Frage möchte ich von Ihnen beantwortet haben. Fühlten Sie aus dem ganzen Betragen des Mitangeklagten heraus, daß Sie ihm nicht gleichgiltig seien?" „Ich ahnte es, aber es ist nie ein Wort in dieser Angelegenheit zwischen uns gewechselt worden. Herr Trischler blieb seiner Rolle als treuer, ergebener Freund nicht nnr für mich, sondern anch für meinen Gatten voll kommen getreu." „Sie haben von dem Mitangeklagten Cyankali er halten. Wolle» Sie uns mit möglichster Ausführlichkeit beschreiben, unter welchen Umständen Sie das Gilt er hielten, wie Sie es aufbewahrten, wozu Sie es gebrauchten?" — Forts. folgt. — — Dresdner Schlachthofbericht vom 7. Mai 1900. Austrieb: Ochsen 406 Kalben n. Kühe 189, Bullen 196, Kälber 518, Schafe 1102, Schweine 2100. Preise wurden für 50 Kilo Lebend gewicht wie nachstehend gehalten: Ochsen: erste Sorte 35 Mk., zweite Sorte 32 Mk., dritte Sorie 29 Mk. Kalben und Kühe: erste Sorte 34 Mk., zweite Sorte 30 Mk., dritte Sorte 27 Mk. Bullen: erste Sorte 35 Mk., zweite Sorte 30 Mk., dritte Sorte — Mk. Kälber: erste Sorte 45 Mk., zweite Sorte 40 Mk., dritte Sorte — Mk. Schafe: erste Sorte 64 Mk., zweite Sorte 61 Mk., dritte Sorte 59 Mk. Schlachtgew. Schweine: erste Sorte 40 Mk., zweite Sorte 37 Mk., dritte Sorte 34 Mk.