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Was gibt es Aeues? — Der Reichspräsident besuchte ng für chinesische Kunst. am Montag die AuS- Dcr Terror in Südtirol. Besonders stark war der Wahlterror in Südtirol. Nach den amtlichen Mitteilungen betrug die Wahlbetei ligung 80 v. H. Von 52 078 Wahlberechtigten in der Provinz Bozen gingen 41 139 zur Abstimmung. Von diesen stimmten 38 234 mit Ja, während mit Nein 2809 stimmten. Die übrigen 96 Stimmen waren un gültig. Die Behörden drängten rücksichtslos viele von ihnen Abhängige zur Beteiligung an der Wahl. stellung — Reichsbankpräsident Dr. Schacht ist nach Paris zurückgekehrt. . in Stuttgart der Vorstand des zusammen, um sich mit Wohnungs fragen zu beschäftrgen. Mussolinis Wahlsieg Jie faschistische Wablkvmöbie. Sin Vries Hugenbergs an Amerika. Die Amerikaner zahlen Deutschlands Tribute. Ein Berliner Montagsblatt veröffentlichte einen Brief, den der deutschnationale Parteiführer Dr. Hugenberg an eine Reihe führender Amerikaner ge richtet hat, wobei es die Frage aufwarf, ob der. Bries Steuerwesens mit dem Ziel, die Kapitalneubildung zu begünstigen, Wiederherstellung der Rentabilität der Landwirtschaft, Abbau des überspannten sozialen Ver sicherungswesens und des Pensionswesens und Be kämpfung der Jnteressenpolitik. Stegerwalds Aktionsprogramm gipfelt in der For derung: Jede Regierungskoalition hat sich bewußt zu sein, daß die deutsche Politik in den nächsten Jahren auf allen Gebieten Ausgleichspolitik sein muß (Ver fassungsfragen, Wahlrechtsfragen, Wirtschaftspolitik. Steuerpolitik, Sozialpolitik, Kulturpolitik). Alle Par teien, die in der Negierung vertreten sind, müssen in den nächsten Jahren den Willen mitbringen, den Ltaatswagen ohne Rücksicht auf vorübergehende Popu larität oder Unpopularität, unter allen Umständen bergauf zu schieben. Sie nützen damit dem deutschen Volk, dem Staat und profitieren dabei, auf längere Sicht gesehen, bestimmt auch selbst. Zu Beginn seiner Rede hatte sich Stegerwald ein gehend mit den Pariser Tributverhandlun gen beschäftigt und dabei u. a. ausgeführt: Die Sie gerstaaten verlangen praktisch von Deutschland Un mögliches. Wir sollen hohe Kriegsentschädigungen zah len, Auslandsdarlehen sehr viel höher als in der übrigen Welt verzinsen und daneben umgeben sich fast alle Siegerstaaten noch mit hohen Zollmauern, um die deutsche Ausfuhr nachdrücklichst zu erschweren. Aus landsschulden aber können auf die Dauer nur mit Aus fuhrüberschuß bezahlt werden und nicht ständig mit ausländischen Darlehen oder gar mit heimischer Ver mögenssubstanz. Für die Lösung des Reparationspro blems gibt es nur dreierlei: Entweder es müssen 1. die deutschen Leistungen an die Siegerstaaten sehr bedeu tend herabgesetzt werden oder 2. es muß der größte Terl der deutschen Verpflichtungen in Sachleistungen abgeführt werden oder aber 3. es müssen der deutschen Warenausfuhr durch die Siegerstaaten große Erleich terungen gewährt werden, damit sie in absehbarer Zeit jährlich um 5 bis 6 Milliarden Mark gesteigert werden könnte. Punkt 2 und 3 aber bedeuten auch für meh rere Siegerstaaten verstärkte Arbeitslosigkeit. Daneben muß auf längere Sicht gesehen auch die deutsche Ein fuhr an Lebensmitteln um 1 bis 1'/r Milliarden Mark gesenkt werden. Zur Agrarfrage erklärte Stegerwald, daß neben mäßigen Agrarzöllen, die nicht so hoch sein dürfen, daß sie Handelsverträge unmöglich machen, andere Mittel ergriffen werden müßten. Er empfahl insbesondere eine Aenderung der Lastenverteilung zu gunsten des Landvolks und Förderung der Erzeugung von Milch, Molkereiprodukten, Eiern und Gemüse, von denen wir heute noch weit über eine Milliarde jährlich aus dem Auslande einführen. Bergarbeiter Deutschlands hat »um 3N für den Ruhrbergbau am 1. Aprrl zum 30. April zu kündigen. -«Das Luftschiff „Graf Zeppelin" ist Montag früh -ur ersten Mittelmeerfahrt gestarrt. . Die „Wahlen" in Italien ergaben dank dem Terror der Behörden erne erdrückende Mehcheit für den Wahlvor schlag der Regierung. — In den Elektrizitätswerken von Bergmann in Ber- lin-Rosenthal verbrannt« eine Arbeiterin bei einem Groß- teuer. — An der Küste von Florida wurde ein britische« Schoner wegen Mitführens von Alkohol von der amerikani schen Küstenwacht versenkt. Sie EMWnWm «erden am Mantag, den S. Ajpvil v«n». IO UV- im Feftsaal dar MädrHensühul, ausgenommen. Adorf i. V., den 25. März 1929. Drei Wege. Reichskanzler Müller hat zwar schon einige Wochen vor den Osterferien seine Koalittonsverhandlungen „endgültig" aufgegeben, aber damit ist nicht die Frage gelöst, was denn nun eigentlich werden soll. Wenn man sich nach den Osterferien wieder im Reichstag zusammenfindet, so kommt man nicht um die Not- ivendigkeit herum, den Reichshaushalt aus irgendeine Art zu verabschieden. Wie soll das aber bei dem jetzigen Chaos im Reichstag geschehen? Auf dem Zen trumsparteitag des Kreises Büren hat am Sonntag der Reichstagsabgeordnete Stegerwald in einer großen Politischen Rede u. a. auch die Möglichkeiten erörtert, di« sich zur Lösung der gegenwärtigen Krise bieten. Er Ling dabei aus von dem Austritt des Zentrums Regierung, über dessen tiefere Gründe er u. a. uusführte: „Verantwortungsscheu hat die Zentrums- ) Me gekannt. Kein ernsthafter Mensch im Zen- rrumslager will die „Abkehr von Weimar", auch der l'^twden zwischen dem Papst und Mussolini" hat aus das Verhalten der Deutschen Zentrumspartei keinen Einfluß ausgeübt. Die Zentrumspartei war am 6. Februar bereit, in der Regierung zu verbleiben und jetzt noch jederzeit bereit, sich an der Regie rungsverantwortung zu beteiligen. Sie lehnt es aber nach wre vor ab, im Hinblick auf die Größe und Schwere der bevorstehenden Aufgaben sich an einer Re gierungskombination zu beteiligen, bei der, wie es vom Juli 1928 bis Februar 1929 der Fall war, jede Partei tun und lassen könnte, was sie wollte. So kann zehn Jahre nach der Staatsumwälzung nicht mehr regiert werden. Es gibt nur dreierlei: ent- wederDiktaturoder Reichstagsauflösung oderaber feste Koalition. Diktatur bedeute? vraktlsch: die Zerreißung der Reichseinheit. Was Frankreich nach vielen Mühen in den letzten Jahren nicht gelungen ist: Deutschland wieder auf die Zeit vor den Frkcheitskriegen oder vor 1866 zurückzuwerfen, das nachträglich die Deutschen gründlich unter sich besorgt Reichstagsauflösung bedeutet Stär kung des Radikalismus. Mithin bleibt nur der Weg zu einer festen Koalition offen." bA"? d nwitei., daß es partei politisch für das Zentrum das beste tväre, wenn es noch längere Zett der Regierung fernbliebe. Tatsäch lich würde man aber durch solche Politik, gewollt oder ungewollt, auf die Diktatur hinarbeiten: denn ohne die Vermittlung des Zentrums sind die Sozialdemo kratie und die Deutsche Volkspartei nicht zusammenzm bringen, weder in Fragen der Gestaltung des Haus halts noch in der Steuerpolitik noch in der Wirtschafts- und Sozialpolitik. Anschließend stellte Stegerwald ein« Art innerpolitischen Programms auf. Iw einzelnen forderte er: Schaffung klarer Kompetenzver- hältnisse zwischen Reich und Ländern, Umbau des rarmcyncy gesawleben worden sei. Die deutschnatio nale Pressestelle erklärt hierzu: Der Brief ist echt. Dr. Hugenberg hat ihn vor ein paar Wochen an sämtlich« Senatoren und Abgeordnete, an Vic Gouverneure und Bürgermeister, an alle füh- rendcn Zeitungen und an hervorragende Persönlich keiten des wirtschaftlichen und geistigen Lebens in Amerika gesandt. Im Augenblick der für Deutschland lebenswichtigen Verhandlungen in Paris war es notwendig, den Ame rikanern, die bei den Verhandlungen eine entscheidende Rolle spielen, ein Bild über die tatsächlichen Verhält nisse in Deutschland, die von der Linkspresse und zum Teil von amtlichen Stellen verschleiert werden, zu geben. Insbesondere war es notwendig, gegenüber den Lügen über die Deutschnationalen, mit denen das Aus land von der deutschen Linkspresse täglich gefüttert wird, den wahren Sachverhalt zu schildern. Dr. Hugen berg hat deshalb den Anregungen, die ihm in dieser Beziehung von amerikanischer Seite gemacht wurden, xern entsprochen. - i Aus dem Inhalt des Briefes. In dem Briefe wendet sich Hugenberg zunächst gegen den Vorwurf, die „reaktionären" Kreise Deutsch lands hätten den Krieg verschuldet, und verweist dabei auf das Wort, das Hindenburg auf dem Schlachtfeld von Tannenberg prägte: „Mit reinem Herzen sind wir in den Krieg gezogen, und mit reinen Händen haben wir das Schwert geführt." Auch heute denke dis Deutschnationale Volkspartei an keinen Angriffskrieg, der angesichts unserer Entwaffnung ja auch eine Sinn losigkeit wäre. Weiter werd äusgeführt, dqß die Deutschnationalen die Kriegsächtungsbestrebungen Kel- logs sehr wohl zu würdigen wüßten; wenn sie trotzdem der Ratifizierung widersprochen haben, so geschah es, weil sie den unerträglichen Status quo, wie ihn der Versailler Vertrag geschaffen hat, nicht freiwillig an erkennen könnten. Es heißt dann weiter: „Wir wollen, daß das von Präsident Wilson ver kündete Selbstbestimmnngsrecht der Völker auch für das deutsche Voll Gültigkeit erhält. Jeder neue Vertrag aber, der den Status quv von h«»te zur Grundlage hat, schafft eine moralische Stütze für den Versailler Vertrag. Deutschland ist nicht in der Lage, die bisherigen Laste« au» eigener Kraft zu trage». Rar die Anleihe«, die ihm — i« der Hauptsache Mm Amerika — gegeben würben, er mögliche« die Zahkmge» der Tribute a« die Alliierten. Aus eigener Kraft hat Deutschland feit dem Tawespakt nichts zu zahle» vermocht. Zur Zeit affo zahlen die Ameri kaner die Tributlasten TentfchlaudS. Sie si«d es, die — sicherlich ohne bösen Wille«, aber tatsächlich — den Mili tarismus Frankreichs finanzieren, den Engländern ihren Flottenbau ermöglichen. S»s»«d es, di« auch dem Marris- mns in Deutschland die Mittel m die Hand gebe«, staats- fozialiftische und wirtschaftssozialistische Experimente z« machen. Die Deutschnationale Volkspartei will eine vernünf tige und gerechte Lösung der Tributfrage und der damit verknüpften Fragen. Die Revision als Endlösung darf den Grundsätzen nicht widersprechen, die der Präsident Wilson in seinen 14 Punkten aussprach, und auf Grund deren das deutsche Volk die Waffen niedevlegte. Sie muß auf Dieses Wahlergebnis muß vor allem mit der Be merkung versehen werden, daß die 38 000 Stimmen in bei Provinz Bozen nicht nur von den Deutschen abgegeben wurden, sondern daß die Italiener im Gegensatz zu früherer Wahlen geschlossen zur Abstimmung gegangen sind. Es muf auch weiter bemerkt werden, daß die Nachprüfung dieser vor den behördlichen Stellen gegebenen Ziffern unmöglich ist Bemerkenswert ist ein Vergleich mit den Ergebnissen der früheren Wahlen in Südtirol. Im Jahre 1921 gingen fas! 99 v. H. der Südtiroler Wähler an die Urnen. Der deutsch« Verband erhielt 36 574, die deutschen Sozialdemokraten 3993 Stimmen, di« Jtali«ner hatten gar keine Listen aut, gestellt. Im Jahr« 1924 erhielt der deutsche Verband 34 983 Stimmen, die faschistische Partei brachte es trotz des Regierungsapparates bloß auf rund 3000 Stimmen. Am Sonntag hat sich in Italien die faschistische Wahlkomödie abgespielt. Bei diesen sogenannten Wah len stand nur die Regierungsliste zur Abstimmung. Man konnte nur mit „Ja" oder „Nein" stimmen. Dank dem von den Behörden ausgeübten Terror er zielte die Regierungsliste bei stärkster Wahlbeteiligung eine erdrückende Mehrheit. Das Gesamtergebnis war: Wahlberechtigte S 650 570 Stimmen, gewählt haben 8 650 740 Wähler, also 8S,6S v. H. Für die Regie, rungsliste stimmten 8 506 576 Wähler, gegen Vie Liste 136 1S8 Stimmen, ungültig waren 6824 Stimmen. Das Zeichen der Versöhnung zwischen Kirche und Staat war die rege Stimmbeteiligung der Geistlichkeit. Wo Kardinäle an der Urne erschienen, wurden sie mit Ehrfurcht begrüßt. In mehreren Städten ist die Geist lichkeit geschlossen in das Wahllokal gezogen. So hat z. B. der Bischof von Nola sein Stimmrecht in Be gleitung aller Kapitelherren und des gesamten Klerus ausgeübt. Wie aus Turin gemeldet wird, hat der Kronprinz seine Stimme bereits in den frühen Morgen stunden abgegeben, begleitet von dem Präfekten und übrigen Gefolge. Die übrigen königlichen Prinzen haben ebenfalls ihrer Stimmpflicht genügt. den 27. MLwz 1929 9S. Äahrg. Nr. 73 Adorfcr V GrenOote Im Falle höherer Gewalt (Krieg oder sonstig« Der Adorfer Grenzbote gelangt jeden Wochent. nachm. zur Ausgabe, für den nächsten Tag vorda- tiert.—Anzeigen nach Tarif.—Postscheck-Konto 87869 Leipzig. — Fernruf Nr. 14. Eegr. 1835 Di« Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshaupt- mannschast Oelsnitz i. Vogtl., des Amtsgericht», der Amtsamvaltschast und des Stadtrates zu Adorf im Vogtland Zagedlatt ».Anzeiger für Werf (BMI, Bab Elster, Bad Brambach Arnsgrün, Breiienfeib, Bergen, Freiberg, Ober- u. MergeNengrün, Kermsgrün, Aigelsburg, Leubetha, Müblhauiea Mbersreuch Remiengrün, Schönberg, Eiebenbrmm, Sohl, Wvhlbach u. bas übr. vbereBgtl Sonntags eine Illustrierte AnterhaltungSbellago Druck und Verlag: Otto Meyer, Adorf (VogÜ.), Bergstraße 14. — Verantwortlicher Schriftleiter: Otto Meyer, Adorf (Vogtl.) r Störung des Betriebes) hat der Bezieher keinen l r Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der : : Zeitung oder auf Rückgabe des Bezugspreises. ; r ;