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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, M« ,WIl°dr»fftr Tagkblatt- erscheint tSglich »achm. s Uhr für den folgende» Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in der DefchSftsftrlle und de» Ausgabestellen r Wk. im Monat, bei Anstellung durch die Boten 2,30 Mb., bei Postbeftellung »vf",'.'«L°'B?ftanft°°.?n Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend AsLger unV G<schästsstellen ' nehmen zu jeder Zeit Be ¬ stellungen «tge-e». Im Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen besteht kein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. — Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto beiliegt. für Lürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter. Anzrigrnprri»: die Sges-attrnr Raum,eile 20 Doldpfennig, die 2gespalteneAeile der amtlichen Bekanntmachungen40Dold- Pfennig, die 3 grsp-ltencRebl-mezeNe im textlichen Teile lov Doldpfennig. Nachweifungsgedühr 2V Goldpfennige. Dor- geschriebeneErschcinungs- — » . , . er ev» „ tage und Platzvoischrifte» werden nach MSglichbeit FekNsprecher: AMt WilsdkUff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen annahme bis oorm.wUhr —————— Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Daranlie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Bettag durch Klage eingezogen werden muh oder der Austraggeder in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen alle Vermittlungsstellen entgegen. Das Wilsdruffer Tageblatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen Nr 286 — 83. Jahrgang. Telegr.^ldr.: .Amtsblatt' Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Sonntag 7. Dezember 1924 Wahl und Ausland. Zum Abschluß dieses heißen Wahlkampfes wird uns von unparteiischer Seite geschrieben: Wenn man beim Wahlkampf vor dem 4. Mai davon sprach, eine Wendung nach rechts werde die Folge haben, daß in Frankreich bei den Wahlen des 11. Mai der nationale Block des Herrn Poincarö gestärkt werde, so hat sich das als abwegig erwiesen. Obwohl nun der Ruck nach rechts in Deutschland am 4. Mai eintrat, antworteten die Franzosen gegen alle Prophezeiungen mit einem ebenso scharfen Ruck nach links. Der Franzose hat gänzlich unbekümmert darum, was uan in Deutschland über den Wahlausgang dachte, gewählt, unbekümmert auch darum, welche außenpolitischen Folgen sein Ruck nach links haben würde. Aber aus der anderen Seite ist es ebenso abwegig, nun etwa aus dem Resultat derenglischenWahlen mit ihrem Sturz des soziali stischen Ministerpräsidenien Macdonald irgendwelche Folgerungen zu ziehen. Wenn man will, so hat das eng lische Volk durch seine letzte Wahl eine Verurteilung der Außenpolitik Macdonalds ausgesprochen. Also zu folgern, man müsse in Deutschland deshalb konservativ wählen, weil die Engländer konservativ gewählt hätten, das zu be- t-aupten könnte man höchstens in der Wahlzeit riskieren. Der Versuch, den deutschen Wähler mit dem Wohl oder Übelwollen des Auslandes graulich zu machen, hat sich freilich im Laufe dieses Wahlkampfes sehr weit ge steigert. Es ist nur gut, daß der geringste Teil aller Prophezeihungen im Wahlkampf der Nachwelt über- liefert bleibt, denn sonst ginge eine Welle von Blamage durch die Lande. Der deutsche Staatsbürger müßte auf ein derartiges Graulichgemachtwerden mit den Wünschen des Auslandes — gleichgültig von welcher Seite das kommt — nur mit dem trockenen Wort erwidern, daß, wenn wir ein politisch reifes Volk sein wollen, wir haarscharf so stimmen, wie w i r es für unsere eigenen Interessen und sonst für nichts anderes als richtig betrachten. Wohl- oder Überwollen des Auslandes — man möchte mit einer bekannten Redens art antworten: „Wat ick mir dafor koofe!" Es kommt uns nur darauf an, wie sich das Ausland uns gegenüber praktisch verhält, und in dieser Hinsicht haben wir für das angebliche Wohlwollen des Auslandes kurz vor der Wahlentschcidung die Ankündigung erhalten, daß an die vertragsmäßige Räumung des Kölner Brücken kopfes am 10. Januar 1925 unter gewissen Umständen nicht zu denken sei. Man sollte sich in Deutschland jede Anregung des Auslandes für die Wahlen entschieden verbitten. Englands konservative Zeitungen haben es scharf getadelt, den Sieg über den Sozialismus für wahl politische Zwecke in Deutschland zu verwenden. Kein Wort Rankes ist in den letzten Jahren derari mißbraucht worden, wie das von der Präponderanz, also der größeren Wichtigkeit der Außenpolitik. Das bezieht sich auf die Politik, aber nicht auf die Wahlen; man denke, wie man im Mutterland des Parlamentarismus bei den vor letzten Wahlen zwar dem Sozialismus zum Siege verhalf, aber sich in seiner Außenpolitik durch irgendwelche sozia listische Ideen keineswegs von einer reinen Zweckmäßig? kcitspolitik abbringen ließ. Und das gleiche geschah in Frankreich; auch Herriot blieb im Ruhrgebiet und bleibt -in Rhein. Es sollte für eine deutsche Partei nichts Kompro- mittierenderes geben, als wenn sie, um einen Wahlerfolg herbeizusühren, mit dem Interesse des Auslandes krebsen geht. Wir Deutsche sind noch nicht so weit, das als Selbst- Verständlichkeit zu betrachten und es für alle Parteien gelten zu lassen. Die Versprechungen des Wahlkampfes lassen sich ja doch niemals erfüllen, wenn sie mit der rauhen Wirk lichkeit, namentlich der Außenpolitik in Berührung kommen. Wirtschaftspolitisch, Verkehrs- und finanzpolitisch, währungs- und militärpolitisch hat uns das Ausland in Fesseln geschlagen, auf große Teile deutschen Bodens sitzen Fesseln geschlagen, auf große Teile deutschen Bodens setzen wollen wir uns wenigstens den Rest von Selbständigkeit bewahren, die innere Entscheidungsfreiheit, weil wir dann, um Schillers Wort zu variieren, immer noch frei sind, nock frei, auch wenn wir in Fesseln geschlagen wurden. Neue Richtlinien -er Kürsorge. Ab 1. Januar 1925. Der Reichsrat hat den Reichsgrundsätzen über Vor- aussetzung Art und Maß der Fürsorge zugestimmt; sie treten am 1 Januar 1925 in Kraft. Von da ab werden für die wichtigsten Fragen der öffentlichen Fürsorge im ganzen Reichsgebiet einheitliche Bestimmungen gelten. Die Reichsrcgierung hat daran festgehalten, daß die Fürsorge auf die Opfer ves Krieges und der Geldentwertung oie Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen und die Klein- und Sozialrentner, besondere Rücksicht zu nehmen hat. Neben den allgemeinen Vorschriften enthalten daher die Grundsätze besondere Vorschriften für diese Kreise von Hilfsbedürftigen. Die Grundsätze rechnen u. a. zum not wendigen Lebensbedark, den die Fürsorge zu gewähren Ashltag M Sehieklalstag! Segen sie psrteiferspNtterung Berlin, 6. Dezember. Die Reichsregierung hat bereits in ihrem Wahlaufruf vom 21. Oktober vor der Parteizersplitte rung gewarnt. „Nicht in der Zersplitterung liegt das Heil, son dern im Streben zum Ganzen und zur Einheit." Gleichwohl haben auch für die Dezemberawhlen wieder viele kleine und kleinste Sondergruppen eigene Wahlvorschläge eingereicht. Um ein Man dat zu erhasten, müssen auf einen Wahlvorschlag mindestens 60 000 Stimmen entfallen. Durch Zusammenrechnung der Rest stemmen in den Wahlkreisverbänden kann ein Mandat nur zu geteilt werden, wenn wenigstens einer der verbundenen Wahl vorschläge mindestens 30 000 Stimmen erhalten hat. Einem Reichswah ivorschlag kann höchstens die gleiche Zahl von Man daten zugeteilt werden, die auf die ihm angeschlossenen Kreiswahl- vvrschiäge entfallen sind. Diese Vorschriftten des Reichswahl gesetzes sollen bewußt die Bildung von Zwergpatteien erschweren. Bei der letzten Wahl sind so 842 260 Stimmen, die für Zwerg- parteirn abgegeben wurden, ohne Einfluß aus die Zusammen setzung des Reichstages geblieben. Die Wähler haben also nichts erreicht, als daß ihre Stimmen bei dem Wahlergebnis vollständig ausfielen. Teilnehmer anderer Staaten an den deutsch-französischen Industriever Handlungen Paris, 6. Dezember. Von zuständiger deutscher und fran zösischer Seite erfährt die Tel.-Union, daß die Absicht besteht, zu gewissen Besprechungen der französischen und deutschen In dustrie die übrigen anderen europäischen, an der Eisenindustrie interessierten Länder heranzuziehen. Die französischen und deut schen Industriesachverständigen werden Mitte des Monats Lire Besprechungen wieder ausnehmen. Wenn eine Einladung an die Industriellen der anderen Länder Europas ergeht, hängt von dem wetteren Verlauf dieser Besprechungen ab. hat, ntcyk nur den Lebensunterhalt, sondern auch die Krankenhilfe und Hilfe zur Erhaltung und Wieder herstellung der Arbeitsfähigkeit. Blinde, Taubstumme und Krüppel sollen, soweit irgend möglich, erwerbsfähig ge macht werden, damit sie sich in das Wirtschaftsleben ein gliedern können. Schwangere und Wöchnerinnen sollen die erforderliche Hilfe nach dem Vorbild der Familienwochen hilfe erhalten. Bei Kleinrentnern und Sozialrentnern muß die Fürsorge auf frühere Lebensverhältnisse besondere Rücksicht nehmen; sie darf nicht verlangen, daß sie kleinere Vermögen, Hausrat, Familienstücke oder Gegenstände, die zur Befriedigung geistiger, besonders wissenschaftlicher oder künstlerischer Bedürfnisse dienen, verwerten, ehe ihnen Hilfe zuteil wird. Für die Kriegsbeschädigten und Kriegshinterbliebenen bleibt die bisherige besondere soziale Fürsorge aufrechterhalten, sie wird zum Teil ver bessert. Die Reichsgrundsätze stellen nur das Mindest maß der Fürsorge dar; sie hindern die Länder und die Fürsorgeverbände nicht, darüber hinaus weitere Hilfe zu gewähren. Ltm die Räumung Kölns. Eine Beruhigungsmeldung. Die Londoner »Westminster Gazette-, die als einzige- Blatt die Nachricht von der Absicht der Engländer gebracht hat, Köln im Januar nicht zu verlassen, erklärt jetzt, die Frage sei aber nur von den Alliierten zu entscheiden, und es bestände Grund zur Annahme, daß die weitere Be setzung nur von kurzer Dauer sein werde und daß dann gleichzeitig mit dem Rückzug der Engländer aus Köln auch die Franzosen die Ruhr verlassen werden. Die Veröffentlichung und der darauf erfolgte Sturm in Deutschland hat zur Folge gehabt, daß auch Reuter sich offiziös zur Frage äußert. Danach habe die englische Ne gierung noch keine Entscheidung getroffen. Es sei eine interalliierte Angelegenheit und könne definitiv nur zwi schen England und seinen Alliierten geregelt werden. Das genaue Datum des Rückzuges hinge von Deutsch lands gutem Willen in den Neparations- und Ent- waffnungsfragen ab. Ter erste Punkt sei erledigt, den zweiten würden die Berichte über die Militärkontrolle ent scheiden. SMU ist WWW! WWltWM.8blsOMKW Eine neue Verhaftung im Haarmann- Prozetz. Hannover, 6. Dezember. Der 21jährige Hugo Wit kowski wurde auf Veranlassung der Staatsanwaltschaft verhaftet und in das Untersuchungsgefängnis Hannover eingeliefert. Haar mann hat W. beschuldigt, zusammen mit Grans den Arbeiter Adolf Hänel ermordet zu haben. Ausweisung der russischen Handels- delegierten Rotterdams. Dezember. „Mornrngpost" meldet, das Kabinett Baldwin hat den sechs Mitgliedern der russischen Han delsvertretung wegen kommunistisch-revolutionärer Betätigung den Ausweisungsbefehl zugestellt. Die Ausweisungsfrist läuft am 7. Dezember mittags 12 Uhr ab. Der erste Konflikt zwischen Paris und Moskau. Bafel, 6. Dezember. Die „Baseler Nachrichten" melden aus Paris: Der verhaftete Sowjetdelegierte, Kapitän a. D. Sa- doul, hat die Intervention der Sowjetregierung angerufen. Da durch ist über Nacht der Konflikt Frankreichs mit Moskau akut geworden. Gegen Sadoul ist am 10. Januar 1918 das Urteil des Kriegsgerichts in contumaciam ergangen, das auf Tod durch Erschießen lautet. Belagerungszustand in Tripolis Zürich, 6. Dezember. Den Blättern wird aus Tunis ge meldet, datz die Unruhebewegung zur Verhängung des Belage rungszustandes geführt hat. Die italienischen Blätter beschuldigen die Franzosen, von Algerien aus die Propaganda gegen Italiens Herrschaft in Tripolis zu unterstützen. Ausgeho-sne RheLnrandverordnungen. Mildernde Maßnahmen. Die Interalliierte Rheinlandkommission har be schlossen, eine bestimmte Anzahl von Bestimmungen ihrer Verordnungen aufzuheben oder abzuändern. Die haupt sächlichsten Maßnahmen sind folgende:^ Deutsche Gesetze und Vorschriften werden in Zukunft tn fast allen Fällen gleichzeitig in den besetzten Gebieten wie auch im übrigen Deutschland in Kraft treten. Personen, gegen die Ausweisungsbefehle vorliegen, werden in Zukunft über den Grund der Maßnahme informiert werden und sollen gehört werden. Urteilssprüche aus Gefängnisstrafen werden in Zu kunft außerhalb Deutschlands nur dann vollstreckt, wenn ein besonderer Beschluß der Kommission vorliegt. Eine Verord nung, die das Vorgehen gegen Kaufleute wegen Wuchers zu- läßt, ist aufgehoben worden. Die Kommission hat ihre lokalen ' Vertreter beauftragt, Eingaben wegen Aushängung von Fahnen besonders bei staatlichen, religiösen, nationalen, Ver eins- und anderen Festlichkeiten in möglichst entgegenkommen der Weise zu berücksichtigen. Die Kommission kündigt weiter an, datz sie außerdem gewisse weitere mildernde Maßnahmen besonders mit Rück sicht auf die Presse und den Schutz der Persönlichkeit in Erwägung zieht. Englands ägyptische Gorge. Alarmnachrichten. Wie das Londoner Blatt »Daily Mail" wissen will, soll Lord Allenby gemeldet haben, in Kairo sei eine Ver schwörung zur Ermordung hervorragender Mitglieder der englischen Regierung in London entdeckt worden. In folgedessen würden alle Mitglieder des Kabinetts polizei lich überwacht. Die anderen Londoner Blätter berichten von dieser Sache nichts. Auf die dem König von Ägypten überreichte Petition der ägyptischen nationalistischen Abgeordneten, die die so fortige Einberufung des Parlaments forderte, hielten di« Minister einen dreistündigen Kabinettsrat ab. Ziwar Pascha berief darauf den Präsidenten des Parlaments zu sich und teilte ihm mit, daß das Kabinett die Parlaments auslösung beschlossen hätte. Die Regierung hat eine Note an den Generalsekretär des Völkerbundes gerichtet, in der erklärt wird, daß sie jeden Versuch einer auswärtigen Macht, sich in die ägyptischen Angelegenheiten einzumischen, als unfreundlichen Akt be trachten werde. Jeden- Angriff auf ägyptisches Gebiet werde die Regierung mit allen ihr zur Verfügung stehen den Mitteln zurückweisen. Als der Generalsekretär des Völkerbundes die Note erhielt, richtete er erst eine Anfrage an die englische Re gierung, ob diese Note an die Staaten, die das Protokoll unterzeichnet hätten, weitergegeben werden könne. Hierzu hat die englische Regierung jetzt ihre Einwilligung erteilt.