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ALZntgltch Sächsische* Staatsanzetgev. Verordnungsblatt der Ministerien und der Ober- und Mittelbehörde«. Nr. 244. Beauftragt mit der verantwortlichen Leitung: Hofrat Toenges in Dresden. < Donnerstag, 19. Ottober 1911. Pczuztpre«»: Beim Bezüge durch die Expedition, Große Zwingerstraße 16, sowie durch die deutschen Postanstalten 3 Mart vierteljährlich. Einzelne Nummern 10 Pf. Erscheint: Werktags nachmittag». — Fernsprecher: Expedition Nr. 1295, Redaktion Nr. 4574. Ankündigungen: Die Zeile «.Schrift der 6mal gesp.AnkündigungSseite35Pf., die Zeile größerer Schrift od. deren Raum auf 3mal gesp. Textseite im amtl. Teile 60 Bf., unter dem Redaktionsstrich (Eingesandt) 75 Pf. PreiSermäßigg. auf GeschäftSanzeigen. - Schluß der Annahme vorm. 11 Uhr. Infolge der Entgleisung des AnhängewageuS eine- rriebwagens -er Kleinbahn auf der Trierer Straße in Aachen wurden fünf Fahrgäste schwer, zwölf leicht verletzt. * Bei einer Schlagwetterexplosion in einem Kohlenschachte b.i St. Etienne wnrden 2» Bergleute getötet. Berfaglieri sollen Homs besetzt haben. * Die jungtürkische Partei ist nur unter der Bedingung zur Fortsetzung des Widerstand- gegen Italien bereit, dem Kabinett ein Vertrauensvotum zu geben. In unmittelbarer Röhe von Hankau hat ein Gefecht Mischen RegieruugStrnppen und Aufständischen stattgefunden, das unentschieden geblieben ist. Bon den Revolutionäre« sollen 2W bis SSV Mann gefallen sein, während die Verluste der RegierungStmppen angeblich geringer sind. * Der Lhef de- dentschen Sreuzergeschwaders, Admiral v. Krosigk, ist gestern nachmittag in Nanking angekommen und wird heute auf dem Kanonenboot „Jltt-" in Hankau cintreffem Amtlicher Teil. Tredde«, 19. Oktober. Ihre Königl. Hoheiten Prinz und Fr»» Prinzessin Johann Georg, Herzog und zu Sachsen, sind gestern 10 Uhr 15 Min. abends ah Dresden-Hauptbuhnhof und Prinzessin Mathilde Herzogin zu Sachsen, heute 11 Uhr 47 Min. vormittags ab Pirna nach Wien gereist. Verordnung, eine Ernennung für die I. Lam»er der Ltändeversammlunz betr., vom 14. Oktober 1911. Wir, Friedrich August, von Gottes Gnaden König von Sachsen usw. usw. usw. verkünden hiermit, daß Wir auf Grund der Bestimmung in § 63 unter Nr. 17 der Verfassungsurkunde den Verlagsbuchhändler Albert Brockhaus in Leipzig zum Mitgliede der Ersten Kammer der Ständeversamm- lung ernannt haben. Zu dessen Beurkundung haben Wir die gegenwärtige Verordnung unter Vordruck Unseres Königlichen Siegels eigenhändig vollzogen. Gegeben Dresden, am 14. Oktober 1911. (Ziege» lgez.) Friedrich August (gez.) Graf Vitzthum Die nächste ptz«r«mze«ttsche vorprüf««- findet hier im Dezember diese- Jahres statt. Gesuche um Zulassung sind unter Beifügung der vor geschriebenen Nachweise spätestens bis zum 15. November dieses Jahres von dem betreffenden Lehrherrn anzubringen. »oo n Bautze«, am 14. Ottober 1911. - 74»» «Suigliche SreiShuuptM«uufch«ft. Mit Ende 1911 scheiden nach Ablauf ihrer Wahlzeit dao außerordentliche pharmazeutische Mitglied des Landes- Medizmalkollegiums Herr Apotheker Ernst Georg Schneider in Themnitz und dessen Stellvertreter Herr Apotheker Paul Merres in Glauchau aus ihrem Amte. Es ist deshalb eine Neuwahl auf die Jahre 1912 bis mit 1916 erforderlich. Die Mitglieder des pharmazeutischen Kreisvereins im Regierungsbezirk themnitz werden in Gemäßheit der Bestimmungen in ZZ 6 bis 9 der Verordnung, die phar mazeutischen Kreisvereine und die Wahl von außerordent lichen pharmazeutischen Mitgliedern des Landes-Medizinal kollegiums bett., vom 15. August 1904 (Gesetz- und Ver ordnungsblatt Seite 380 flg.) aufgefordert, sich an dieser Wahl zu beteiligen und ihre Stimmzettel spätestens bis Montag, de« 1S. November 1»11, nachmittags 1 Uhr, dem für die Auszählung der Stimmen und Feststellung des Wahlergebnisses bestimmten Tage, an die Kanzlei der Königlichen KreiShauptmannschast Chemnitz, Metzschstraße 2, verschlossen entweder portofrei ein zusenden oder persönlich daselbst abzugeben. Alle erst nach Ablauf dieses Termins eingehenden Stimmzettel bleiben unberücksichtigt und werden vernichtet. Die Stimmzettel sind von den Abstimmenden eigen händig zu schreiben und entweder mit Bor- und Zu namen zu unterschreiben oder auf der Adresse mit der Angabe: Wahlzettel des N. R. zu R. N. zu versehen. Auf dem Stimmzettel ist genau anzugeben, wer als Mit glied und wer als Stellvertreter gewählt werden soll. Chemnitz, den 12. Ottober 1911. sss vn Der mit der Wahl beauftragte medizinische Rat der «Sniglichen Srei-Hanptmannschaft. I)r. Gelbke, Obermedizinalrat. 7440 (Behördliche Bekanntmachungen erscheinen auch im Inseratenteil. Nichtamtlicher Lell. Bo» Königlichen Hofe. Dresden, 19. Oktober. Se. Majestät der König nahm vormittags im Schlosse Pillnitz die Borträge der Herren Staatsminister sowie des Kabinettssekretär- ent gegen und empfing anschließend die HofdepattementschefS zum Rappott. Abends 10 Uhr 15 Min. erfolgt die Abreise nach Wien. , : Hosterwitz, 19. Oktober. Ihre Königl. Hoheit die Prinzessin Mathilde hat sich heute vormittag 11 Uhr 48 Mm. ab Pirna zu den Bermählungsfeierlichkeiten Sr. Kaiser!, und Königl. Hoheit des Erzherzogs Kar Franz Josef von Österreich nach Wien begebe^. Die Rückkehr erfolgt voraussichtlich am Donnerstag, den 26. d. M. Deutsches Reich. Die Enthüllung de» Kaiser Friedrich-Denkmals in Aachen in «egenwart Sr. «afeftüt des Kaisers. Aachen, 18. Ottober. Se. Majestät der Kaiser mit Gefolge traf im Sonderzug um Z4*2 Uhr hier ein, stieg am Bahnhof zu Pferde und zog unter dem Jubel der Bevölkerung und dem Geläute aller Glocken in die herrlich gefchmückte Stadt ein. Eine Schwadron Deutzer Kürassiere eskortierte den Zug. Am Denkmalsplatz ver sammelten sich die Ehrengäste, an ihrer Spitze Prinz und Prinzessin Adolf zu Schaumburg-Lippe, Fürst und Fürstin Wied, fowie die belgische Deputation. Geführt vom Oberbürgermeister Beltman traf der Kaiser um U12 Uhr am Denkmal ein. Er ritt die Front der Ehrenkompanie des Infanterieregiments v. Lützow, (1. Rheinisches) Nr. 25, ab, begrüßte dann die an wesenden Fürstlichkeiten und ließ sich durch den Ober präsidenten v. Rheinbaben die fremden Deputationen vorstellen. Nach der Rede des Oberbürgermeisters gab der Kaiser das Zeichen -umFallen der Hülle. Die Ehrenkompanie präsentierte. Der Kaiser und alle Anwesenden salutierten. Während Hochrufe ertönten, fiel die Hülle. Die Musik spielte die Nationalhymne und Oberbürgermeister Belt mann brachte ein dreifaches Hurra auf den Kaiser aus. Der Kaiser besichtigte danach das Denkmal und unterhielt sich mit de«» Schöpfer des Denkmals Prof. Lederer. Eine M-ße Reihe lM Kränzen wurde niedergelegt. Al- erster legte im Namen des Kaiser- Generaloberst v. Plessen einen Kranz nieder. Der Kaiser nahm daraus den Vorbeimarsch der Ehrenkompanie ab und ritt weiter -um Münster. Das Denkmal, eine große Reiterstatue des Kaisers Friedrich auf Marmorsockel, macht einen vor züglichen Eindruck. Das Haupt ziert ein Lorbeerkranz. Um 12 Uhr 20 Min. zog der Kaiser in das Münster ein. Der Domchor sang einen lateinischen Begrüßung-- chor. Bor dem Hauptaltar richtete Stiftspropst 6. Belles- Heim an den Kaiser eine Ansprache. Er erinnerte an die große historische Vergangenheit deS Dome-, an Otto III. und an die beiden Märtyrer Corona und Leo pard»-, sodann an Hermann Schaper, dessen Entwürfe in seinem Geiste au-zuführen . Pflicht sei. Die Au-- chmückung de- Münster- wäre jedoch ohne die nie er- ahmende Güte und Freigebigkeit deS Kaisers unmöglich gewesen. Deshalb habe das Stiftskapitel beschlossen, die Erinnerung an Kaiser Wilhelm den kommenden Ge schlechtern auf kostbarer Marmortafel in diesem Tom -u erhalten. Der Kaiser dankte herzlichst und sprach seine Freude und Zufriedenheit aus rmt den Arbeiten, die im Münster im Laufe der letzten Jahre geleistet worden seien. Er brauche nicht zu versichern, daß der Augenblick, in den, er hier weile, für ihn von tiefbewegender Natur sei. Er preche von ganzem Herzen seinen Dank aus und gebe die Versicherung, daß, soviel an ihm liege, er auch serner den Arbeiten am Münsterbau seinen Schutz angedeiheu assen werde. Der Kaiser besichtigte dann die ausgestellten kost baren Domschätze, das Modell der letzten Ausgrabungen ain Münster und die Kartons der Mokaik- und Marmor- bekleidung, mit der das Sechzehneck oes Münsters aus gestattet werden wird. Nach etwa einer Stunde Auf enthalt verließ der Kaiser das Münster und begab sich zum Festmahl nach dem Rathause. Hier hielt Se. Majestät der Kaiser folgende Rede: Mein lieber Oberbürgermeister! Sie haben mit Ihre» freundlichen BegrüßungSworten den herzerhebenden Eindruck noch verstärkt, den ich heute durch den festlichen Empfang in Ihren Mauern erhalten habe- Ich danke Ihnen, den städtischen Be hörden und der Bürgerschaft aufs wärmste für diesen unvergeß lichen Tag. Schöner konnte der heutige achtzigste Geburtstag meine» un» allzufrüh entrissenen Herrn Vaters nicht begangen werden, al- durch die feierliche Enthüllung de» feinen, Andenken gewidmeten trefflichen Reiterstandbildes, da- wir der opferwilligen Verehrung der Aachener Bürgerschaft für den „Liebling Les deutschen Volke-" verdanken. Ich beglückwünsche die Stadt zu dem neuen Schmuck, an dem noch ferne Geschlechter sich erfreuen und erkennen werden, daß trotz aller politischen, sozialen und kon fessionellen Parteiungen nnd Reibungen unserer Leit ein feste- Band der Liebe und de- Vertrauen» Fürst und Volk umschlingt und zusammenhält. Wenn je ein Fürst gerade in Aachen ein Denkmal verdient hat, so war e» mein in Gott ruhender Herr Bat«. *Bo» meiner Uuidheit an habe ich beobachten können, mit welchem Interesse er sich dem Studium der deutschen Kaiser und ihrer Traditionen hingab und wie er von der Macht ihrer Stellung und von dem Glanz der alten deutschen Kaiserkrone erfüllt war Wenn ich al» Knabe in seinem Zimmer weilte und mein Wohlverhalten einen Lohn verdient hatte, ließ er mich in einem Prachtwerke blättern, in dem die Kleinodien, Insignien, Gewänder und Waffen der Kaiser und schließlich die Krone selbst in bunten Farben dargestellt waren. Wie leuchteten ihm die Augen, wenn er dabei von den -röuung-feiern in Aachen mit ihren Zeremonien und Mählern erzählte, von Karl dem Große», von Kaiser Barbarossa und ihrer Herrlichkeit! Stet» schloß er damit: „Das alles muß wiederkommen, die Macht des Reiche- muß Wiedererstehen und der Glanz der Kaiserkrone muß wieder aufleuchtenl Barbarossa muß aus dem Kyffhäuser wieder erlöst werden!" Und ihm war es von der Vorsehung be- schieden, an der Ausführung deS großen Werkes hervorragenden Anteil zn nehmen. Aus blutiger Wahlstatt hals er dem ehr- würdigen Vater die Kaiserkrone und dem deutschen Volke die Einignng erringen. Vom Vater für meinen einstigen Beruf erzogen, wuchs ich heran in Bewunderung und Ehrfurcht vor der Kaiserkrone, die ich dann mit ihrer Last und Verantwortung von ihm überkommen habe. Sie ist ein hehre- Kleinod, von dem unter Gotte» Schutz viel Segen für das Vaterland au»g«gangen und das sich als ein Hort seiner nationalen Ehre bewährt hat. Vertrauensvoll können alle Deutschen zu ihr ausblicken und sie wird um so stärker sich erweisen, je mehr sie von der treuen Liebe und ernsten Mitarbeit deS Volke» umgeben und gestützt wird. Wie meine Vorfahren der Stadt Aachen ihre besondere Huld zugewendet haben, so ist e» auch mir stet» eine Freude gewesen, mein lande»väterliche» Interesse und Wohlwollen für Aachen betätigen zu können, in dessen Mauern hier im äußersten Westen der Monarchie deutsche Kultur und Eigenart eine durch vielhuiidertjäbrige Tradition und ruhmvolle Vergangenheit gefestigte Stätte gefimden haben. Möge auch in Zukunft die Stadt mit ihren heilkräftigen Quellen und schönen Bergwälder», mit ihren mannigfachen Industrien und ihrem umfangreichen Handel wachsen, blühen und gedeihen! Möge die Hürgericbaft in Treue gegen Gott, König und Vaterland ihrer Arbeit nachgehen und die Früchte ihre» Fleißes in Frieden genießen. Die alte Kaiserstadt und ihre treue Bürgerschast Hurra! Hurra! Hurra! - Se. Majestät der Kaiser hat dem Schöpfer des Kaifer Zriedrich-Denrmal- in Aachen, Profesior Lederer, die große goldene Medaille für Kunst verliehen. Bonn, 18. Ottober. S«. Majestät der Kaiser ist jeute abend 7 Uhr 30 Mi«, von Aachen kommend, zum Besuch des Prinzen und der Prinzessin Adolf -u Schaumburg Lippe hier eingetroffen. Die Stadt ist seft- ich geschmückt. »eichst«-. Sitzung vom 18. Oktober 1811. Am Bnnde»rat«ttsche: Reichskanzler ve. v. Bethmann Hollweg sowie die Staatssekretäre ve.Delbrück, ». Kiderlen- Saechter und Wermuth. Präsident vr. Genf v. GchWeria-Bswitz eröffnete die Sitzung gegen Uhr. > Auf der Tagesordnung standen »»nächst die Interpella tionen der verfchiebenen Parteien über die auswärtige Politik.