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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.02.1912
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-02-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120224011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912022401
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912022401
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-02
- Tag 1912-02-24
-
Monat
1912-02
-
Jahr
1912
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BezugS-Prett Ar Lavita »nd V»«»n» drrch »nser» Trog«, und Sprdiirul» r*«i «tnlich in»yau»ardrnchl »Pt.»»na«l.Lrv«L »irnrliüdrl. Bei ,n>»k, 6«Nale» ». Sn« n»tzm«IleÜ«n adurddtt »» Pt. m»»att„ L»«I. «»rttrltdyL Dur» »te Pellr tmierhalt» Druiichland» und d»r dentlchen Kolonien »i»ki«li»d«l. ».» Xk„ monotl. j^vMk on»schr PottdellrUueld Keiner in Beioien, Donemait »en punaulloolen, Italien, Luiemvot». iXiedeilond«, 8t»c- wr»en efteiieich Unuarn -iuliland, Schweden va>w«i«u Soonien. 2» alle» übrigen Stuateu nur direkt durch di» tbelchaitoireU« de» Blau,» »rhalinch. Dao V»tp,i,»r ToaedlaN «,>ch»i», »mal täglich, Bonn» » Keirrrog» nur mnraen». Ldonnemento.rlnnad'n» A,da»»r»a»Il» ti, d«> unreren träger», rirl'olen.vpedrleure» twd LanabweUeUe» >»„« P„ra«l«r»u»d Onettrager». U» vk- Morgen-Ausgabe. Nipziger Tagcbl alt Handelszeitung. r....L»lchis.-Z Amtsblatt -es Nates und -cs Nolizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Anzeigen Preis für Inserat» au» ».'«roiig und Umgebung die ilpaltige Peiiiteil« Ä>'i>t ,dl»!tleklam«- t«,kd I Ptt. oon auowart» A> Vs, Reklamen I^ll Stt. 2nl»tal» oon «»borden im amt lichen le» bi» Petit»«"« SO Pt <L«>chäst«ant»igrn mu Plaboarlchrtften I» Prrtl» »rdakt Kadatt nach iarls ««itagegrdübr tvrlamt- aullag« L PN a taulrnd erkl. Pali,«dühc. Teildrilag« »öder. K«lt«rieIIt» Puttrog« känn«n nicht »urück- g«iog«n werden Kür da» l!rlch«in«n an belummlen tag«n und Plane» wird t««n» lüarantte Udernommrn. «n,eigen. »nnohme Johann,»galt» 8. bei lamilichen Filialen » allen rlnnoncen- Ln>ediiion,-> de» 2n» »nd «uolande». Druck und P«rtag von kZilcher ül KnrftM dntzader^ P„I «lirltea. »«dattl.n ,n» N>,l»ält»it»0«: Zoba»n>»galle U. LL«»,.K,u,i, »eeohen: S««l,rad« ». l tr»l«ptza« tLI). 106. Jahrgang Nr. 100 Slnmsbenü, üen 24. /evrusr 1912. UM* Unser« gestrige Abendausgabe umfaßt 10 Seite«, die vorliegende Morgeunummer 16 Seiten, zusammen 26 Leiten. Das Wichtigste. * Der Reichstag beschäftigte sich am Frei tag u. a. mit dem Entwurf eines Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes, und vertagte sich auf Dienstag. (S. bes Art. Seite 1 und Bericht Seite 9.) * Die Zweite Sächsische Kammer be schäftigte sich am Freitag mit Petitionen. (S. Bericht Seite 10.) * Der SächsischeGemeindetag behan delte in seiner gestrigen ersten Sitzung in Leipzig die finanziellen Wirkungen des Volksschulgesetzes auf die Ge meinden. (S. des. Art. Seite 11.) » Das englische Unterhaus lehnte bei der Adreßdcbatte ein Amendement zugunsten einer Steuerreform ab. (S. Ausl. Seite 9.) * Die mexikanischenRevolutionäre sind bis in die Nähe der Hauptstadt vorgerückt. (S. Ausl. Seite 9.) * Theaters »zeigen siehe Seite 14. Kemüenlegivnsre unü anderes . SUS arm Stsatssngehörigkeitsentwurk. ' Von unterrichteter Seite wird uns ge schrieben: An dem Entwurf zum Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetz, der dem Reichstage zugegangen ist, ist getadelt worden, daß man die Grenzlinie gegen solche Deutsche, die in einer fremden Armee Dienste nehmen, wie die Fremdenlegionäre, nicht ent schlossen genug gezogen habe. Man hat verlangt, vergl. Leipziger Tageblatt Nr. 86 vom 16. Fe bruar), daß mit diesen kurzer Prozeß gemacht werde und sie ohne weiteres die Staatsangehörig keit verlieren sollen. Man hat in dem Entwürfe sogar eine Abschwächung des geltenden Rechtes zu erkennen geglaubt. Diese Behauptung dürfte auf einer irrigen Auffassung beruhen. Aller dings ist der 23. Paragraph'des geltenden Ge setzes über die Erwerbung und den Verlust der Bundes- und Staatsangehörigkeit vom 1. Juni 1870 gestrichen worden. Dieser'Paragraph lautet: „Wenn ein Norddeutscher mit Erlaubnis seiner Regierung bei einer fremden Macht dient, so ver bleibt ihm seine Staatsangehörigkeit." Durch die Streichung dieses Paragraphen ist aber am Rechtsbestande nichts geändert worden. Der Inhalt des bisherigen 8 23 gilt weiter. Denn der 24. Paragraph des neuen Entwurfes sagt: „Ein Teutsct)er, der ohne Erlaubnis sei ner Regierung in ausländische Staatsdienste ge treten ist, kann seiner Staatsangehörigkeit durch Beschluß der Zentralbehörde seines Heimatsstaates verlustig erklärt werden, wenn er einer Aufforde rung zum Austritt nicht Folge leistet. Gehört er mehreren Bundesstaaten an, so ver liert er durch den Beschluß die Staatsangehörig, keit in allen Bundesstaaten." Während hier also der Inhalt gleichgeblieben, müßte Form und Inhalt geändert werden, wenn man das Tischtuch zwischen dem deutschen Vater lande und den-Fremdenlegionären ohne weiteres durchschneiden wollte. Nun ist es richtig, daß, wer auf eigene Faust in eine fremde Armee ein tritt, dre Pflicht gegen die Heimat aufs schwerste verletzt, denn diese hat ein Anrecht aus die Dienste, die er dem fremden Staate leistet. Aber es ginge zu weit, diese mehr als unsicheren Kan tonisten in jedem Falle verloren zu geben. Um einige mag es hoffnungslos stehen; andere mögen, gelinde gesagt, in der Heimat „nicht gut" getan naben; bei noch anderen mag die Abenteuer lust, genährt durch Jndianergeschichten oder die Lektüre, die heute an deren Stelle getreten ist, mitwirken. Es ginge zu weit, alle diese auszu- stoßen. Die Erfahrung beweist es; denn es gibt in verschiedenen Landesteilen ehemalige Frem- denlcgionäre, die sich als tüchtige Leute er wiesen haben. Oft sind es junge Deutsche unter 18 Jahren, die bei der Fremdenlegion emtreten. Dort geben sie vielleicht ein höheres Alter an, um anstandslos ausgenommen zu werden. Wür den diese jungen Leute einfach durch die Tatsache ihres Eintrittes die deutsche Reichsangehöcigkeit verlieren, so könnte die deutsche Regierung nichts tun, sie wieder loszubringen. Die Bitten der Eltern, die häufig genug bei der deutschen Regierung gestellt werden, müßten 1 ein für allemal mit nein beantwortet werden, s Die französische Praxis gegenüber dem Ansuchen der deutschen Regierung hat geschwankt. Nach einer französischen militärischen Verordnung vom Jahre 1910 ist die Befreiung der jungen Deut schen unter 18 Jahren grundsätzlich zu gewähren; es ist auch ab und zu bei höherem Alter gelungen, die Entlassung zu erreichen. Das alles wäre un möglich gemacht, wenn die Fremdenlegionäre durch einen Federstrich aus der deutschen Reichs angehörigkeit entlassen würden. Während es sich also empfiehlt, für die „Tu nichtgute" oder Abenteuerlustigen den alten Zustand aufrcchtzucrhalten, sind mit Recht für diejenigen Deutschen im Auslande, die keinen abenteuerlichen Streich begangen haben, also die „Braven", weitere Erleichterungen vorgesehen. Die Gelegenheit, sich durch einen Arzt im Aus land auf Mililärtanglichkeit untersuchen zu lassen, ist jetzt bereits an 65 Plätzen geboten und ivird weiter vermehrt werden. Bisher genossen auf Grund des 59. Paragraphen des Reichsmilitär- gcsetzes Reichsangehörige in außereuropä ischen Ländern Vorzüge. Sie konnten unter Enthebung von Waffenübungen, jedoch unter Be dingung der Rückkehr im Falle einer Mobil machung, auf zwei Jahre beurlaubt werden; hatten sich die Deutschen eine feste Stellung als Kaufmann, Gewerbetreibender usw. erwor ben, so konnten sie auf unbegrenzte Dauer be urlaubt und auch von der Rückkehr rm Falle einer Mobilmachung enthoben werden; auf die Küsten- länder des Mittelmeeres und Schwarzen Meeres fand diese Bestimmung keine Anwendung. Der neue Entwurf wendet auch den Deutschen im näheren Auslande, in Europa, diese Wohl taten zu; nur müssen auch solche heerespflich- tige Deutsche, die innerhalb Europas und dazu der Küstenländer des Mittelländischen oder Schwarzen Meeres eine feste Stellung erworben haben, im Falle einer Mobilmachung dem Heer banne der Heimat zuströmen. Auswärtigen Amt Kriege in bestimmte Aussicht einer einfachen stttlichen Forderung sicht des Entwurfes wurde durch die anerkannt, von Lenen Pfeift er (Ztr.), Kanitz (Kons.), Meyer-Herford (Natl.) M ii l l e r - Memingen lVpt.) genannt seien. Tätigkeit des Deutschen Zentralkomitees wurde fach rühmend erwähnt. Mit Recht fühlte s Pole Dom deck berufen, auf die Verschleppu- Msüchenhsnüel unü Staatsangehörigkeit. (Stimmungsbild aus dem Reichstage.) — Berlin, 23. Februar. Zwei Vorlagen, die das internationale Gebiet be rühren, wurden in erster und zweiter Lesung unver ändert angenommen. Der Entwurf zur Be kämpfung des Mädchenhandels fetzt ledig lich die Auslieferung wegen des Vergehens des Mäd chenhandels fest. Strafbar ist der Mädchenhandel bei uns bereits. Dem Ueoereinkommen zur Bekämpfung des Mädchenhandels vom 4. Mai 1910 sind bisher 13 Staaten veigetreten, darunter von Len ameri kanischen Staaten leider nur Brasilien. Der sozial demokratische Abgeordnete Eöhre bedauert, daß außer den anderen amerikanischen Staaten auch die Schweiz und di« Türkei noch fehlen, ebenso die eng lischen Kolonien. Die baldige Einbeziehung der eng lischen Kolonien konnte der Ministerialdirektor im Auswärtigen Amt Kriege in bestimmte Aussicht stellen. Das war gute Kunde. Die menschenfreundliche, einer einfachen sittlichen Forderung enhprechende Ad- rteiredner Graf unü Die wurde mehr- Mit Recht fühlte sich der eck berufen, auf die Verschleppung von Mädchen aus dem Osten hinzuweisen und das Publi kum zur Mithilfe aufzuforüern. Ohne Erörterung stimmte das Haus der Ver längerung des Handels, und Schlffahrts- oertragesmitderTürkeiin erster und zwei ter Lesung zu. Das Reichs- und Staatsanyehörig. keitsgejetz führte dagegen wieder eine längere Besprechung herbei. Der Leiter des Reichsamts des Innern Delbrück hatte die einleitenden Darlegun-, gen übernommen, wenn auch die Vertreter des Aus wärtigen Amts, besten Bereich ebenfalls berührt wird, im Hause anwesend blieben und auch mehrere Mit glieder des Krieysministeriums dazu erschienen. Be kanntlich ist mit dem Reichsangebörigkeitsentwurf eine Aenderung Les Reichsmilitärgesetzes und des Gesetzes über die Wehrpflicht verbun den. Ein fortschrittlicher Abgeordneter, der im Wahl kreis Schleswig ncugewählte W a l d st e i n, der einen ganz besonderen Eifer auf das Studium des Gesetzes gewandt zu haben scheint, äußert« den Argwohn, daß man die Reichsangehörigkeitsreform als Vorspann für die Aenderung von Ausyebungsbeftimmunaen benutzt, die an sich gar nichts mit der Reichsangehörigkeit zu tun hätten. Bisher sei unter den bisher Tauglichen die Wahl durch das Los getroffen. Der neue Ent wurf wolle die Auswahl unter dem Ueberschuh nach der besseren „Diensttauglichkeit" treffen, er wolle also in Menschenhand legen, was vordem, wie der Redner sich ausdrückte, dem „immer gerechten" Los« unter worfen war. Es sei nicht ausgeschlossen, daß hier- durch gelegentliches Mißtrauen gegen die Aus heb ungsbehörden erweckt werde, z. B. wenn ein Bauernjunge nicht, ein anderer aber genommen werde, der im Dorfe als unterlegen beim Raufen be kannt sei. Das erscheint in der Tat nickt ausge schlossen, da Menichendinge eben Stückwerk bleiben. Doch schien der Reoner zu übersehen, daß auch jetzt schon für die Einstellung der nicht Freigelosten, dre bessere Diensttauglichkeit eine gesetzliche Rolle spielt. Don dieser Seite wurde auch di« Bestimmung be kämpft, daß. falls «in Deutscher, der mehreren Bun desstaaten angehört, keine anders geartet« Erklärung abgibt, er in Zukunft die zuletzt erworbene Staats angehörigkeit behalten, die anderen verlieren w«rL« Damit würde auch der tatsächliche Zustand nicht ge troffen. da Juristen, die als Richter an ein gemein sames thüringisches Gericht berufen würden, eben da durch. also gleichzeitig, mehrere Staatsangehörig keiten erwürben. Die konservativen und national liberalen Redner Giese und Beck-Heidelberg stimmten dem Entwurf im allgemeinen zu. Der erster« legte den größten Wert auf die Einhaltung des Grundsatzes: Keine Volksgemeinschaft ohne Wehr gemeinschaft. Von Liebknecht sSoz.) wurde die sofortig« Regelung des Frcmdenrechtes gewünscht. Spahn (Ztr.) wünscht ebenfalls die Reform, aber nicht im Zusammenhang mit dem vorliegenden Gesetze. Zum Abschluß kam die erste Lesung heute noch nicht. In der nächsten Sitzung, die auf den Diens- tag fällt, soll zunächst der heute von den Sozial demokraten einaebrachte schleunige Antrag verhan delt werden, daß das gegen den Äbg. Liebknecht vor dem Ehrengericht der Anwaltschaft in Leipzig schwebende Disziplinarverfahren auf die Dauer der Session eingestellt werde. Menetekel! —* Deutschlands weltpolitisckx Stärke und sichere Zukunst -- so haben wir uns in den letzten Jahr zehnten zu denken gewöhnt — liegt in seinem starken Lolkswachstum. Es ist uns gelungen, für den zahlreichen Nachwuchs im eigenen Lande aus reichende und lohnende Arbeitsgelegenheit zu schaffen, und es wird keiner Macht der Erde ge- lingen. ein so arbeitsames Volk, das um fast eine Million Köpfe jährlich wächst, in seiner Ausbreitung dauernd aufzuhalten. Haben wir noch das volle Recht, an dieser Zuver sicht festzuholten? Es ist sehr an der Zeit, daß wir uns vertraut machen mit dem großen Umschwung, der sich in der deutschen Bevölkerungsbe wegung vollzieht! Die Zeiten, in denen wir auf einen jährlichen Bevölkerungsüberschuß von einer Million Köpfen rechnen konnten, sind vorüber. Das Wachstum der deutschen Bevölkerung geht zurück. Man hat in den letzten Wochen über dieses so überaus wichtige Thema viel gesprochen im preußi schen Landesökonomiekoüegium und im deutschen Landwirtschaftsrat. Aber die große Oeffentlichkeit fand keine rechte Zeit, diesen brennenden Fragen ihre Aufmerksamkeit zu schenken, da sie zu sehr in An spruch genommen war durch die eigenartigen Vor gänge im Reichstag. Wir halten es aber doch für geboten, nachdrücklich auf den Umschwung in der Tendenz der deutschen Bevölkerungsbewegung auf merksam zu machen, und können uns nicht enthalten, durch einige Zahlen aus der amtlichen Statistik den Laien die Augen zu öffnen. Das absolute Wachstum der Bevölkerung ist im Deutschen Reich oon dem in der Volkszählungs periode 1895/1900 erreichten Höhepunkt von 1,50 Prozent im Jahresdurchschnitt gesunken, in der Periode 1900/1905 auf 1,46 und 1905/1910 auf 1,36 Prozent. Die Geburtenzahl auf 1000 Einwohner betrug im Reichsgebiet 1881/85: 38.5, 1901/05: 35,6, 1906/09 : 33.0 Prozent. Dies« so stark rückläufige Bewegung ist wesentlich zurückzufllhren auf die Entvölkerung des platten Landes und auf die Bevölkerungs-Konzentrierung in den großen Städten. Von der Gesamtbevölkerung des Reiches lebten 1910 in 575 Gemeinden mit über 10 000 Einwohnern: 26,85 Millionen; davon in 48 Gemeinden mit mehr als 100 000 Einwohnern: 13,81 Millionen! Nun beachte man folgende Zahlen aus der natürlichen Bevölkerungsbewegung: Das natürliche Wachstum der Bevölkerung (L. h. der Ueberschuß der Geburten über die Todes fälle. also ohne Berücksichtigung der Wanderungs gewinne oder -verlustie) betrug 1909 auf 1000 Ein wohner: im Reich 13,8 Prozent; in den Agrarbe zirken: Westfalen 22,1, Posen 19.2, Westpreußen 17,5 Prozent, dagegen in Brandenburg 10,4 (wesentlicher Einfluß von Groß-Berlin!), Berlin 6,5 (!!) Prozent Mit der zunehmenden Konzentrierung d«r Bevölke rung in den großen Städten geht das deutsch« Volks- Wachstum rapide zurück. Je stärker das Ueber- gewicht der städtischen Bevölkerung, je größer die Blutleere des platten Landes wird, um so unge nügender muß der Bevölkerungsersatz ausfallen. Wir wollen Welt- und Kolonialpolitik treiben, wesentlich unter Berufung auf das uns zu politischer Expansion treibende Dolkswachstum. Sorgen wir dafür, daß dies nicht zur Phrase werde! Gewiß — noch ist das Volkswachstum sehr ansehn lich — aber wir haben nicht nur im eigenen Lande dafür vollauf Raum, sondern ziehen sogar jährlich Hunderttausend« fremdländischer Arbeiter zu Hilfe. Unsere Sorge muß es sein, unseren weltpolitischen Ansprüchen dauernde Geltung dadurch zu verschaffen, daß wir uns dauernd auf das gleichmäßige Wachsen unserer Vclkskräfte berufen können. Hat aber die Stadtbevölkerung das Uebergewicht, so ist das nicht mehr der Fall- Darum müssen wir bedacht sein aus die Ergänzung der Landbevölkerung zur Wiederherstellung Les Gleichgewichts mit der Stadtbevöllerung. d. h. auf intensiv« Jnnen- kolonisation. Wir werden aufhören, nach außen Expansiokrast zu besitzen und entfalten zu können, wenn wir nicht über den nötigen Nachwuchs verfügen — und den finden wir nur auf dem platten Lande. Deutschland wird durch wesentlich vermehrte Sorge für di« stäickere Wiederbevölkerung des platten Landes dafür sorgen, daß ihm sein Lolkswachstum erhalten bleibe — oder es wird in der Weltpolitik mehr und mehr zurückzutreten haben. Die großen Aufgaben der äußeren Kolonialpolitrk, die uns heute winken, werden wir nur lösen können, wenn wir auch auf der heimischen Scholle tatkräftig Kolonisationspolitik treiben. Die rückläufige Be wegung unseres Volkswachstums ist ein schlechter dings nicht zu übersehendes Menetekel! Vie Nebensukgsde üer Lurusilalte. Die „Mitteilungen des Deutschen Flottenoereins' schreiben: Eine volle Freude über die neue deutsch englische Wendung wird erst einrreten können, wenn man die Bedingungen kennt, unter denen sie sich vollzieht. Die Schöpfung unserer Flotte ist zwar zweifellos eine Hauplurjache Les überaus starken Grolls des britischen Löwen, anderseits ist unsere Flotte derjenige Faktor gewesen, Ler ihn in erster Linie nachdrücklich und, wie es scheint, nachgebend gemacht hat. Die Schulbeispiele, daß für eine Kontinentalmacht der Landkrieg das Ausschlaggebende, und zwar in sonderheit für Deutschland g.wesen sei, sind nicht er- schöpfend für eine neue Lage. Gegen eine reine Flottenmacht kann man nachhaltigen Erfolg nur durch die gleiche ^vaff« erzielen. Bonar Law, der Führer der englischen Konservativen, selber hat das zutreffend ausernanoergesetzt. Aus anderen Gründen erscheint die Ausfüllung der Arm««lücken ebenso notwendig. Ein Streit über die Priorität ist ganz müßig. Für Armee und Marine hat das Notwendige gleichzeitig bis zur erforderlichen Grenze zu geschehen. Ein starier nationaler Wille bleibt das einzig Erforderliche. Wer jetzt nicht Augen hat, zu sehen, und Ohren, zu hören, der ist wahr haftig alles andere eher, als ein Vertreter Ler In teressen seiner Nation. Vorläufig steht der Sieg des Unsinns noch nicht jn Aussicht: aber es bedarf der hartnäckigsten Anspannung derer, die eine heiße Liebe zu ihrem Volke im Herzen tragen, um ihn völlig zu verhüten. lieber eins aber sollten wir uns zunächst klar werden. Das Wort von dec Luxusflotte wird bei uns stark nachgeprägt werden, wenn die deutsch-eng lischen Verhandlungen sich festen Vereinbarungen nähern. Nie wird uns die kraftvolle Flotte wert voller sein, als gerade nach Gelingen einer Ver einbarung! Man soll sich hüten, die Illusion einer dann möglich werdenden Lux^isflotte aufkommen zu lasten. Flott« und Armee spielen bei einem deutsch englischen Geschäft eine gänzlich verschiedene Rolle. Was England als eventuellen Einschuß — schon als moralisch wertvollen — ansieht, ist die deutsche Armee. Diesen Einschuß möchte es möglichst billig ohne den Druck der deutschen Flotte haben. Für uns aber bedeutet unsere starke Flotte dann denjenigen Ga rantie faktor, der uns überhaupt das gemeinsame Geschäft dauernd sicherstellt. Dann erst gelangen wir zu einer Firma, worin beide Sozien mit gleichem Nutzen arbeiten werden, in der unsere Herabdrückung zum „Angestellten" unmöglich gemacht wird. Das ist der Kernpunkt! Nach diesem zielte Churchills Pfeil. Für den einsichtsvollen deutschen Patrioten kommt es daher bei ganz nüchternem Kalkül nicht aus „Ab rüstung" an. auch nicht auf „Wettrüstung", sondern nach wie vor auf eine garantiegewährend« deut che Flottenkrai't. die voraussichtlich mit verhältnismäßig geringen Kosten und im wesentlichen innerhalb des Flottengesetzes erhalten werden kann Keine Frie- densausgabe wird sich besser rentieren als die für diese..Luxusflotte". Ksoen üer Vsnkpolitik. Die neueste Nummer der „Woche" bringt an lei tend«! Stelle eine Abhandlung über Fragen der Bankpolitik. die nicht verfehlen dürste, über die un mittelbar interessierten Kreis« hinaus Aufsehen zu er regen. Der ungenannt bleibende Verfasser (man vermutete an der gestrigen Berliner Börse, daß der Aufsatz auf den Reichsbankpräsidenten Haven st ein zurückzuführen sei) geht von der Fest stellung aus. Laß seit Ler Bankcnguete die Einsicht in die vorhandenen Mängel und Schäden allgemein ge worden sei. Und so sehr wohl auch heute noch der Eesamteindruck in sachverständigen Kreisen dahin gehe, daß tief greifende gesetzgeberische Zwangsmaß nahmen. bei denen unerwünschte Nebenwirkungen sich vielleicht nicht ganz vermeiden lassen würden, erst als letztes Mittel in Kraft treten sollten, so werde man sich doch darüber immer mehr klar, daß nichtüber - allErundzu unbeschränkter Zufrieden heit bestehe, und daß keineswegs der Weisheit letzter Schluß sei. die Dinge einfach sich selbst zu überlassen. Der Verfasser gehr dann die Hauptfragen, die hier in Betracht kommen: Depositengelder, Kreditgewährung, Börsenspekulation und Emissionsaeschäft im einzelnen durch und gelangt auf Grund seiner Betrachtungen zu folgenden Nutzanwendungen: „Diese verschiedenen Wirkungen einer teils zu starken, teils auf unrichtige Wege abgelcnkten Kredit gewährung seitens der privaten Bankwelt spiegeln sich an der letzten Geldguelle, im Status der Reichs bank. deutlich wider. Sie ist aus dem Zustand einer stärkeren Anspannung in den letzten Jahren nur ganz vorübergehend herausgckommcn. Insbesondere haben an den Quartalsterminen die Ansprüche einen Umfang erreicht, Ler auch den nüchternsten Beobachter zum Nachdenken veranlassen muß. Die Reichsbank hat sich dadurch zur Wehr setzen müssen, Laß sie zu einer Verteuerung des Lombardkredits um die Quar talswenden schritt, eine Maßnahme, die zwar zu nächst lebhaft umstritten wurde, deren Bedeutungal» Signal zum Bremsen man aber allmählich erkennt. Man erinnert sich daran, daß sie schon lange zu War nungen Veranlassung genommen hat. und begreift, daß auch ihrer Kreditfähigkeit Grenzen gesetzt sind. Ueberhaupt sind die Einwirkungen der ganzen Ent- Wicklung auf die Stellung der Reichsbank ein Punkt, dessen Wichtigkeit immer mehr in den Vordergrund tritt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Maßnahmen der Zentralbank, vornehmlich ihr eifriges Bestreben, ihre Goldbasis zu verbreitern.
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