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Blatt Amts und des Stadtrathes des Kämgt. Amtsgerichts Wulsnih Abonnements - Preis Bierteljährl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: 1. Jllustrirtes Sonntagsblatl (wöchentlich); 2. landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. puszeile (oder deren Raum)1 10 Pfennige, tz Heschäftsstelren-'B Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauS vonHaasen« stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Mosse und G. L. Daube L Comp. ^sür Pulsnitz, K Läiiiasbriick, Uadebcrg, Uadebura, Moritzbma mid Umgegend. zne-r-e- sind bis?Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- D uck und Berlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. MchtnndvirrjigKru Jahrgang, Mittwoch. Nr. 19. 4. März 18S«. Auf dem die Firma Gottsr. Tobias Thomas in Pulsnitz betreffenden Folium 233 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts wurde heute Folgendes verlautbart: 1 ., Frau Bertha Anna verw. Metschel, geb. Thomas in Pulsnitz ist nicht mehr Inhaberin der Firma, 2 ., Herr Kermann Bruno Hreubig in Pulsnitz ist Inhaber der Firma. Pulsnitz, am 28, Februar 1896. Königliches Amtsgeri ch^t. Weise. Stutenmusterung unv Fohlenfchau betreffend. Die diesjährigen Stutenmusterungen und Fohlenschauen werden abgehalten in Strehla am 9. April, Nachmittags 3 Uhr ohne Prämiirung, Kopitz am 11. April, Vormittags 10 Uhr ohne Prämiirung, Kamenz am 10. April, Vormittags 9 Uhr ohne Prämiirung auf dem Albertplatze, 1 Moritzburg am 13. Mai, Vormittags 9 Uhr ohne Prämiirung. Für alle nicht im Zuchtregister eingetragene Stuten ist ein um drei Mark erhöhtes Deckgeld zu zahlen und ebenso für eingetragene Zuchtstuten, sobald ihre nachzuweisenden Produkte im ersten oder zweiten Jahre bei den Fohlenschauen nicht vorgestellt werden. Diejenigen Züchter also, deren Stuten nicht im Zuchtregister ausgenommen sind, die sich aber fernerweit das niedrigere Deckgeld von 6 Mark sichern wollen, müssen ihre Stuten bei der nächsten Stutenmusterung zur Eintragung ins Zuchtregister vorstellen und ihre Fohlen seiner Zeit im ersten oder zweiten Jahre zur Fohlenschau bringen. . Gleichzeitig werden die Ortsbehörden veranlaßt, die Pferdebesitzer durch Anschlag an den für öffentliche Bekanntmachungen bestimmten Stellen und auf sonst geeignete Weise auf diese Bekanntmachung hinzuweisen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 26. Februar 1896. von Erdmannsdorff. Zum Butztage. Beide Bußtage, der eine in der Passionszeit und der andere am Ausgange des Kirchenjahres vorm Todtensest, laden unser evangelisches Volk, jeder in besonderem Lichte, ernst und feierlich zu einer Doppelprüfung vor dem An gesichte des heiligen Gottes ein, nach außen zur Prüfung der Zeichen der Zeit und nach innen zur Prüfung der Sinne und Gedanken des eignen Herzens. Beides gehört zusammen; es ist nichts nütze, durch Betrachtung der öffentlichen Dinge den sorgenvollen Blick zu ermüden, immer neue Klagelieder des Inhaltes anzustimmen, wie böse die Zeit und wie verderbt das Geschlecht dieser Tage sei, und vor lauter Klagen und Anklagen nach außen hin den Seufzer über sich selbst und die eignen bösen Wege zu versäumen; heilsamer ist's, die Wurzeln des allgemeinen Uebels schonungslos bloßzulegen, mit vocurtheilsfreiem Blicke zu Prüfen, wie weit sie sich nach oben und unten verzweigen, vor Allem aber rückhaltslos zuzugestehen, daß sie bis an den Herd des eigenen Hauses heranreichen, bis in die Tiefe des eignen Herzens hereinragen, um sie ohne Verzug mit scharfem Messer von Grund und Haus aus auszurotten. Damit ist uns nicht geholfen, daß wir uns beklagen, statt uns anzuklagen all' des Undankes, der Gleichgiltigkeit und der Unterlassungssünden; rechtschaffne Buße, Veränderung durch Erneuerung des Sinnes, beginnt die öffentliche Umwandlung an sich selbst, indem sie mit Selbstprüfung anhebt und mit Selbstgericht schließt. Ein rechter Christ hat jeden Tag Buß- und Bettag, denn Selbstreinigung ist ihm ein Bedürfniß zur Erhaltung der Gesundheit seines inneren Lebens; Bußglocken läuten das ganze Jahr hindurch in äur und in inoll, sie heißen der Ernst und die Güte Gottes. Aber etwas Andres ist's noch, wenn alles Volk sich aufmacht und zusammen läuten läßt, um dem Gärtner, der schon die blinkende Axt über dem unfruchtbaren Baume erhoben hat, mit der Bitte in die Rechte zu fallen: „Herr, laß ihn noch dieses Jahr!" Da fühlt sich in der großen Schaar Einer mit dem Andern solidarisch verbunden, da weiß sich Einer für den Anderen verantwortlich, der Mann für das Weib, der Herr fürs Gesinde, die Eltern für die Kinder, der Arbeitgeber für den Arbeitnehmer, der Reiche für den Armen und umgekehrt, Alle zusammen von dem einen Bewußtsein getragen, daß in Gottes Augen jeder Einzelne, welchen Standes und Ranges er sei, Vei gebung der Sünden noth hat. Die großen Schaaren von Andächtigen, mit denen sich an diesem Tage unsere Gotteshäuser füllen, die feierliche Sammlung und Ruhe, die über Stadt und Land ausgebreitet liegt, Haden es bisher immer bestätigt, daß ebenso das Bedüifniß nach einer solchen Feier wie daS Verständniß für ihre einzigartige Bedeutung und ihren heiligen Ernst in unserem Sachsenvolke noch lebendig ist. Freilich Tausende und Abertausende, die mitten in der Christenheit leben und zu ihr gezählt werden, die vom Licht des Evangeliums nur matt angeleuchtet, aber nicht erleuchtet und erwärmt sind, Tausende und Abertausende, die unter Vorurthcilen der Unwissenheit und des Aber glaubens, unter Fluchworten und bösen Beispielen, in Brodsorge, in Völlerei, in Fleischeslust dumpf und stumpf dahinleben und träumen, sie wachen auch an diesem Tage nicht auf zu Gebet und Beichte. Ja, die der Buße am meisten bedürfen unter Hoch und Niedrig, sie wollens nicht üter sich und ihren Trotz gewinnen, vor Gott die Knie einmal im Staube zu beugen, und häufen so den Zorn Gottes auf den Tag des Gerichts, da Alle, gleichviel ob freiwillig joder widerwillig, ihre Knie beugen werden vor dem Herrn der Welt, der über alle Herren ist. Unser Volk sicht nicht bloß am Ende des Jahrhunderts, sondern vor der großen Entscheidung, ob es überhaupt noch ein christliches Volk sein und bleiben will und sein Baum grünen oder fallen soll unter der Axt des Gerichts. Keine Zeit stimmt so zur Buße als die Passionszeit; ist sie doch überhaupt eine Bußzeit. Vor Christo, dem Manne der Passion, muß Jeder einmal stille stehn, ihm ins Antlitz sehen, vor ihm sich entscheiden. So ernst unsere Zeit, so trüb ihr Bild sein mag, das ist ihr Segen; es klären sich die Gegensätze, es scheiden sich die Geister; der Einzelne wird genöthigt, Stellung zu nehmen sür oder wider Christum, mitzusammeln oder mitzuzerstreuen. Es ist eine Zeit der Scheidung und Entscheidung, da für Halbheit und Unentschiedenheit kein Raum mehr übrig bleibt, gleichwie einst in den Tagen der Passion Christi die aufgeregte Menge zwischen Barrabas, dem Aufrührer, und Christus wählen mußte. Es geht ein wildcr Zug durch unser Volk. Wo Christus, der gekreuzigte und wahrhaftig auferstandene Gottes- und Menschensohn, ver worfen wird, da wird Bariabas los. Was wählst Du ? Zn wem hältst Du? „Wer nicht für mich ist, der ist wider mich" sprach einst der Heiland. Eine Mittelstellung giebt eS nicht. Gehörst du zu seinen Freunden oder Feinden, zu den Namenchristen, die auch dieses Namens nicht werth sind oder zu den wahren Christen, die in ihrem ganzen Sinn und Geist und Leben christlich sind? Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Februar 1896 439 Einzahlungen im Betrage von 29 414 06 geleistet, davon erfolgten 186 Rück zahlungen im Betrage von 17187 14 — Seit Kurzem besteht die bisher noch wenig bekannte Neuerung im Postwesen, daß Geldbeträge auch mittelst gewöhnlicher Postkarte eingezogen werden können. Die Nachnahmepostkarte ist mit 15 Pfg. zu frankiren, während der Postauftrag 30 Pfg. kostet. — Die Finanzdeputation L der Zweiten Kammer hat die projeclirten Eisenbahnlinien Johanngeorgenstadt- Landesgrenze, Beucha-Braudis-Altenhain, Grünhain Elter lein-Scheibenberg, Klingenberg - Frauenstein, Königsbrück- Schwepnitz, die zusammen 95 kw Länge haben und 11042 000 Mk. Baukosten verursachen, genehmigt und beantragt, die für den Bau dieser Linien nvthigen Summen zu bewilligen. Für die nächste Finanzperiode sind Projekte für den Bau der Linien: Reichenau-Hirschfelde, Elstra- Bischofswerda, Kieritzsch-Groitzsch-Pegau, Ehrenfriedersdorf, Tannenberg, Altenburg-Langenleuba und Frohdurg-Kohren in Aussicht genommen. Die Länge dieser Linien würde nach vorläufiger Schätzung der Deputationen ungefähr 72 km betragen: Die Deputation bemerkt in ihrem Bericht: „Wenn die Deputation auch in Anbetracht der gegen die letzten Jahre etwas reichlicher bemessenen Vorschläge der Slaatsregierung anerkennen muß, daß dieselbe bemüht ge wesen ist, den Wünschen des Landes betreffs Bahnver bindungen nach Möglichkeit gerecht zu werden, so erscheint ihr dock für die Zukunft in Rücksicht auf die große volkS- wirthschaftliche Bedeutung der Eisenbahnen und der so zahlreichen in dieser Beziehung noch laut werdenden Wünsche ein etwas beschleunigtes Vorgehen in dieser Richtung angezeigt." Radeberg. Eine aus fünf Glaseinträgern ver schiedener Hütten bestehende Diebesgesellschaft ist seitens der hiesigen Polizei hinter Schloß und Riegel gebracht worden. Die Burschen haben bereits seit Weihnachten 1895 Ladendiebstähle auf raffinirteste Art und Weise aus geführt, in Geschäftsläden die Tageskassen geplündert oder auch die verschiedenartigsten Gegenstände gestohlen. Von dem entwendeten Gute konnte noch ein ansehnlicher Theil beschlagnahmt werden. — Vor dem Schwurgericht zu Bautzen haben jetzt die beiden Strolche, die den Brennmeister Reichert aus Räckel witz überfallen, ihre Strafe gefunden. An einem Dezember abend wurde auf dem Wege zwischen Kuckan und Bad Marienborn der Brennmeister Friedrich Karl Reichert aus Räckelwitz von zwei Kerlen überfallen. Einer derselben, der Tagearbeiter Schneider aus Wittichenau, packte Reichert an der Gurgel an und rief ihm zu : „Hund, Du mußt sterben, giebs Geld raus, es ist Dein Tod"; warf ihn zu Boden, kniete auf ihn und versetzte ihm einen Schlag mit der Faust auf den Kopf. Währenddem durchsuchte der Genosse des frechen Straßenräubers, der 15 Mal bestrafte Dienstknecht Reck aus Rackel, die Taschen Reicherts und stahl ein Porte monnaie mit 15 Mark. — Gemäß dem Wahrspruche der Geschworenen wurde Schneider vom Schwurgericht zu Bautzen zu 10, Reck zu 8 Jahren Zuchthaus verurtheilt. — Anläßlich der Sonntag den 8. März d. I. statt findenden Feier des 50jährigen Militärdienst-Jubiläums Sr. Königl. Hoheit des Prinzen Georg wird, wie die König!. Commandantur bekannt giebt, unter anderem an dem genannten Tage 1 Uhr Nachmittags eine Paroleaus gabe auf dem Theaterplatze — bei ungünstigem Wetter in dem Exercierhause der Grenadier-Kasernen — stattfinden. An dieser Paroleausgabe haben sämmtliche den Beglück wünschung- - Deputationen angehörenden Offiziere und Unteroffiziere, ferner die Offiziere, Sanitätsoffiziere und Unteroffiziere der Garnison Dresden theilzunehmen. Außer dem können sich hieran auch die Offiziere und Sanitäts offiziere des Jnactiviiäis- und Beurlaubtenstandes betheiligen, unv zwar ohne daß es hierzu einer besonderen Aufforderung oder vorherigen Anmeldung bedarf. Die Militärvereine werdens durch Deputationen in der mit dem Präsidium von Sachsens Militärvereinsbund vereinbarten Stärke vertreten sein. Auch die preußische Armee wird sich be theiligen, indem die commandirenden Generäle des der zweiten Armee-Inspektion, deren Generalinspektor Prinz Georg ist, unterstehenden fünften und sechsten Armeekorps und eine Deputation von vier Offizieren und einem Feld webel des 16. preußischen Ulanenregiments, dessen Chef der Prinz ist, sich nach Dresden begeben werden. — Das Schöffengericht in Dresden hat am