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Millwoch, S. Oktober 1938 SchkiftleUung: Dreedei-«.. Volierficat» 1», 8«n«us 7071, ». «0» LeschSstsffell«, Druck und Verlag; Tennania Buchdruck««! mU> Verla, DH. und <S. Winkl, VoNerstratz« 17, S«rniu> «Vir, Postscheck: Ne, INS, Bank: Et-dlbant De« «den M. «7«7 Im gaN« oon hiheier Lewalt. Verbot, «lntretenber «elrled» yirungen hat der Bezieher oder weibungtieibend« KIM «niprüche, soll, di» Zeilun, in bescheSnttem Umlan,«, o— lpäiei oder nicht «scheint. Srtüllun,,,»« ist D« » » » » N »rscheltU - «al «Khenilich. Manailicher v«zu,»pr«I, durch Irii,« «Inschl. lB Vf«. »>«. « Psg. IiSg-llo-n 1.70; durch Li» Post 1.7Ü «Inschli-Hlich Postlldirwetsung-gebllhr, zuzüglich »I Psg. P»D>B«ste0geld. Tinzel-Nr. 10 Big., Sonnabend, und Festtag^Ar. « Psg. «bbestellungen müssen spiliesten, «In« Woche vor «Klaus de« Vezugozeit schrisillch beim Verlag «Ingegangen sein. Unser« slrlg« blilse» Kim Elbbestellungeu «ulgegeunehme». ««lag»»« Dresden, «nzeigenpreise: die Ilpaltige 77 mm breite geil« » VIl! s,r gamilienan,eigen 5 Pi, 8IIr Plahwiinsch« können »i, lein« Lewiihi Niste». . . Nummer2Z4—37. Iahrg. SüchMe volkssettung Wer heule Abend im SpochM Ansprache -es Führers -ei -er großen Eröffnungskun-ge-ung -es WLnierhilsswerkes ^93839 Besuch -ei der Reichssührung des WHW. RelchSmlnister Sr. Goebbels vor den Leitern der Aelchspropagandaämter Berlin, 5. Oktober. Wie bereits gestern mitgeteilt wurde, wird heute abend das 8. Winterhilfomerk des deutschen Volkes im Sportpalast feierlich eröffnet. Der Führer wird bei dieser Kundgebung sprechen. * Berlin, 8. Oktober. Am Mittwoch versninmelten sich .zum ersten Male nach der Sommer,'ausc die Leiter der Reichspropaganda- ämter in den Räumen des Reichsministcriums für Bolksauf- klärung und Propaganda zu einer Tagung, auf der eine Reihe von Referaten über wichtige politische Fragen gehalten wurden. Im Mittelpunkt der Tagung stand eine Rede des Relchs- mlnislers Dr. Goebbels. Der Minister gab einen llcber- b l i kl« über die grossen geschichtlichen Vorgänge der letzten Wochen n nd Monate. Im weiteren Verlauf sei- ner Ausführungen behandelte Dr. Goebbels aktuelle Ta- g c s s r a g e n. Anschliessend begab sich der Minister mit den Teilnehmern der Tagung zu einem Besuch in die Räume der Reichs- f ü h r u n g des W H W Nach einer Besichtigung der Dienst räume wurde dort das Mittagessen gemeinsam eingenommen. Am Abend werden sämtliche Teilnehmer die Eröffnungs kundgebung des Win ter Hilfs wer Kes 1938/39 besuchen. AmerikMckordslim des Focke-Wiils-NiWeugeS „Sonder" international anerkannt Berlin, 8. Oktober. Tie FAI hat folgenden Flugwegrekord international an erkannt: Berlin — Newyork. Flugzeugführer: Diplomingenieur Flugkapitän Alfred Henke, Rudolf Freiherr von Moreau; Be fassung: Paul Dierbcrg, Funkermaschinist, Walter Kober, Fun ker: Flugzeug: Fvcke Wulf FW Mil „Condor" 4 Molore BMW 132 L, je 750 PS; Strecke: Berlin (Staaken) — Newyork (Floyd Bennett Fieldj den 10/11. August 1938. Dauer: 24 Stunden 36 Minuten 12 Sekunden. Geschwin digkeit: 255,499 Stundenkilometer. Newyork — Berlin (Rückflug der gleichen Befassung und Maschine). Strecke: Newyork (Floyd Bennett Jield) — Berlin (Tempelhos) den 13./I4. August 1938. Dauer: 19 Stunden 55 Minuten 1 Sekunde; Geschwindig keit: 320,919 Stundenkilometer. Sie Vollmachten für Wiederaufrlchlung -er Paris, 5. Oktober. Die Entscheidung über den Antrag der Regierung Daladier auf Erteilung von Boll in achten zur Wiederaus, richtung der wirtschastlichen und finanziellen Lage Ist nach einer ausgedehnten Nachtsltzung der Kammer am Mittwoch früh gefallen. Um 4.KK Uhr schritt das Haus zur Ab- stimmung. Das Ergebnis lautete: 331 Stimmen für und 78 Stimmen gegen die Regierungsvorlage bei etwa 29« Stimm- Enthaltungen. Diese Enthaltungen setzen sich zusammen aus rd. 179 Sozialdemokraten und 39 anderen Abgeordneten. Das End ergebnis bedeutet eine VerlagerungderMehrheitvon links nach rechts. Noch Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses brachten die Abgeordneten der radikalsozialen Kammergruppe, der Mitte und der Rechten dem Ministerpräsidenten stürmische Bei fallskundgebungen. Die entscheidende Sitzung war nach langwierigen Beratun gen des Finanzausschusses und verschiedener Fraktionen um 2.30 Uhr begonnen worden. Zunächst erstattete der Bericht erstatter des Finanzausschusses sein Gutachten. Er wies dabei darauf hin, dass der Ausschuss beschlossen habe, die ursprünglich bis zum 31. Dezember vorgesehene Ermächtigungsfrist auf den 15. November abzuündern und empfahl die Annahme der Vor lage. Die Kammer trat darauf sofort in die Aussprache ein. Der Vertreter der Sozialdemokraten stellte dabet fest, dass seine Partei bereit sei, der Regierung zu folgen, wenn sie ein klares Programm vorlrgcn würde. Mittelbar behandelte er in seinen Ausführungen auch die Bereitschaft der Sozialdemokraten, in die Regierung einzutretcn^ Finanzmiuister Marchandcau begründete die Notwendigkeit des Ermächtigungsgesetzes und wandte sich gegen einige Vor redner, denen er vorwarf, die an sich ausreichend ernste Finanz lage übertrieben schwarz gemalt zu haben. Die Regierung habe die bisher gewährten Vorschüsse nicht überschritten. Sie müsse schnell handeln, wenn sie den Weg einer gesunden Fiimnzpolitik nicht verlassen wolle. Wann öffnet Prag endlich die Gesiingniffe? Prag, 5. Oktober. Wie ein nach Südböhmen entstaubtes Mitglied der deutsch e n Gesandtschaft i n P rag fcststelltc, werden im Kreisgerichtsgesängnis in Budweis noch immer Sudelen deutsche in grosser Zahl festgehalten, die sämtlich ans Grund einer Verfügung der vorgesetzten Stellen in Pilsen vom 24. Sep tember verhaftet wurden. In dieser Verfügung hiess es, dass unverzüglich alle Amtswalter der Sudetendeutschen Partei fest- zunehmen seien. Im gleick-en Gefängnis wird auch der reichs deutsche Schriftleiter Dr. Penzlin ans Warschau feslgc- halten. Die erforderlick-en Schritte zur Freilassung der Inhaf tierten sind eingcleitet worden. 400 sudctendeutsck-e Soldaten, die in einer Prager Kasc-.ne nutergebracht sind, wandten sich mit der Bitte um Schuss und Hilfe an die deutsche Gesandtschaft, da es an Verpflegung. Kleidung und Geld fehlt. Der deulsäp: Militärattache hat vag der zuständigen tschechischen Miliiärdicnststelle die Abstellung des unhaltbaren Zustandes gefordert. Inspektionsreise Gamelins ins Eifaß Paris, 5. Oktober. Der französische Generalstabschcf General Gamelin Hal nm Montag seine Inspektionsreise im Elsass begonnen. In Mül hausen wurde er von mehreren tausend Personen begrüsst. Der Inspektionsreise des französischen Generalstabschess wird nach dem Willen der massgebenden Stellen setzt, nach den Tagen der europäischen Spannung, ein besonderer Glanz verliehen, llcber- all, insbesondere in Strassburg, sind Vorbereitungen in diesem Sinne getroffen worden. Am Dienstag wird vor dem franzö sischen Generalstnbschef die r.ngekündigte grosse Truppenparade in Strassburg stattfinden. Restliche Vesehung des GehittsabAnii-es m Berlin, l». Oktober. Das Oberkommando der Wehruacht gibt bekannt: Truppen des Generals d. Art. von Reichenau sind heute (5. 18.) um 8 Uhr angetreten, um den Rest des Gebietsabschnittes lil zu besetzen. Die Truppen des Generals d. Art. von Reichenau haben im Laufe des 4. 18. den Gebietsabschnitt >H bis zur Linie Eisendorf—Haid—Leckau—Tepl—Petschau— Karlsbad—Wiesenthal besetzt. tvlrlschafiWen und finanziellen Lage gebilligt Am Schluss der Sihung nahm Ministerpräsident Dala dier das Wort. Er erklärte, dass er an alle Energien nud an alle Kreise Frankreichs appelliere. Ohne Annahme des Er mächtigungsgesetzes könne er nicht eine Stunde mehr seine Auf gabe erfüllen. Auf verschiedene Fragen, die ihm gestellt worden sind, erwiderte Daladier, dass er keinesfalls eine Devi senkontrolle oder eine Z w a n gsk o n v e r t i c r u n g d c r Renten plane. Er wolle eine Steigerung der Erzeugung, aber nicht etwa zum Nachteil nur einer Klasse. Alle müssten dem allgemeinen Wohl Opfer bringen. Es sei keine Stunde mehr zu verlieren, andernfalls könne Frankreich der Zukunft nicht ruhig entgegensetzen. Der Friede müsse Tag um Tag er neut errungen werden. Daladier schloss mit der Bemerkung, dass er Tage und Nächte lang gekämpft habe, um den Frieden zu sichern, und nun auch bereit sei, Tage und Nächte lang zu Kämpfen, um die Fi nanzlage zu bessern. Dazu brauche er aber die Ermächtigung. Ministerpräsident Daladier stellte in diesem Sinne die Ver trauensfrage über die Annahme der Vorlage. Die Kam mer entschied dann wie bereits gemeldet. Die Vorlage, die nur einen einzigen Artikel enthält, lautet folgendermassen: „Die Regierung ist ermächtigt, bis zum 31. Dezember 1938 auf dem Wege von Erlassen, die im Mi nisterrat besprochen und angenommen mnrdcn. die Massnahmen zu ergreifen, die geeignet sind, die sofortige Wiedcraufrichtung der wirtschaftlichen und finanziellen Lage des Landes durchzu führen. Diese Erlasse, die Gesetzeskraft haben werden, werden den Kammern vor dem 1. Januar 1939 zur Ratifizierung un terbreitet.« Begründet wird die Vorlage folgendermassen: Die ausser gewöhnlichen Umstände, die in der Regierungserklärung darge legt sind, rechtfertigen den Antrag, den die Regierung unter breitet. um die für die öffentliche Wicdergesundung unvermeid lichen Maßnahmen zu ergreifen. Oer Sieg der Vernunft Heule wird im engliichen Unterhaus über das Ja oder Nein zur Politik Chamberlains abgcstimmt. Es unterliegt keinem Zweifel, wie das Ergebnis jein wird. Auch Cham berlain ist bei seiner Rückkehr nach London ein triumphaler Empfang bereitet worden. Das war die Stimme de» Volkes, das dem höchsten englischen Beamten seine Freude und sein Vertrauen aussprach. Es ist sicherlich nichts Alltäg liches, dass ein Minister, wie dies der Marincminister Alfred Duff Cooper in diesen Tagen getan hat, seinem Chef plötzlich die Gefolgschaft versagt. Aber es ist die Frage, was Chamberlain wertvoller ist, das Vertrauen des Volles zu besitzen oder die Freundschaft von Männern, die nur die Stimmung eines kleinen Tcilausschuittes des Volkes kennen. Herr Dufs Cooper wird aus dem britischen Marincamt ver schwinden, ohne dass dadurch die Bühne der Welt iraendwie in Bewegung kommt. Er besitzt zum Glück andere Talente noch, die er in seinen kommenden Mussestunden zur Ent faltung bringen kann. Sie liegen auf schriststellerischem Gebiete. Sein Kampfgenosse ist Herr Eden, der seit dem Ende des Abesjinienkrieges verärgert im Hintergrund steht. Er hatte Gelegenheit, als früherer englischer Aussenminister seinen Beitrag zur Befriedung Europas zu leisten. Wäh rend seiner Amtszeit ist aber auch nicht eine einzige positive Leistung in dieser Richtung zu verzeichnen. Geradezu komisch aber wirkt die Führung der eng lischen Opposition. Herr Attlce ist alter Parlamentarier. Er führte schon, als Deutschland noch parteipolitisch regiert wurde. Niemals ist er den deutschen Unterhändlern auch nur einen kleinen Schritt entgcgengetommen. Aus die er bärmlichste Weise hat feine Arbeiterpartei dafür gesorgt, dass die deutsche Arbeiterschaft bis aufs Blut mit Rot und Elend gepeinigt wurde. Dieser Manu kann nicht als Wort führer sozialer Interessen austretcn. Komisch wirkt er auch deshalb, weil er aus der einen Seite in Pazifismus ar beitet und immer auf die englisthe Abrüstung drängte, und jetzt plötzlich als Kriegshetzer sich enlpupplc. Solche Männer haben das Recht, in der Öessentlichteit ernstgenommen zu werden, verspielt. Wir nehmen Kritik entgegen, aber uicht von ihnen. Es ist einfach nicht wahr, dass ein Krieg wegen der Tscheche, in England jemals populär war. Anders lägen die Dinge, hätte Deutschland irgend ein Land ange griffen. Aber cs waren ja frühere Angehörige des tschechi schen Staates selbst, die nicht länger non einer ihnen fremden Regierung unterdrückt werden wollten. Man darf diese Wurzel der tschechischen Krise nicht übersehen. Chamber lains grosses Verdienst ist cs, dass er der Vernunft die Bahn frei machte. Das englische Volk hat ein seines Empfinden für diese Zusammenhänge, und deshalb hat es sich nicht für Eden und Duff Cooper entschieden, sondern für den Ministerpräsidenten. Man spricht nicht umsonst von dem „Konzert" der Mächte. Musik ist, so sagt man, mit Geräusch verbunden Aus diesem „Konzert"-Geräusch hören wir zur Zeit aller hand befremdliche Misstöne. Musik ist aber keine gefähr liche Waffe, sie tötet nicht, sondern bewegt mehr Gemüt und Stimmung. So erscheinen uns auch di« Begleiterscheinun gen, die augenblicklich in der französischen Presse an dis Oberfläche treten, nicht geradezu stgatsgeführlich, aber doch symptomatisch für die ziellose Hetze eines Teiles der sranzö- Pichen Presse. Die Entspannung, die nach der Münchener Besprechung in den Beziehungen zwischen Italien und Frankreich festzustellen war, tritt immer mehr in den Hintergrund. Man will dort den Anteil, den Mussolini und Hitler an der Rettung des Friedens haben, nicht an erkennen. Das „Giornale d'Italia" antwortet den, „Petit Parisien" in ziemlich gereizter Sprache. Der Chefredakteur „Eayda" sagt, diese Beleidigung sei kennzeichnend für di» Bestrebungen gewisser französischer Kreise, dcrs französisch» Volk in Unwissenheit über dis Rolle Mussolinis zu halten. Ebenso wendet sich Eayda gegen die französische Press», wenn sie sagt, die Tiermittlungsaktion Mussolinis bei Hitler habe ihre Ursache darin, dass das italienische Volk zu einem Krieg gegen Frankreich nicht bereit gewesen sei. Dabet war der Schritt des Duce beim Führer auf Ersuchen Cham berlains erfolgt. . Auch in Paris ist es so wie in London. Das Volk gab dem französischen Ministerpräsidenten nach seiner Rück-, kehr aus München seine Zustimmung. Auf die Dauer wird sowohl in England als auch in Frankreich die Stimm» des Volkes ausschlaggebend sein. Damit ist natürlich keineswegs gesagt, dass die Unzufriedenen und die Hetzer bereits endgültig von der politischen Bühn» ve^'ckwundcn seien. Sie werden weiter wühlen. Das hat für die gegenwckrtkz^e Lage, für b.is .?knte Problem der Krise» für die Lösung der ,'ichecho-slouatjjchpn Frage keine prak tisch« Bedeutung mehr. Hier sind die Wuriel e.'.dgullia, Oala-iers Absiimmungserfolg in -er Kammer