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43. Jahrgang Donnerstag, den 9. Juni 1881 nur die Ueber Inf erat« r werden bis Montag, Mittwoch ». Freitag Mittag angenommen und kosten: dieispalt. Zeile 1b Pf. nenn auch nicht die Gehalte der Lehrer zu vermindern, jedoch ihre volle Zeit für die eigentlichen Schulzwecke in Anspruch zu nehmen. AlS Ideal schwebt nebenher dem. preußischen Unterrichtsminister v. Puttkammer wie dem deutschen Reichskanzler offenbar die staatliche un entgeltliche Volksschule vor, wobei, abgesehen von den politischen Folgen, auch die Kosten dieser Reform bedeutend unterschätzt werden. Man hat in recht oberflächlicher Weise die Kosten dieser Reform auf höchstens 30 Millionen Mark jährlich berechnet. Nun zahlt aber Berlin allein, die einzige größere Stadt, w welcher kein Schulgeld in den Volksschulen er hoben wird, für diesen Zweig der Verwaltung unge fähr ein Viertel seines ganzen Budgets, nämlich rund 12 Millionen. Soll überall, wie es doch wünschens- werth ist, der Unterricht auf die gleiche Höhe gehoben werden, so ergäbe sich für Preußen mit seinen 27 Millio nen Einwohnern eine Summe von nicht 30, sondern von mehreren Hundert Millionen Mark jährlich, um den Volksschulunterricht in Wahrheit frei zu machen. Wie früher das Wohlwollen für den Lehrerstand zuweilen für Wahlzwecke auSgebeutet wurde, so sind die Vermin derung der Schulausgaben, die Entlastung der Gemein den von ferneren Opfern zu Echulzwecken, die Unentgelt lichkeit der Volksschule und daS straffere Regiment über daS Unwesen dieser Versammlungen, die Hebung im Lehrrrstande großziehen, drm Schmeicheleien und Huldigungen aller Art dargebracht wurden, zu be günstigen. Von dem Wohlwollen, welches brr Lehrer- stand unter der Arra Falk fast überall genoß, ist nur Wenig roch übrig geblieben und eS macht sich nicht nur in den Kreisen der preußischen Regierung das sehr erklärliche Bestreben kund, die bedeutend gestiegenen Ausgaben für die Schule wieder herabzudrücken und Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschaften Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentämter Dresden Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerrmau« Müller in Dresden. Jnferateu- Anuah«eftelenr s Die Arnoldische 7 Buchhandlung ; Invakdeiidailt. HaasenstnnL Bögler, Rudolf Moste, G L Daube L Lo. in Dresden, Leipzig, Hamburg, Berlm, Frankfurt a/M. u. s. w. Hy«k> n. Redaktion DreSSeu-«eusta»t kl. Meitzner «aste S. Die Zeitung erscheint Dteuftag, D-unerstag und e-nuabea» . früh. Uh«nne»ent»- PretSr »ierteljLhrl. M. 1H0. Zn beziehen durch die kaiserlichen Post- »stallen und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ins HauS erhebt die Post noch eme Ge bühr von 25 Psg. die Lehrer zur Zeit kräftige WahlagitationSmittel, an deren Wirksamkeit bei der jetzigen rückläufigen Strömung kaum gezweifelt werden kann. Wie berichtet wird, leidet der Kaiser an einer, übriger S ganz unbedeutenden Heiserkeit, weshalb die Reise nach EmS beschleunigt und wahrscheinlich schon am 9. d. M. angetreten werden wird. — Dir deutsche Reichskanzler befindet sich auf dem Wege der Besserung und gedenkt deshalb nach der Wiederaufnahme der Arbeiten deS Reichstages sich an den Debatten über die Zollfragen und der eventuellen Erörterung über die ! Denkschrift in Betreff de» Exporthandels nach China, Australien und den Südseeinseln zu betheiligen. Die Angabe, wonach die Vorlegung einer neuen Denkschrift über die Zurtsxs 6'sntrspöt geplant sei, ist irrthümlich. Bei der bevorstehenden Uebernahme des Portefeuille deS Innern durch Herrn von Puttkammer, wird Prä sident von Goßler den Posten eines Unterstaats- sekretärS deS Ministerium deS Innern erhalten. — Nachdem nunmehr der Hamburger Senat die Verein barung über den Zollanschluß angenommen, erfolgte die Veröffentlichung der Konvention mit allem Zubehör und tritt die Hamburger Bürgerschaft am 15. d. M. an diese Angelegenheit heran. Die Zuversicht der RegierungS- kreise in Bezug auf die schließliche Genehmigung deS Vertrages seitens der Hamburger Bürgerschaft ist in den letzten Tagen nach Berichten auS Hamburg noch ge wachsen. In Abgeordnetenkreisen interessirte man sich leb haft für den Schriftwechsel, der zwischen dem Reichskanzler und Lem hanseatischen Mimsterresidenten Or. Krüger nach Abschluß deS Vertrage» stattgefunden hat und sich auf diesen bezog. Die großen Hamburger Blätter, j die »Hamb. Nachrichten" und der »Hamb. Korrespon- j dent" befürworten jetzt die Genehmigung deS Vertrag» auS denselben Gründen, welche in der Denkschrift de» Senats dargelegt sind: daß die dauernde BObehaltung des jetzigen Standes der Dinge doch nicht zu hoffen, die gewährt, n Bedingungen aber die günstigsten seien, welche sich erwarten ließen. Dem Bundesrathe soll demnächst eine Vorlage § wegen Einziehung der ReichSkaffenscheine zu 5 und 20 ! Mark zugehen, weil diese Papiere unbeliebt sind und ! immer wieder in die Staatskassen zurückströmen. Ob die Ersetzung derselben durch Kassenscheine von 50 M. j oder durch Silbermünzen erfolgen soll, darüber lauten die Angaben verschieden. Der Hauptzweck der Maß- regel scheint jedoch die Erfüllung des bei der Pariser Münzkonferenz gegebenen Versprechens zu sein, den Silber umlauf zu vermehren. Der deutsche Botschafter in Paris, Fürst Hohen- ! lohe, hat in diesen Lagen alS RrichStagSabgeordnetrr deS Wahlkreises Kulmbach-Forchheim vor einer Anzahl seiner Wähler in Thurnau und Pegmtz Bortrage ge- welche zugleich alS Rechenschaftsbericht für die Lfm?. un° «-ndid.ttnr.d- «»- di- ».b"»»i«°- M ,.».n d-b». D-r Kürst h-t sich b-i Att- SU-g-nM auch Üb., d.« L°d.k-m°r.«p°, ^^en er würde nur für dasselbe stemmen, wenn ?i. L.d.,«f.d.ik°nttn 7° '7« für die Entschädigungen eene Anleihe von 300 Mill. M°.k °u«"-^ -"d". W.« °.n R.ich.,.«chuß bei dem Unfallversicherungsgesetze belr.ffl, ^ erklärte Fürst Hohenlohe denselben unentbehrlich doch ! er überhaupt das Zustandekommen deS Gesetze- noch m Ungar. Monarchie. Wir da» Praaer Tageblatt" mittheilte, sollten der Kronprinz Rudolf und die Kronprinzessin Stephanie am 8. Zuni .m strengsten Jncognito in Prag emtteffen, da aus Rack„cht auf den Se'undheitszustand der Prinzessin ,eder officrelle Empfang verboten werten mußte. — Der österreichische Unterrichtsmwistrr hat in einem Erlaß an die Landeö- schulbehörden dieselben veranlaßt, Dahm zu wirken, dap die Gymnasien und Realschulen weniger überfüllt werden und daß die Jugend sich mehr den gewerblichen Lehr anstalten zuwende. — Nachdem bas Herrenhaus den Handelsvertrag mit Deutschland angenommen und die Delegirtenwahlen vollzogen hatte, sprach Minister präsident Graf Taafe am vergangenen Sonnabend im Auftrage des Kaisers die Vertagung deS ReichSrathes aus. Der um daö österreichische Geschützwesen hoch verdiente General Uchatius hat sich durch einen Schuß m'S Herz entleibt. I» militärischen und dem verdienst vollen General nahestehenden Kreisen erzählt man, daß Lem Baron UchatiuS Kränkungen, die er seit einer Reihe - von Jahren erfahren, sehr nahe gegangen seien, daß er ! letztere Zeit häufig trübsinnig und verbittert gewesen, ! und daß ein ungünstiges Unheil der zur Prüfung der nach seiner Anordnung verfertigten neuen Geschütze ein gesetzten Kommission sein Ehrgefühl allzutief verletzt habe. Italien. König Humbert hielt am Sonntag, alS an dem VerfassungSfeste, eine große Truppenrevue ab, wobri der deutsche Botschafter v. Keubell in Kürassier-Uniform an seiner Seite ritt und von der Volksmenge lebhaft begrüßt wurde. Die russischen Unterhändler verließen Rom, ngchdem die Unterzeichnung der Präliminarien der Vereinbarung zwischen dem Va tikan und Rußland stattgefunden hatte. Frankreich. Die französischen Kommissare sind , am 4. Juni ziemlich entmuthigt aus London wieder in Paris eingetroffen, ohne nur über einen einzigen Punkt des Handelsvertrages eine Einigung erzielt zu haben. In 10 Lagen gehen sie nochmals nach London, um ihre i Bemühungen zu erneuern. Im Senate hat vor dem Politische Weltschau. DnitscheS Reich. Die allgemeine deutsche Lehrer- Versammlung, die seit 24 Jahren stets am Pfingstfeste abgehalten wurde, entbehrte dieses Mal derjenigen Lheil- r.thmer, die sich sonst am zahlreichsten rinzustellen pflegten. Kein einziger preußischer Lehrer halte sich in Karlsruhe zur Lheilnahme gemeldet, sy daß daS Gerücht Glauben fand, der preußische UnterrichtS- minister, Herr von Puttkammer, habe den Besuch der Versammlung direkt verboten. DaS ist nun zwar nicht Ler Fall gewesen, wohl aber hatte Ler Minister Maybach die zuerst zugesagte Vergünstigung der längeren Giltigkeit der Eisenbahnbillets nachträglich zurückgezogen und Herr v. Puttkammer ausdrücklich jede Vrrlängerung deS Frrienurlaubs im Voraus unmöglich gemacht. Die „Kreuzzeitung" bemerkte dazu, daß sie rS immer für eine Verirrung der früheren Verwaltung gehalten habe, iichsischt VorhkilmiA Feuilleton. Unterm Nöthen Kreuze. Original-Novelle von S. P. UerajtV (7. Fortsetzung.) WaS uriter solchen Umständen kommen mußte, geschah. ES dauerte nicht lange, so waren beide )unge Leute bi» über die Ohren verliebt in einander, ohne daß sie eS sich gestanden hätten, und sie konnten nicht mehr von einander lassen. Amelie verfolgte den Fortgang und daS WachSthum dieser aufrichtigen und herzlichen Liebe mit warmem Interesse. War doch Lucie ihre beste Freundin und Feodor der beste Freund ihre» Felix. Sie malte sich bereit» ihre beiderseitige Zukunft in den glücklichsten Farben. Freilich standen auch, daS verhehlte sich Amelie nicht, d<m Glücke de» jungen Paares immerhin noch Schwierigkeiten genug entgegen. Feodor war, wie er versicherte, reich und unab hängig. Aber wie stand eS mit drm ReligionSunter- schiede Beider? Wie mit der elterlichen Genehmigung auf Seiten LucieS? Daran dachten freilich Lie beiden Glücklichen nicht; sie dachten nur an ihre Lieb,. Eines Lage» brachte die Feldpost einen B ief an Lucie. Er war auS Stuttgart und von ihrem Vater, der alS ein angesehener Beamter daselbst lebte. Lucie riß da» Kouvert auseinander. Sie erbleichte und Lhränen stürzten lem armen Kinde auS den Augen. I Der Brief enthielt ihre Abberufung in da» elter liche Haus. Amelie suchte Lucie zu trösten; allein ihre schwester lichen Worte fielen auf unfruchtbaren Boden. Der Thränenquell floß immer reicher. So fand sie Keodsr. Betroffen blieb er stehen. Mein Gott, theureS Fräulein, waS ist Ihnen? Welcher Kummer bedrückt Ihr Herz?" Amelie übernahm die Aufgabe, den jungen Russen von dem Vcrgefallenen zu unterrichten. Dieser stand eine Weile still, Bestürzung in seinen Zügen. Er wollte sprechen, doch er hielt inne, mit einem flehenden Blick auf Amelie. Diese verstand ihn. Sie entfernte sich auS dem Zimmer und ließ die Beiden allein. „Lucie, theure Lucie! Weinen Sie nicht!" sprach Feodor, ein Knie vor dem jungen Mädchen beugend und ihre Hand erfassend. „Diese Trennung, so bitter und schmerzlich für Sie und mich, ist keine ewige. Mädchen meiner Liebe, sprich daS einzige Wort, daß Du mich liebst und ich will jubeln, daß der Brief Deine» Vater» Dir endlich die Zunge gelöst und mir die Augen geöffnet hat, um zu erkennen, daß es meine Mann,»Pflicht ist, Deinen Eltern und aller Welt da» Glück zu verkünden, daß Du mein bist. Lucie, sprich, liebst Du mich und willst Du mir folger in mein fernes Vaterland?" Und unter Lhränen lächelnd sank Lucie an FeodorS Brust; der Bann war gelöst. Als Amelie zurückkehrt,, fand sie ein glückliche» Paar. Lucie erklärte, Laß sie, wenn ihr Vater seine Einwilligung versage, heimlich davongehen und sich mit Feodor in Rußland trauen lassen wolle. „So hart wird Dein Papa nicht sein!" meinte Amelie. Am andern Tage reiste Lucie ab. Feodor folgte ihr zwei Tage später nach. Zehn Tage nach der Abreise brr Liebenden erhielt Amelie einen Feldpostbrief mit der Anzeige: Lucie von Bergholz, Feodor Michailowitsch Makalow, Verlobte. Jetzt litt eS Amelie auch nicht mehr in Beauclerque. Ihre Gedanken weilten wcit ad und vergeben» suchte sie Zerstreuung in ihrem edlen Beruf der Menschenliebe. Sie verabschiedete sich daher und bald lag die fran- zösische Grenze hinter ihr. Ohne Aufenthalt führte sie daS Dampfroß durch Deutschland; voll Sehnsucht schwoll ihr Herz nach Felix. Ihm galt ihr gewaltige» Sehnen. Der Gedanke an ihn war in ihr wach, wenn am frühen Morgen die goldene Sonne durch die F nster ihre» Koupä oder LeS Hotels, welches sie zur Nachtruhe gewählt, leuchtete; I " allem ihrem Thun am Tage, er ging mit ihr schlafen und war der Gegenstand ihrer Träume. Alle», was sie dachte, that und erstrebte — dachte, that und erstrebte sie nur im Zusammenhänge mit seiner Person. Aber andererseits wollte sie wieder den einmal geschürzten Knoten der Verwickelung in ihrem LiebeS- romane nicht vor der Zeit gewaltsam lösen und sie zügelte ihre Ungeduld, wenn auch diese Zögerung ihr Schrmrzen verursachte. AlS Felix die Ambulanz ver- ließ, der sie ang,hörte, war er soweit genesen, daß sie auf seine volle Wiederherstellung mit Sicherheit rechnen konnte. Wo er jetzt weilte, war ihr unbekannt. E»