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Dresdner Journal : 17.10.1882
- Erscheinungsdatum
- 1882-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188210172
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18821017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18821017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1882
-
Monat
1882-10
- Tag 1882-10-17
-
Monat
1882-10
-
Jahr
1882
- Titel
- Dresdner Journal : 17.10.1882
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M 212 Dienstag, de» i7 Oktober. 1882, Xdo»nvn>l-ut»pr«:i»r I« x»»7«n äeutiodi-il Nsied« i ^Lbilieb! ... 18 LI«rir. «^Mbrlivb: 4 Lliirlc bo?s. Livrelo« Hummsru: 10 ?k. Lu«»»rk»Id «!<'» 6l>utskken lisie ks» tritt kost- Noä ötswpulruscblitb bioru. In8vr»1enprvl,v r kür äov R»uiu einer ße«smltenen ?stitreil« 20 kk. Oot«r „Lin^vsklnät" clis Lvilv SO ?5. Lei 1^-Uen- unä 50 ^uksoiil»^. Irsedelnen r iL^Iick rnit ^usnadm« 6er 8onn- un6 k'eisrtsg« Xbsvlt» kür eiell tol^sntien D»^. Dres-ntrIouni al. Verantwortliche Redaction: Oberredacteur Rudolf Günther in Dresden. Io8er»1«ll»on»I»w« »u»vLr1»i Lraneleetrttrr, OvillwiooiollLr äs» Drssänsr äournsl»; H»ind»rx L«rN» - Visa - l^ipiiss V»»»I ». N : //,ia«e»nitnn et »«rliL-Vi»o S»mdnrx kross-I-ijp»iss-kr»okkurt M,. Müorllii» Lvrltn: /»itaiiäenäern/ / Iromo»: ,8c/itt>tt«, vrooloo: LtanAen'» Bureau /caöatö-,' krooktort o. ».: ^a^r'ockv ljuctiltLnäluoss; üärUt»: L/iiNer; k»ol>or«r: 0. i8cöü«»ter, korto - ßorUv - kroirklvrt o. N-- »tuttssort: Da««d« et 6o., Somdurss: Lternsr, llvrLUssxsdvrr Lövissl. Lrpeäition äs» Orsgäaer äourn»!», Drssäeo, /viv^srstr»»»« Ho. 20. Ämtlicher Tlicil. Dresden, 16. October. Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinze ff in Georg ist heute Nachmittag 4 Uhr 30 Min. nach München gereist. Dresden, 16. October. Se. Majestät der König haben Allergnätigst geruht den zeitherigen Professor der Kunstwissenschaften an der Königlichen Akademie der bildenden Künste zu Düsseldorf vr. Karl Wo er mann zum Direktor der Königlichen Gemäldegalerie und der Königlichen Sammlung der Kupferstiche und Handzeichnungen zu ernennen. Dresden, 11. Oktober. Se. Majestät der König haben dem Pfarrer Simon Fürchtegott Paul in Lorenzkirchen da» Ritterkreuz I. Klasse vom AlbrechtS- orden Allrrgnädigst zu verleihen geruht. Nichtamtlicher Theil. Telegraphische Nachrichten. Prag, Montag, 16. October. (Tel. d. Dresdn. Journ.) Gestern erklärten dir Stadtverordneten der Josefstadt, vr. Bendiener, vr. Popper und David Zapprrt, daß sie sich nunmehr durch die letzte Rede des Bürgermeisters vr. Cerny (vgl. die Rubrik „Zeitungsschau') vollständig beruhigt fühlten und jedes Mißvrrständniß beseitigt sei. Eia tzommuniquü auS dem Bürgermeisteramt constatirt, daß eine an der Spitze der jüdischen Vertretung stehende Persönlichkeit dem Bürger meister dir vollste Anerkennung und Sympathie auSgedrückt habe, wobei der Bürgermeister neuer dings hervorhob, die Zukunft werde seine objektive Denkungsweise stets klarlegen. Rom, Montag, 16. October. (Tel. d. DreSdn. Jomn.) Minghetti constatirt in einer Wahlrede zu Cologna, daß die öffentliche Meinung die Bil dung einer homogenen .Kammermehrheit wünsche, und sprach sich für die Aufrechterhaltung drS ent sprechenden BerhättniffeS zwischen den militärischen und finanziellen Kräften aus. Er, fährt Minghetti fort, hätte die italienische Fahne neben der englischen in Aegypten zu sehen gewünscht, wolle aber die Vorlegung der diplomatischen Aktenstücke abwarten. Das Einvernehmen mit allen Natio nen schließe nicht die Intimität mit einigen Na tionrn auS, allein er wünsche solche Intimität und innere Reformen zur Bekämpfung der unmo ralischen antisocialrn Elemente. Kairo, Sonntag, 15. Oktober, Nachmittags. (W. T. B.) Der Proceß gegen Arabi ist infolge einer über die Zulassung ausländischer Advocaten entstandenen Schwierigkeit vertagt worben. Seiten brr ägyptischen Regierung ist eine Note an den Generalkonsul Malet entworfen worden, welche auf die aus der Zulassung ausländischer Advocaten hervorgthendtn Jnconvenienzen hinweist und zu gleich erklärt, daß die Regierung, statt rin der- artigrS Arrangement auzunehmen, Arabi und die übrigen Gefangenen lieber den englischen Militär behörden zur Aburtheilung übergeben würde. New-Dork, Sonntag, 15. Oktober. (W. T. B.) Nach weiteren Nachrichten über die Wahlen in Westvirginia haben die Republikaner 2 Titze im Congreß gewonnen; bei den Staatswahlen dagegen erlangten die Demokraten eine Majorität von ca. 20W Stimmen Dresden, 16. Oktober. Die 5 deutschen Gemeindevertreter Prags sind auS dem Stadtverordnetencollegium ausgetreten. Den Anlaß dazu gab die ElnführungSrede des neuen Bürgermeister« vr. Cerny. Für Denjenigen, welcher, außen stehend, die Borgänge mit objektiver Ruhe be- urtheilt, scheinen die deutschen Stadtverordneten eine allzu große Empfindlichkeit an den Tag gelegt zu Haden, so daß denselben wohl nicht mit Unrecht vorgeworfen wird, man habe bisher gesagt, mit drei geschriebenen Woiten könne Jedermann an- Kreuz geschlagen werden, den Deutschlibera'en Prags aber seien schon zwei genug, vr. Cerny hatte von einem „slawischen Prag'gesprochen, und diese Worte waren es, welche die deutschen Stadt verordneten verletzten. Um dieser zwei Worte Willen gaben sie ihre Stellung und ihren Einfluß in dem städtischen Collegium, welcher allerdings gleich Null war, Preis. Es sind 5 Männer, welche zum Nutzen ihrer Landsleute gewirkt haben, die au» diesem gering fügigen Anlasse, wie man zu sagen pflegt, die Flinte ins Korn werfen und den Tschechen daS Feld über lassen. Man wird diese Handlungsweise umsoweniger klug finden, als bisher der politische Tact des neuen Bürgermeisters allgemein gerühmt wurde. In der vor gestrigen Sitzung der Prager Stadtverordneten hat denn auch der vr. Cerny anläßlich des Rücktritts der letzten 5 deutschen Mitglieder des Colleg'ums eine Erklärung abgegeben, welche den offenbaren Zweck ver folgt, einerseits den Rücktritt dieser 5 Herren als Folge eines „Mißverständnisses' hinzustellen, anderer seits dem Ansprüche vom „slawischen Prag' jene Schärfe und Ausschließlichkeit zu benehmen, welche ihm von deutscher Seite beigemessen worden ist. vr. Cerny war bemüht, Oel auf die hochgehenden Wogen der Er regung der deutschen Gemüther zu gießen und seine Haltung bei seiner am vorletzten Sonntag stattgehabten Einw isung zu rechtfertigen, indem er jede absichtliche Beleidigung der denljchtN B»vö,kerung Prags entschie den in Abrede stellte. Er behauptete übrigens, um nicht etwa mit seiner „Rechtfertigung' bei feinen Stammes- und politischen Gesinnungsgenossen an zustoßen, daß er mit Recht Prag als eine slawische Stadt bezeichnet habe, denn sie sei slawisch, sowohl durch ihre Vergangenheit, al» wie durch den Hauptcharakter ihrer Bewohner; daS Hauptgewicht legte vr. Cerny darauf, daß er nicht gesagt habe „unser kernslawisches, unser ausschließlich slawisches Prag'. Die „Nüance', die in diesen Wor ten liege, sei Denjenigen entgangen, die nicht wüßten, oder nicht wissen wollten, daß er eben Slawen seien, die Prag das goldene slawische Prag nennen. Ob die „ Er klärung' vr. Cerny's den beabsichtigten Erfolg haben wird, fchreibt unser Prager Correspondent, muß ab gewartet werden, denn vorläufig scheinen die Deutschen für die vom neuen Bürgermeister betonte Nüanc'rung noch nicht daS rechte Verständniß zu besitzen, und was die Betheuerungen feiner Gerechtigkeit und Unparteilich keit betrifft, so ist es selbstverständlich, daß die Deut schen erst die Probe zum Exempel obwarten wollen. In Prag zweifelt man, wie auS den Aeußerungen unferS Correspondenten hervorgeht, an einer befriedi genden Lösung der Angelegenheit, während Wiener Blätter die Hoffnung äußern, daß, wenn sich der Sturm gelegt habe, die deutschen Gemeindevertreter in das RathhauS zurückkehren werden, wo sie allein die In teressen der Deutschen in Prag wahren und vertherdi- gen können. In eigenthümlicher Weise sucht die tschechische Presse den Austritt der 5 deutschen Stadtverordneten mit der Judenfrage zu verflechten. Die „Politik' sowohl, als auch die „NärodniLisch' bemühen sich, den Austritt der deutschen Stadtverordneten witzig abzuthun. Hier wie dort wird das Schwergewicht auf die israelitische Re- ligion von 4 der au-tretenden 5 Herren gelegt. AuS der „Politik' genüge diesbezüglich folgende» Citat: „Wenn sich die Herren (folgen die Namen von 2 der au-getretenen Stadtverordneten) schwarz-roth golden an streichen lassen, so können sie — falls eS ihnen beliebt — sich auch für Geld sehen lassen. Aber in einer Zeit, wo die antisemitische Bewegung so hohe Wellen schlägt, wo sich an anderen Orten die Leidenschaften kaum mehr zügeln lassen und zu Thätlichkeiten auS- arten, ist eS mindestens sehr unklug, ein ganzes Volk in so herausfordernder Weise zu reizen '—Die„Närodni Listy' sagen, die 4 Vertreter der Josefstadt feien nicht Deutsche, sondern Israeliten; sie hätten also keine Ur sacht, über daS „slawische' Prag entrüstet zu sein. Ob ihr Rücktritt klug war, werde die Folge lehren. DaS „slawische' Prag werde sich ohne den 5. Bezirk, die Josefstadt, behelfen. Prag fei viel eher slawisch, als deutsch. Wenn in Buda-Pest oder Warschau eine solche deutsche Opposition bestände, würde man für die Opponenten al» Unzurechnungsfähige schon da- für sie gehörige Institut finden. In Ungarn habe man betreffs der Antifemitenfrage bereits den theoretischen Boden verlassen. Man möge zusehen, daß m Prag die Judenfrage nicht gleichfalls geweckt werde. Die Vorgänge in Prag verursachen m beiden Lagern die lebhafteste Erregung. Aus rem slawischen Städten sind bereits Zustimmungskundgebungen an den Bürgermeister von Prag abgegangen. Trotz Alle dem giebt man die Hoffnung, daß die 5 Stadtver ordneten aus ihre Plätze zurückkehren werden, nicht auf. Die neueste Rede deS Bürgermeisters vr. Cerny wird sogar als eine Folge höhern, von Wien aus geäußerten Einflusses angesehen, da der Bürgermeister unmittelbar zuvor eine Audienz bei dem Statthalter, Frhrn. v. Krauß, hatte. In entschieden friedlichem Sinne wird auch ein höchst concilianter Brief ge deutet, den Cerny vorgestern an die deutschen Zei- tungSredactionen Prags richtete, in welchem er die vollste Gleichberechtigung ohne Unterschied der Nation und Consession als sein erstes Princip betont und um Unterstützung durch die Dresse ersucht. Möge eS ge lingen, die Eintracht wiederherzustellen I Die Enthal tungspolitik hat bisher noch niemals Gewinn auszu weisen gehabt. Mit Recht weisen die Wiener Blätter darauf hin. daß die Tschechen, welche man heute durch die Enthaltung bekämpfen will, erst durch ihren Ein tritt in den Reichsrath zu Bedeutung und Einfluß gelangt sind. Lagesgeschichtt. Dresden, 16. Oktober. Ihre königl. Hoheit die Frau Prinzessin Georg hat Sich heute Nachmittag in Begleitung des HofmarschallS Frhrn. v. Gutschmrd und der Hofdame Fräulein v. Zedlitz nach München begeben, um daselbst Mit Ihrer erlauchten Schwester, der Erbprinzessin von Hohenzollern, königl. Hoheit, zu sammenzutreffen. * Berlin, 14. Oktober. Se. Majestät der Kaiser wird in längstens 8 Tagen hier erwartet, um dann die Winterresidenz in Berlin zu nehmen, daS einge tretene schlechte Wetter dürfte die Rückkehr deS Kaisers noch beschleunigen. Wie man der „Nat.-Zig.' a»S Baden schreibt, ist es dort bereits ungewöhnlich stille, und wünsche der Kaiser kaum weitere Ausdehnung feines Aufenthaltes außerhalb Berlins. Ueber den Zeitpunkt der Rückkehr Ihrer Majestät der Kaiserin fit eine Bestimmung noch nicht getroffen, doch wird die hohe Frau wahrscheinlich, wie dies auch in früheren Jahren gehalten worden ist, in der zweiten Hälfte deS Novembers in Berlin anwesend fein. Die geplante Betheiligung des Kaisers an den Hosjagden bleibt selbstverständlich von dem Gesundheitszustand des grei sen Monarchen abhängig. Nachrich'en auS Hofkreffeu wollen wissen, daß die Aerzte trotz de» Wohlbefinden» de» Kaiser» angerathen hätten, jede Anstrengung zu vermeiden. — Der Wunsch, in die Civilverwaltung deS preußischen StaaieS unter der Leitung de» Ober präsidenten der Provinz Brandenburg, StaatSminlster» Vr. Achenbach, emgesührt zu werden, entstammt, wie die „Post' hört, der Initiative des Prinzen Wil helm. Der Oberpräsident entwarf ein darauf bezüg liches Programm, und die Billigung desselben war durch die bereit- mitgetheilte CabinetSordre Sr. Majestät auSgedrückt. — Wie im „Reichs - Anz.' amtlich mitgetheilt wird, ist der UnterstaatSsecre- tär Herrfurth zum Vorsitzenden der gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Socialdemokra- tie gebildeten Reichscommijsion ernannt worden. — DaS Landgericht wie da» Amtsgericht zu Görlitz hatten auch nach der Publikation der Verfügung de« HandelSministerS, betreffend die Enthebung der Gör- litzer Handelskammer von ihren amtlichen Functionen, wie die „Vsf. Ztg ' mittheilt, gewissen Bestimmungen entsprechend, die Handelskammer auf gefordert, in Processen zwischen Kaufleuten Auskunft über streitige Punkte zu geben, sich über die Verhält nisse von Bewerbern um die Stellen von Concur«- verwaltern zu äußern ic. Unter dem 27. September ist nun aber, noch dem „N. G. A.', feiten der Ober- landeSgerichts zu BreLlau an sämmtliche Land- und Amtsgerichte, sowie Staatsanwaltschaften deS Bezirk» eine Abschrift folgender Justizmlnisterialverfügung vom 9. September d. I. ergangen: Ew Hochwohlgeboren benachrichtige ich, daß der Herr Minister für Handel und Gewerbe die Handelskammer zu Gör litz wegen ihrer Weigerung, die von dem Herrn Minister be züglich ihrer GejchajiSsührung erlassenen Anordnungen zu be- soigen, ihrer amtlichen Functionen in der Staatsverwaltung enthoben und den Regierungspräsidenten durch den abschristlich angeschlossenen Erlaß vom 7. Juli d. I. angewiesen hat. sich Siner jeden Mitwirkung bei Erledigung der Angelegenheiten oirser Handelskammer, in-besondere bei Erhebung ihrer Bei träge, zu enthalten und Berichte oder Gutachten über gewerb liche und HandelSangelegenheiten nicht mehr von ihr zu er- sordern AuS dieser Sachlage ergiebt sich, daß ein amtlicher Berkehr auch zwischen der Kammer und den Justizbehörden ferner nicht mehr stattfindcn kann, und daß deshalb die etwaigen bisherigen amtlichen Beziehungen zu derselben sortan einzusteUen sind Ew. Hochwohlgeboren ersucht ich, die Ihnen unterstellten detheiligten Behörden und Beamten in diesem Sinne mit ge eigneter Bersügung zu versehen Der Justizminister In besten Bertretung: gez. Rindfleisch. An den Herrn Präsidenten des königl. Oberlandesgerichts und den königl. Herrn Oberstaatsanwalt zu Breslau. Die abschriftlich dieser Verfügung beigeschlossene HondelSministecialverfügung lautet: Berlin, 7. Juli 1882. Die Handelskammer in Görlitz hat den von ihr nach 832 de» Gesetzes vom 24. Februar 1870 an mich zu erstattenden Jahresbericht sür 1881 der Oefsentlichkeit übergeben, ohne ihn in Gemäßheit meincS Erlasses vom 30. November vorigen Jahres mir vorher vorgelegt zu haben Ew Hochwohlgeboren wollen insolge dessen der Handelskammer gefälligst eröffnen, daß sie sortan ihrer amtlichen Functionen in der Staatsver waltung enthoben sei und demgemäß aus eine Mitwirkung der Staatsbehörden bei Erledigung ihrer Angelegenheiten keinen Anspruch habe. Ew. Hochwohlgeboren ersuche ich ergedenst, sich auch Ihrerseits einer solchen Mitwirkung zu enthalten und namentlich die Erhebung von Beiträgen sür die Handelskammer nicht mehr anzuordnen. Auch wollen Sie fortan von der letz teren über gewerbliche oder HandelSangelegenheiten weder Gut achten, noch Berichte erfordern. Für den Minister sür Handel und Gewerbe, gez v. Bötticher. An den königl. Regierungspräsidenten Herrn Frhrn. v. Zedlitz-Neukirch, Hochwohlgeboren zu Liegnitz — Auf eine aus Handwerkerkreisen in Berlin ein- gegangene Petition betreffs deS Submissionsver fahrens und eines Antrags auf Erlaß eine» Gesetzes, wonach bei Concursen die Forderungen der Hand werker an Neu- und Umbauten in erster LlN'e mit berücksichtigt würden, ist, laut der „K. Ztg.', von der Mmlstenalinstanz der Bescheid enheilt morden, daß Feuilleton. Redigirt von Otto Banck. Wandlungen. Novelle von F. L. Reimar. (Fortsetzung.) Der Tag ging hin; statt deS Einen, den sie er wartete, kam Der, den sie nicht sehen, nickt sprechen konnte, am wenigsten in diesem Augenblick, wo ihr auch der Vater, der sckon vom frühen Morgen an auf einer Jagdpartie abwesend war, nicht einmal zur Seite stand! Sie ließ Oskar sagen, das sie unwohl, nicht im Stande sei, heute noch emen Besuch anzu nehmen; sie durfte das thun, denn der Abend war da — auf Herrmann'S Kommen hatte sic nicht mehr zu rechnen. Gegen die Nacht hin kehrte der Oberst heim; sie sprach aber auch ihn nicht mehr, denn er war müde und hatte kein anderes Verlangen, als sich sogleich zur Ruhe zu begeben. Auch Virginie juchte Ruhe: sie fand dieselbe aber nicht, weder in der Nacht, nock an dem folgenden Tage, der mit dem nämlichen Hoffen und Fürchten begann. Er war da» gleiche Spiel, wie am gestrigen; sie harrte aus Hermann'« Erscheinen und Hermann kam nicht! E« litt sie endlich nicht länger im Hause; sie konnte nicht in müßiger Ruhe stillsitzen, sie mußte Etwa» thun, Etwa« versuchen, wa» sie der Gewißheit naher brachte! Zum zweiten Male eine Aufforderung an Hermann zu richten, ihn aeradenwegS zu sich be scheiden zu lassen — daran konnte sie nicht denken, aber der Zufall war ihr vielleicht günstig, wenn sie ihm einen Schritt entgegen that. — Es fiel ihr ein, daß er Anna noch immer als eine Kranke ansah; sie erinnerte sich, wie er auf jener Tour eine Aeußerung hingeworfen hatte, daß er sie in den nächsten Tagen besuchen würde — — sie vergab ihrem natürlichen Stolze nichts, wenn sie selbst nach dem Hause de» Mädchen» ging, da» sie Halbwegs als ihren Schützling ansehen durste! ES war der richtigste Weg — sie sagte sich daS —, und kräftig wie ihre Entschlosfenheit war auch ihr Vertrauen, daß ihr gute» Glück sie nicht im Stich lassen, daß sie Hermann treffen würde. — Anna sah überrascht auf, als sie da» Fräulein, welches sich vor wenigen Tagen erst die Mühe ge nommen hatte, persönlich nach ihrem Befinden zu fragen, schon wieder bei sich eintreten sah; gewiß aber wäre die zweite Regung ihres GemütHS dankbare Freude über so viel Güte von Seiten ihrer vornehmen Freundin gewesen, wenn Virginie, der eS unmöglich war, sich mit irgend einem Schein zu schmücken, ihr nicht sofort hastig erklärt hätte: „Ich komme heute nicht bloS, um nach Ihnen zu sehen — ich bin auch eigener Zwecke wegen von Hau» gegangen; — ober da» wollte ich eigentlich Nicht sagen, ich — ich —* sic verwirrte sich doch in ihren Reden und wandte für einen Augenblick ihr Gesicht ganz ab. Dann ober wieder den jungen Mädchen sich zukehrend, fragte sie plötzlich: „Nicht wahr der Doctor v. Ger stein ist heute nicht hier gewesen?' „Nein', entgegnete Anna; und leiser setzte sie hin zu: „Ich sah ihn seit fünf Tagen nicht.' Virginie hörte kaum auf die letzten Wort". „So kommt er also noch!' rief sie aus. Der Ton war mehr zuversichtlich als fragend ge wesen; da Anna aber schwieg, setzte sie hinzu: „Glauben Sie daS nicht auch?' Anna schüttelte leise den Kopf. „Und warum nicht?' rief Virginie wieder rasch. Anna sah vor sich nieder und zupfte an ihren Schürzenbändern. „Jo, wenn ich'« sagen darf, gnädiges Fräulein — ich fühle bisweilen etwas vorher, ehe es eintrifft, und so habe ich eS auch noch jedes Mal gewußt, ob der Herr Doctor den Tag über kommen würde oder nicht. Ich meine, er wird heute ausbleiben.' Virginie hatte in dem Augenblick keinen Gedanken an die Verlegenheit des Mädchens, keinen Blick für die glühende Röthe, die noch dem Sprechen Anna's Wongen überzog, sie fühlte nur, wie dem Zweifel der Letzteren gegenüber ihre eigne Zuversicht wieder fest wurde; und zugleich kam auch etwas Anderes über sie: sie wollte eine Art Bürgschaft vom Zufall, vom Schick sal fordern, das Eine follte ihr für das Andere Ge währ leisten! In ihren Gedanken machte sie eS au«: kam Hermann jetzt, in dieser Stunde hierher, so war all' ihr Fürchten und Bangen eitel gewesen, so durfte sie, fo wollte sie wenigsten- an siine Neigung zu ihr glauben. Und sich lebhaft gegen Anna wendend, rief sie auS: „Ich setze mein Vorgefühl gegen Ihre» und ich sage Ihnen, wir werden Hermann — den Doctor v. Gerstein, meine ich — sehen, bevor ich diese Stelle verlasse!' Erstaunt blickte Anna aus und in dir lebhaft erreg ten Züge des FräuleinS; bevor sie aber noch selbst den Mund öffnen konnte, sah sie, wie eine neue Verwand lung in denselben vvrgmg: die »ach dcm Fenster ge richteten Augen blitzten plötzlich aus; eine unbeschreib liche, strahlende Siegesfreudigteit breitete sich über das schöne Gesicht und mit lächelnden Lippen rief sie: „Da kommt er!' Es war in der That Hermann, welcher in diesen Tagen wieder einmal nach seiner Patientin sehen wollte und der in der Mu ute, nachdem Virginie jenen Aus ruf gethan, ins Ammer trat. In dem erstn Moment schienen die beiden Mäd- ch n lhre bisherigen Rollen vertou,cht zu haben: wenn Anna sonst immer bei seinem Nahen von Schüchtern heit übermannt worden war, so richteten sich heute ihre Augen forschend auf leine Züge; Virginie dage gen, die ihm stets in fast übermülhiger Heiterkeit ent- gegengetreten war, der der noch soeben cm mindestens verwandtes Empfinden hatte durchbrechen wollen, fühlte sich plötzlich verwirrt und beklommen, so daß sie sich halb scheu zur Seite wenden mußte; und darum auck entging ihr, wa» Anna auf den ersten Blick wahr^e- nvmmen hatte, daß fein Gesicht mit einem Male bleich wurde, als er sie erblickte, und daß etwa« wie Ec- schrecken durch seine Züge glitt. „Vuginie, Sie hier?' sagte er; ober so hastig und so unwillkürlich waren die Worte gesprochen, daß er nrckt Zeit gewonnen hatte, ein gewisse» Beben, eine Weichheit in seiner Stimme ganz zu unter drücken. Trotzdem hatte Virginie den Ton nicht bemerkt; er war wohl nur non Anna aufgefangrn worden, die mit vorgeben Leib und iu äußerster Spannung
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