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F209 — 49. Jahrgang. Dienstag, ven 8. Sepscmver. Inserate werden bis Vormittag 11 Uhr angenommen. Preis für die Spaltzeile 13 Psg. H XzOii Außerhalb des LandgerichtSbezirkS 15 Pfg v Erscheint jeden Wochentag Abends '/.7 Uhr für den anderen Tag. Preis vierteljährlich 2 Mk. 25 Pfg. zweimonatlich 1 Mk. 50 Pfg. u. einmonatlich 75 Pfg. und Tageblatt . Amtsblatt für dir königlichen und städtischen Behörden zu Freiberg und Brand. Verantwortliche Leitung: Georg Burkhardt. Bekanntmachung, die «nenlgettlichcu öffentlichen Impfungen betreffend. Um Gelegenheit zu geben, die bisher unterlassenen Impfungen im laufenden Jahre nach- zuholen, haben wir noch einen Impftermin auf Mittwoch, den 9. dieses Monats Nachmittags von S bis 6 Uhr im Kaufhause anberaumt, während die Revision der geimpften Kinder Mittwoch, de« 16. dieses Monats, Nachmittags 3 Uhr ebendaselbst stattfinden soll. Unter Bezugnahme auf die in unserer Bekanntmachung vom 9. Juni dieses Jahres angedrohten gesetzlichen Strafen wird Solches hiermit zur öffentlichen Kenntuiß gebracht und im Uebrigen noch darauf hiugewiesen, datz die außerhalb der öffentlichen Impf termine ausgestellten Impfscheine oder Jmpfbefreiungsnachwcise, soweit nicht schon geschehen, nunmehr baldigst an Rathsftelle, Zimmer Nr. 5, vorzulegen find. Freiberg, am 7. September 1896. Der Stadtrath. LLü^Ivr. Kßlg. Der Bedarf von ca. 12600 Roggenrichtstroh — Flegeldrusch — für die hiesigen Garnison-Anstalten soll am 12. September d. I. Vormittags 10 Uhr, der Verkauf des alten Lagerstrohes aus ca. 660 Strohsäcken an demselben Tage vormittags 11 Uhr im Geschäftszimmer der Garnison-Verwaltung, Jägerkaserne, Stube 37, in öffentlicher Verdingung vergeben werden. Die bezüglichen Bedingungen find vor Abgabe der Preisangebote von jedem Bewerber Lu unter schreiben uno liegen von heute ab im vorgenannten Geschäftszimmer zur Einsichtnahme aus. Freiberg, am 7. September 1896. Königliche Garnison-Verwaltung. Lichtstärke des Leuchtgases der städtische« Gasimftatt im Monat August gemessen an einem Normalargandbrenner bei einem Gasverbrauch von 150 Liter pro Stunde und einem Drucke von 2,8 mm Wassersäule 18,4 Normalkerzen Mittel aus 5 Messungen. Freiberg, am 4. September 1896. Bergrath vr. Vtteacksr LrknrS, Professor. Konkursverfahren Ueber das Vermögen des Baumeisters Carl Ernst Börner in Freibergsdorf, Marien gasse 71L, wird, da derselbe seine Zahlungsunfähigkeit dargethan, auf seinen Antrag heute, am SS. August 1896, Nachmittags 4 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Der Rechtsanwalt Messerschmidt in Freiberg, wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 15. Oktober 1896 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in Z 120 der Konkurs« ordnung bezeichneten Gegenstände auf den 18. September 1896, Vormittags 16 Uhr, und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 36. Oktober 1896, Vormittags 16 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 33, Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Folger ungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkurs verwalter bis zum 16. September 1896 Anzeige zu machen. Königttches Amtsgericht z« Freiberg. L. 8/96 dlo. 2. Bekannt gemacht durch den Gerichtsschreiber: Sekr. Zlllool»!. Kolzversteigerung auf Spechtshausener Staatsforstrevier. Im Gasthofe zu Tpechtshaufen sollen Montag, den 14. September 1896 von Vormittags 9 Uhr an nachstehende Nutz- und Brennhölzer, als: 682 w. Stämme, 14 h. u. 47 w. Klötzer, 8 rm h. Nutzscheite, 3 rm h. u. 16 rm w. Brennscheite, 37 rm w. Brennknüppel, 3 rm h. u. 2 rm W. Zacken, 1 rm h. u. 26 rm w. Aeste und 159 Meterhaufen versteigert werden. Näheres enthalten die bei den Ortsbehörden und in den Schankstättrn der umliegenden Orte aushängenden Plakate. König». Forstrcvierverwaltnng Spechtshausen «. Königl. Aorstrentamt Tharandt, am 5. September 1896. Ueber die Kaistriage iu Kreslau liegen nachstehende Drahtmeldungen vor: Breslau, 5. September. Der herzliche Empfang, welchen das russische Kaiscrpaar schon bei seinem Eintreffen seitens der hier zusammengeströmten zahllosen Volksm'assen gefunden hatte, die das Landeshaus bis zur Abfahrt der Majestäten zur Parade dichtgedrängt umstanden und die den ganzen langen Weg bis zum Paradefelde wie lebende Mauern, deren erstes Glied die Kriegervereine bildeten, einsäumten, gestaltete sich beim Vorüber fahren der beiden Herrscherpaare zu einer wahrhaft begeisterten Kundgebung. Als die Majestäten auf dem Gandaner Felde, wo die Parade des 6. Armeekorps abgenommen werden sollte, eingetroffcn waren, stiegen die beiden Kaiser zu Pferde, um die Fronten der beiden Treffen abzureiten, während die Kaiserinnen, von einer zahlreichen und äußerst glänzenden Suite umgeben, im Wagen folgten. Beim Eintreffen der beiden Herrscher bei den einzelnen Regimentern intonirten die betreffenden Kapellen die russische Nationalhymne. Nach dem Abrciten der Fronten erfolgte ein zweimaliger Vor beimarsch der Truppen, welchem Kaiser Nikolaus, der links von Kaiser Wilhelm hielt, mit großer Aufmerksamkeit folgte. Beim Abmarsch des Grenadier-Regiments Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schlesisches) Nr. 11 setzte sich Kaiser Wilhelm an dessen Spitze und führte es Kaiser Nikolaus vor, welcher alsbald sein Kaiser Alexander-Garde-Grenadier-Regiment Nr. 1 an Kaiser Wilhelm zweimal vorüberführte. Der erste Vorbeimarsch der Kavallerie erfolgte im Trab, der zweite im Galopp. Das Truppendefils wurde von je einem Zug der Leibgendarmerie und der Leibgarde der Kaiserin eröffnet. Kaiser Wilhelm ritt nach der Parade an der Spitze der Fahnenkompagnie und Standartenschwadron in die Stadt zurück nach dem königlichen Schloß, in welchem die Fahnen und Standarten niedergestellt wurden, während Kaiser Nikolaus und die Kaiserinnen sich zu Wagen zurückbegaben. Wiederum wurden die Majestäten auf dem ganzen Wege von der dichtgedrängten Spalier bildenden Volksmenge bei ihrem Er scheinen mit endlosen Hurrahrufen begrüßt. Die Straßen der Stadt gleichen einem wahren Fahneuwalde, au den Häusern und zwischen den Biasten ziehen sich herrliche Laubgewinde ans Tnnnen- und Eichenzweigen hin, deren frisches Grün zu den Farben der Fahnen in reizvollem Kontrast steht. Unter den letzteren sind im Allgemeinen die deutschen, preußischen und Breslauer Stadt farben vorherrschend, während die russischen Farben besonders in der Umgebung des Landeshauses sichtbar sind. Das letztere selbst ist reich in russischen Farben geschmückt und trägt auf dem Haupt fahnenmast die russische Kaiserflaggc. Alle Schaufenster und zahlreiche Fanden von Privathäusern zeigen neben dem Fahnen schmuck geschmackvolle und sinnvolle Blatt- und Blumendekorntioneu, deren Mittelpunkte die Büsten der Kaiserpaare bilden. Der ganze Tag war vom herrlichsten Wetter begünstigt. Breslau, 5. September. Als nach Beendigung der Parade der Kaiser noch einige militärische Meldungen entgcgennahm, sprach sich Kaiser Nikolaus in höchst zufriedener Weise über die Leistungen und die Haltung der Truppen aus und beglückwünschte den Führer des 6. Armeekorps, den Errprinren von Sachsen- Meiningen. Auch der Kaiser drückte dem Erbprinzen seine An erkennung aus. Breslau, 5. September. Die Kaiserin von Rußland fuhr von dem Paradefeld direkt nach dem Landeshause zurück, während Kaiser Wilhelm mit dem Zaren an der Spitze der Fahnencompagnie und der Standarteneskadron nach der Stadt zurückritt. Auf dem ganzen Rückwege wurden die russischen und die deutschen Majestäten von den in den reich beflaggten Straßen Spalier- bildenden Kriegervereinen und der dicht gedrängten Bevölkerung mit enthusiastischen Zurufen begrüßt. Die deutschen Majestäten begaben sich später nach dem Landcshause, wo das Frühstück gemeinsam mit dem Kaiser und der Kaiserin von Rußland einge nommen wurde. Die Frühstückstafel zählte nur 4 Gedecke. Breslau, 5. September. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland statteten den anwesenden Prinzen und Prinzessinnen Besuche ab. Der Kaiser von Rußland stattete dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe einen Besuch ab und kehrte erst um 6 Uhr zurück. Zahlreiche Spitzen der Behörden und Mitglieder des Adels rc. gaben im Laufe des Tages im Landeshanse ihre Karten ab. Der Fürst zu Hohenlohe machte dem Adjunkten des Ministers des Aeußcren Schischkin einen Besuch, welcher über eine halbe Stunde dauerte. Die Festtafel im Schloß worauf 7 Uhr Abends verschoben worden. An derselben saßen in der Mitte der Tafel die Kaiserin Auguste Victoria und die Kaiserin von Rußland nebeneinander. Die Kaiserin Auguste Victoria saß links von der Kaiserin von Rußland, rechts von der Kaiserin von Rußland saß der Kaiser, links von der Kaiserin Auguste Victoria der Kaiser von Rußland. Gegenüber dem Kaiser und der Kaiserin von Rußland saß der Reichskanzler Fürst zu Hohenlohe, gegenüber der Kaiserin und dem Kaiser von Rußland der Erbprinz von Meiningen. Die Festtafel zählte 325 Gedecke. Bevor der Braten servirt wurde, hielt der Kaiser folgenden Trinksprnch auf den Kaiser und die Kaiserin von Rußland: „Gestatten Euere Majestäten, daß Ich Meinen herzlichsten und innigsten Dank Eueren Majestäten zu Füßen lege für den huldvollen Besnch, den Sie Beide Uns heute abstatten und für die Ehre, die dem VI. Armcecorps zu Theil geworden, vor Euerer Majestät defiliren zu dürfen. Der Jubel der aus Breslau Euerer Majestät eutgegeugeschlagen ist, ist der Dolmetsch der Gefühle uicht uur der Stadt, nicht nur der Provinz Schlesien, sondern Meines gcsammtcn Volkes. Es begrüßt in Euerer Majestät den Träger- alter Tradition, den Hort des Friedens. Auf dem Boden begrüßt Sie das Volk, wo dereinst Euerer Majestät glorreicher Ahnherr, dessen Namen z» führen Euerer Majestät Gardcregiment sich rühmen darf, mit Meinem Urgroßvater zusammen gewesen ist. Die Gefühle, die Wir und Unser ganzes Volk für Euere Majestät hegen, darf Ich zusammenfassen in den Ruf: Gott segne, schütze und erhalte Euere Majestät zum Wohle Europas: Euere Majestäten der Kaiser und die Kaiserin Hurrah, Hnrrah, Hurrah!" Der Kaiser von Rußland erwiderte darauf in französischer Sprache ungefähr Folgendes: „Ich versichere Enere Majestät, daß ich von demselben traditionellen Gefühl für Sie und Ihr Haus erfüllt bin wie Mein Vater. Und von diesem Gefühl geleitet, erhebe Ich Mein Glas und trinke auf das Wohl Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm und Ihrer Majestät der Kaiserin." Breslau, 5. September. Um 9^ Uhr Abends begann unter Leitung des Armee-Musik-Jnspizienten Roßberg vor dem König lichen Schlosse der große Zapfenstreich. In den glänzend be leuchteten, festlich geschmückten Straßen wogten dichte Bolksmassen. Sämmtliche Spielleute und die Musikcorps der Regimenter sowie 200 Träger von Magnesinm-Fackeln setzten sich in Bewegung, während das Locken des Armeemarsches erklang. Die eigentliche Musikaufführung wurde dann eingeleitet durch die russische Hymne. Es folgten Armeemärsche, Präsentirmärsche und Volks gesänge. Die Allerhöchsten Herrschaften erschienen auf der Sckloßrampe und verneigten sich huldvoll. Der Zapfenstreich, welcher zum Schluß gespielt wurde, endete mit dem Armeegebet und einem langen Trommelwirbel. Die Illumination gewährte einen herrlichen Anblick. Breslau, 6. September. Heute Mittag 12^ Uhr fand Familienfrühstückstafel beim russischen Kaiserpaare im großen Festsaale des Landeshauses statt, au der sämmtliche Prinzen und Prinzessinnen des königlichen Hauses und die in Breslau an wesenden fremden Fürstlichkeiten theilnahmen. Die Tafel zählte 24 Gedecke. Nachmittags 2 Uhr empfing Kaiser Nikolaus den Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe in einstündiger Audienz. Heute Abend 6 Uhr findet ein größeres Diner im Schloß statt, daran schließt^sich ein Besuch im Theater. Breslau, 6. September. Der Kaiser von Rußland hat dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe den Andreasorden, dem Staatssekretär Freiherrn Marschall von Bieberstein den Alexander- Newskyorden in Brillanten, dem deutschen Botschafter in Peters burg, Fürsten Radolin, den Alexander-Newskyoroen, dem Unter staatssekretär im Auswärtigen Amt, Freiherrn von Rotenhan und dem Gesandten, Grafen von Pourtalös den Annenoroen erster Klasse verliehen. Der Geheime Rath Schischkin erhielt von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm den Rothen Adlerorden erster Klasse in Brillanten, der russische Botschafter am Berliner Hofe, Graf v. d. Osten-Sacken, das Großkreuz des Rothen Ädlerordens. Breslau, 6. September. Dem Vernehmen nach konstatirten die hier zwischen den leitenden deutschen und russischen Staats männern stattgehabten Besprechungen von Neuem die völlige Ucbereinstimmuug derselben sowohl bezüglich der Gesammtlage als auch hinsichtlich aller gegenwärtig schwebenden Fragen. Hamburg, 5. September. Wie dem „Hamb. Korresp." aus Kiel gemeldet wird, hat Se. Majestät der Kaiser folgendes Tele gramm an den Staatssekretär des Reichsmarineamts gerichtet: »Ich habe Se. Majestät den Kaiser Nikolaus H. ä lasuito Mein er Marine gestellt. Möge dieselbe in dieser neuen Ehrnng einen Beweis Meiner Zufriedenheit, sowie einen Ansporn zu neuen Leistungen darin erblicken. Sofort per Signal der Flotte mitzutheilen und Salut von 21 Schüssen mit der russischen Flagge im Grosstopp. Wilhelm I. L" — Wie dem genannten Blatt weiter gemeldet tvird, feuerten sämm^ liche im Kieler Hafen liegenden Schiffe heute Abend sofort nach Beknnntwcrden dieses Erlasses Salut. / Kiel 6 September. Das Töchterchen des rnssisaM Kasser- paare«, ' Großfürstin Olga, ist gestern Abend 8 Uhr mittels Sonderzuges von Breslau hier eingetrvffen. Prinzessin Heinrich,