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WWMaWerAnzeiM Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach, Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdors, Meinsdorf rc. Der »Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. 1.50, bei Abholung in den Geschäfts- » stellen Mk. 1.25, durch die Poft bezogen (auftcr Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche Kaiser!. Postaiislalteu und die Landbriesträger entgegen. Als Extrabeilage erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die Ogespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile MPsg. Die 2gespaltene Zeile im amtlichen Teil 60 Pfg. Anzeigcn-Annahme für die am Abend erscheinende Nummer bis vormittags 10 Uhr, größere Anzeigen werden am Abend vorher erbeten. Bet Wiederholungen wird entsprechender Rabatt gewährt, jedoch nur bei alsbaldiger Zahlung. Die Ausnahme von Anzeigen an vorgeschriebenen Tagen und Plätzen wird möglichst berücksichtigt, eine Garantie jedoch nicht übernommen. — Für Rückgabe unverlangt eingesandter Manuskripte macht sich GVGGGTGTTGTTTWTGSGGGGGDTTDTGTGTTGTGGGTGG die Redaktion nicht verbindlich. GGGGTTGGGTGGGÄTGGGGGGVGGGGGGGVGGTGGTGTGG Nr. 29. Fernsprecher Nr. 151. Dienstag, den 6. Februar 1912. G-WM-w B-Mr-b-s. 39. Jahrgang Ziehkinder betreffend. Nach H 5 der Ordnung des Ziehkinderwesens in der Stadt Hohenstein-Ernstthal vom 14. Februar 1911 wird die Aufsicht über die in Frage kommenden Kinder auch durch die in der Armen- und Waisenpflege tätigen Personen und besonders die Mitglieder der hiesigen Frauen vereine ansgeübt. Die Pflegeeltern, Mütter und Ziehmütter haben zur Vermeidung von Bestrafung bet der Pflege und Erziehung der Kinder die Ratschläge und Anweisungen der aufsichtsführcndcn Personen genau zu befolgen, sowie die geforderten Auskünfte zu geben. Stadtrat Hohenftein-Ernstthal, den 31. Januar 1912. Der erste Termin Staats- und Gemeindegrundsteuer ist zur Vermeidung der Zwangsvollstreckung bis spätestens ' - 15. Febvttar 1S1Ä an die Staatssteuer-Einnahme, Rathaus, Zimmer Nr. 5, zu entrichten. Die Eigentümer der von Oberlungwitz nach Hohenstein-Ernstthal umgcflurten Grundstücke haben außer der Gemeindegrundsteuer die seither noch nach Oberlungwitz entrichtete Staatsgrundfteuer nunmehr auch an obengenannte Kassenstelle zu bezahlen. Hohenstein-Ernstthal, am 1. Februar 1912. Der Stadtrat. Freibank Hohenftein-Ernftthal. Gekochtes Rindfleisch, Pfd. 35 Pfg., und gepökeltes Schweinefleisch, Pfd. 45 Pfg. ^Hochelegante Damenpaletots, schwarz, » jetzt Mk. 8.00, 12.00, 1600, sonst Mk. 12 00, 16 50, 83.00. -Hochelegante DaMMpalet0ts, farbig, jetzt Mk. 5.00, 8 50, 12.50, sonst Mk. 7.75, 12.50, 17 50. -Alle Mädchenpaletots u. Jacketts ' jetzt Mk. 2 75, 4.00, 5 00. Alle Joppen ; für Herre», Burschen und Knaben jetzt zu jedem annehmbaren Preise. j MsmreMuz Lari 8viä«I »IMAÄU, ob. Ii»upt8tr. 4. Ind.: ksv! 8vil1el. Tagesgefchithle. Kaiser und Kanzler. Der Kaiser statlete auch am vorigen Sonn abend dem Reichskanzler einen Besuch ab. In der ganzen vergangenen Woche ist also kein Tag vergangen, an dem der Kaiser nicht eine Uitterredung mit Herrn v. Bethmann Hollweg hatte. Der König von Württemberg begibt sich Ende dieses Monats auf mehrere Wochen nach Kap Martini. Er will dort auf ärztlichen Rat Heilung von neuralgischen Schmerzen suchen. Bevorstehende Verlobung im bayrischen KönigsbanS. In München erwartet man die bevor siet,ende Verlobung des Prinzen Heinrich von Bayern, eines Enkels des Regenten, mit der Prinzessin Augusta Victoria von Hohenzollern- Sigmaringen. Der BundcSrat erteilte in seiner außerordentlichen Pleimr- sitzung am Sonnabend den Entwürfen eines Reichs und Staatsangehörigkeitsgesetzes und eines Gesetzes zur Abänderung des Reichs- militärgcsetzes sowie des Gesetzes über Aende- rungen der Wehrpflicht vom 11. Februar 1888 seine Zustimmung. Das so ost vom Reichs- tage bereits geforderte Gesetz über den Er-> werb und Verlust der Staatsangehörigkeit hat die Tendenz der stärkeren Erhaltung des Deutschtums im Auslande, ohne daß mau die Deutschen, die nicht gern solche bleiben wollen, zwingt. Gewisse Unstimmigkeiten, dis sich bei der Zugehörigkeit eines Deutschen zu mehreren Bundesstaaten ergeben, werden be seitigt und endlich wird der Erwerb der deut schen Staatsangehörigkeit durch Ausländer neu geregelt. Auch die Militärverhöltmsse der im Ausland lebenden Deutschen erfahren eine Neu regelung. — Im einzelnen teilt die „Nordd. Allg. Ztg." aus dem Entwürfe mit, Die Vor lage beseitigt in erster Linie diejenige Vor schrift, wonach ein Deutscher seine Staatsan gehörigkeit durch zehnjährigen ununterbrochenen Aufenthalt im Ausland verliert, falls er sich nicht in die Matrikel eines Konsuls hat ein tragen lassen. Was den Erwerb einer aus ländischen Staatsangehörigkeit betrifft, so wird im allgemeinen angenommen werden können, daß ein im Ausland lebender Deutscher, der nicht etwa durch einen außerhalb seines Wil lens liegenden Grund - wie z. B. durch die Geburt im Ausland —, sondern auf seineu ausdrücklichen Antrag eine fremde Staatsange hörigkeit erwirbt, auf seine frühere Staatsan gehörigkeit keinen Wert mehr legt. Dieser Er wägung trägt der Gesetzentwurf Rechnung, in dem er bestimmt, daß der Erwerb einer aus ländischen Staatsangehörigkeit wenn er auf Antrag erfolgt, den Verlust der deutscheu Staatsangehörigkeit zur Folge hat. lieber die Ausbürgerung wegen Verletzung der Wehr pflicht bestimm: der Entwurf, daß ein im Ausland lebender Deutscher, der bis zum Ab lauf seines 31. Lebensjahres seine Militärver- hältvisse nicht ins reine gebracht oder sich der Fahnenflucht durch Entfernung oder Fernblei ben von der Truppe schuldig gemacht hat, die Reichsangehörigkeit verlieren soll Mit der Vor lage, so heißt es in deren Begründung,ist deu Wünschen nach einer zeitgemäßen Ausgestal tung des Staatsangehörigkcitsrechts, wie sie in der Öffentlichkeit zum Ausdruck gelangt sind, in vollem Umfang Rechnung getragen. Vor allem dürfte das neue Gesetz von den Deut schen im Ausland begrüßt werden, die es sester und nachhaltiger mit der angestammten Hei mat verknüpfen und damit dem Deutschtum wertvolle Elemente erlalten soll. Die neue Flotteuvorlage rordert laut „Tägl. Rundsch." außer der schon angekündigten Indienststellung eines dritten Geschwaders und einer erheblichen Summe für Unterseeboote eine Vermehrung des Flot tenpersonals um 15 000 Manu. Im einzelnen heißt es: Die Personalstärke für den Erat 1911 ist mit rund 60 000 Mann angefordert, für 1912 dürste stch die Mannschaftsstärke um 4000 Mann erhöhen, und durch die neue Vorlage erhalten wir eine Personalstärke der Flotte von rund 80 000 Mann. Tas neue Personal Nürd zum Teil für die Besetzung des dritten Geschwaders, zum Teil für das Plus an Mehrbe-scrtzung, die die - neuen Ueberdread noughts und modernen Torpedo- und Unter seeboote bedürfen, verwendet werden. Es ge nügt der Hinweis darauf, daß man seinerzeit bei den Dreadnoughts mit einer Besatzung von rund 950 Mann gerechnet hat; taVächlich hac sich die Notwendigkeit ergeben, die Riesen schisse mit rund 1100 Mann zu bemannen. Aehnliches trifft auch für die Torpedoboote zu, deren Besatzung noch vor einigen Jahren mit durchschnittlich 55 Mann angegeben wurde; der neue, wesentlich vergrößerte Torpedoboots typ erfordert aber eine Besatzung von mehr als 80 Personen. Endlich wird eine Perso nalvermehrung durch die neuen Unterseeboote notwendig. Die Wehrvorlagen werden übri gens dem genannten Blatt zufolge in der Thronrede, mit der der Reichstag eröffnet wird, angekündigt und mit ihrer vorgeschlage nen finanziellen Bedeckung einen nicht uner heblichen Teil der Thronrede in Anspruch nehmen. — Daß die Angabe, wonach zur Deckung der neuen Wehrvorlagen Steuern im Betrage von mehr als 100 Millionen Mark erforderlich sein würden, unzutreffend ist oder doch völlig in der Lust schwebt, wurde halb amtlich bestätigt. Die Reicdstagswahlproteste lausen sich täglich mehr an. Laut „Voss. Ztg." sandten die Liberalen in Preußisch- Eylau, Heiligenbeil und Labiau-Wehlau an den Reichstag Proteste gegen die Wahlen von Frommer und Massow. Die Proteste sind mit zahlreichen Unregelmäßigkeiten begründet. Der Kampf um das Koalitionsreckt. Die Vertreter mehrerer norddeutscher Staaten haben einem Stuttgarter Telegramm zufolge im Bundesrat eine weitgehende Be kämpfung der Sozialdemokratie durch reichs- gesetzliche Bestimmungen angeregt. Diese Be strebungen sind aber bei den 'üddeutschen Staaten auf Widerstand gestoßen. Die württem- bergische sowohl wie die badische Regierung stimmen nur einem Schutz Arbeitswilliger gegen terroristische Ausschreitungen Streikender zu, lehnen aber jede Beschränkung des Koali- lionsrechtes entschieden ab. Innungen und Aufftcktsbcbörde. Die Kasseler Innungen beschwcrtensich beim Minister des Innern über ihren Regierungs präsidenten, der ihnen seine Mißbilligung dar über ausgesprochen hatte, daß sie bei den Reichstagswahlen in corpore für den national liberalen Kandidaten cintraten und sich auch bei den bevorstehenden Stadtverordnetenwahlen politisch zu betätigen beschlossen. Da auch der Minister fesistellen wird, daß Innungen als solche keine Politik zu treiben hätten, so be schlossen die Kasseler Innungen noch vor dem Eingang des ministeriellen Bescheides die Gründung eines politischen Handwerkervereins. Das Urteil im Spionageprozep Steward. Auf drei Jahre sechs Monate Festung lautet das Urteil des Reichsgerichts gegen den eng lischen Spion Steward, der bei der Anhörung des Urteils in großer Erregung seine Unschuld beteuerte und erst nach geraumer Zeit die An klagebank verließ. Aus dem Erkenntnis ergibt sich zweiffellos, daß Steward, der bekanntlich Offizier gewesen ist, nicht allein selbst in Deutsch land spioniert hat, sondern auch andere Personen für Geld gewonnen hat, ihm Tatsachen zu ver raten, von welchen er als Offizier wissen mußte, daß sie geheim zu halten seien Er hat Mit teilungen über den Stand der deutschen Kriegs bereitschaft erhalten, sich selbst hierüber, sowie über deutsche Küstenbefestigungen unterrichtet. Daß er das nicht zu seiner Unterhaltung als Sommertvurist getan hat, liegt auf der Hand. Die Strenge des Urteils — die voriges Jahr verurteilten britischen Offiziere erhielten ein Jahr Festung weniger — wird wohl helfen, den Gentlemeu in London das Spionieren zu ver leiden. Die dortige Presse beklagt natürlich, daß Mr. Steward so hart fortgekommen sei. Spionage und kein Ende. Vor dem Reichsgericht in Leipzig beginnt am Sonnabend ein neuer Spionageprozeß gegen den italienischen Gipsfigurenhändlcr Egisto Barsanti, der des versuchten Verrats militärischer Geheimnisse angeklagt ist. Der An klagte wird beschuldigt, im vorigen Jahre von einem Soldaten in Lyck einen Armeerevolvcr zu erlangen versucht zu haben. — Das Kriegs gericht in Wilhelmshaven verurteilte den Kapi tänleutnant Steinbrinck wegen Ungehorsams, der den Verlust vön Geheimsachen verursachte, zu einen: Jahr Festungshaft. Verletzung der neutralen Zone in Kiautfchou. Eine Truppenabteilung der Revolutionäre Chinas gelangte bei dem Vormarsch auf Peking in Tsimo in den Bereich des neutralen Territoriums von Kiautfchou. Auf Grund des Kiauffchouabkommens. wonach Truppenver- schiebungcn in der neutralen Zone, die nur 50 Kilometer beträgt, nicht vorgenommen werden dürfen, legte der deutsche Gouverneur Kapitän z. S. Meyer-Waldeck sofort Beschwerde ein. Diese wurde selbstverständlich respektiert, so daß eine Uebertragung der Chinawirren aus deut sches Pachtgebiet nicht zu befürchten ist. Zum Untergänge des englischen Unter seeboots A Die Ursachen der Katastrophe, bei der die 14 Mann der Besatzung, darunter vier Offi ziere, ihr Leben verloren, war zunächst der im Nebel erfolgte Zusammenstoß mit dem Tor pedoboot „Hazard", wodurch das Unterseeboot „A 3" ein so starkes Leck erhielt, daß es so- »ort sank. Vielleicht wäre das Unglück aber doch nicht so groß geworden, wenn auf dem Unterseeboote nickst alle und jede Rettungs apparate gefehlt hätten, und namentlich Ret tungshelme vorhanden gewesen wären, die jedes deutsche Tauchboot in der erforderlichen Anzahl mit stch führt. Die Arbeiten zur Hebung des gesunkenen Unterseeboots, aus dem man Lebende natürlich nicht mehr retten zu können hoffen darf, sind äußerst schwierig und zeitraubend. Bei den starken Stürmen und Schneeschauern verursachte es schon sehr große Mühe, die Stelle zu finden, an der das Boot in die Tiefe gesunken war. Nach langen Nachforschungen wurde sesigestellt, daß das Unterseeboot auf einer Sandbank 40 bis 60 Fuß tief unter dem Meeresspiegel ruht. Die Rcttungsarbei- ten wurden während des Sonnabends und Sonn tags mit aufopferndem Cifer fortgesetzt; trotz dem werden bis zur Hebung des Wraks noch einige Tage vergehen. Das gesunkene Unter seeboot gehörte zu dem ältesten Typ der eng lischen 0 nterseebootc und wurde bereits vor 9 Jahren vom Stapel gelassen. Die ganze Trauer gilt dem Verlust der braven Mann schaft. Londoner Blätter beklagen es, daß die britische Unterseeflotte nicht Mutterschiffe, wie die deutsche besitzt, die bei diesem Unfall von großem Nutzen gewesen wären und vielleicht Menschenleben hätten reiten können. Obwohl Deutschland nur ein Unterseeboot für je fünf englische besitze, sei man jenseits der Nordsee doch viel besser für solche Unglücksfälle vor bereitet. — Wie aus London gemeldet wird, hat sich bei den Hebungsversuchen des gesun kenen Unterseebootes am Sonnabend ein schwerer Unfall ereignet. Ein Schleppseil an einem der Schleppdampfer zerriß und acht Ar beiter wurden verletzt, darunter mehrere schwer. Portugal. Trotz der Unterdrückung der Streikun ruhen stimmte der Senat in Lissabon dem von der Kammer gefaßten Beschlusse zu, den Be lagerungszustand über Lissabon und einige andere Orte bis auf weiteres aufrecht zu er halten. Der Senat billigte auch die Ver- trauenskundgebuug der Depulierjenkammcr für die Regierung und deren Dank an das treu gebliebene Heer. Am Sonnabend tagten Kam mer und Senat zur Beschlußfassung über die Vertagung des Parlamems. Bulgarien. Die Feste zur Großjährigkeitserklärung des bulgarischen Kronprinzen Boris sind har monisch verlaufen. Ten Höhepunkt der Feier bildete die Ansprache des russischen Großfür sten Andreas, der den König wie den Kron Prinzen der Liebe des Zaren für Bulgarien versicherte und einen Säbel mit dem Namens zuge des Kaisers Nikolaus als Geburtstags- angebindc überreichte. Hoch ausgenommen wur den auch die vom Prinzen Leopold übermit telten Glückwünsche des deutschen Kaisers, der dem Kronprinzen den Schwarzen Adlerorden verlieF Auffallenderweise hat die Sobranje für den nun volljährigen Prinzen die Apanage noch immer nicht bewilligt.