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Sächsische Volkszeitung : 07.10.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190510071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19051007
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19051007
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-10
- Tag 1905-10-07
-
Monat
1905-10
-
Jahr
1905
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 07.10.1905
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und anderen Auszeichnungen, bandes der deutschen Jllustra- «geteilt, daß der verband ibn n. Als vierter ist am esden eiugetroffen. Er hat och den Dresdner Hofmann ich längere Zeit in Tommy > gilt als einer der besten ng geht der Kölner mit be. >as sich mit dieser Besetzung rrtrreigniS auSgeftalret har nd zweifellos die besten der ) ernstlich mit Philatelie n Album immer wieder er lbums, aber wenige denen Nawlrog" folgt. Eines von l rn dieser Hinsicht ist das cief marken - Album" >. Leipzig. Crusiusftratze ttirch schönes Papier, guten viele andere Vorzüge vor Vorzug ist, dast der jährliche egt. die dann mühelos in Diese SlbumS find in ollen rtband mit Goldschnitt und eutschland in einem Bande nse von 2 50 -4.00 ^ er listen dieses Album ange ln. r. 1. Wort und Bild" betitelt gfäliiger Vorbereitung und lungen. BadedirektioniN re. inten Reisebnchervei lag von lird. Mil über 100 Jllustra- n Landkarte von Sachsen ir den Einheimischen wie DnigreicdeS. wie sie bisher ; noch nicht existierte. Frei ennock ein Büd ter großen n SchenSwürdigkritin und urellcn Zustandes Sachsens, lematischen Bereisung des eis von 3 Mk. 50 Pf. für bald in jeder Familie zu . Majestät König Friedrich cnommen hat, dürfte den ud Mcintterhof" — die Thal, Leipzig, erscheinende limehr ans ein d,eijähriges rten- und Tierfreunde Ge- des Stoffes wie an Güte lltungen weit fübertroffen. Schneider und Tirrorzt lern uiiiilstützi, bildet der da. wo Garten- und Tier- ben hat. Von le anderem achgemästen ouSsübrlicken ikcn: „Der Gartenarzt", ten". Unterstützt weiden h eine grase Anzahl vor- jrmeister die einzige Zeit- n Kiinstbeilogen auch im i dem Werte und der Ge- billiger Beznp-preiS von eine Nuirwer). Piobr- Firma Hackmeister L Thal langweile Sie, und rgelegenheit zu er- hgehenlassen keines- trotz ihrer großen so mußte der Vor- Auf das Herz des m liebenswürdigen — der angehenden srau Jsa aber wies '-en ganz zu Ihrer allerbesten Hände." au, und ich danke -isst meinen Neffen r Verwandter ist." zigcn Glieder einer Vaterstelle an dem limpatisierten, mich bsichtigte auch, ihn r eine Heirat nach igte Frau Jsa mit auszuüben. Aber )ung vom „kleinen veiß mein Neffe. Wirklichkeit über- Ohne meine Zu- chen, das arm wie d schließliche Ein- sänge, daß er jene , enterbe ich ihn." »enklich, „und doch atten unsere Zeit- ber gedenken Sie >a ich vorsichtig im so liebenswürdig >eine Ansicht . . . imen ist, daß Sie Nr. SS». Srnnabend, »eu 7 Oktober >»»s. 4. Aayrgan,, SWsche JoiksMuD ikrschetiit täglich »a.1>». »il AnSnahml-der Lvmi- u FesktnaeM - — , ^ ^ — ,» n ! k»»es««i1.VMdett.kecdt«.^reldeit. Srschetut täglich »ach», »il Ausnahme der Tonn- u Fcsltnae. G«S»,<pr«tS > Äieru ljf.hrl l Ml. S«Pf. oi-ue rxstrUgclv . «, >.ui>.e Neulich, dostanslalie!. !t.ZciiungSorrtSt rmzel'-uirn-r - ar-t ledawo-'S ??rcchl!imd-: 11-tü Ül-r. U»sdbilvl»ige? c-igernsn k. WMdrit. stecdt«. ^relkeit. Inserate werden die -weipal«. i«e!n;el!e deren Nm.in mit IS Pf. berechne!, bk! Wied- do.nii,', dede> u.id ein bat» rtnchdrnlkeret, iUed.rk'tou and lSeichäktc äell^ i Dresden. PiNniäer t'k. ' ' lü«6. Der Ev rugelische Bund iu Verlvirrung. Vor einigen Tagen wurde ein Ausruf eines Mitgliedes des Evangelischen Bundes veröffentlicht, worin er sich mit der Leitung seines Vereins sehr unzufrieden erklärt, und schließlich nicht mehr und nicht weniger als einen neuen Neligionskrieg fordert. Er erinnert an den 30-jährigen Krieg und spricht von dessen Wiederkehr. Bisher haben wir kein einziges Blatt des Evangelischen Bundes gelesen, das dieser wakmwitzigen Idee entgegengetreten wäre; die Deutsch-Evangelische Korrespondenz, die der Bund l)eraus- gibt und die namentlich liberale Blätter sehr eifrig ab' drucken, hat hierzu vollständig geschwiegen. Nur die „Kreuz- Zeitung" fand energische Worte des Protestes; aber sie blieb allein. Man scheint also in leitenden Kreisen des Bundes selbst der Ansicht zu sein, daß ein Religionskrieg nicht in das Gebiet der Unmöglichkeiten gehört; freilich geben wir zu, daß nicht alle Mitglieder so blutdürstig sind. Für die deut schen Katholiken aber ergibt sich hieraus ganz von selbst die Pflicht des festen und ernsten Zusammenhaltens. Nun bat der Evangelische Bund aber derzeit eine innere Krisis zn überwinden; sein Vorstandsmitglied Witte ist in der genannten eigenen Korrespondenz sehr heftig angegriffen worden. Es wurde ihm der Stuhl vor die Türe gesetzt. Diese auffallende Erscheinung hat nun eine noch auffallendere Er klärung gefunden. Der Hauptvorstand des Evangelischen Bundes veröffentlicht in der „Deutsch-Evangelischen Korre spondenz" eine Erklärung, in welcher es heißt, daß diese An griffe in Abtvesenheit des Herausgebers erfolgt seien; dann wird fortgefahren: „Wir erklären hiermit einstweilen, daß dem betreffenden Herrn unsere ernste Mißbilligung kund gegeben nnd bei der Schriftleitung der „Deutsch-Evange lischen Korrespondenz" auf die Ablehnung weiterer Aus lassungen von ihm gedrungen ist. — Halle, den 2. Oktober 1905. Ter Zcntralvorstand des Evangelischen Bundes." Hierauf erwidert der Herausgeber: „Indem ich obige Erklärung des Zentralvorstandcs des Evangelischen Bundes zum Abdruck bringe, schließe ich mich der Anschauung des Zentralvorstandes über die Haltung der „Korrespondenz" während meiner Urlaubszeit im großen und ganzen an, lehne aber jede Verantwortung für die hieraus envachienen Mißhelligkeiten ab, weil mein Vertreter vom Zentralvor- stande des Evangelischen Bundes bestimmt worden ist. — Der Herausgeber." — Eine hübsche Enthüllung I Der Zen- tralvorstand des Evangelischen Bundes also ist es, der sogar die Beamten dieser „Korrespondenz" anstellt, darum ergibt sich hieraus die Konseguenz, daß wir alle Auslassungen der selben, denen dieser nicht entgegentritt, als solche des Bun- des selbst zu betrachten haben. Nun muß diese „Korre spondenz" viel schärfer überwacht werden. Die eigentlichen Regisseure sind auch sehr beliebt bei dieser notwendig ge wordenen Enthüllung. In der „Tägl. Nundsch.", dem „Hann. Kour." und anderen Blättern liest man: Auf der Generalversammlung in Hamburg werde die Sache kaum besprochen werden; denn man habe dort wichtigere Ange legenheiten zu beraten, als die Entgleisung eines Zufalls- redakteurs. Wenn aber der unliebsame Artikel doch zur Sprache kommen sollte, würde sich zeigen, daß auch nicht ein Mitglied des Evangelischen Bundes den takEosen Angriff billige. Wie bei iolcber Uebereinstimmung eine Krisis ent stehen solle, sei unverständlich. Etwas anderes wäre es, »venu da- „Reich" recht hätte mit seiner Behauptung, daß der Evangelische Bund darauf hinwirken werde, daß die „D.- E. K." eingehen solle. Davon sei aber nirgends die Rede, da sowohl der Hauptvorstand wie die Landes- und Zweig vereine den Wert einer dem deutsch-protestantischen Abwehr kampf dienenden Zeitungskorrespondenz wohl zu würdigen wissen. Gut! Also wird auch diese „Korrespondenz" offen durch den Bund gedeckt. Diese Vorgänge liaben auf konservativer Seite viel böses Blut gemacht und die Frontstellung der Orthodoxen gegen den Bund noch vermehrt. Die „Deutsch-Evangelische Korrespondenz" ist nämlich eine ausgesprochen liberale > Korrespondenz, die schon wiederholt gegen die Konservativen ^ > Stellung genommen hat. Die „Kreuzzeitung" sagt es fast ! in jeder Nummer offen, daß der Bund nicht kirchliche und protestantische Interessen verfolge, sondern parteipolitische ; liberale. Der „Hannoversche Kurier" erläßt zu der Ham- s burger Generalversammlung des Bundes eine Einladung, ! die mit den Worten schließt: „Jedes Bnndesmitglied ist zur ! Teilnahme berechtigt nnd herzlich willkommen. Es wird nicht nur reiche Anregung und Belehrung finden, sondern durch seine Anwesenheit an feinem Teile auch dazu bei- > tragen, die diesjährige Versammlung ebenfalls zu einer l imposanten Kundgebung zu gestalten nnd dadurch die großen ^ nationalen und kulturellen Ziele des Bundes zum Segen j unseres deutschen Vaterlandes zu fördern." Dazu bemerkt . das genannte konservative Blatt ebenso zutreffend wie ! scharf: „Große nationale und kulturelle Ziele des Bundes!" Das ist wenigstens ehrlich gesprochen. Warum aber nennt man einen solchen politischen Bund „evangelisch", wenn er nicht auch große k i r ch l i ch e Z i e l e hat? Man sieht also, wie von gut protestantischer Seite dein Evangelischen Bunde bereits der Charakter eines protestantischen Vereins abge- sprocl>en wird, und das mit vollem Rechte. Ter Bund ist ! nur ein a n t i k a t h o l i s ch e r Verein und damit ist seine gesamte Tätigkeit auf dem Gebiete des religiösen Lebens er- ! schöpft. Er will nur die protestantischen Massen gegen die Katholiken mobil machen; um innere Angelegenheiten der protestantischen Kirche kümmert er sich nicht. Er bat fast alle ^ liberalen nnd ungläubigen Theologen in setneu Reihen, während sich die orthodoxen immer mehr zurückziehen. Für uns Katholiken haben alle diese Vorkommnisse hohen Wert. Wenn wir sie besprechen, so sind wir eine Art ! Kriegsberichterstatter, der silier die Bewegungen im geg- > ! neriscl>en Lager Mitteilungen macht. Ter Evangelische ! ! Bund ist das offene Kriegslager aller Katholikenfcinde, an- ^ l gefangen von Hoensbroech und Häckel bis zum letzten un- ! gläubigen Pastor aus dem Laude. Der bunt gemischte Heer- ! Haufen will gegen die katholiscste Kirrste anstürmeu, obwostl ! die Katholiken nur ruhig nach istrem Glauben leben wollen. ' Die deutschen Katholiken haben diese Sckxir nicht zu sürch ten, so lange sie einig sind! Die Notwendigkeit der Einig- j keit predigt uns die Existenz des Bundes jeden Tag aufs neue. Der zweite dentsü e Kokoi i. l'ri'sr»s l wurde in Berlin am 5. d. M. eröffnet. Ter große Sitzungs saal des Reichstages war bis auf den letzten Platz besetzt, ebenso die Galerien. Ter Präsident des Arbeitsans'chnsses, Herzog Jo- ^ Han n A lbrecht von Mecklenburg-Schwerin eröffnete den , Kongreß mit dem Hinweis auf die im Vergleich zu der beim ersten Kongreß v.or drei Jahren stark vermehrte Beteiligung ^ ^ — ist er doch diesmal von 80 TZweiniguncvn veranstaltet — und gab der Hoffnung Ausdruck, daß diese allgemeinere ! Teilnahme unseren Kolonien zu gute kommen werde. Staatssekretär Graf v. P o s a d o w s k p, als Vertretei des- Reichskanzlers, betonte, daß mit der Kolonisation eines Gebietes, das mehr als fünfmal so groß als Deutschland, nicht nur Arbeit, sondern auch große Opfer notwendig ver- bunden seien. In den schweren Opfern, die wir jetzt in Afrika zu bringen hätten, sei ein Trost die Haltung unserer ^ Truppen; sie seien für ihr musterhaftes Verhalten in den > schwierigsten Lagen desselben Tankes würdig, wie wenn sie zur Verteidigung des Vaterlandes selbst ausgezogen wären. Auch der Direktor der Kolouialabteilung, Dr. Stil- bel, knüpfte an den Ausstand iu Südwestafrika an, der die Resultate unserer Arbeit dort mit einem Schlage vernichtete; dazu kam der Aufstand in Oslafrika, der aber glück! ickstumvise nicht den zuerst befürchteten Umfang zu nehmen scheine. Trotz dieser beiden Aufstände sei eine vernichtende Kritik unserer Kolonien ganz unbegründet: Ein- und Allsfuhr sei gestiegen, die Eiseilbahnen entwickeln sich, die Missionen wirken segens reich, und nichts könne einer leichtfertigen, absprechenden Kritik mehr entgegenwirken als die Tätigkeit des gegen wärtigen Kongresses. Ten ersten Vortrag des Kongresses hielt Wirkt. Leg.- Rat Professor Dr. Helfferich, indem er in großen Um- rissen die Bedeutung der .Kolonien für unsere Volkswirt schaft darlegte. Unser Außenhandel habe sich in den letzten 20 Jahren verdoppelt, er betrage heute 11 Milliarden, und dabei ist die Eristcnzbasis vieler Industrien in Roh- stoffen zu suclxm, die gerade unsere Kolonien zu liefern im stände sind. Neben der Baumwolle beziehen wir aus den Tropen Trogen und Hölzer, Kautschuk und Erze, Kaffee, Reis, Kakao, Jute — für 1100 bis 1200 Millionen Mark solcher Stoffe führen wir jährlich ein. Um vom Allslande unabhängig zn sein, ist uns ein entsprechender Kolonialbesitz nötig, und zu diesem Zweck wieder branck>en wir eine starke Flotte. Andere Staaten — an der Spitze England — suchen ihren Kolonialbesitz zu mehreil, und dem gegenüber hatten wir einen schweren Stand, da wir früher hier vieles der» säumten. Die Frage, ob unsere Kolonien die dafür ge brachten Opfer an Blut und Gut lohnen, ob sie für diese Opfer auch einst entsprechenden Nutzen bringen werden, ist z» besahen. Wahrscheinlich werden spätere Oieschlechter die Scklasfung unserer Kolonien dem ersten Kanzler ebenso hoch anrechnen, wie die Schaffung der deutschen Einheit. Das Deutschland der Zukunft wird eine Kolonialmacht sein, oder es wird als wirtschaftliche Weltmacht nicht existieren. Es wurde sodann ein Hlildigungstelegramm an den .Kaiser astgeschickt. Als zweiter Vortragender zeigte der evangelische Missionsdirektor IX Büchner die Mithilfe der Mission bei der Erziehung der Eingeborenen zur Arbeit. Jede Missions station ist ein Arbeitszcntrum, dessen Wirkungen unver kennbar sind. Auch die Schulen »nd Erziehungshäuser lei sten dankenswerte Hilfe bei der Erziehung zur Arbeit. Kann somit die Mission der Lösung des Problems auch nur eine Mithilfe leisten, so ist diese doch sehr wertvoll und beachtens wert ! In der Debatte sagte der evangelische Missionsinspcktor IX M e r e n s t h : Lassen Sie doch den Schwarzen Grund nnd Boden. Geben Sie ihnen das Recht, Land zu erwerben, dann ist der Grund für einen schwarzen Bauernstand ge geben. — Benediktinerpater E n s h o s s wies darauf hin, daß für die freien Eingeborenen den Missionen nur sehr wenig Zwangsmittel bei der Erziehung zur Arbei. zur Ver fügung sieben, bei den in Internaten lebenden Eingeborenen habe man dieselben Zwangsmiltel, wie hier etwa in Waisen häuser». Freie Eingeborene muß mau eher anlocken, man muß ihr Interesse, ihren Nachahmungstrieb »neckest nnd ans den Gelderwerb hindeuten. Auch die öffentliche Aner kennung aus Aussiellunge» wirkt; die katholische Mission in Toar es Satemin erzielte auf der dortige» Ausstellung 22 Preise für Arbeiten, die wesentlich von Eingeborenen ster- gestellt waren; auch eine schöne Kirche wurde unter Leitung nur eines Weißen von Eingeborenen erbaut also man kann die Eingeborene» zur Arbeit erziehe», und die Mission kan» dabei viel leisten. Ans der LVerkstatt der Legende, n. Die mangelhafte unkritische Unterscheidung zwischen Ro man nnd Geschichte führt dann tveiter dazu, daß Persönlich keiten, die nur in der Nomanbildung existierten, zu wirk lichen, geschichtlichen Persönlichkeiten wurden, deren Lebens schicksale die Legende ganz genau kennt, obwohl sie niemals gelebt haben. Es sei nur erinnert an die Alexiuslegende oder an die Legende von dem heiligen Joasaph, der nichts anderes ist als — Buddha. Benkanntlich machte die Erzäh lung vom Leben Buddhas und seiner Weltentsagung bei ihrem Bekanntwerden einen mächtigen Eindruck auf die da malige Christenheit: die Buddlmlegende wurde verarbeitet zu einem Roman, der weiteste Verbreitung fand und so im Verlauf der Zeit zur Aufnahme des „heiligen" Joasaph in den römischen Heiligenkalcnder geführt hat. Wer sich über diese Art Legendenbildung ein Urteil machen will, denke an die ganz gleichen Dinge bei der pro fanen Literatur und Geschichtslegende. Seit Shakespeare „Romeo und Julia" geschrieben, kann man in Verona ungezählte Reisende sehen, welche in senti mentaler Rührung das Grab deS unglücklichen Paares be wundern und scheuen Blickes die beiden Schlösser, aus denen sie grimmigen Haß im Busen die Familienangehörigen der Montecchi und Kapuletti Herausstürzen sehen. Obwohl von all diesen Persönlichkeiten die Geschichte nichts weiß, kennt die Legende doch ihre Wohnungen. Wer einmal das Tal der Reuß hinaufgestiegen zum Gotthard, der weiß, wie man ihm seit den Tagen, da Schillers „Dell" die Welt erobert, da» Haus Tells und den Platz de» Apfelschusse« in Altdorf. wie das Haus des alten Attinghaus zeigt; genau so, wie mau im Elsaß den Eisenhammer kennt und das Schloß des Grafen von Saverne, die Schiller durch sein Gedicht „Der Gang nach dem Eisenhammer" berühmt gemacht hat, obwohl weder Wilbelm Tcll und Attingbaus noch Fridolin noch der Graf und die Gräfin jemals existiert haben. Hier könnte auch erwähnt werden die Legende des hei ligen Hauses von Loretto und seiner wunderbaren lieber- tragung. Heute ist es unbestritteu, daß es eben eine Legende ist, die der geschichtlichen Unterlage entbehrt. Zuerst ist da von als einem wirtlichen Ereignis die Rede in dem Buch von Angelita (Virgiiiw l.uurctnnna llwkoriu), ans dem alle späteren ihre Kenntnis geschöpft staben, das aus dem ^ Jahre 1525 stammt, während die Uebertragnng 1291 er- ! folgt sein soll. Weiteste Verbreitung fand die Legende durch ^ die Schrift des Jesuiten Horatins Tnrsellini tI,:i„i->-<ui»-n > llmt<»ritt ijsti-i 1597. Heute steht es fest, daß das Marienheiligtum von Loretto lange von der behaupte- ^ ten Ueberkragung in Loretto sich befand, denn schon 119-1, « alio 100 Jahre früher, wird es schon erwähnt; wie ebenso nachher die Pilger, welche das heilige Land besuchten, auch i in Nazareth lange nach der Uebertragnng noch das heilige Haus besuchten und verehrten. (Die Zusammenstellung der Zeugnisse bei Boudbiuh, u -u d,' l-V v»«' «iu t'Im r,-,'- (Nr. 260 vom 15. September 1905 S. 132 bis 136 in der Abhandlung bainto Noma,, ,!,> I or-'-ttsG) »X'r d",ii Anfang des 16. Jahrhunderts nxüs keine Ouelle etwas von der Legende, und die Päpste, tvelcbe, wie Urban II.. Boni- > faz IX.. Eugen IV., Paul II., Sixtus IV., Ablässe für die ^ Wallfahrt nach Loretto gewähren, erwähnen zwar die Wim- ^ der und den großen Strom der Pilger, aber nichts von der ! Uebertragnng; Julius ll. und Leo X. drücken sich mit der üblichen Formel aus „u< pW m'<-ckit>ii' <-< f:,,n:> (wie man in srommer Weise glaubt und erzählt, 1507) und eben so Leo X. (<wv«»t,- <-t pW iir). Es ist überflüssig, zu bemerken, daß spätere päpstliche Erlasse nicht unter die Rubrik der Aeußernngen und Urteile des Papstes als kirch- licken Lehrers fallen, daher ganz mit Unrecht gegen die Lehre von der päpstlichen Unfehlbarkeit ausgescblachtet wer den : denn es bandelt sich der Natur der Sache nach um keine dogmatischen, sondern um rein historische Fragen. Recht kurzsichtig wäre es, ob solcher Legendmidichtung aus das Mittelalter verächtlich herabzuseben. Denn eS ist beute kein Haar besser. Harnack selbst schreibt: „Wenn nur beute unsere großen Historiker, welckie die neueste Ge cbicbte schreiben, befragen, welches der schwierigste Teil ibrer Ausgabe sei. so antworten sie uns einmütig, der Kamps wider die Legende. Sie reden von einer sriedericia- »ischen. einer napoleonischeu, einer kobnrgiscben Legende »nd wiederum von einer Legende des Liberalismus, der Kon servativen »sin. Eine jede politische und kirchliche Partei bat ibre Legenden und diele Legenden, sagen sie, lasten mit Zentnerschwere auf der Erkenntnis der Geschichte" (a. o, O. S. 8). Noch einfältiger aber ist es. mit solchen Dingen Sturm laufen 'zu wollen gegen die katholische Kirche, als ob es sich bei dielen Legenden um Glaubens'ätze bandle, die der Ka tholik glauben müsse. Wie oft soll man diesen Gegnern denn wiederholen, daß an diesen Dingen nickt das geringste dogmatjsck>e Interesse hängt, datier jeder darüber denken kann, wie er will I
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