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El E Die Dame in Grau. Criminal-Rontan von Georges Ohnet. Macht«-u- verboten (thtfetzung.) , . Aber in einem jähen Umschwunge sagte et sich, daß es so kurz nach der schrecklichen Katastrophe, die sein Leben zerstört halte, erniedrigend für ihn wäre, sich einer unverständlichen Schwäche hi ugeben. Er empfand bei dieser Einsicht eine solche Bitterkeit dxg er mürrisch wurde. Sein Gesichtsausdruck ver iinderte sich, seine Stirn surchte und verfinsterte sich, wie das Meer beim Sturmwind. Annie bemerkte diese Verwandlung, ohne deren Ursache be greisen zu können. Sie wurde ebenfalls traurig, und in dem ugenbiick, wo einige Worte mehr genügt hätten, den Zwang, der sie noch trennte, zu verscheucheu, schwiegen sie und gingen « befangen, ais thäten sie etwas Böses, neben einander her, ohne Worte zu finden. k Sie verwendeten die Zeit, die sich ihnen so voller Ver heißungen und Befriedigungen darbot, zu banalem Herum- Lchlenderm und kurz vor drei Uhr mußte Annie Jacques bitten, en Weg nach dem Bahnhof einzuschlagen. Er begleitete sie bis zum Zug und brachte sie an den Waggonmit um so größerer Kälte, als er sich innerlich wegen seiner Dummheit schalt. Als er ihr, aus dem Trittbrett stehend, im Augenblick des Fortgehens die Hand reichte, zog sie ihn mit einer zugleich sanften und starken Bewegung an sich, und vor schmerzlicher Erregung erbleichend, küßte sie ihn mitten auf den Mund. . Das Conpö war leer, Niemand sah sie. Jarques war ver sucht, sie zu fassen, an seine Brust zu drücken und ihre Küsse zu erwidern- Aber er zögerte eine Secunde, und da er bestürzt stehen blieb, näherte sich der Beamte, um die Thür zu schließen ,Also adieu, Jacques ?« sagte die junge Frau mit bei-endet, s skagrnder Stimme. » .Oldieu, Annie«, antwortete er. " Sie hatte die liebende Schwäche, hinzuzufügen: . Wir sind hier nur zwei Stunden von einander entfernt .. .« « Der Zug fuhr ab. Er machte eine Handbewegung, die sie sitt einem·Zetchen brantwortete, das zu bedeuten schien: »Komml« Dann verschwand Alles in Rauch nnd Staub, nnd Jacques fand sich allesn.» Träumerifch nahm er einen Wagen und kehrte nach Danfe zuruck. Er verbrachte den Abend damit, über fein Akten-F teuer nachzudenken, sein Zimmer noch leerer und garstiger als stach Vorabend zu finden und die Abwesenheit Dauziats zu ver-; n en. Am nächsten Morgen erwachte er mit finsteren Gedanken. Der Nordwind hatte Regen herbeigeführt, und ein grauer Vor hang breitete sich über den Strand aus· Die anlangenden Zeitungen waren io leer und matt, daß man auf den Glauben gerieth, alle siedacteure seien im Seebad, und die Artikel würden von den Burcandicnern gemacht. Er friihstückte schlecht und schloß sich in seinem Zimmer ein, mn die Zeit mit Schleifen www-schlagen Auf einem jener ausgezeichneten Fauieuils ausgestreckt, auf denen et so anaenehme Abeade im Geplauder mit Dauziat ver kracht hatte, schloß er die Augen und rief den Schlaf herbei- Akk Vergebens; noch nie war er so wach gewesen. Endlich be-1 schloß Ok- M der HSHW keine Gedanken zu betäuben, zu rauchen; aber in den blauen Wolken sah er das reizende Gesicht Antries erscheinen. Er wollte es von sich entfernen, es gelang ihm nicht, trotzdem er dachte, daß es in seiner Lage, so turz nach seinem Verluste, ein völliger Mangel an Würde und selbst eine seltsame Herzensniedrigkeit bedeute, wenn er sich derart mit einer Frau beschäftigte- Cr mußte sich ganz seinem Schmerze hingeben und gar nicht nach Zerstreuung suchen. Das arme Opfer war erst so kurze Zeit von ihm getrennt, und schon gab er sich Liebesgedanken hinl Er schämte-sich seiner Schwäche und beschloß, Annie nie wieder zu sehen. Nun, eigentlich hatte er sich gestern ganz correct benommen, und alles Entgegenkommen war von ihr ausgegangen. Sie liebte ihn, das wußte er; er brauchte blos ein einziges Wort zu sagen, und aller Groll, den sie noch bewahrte, wäre ver schwanden Dieses Wort hatte er nicht ausgesprochen, er wollte es nicht aussprechen, und im Jnnern seines Herzens empfand er zugleich Befriedigung und Bedauern. Ja, Annie war sehr verlockend und würde ihn all feine Trauer und seinen Kummer vergessen lassen; aber gerade, weil er nicht vergessen wollte, gedachte er sie nicht wiederzusehen. Die Tage vorher vor lauter Spiecn nur zwei Schritte vom Selbftniorde entfernt und anc nächsten Morgen ganz fL»ehbensxrende. War das seiner würdig, durfte er sich so aus u ren« - Da erhob sich eine geheimnißvolle Stimme und verkocht die Sache der Verschmähten. »Sie ist sehr schön, sehr zärtlich und sehr anhänglich. Sie wird Dir einen Theil des verlorenen Glückes zurückgeben. Du verzweifelst daran, noch Liebe zu finden, einer Frau zu be gegnen, die durch den traurigen Eindruck Deines Verlustes, die betlagensiverthe Erinnerung an das Verbrechen nicht von Dir abgewendet würde. Und siehe, da ist eine, die mit ansgestreckten Händen, lächelnden Antlitzes auf Dich zutonmit, entschlossen nichts als Süßes, Günstiges und Verlockendes zu schen. Da ist der Ersatz, den Dein Freund Dir versprach, an dem Du voller Nieder geschlagenheit zweifeltest. Annie rnft Dich, Annie erwartet Dicht Eile zu ihri« - Als Dauziat von Paris zurückkehrte und auf dem Bahn hof anlangte, bemerkte er Jacques, der ihn auf dem Perron er wartete und ihm die Thür seines Coupåsöffnetr. Das Gesicht des Freundes kam dem Literaten so sonderbar vor, daß er fragte: »Seht Alles yach Wunsch? Yesiydejt DzLDjch wohx?«« »Ja«, antwortete Jaeques. »Und Du, bist Du zufrieden?« ~Zusrieden und weniger zufrieden. Jch werde die Rollen verthcilnng bekommen, die ich verlangte, mit Ausnahme von Champanol, den sich der Director in einer halb ernsthaften Rolle nicht vorstellen kann. Als ob dieser bewunderungswiirdige Schan spieler nicht Alles spielen tönntel . . . Er ist für ewige Zeiten dem Grotesken und den Possenreiszereien geweiht! Das ist ein Ungliickl O, hier athmet man aus. Jn Paris ist es die reine Pest . . . Es wird nicht gesprengt und die Kloaken stehen in Bliithei Jch habe mich gelangweilt .. . Jch war bei Valentine . . . Sie hat eine Tournee acigetreten, auf der Mail ihres Champagnerhiindlers · . .« Sie verließen den Bahnhof. Danziat vertraute dem Haus knecht des Gasthoer seinen Koffer an, dann nahm er den Freund untern Arm. »Was haft denn Du eigentlich? « Du hast nich-« Dein gs wöhniiches Gesicht! Jst Dir etwas- passtrt?« K L