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M 59. Weißerih-Ieitnng Dienstag. Erscheint Dienstags und i Freitags. Zu beziehen durch alle Post anstalten. Amis- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde, /rauenflein und Altenberg. 1. August 1865. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8 Pfg. Verantwortlicher Nedactenr: Carl Ich ne in Dippoldiswalde XageSgeschichte. Dippoldiswalde. Zum Sängerfest in Dresden sind von hier 21 Mitglieder des hiesigen Männerge sangsvereins gereist; ihnen schlossen sich mehrere nicht active Sänger an. — Aus Altenberg waren 15 Sänger dort; — aus Geising 25 (darunter 5 nicht active); — aus Lauenstein 7; — aus Glashütte 27 (und zwar 11 vom „Liederkranz" und 16 vom Männergesangverein daselbst); — aus Bärenstein 17 Sänger. — Aus Frauenstein war kein activer Sänger dort, da der Mäunergesangverein daselbst zur Zeit als solcher nicht besteht. * Altenberg, den 30. Juli. Den 22. d. M.,Zli den Nachmittagsstunden, hat sich der einzige Sohn des Gutsbesitzers Walther in Schellerhau, der, zum Unter schiede von andern Bewohnern, die den Namen Walther führen, in der Volkssprache der „Soldaten-Walther" genannt wird, auf der Eisensteinzeche in den Schacht gestürzt. Er soll mit dem Vater nicht gekommen sein und sich noch Vormittags mit demselben überworfen haben. Oesters schon hatte er geäußert, daß er sich, falls die Verhältnisse sich nicht friedlicher gestalteten, in den Schacht stürzen würde. Durch diese Aeußerun- gen aufmerksam gemacht, begab man sich nach vielen vergeblichen Nachsuchungen den 23. früh nach dem Schachte auf der fraglichen Grube. Wenn nun derselbe zu dieser ungewöhnlichen Zeit offen stand, so unterlag es keinem Zweifel mehr, daß Walther in demselben seinen Tod gesucht habe. Der dortige Obersteiger- König fuhr auch sofort in denselben ein und fand bald den Unglücklichen. Nach den erheblichen Verletzungen am Kopfe und an dem ganzen Körper zu schließen, muß derselbe auf der Stelle seinen Tod gefunden haben. Seine Taschenuhr und geringe Baarschaft hatte er zuvor in das Beikästchen einer Lade gelegt. -s- Altenberg. Unser Turnplatz zeigt zwar einiges Geräthe, auch scheinen zwei kleine Fähnchen den Freunden des Turnens zuzuwinken, allein auf solchem sieht man weder Turnschüler, noch Turnlehrer; es be steht vollständige Ruhe, es ist mäuschenstille. Unter solchen und noch andern Umständen, welche von Anfang an einem Gedeihen der Turnerei entgegcnstanden, wird es wohl zu einem Beginnen des Turnens selbst, wenig stens in diesem Jahre, nicht kommen, dafern nicht zu Einführung desselben ganz andere Wege gewählt werden und eine zweckentsprechende Thätigkeit sich geltend machen sollte. Wir betrachten dasselbe, wie es derma len steht und liegt, als eine verlorene Sache, der von Haus aus ein gesunder Keim zur Lebensfähigkeit fehlte. — In der letzten Versammlung des hiesigen Gustav-Adolph-Vereins wurde Beschluß gefaßt über die Verwendung der etwas über 22 Thlr. betra genden Jahreseinnahme, von welcher man */» der evan gelischen Gemeinde in Teplitz und ?/» dem Hauptver ein zur Verwendung zuwies. Nachdem man sich ge einigt hatte, nur einen Abgeordneten und einen Stell vertreter desselben zur Versammlung uach Kamenz zu wählen, und Herr Adv. Riedel die auf ihm gefallene Wahl abgelehnt hatte, wurde Herr Handelsmann Bach mann zum Abgeordneten und Herr Stadtältester Kerzen dörfer zu dessen Stellvertreter ernannt, welche die Wahl annahmen. Uebrigens sprach man sich dahin aus, mit Bildung eines Frauenvereins zur Zeit Anstand zu nehmen und im nächsten Jahre die Jahresversammlung mit einer gottesdienstlichen Feier zu verbinden, worüber man sich jedoch die fernere Entschließung vorbehielt. Auch wurde der Abgeordnete instruirt, dafür zu wirken, daß die nächste Versammluug des Hauptvereins in Frauenstein stattfinden möge. Dresden. Bei dem Eisenbahnunglück in Buckau bei Magdeburg (s. Nr. 56 d. Bl.) war auch ein jun ger Seemann, Namens Oberländer, der nach mehr jähriger Abwesenheit seine Eltern in Dresden besuchen wollte, mit verunglückt und lag schwer verwundet in Magdeburg, wo er leider nach großen Leiden gestorben ist. Am Sonnabend wurde seine Leiche nach Dresden zu den untröstlichen Eltern gebracht. — Der Abbruch der Sängerfesthalle wird wahrscheinlich schon in den nächsten Tagen beginnen. — Die Jahresversammlung des Dresdner Haupt vereins der Gustav-Adolph-Stiftung wird Heuer in Kamenz stattfinden. — Am 6. und 7. Septbr. wird aber auch in Dresden die Hauptversamm lung der Gustav-Adolph-Stiftung abgehalten werden. Bonn. Am 29. Juli wurde Hierselbst das Stand bild E. M. Arndt's enthüllt, das Deutschland sei nem Verehrtesten Volksmanne errichtete, der (über 90 Jahre alt) am 29. Januar 1860 sein thatkräftigeS Leben endete. Wer hörte nicht gern die Lieder, mit denen Arndt vor 50 Jahren die Begeisterung der Ju- gend weckte; wer denkt seiner nicht dankbar, dem daS Turnen einen Nutzen brachte, das er zur Bewahrung der körperlichen und geistigen Frische mit großer Wärme empfohlen hat! Bei Enthüllung des Denkmals wurden die Herzen aller Theilnehmer eben so ernst als freudig bewegt, auch durch dies äußere Zeichen dauernder Erinne rung alles Das wieder angeregt, was „Vater Arndt" für sein Volk gethan und erduldet hat.