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Dresdner Journal : 17.08.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-08-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189608170
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18960817
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18960817
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-08
- Tag 1896-08-17
-
Monat
1896-08
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 17.08.1896
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vez„«pret-. Kür Dresden vienryShrttch - Mart KO Pj„ bei den Kaiser lich d..nü1^> Posiunfiallcii vierteljährlich 3 Mark; außer- halb de» Dcurschen Reiches Post- und Stempelzuschlag. Lmzelne Rummcrn: »0 Ps. vrfchetne«: Täglich mit Ausnahme der Vonn- und Feiertage abends. Fernspr-Anschluß: Rr.12S5. ÄltS-NN Journal. AnkündlgungSgcbühren: Für den Raum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile so Ps. Bei Tabellen- und Zisserniah entjprecheuder Ausschlag. Herausgeber: Königliche Expedition de- Dresdner Journal» Dresden, Zwingerstr 2V. Fernspr Anschluß: Nr 12S5. ^riso Montag, den N. August, abends. Nichtamtlicher Teil. Ver wechstl im preußischen Lriegsminikerium, von dem Gerüchte in der Presse schon seit Wochen umliefen, ist jetzt thatsächlich eingeireten. General Bronsart v. Schellcndorf hat unter dem 9. d. Mts. die in gnädigster Form gehaltene Kaiserliche Bewilligung seines „aus Gesundheitsrücksichten" eingereichten Ab schiedsgesuches empfangen. Die Presse läßt den Gesund heitszustand des Generals aber nicht als wahren Grund seines Rücktritts gelten , die wenigsten Zeitungen bringen letzteren mit der Reform der Militärstrafprozeßordnung in Zusammenhang, die große Mehrzahl neigt zu dem Glauben, daß die Demission wegen Differenzen mit dem Militärkabinett erfolgt fei, daß wichtige Personal fragen, in welchen die Wünsche des Ministers nicht berücksichtigt worden,> ihm den Anlaß zum Rücktritt geboten Hütten. Wie dem aber auch sei, jedenfalls wird das Scheiden des Generals v. Schellendorf über die militärischen Kreise hinaus bei sehr vielen Patrioten ein außerordentlich lebhaftes Bedauern erwecken. Ter preußische Kriegsminister hat sich durch sein energi sches Auftreten für die Interessen ter deutschen Armee und bei der Beratung des Gesetzes, be treffend Abänderung der Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres, vom 3. August 1893 in Ver bindung mit einem Gesetze, betreffend die Feststellung eines Nachtragsetats für das Etatsjahr 1896/97 (d. h. Umwandlung der vierten Halbbataillone) in der letzten Tagung des Reichstages höchst verdienstlich hervorgethan und für seine scharfe und überlegene Stellungnahme gegen die Sozialdemokratie den Bei fall aller Wohlgesinnten gefunden. Mit ihm ist eine ausg prägte, kraftvolle Persönlichkeit aus dem preußi schen Ministerium, einer der besten Redner der Staats regierung aus dem Reichstage geschieden General Bronsart v. Schellendorf hat das Ressort des preußischen Kriegsministers, welches er am 19. Oktober 1893 als Nachfolger des Generals v Kaltenborn - Stachau übernahm, somit zwei Jahre und zehn Monate verwaltet. Er wurde, als er das Porte feuille erhielt, ans inaktivem Stande berufen. Im Jahre 1888 zum kommandierenden General des dritten ArmcecorpS ernannt, hatte er schon 1890 den General v Caprivi, als dieser Reichskanzler wurde, im Kom mando des zehnten (hannöverschen) Corps abgelöst und war Anfang des Jahres 1893 in Genehmig ung seines Abschiedsgesuchs zur Disposition gestellt worden. Zum Nachfolger Bronsart v. Schellendorfs ist der Generallieutenant.v. Goßler ernannt worden. Über die Laufbahn desselben sind folgendeDaten bekannt: Heinrich v. Goßler ist am 29. September 1^41 in Weißenfels in der Provinz Sachsen geboren. Er trat 1860 als Musketier in das 1. Infanterieregiment ein und wurde 1861 Sekondelieutenant und am 1. Oktober 1864 Bataillonsadjutant. 1866 zur Dienstleistung bei dem gothaischen Infanterieregiment kommandiert, besuchte er später die Kriegsakademie, wurde beim Infanterie regiment Nr. 95 1868 Premierlieutenant, und trat dann zum Gardefeldartillerieregiment über. Wäh rend des Krieges mit Frankreich führte Hr. v. Goßler zuerst die sechste, später die zweite mobile Compagnie. Am 22. Juli 1871 wurde er zum Kriegsministerium, Abteilung für Armeeangelegenheiten, kommandiert. Hier trat er als Hauptmann am 13. Januar 1872 in die Stellung eines Adjutanten bei dem Direktor des Allgemeinen Kriegsdepartements, um noch in demselben Jahre Dezernent der Armeeabteilung zu werden. Von 1875 bis 1878 Compagniechef im Grenadierregiment Nr. 2, wurde Major v. Goßler wieder in die KriegSministerial-Abteilung für Armee- angelegenheiten berufen und Mitglied der Ober- Examinations Kommission. Am 4. September 1883 wurde v. Goßler zur Teilnahme an den Herbst übungen der eidgcnössischenTruppen abgeordnet und 1885 wurde er Abteilungschef im KriegSministerium, im De zember desselben Jahres Oberstlieutenant, 1888 Oberst und 1889 Kommandeur des dritten GardelegimentS z. F., am 16. Mai 1891 Generalmajor und Brigade kommandeur. Im Oktober 1891 abermals in das Kriegsministerium versetzt, trat er hier an die Spitze des Allgemeinen Kriegsdepartements und wurde zu gleich in Vertretung des Kriegsministers Mitglied der Landesverteidigungskommission. An der parlamen tarischen Erledigung der Heeresvorlage im Jahre 1893 beteiligte er sich in hervor: agendem Maße. Er war auch stellvertretender Bevollmächtigter zum Bundes rat, Vorsitzender der Reichs-Rayonkommission und Mitglied des Kaiser!. Disziplinarhofes. Seit dem 27. Januar 1895 Generallieutenant, war v. Goßler zuletzt Kommandeur der 25. Division in Darmstadt. Zur iigyptischen Fragt. Über die ägyptische Frage war kürzlich in der „Edinburg Review" ein Aussatz zu lesen, der für eine „Änderung der Lage in Ägypten" eintrat. Gemeint war eine Änderung in dem Sione, daß für England die Zeit gekommen sei, rund heraus zu erklären: „es glaube sich seiner Verpflichtung, als Wächter der Interessen des Landes sowie ganz Europas in Ägyp ten zu bleiben, in absehbarer Zeit nicht entledigt und müsse deshalb auf der Aufhebung aller Institutionen und Verträge bestehen, die seine Kulturarbeit am Nil hemmten und die Verwirklichung seiner wohlwollenden Pläne von der Zustimmung der Mächte abhängig machten." Die „Edinburg Review" fordert also unter Vermeidung des Wortes Annexion doch thatsächlich die definitive Auslieferung Ägyptens an das britische Reich, denn die Wendung „in absehbarer Zeit nicht" und das Verlangen nach Aufhebung aller Kapitu lationen, Verträge und Äbkommen, die den Dele gierten der Mächte und den Gläubigern des ägypti schen Staates das Recht zur Kontrollierung der ägyp tischen Finanzen bis zu einem gewissen Grade ein räumen, haben doch wohl diese Bedeutung. Dazu bemerken nun die „Hamb. Nachr": Es ist anzunehmcn, daß die Veröffentlichung dies.- Artikel» in einer viclgeleftnen ernsthaft, n Zeitichrift den Zweck hat, d» öffentliche Meinung Englands aus die tommentcn Tinge vor- zuberciten und sür die Absichten der Regierung günstig zu stimmen, was niemals schwer sällt, wenn es sich um das „zrsater Lritaio" handelt. Für diese Annahme spricht auch, daß ein Mann wie der Marquis os Lorne bei einem Festessen der Südasrikanischen Gesellschaft kürzlich erklärte, England werde in kurzer Zeit im Besitze des Zambrsi- und des Nil- thales sein Die „Edinburgh Review" behauptet, England sei „rm Interesse Ägyptens, ja ganz Europas" — verpslichtct, in Aegypten zu bleiben, es vollbringe am Ril eine „Kulturarbeit" und verwirkliche dort „wohlwollende Pläne". Diete Behauptung wird doch auf Zweisel stoßen. In Wahrheit fördert England an, Nil unter Zurücksetzung der Interessen diese- Landes lediglich engltsche Zwecke, sichert sei, e Verbindung mit Indien, bahnt die Eroberung des Sudans an und schafft seinem Handel und seiner Industrie auch in diesen weiten Gebieten das Monopol Was die Fellahs von der englischen „Kulturarbeit" zu erwarten haben, wird ihnen das Schicksal Irlands und Indiens zeigen. Die englische Politik, die ausschließlich Handelspolitik ist, unterscheidet, wie vr. A Peez in einer Schrift über die neuene Handelspolitik sehr treffend aussührt, zwei Klassen von Ländern, Länder ohne Industrie und Länder mit Industrie, und liebt vor allen solche, die nnr Rohstoffe erzeugen. Sehr scheel pflegt England aber zu blicken, wenn ein solche» Land beginnt, seine Rohstoffe selbst zu verarbeiten, und seine junge Industrie durch Zölle schützt. Entwickelt dies Land sich dann gar so weit, daß cs englischen Erzeugnissen Konkurrenz macht, so tritt an die Stelle des ursprünglichen Wohlwollen- bittere Frindschast. Eng land will nicht die Entwickelung einer eigenen, heimischen In dustrie in den von ihm beherrschten Ländern. Sie sollen ledig lich der Markt sür die Industrie de-Mutterlandes jein. Welchen Segen dies jenen Ländern bringt, sehen wir daran, was aus Irland unter englischer Herrschast geworden ist Der irische Abgeordnete Michael Davitt zog vor einigen Jahren folgenden Vergieichzwischen den Zuständen Irland- unter eigener Verwaltung im Jahre t782und unter engl scher Verwaltung (seit lE): „Die Be völkerung ging von mehr a s 8 Millionen aus 4 >2 Millionen zurück, die Armut wuchs erschreckend, die Zahl der in Armenhäuser Aus genommenen ist allein in der Zeit von 1843 bis 1890 von 114 000 aus 334 000 gestiegen, obgleich in dieser Zeit die Ein wohnerzahl nm 2 400 000 Köpse sich verringerte. Die Fläche des bebauten Lande» fiel von mehr al- 4 Millionen aus weniger als 3 Millionen Acres Im Jahre 1800 gab e- noch in Cork, Dublin, Kilkenny und anderen Orten zweihundert Fabriken mit 30 ovo Arbeitern, heute nur noch dreißig mit 2000 Arbeitern " Die Handcl-jchiffahrt, so versichert Davitt ganz im Einklänge mit den Thatjachen, sei ebenso zurückgegangen So handelt England im eigenen Hause, dasselbe England, das salbungsvoll über türtischc Mißwirtschaft zu reden weiß. Richt bester veisährt es in Indien Dieses paradiesische und zugleich gewerbfleißige Land, soll gewaltsam aus der Stuft bloßen Landbaues zurückgehalten werden. Deshalb wurden auch die sehr mäßigen Schutzzölle, durch welche die englisch - indische Regierung den indischen Gewcrbsteiß srühcr gegen die übermächtige Industrie des MutteilandcS schützte, aus das Drängen der Konkurrenz in Manchester wieder ausgehoben. Lange wehrte der einsichtsvolle General Go» »er neur von Indien, Lord Norihbrook, diesen Streich ab. jedoch vergeblich, Gladstone schlug der indischen Industrie die letzte Stütze weg, woraus Lord Norihbrook abdankte. „Tas ist", sagt Peez, „dasselbe handelspolitische System, welches die alten Phönizier veranlaßte, allenthalben die Städte zu zerstören und nur Faktoreien zu dulden sür den Absatz ter Erzeugnisse des Mutterlandes " Tarnach mag man sich leicht vorstcllen, welcher Zukunft Ägypten al- Teil dcS britischen Reiches entgegen gehen würde Tie Gläubiger des ägyptischen Staates, aus deren Koste» Eng land jetzt den nnr englischen Interessen dienenden Krieg im Sudan führt, würden noch manche trübe Erfahrungen machen. Als Teil des britischen Reiches würde Ägypten niemals aus industriellem Gebiet ein produktives Land werden. Tas wird cS auch nicht, so lange die englische Okkupation dauert, und deshalb haben seine Gläubiger das stärkste Interesse daran, daß diese ein Ende nimmt. Das ist die „Änderung der Lage in Ägypten", welche die nichtenglijche Welt sordern müßte, um dann das Land zu neutralisieren. Tages geschützte. Dresden, 17. August. Se. Majestät der König gedenken heute abend von Rehefeld abzureifen, abends 9 Uhr 38 Min. auf Bahnhof Niedersedlitz einzutreffen und Sich von dort ins König!. Sommerhoflager Pillnitz zn begeben. Dresden, 17. August. Se. König!. Hoheit der kommandierende General Prinz Georg begiebt Sich heute mit dem fahrplanmäßigen Zug 7 Uhr 3l Miu. abends nach Leipzig, um am morgenden Tage 8 Uhr vormittag der Besichtigung der 4. Jnfanterie- brigade Nr. 48 beizuwohnen. In der Begleitung Sr. König!. Hoheit befinden sich der Chef des Generalstabes Oberst v. Broizem und der Adjutant im Generalkommando Major Gadegast. Dresden, !7. August. Von Sr. König!. Hoheit dem Prinzen Friedrich August waren für gestern abend 7 Uhr mit Einladungen zum Souper in der Prinzl. Villa zu Wachwitz beehrt worden: Se. Ex- cellenz Generallieutenant v. Raab und die Offiziere des Tivisionsstabes, die Kommandeure der beiden Grenadierregimenter nnd des Pionierbataillons, Obersten v. Carlowitz, Sachse und Schubert, sowie die Stabs offiziere dieser der 1. Jnfanteriebrigade dir. 45 an gehörenden Truppenteile und der Brigadeadjutant Hauptmann v. Criegern. Während des Soupers kon zertierte die Kapelle des 2. Grenadierregiments. Deutsches Reich. * Berlin. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin beabsichtigten heute, Montag, vormittags, Schloß Wilhelmshöhe zu »erlassen und abends gegen 6 Uhr auf der Wildparkstation und im Neuen Palais einzutreffen — Zur Feier des Geburtstages Sr König!. Hoheit des Prinzen Heinrich fand am Freitag bei Ihren Majestäten in WilhelmShöhe eine Festtafel statt. Am Sonnabend machten die Kaiserlichen Majestäten nebst den Prinzen und großem Gefolge einen Ausflug nach Baunsberge, wo im Walde ein Picknick stattfand. — Wie wir vorgestern noch in einem Teil unserer Auflage mitteilen konnten, hat der „Neichsanzeiger" am Sonnabend amtlich gemeldet, daß Sc. Majestät der Kaiser den General der Infanterie Bronsart v. Schellendorff auf seinen Antrag von dem Amte als Staats- und Kriegs minister entbunden und den Generallieutenant v Goßler, Kommandeur der Großherzoglich Hessischen (25.) Division, zum Staats und Kriegsminister ernannt haben Se Majestät der Kaiser haben, wie der „Neichs anzeiger" weiter meldet, an den General der Infanterie Bronsart v. Schcl lendorff anläßlich der Verabschiedung desselben aus dem Anne als Staats- und Kriegsminisler nachstehendes Handschreiben zu richten geruht: „szch ent spreche nunmehr der Ihnen in meiner Ordre vom 9. d. Nits, zu erkennen gegebenen Absicht, Ihrem Mir zugegangenen, durch Ihren Gesundheitszustand begründeten Gesuche vom l 5. Juli d. I. um Verabschiedung Folge zu geben dadurch, daß ich Sic — nachdem Ich Sie in Meiner anderweiten Ordre vom heutigen Tage von dem Amt als Staats- und Kriegüminister entbunden habe — unter Belassung ü la 8uite des Großhcrzoglich Mecklenburgischen Grcnadier- rcgiments Nr 89 und unter Ernennung zu Meinem General-Adjutanten, mit der gesetzlichen Pension zur Tis Position stelle. Ich spreche Ihnen zugleich gern Meine be sondere warme Anerkennung für die Verdienste aus, welche Sie sich in Ihrer fast dreijährigen Thätigkeil in der bis herigen schweren und verantwortungsvollen Stellung erworben haben Lebhaft bedaurc Ich, Lie aus derselben scheiden zu sehen, hoffe aber, daß Ihr Gesundheitszustand cs bald zulassen wird, Ihre bewährte militärische Kraft durch Ihre Heranziehung zum Dienst als Mein General-Adjutant, Mir und der Armee, in deren Anciennelätsliste Sie auch ferner geführt werden, noch «veiler nutzbar zu machen WilhelmShöhe, den 14. August 1896 Wilhelm li." — Zwei Generäle, deren Namen in der Geschichte der preuß. bez der deutschen Armee einen vorzüglichen Klang haben, begehen morgen ihr 60jührigeS Dienstjubiläum Der eine ist der General der Infanterie und General adjutant Sr Majestät des Kaisers Hugo v. Obernitz, am 16 April 1819 zu Bischofsiverda im Kreise Rosen berg geboren, kam er am 18 August 1836 als Sekonde lieutenant zum 4. Infanterieregiment in Danzig 1853 kam er in den Generalstab und wurde hier drei Jahre später Major. 1858 wurde er persönlicher Adjutant des Prinzen Friedrich Wilhelm, des späteren Kronprinzen; als solcher führte er von 1859 bis 1860 die Geschäfte als Generalstabsoffizier der l. Garde-Infanterie-Division 1861 wurde v O. Obcrstlieutenant, 1863 Kommandeur des Garve-Füsilier-Negiments und Oberst. 1866 erhielt v. O. das Kommando der 1. Garde-Jnfanterie-Brigade An der Spitze derselben focht er im Kriege 1866 bei Soor, Königinhos und Königgrätz; in lctzter Schlacht wurde er am Kopfe schwer verwundet Er erhielt als Auszeichnung den Orden pam Is werits. 1866 wurde er Generalmajor, 1867 Militärbevollmächtigter in Württemberg und General u la «will- Sr. Majestät, 1868 Inspekteur der Jäger und Schüben Am 18. Juli 1870 erhielt er die Führung der Württembergischen Truppen und wurde am 26. Juli Generallieutenant Mit der Württembergischen Felddivision jocht v O. bei Wörth und Sedan und nahin an der Einschließung und Belagerung von Paris, insbesondere an der Schlacht von Ehampigny teil. Am 3. Oktober 1871 erhielt v. O. das Kommando der 14. Division in Düsseldorf, wurde 1873 Generaladjutant Sr. Majestät, 1879 komman dierender General des XI V. Armeecorps und General der In fanterie. Im März 1888 trat er als Generaladjutant zu Sr Majestät dem Kaiser Friedrich III. über und wurde im August in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs zur Disposition gestellt Er wird in den Listen als General adjutant weiland Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I geführt, v. O. lebt in Honnef a. Rh — Der zweite Jubilar ist der General der Infanterie und Generaladjutant Sr. Majestät des Kaisers Eduard Frhr v Stein äcker. Am 30. November 1818 zu Ludwigs lust geboren, kain er 1836 zum 7. Infanterieregiment in Glogau als Portepeefähnrich. 1851 kam er als Adjutant zum Prinzen von Preußen, war alsdann Militärgouverneur am Rhein und in Westfalen und wurde 1856 Haupt mann. 1858 wurde v. St. persönlicher Adjutant des Prinzregenten, 1860 Major, 1861 Flügeladjutant Sr. Majestät, 1866 Oberst, 1870 Generalmajor und General ä la suits Sr. Majestät. Die beiden Feldzüge 1866 und 1870 71 machte v St im Großen Hauptquartier mit Kunst und Wissenschaft. K. Hoftheater. — Altstadt. — Am 16. d. MtS: »,Marie, oder: Die Regimentstochter". Komische Oper in zwei Akten Musik von Gaetano Donizetti. — Ballet-Divertissement, arrangiert vom Königl. Balletmeister Hrn Otto Thieme Als Sergeantmajor hat Hr. Greder, vom Hoftheater in Kassel, gestern sein Gastspiel fortgesetzt. Die Partie verträgt mehr Tonkrast der Stimme, als der Gast davon einzusetzen hat, während der nüchterne Klang seines Organs hier nicht gerade stört. Gesanglich hat Hr. Greder manches befriedigend, namentlich auch nach der rhythmischen Seite hin ausgesührt, und schauspielerisch hat er ebensoviel korrekte Sicherheit entwickelt wie neulich in der Rolle des Bürger meisters von Saardam Der Sänger «vürde allenfalls eine gewandte Aushilfskraft abgeben, für größere Aufgaben fehlt es «hm an Stärke und Schönheit der Stimmmittel und an dem entsprechenden Grade selbständigen künstlerischen Gestaltens. In dem der Oper folgenden Divertissement stellte sich der neue Balletmeister Hr. Thieme unserem Publikum mit bestem Eindruck vor Die Folge der Tänze war ge schmackvoll ongeordnrt und in einzelnen derselben, nament lich in der Gavotte und in dem Blumenwalzer, kam es zu ganz reizenden Wirkungen Man sah da manche Grup pierungen von überraschendem Effekt und ebenso mehrere bravourvoll auSgeführte Pa«, wie den von Frl. Grimaldi und Hrn. Rothe Der Beifall der Zuschauer war während und nach dem Walzer, bei dem sich übrigens die ver schiedenfarbige Beleuchtung sehr präzis vollzog, so all gemein und stark, daß Hr Thieme noch vor Schluß de» Divertissement« dankend auf der Bühne erschien P. Der Bernstein. (Fort-etzung.) Der ganze Habitus des Bernsteinwaldes deutet auf ein wärmeres fast tropisches Klima und auf einen feuchten moorigen Bodcn, wie sie sich «niteinander vereint jetzt noch z. B. in den ausgedehnten Sümpfen der süd licheren Staaten der nordamerikanischen Union finden; die Eedernwülder von Earolina und Virginia werden sich ganz gut den Bernsteinwäldern an die Seite stellen lassen. Daß das Terrain im allgemeinen sehr feucht gewesen sein muß, läßt sich mit genügender Sicherheit aus der großen Zahl von Insekten schließen, die in einzelnen Stücken Bernstein bi« auf unsere Zeit erhalten und die, mindestens zum Teil, für ihre ersten Entwickelungszustände an Wasser flächen gebunden sind Süßes Wasser muß die Feuchtig keit des Bodens bedingt haben, da unter den zahlreich ge fundenen Resten anderer Tiergattungen bisher noch kein einziger Meere«bewohner entdeckt worden ist. Die Bern- steinwälder, um diesen allerdings nicht ganz zutreffenden Namen beizubehalten, müßen sehr bedeutende Flächen be deckt haben, da die eigentlichen Bernsteinproduzenten doch nur in der Minderzahl anderen Bäumen gegenüber ver treten waren, und da die gesamte, seiner Zeit abgelagerte Bernsteinmasse nach einer Schätzung Runge« etwa hundert Millionen Zentner betragen hat E« drängt sich nunmehr die Frage auf, wo die Bernstcinwälder einst gestanden haben mögen. Die heutigen Fundorte de« Bernsteins können nicht der frühere Standort jener Wälder gewesen sein, da die preußische Küste auf Grund geologischer Unte^uchungen nur al» eine sekundäre Lagerstätte betrachtet werden darf, zu welcher der Bernstein erst nachträglich hingeschwemmt worden ist, als seine UrsprunqSwälder längst untergegangen waren Die letzteren müßen daher an anderer Stelle gestanden haben Anderseits ist aber der Bernstein stet» mit Glaukonit körnchen vereint, die au» einer Kreideformation stammen, welche noch heute im südlicheren Skanvinamen unv im Untergründe der preußischen Bernsteinlagcr in gleicher Weise ansteht und die zweifellos auch die zwischenliegenden Teile des Ostseebodens erfüllt. Ferner sind die einzelnen Bernstcinstttcke meistens nicht so abgerollt, wie sie eS nach einem sehr langen oder weiten Transporte durch Wasser, Gletscher und dergleichen sein müßten. Auch die seltenen Steintrümmer, welche mit dem Bernstein jetzt in denselben Erdschichten gesunden werden, deuten auf FelSarten, die ncch heutzutage in Schweden Vorkommen. Man wird daher wohl nicht sehlgehen, wenn man den ursprünglichen Standort in die Nähe der preußischen Küste, also in das südliche Schweden und besonders in die jetzt freilich von den Fluten der Ostsee bedeckten Gestade zwischen den Inseln Bornholm und Gotland verlegt Dieser Orts bestimmung widerspricht auch nicht da» wesentlich wärmere Klima, das nach der Zusammensetzung der Bernsteinflora (Lebensbäume, Eypreßen und selbst Palmen) seiner Zeit dort geherrscht haben muß; aus anderen Gründen ist es höchst wahrscheinlich, daß sür die Tertiärzeit in Nordeuropa eine bedeutend höhere Temperatur, als jetzt dort herrscht, angenommen werden muß Man hat sich den Bernsteinwald in dem feuchten, fast warmen Klima von einer höchst üppigen Vege tationskraft vorzustellen Wenn auch da» Alter die aus dem dichten Unterholz in die Höhe geschobenen Bäume absterben und zuBoden stürzen ließ und wenn auch die furcht baren Stürme jener Vorzeit die weitesten Zerstörungen im Bestände anrichtetcn, immer wuchs neues Leben aus den Ruinen de» Urwaldes: iin Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende, mit denen man hier zu rechnen hat, sind zahllose Generationen von Bernsteinfichten unter- gegangen Altersgraue Stämme und Zweige mit den noch anhaftenden Harztropfen bedeckten modernd in mächtigen Schichten den feuchten Bodcn, und während die Holz- und Laubteile bald verwitterten und zerfielen, erhielt sich der Bernstein ziemlich unverändert. Immer reichhaltiger an diesem eigenartigen Produkte mußte daher der Wald- qrund werden, auf den seit Jahrtausenden die bernftein- haltigcn Reste niedergefallcn waren Allmählich mußten sich ganze Lager von Bernstein in dem tiefen Moorbruch ansainmeln, und solange der Urwald in seiner tropischen Lebenskraft bestand, kainen mit jedem Jahr neue Maßen dazu, bis eine furchtbare Katastrophe das ganze Land mit allem, was aus und in ihm lag, gänzlich zerstörte und die einzelnen Trümmer weithin verschleppte, insbesondere nach Süden, etwa in die Gegend der heutigen Fundstellen des Bernsteins In späteren Jahrtausenden wurden diese Bernstein- und Sandbänke, wenn man sie so nennen kann, zum Teil noch einmal durch ähnliche Katastrophen zerstört, zum größeren Teil wieder durch gewaltige Sand- und Schuttmassen, die über ihnen abgelagert wurden, haushoch bedeckt Dies letztere geschah besonders in dem ostpreußi schen Samlande, in dessen Tiefe fast überall jene Bern steinbank, die sogenannte „blaue Erde", von der wir noch weiter sprechen werden, wohlerhalten ist. Übrigens werden außer an den Küsten der Ostsee noch an manchen anderen Stellen der Erde einzelne Mengen Bernstein ge funden. Es müssen daher noch andere Bernsteinwälder, als jene eben geschilderten, bestanden haben, wenn auch in viel geringerer Ausdehnung So werden vereinzelte Funde noch alljährlich in Galizien, Rumänien und Un garn gemacht. Noch ergiebiger ist die Ostseite Siziliens, deren Bernstein sich allerdings in vielen Beziehungen von dem baltischen unterscheidet und daher auch al« Succinit besonders bezeichnet wird. Die aus Ostindien, Brasilien und Australien stammenden fossilen Harze, sowie die ähn lichen Produkte von Lißabon sind, streng genommen, gar nicht al« Bernstein zu betrachten; sie stehcn dem Kopal sehr nahe Die gesamte Menge des jährlich in den Handel ge langenden Bernstein« dürste augenblicklich etwa 200000 lr^ betragen, von denen der weitau» größere Teil (etwa von der preußischen Küste herstammt Schon in den
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