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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 21.02.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-02-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110221013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911022101
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911022101
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-02
- Tag 1911-02-21
-
Monat
1911-02
-
Jahr
1911
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Ztr da« ^richenirn an beUrmmten kagen and Plü-ea wir» leine Garantie Übernommen, Lazer-en- Lnaabenei «»guitutplntz bei jtmllupe» giNaleu a. allen üanoncen- GMevinoaen »es In» und Uutianbkt. e«nvr-UUt»li Sers»,! T«rl Lnncke». Hee^r Vayi. Hofvui». vaabln», Lünowftraii« iü. örel-rdo» VI. «tr. Ei-, Haudl-Ailtal« vretdeiu keellr,»- 4.1 (Lelejchoa Nr. S2. virostt«, üen 21. /ebrusc ISII. lQ5. Jahrgang. Das Dichügfte. * Geh. Baurat Prof. Dr.-Zng. Hugo Licht in Leipzig feiert heute feinen 70. Geburtstag. (S. Leipzig.) * Einer Anzahl von Angehörigen der Marine, die sich bei der Bergung der Mannschaft des „H. 3" be sonders hervorgetan haben, wurden Ordensaus zeichnungen verliehen. (E. Letzte Dep.) * Am Montag fand in Berlin die General versammlung des Bundes der Land wirte statt. (S. d. bes. Art.) * Nach einer amtlichen Meldung aus Kiautsschau scheint im Vordringen der Pe st ein gewisser Stillstand eingetreten zu sein. Kiautfchau ist pestfrei. (S. Letzte Dep.) * Der Komponist Nikolai v. Wilm ist im Alter von 77 Jahren gestorben. (S. d. bes. Art.) * Die Feuersbrunst auf dem Gütcrbahn- hof von Havre verursachte einen Schaden von 3 Millionen Franken. (S. Letzte Dep.) Innere Solonilstlan unü' Gltmsrkenlrsge. Kaiser und Kanzler haben gelegentlich der letzten Tagung des Deutschen Landwirtschafts rats ein hocherfreuliches Interesse für die Kul tivierung der deutschen Moor-, Heide- und Oed ländereien bekundet. Schon die letzte preußische Thronrede hatte angekündigt, daß auf diesem Gebiete endlich alte, oft und viel gehörte Forderungen erfüllt werden sollen. Der Deutsche Landwirtschaftsrat hat sich dann sehr eingehend mit dieser Angelegenheit beschäftigt; und ein bedeutsames Werk der inneren Kolonisation befindet sich in verheißungsvoller Vorbereitung. Nur können wir das eine Bedenken — so sehr wir auch die Inangriffnahme der Moor kultur begrüßen — nicht unterdrücken, daß in nächster Zeit das an der inneren Kolonisation zunehmende Interesse am Ende etwas zu ein seitig lediglich auf diesen Punkt konzentriert wird. Schon in der Thronrede war die Kulti vierung der Moor- und Heideböden, nicht aber die planmäßige Fortführung der inneren Kolo nisation in der Ostmark erwähnt — wie ja überhaupt die früher regelmäßig übliche Er wähnung der Ostmarkenpolitik in dieser Thron rede unterblieben war. Auch der Reichskanzler hat in seiner Bankettrede im Deutschen Land wirtschaftsrat die von der inneren Kolonisation zu bearbeitenden Gebiete des Ostens nur ganz beiläufig erwähnt und lediglich von den „menschenärmeren" östlichen Landesteilen ge sprochen, nicht — worauf es nationalpolitisch doch besonders ankommt — von jenen Landes teilen, in denen der Boden sich heute noch über wiegend in polnischen Händen befindet, ja, in denen der polnische Grundbesitz sich immer weiter — zuungunsten des deutschen — ausbreitet. Unwillkürlich kommt uns, wenn jetzt immer nur von der Moorkultur und kaum noch von der ostmärkischen Anfiedelungspolitik die Rede ist, in Erinnerung, was schon vor mehreren Wochen in einem Berliner Brief der „Neuen Züricher Zeitung" mit einigem Argwohn ge äußert wurde. Dort war etwa folgendes aus geführt: „Es ist geradezu eine Lebensfrage für das deutsche Volk, ob es mit zäher Tatkraft seine ländliche Bevölkerung weiter vermehren werde oder nicht. Die Frage be komme beträchtliche innerpolitische Bedeutung dadurch; daß ein starkes Anwachsen des Bauern standes auf Kosten des Feudaladels mit der Zeit eine beträchtliche Verschiebung der poli tischen Mächte zuungunsten des konservativen Großgrundbesitzes herbeiführen muß; zielbe- wußte konservative Machthaber leisten daher gegen die innere Kolonisation vielfach offenen, mehr noch versteckten Widerstand. Anderseits gehen die materiellen Interessen des Groß grundbesitzes, soweit er nicht fideikommissarisch ge bunden ist, auf Steigerung der Grundstücks preise, wie sie durch die Jnnenkolonisation wirksam herbeigeführt wird, und vor allem auf die Lösung der Landarbeiterfrage, die am leich testen in den mit Kleinbefitz durchmischten Ge bieten ist. Auf die Dauer wird der Widerstand de» Feudaladels die Fortschritte der Innen kolonisation nicht aufzuhalten vermögen, zumal sie eine unerläßliche Voraussetzung für den Fortbestand des deutschen Volkswachstums und der deutschen Volkskraft bilden." » Bemerkenswert find die Ablenkungs versuche gewisser Kreise des konservativen Grundadels. Man sieht dort, daß man die innere Kolonisation nicht hemmen darf und kann, möchte aber doch die konservativen Macht bereiche von ihr verschont sehen und hat den Ausweg gefunden, nach Kräften die Kleinkultur auf dem noch nicht in landwirtschaftliche Be arbeitung genommenen Moor- und Heideboden zu fordern. Der politische Hintergrund dieser Bestrebungen kann natürlich nicht hindern, sie sachlich zu würdigen, sofern die Moorkultur nicht nur in den Vordergrund geschoben wird, damit an anderen Stellen der Jnnenkolonisation ungestört Hemmungen bereitet werden. Die einseitige Betonung der Moorkultur als gegenwärtige Hauptaufgabe der inneren Koloni sation läßt in der Tat den Verdacht nicht ganz von der Hand weisen, daß auch dieses Mittel benutzt werden soll, die Aufmerksamkeit von der Entschlußlosigkeit derRegierung in den Fragen der ostmärkischen Ansiedelungspolitik abzulenken. Wir wiederholen, daß wir auch unserseits der Kolonisation aus den Moor- und Heide böden die wärmste Sympathie entgegenbringen; aber man soll das eine tun und das andere nicht lassen! Das heißt in diesem Falle: man darf nicht vergessen, daß nie wieder gutzumachende Schäden eintreten, wenn die deutsche Koloni sation in den Ostmarken eine Unterbrechung erfährt. Wenn wir auf der einen Seite den Moor- und Heideboden in Kultur nahmen und der inneren Kolonisation erschließen, dann wollen wir auf der anderen Seite doch nicht vergessen, daß es schon in sehr naher Zeit der Ansiedelungskommission, sofern nicht das Ent eignungsgesetz in Anwendung gebracht wird, an Boden fehlen muß, um diese deutsche Ost- Markenkolonisation wirksam fortzusetzen. Was immer für die Moorkultur an segensreicher Arbeit zu erwünschen ist, soll geschehen, aber die Aufmerksamkeit von diesem anderen Gebiete staatlicher und so eminent national wichtiger Siedelungstätigkeit nicht ablenken. Nachdem im Landwirtschaftsrat von jenem einen Teile der inneren Kolonisation so viel gesprochen worden ist, möchten wir aus dem Munde des leitenden Staatsmannes nun auch gern wieder etwas über den anderen Teil der inneren Kolonisation vernehmen, der die älteren und national wichtigeren Rechte hat! Die Kreuzungen Milchen Zebu unü Ssusrlnü. Unter der Ueberschrift „Ein neues Tier" ging vor kurzer Zeit eine Notiz durch die Zeitungen, die den Aufzeichnungen des französischen Zoologen V. Eambon in der „Nature" entnommen ist. Es handelt sich bei diesem „neuen Tier" um eine Kreuzung unseres Hausrindes mit der großen asiatischen Zeburasse. Diese kurze Notiz ist um so bemerkenswerter, als der Deutsche Kaiser in seiner im Deutschen Landwirtschaftsrate ge haltenen Rede dieser neuen Kreuzung längerer Er wähnung tat. Auf Veranlassung des Kaisers sind bekanntlich solche Kreuzungen auf dem kaiserlichen Gute Cad inen vorgenommen worden. Der französische Zoologe V. Eambon berichtet über eine Zebukreuuing, die Hagenbeck in Stellingen mit dem asiatischen Zebu und der europäischen Kuh vorgenonnnen hat. Das Produkt der Kreuzung soll unsere Kuh an Größe übertreffen; die Tiere sollen Gewichte bis zu 150k> Kilogramm erreichen. Das wichtigst« aber ist, daß diese neu« Tierart vom Zebu di« Unempfindlichkeit gegen -Kinderkrankheit,i geerbt 'aben soll. Diese An gaben, ebenso wie die weiteren Pläne, die Hagenbeck mit dieser Kreuzung hegt, muß der Franzose, wie aus den Einzelangaben zu ersehen ist, aus dem Bureau des Stellinger Tierparks selbst bezogen haben. Die Notiz muß auf den Laien den Eindruck machen, als handle es sich hier um etwas ganz Neues, ganz Außergewöhn liches, das für die Landwirtschaft von größter Be deutung sein wird, und dessen Urheber einzig und allein Karl Hagenbeck in Stellingen ist. In Fachkreisen find diese Kreuzungen zwischen Zebu und Hausrind schon eine läng st bekannte Tatsache, und das Verdienst, diese Kreuzung wissenschaftlich und systematisch durchgeführt zu haben, gebührt dem Landwirtschaftlichen In stitut der Universität Hall«. An diesem Institut wurden unter Leitung de, Direktors, Ge heimrats Prof. Dr. Kühn, jahrzehntelang eine große Anzahl von Kreuzungsversuchen mit verschiedenen Zeburassen und Hausrindern ausgeführt, zu denen Herr Hagenbeck di« Zebus geliefert hat. Herr Hagen beck hat sich für dies« Ergebnisse lebhaft interessiert und über deren Nutzbarkeit wiederholt in den letzten Jahren anaefraat. Die zahlreichen Kreuzungen, durch welche die „neuen Tiere" Hagenbecks gezüchtet wurden, haben ge zeigt, daß bei Berwendung schwerer europäischer Rin der einerseits und der großen sogenannten Brah- minen-Zebu» anderseits sehr große Kreuzungs tiere ge-oaen werden können, die mitunter Li» 20 Zentner schwer werden. Da» Gewicht, 30 Zentner, das Eambon von den Stellinger Tieren angibt, ist so hoch, daß Herr Hagenbeck solche Tiere auf Jahr märkten »eiaen und aus jeder Maftviehausstellung da mit sämtliche Sieger- uad Ehrenpreise gewinnen würde. Die Tiere füttern sich sehr leicht und setzen leicht Fett an. Im Milchcrtrage stehen sie zwischen den beiden Elterntieren; er kann selbst bei den Kreuzungen mit guten Milchrassen, wenn das Zebu blut in dieser Hinsicht durchschlägt, recht kläglich, wenn das Blut einer milchreichen europärschen Rasse die Oberhand gewinnt, gut sein. Ob die Tiere gegen Tropenkrankheiten wirklich widerstandsfähiger sind, als die rein europäischen Nassen, ist mit Sicherheit wohl erst nach einem größeren Versuche in den Tropen zu sagen. Auch die Leipziger Baumwollspin nerei hat auf ihren Plantagen in Deulsch-Ostafrika schon seit einigen Jahren mittelgroße Zebukühe mit einem romanfichen Stier gekreuzt und damit befrie digende Resultate erzielt. Die Kreuzungsversuche wurden von Herrn Menzel vom Landwirtschaftlichen Institut Halle geleitet. Ob das gleiche bei einer Kreuzung der viel empfindlicheren, großen Zebu rassen mit hochgezüchteten europäischen Rassen der Fall sein wird, muß erst der Versuch zeigen. Das Landwirtschaftliche Institut in Halle, an dem gerade die genannten Kreuzungsversuche in den Vor dergrund treten, hat durch die jahrelangen Versuche genügend Beobachtungsmaterial gesammelt, um der Regierung und der deutschen Landwirtschaft in diesen Fragen ausreichende Auskunft zu geben. Diesem In stitute ist es vor allem zu danken, daß derartige, für die Landwirtschaft so wichtige Kreuzungsversuche an geregt und mit Erfolg durchgeführt worden sind. In dem 1909 erschienenen Führer durch das Land wirtschaftliche Institut der Universität Halle, der im Auftrage des Geheimrats Professor Dr. I. Kühn von Dr. W. Staudinger herausgegeben worden ist, sind be reits Angaben über die Zuchtergebnisse enthalten. Dr. Gebbing, Direktor des Zoologischen Gartens. Senersloerlsmmlung ües Vunües üer Lsnümirte. Berlin, 20. Februar. Die Generalversammlung des Bundes der Land wirte wurde heute im Sportpalast in Anwesen heit von fast 10 000 Person«» durch de r Vorsitzenden Frhrn. v. Wangenhelm mit einer Begrüßung», ansprache eröffnet, in der es u. a. heißt.: Ich eröffne die 19. Generalversammlung im neuen Hause im alten Geiste. sBravo! l Wenn wir auch im großen und ganzen sagen können, daß das ver flossene Jahr mit eines der besten für die deutschen Landwirte war, so ist doch in manchen Be zirken unseres Vaterlandes auch eine Enttäuschung mit der Ernte verbunden gewesen. Noch immer hallt die Hetze über die Reichsfinanzreform im Deutschen Reiche nach. Unbeirrt durch diese Hetze werden wir unseren Weg weiter gehen. (Lebhafter Beifall.) Wenn diese petze in erster Linie gegen uns sich richtet, so kennen wir ja die Gründe. Wir im Bunde der Landwirte, die wir im Verein mit dem Mittelstand in Stadt und Land kämpfen, sind das sicherste Bollwerk gegen die Sozialdemokratie. Man weiß, daß auf den "deutschen Landwirten die Stärke des Staates oeruht. Je größer die Zahl dieser Männer ist, um so stärker ist der Wall, der der roten Flut entgcgengebaut ist. Hier wirklich Großes zu schaffen, muß das Werk der inneren Kolonisation der Zukunft sein. Dazu gehört aber auch, daß der deutsche Boden aufhört, ein Schacherobjekt zu sein für internationale Händler. Möge alles Hand in Hand gehen und treu Zusammenhalten, daß die deutschen Männer fest auf ihrer Scholle bleiben und sic niemals aufgeben. (Stürmischer Beifall.) Wir können feststellen, daß das Mißtrauen zur Landwirtschaft vielfach nur auf Un kenntnis der wirklichen Verhältnisse beruht, hervor gerufen von einer teilweise falsch unterrichtete» und teilnxise von einer übelwollenden Presse. Man sagt heute dem Handel und der Industrie, ihre Freunde seien nur auf der linken Seite der politischen Parteien. Wer aber hat dem Handel die starke Flotte, die Ausgaben für die Kolonien gemacht, wer schuf die Schutzzölle für die Industrie? Nicht die Demokratie, das wurde von Mitgliedern auf der rechten Seite der politischen Parteien ausgeführt. , Trotz aller Verleumdungen werden wir aber auf gleicher unparteiischer Grundlage weiter arbeiten. (Lebhaftes Bravo!) Diejenigen Stände, die die Hauptlasten zu tragen haben, dürfen nicht weiter belastet werden. Wir bedauern lebhaft, daß die Parteien der Linken, auch soweit sie bisher auf nationalem Boden gestanden haben, hiervon ab ge wichen sind. Wir werden ihnen auf diesem Wege nicht folgen, wir werden in sachlicher, aber in entschiedener Form den Kampf weiterführen. Die Zukunft Deutschlands beruht auf einem starken Mittel st ande, die Stärke des Mittelstandes be ruht aber auf seiner Einigkeit. Diejenigen, die di« mühsam grunzen« Einigkeit stören, versündigen sich an unserem Vaterlande. (Lebhaftes Sehr richtig!) Unser kaiserlicher Herr hat auf der Marienburg in ernsten Worten auf die Einigkeit hingewiesen. Der Kaiser hat uns ferner gezeigt, wie er als praktischer Landwirt selbst mit Hond an gelegt hat. (Bravo!) Das ist Hohenzollern-Art, das ist die Art der Hobenzollern-Fürsten, di« nichts als zu klein erachten. (Erneute Bravorufe.) Das dankt dem Deutschen Kaiser die Landwirtschaft ganz be sonder» nach dem alten Grundsatz: Treue um Treue! Die Rede schloß mit einem Hoch auf den Kaiser. Gin Huldigungstelegramm wurde an den Kaiser abae- sandt. Rittergutsbesitzer v. Hohenlohe begrüßte die Versammlung namens der Landwirte Oester reich». Ls erhält darauf der zweit« Vorsitzende des Bundes, Dr. Roeftcke (Görsdorf) das Wort zu seiner Ansprache, in der er ausfllhrte: Man hat uns im Anfang des vorigen Jahres prophezeit, daß der Bund der Land- wirte nun bald ausgespielt hätte. Diese Prophezeiung litt an dem Ucbcl, an dem die meisten Prophezeiungen leiden: sie ist nämlich nicht wahr geworden. Das vergangene Jahre stand noch im Eindruck der Reichsflnanzreform. Wir wußten bereits im vergangenen Jahre, daß wir bei unserem Verhalten zur Sanierung der Reichs finanzen richtig gehandelt hatten, aber den Beweis dafür, den nur Erfolg erbringen kann, konnten wir bei der Generalver sammlung im vorigen Jahre noch nicht führen. Heute aber sind wir dazu imstande. Die Industrie hat sich im vergangenen Jahre besser entwickelt, als vorher. Die Arbeitslosigkeit hat nachgelassen, cs hat sich also gezeigt, daß die Reichsfinanzreform mehr Arbeitsgelegenheit gebracht hat. Sie wissen, daß jetzt ein Wertzuwachs st euerqesetz vom Reichstage beschlossen ist, doch wird nur der unver diente Wertzuwachs bei den Immobilien besteuert, während wir auch die Besteuerung bei den Mobilien gefordert haben, denn auch die mobilen Werte haben eine große Menge unverdienten Wert zuwachses. Unsere Ausgabe wird es »ein, dafür zu sorgen daß auch dieser Teil des Besitzes mit zur Wertzuwachssteuer herangezogen wird, so daß wir dann eine wirkliche Bcsitzstcuer haben. Redner mißbilligt dann den Artikel des Herrn o. Rathenau, nach welchem die Juden zu den höheren Staatsämtern herangezogen werden sollten, und bezieht sich dann auf den Satz der vorgelegten Resolution, der von der Marienburger Kaiserrede handelt. Wir haben einen Kampf gegen die linken Par teien, *und zu diesen Parteien gehört jetzt leider auch die nationalliberale Partei, so wie sie sich im Reichstage zu uns gestellr bat. (Sehr wahr!) Die nationalliberale Partei oeroindet sich mit dem Freisinn. Das würde sie nicht tun, wenn sie es ehrlich damit meinte, daß unsere Wirtschafts politik aus der alten Grundlage fortgeführt werden soll. Der Deutsche Bauernbund kann uns auf die Dauer nicht schaden. Verschiedene An griffe gegen uns haben sich in das Gegenteil umgc- wandelt. (Bravo!) Wir werden viel zu kämpfen haben, aber wir wollen es nicht dahin kommen lassen, daß wir erst den Ansturm in unsere Reihen hinein kommen lassen, sondern nach alter deutscher Art wollen wir dem Feind entgegcngehen. (Stürmischer Beifall.) Hierauf betrat, mit donnerndem Beifall begrüßt, ' Dr. Diederich Hahn di« Tribüne. Er führte aus: In den heutigen Berliner Morgenblättern ist es mißfällig bemerkt worden, daß in unserem Gcschä'tsbericht die Angabe des Mitgliederbestandes fehlt. (Heiter keit.) Ich kann die Herren beruhigen. Wir haben um 11000 Mitglieder zuge nommen. (Großer, langanhaltender Beifall.) Wir wollten den Gegnern dreie Freude machen und haben die Mitaliederziffer oisher zurückgehalten. (Erneute Heiterkeit.) Wir treten nach wie vor ein für die Interessen der großen wie der kleinen Besitzer und gegenüber den immer wiederholten Angriffen, daß wir nur den Großgrundbesitz zu schützen suchten, stelle ich fest, daß wir stets für eine gesunde Beiitzoerteilung gewesen sind. (Lebhafter Beifall.) Alles, was demgegenüber in Volksversammlungen und Parlamenten Ihnen erzählt worden ist, wider spricht der Wahrheit. Sie sind bereits hirgewiesen auf die großen Schädigungen durch di« Viehseuchen und vor allem durch die Maul- und Klauenseuche, und es ist bereits der Wunsch ausgesprochen, daß die Kan didaten für die kommenden Reichstagswahlen für eine obligatorische staatliche Maul- und Klauenseuchenversichcrung eintreten soll ten. Im Verfolg dieses Wunsches brauche ich Sie nur auf die Tätigkeit unserer Bundesabgeordnetcn in der Viehseuchenkommission binzuweisen. Was da er reicht worden ist, das erreichte nicht Wachhorst d« Wente (Große Heiterkeit), der sich da mit fremden Federn schmücken will, sondern das erreichten unsere Freunde, Dr. Roesicke u. a. m. Sie sind dafür eingetreten, daß solche Seuchen als Schädigungen der Allgemeinheit anzusehen sind, und deshalb auch von der Allgemein heit bekämpft werden müssen. Dann haben sich die Geschäftsleute der Priegnitz bei uns beklagt über die Autos des Warenhauses Wertheim in Berlin, durch die den dortigen Geschäftsleuten Konkurrenz gemacht wird und bei denen auch Landwirte gekauft haben. (Pfuirufe.) Es ist eine Ehren pflicht für uns, unsere Freunde in den bürgerlichen Kreisen zu unterstützen und Einkäufe sowohl bei den Warenhäusern wie bei den Hausiergeschäften zu ver meiden. Ich will mich nun auch mit einigen wenigen Worten zur politischen Lage wenden. Wenn wir auf unsere Vergangenheit zurück blicken, auf die 18 Jahre, die seit vorgestern hinter uns liegen, seit jenem Tage, an dem der Bund ge gründet wurde, so wird man sagen können: Was in unseren Kräften stand, haben wir getan, um die Wege der Bismarckschen Wirtschaftspolitik, die seit Caprivi verlassen waren, zu gehen. Der Redner streift dann kurz die Differenzen im Bunde in den Zolltarif- kämpfen des Jahres 1902 und verteidigt die Haltung der Vundesleitung gegenüber den Angriffen, daß sie damals zu schroff vorgegangen sei. Dank müsse der Bund auch den politischen Parteien sagen, die damals und seit dieser Zeit für die Bundes interessen eingetreten seien. Wir nehmen die Freund« und Mitkämpfer, wo wir sie finden. (Lebhafter Bei fall und sehr richtig!) Wir haben auch die Mitarbeit de« Zentrum» nicht abgelehnt, gerade so wie Bismarck es bei den Zolltarifverhandlungen und noch anderen wirtschaft lichen Maßnahmen mit herangezoacn hat. Wir haben anderseits aber auch niemals die Nationallib Partei als solche bekämpft. Ich bin vielmehr Lcr- .. strebt gewesen, die rechtsnational berate R ü - u unterstützen, die allerdings nicht grnz rdentisir- .n>" der Partei, die zuerst für einen größeren . und dann dagegen war. Sic reflektiert ihr eigenes Programm nicht mehr. Sie hat zuletzt soga, >.n ihrer Besten zum Ausscheiden veranlaßt. So v
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