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Dresdner Journal : 23.10.1896
- Erscheinungsdatum
- 1896-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189610233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18961023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18961023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1896
-
Monat
1896-10
- Tag 1896-10-23
-
Monat
1896-10
-
Jahr
1896
- Titel
- Dresdner Journal : 23.10.1896
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vei»«A*ret«: Für Dresden vteneliLhrUch »Mart 50 Pf., bei den Kaifer- lich deutschen Postanftalte» vierteljährlich S Wark; außer- tz»td de« Deutschen Reiche« Poft- und Etempelzufchlaa. Einzelne Nummern: 10 Pf. Grschetue»: Täglich mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage abends. Frrnspr-Anschluß-Nr»»». Dresdner Journal. Elnkündtgongsgrbühre«: Für den Raum emer geipal» tenen Zeile kleiner Schrift SV Pf Unter „Eingesandt" die Zeile bo Pf Bei Tabellen- und Ziffernfatz tntfprechender Aufschlag. Heransgebrr: Königliche Expedition des Dresdner Journal« DrrSden, Zwingerstr 20. Fernspr -Anschluß: Nr ILES. ^248. Freitag, den 23. Oktober, abends. 1896. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Auf Grund von 8 6 der Verordnung vom 16. September 1856 wird hiermit bekannt gemacht, daß die zum Geschäftsbetriebe im Königreich Sachsen mit dem Sitze in Dresden zugelassene Magdeburger Lebensversicherungsgesellschaft zu Magdeburg die Städte Dresden und Leipzig als Sitze für ihren Betrieb erwählt hat. Dresden, am 19. Oktober 1896. Ministerium des Innern, Abtheilung für Ackerbau, Gewerbe und Handel. 8834 Bodel. Edelmann. »rneuuuuge«, Versetzungen re.' tm öffentlichen Dienste. Departement der Finanzen. Verwaltung der Zölle und indirekten Steuern. Befördert: der Zollassistent von Malachowski zum Zollsekretär in Tetschen, der Zoll- assistcnt Graf zum Zollselretär in Riefa, der Steuerausschcr Dornig zum Unterstcuereinnehmcr in Pulsnitz, der Steuer auffeher f d. B. Höser zum Bureauassistentcn bei der Zoll- und Steuerdirektion, der Obersteueranfscher Schneider zum Lberkontrolassistenten in Grimma, der Steuerauffeher f. d. B. Unger zum Zollassistenten im Weipert-Bärenstein, der Steuer ausseher f. d B. Dreißig zum Zollassistenten in Oschatz, der Grenzaufseher f d. B. Böhme zum Zollassistenten in Klingenthal, der Grenzausseher s. d B. Psund zum Nebenzolleinnehmer in Wernitzgrün, der Grenzausscher s d B Reichert zum Obergrenzaufjeher in Klingenthal. — Versetzt: der Obcrkontrolassistcnt Schneider in Grimma als Steuereinnehmer nach Nossen, der Zollassistent Kändler in Chemnitz als Steuereinnehmer nach Oederan, der Zollassistent Günther in Oschatz als Steuereinnehmer nach Bischofswerda, der Nebenzolleinnehmer Imme in Wernitzgrün als Unter- steucreinnebmer nach Dohna, der Zollassistent Süß von Tetschen nach Dresden, der Zollassistent Kayser von Riesa nach Leipzig, der Zollassistent Ebermann von Klingenthal nach Dresden, der Zollassistent Fischer, von Bärenstein- Weipert »ach Chemnitz, der Obergrenzausseher Rühle in Klingenthal als Obersteucrausfeher nach Großenhain. — Angestellt: der vormalige Vicewachtmeistcr beim Traindepot Drogula, der Proviantmagazin-Aufseher Schumann, der Bicefcldwebel Grundmann, der vormalige Trompeter (Ser geant) Lämmerhirt und der Sekondelieutcnant a.D Wagner alS Grenzausseher. — Pensionirt: der Zollsekretär Meltzer in Dresden, der Zollselretär Haymann in Freiberg, der Steuereinnehmer Bretschneider in Nossen, der Steuerein nehmer Rinck in Bischosswerda, der Steuereinnehmer Röbert in Oederan, der Untcrsteuereinnehmer Perl in Dohna, der Bureauassistent bei der Zoll- und Eteuerdirekiion Blobel, der Sleueiausjeher Krahl in Dresden — Aus Ansuchen ent lassen: der Grenzausjeher Grundmann in Schandau — Entlassen: der Grenzausseher Neuhäuser in Taubenheim. -.Gestorben: der Zolleinuehmer Jrmber in Rumburg. Dem juristischen HülsSarbeiter bei dem Hauptzollamte Leipzig, Reserendar Meyer, ist das Dienstprävikat Assessor verliehen worden. Der prädizirte Forstasscssor Simmig ist zum etatmäßigen Forstassessor und Vcrwaller des Halbend.rfer Reviers im Forst bezirke Dresden ernannt worden. Bei der Po st Verwaltung sind ernannt worden: Steudner, zeither Ober-PostdircctionSsecretär, als Post- kassirer in Leipzig; Schmieder, zeither Ober-PostdirectionS- sccretär, als Postkassirer in Döbeln. Nichtamtlicher Teil. Tie Auflösung der bulgarischen Nationalvertretung ist gestern erfolgt und die Ausschreibung von Neu wahlen wird nicht lange auf sich warten lassen, da der Tag des alljährigen Zusammentritts der Sobranje — 27. November — gesetzlich vorgeschrieben, also nicht mehr viel Zeit zu verlieren ist. Der Wahlfeld- Lunst und Wissenschaft. Aus Julius Grosses Lebenserinnerungen. I. Unter dem Titel „Ursachen und Wirkungen", Lebenserinnerungen von JuluS Woldemar Grosse hat ein Poet, den die Literaturgeschichte des neunzehnten Jahrhunderts zu den „Münchenern" zählt, ein Schrift steller, dessen Werke schon eine stattliche Reihe von Bänden umfsffen und der an den litterarischen Entwickelungen des Halbjahrhundert« von 1845—1895 thätigen und leiden den Anteil genommen hck^, soeben (Braunschweig, bei George Westermann) ein autobiographisches Werk erscheinen lassen, auf das die Aufmerksamkeit weiter Kreise gelenkt und da« ganz sicher zu den eigentümlichsten und inhalt reichsten Büchern der letzten Jahre gerechnet zu werden verdient. Der Verfasser, der als Generalsekretär der deutschen Schillerstiftung während einer Reihe von Jahren seine Heimat auch in Dresden gefunden hat, dessen Tragödie „Tiberius" auf der Dresdner Hofbühne aufge führt wurde, zählt in unserer Stadt Freunde genug, die der Schilderung seiner Schicksale und Eindrücke ein leb hafte« persönliche« Interesse entgegenbringen werden Doch bedarf es dieses Freundesgefühl« nicht, um den „Ursachen und Wirkungen" lebendigen Anteil zu widmen Die Fülle der in dieser Selbstbiographie enthaltenen Lebensbilder, der fesselnden Erinnerungen und Beziehungen, ist eine so große, eS ergeben sich so farbenreiche und anziehende Rückblicke auf deutsche GesellschastS-Litteratur- und Kunst zustände um die Mitte de« Jahrhunderts, es tauchen ganze Reihen bedeutender und interessanter Persönlichkeiten im Verlauf der Erzählung auf, sodaß die Lebensgeschichte auch diese« Strebenden immer wieder zum Weltbild im Kleinen wird und al« solche« ihren Reiz auSübt zug wird demnach von kurzer Dauer sein, aber um so leidenschaftlicher geführt werden. Dem Ministerium Stoilow ist bei der Neugestaltung der Parteiverhält- nisse daran gelegen, eine für die Fortsetzung der bisherigen gemäßigt russenfreundlichen Regierungs politik günstiggestimmte Mehrheit in der Sobranje zu erhalten und der Gefahr vorzubeugen, daß der Fürst, den goldenen Mittelweg verlassend, auf die Ratschläge Zankows und Karawelows zurückgreife, welch' letztere betreffs der Bulgarien einzig und allein glücklich machenden Politik russischer denken als die Russen selbst. Zur Beleuchtung dieses kühnen Ent schlusses des Ministerpräsidenten Stoilow geben wir nachstehend einen Bericht wieder, der uns gestern aus der bulgarischen Hauptstadt zugegangen ist: Wie bekannt, hatten Stoilow und seine Kollegen schon vor zwei Monaten auf dem Sprunge gestanden, ihrer Ministerthätigkeit zu entsagen, da sie in der Emigrantenfrage sowohl untereinander wie mit dem Fürsten Ferdinand verschiedener Meinung waren. Doch wurden die Differenzen durch Vertagung dieser Frage vorderhand beigelegt, die Emigranten blieben vorläufig in Rußland und Sioilow und seine Kollegen in ihren Ämtern, nachdem Fürst Ferdinand sich auch mit dein ungebärdigen Kriegsminister Petrow ver ständigt hatte Nur Natschewitsch ging damals über Bord, ein Opfer mußte den hitzig drängenden Russen freunden gebracht werden. Die Beruhigung hat aber nicht lange gedauert, die Emigrantenfrage ist jetzt wieder hervorgeholt worden, die stärkste Fraktion in der Regierungsmehr heit — die Unionisten — hat darauf gedrängt, die Angelegenheit im Sinne der „russischen Forderung", d. h. durch vollständige Rehabilitierung der emigrierten Offiziere und deren Wiederanstellung im Heeresdienste in den ihnen zukommenden höheren Stellungen, end- giltig zu erledigen. Wenn der Ministerpräsident bis zum 15./27. November, der Eröffnung der National vertretung, diesem Verlangen nicht Folge geleistet haben sollte, würden die Unionisten in dar Lager der Opposition übergehen und im Verein mit den An hängern Zankows und Karawelows ihrer Forderung Geltung verschaffen. Stoilow steht infolgedessen vor der Wahl, entweder den Fürsten wegen der Emigrantenfrage zu einem Bruch mit Petrow zu nötigen, oder aber von ihm die Bevollmächtigung zur Auflösung der Sobranje zu erteilen, um noch rechtzeitig für eine Erneuerung der selben vorsorgen zu können. In der nächsten Um gebung des Fürsten befürchtet mau, daß in diesem letzteren Falle die Unionisten und die extrem russophilen Fraktionen Zankow und Karawelow eine regierungs feindliche Mehrheit erlangen würden, worauf die Krisis gleich wieder vorhanden und die Bildung eines Kabinetts Zankow-Karawelow kaum zu verhindern wäre. Fürst Ferdinand möchte allerdings gerne das Ministerium Stoilow über die Schwierigkeit hinweg bringen, ohne eine dieser beiden radikalen Entscheid ungen zu treffen. Anderseits ist es unzweifelhaft, daß er sich schließlich doch für die ihm von Rußland nahegelegte Lösung der Emigrantenfrage entscheiden muß, wenn alle Versuche, einen rettenden Mittelweg zu finden, erschöpft sein werden. Vorläufig hüllen sich seine russischen Ratgeber, wie auch die russische Presse, in ein übrigens sehr beredtes Stillschweigen, um nicht die „böse Absicht" zu verraten, daß sie den Fürsten und seine Minister in unangemessener Weise beein flussen wollten. Man will auf dieser Seite absolut den Verdacht vermeiden, als mache die .russische Diplomatie in Sofia einseitige russische Politik. Nach der Aussöhnung mit Bulgarien sollte letzteres in voller Unabhängigkeit auch von Ruß land seine innerpolitischrn Angelegenheiten ordnen, natürlich unter der Voraussetzung russischerseits, daß Bulgarien künftighin unentwegt an der wiedergewon- Julius Große wurde als der Sohn eines preußischen Militärgeistlichen, des späteren Konsistoralrats und Divisions- predigers vr Grosse in Magdeburg, am 25. April 1828 zu Erfurt geboren Charakteristisch ist, daß er sich, ob schon durch die Versetzung seines Vaters bereits im fünften Lebensjahr nach Magdeburg gelangt, durchaus als Thüringer fühlt und betrachtet. Thüringer sind es, die er als Geist liche, als Bürgermeister kleiner Städte in langer Folge, von der Reformationszeit an, als seine Vorfahren erblickt Der Großvater war Prediger im Dorfe Elxleben an der Gera, und der Enkel empfing dort früh die Eindrücke, die zum vollen Glück einer Knabenjugend gehören „Elxleben, das unvergleichliche garten- und wiesenumgrünte Idyll — wie schimmert noch heute das weinumrankte Pfarrhaus gegenüber der Kirche an der langhingcstreckten Hauptstraße als eine meiner frühesten Kindheitserinnerungen, sei cS als Ziel der hochwillkommenen Kirmesfahrt, oder der längeren Sommerfrische bei den Großeltern! Wie hoch und prächtig erschienen damals die kleinen, traulichen, sandbestreuten Stübchen, wie duftete cS im ganzen HauS von frischem Kuchen und Obst. Großvater steht noch vor mir, im grauen Kaftan mit der weißen Zipfelmütze und dem ernsten strenggeschnittenen Raßekopf, dem Typus eiserner Willenskraft, aber auch unberechenbaren Jähzorns Auch dich sehe ich noch, gute Großmutter, mit den weichen braunen Augen, der nickenden weißen Haube und den streichelnden Händen, wenn sie dem unruhigen Enkel eine raffelnde Truhe voll uralter Reich«münzen zum Spielen gab Dann der Hos mit dem Bienenhaus und dem Nuß baum und der Wurzgarten mit seiner Wildnis von Johanni«- und Stachelbeerstauden. Da sehe ich meinen kleinen Bruder sich aufrichten an einem Blumenstock und nahm e» als ein Heldenstück, wenn ich mich heimlich davonstehlen konnte, zum Mäuerchen hinaus in die grenzen lose Wiese, wo Tausende von Blumen alle Sinne um fingen, oder weiter hinaus zum zweiten entlegenen Gra«- nenen Freundschaft mit Rußland festhalte. Der bul garischen Regierung sollte es überlassen bleiben, mit den Resten des ehemaligen Regimes Stambulows aufzuräumen, wie es ihr am zweckmäßigsten erscheinen möchte. Doch giebt es für die Regierung in Bul garien keine eigentliche Freiheit und Unabhängigkeit in ihrem innerpolitischen Wirkungskreise, weil sie bei allen ihren Vorkehrungen den Eindiuck derselben auf Rußland in Rechnung stellen muß Im gegebenen Falle wird von russischer Seite auf Stoilow kein for meller Druck ausgeübt, und Fürst Ferdinand kann unbesorgt um die Erhaltung des russischen Wohl wollens an der Emigrantenfrage herumkünstcln, wie er es für gut erachtet, aber er kann anderseits diese Frage nicht zu einer endgiltigcn Lösung bringen, die ihn als rückfälligen Bekenner der Siambulowschen Lehre über die wahre Selbständigkeit und Unab hängigkeit des bulgarischen Staates erscheinen ließe Uber die wirtschaftlichen Verhältnisse Teutsch- Ostafrikas hat Gouverneur v. Wißmann vorgestern in Berlin in einer Versammlung der Internationalen Gesellschaft für vergleichende Rechtspflege und Volkswirtschafts lehre einen Vortrag gehalten, aus dessen Inhalt wir nach der „Post" folgendes hervorheben: In fcincr einleitenden Betrachtung über die Art und Weise der Kolonisation ging der Vortragende auf eine im Kolcnial- rat gemachte Äußerung von der „nervös hetzenden Kolonial politik" ein „In dcr That", sagte er, „wir werden durch die Fülle der Vorschläge und Wünsche und Meinungen, die sich aus uns häufen, und in denen so vielfach einfach Unmögliches von uns verlangt wird, wirklich zu einer hetzenden, überhasteten Arbeit da draußen angetricben. Ein mehr langsam aber sicher und stetig fortschreitendes Kolonisieren entspricht aber, wie uns ein Blick aus die Kolonisation anderer Länder auch zeigt, besser dem Begriffsvermögen der Bevölkerung als jene nervöse Über stürzung, mit der zu arbeiten wir j tzt gezwungen werden Leider hält das Kapital, welches sich zur Verfügung stellt, nicht Schritt mit den Anforderungen. d:e an uns gestellt werden ' Der Vortragende ging dann aus die Frage der Be siedelung Deutsch-Ostasrikas ein. „Vor einiger Zeit habe ich eine Reise in Indien gemacht und bin dort zu der sür mich sehr üb-rraschendcn Überzeugung gekommen, daß Indien nicht nur nicht zu großen Hoffnungen berechtigt, sondern daß es mir sogar minderwertiger erscheint als unser Ostasrika Wo liegt nuu das Hindernis sür uns, daß wie aus Ostasrika »och nicht das machen konnten, was die Engländer aus Indien gemacht haben/ Zunächst in der Bevölkerung, in ihrer geringen Zahl, ihrer geringen Intelligenz und in ihrer außerordentlichen BedüisniSlosigkeit. Daß sich die Zahl der Bevölkerung heben wird, dafür bietet schon der Umstand Gewähr, daß wir uns überhaupt dcr Kolonie angenommen haben. Die vielen Kriege weiden anshörrn. Der Sklavcnraub hat so gut wic ausgehört, und der Kindcrmord, der nicht zum wenigsten eine Ursache der geringen Bevölkeiungszahl ist, wird mit allen Kräften ein gedämmt Zur Erzielung einer stärkeren Bevölkerung könnte mau einmal der Idee der Besiedelung mit Indiern und malay ischcn Kul s näher treten. Indien ist in einigen Teilen be kanntlich enorm bevölkert. Ich glaube nicht, daß sich gerade in Zeiten von Hungersnöten die Engländer diesem Vorschlag sehr abgeneigt zeigen würden. Es mußten allerdings nicht handel treibende, sondern ackerbautreibende Indier aus dem Süden sein, die bei uns äußerst günstige Bedingungen sür ihr Fort kommen finden würden. Es ist auch von Besiedelung durch Chinesen gesprochen worden. Dem steht aber dcr Umstand ent gegen, daß der so wie so schon sehr sparsame Chinese mit seinen Ersparnissen wieder in die Heimat zurückkchrt. also aus dcr Kolonie nur Gewinn zieht. Eine höhere Intelligenz kann man der Bevölkerung durch Heranziehung zur Arbeit anerziehen. Der schlimmste Gegner der Arbeit des Negers bleibt aber doch d c Bedürfnislosigkeit. Der Neger sorgt nur sür das Aller- notwendigste zum Leben. Als Mittel, diese Mängel zu beseitigen, wäre nun einc, von mir zwar noch rrich: direkt vvrgcschlagene, Kops- oder Haus- oder Fcucrstrllcnsteuer geeignet, also eine direkte St-uer Eine indirekte versiebt die Bevö kerung nicht. Sie giebt ihr nur Anlaß zur Beunruhigung. Die vor geschlagene Steuer würde gern bezahlt werben. Denn Neger. Araber und Indier wissen sehr wohl, daß wir sür sic sorgen und sie schützen, und sie erkennen die Notwendigkeit einer Gegenleistung an, wie ja überhanpt fast jeder Wilde ein äußerst seines Gefühl sür Gerechtigkeit und sür Nehmen und Geben besitzt. Die Durchführung dieser Steuer und Obstgarten am Ende des Dorfes, ein unabsehbares geschlossenes Paradies mit fabelhaften rotgoldenen und dunkelblauen Früchten." Diese Erinnerungen, dazu die an die vieltürmige Geburtsstadt mit ihren Gartenumgebungcn, wurden aus freudigen zu schmerzlichen, als die Übersiedelung der Eltern nach Magdeburg erfolgte. Die thüringische Land schaft lebte wie ein verlorenes Paradies in der früh regen Phantasie des Knaben weiter. Ein schmerzliches Heimweh blieb ihm während der ganzen Jugendzeit an den flachen Ufern der Elbe. Der Gymnasiast wie der Student kannte nichts Schöneres, als ' die Rückkehr zu den Pfarrhäusern, in denen ihm da und dort Verwandte hausten. Auch die ersten leisen Anknüpfungen an die Litteratur ergaben sich dem Emporwachsendcn hier. Ein besonders geliebter Oheim Grosses, Lossius, saß im parkumgebcnen Dorfe Gispersleben bei Erfurt Er war der einzige Sohn des Erfurter Diakonus an dcr Prcdigerkirche Kaspar Friedrich LossiuS, dessen „Bildersaal" ehemals weit verbreitet war, dessen rührende Erzählung „Gumal und Lina" sich wohj noch in hundert alten Bibliotheken als ein denkwürdiges Zeugnis der Wirkungen Rousseaus auf deutsche Idealisten vorfindet und dessen jscntimentale Romanze: „An einem Fluß, der rauschend schoß, ein armes Mädchen saß", mitten im Sturm und Drang, im gleichen Jahr mit Schillers „Räubern" entstand und volkstümlich wurde." DaS ge räumige urbehagliche Pfarrhaus mit seinen Tauben und Kaninchen im Stil einer Voßschen Idylle, wo ich auch in späteren Jahren oft köstliche Wochen verlebte, ist mir so unvergeßlich, wie die ehrwürdigen Gestalten des Ehe paares, in denen das Märchen von Philemon und Bauci« erneuert erschien Sie sind beide uralt geworden und über ein halb Jahrhundert war das kinderlose Pfarrhaus die gastliche Stätte rauschender Gesellschaft, merkwürdiger Menschen, zahlloser Anekdoten und reicher Festmahle Onkel Lossiu» selbst zählte in jeder Beziehung zu den würde allerdings zunächst allc Kräfte dcr Regierung in Anspruch nehmen und in Anbetracht der uns jetzt zur Verfügung stehen den Regierungsorgane nur langsam vou statten gehen. Die Rcgicrungsorgane würden durch viesc Steuer gezwungen, dem Neger näher zu treten Jetzt kommen sie höchstens bri der Schlichtung von Streitigkeiten ic. mit ihm in Berührung. Im allgemeinen ist der Neger jetzt sich selbst überlassen Die ein geborenen Autoritäten müßten bei Einführung der Steuer mög lichst in Anspruch genommen werden. Am höchsten wären die Inder, weniger die Araber, am geringsten die Neger zu be steuern Es giebt nur ein Erziehungsmittel sür den Neger Aflikas, und das ist die Arbeit Ten größten Teil der Be wohner Ostasrikas bilden die Bantuncger, ein Volk mit sehr leichtem, oberflächlichem Charakter Wie der Bantu ein schlechter Mohammedaner war, ist er ein schlechter Christ, und er hört auf Christ zu sein, sobald er den Missionar verläßt Ich habe einmal darauf hingewiescn, wie die katholischen Missionen in dieser Beziehung richtiger vorgehen, indem sie sagten: Subaru et ora. und nicht Oiu. et luborn! Es ist auch in vielen evan gelischen Missionen in dm letzten Jahren durchaus in diesem Sinne gearbeitet wordcn, was ich dankbar anerkenne. Ein Mittel zur Erziehung des Negers zur Arbeit ist jene Kopf- oder Haussteucr, die entweder in Bargeld oder in Naturalien oder in Form von Arbeit eingezogen werden kann Leistet der Neger sie in Naturalien, so müssen doch Käufer dasür vorhanden fein. Handel und Verkehr werden sich beleben. Wenn dcr Neger erst sieht, daß wichtige Kulturpflanzen gut bezahlt werden, wird er nicht mehr bloß Mais, Kartoffeln ;c. anbauen, sondern auch solche Kulturpflanzen. Er wird dann zum Beispiel Erd nüsse, die wir ihm zur Anpflanzung übergeben haben, nicht mehr auscssen, um sich aus möglichst bcgu.mc Weise vec Arbeit zu entziehen. Kann der Neger dann auch sein Vieh vorteilhaft verkaufen, wird er sich m.t größerem Eiser der Vieh zucht hingcben Die Form der Steuer in direkter Arbeit würde sehr vorteilhast sein für die Ausgestaltung der afrikanischen Verkehrswege, für Anlegung von Eisenbahnen. Auch die jetzt mit Schrecken genannte afrikanische Landarbeilcrsrage würde sich dadurch besser regeln. Dem Planlagenbesitzer würde dadurch eine s>hr wichtige Erleichterung erwachsen. Jetzt lausen rhm die unsteten Neger ans der Arbeit, sobald sie einig: Rupies beisammen haben, und der Plantagcnbcsitzer ist aus d:e teueren Kuli angewiesen." Major v Wißmann kam sodann auf die Besiedelung dcutschcrfeits durch Europäer und Heranziehung europäischer Arvcitskräste zu sprechen „Ich habe mich schon mehrfach gegen die Kolonisation mit kleinen Landwirten, Bauern rc. auS- gcfprochen, aber stets nur vorläufig. Nach meiner Überzeugung sind wir auch jetzt noch nicht so weit, daß wir einen solchen Versuch machen könmen. Ich behaupte, daß wir in Ostasrika noch nicht einen Fuß breit Boden haben, von dem wir sagen können, er liege absolut gesund. Wir haben noch keine sicheren Mrtiel gegen Malaria und Dissentcrie, jene Hauptseinde des Europäers. Wenn wir 50 Bauern hinausschicklen, die zwei Monate zu ihrem Platz zu marschieren und sich Holz zu schlagen hätten, wären binnen Jahressrist 25 davon tot. Und dann würde Hr. Eugen Richter im Reichstage wieder sagen: „Ja, nun weiß ich, warum wir Kolonien haben, nämlich um die Leute bequemer begraben zu können!' Und nicht mit Unrccht! Wenn wir erst bessere Verkehrswege und Eisenbahnen haben werden, wenn auch sonst gute Vor bereitungen sür den Empfang der Kolonisten ge troffen fein werden, dann steht die Frage schon ganz wesentlich anders Selbstverständlich ist es, daß die Forsch ungen über gute Vorbedingungen zur Kolonisation fortgesetzt werken müssen. Für den Europäer bleibt nur der Plantagen bau, dcr Handel, die Viehzucht und die Aus nützung der Bodenschätze. Mit der Hacke kann cr nicht arbeiten. Der Plantagenbau ist leider nur auf kleinere Bezirke des riesigen Gebietes angewiesen, zunächst nur aus Gebirgsgegenden und aus das große Delta des Rufidji. Das Land Ujambara ist bekanntlich >m Sturm genommen worden für Planlagen zwecke W>r haben nur noch wenig frei In Üsambara kann nunmehr die Kultur des Tabaks als gescheitert, d.e des Kaffees aber als vorzüglich gelungen betrachtet weiden. Für Tabak scheint aber trotzdem noch Platz zu sein. Der schwarze Boden des Rufidji - Deltas soll dem von Java gleichkommcn. Die hier angestellten Versuche haben freilich, was die Qualität be trifft, enttäuscht: Kenner aber versichern, daß der Tabak hier viel verspreche. Den Handel, und zwar den Kleinhandel haben jetzt die Inder in den Händen Es wird sich dagegen nicht aufkommcn lassen. Der Euroväer kann mit ihnen nicht konkurrieren. Bon wirklichem Elscnbeinhandel kann nicht mehr die Rede sein, da der Elesantenbcstand bei uns gar zu gering ist Bei Ausnützung der Reichtümer des Bodens, die noch sür den Europäer in Betracht kommt, kann man große Hoffnungen auf gute Kohlenlager in Ostafrika fetzen Ob und wie weit sie abbaufähig sind, ist freilich noch nicht crwiefen. Gold ist ebenfalls gefunden worden Ich fclbst habe dort einmal Gold gewafchen, aber in so geringer Quanti tät, daß an Abbau nicht zu denken ist. Ein gar nicht zn unterschätzender Reichtum sind die Wälder. Besonders wertvoll ist das Mangroveholz, das einzige, das den Termiten hochgebildetsten Mitgliedern seines Standes Er hatte viel Kunstsinn und aus seinen alljährlichen großen Reisen zeichnete er nicht bloß Landschaften, sondern mit noch größerer Vorliebe die berühmtesten Kirchen und Dome des weiten deutschen Vaterlandes In Thüringen gab cs nicht leicht eine Kirchweih, eine musikalische oder litterarische Gedenkfeier, wo er nicht dabei sein mußte; noch als hoher Siebziger hat cr sich aufgemacht, um die Bergwelt Ober bayerns und Tirols kennen zu lernen In dieser uner schöpflichen Genußfähigkeit, in der leutseligen Freude am Menschenverkehr, wie in seinem irenischen Optimismus ist er mir allezeit als Ideal erschienen." Die Magdeburger Erinnerungen des Knaben Grosse erscheinen nicht minder fesselnd und abwechslungsreich, als die eben berührten thüringischen, wenn sie auch nicht von so goldenem Licht umwoben sind. Eine gewisse Überbürd- ung fand sowohl am Gymnasium zum Kloster unserer lieben Frauen, als am Domgymnasium statt; der Ver fasser schreibt ihr die Schuld zu, daß seine körperliche Ent wickelung um Jahre zurückgeblieben sei, daß er noch mit 18 Jahren ein großes Kind war Der erste künstlerische Trieb regte sich bei Julius Grosse in leidenschaftlicher Farbenfreude, in der Lust, nach eigener Erfindung zu zeichnen und zu malen „Ich glaube, es gab keinen Helden der Kreuzzüge und keine Schlacht von Sempach bis Roßbach, die nicht auf figurenreichen Kompositionen verherrlicht worden Von Wasserfarben kam ich bald zum Pastellbild, vom Pastell zur Ölmalerei, und zwar mit mühsam selbstgeriebenen Farben Den größten Umschwung erlebte ich, als ich, etwa 15 Jahre alt, die ersten Ver suche in Portraitieren machte und sie gelingen sah. Die« Gelingen wirkte wie eine berauschende Offenbarung und Entdeckung, die mich mit Wonne und Selbstvertrauen er füllte. Alle« wurde gemalt, von der alten Frau Löffler und ihrer Haushälterin bis zum kleinen, verwachsenen Hausschneider, selbstverständlich alle Nachbarn und Lehrer, seit»
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