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I Sir. 268 Unabhängiges Tageblatt für Wahrheit, Recht und Freiheit mit AnterhaltrrngObeilage Vie iüustrievtr Aeit und Sonntagsbeilage Feierabenb «nmrd«r da» «eschSstdanzefgen bi» »v ll-r, d»» FüntUir» I an,eigen dt» I l Uhr. „ ... , I »r-4» k»e die Betii-Epaitzeiie SS s im »leüamelell SS « I Fü7 u!w-uMch g-Ich-t-b-ne. ,-wie durch S-rntprech-r 1 gegebene ttlnzeigen Ämien wir die «erantworUichkeU für die I " ' Rtchtlgke» de« Texte» nicht »bernehmen. «edatttonS-Sdrechslunde: IS bi» l l Uhr vonnMag». i Für Rückgabe etiigesandter Echristsiücke macht stih die diedattiau I aich« verbindlich; Rücksendung erfolgt, wenn Rückporto bei. I gefügt ift. Brieflichen Anfragen ist «lntwort«dort» betgusügen. I Geschäftsstelle und Nedaktlon Dresden->A. 16, Holbeinstraße 46 Donnerstag den 20. November 1913 Fernsprecher 21366 12. Jahrg Große Lentrumsversammlung in Dresden Dresden den 20. November 1013. In jedem Jahre hält der Zentrumswahlvercin eine große Versammlung ab, in der hervorragende Männer das Wort ergreifen, um über die politischen Tagesfragen einen aufklärenden Vortrag zu halten. Diese Versanimlungen er freuen sich stets eines gutes Besuches. Auch in diesem Jahre war es gelungen, einen tüchtigen Abgeordneten zu ge winnen. Der große Saal des Tivoli war dicht besetzt am Diens tag abend und auf der Galerie hatten die Damen in sehe großer Anzahl Platz genommen. Der Zentrumsgedanke in Dresden lebt, das bewies die Versammlung von Anfang bis zu Ende, er lebt zu unserer Freude in allen Ständen und allen Jahresklassen. Mit besonderer Freude konnte der Vorsitzende des Zentrumswahlvereins, Herr Kaufmann Hanisch, die Versammlung eröffnen und für den stattlichen Besuch danken. Einen herzlichen Gruß entbot er dem Redner des Abends. Herrn Rcichstagsabgeordncten Dr. P fe i f fe r, der eine Versammlung in einer anderen Stadt abgesagt hat, um bei uns reden zu können. Es sei nicht leicht gewesen, diesmal einen Redner zu bekommen. Viele Abgeordnete seien bei den badischen Landtagswahlen hervorragend mit tätig gewesen, manche hatten bei den Stadtverordneten- Vahlen in Ostpreußen zu tun, weshalb cs uns doppelt freue, wß wir gerade diesen Redner bekommen haben, um uns zu 'egeistern, wofür ihm der herzlichste Dank ausgesprochen sei. Ein freundliches Wort der Begrüßung sei auch den Vcr- tretern der Presse gewidmet, wobei an die Nichtzentrnms- Presse die Bitte gerichtet wird, über die Sache so zu be- richten, wie wir sie aufgefaßt haben wollen. Redner er innert noch kurz an die Jubiläumsfeier nationaler Natur und schließt mit einem stürmisch ausgenommenen Hoch auf den deutschen Kaiser und den König von Sachsen. Hierauf ergreift mit lebhaftem Beifall begrüßt Herr Reichstagsabgeordneter Dr. Pfeiffer-München das Wort zu seinem Vortrag über die Notwendigkeit des Zentrums. Er führte dabei ungefähr aus: Für die freudige Begrüßung danke ich Ihnen von Her zen. Als ich mich heute morgen in München zur Bahn be gab, da wehten noch die grün-weißen Fahnen. Als erster Bundesfürst ist Ihr König gekommen, dem neuen bayrischen König seinen Besuch abzustatten. Er hat in allen Teilen der Bevölkerung einen lebhaften Widerhall gefunden, als er be tonte, daß Bayerns Leid und Freud auch Sachsens Leid und Freud sei. Darüber herrscht große Freude. Die beiden Königreiche wollen Leid und Freud teilen auch im großen Betriebe des politischen Lebens. Denn im Hinblicke auf die Thronrede habe ich die Gewiß- heit, daß jenes Wort politisch zu verstehen gewesen ist. Wenn ich mich anschicke, vor Ihnen davon zu sprechen, was notwendig ist für uns, warum wir ein großes lind starkes Zentrum brauchen, so will ich von den jüngsten Er eignissen ansgehen. Die Wahlen in Baden brachten der Zentrumspartei einen Erfolg, wie wir ihn in unfern kühnsten Träumen nicht zu erwarten wagten. Wir waren erstaunt: am meisten, als das kaum Denkbare geschah, daß Muser seinen Sitz verloren hat. Wenn wir uns fragen, was diesen Erfolg gebracht hat, so läßt es sich beantworten mit dem Sah: Lügen haben kurze Beine. Die Wahrheit muß doch einmal an den Tag kommen. Evidenter hat man das noch nicht gesehen, als in Baden. Die zahllosen Lügen des Großblocks, mit denen er 1909 seine Erfolge erzielte, sind jetzt klargestellt. Der Un fug, der von dort mit der Reichsfinanzrcform getrieben wurde, fand jetzt seine Strafe. Bassermann hatte noch im Juni die Erklärung abgegeben, daß seine Partei die in direkten Steuern im Betrage von 400 Millionen Mark be willigen wollte. Das Zentrum hat mit den Konservativen zusammen 310 Millionen bewilligt. Die Hetze darob war maßlos. Die Tägl. Rundschau schrieb damals: Das Unter nehmertum hat einen Profit von 90 Millionen in die Tasche gesteckt. Aber sogar die „Nhein.-Westf. Ztg." hat an Dr. Weber die Frage gerichtet: „Wenn Dr. Weber so sehr schimpft über die Steuern des Zentrums, glaubt er denn dann wirklich, daß das deutsche Volk die 400 Millio- neu der Liberalen leichter getragen hätte?" Das war eine Stimme der Vernunft. Auf diese Steuern hat die erste Probe das Zentrum in Baden ausgehalten. Zu den Steuern hat auch der Bundesrat seine Zustimmung gegeben. Aber in der Hetze hat der Vundesrat ge schwiegen. Wir haben 1909 gewußt, daß wir Verluste in Baden bei den Wahlen erleiden würden. Verluste an Vertrauen, an Wahlkreisen. Mancher Mann würde irre werden an der Politik des Zentrums. Aber die snlus publica ist uns die oberste Richtlinie gewesen. Bei den badischen Wahlen im Jahre 1909 hat man mit der B r a n n tw e i n l i e b e s - gäbe eine unerhörte Hetze inszeniert. (Redner gibt eine Erklärung dieser Liebesgabe.) Wir haben damals darauf hingewiesen und bewiesen aus Statistiken von Klein- brennercien, daß diese Hetze unberechtigt war. Damit hat der Großblock in Baden 1909 seine Wahlen gemacht. Aber es kommt oft anders, als man denkt. Für die Aufhebung der Liebesgabe haben gestimmt Zentrum und Konservative. Und die Fortschrittliche Volkspartei, die gegen die Liebes gabe im Reichstage gestimmt hat, hat in Baden in der Kammer die Resolution eingebracht, für dieselbe der Herr Finanzminister mußte erklären: „Erfreulicherweise sind An träge eingelaufen, durch welche die Interessen der kleinen Brenner gewahrt sind." Das genügte für unsere Wahlen. Das Volk hat erkannt, daß 1909 viel Geschrei vorhanden war und wenig Wolle.< Die Leute haben am eigenen Leibe erfahren, daß wir es gut mit ihnen gemeint haben. Etwas anderes kam noch dazu: die Großblockpolitik. Es ist unzweifelhaft, die die Abgeordneten Franc! und Kolb die intelligenteren Elemente im Block sind. Aber es hat wie eine Bombe gewirkt bei allen Leuten, die noch ein kleines Gefühl für nationale Gedanken haben, daß ein Ab geordneter, der erklärt, der Großherzog müsse sich bald nach einem rentableren Berufe umsehen, nicht wählbar sei. Der Erfinder der Großblockideen ist der Abg. Naumann, der meinte, ein Block von Bassermann bis Bebel mußte ge bildet werden. Das veranlaßte ein erhebliches Schütteln des Kopfes auf der ganzen Linie. Und dann erfolgte der Zusammenschluß doch, wobei die Sozialdemokratie in Baden den besten Schnitt gemacht hat. Es muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß es etwas wesentlich anderes ist, ob man in Rücksicht auf einen augenblicklichen Gewinn ein Abkommen trifft mit einer Partei, deren Wege sonst andere sind, oder ob ein solches für immer geschlossen ist. Als wir in Bayern mit der Sozialdemokratie im Jahre 1906/06 das Wahlrecht durchgesetzt haben, da war das nur ein taktisches Zusammengehen, aber keine Interessen gemeinschaft. Eher kommt Wasser und Feuer zusammen, ehe sich Zentrum und Sozialdemokratie in der gleichen Linie be wegen. Wenn auch Brücken der Verständigung genug ge schlagen werden können, in solchen Fragen ist es ganz aus geschlossen. Wir sehen heute, daß verschiedene Parteien gefährliche Bahnen gehen mit dem Abbau der Parteigrnndsäbe. Der Liberalismus gibt immer mehr Leute ab an die Sozial demokratie. Das ist nicht nur auf das Steigen der roten Flut zurückzuführen, sondern auch vor allem auf das Schwin den nationaler Grundsätze bei gewissen Parteien. Früher soll an der Mißwirtschaft im Reiche niemand schuld gewesen sein als die Zentrumspartei. Was haben nnn die vielen Mandate der Sozialdemokratie gebracht? Was man draußen bei der Agitation sagt, das kann man nicht immer durchsetzen im Reichstage. Wenn man Versprechungen realisieren soll, dann stellen sich Hindernisse ein. Viele, viele innerhalb der Reihen der Sozialdemokratie sind sicher unzufrieden mit der Tatsache, daß die größte Militiirvorlagc, die je in Deutschland auftauchte, nur gemacht werden konnte, weil die Sozialdemokratie sich mit Mehrheit bereit erklärt hat, die Mittel zur Verfügung zu stellen. Wir waren doch etwas früher aufgestanden, als die Herren Gegner. Wir können uns immer auf die Treue bei behaltener Grundsätze verlassen. Wir sind bereit mitzu helfen, aber wir machen unsere Zustimmung abhängig von der vorher zu lösenden Deckungsfrage. Die Sozialdemokratie mag sagen, sie wolle die starken Schultern belasten. Das Grundsätzliche ist, daß die Sozialdemokratie zum ersten Male Steuern bewilligt hat, daß sie zu gibt, daß die Mittel zum Staatshaushalt fließen müssen aus den Taschen des Bürgers. Sie hat w"hl einige der besten Gegner vorgeschickt, die betonten, daß bei der ungeheueren Verschärfung der ganzen politischen Konstellation Deutschland in die größte Gefahr kommen müsse, wenn die Steuern bewilligt würden. Es ist im inter- nationalen Betriebe so, daß ein Teil den anderen treibt. Wir müssen gewärtig sein, daß eines Tages eine KaLa st r o p h e hereinbricht. Das Land muß stark sein, weil auch ein bewaffneter Friede, wie ihn Oester- reich heute hat, mehr Verluste bringen kann, als ein Krieg. Diese Verluste müssen mit Milliarden beziffert werden, höher, als ein Krieg ge fordert hätte. Unsere Wehrmacht muß sich auf dem größtmöglichen Stande halten. Wahrscheinlich ist es mit den letzten Forderungen noch nicht obae. schlossen. Unsere Artillerie ist noch nicht auf der Höhe, auf der sie in einem Kriegsfälle notwendigerweise stehen müßte. Was würde aber geschehen, wenn heute nach unglücklichem Ausgange eines Krieges die Witwen, die Mütter, die Waisen sagten: „Die Katastrophe hätte sich ver- meiden lassen, wenn die Gewehre besser gewesen waren, wenn unsere Truppen auf der Höhe gewesen wären." Das Paria- ment, die Negierung, die solches verschuldet hätte, wurde nach der Katastrophe hinauSgefegt. Während 1909 eine ungeheuere Aufregung wegen de, Finanzreform sich erhoben hatte, hört man heute nichts von solch aufgeregten Artikeln wie damals. Ueber allen Wipfeln ist N u h. Das kommt daher, das; im Lande draußen die Presse zumeist in den Händen des nichtschwarz blauen Blockes ist. In deren Interessensphäre lag es da- mals, die Aufregung zu schüren. Heute ist es anders, heute g e h t d i e P r e s s e z u s a m m e n. Die Sozialdemokratie kann nicht die Geschäfte machen, die sie erhofft hat. Die Art der Lösung, wie sie das Jahr 1913 gebracht hat, entspricht dem Problem, das wir 1909 vertreten haben. Die Regulierung ist keine leichte. Die direkten Steuern müssen den einzelnen Staaten, die in direkten dem Reiche zufallen. Schwierigkeiten bot nun die V e r m ö g e n s z u w a ch s st e u e r. Besonders schwierig war diese Angelegenheit, weil die Frage der Erbschafts steuer dort mit hineinfällt. Die Erbschaftssteuer, die 1909 abgelehnt wurde, wurde nun hineingebracht. Ein großer Teil der Zentrumspartei, darunter ich. bat gegen diese Steuer gestimmt. Diejenigen aber, die nicht genug schreien konnten nach der Erbschaftssteuer, die können nnn nicht genug lärmen, da sie bewilligt ist. Aber mitso ge ringen Sätzen wie jetzt hätten wir sie nie mehr beko m men, sic wäre später sicher erhöht worden. Man kann im allgemeinen das sagen, daß die Steuerlast auf die Schultern derjenigen gelegt ist, die sie tragen können. Das meiste verlangen heute die Gemeinden, und zwar diejenigen, wo die Sozialdemokraten die Herrschaft haben. Denn die modernen Einrichtungen auf allen Gebieten kosten Geld. Und der Mittelstand muß dies bezahlen. Dieser Stand wird es bald satt haben, immer wieder bluten zu müssen. Mit lauter Leuten, die nichts besitzen, kann kein Staat gelenkt werden. Der Betrieb des Deutschen Reiches kostet ungeheuer viel Geld. Aber das kommt daher, daß das Volk und seine Ansprüche kolossal ge wachsen sind. Jedermann sollte es klar sein, daß seit 40 Jahren die Verhältnisse ganz anders geworden sind. Die Hauptsache ist, daß die Verhältnisse den Bedürfnissen der Stunde angepaßt werden müssen. 66 Millionen stehen in ganz anderem Konkurrenzkampf nebeneinander als 40 Mil lionen. Dazu kommt die Vervollkommnung der Technik, die Tausende von Händen überflüssig mackst. Dazu kommt die- Abströmung vom flachen Lande. Und aus der Stadt wird so leicht keiner aufs Land zurückkehren. Da her rühren die Schwierigkeiten, die dem Bauern erwachsen, der ohne sie schon unter den Schäden schlechter Witterung zu leiden hat. Ist es dann genug, wenn man sagt: Es muß eine Lösung gefunden werden, dadurch, daß man eine Um wälzung mit einem Schlage herbeifühlt. Da steht auf der einen Seite das M a n chestert u m , das sagt: „Wir haben es nicht nötig, haben Geld genug: uns ist es gleichgültig, wie es geht." Auf der andern Seite stehen diejenigen, die auf religiösem Gebiete den Atheismus, auf sozialem den Kommunismus verlangen. Und denen stehen gegenüber diejenigen, die den Positivis m n s der reli giösen Ueberzeugnng fordern. In der religiösen Ueberzeugnng der Zentrumspartei liegt der Angelpunkt für all das, was im StaatSIeben nötig i st. Mit den schönsten wirtschaftlichen Programmen wird nichts erreicht werden können, wenn sie der religiösen Grund- läge entbehren. Die Gedanken von der Gleichheit aller Stände sind ganz schön, aber Praktisch nicht durchzuführen. Und dadurch, daß man die Leute an allem, was im Staats- leben vor sich geht, zweifeln läßt, führt mau sie nicht zu positiver Arbeit. Das kann keine völkerbefreiende Tätigkeit sein. Der Arbeiter muß seinen Lohn haben. Gewiß. Aber wir haben gewußt, daß das Handwerk seinen gol - denen Boden nur Hab e n k a u u , w enn e s a uf dem positiven Boden des Christentums st c h t. Das war das Ziel des Mainzer Bischofs KetteIer. Das sind die Gedanken, aus denen heraus wir immer wieder fordern müssen, daß eine starke Zentrumspartei bestehe, damit die goldene Mitte herbeigefübrt werde. Ueber die Reden, die geführt wurden und noch geführt werden vom Nichtvorhandeusein des