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Nr 31. WePerih-Zeitung Wienst.lg. Erscheint Dienstags und Freitags. Zu beziehen durch alle Postanstalteu. 20 April 18««. Preis pro Quartal ' 10 Ngr. Inserate die Spalten-Zeile 8Pfg- Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Ämter und Stadträthe zu Dippoldiswalde und /rauensteiu. verantwortlicher Nrdacteiir: Lari Lehne in Dippoldiswalde. Tagesgefchichte. Dresden. Man erwartet, dass bei dem bevor stehenden sächsischen Landtage von der zweiten Kammer ein Antrag auf Reform des mangelhaften Jmmo- biliar-Brandversicherungs-Gesetzes, resp. auf gänzliche Beseitigung desselben und auf Freigebung der Jinmobilienversicherung gestellt werden wird, so zwar, daß die Gebäudebesitzer versichern können, wo sie wollen. Die Annahme, daß nach Aufhebung der Zwangsver sicherung bei der Staatsversicherungsanstalt viele Ge bäudebesitzer gar nicht mehr versichern, infolge dessen nach Schadenfeuern ärmer würden, und daß dadurch eine bedeutende Schwächung der Steuerkraft eintreten müßte, hat nichts für sich; dieselben wissen schon, was zu ihrem Besten dient, und werden deshalb auch nach Beseitigung der Staats-Jmmobiliarversicherungsanstalt versichern, nur mit dem Unterschiede, daß sie dieß dann weit billiger als gegenwärtig werden thun können; ins besondere gilt dieses von den Grundbesitzern in den größer» Städten, wo bei feuersicherer Bauart Wasser leitungen und sehr wirksame Löschanstalten bestehen, was zur Folge hat, daß daselbst Brände nie eine größere Ausdehnung erlangen werden; infolge dessen fließt diesen Städten von der eingezahlten Versicherungs prämie nur ein Bruchtheil zu, und sie sind es vor zugsweise, welche die Brandschäden in den kleinen Städten und auf dem flachen Lande decken müssen. Es kann nicht zweifelhaft sein, daß nach Aufhebung der Lan- des-Jmmobiliar Brandversicherungsanstalt die Mobiliar- Brandversicherungsanstalten sich auch der Versicherung der Immobilien bemächtigen werden und daß an Gelegen heit zur Versicherung derselben auf ungleich billigere Weise wie bisher nicht der geringste Mangel sein wird. — Um die im Norddeutschen Bunde mit dem Jahre 1870 eintretende Einführung der neuen Maaße schon jetzt vorzubereiten, namentlich um die künftige Generation mit dieser wichtigen Veränderung schon jetzt recht vertraut zu machen, hat daS Königl. Sächs. Unter richtsministerium beschlossen, in allen sächs. Elementar schulen das neue „Metermaaß" aufhängen zu lassen. Die dazu nöthigen Tafeln werden in der Buchdruckerei von Giesecke und Devrient in Leipzig verfertigt. - - Die am 14. d. M. stattgehabte 14. ordentliche Generalversammlung der Aktionäre der Thode'schen Papierfabrik zu Hainsberg war von 37 Aktionären besucht, welche im Besitze von 1399 Aclien 180 Stimmen vertraten. Nach mehreren geschäftlichen Mittheilungen und Justifikation der Jahresrechnung wurde die Divi dende pro 1868 auf 11'/, Procent, vom 15. April ab zahlbar, festgestellt. In Döbeln ist am 11. April in Gegenwart des Cultusministers von Falkenstein, der königlichen und städtischen Behörden u. s. w. die neue Landes-Real schule zunächst mit 3 Classen und 97 Schülern eröffnet worden. Unter diesen 97 Schülern befinden sich nicht weniger als 49 Bauernsöhne aus der Umgegend Döbelns. Berlin. Die Sitzung de« Reichstages am 16. April war eine äußerst belebte, sehr zahlreich be suchte und dauerte an 5 Stunden. Sie wurde mit den Verhandlungen über einen Antrag der Abgeordneten Twesten und Graf Münster, die Errichtung verant wortlicher Bundesministerien betreffend, auSge- füllt. Der Antrag lautet: „Der Reichstag wolle be schließen, den Bundeskanzler aufzufordern: für die zur Competenz des Bundes gehörigen Angelegenheiten eine geordnete Aufsicht und Verwaltung durch verantwort liche Bundesministerien, namentlich für auswär tige Angelegenheiten, Finanzen, Krieg, Marine, Handel und Verkehrswesen, im Wege der Gesetzgebung herbei zuführen." Der Vertreter des Königreiches Sachsen, Staatsminister Frhr. v. Friesen, und der Bundeskanzler Gras Bismarck bekämpften den Antrag auf das Ent schiedenste; ersterer betonte namentlich die Gefährlich keit desselben in Bezug auf die weitere Entwickelung des Bundes, er schilderte die Unmöglichkeit feiten der Einzelstaaten, noch weitere Opfer zu bringen, warnte auf das Nachdrücklichste vor dem ewigen Rütteln an den Fundamenten der Verfassung, was eine freudige Theilnahme am Bunde den Einzelnen platterdings un möglich mache, und erkürte auf das Unzweideutigste die entschiedene Abneigung der wahren Freunde des Bundes, dem Drängen auf den Einheitsstaat nachzu geben. Graf Bismarck faßte den Antrag als ein Miß trauensvotum gegen seine Person und Politik auf und betonte die rechtliche Unzulässigkeit und die politische Unausführbarkeit desselben, von dem er eine Schädigung des Bundes erwarte. Bon Bedeutung waren die Erklärungen über den Gang der deutschen Entwickelung und über das Selbstständigkeitsgefühl der einzelnen Stämme. Schließlich wurde der obige Antrag mit 111 gegen 100 Stimmen angenommen. Wien. Ein italienischer General de Sonnaz hat hier an der Seite des Kaisers einer Revue der Wiener Garnison beigewohnt und wurde dann zur Tafel des Erzherzogs Albrechts gezogen, desselben, der im Juni 1866 in einem Armeebefehl erklärte. Victor Emanuel sei ein „räuberischer Nachbar," der die Hand nach dem schönsten Juvel in der Krone Oesterreich« ausstrecke; „der in seiner Anmaßung, seiner Raub sucht keine Grenzen kenne." Und jetzt wird der Besuch