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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-04-22
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188304227
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830422
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830422
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1883
-
Monat
1883-04
- Tag 1883-04-22
-
Monat
1883-04
-
Jahr
1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.04.1883
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. KrLaclion und Lrprdilion JohanneSgasse a3. Aprrchlsiindrn Lrr Urdncttou: BormittagS 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. tt» NMj,«be Vi-nulcrlpie macht ftch l>« St»racl>c» n.Sl vcio-u-l.ch. Annahme der für die nächstfolgende Nummer bestimmte» Anicratr an Wochentagen bis 3 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtage» früh bis '/,»lthr. In drn Filialen für Zus.-Annahme: Otto Klrnli», Universitälsstrabe 21, LoniS Lösche, Kalharlncnstraßc 18, v. nur bis „3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Me§ Attflage ,7,85«. ^lwiliirmeiitsrttei^ vierlelj. 4'/, Llk. mcl. Bri.igcr!o!>n 5 Mk.. durch dir 'La» l-ezogen Äk. Jede emzelin: Nummcr 20 Ps. Be'.-'gerenwlar 10 Ps. Gebühr»» Inr Exirabrilaaen otinr Poslh.-i'örderung A!k. «ttt Poslveiörderung 48 Mk. Inserate 6qeweUiene Petitzeile 20 Ps. Gröbere Schritte» lau! linieren» Preis verzeichnis,. Tabellarischer Sav nach höherem Tarif. Kcclamrn unter dem llrdactionsilrich die SvallzeNe .» Pi. Jiiterale sind bei« au d e tszprvltion zu senden. — Rabatt wird »>»1» gegeben, Zahlung praeniui > nai.ä» oder durch Posl- nach.naiune. ^ 112. Sonntag den 22. April 1883. 17. ZakMNg. Amtlicher Theil. V <S » Zur ^eker des Geburtstages Seiner Majestät des Königs von Sachsen wird Montag, den 2». April dieses Jahres, Nachmittags S Uhr ein Festmahl im Etablissement von Bonorand stattfinden. Diejenigen Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden ersncht, die Tafelkarten k 4 ^ bis zum Abend des 21. dieses Monats ans unserer Nuntiatur im Nachhause zu entnehmen. Daselbst werden auch Bestellungen auf Taselplüye angenommen. Ohne vorherige Bestellung werden Plätze nicht reservirt. Leipzig, den 13. April 1883. Der Nath der Stadt Leipzig. 1)r. Gcorgi. Or. Wangemann. Dtkanntmachung. Da» für dcn Handarbenec Friedrich IuililS Theodor Prirtzsch I a»S türcmmi» unierni 8. Dccembcr 181!) von dcr »ilicrzcichiieien j Behörde ausgestellte Dienstbuch ist in hiesiger Sladt verloren i I gcgangln. Wir bitte», das Buch im AuffindungSsalle bei un- abzuliesern. Leipzig, am 18. April 1883. Ta» Polizei-Amt brr Stadt Leimt«. Breis chneider. Rsdr. Faldix. SUchtamtlicher Thetl. SeAentilllje Sitzung der Sladtorrordnetcn Mittwoch, am 2Z. Zlpril I88it. Abends tt'/, Uhr im Saale dcr I. Bürgerschule. TageS ord nung: I. Bericht des Bau-, Oekonomie- und Finanz-AuSschusses über: s. Arcalaustausch mik Herrn Professor 11r, Fregc und den Bebauungsplan für VaS Areal zwischen der Lcibnizstraßc, dem Rosenthale, dcr allen Elster und der Frankfurter Straße: b. Berbreiternug dcr IohainicSgasie. II. Bericht des Bau-, Oekonomie- und SlistuiigS-AuSschusscs über Verkauf eines ArealstrcisciiS in Lkeudnitz an Herrn Dittrich in Liebertwollivitz. HI. Bericht deS Fiiianz-Au-schuffeS über a. die Vorlage bctr. Zählung der Fabrikarbeiter; b. Herabsetzung des Mielh- zrnses für daS vorm. WinkmühIciilborhailS. IV. Bericht des SlistnngS- und Finaiiz-AilSschufscS über Ver pachtung von Areal deö Armenbrodbäckerei-Grundstückc- an die Firma Brcitkops L Härtel. V. Bericht des Verfassung-- und Finanz-AuSschuffeS über Ereirnng einer Cassirer- und einer Contrcleurstelle beim Polizciamte. Antttsns-Vckunntmultzung. Im AuetivnSlocale des Unterzeichneten Rathcs, Gerber- strafte Nr. tv, Hof I. (»tage, sollen Montag, den 22 April I88S, Vormittags N Uhr 1 Schreibsccrclair, 0 Klcidcrschränke, 9 Eommoden, 1 Bierdruckapparat mit Wmdkeffel, 2 Schraubstöcke, 1 Hobelbank, 2 SepbaS, mehrere Spiegel, eine ^An zahl Wand- nnd Taschen-Ubrc», l Zither, l Violine, b Waschtische, 1 Packtisch, I Ladentisch. 1 Windhaube, mehrere goldene Ringe. I PartieKleidungsstücke re re. an den Meistbietenden gegen sofortige Baarzahlung ösfentsich versteigert werden. Leipzig, dcn 1l. April 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Nenkcr. Deklnilitliulchiing. Wir macken hierdurch aus die hierorts bestehende Bestimmung ansmerksain, wonach, wenn eine Familie mehr als drei Kinder zu gleicher Zeit zur Volksschule schickt, auf Ansuchen der Gltern oder deren Stellvertreter nur für die drei jü»ost:n Kinder Schutzelb erhebe» werte» soll. Diese Bestimmung kan» selbstverständlich dann keine An wendung sintcii, wenn schon einem oder mehreren Kindern einer Familie freier Schulnuterricht gewährt wird. Leipzig, am 16. April 1883. Dcr Nath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Lehnert. Mlninllnlichulig. Die Lieferung »uv Verlegung von ,o0 lsm gradlinigen Granitschwellcn und von 122 Stück Bailmkcsselcinsastnngcn von Granit in dcr Strafte IV und der verlängerten Marschnerstrafte im südwestlichen Bebauungsplan soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werken. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, Zimmer Nr. 14 auS und können daselbst eingeschen rcsp. entnommen werken. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „Granitschwellen re. in Strafte IV und Marschnerstrafte" versehen ebendaselbst und zwar b:S zum 30. April diese- JahrcS Nachmittag- 5 Uhr einzureichcn. Leipzig, am 14. April 1883. DeS RathS der Stadt Leipzig Straftenbaudeputation. Deklttllitlillilhimg. Die Herstellung von lOlO lsdm. Schteußen III. Elaste in einigen Straßen de- südwestlichen Bebauungsplanes soll an einen Unternehmer in Aecorv verdünge» werden. Die Bedingungen »nd Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, Zimmer Nr. 14 auS und können daselbst eingesehen rcsp. enliiommen werten. Bezügliche Offerten sind verstegelt und mit der Aufschrift: „Schleuftcn in dem südwestlichen BebauungS plane" versehen ebendaselbst »nd zwar bi- zum LU. April dieses Jahre-, Nachmittag- 5 Uhr einzureichcn. Leipzig, am 14. Avril 1883. De- Ratbü der Stadt Leipzig Ttraftenba,«-Deputation. Allttilm. Dien-tag, drn 24. April l8r»3. 3 Uhr Nachmittag» sollen im Auclionslocale de« Königliche» Aini-gcriänS Eingang von der Kleinen Burggasse) 1691 Bände Schiller s, 600 Bande Haust'S >»id 10^8 Bände Goethe'« Werke, 63ö Bände Lenau'S Gedichte, 7M Bände Weber Demicrüos und 324 Bä ide Leser Perlen, Pracht, au-gabe, öffentlich an de» Meistbietenden gegen sosorttge Baar- zahlung versteigert werden. Leipzig, den 18. April 1883. Thierbach, Gerichisvollzieber. Vrkalilitmllchilng. In Gemäßheit dcs tz. 1 der I»strnct>on für die AuS- I suhrung von Wasserrohrleitnngc» und Wasteranlagcn in Privatgnlndstncken vom 1. Juli 1880 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr l?d,n»nd Schröter, hier, Pr vinvii adcn strafte 12, zur Ucbcrilahiiie solcher Arbeiten bei unS sich angeincldet und den Besitz der hierzu erserterlichen Vorrichtungen uachge- wiesen hat. Leipzig, Len 20. April 1883. Dcr Nath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Allm. Vckantttmllljsung. Tie Herstellung einer macadamisirten Fahrbahn «n Straße IV dcü sudivestlichen Bebauungsplanes, sowie in der verlängerten Marjchnerstraße bi- zur der Biömarckstraße soll an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, RathhauS, Zimmer Nr. 14 auS und können daselbst eingesehei» resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: Macadamisirnng der Strafte IV und Marschnerstrafte versehen ebendaselbst und zwar bis zum 30. April diese- Jahre- Nachmittag- 5 Ubr einzureichen. Leipzigs am 14 April 1883. DeS NathS der Stadt Leipzig Straftenbaudeputation. Zu dcr akademischen Feier de- Geburtstage- Seiner Majestät deS Königs, welche Montag, den 23. diese- Mvnatö. Pvrmittags I I Uhr in der Aula der Universität siattsl»ren wird, beehrt sich der Unterzeichnete die Freunde der Universität hiermit ergebenst einzulabcn. Leipzig, am 2l. April 1883. Der Ncctor der Universität. W. Hi-. königliches Gymnalium. Zur Feier des Geburtsiags Lr. Majestät de- LSnigS Montag den 23. April Bormiilazs 10 Uhr Akins «Festredner Herr Professor l)r. Wörncr), wozu l»i Namen dcs Lebrertollegiums ergebenst ein- ladet Nlchard Richter, Rektor. Ttzomasschule. Zu dem am Gc-urtstage Sr. Majestät de» Königs vormittags 9 Uhr stattsmdenden Fcstactus beehre ich mich hierdurch ergebenst einzuladen. vr. Inngmann. Leipzig, am 21. April 1883. Die Städtische Gewerbeschule feiert Montag Vormittag 9 Uhr im Schullocale den Grbnrtüta« Tr. Majestät de» Königs Albert. Ten Fcst-Borlrag wird Herr Lehrer Bend» halten. Im Name» deS Lehrerkollegiums beehrt sich zu dieser Feier ein- zuladen der Direktor Leipzig, den 21. Avril 1883. De. Ludw. Nie per. Zweite 8tri(tti8<;Iie kortirililunKsseiiutv für Knaben. Aur k'eier äv» Oeburtstaxso 8r. illfteaUtt äe» Lönix» rov 8«rebsen finstet SlontaL-, äen 23. 4prU ck. D, »deoä« g Odr, I ein llltenlllelier ^etu»» nrate. ^ur Tbeilnilllme »n äem,eiben beehrt »ich, iw Kamen äe» hehrereollexiiima, erxeden-lt einrulaäen heipVss, äeu 21. April 1883. vr. 8toerl. Oelkontiieiio IlrnKtelsIelnan^tüIt. Tu äer am Unntas. ilen 23. April, Vormittags 10 Lbr im als -er Anstalt siattknstenäen pelev -es tlediirtstares 8r. Rajestilt -es IlNnlrs t sieh üu Kamen er» hedrer-Loller-iunn- ergebenst ein^ula-len heekrt »icü un d>amen ue» l^evrer-löoUe^i tarl » olkruni, lürector. liealschule II. Llrdnung zu Reudnitz. Tie geehrten Behörden, die Angehörigen unserer Schüler, sowie alle Freunde »nd Gönner der Realschule ladet hierdurch zu der auS Anlah de- «ehiirt-tagcS Lr. Majestät he- SSnIg» Montag, den 23. April 0. )., VormitlägS 10 tthr im Festiaale der Realschule abzuhaltenden öffriilltchen Lchnl- feierlichkeit im Name» des Lkdrer-CollegiumS ganz ergebenst ein. Reudnitz, den 19. April 1883. vr. 3. Ueubner, Tie. Vrtranntmachung. Erstatteter Anzeige zulolgc ist da- der Marte Schmidt aus Verscnlgutzltnge« vom dortigen Gemeindcvorstande unterm 1. Avril 1877 ausgestellte Dienstbuch in hiesiger Stadt abhanden gekommen. Wir bitten, das Buch im Ausündungssalle an un- abzugebcn. Leipzig, den 18. Avril 188",. Da» Polizei-Amt dcr Ltadt Leipzig. Vretschneider. W. Die neueste Slhandlliat der Fenier. Zu derselben Zeit, in welcher daS Schwurgericht in Dublin versammelt ist, um daS Urthcit über die Mörder von Burke und Eavendlsb zu sprechen, während der Slaatöprocuralor gegen die Mitglieder der Tvuaniilverschivöruug in London die Anklage wegen Hoch- »nd Landcsverrath erbebt, haben die Fenier in Quebec daS Partameiitsgcdäude uiedergebrannt. Es ist das ein neuer uiitriiglichcr BciveiS für die verhängniß- volle Thalsache, daß eine weitverzweigte Verbindnug mit dein Sitze in New-f)ork besieht, welche die englische Regierung in allen ihre» Organen lerrorisireu unk durch ihre verbrecherische Handlungsweise zwingen will, die vvn Irland gestellten Forde ningcil zu befriedigen. «sowohl in London als auch in Dublin haben sich Leute gefunden, welche gegen ihre Mitschuldigen zu Verrätberu ge worden sind. Tae Beispiel Earcy's, welcher Brady des Mordes an Burke beschuldigle, hat Nachahmung erweckt; auch gegen die in London vor Gericht gestellte» Verschwörer ist einer dir Verhaftete», ein gewisser Norman, al- Angeber ausgetreten. Aber leider genügt das, was die Verräther in Dublin und London ausgcsagt haben, nicht, um die Faden der Ver schwörung cuiszudeckeil und die Mord- und Brandptänc zn Schanden zu iuacheii. Die Organisation dcr Fenier schclut darin mit der der 'Nihilisten ühereinzustiiniiicii. daß die Mehr zahl dcr Tbcitnchincr nur Werkzeuge ihnen selbst unbekannter Führer dcr Bewegung sind. Die Mittbeituugcn über den Bund der Unbcsieglichcn. zu welchen sich Earev bcrbeigelassc» hat, betrasen nur die Per- !>en der Angeklagten, über di« sonstigen Theitnchmer der Verschwörung hat er nichts ansgesagt, obwohl er wahrschein sich die Mehrzahl kennt, und ihre Summe aus 250 angegebeii hat. Erst am 18. April ist in Liverpool wieder ein gewisser Kingston verhaftet worden, welcher der Theilnahme au dem Morde im Pbönippark verdächtig ist, über diesen hat Earev so wenig Ausschluß; gegeben wie über Enrlcu, welcher am Mittwoch in Dublin zum Tode verurtheilt wurde. Ter Angeber i» London, Norman, scheint Alle? gesagt zu haben, was er weiß »nv das ist nicht allzu viel. Aber so viel ist dadurch wenigstens bekannt geworden, das; die i» London, Liverpool, Birminghain re. lhcilS ausgesührten, lhcitS beab sichtigte» Tyilaniilipienguilgeii von der senischcn Brüderschaft in Ncn."2>ork geplant worden sind. 'Norman hat ausgcsagt, daß Thomas Gallagher eins dcr Häupter dcr Brüderschasl sei, gleich O'Dvnnvvau-Nosta, und welcher ihm (Norman) den Auftrag ertheill habe, »ach London zu kcinme» und zu den Sprengungen Handlangerdienste zu leisten. Aus de» Mit lheilungen 'Nornian's geht zugleich hervor, daß er nicht zu den wissenden Mitgliedern des Feuierbuutes gehört. Nachdem, was am 19. April in Quebec geschehen ist, er scheint die Annahme gestattet, daß die Fenier durch die Ver Haftung Gallagbcr'ö und Wbitchead's. des LadeninhaberS in Birmingham, keineswegs in dcr Ausführung ihrer verbreche rischen Pläne gehemmt oder auch nur zur Verschiebung aus eine gelegenere Zeit gcnölbigt worden sind, im Gegcillhell haben sie bewiesen, daß es ihnen voller Ernst ist mit der Per mirksichung ihrer Drohungen. Wie sehr man die Anschläge der Fenier in London fürchtet, haben die umsastenden Bor sichte maßregeln bei der Abreise dcr König!» nach Windser gezeigt und daß erst ein Tbeit dcr i» England besindtiche» von Anicrika abgesantten Fenier in die Hände der I»üiz ge geben ist, unterliegt auch keinem Zweifel. Was also in Quebec, dem Sitz der Regierung von Eanada, geschehen ist. kann sich jeder Zeit in London wiederholen, wenn cs Len Feniern ge singt, die Wachsamkeit der Sicherheitsorgaue zu täuschen. ES war in neuester Zeit davon die Rede, daß dcr Gou vcrncur von Eanada, MarguiS von Lorne, dcr Schwiegersohn der Königin, welcher durch sein gcscbickles Anstretcn in Eanada die Verbindung dieser wichtigen Eotonie Englands mit dem Mutterland,: neu gekrastigt hat. zum Viceköuig von Irland ernannt werden sollte, damit er auch in diesem Lande durch seinen persönlichen Einfluß der Versöhnung die Wege ebnete Die Zerstörung dcs PartaiiicnkSgehäudcS in Quebec hat dein Marquis einen Vorgeschmack von dem gegeben, was seiner wartet, wenn er dein Ruse der Königin Folge leistet und die Zügel dcr Negierung in Irland ergreift. Parnell hat im englischen Unterbaute die Bedingungen bezeichnet, unter welche» die Ruhe i» Irland wieder hcrgestellt werden kann: die englische Regierung soll die Anträge unter stützen, welche die irischen Pächter turch ihn gestellt haben, eher werde die Agitation nicht aushörcn, mir wie Sextou hinzusügte, eS würden wob! erst Grcuelthatcn crsorberlich sein, um die englische Regierung zur Raison zu bringe». Nun, an Grcuclthaten hat cö nicht gefehlt: die Explo sion im Localgcuvcrnemcntsgehäudc in London und der Brand de» ParlamciitsgebäudeS in Quebec sind zwar Warnlingszeichen für Glatstonc, deren Leuchtkraft wetthi» ihre Wirkung übt; aber es würde Gladftonc mit Recht al- eine unverzeihliche Schwäche angercchnet werden, wenn er sich durch Gewalt abt-ringen ließe, waS freiwillig zu gewähren er sür unmöglich erklärte. Es wäre dcr tollsten Anarchie in Irland Thür und Thor geöffnet, wenn daS Parlament jetzt da- Pachtgcsetz in dcr von Parnell gewünschte» Form votiron und die Negierung ihr Siegel tarunler drucken wollte. Die Nnbestcglichen in Dublin haben nach dcr Angabe Earcy'S 22 Mal die Ermordung teS StaatssccretärS vcn Ir lanv, Förster, beabstchtiat. stet» ist irgcnb ein Zwischenfall eingetrete», welcher die Ausführung des Verbrechens verbin derl bat, auch der gegenwärtige Vicekönia Irlands war von den Unbestegsich?» zum Tode verurtheilt. und wenn er bisher mit dem Leben davon gekommen ist, so bat er das wahr scheinlich g'eich Förster nur seinen, Glücksstern zu verdanken. Auch da» Leben de» Marquis v. Lorne würde, wenn er nach Dublin ginge, nicht minber gefährdet sein wie daS seiner Vorgänger, e» sei dcn», daß er als der Ucherbriilger der Ge Währung dessen käme, waS die Pächter verlangen. Tie Er fahrung hat gelehrt, daß mit Güle bei de» I>eu nichts zu erreichen ist. der Vertrag von Kllmaiuhain ist von ihnen schnöde mißachtet Worte», die Gewährung jeder weiteren Forderung wurde nur zu immer höherer Au paui»l»g ibrer revolutionären Lcidenschastcii führen; eo giebt nur ei» Mittel und daS ist die Anwciltuiig dar schärfsten Represstvinaßragelu. Trotz dcr schlimmen Erfahrungen der letzten Wech-.il ,ögert die Negierung noch immer mit der Anw.mdiing dieser Maßregel» ;eS kann nicht schien, daß ihr diese Ze erung von irischer Seite als Schwäche ausgelegl wird und daß sich da durch die Fenier, die llnhesiegsiche» und die iriichcn Brüder zu immer größeren Ausschreitungen angereizt sübien. Tie Verurthcisiing eines halben Äntzenv Mörder n^-d Mordbrenner zum Tode und die Vollstreckung deS Urtl'-ils an denselben wird und kan» an diesen Zuständen »ich!» lindern; bier gili cS sur die englische Regierung, alle Kräfte enisznnendcn, »i» Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Die Proelamiiuiig des Stankrechls i» ganz Irland wäre das Mni.deste, was von der englischen Regierung erwartet werden müßte. Leipzig. 22. April 1883. Man schreibt uns an- Berlin vom Freitag: „Da von verschiedenen Blättern über angebliche Disserenzen im Schooße teS Staatsministerin m S berichtet worden ist und über die erschütterte Stellung des EuUuSiiiiiiistcrS Herrn v. Goßlcr, welcher sich in Bezug aus die dem Ecnlrum gegenüber eiiizuschtagenden Wege nicht in Uchereliistimmuilg mit dem Fürsten Reichskanzler befinden sollte, ist, wie ich nach den besten Informationen Ihnen zu melden in der Lage bi», ohne jeden wirllichcii Anhalt, lediglich die Ausgeburt fortschrittlicher Phantasie. Allerdings hegt Fürst Bismarck, waS ja aller Welt bekannt ist. den dringenden Wunsch, Frieden mit dcr Enrie ,n machen, nicht um dcr Eurie willen, sondern wegen der Millionen deutscher Katholiken, denen ebenso wie unseren evangelischen Glauhciishrüderil die Religion erhalten werde» soll. Und daß dazu alles Mögliche ansgcboten wird, jeder irgend sindbare Weg, der zum Ziele sichren könnte, von der preußischen Negierung betreten worden ist, besten ist Deutschland, besten ist Europa Zeuge. Aber der größte Staatsmann dcs Iahrbunkerts. der der deutschen Nation nicht ni.r die Einheit geschossen, sondern daS staatliche Selbstbewiißlski» wiedergeael-e» hat, ist keineswegs je gewillt gewesen oder etwa jetzt gesonnen, von dcn dem Staate un weigerlich gebührenden HoheilSrechte» auch nur ein Titelcben zu vergeben, und nur demagogische Schreier oder unpolitische Köpfe haben Derartige- zu behaupten gewagt. UnS hat. wie nnsereil Lesern wobl bekannt ist, daS wobt berechtigte Ver traue» zui» Fürste» auch in dieser Hinsicht niemals crjchütkert werden können. So befindet sich denn e.uch dcr Kanzler gegenwärtig durchaus im Einklang mit Herrn von Goßler, in dem er den richtigen Mann dcr schwierigen Situation gegenüber gesunden zn haben mehr denn je überzeugt ist. Fürst Bismarck theilt die Aussastnng des EuItuSminislcr-, daß eS nickst opportun wäre, neue Ziig-ständniste zu machen, und so werten denn einstweilen keine lirchen politischen Vor lage» gemacht werden. Dies ist dem Eentruvi auch bereits be kannt, und so will Herr Windtborst seine bekannten Anträge wegen Aushcbnng de- SperrgcsctzeS nnd Frei geh u»g teS Messc 1 csc» s un d S a cr a m c n I s pendc » ö. die^ er vorher znriickgcstctlt wünschte, nunmehr berathen wissen, nnd werden dieselben Mittwoch ans die Tages ordnung deS Abgeordnetenhauses gesetzt werden. — Wie ich Ihnen iclegraphckch gemeldet, ist eine vorläufige Verständigung zwischen den Präsidenten bcidcr Körpe r - schaslrn tabi» erzielt worden, taßMonlag und Dienölag das Abgeordnetenhaus nm 10 und dcr Reichstag um 1 Uhr tagen, der Mittwoch dem AbgeesdnelenhauS und der Donnerstag dem Reichstage reservirt bleiben. Zn den Be- ralhnngcn der Präsidenten waren die Vertrauensmänner der verschiedenen Parteien, der sogeiiannlc Se»>oreiiceilvciit, zu- gczogcn; alle stimmlen dem Abkemme» bei mit Ausnahme der Herren Richter (Hagen) »»v Rickert. Wir werden att'o morgen da» Schauspiel einer Geschäfts ordnungS-Debatte haben. — In einem großen Blatte war gemeldet worden, daß nicht mir Herr v. Goßlcr, sondern auch Herr v. Schlözer sich die Unzufriedenheit deS Reichs lanzlers zugczogen und mit siir das Scheitern dcr Friedens- verbandlunge» mit Nom veraiilworttich gemacht werte» sei. Dies ist, wie ich Ihnen cbensalls bcreils tepeict!rl, durchaus unbegründet. An eine Abberumng des Herrn v. Schlözer wird nicht gedacht. Derselbe crsrent sub im Gogeniheit des ungeschmälerten Vertrauens de» teilend.n 2iaais»iaiines. Allerdings wird Herr v. Schlözer seinen Urlaub bereits nach Pfingsten «»treten, doch ist cs von jeher Sitte gewe'eii, daß ie Diplomaten, welche in Italien beglailb'gt si>M früher als die andere» ihren Urlaub nehmen. Es versiebt mb von selbn, das; Herr v. Schlözer nicht verabsäumen wird, bei tsiier Gelegenheit auch nack> Berlin zn kommen und dem Fürst.n BlSmarck abermals mundsich.n Be iebl zu erstatte»." * T ie Gescb a stö or d» » » gü d e ba i len des Reichs tages n»v des preußischen Abgeordnetenhauses werte» i» de» FovcrS heiter Häuser ebenso lebbasl betrieben, wie im Hause selbst. Es scheint, als ob kicse.ben da» ganze Interesse an der Politik siir sich b>..>>iw:»-'sen wollten. Tie Berathungen im Abgeordnctenbause am Freilag b traf.» allerdings wciiiger wichtige Vorlagen; aber a»ä> im Reichs tag war die wichtige Veralbilnz über das Kranlencasseiigesetz nicht im Stande, die Rcichsbolen dauernd ;u fesseln. Und in dcr Thal scheint es, daß ver einer definitiven Regelung der parlamentarischen Geschäfte da» Inl-rene an den Vor lagen selbst nicht wicderlebreii wird. Was man in parla mentarische» Kreisen im Allgemeinen über d>: Beratbung dcs Etats pro >884 8.', hört, tautet dai'ür ziemlich günstig. Man ist fast allgemein darüber einig, daß ein siaalsrcckt lieber Grund jetzt fehlt, um die Berathniig teS EialS zurückziiwcisen. Vor dem l. April, dein Beginn deS »eucu Etatsjahrcs, war dies ivcbl begründet und damals bat auch Fürst Bismarck den Versuch vergeblich gemacht. Aber man wirk sich, zumat von fort schrittlicher Seile, jetzt bemnbe», die Beralbiuig möglichst binauSzuschicben und alle ankeren Vorlagen, die ven der Regierung dem Hanse zngegangc» sink, vorher zu erledigen. Auch wird beabsichtigt, de» Äat zur gründlichen Vorl'eratbui.g an die Biidgctcominission zn überweise». Es ist nicht schwer zn crratbc», von welcher Seite die' beabsichtigt wird. Gerade Diejenigen, die jetzt am lautesten über die bedrängte Gcsebajlslagc Nagen und die Vertagung des Abgcordnelei»,
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