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Adorfer Grenzbote Amtsblatt für den Stadtrat Zu Adorf. Fernsprecher Nr. 14. Verantwortlicher Schriftleiter, Drucker und Verleger: Ouc Meyer in Adorf. Tel.-Adr. Grenzbote. " 124» Sem Konto 118 DirnstKg den l. Inm . Polsicheck.Konw L-wzig 87869 HnAVA. AF. Viehzählung vom 1. Juni 1920 In einer Anzahl Ortschaften ist die Maul- ur.o Klauenseuche au-gldrochen. Um er Verschleppung der Seuche vorzubeugen, mutz in Len in den Sperrbezirken und vbüchiung°gevielen gelegenen Gemeinden vermieden werden, für dis Zwecke der Zäh- die Ställe zu begehen, vielmehr haben die betreffenden Eememdebehörsen die isiijten (Vordruck 1) und die Anjeigesormulcue (Vordruck 2) aus Grund drr von !en zu führenden Viehlisten auezusüllen. Im Vordruck 3 (Ermittlung des Ducch- j hn tts LLbendneMichis d r Ri d r und Schweim) ist, als Durchschnittsgewicht das bei der Zählung rom I. März 1920 ermittelte Gewicht einzusetzen. Die T-meindrn, welche hiernach die Viehzählung und die Ermittlung des Lsbend- gewichler nicht in der allgemein crrgrordneten Form oussühren können, haben auf die Vordrucke 1, 2 und 3 den Vermerk „Maul- und Klauenseuche" zu setzen, Dresden, am 28. Mai 1920. Wirtschaftsministerin«, Abteilung Landwirtschaft. ! .Zwei Mittel. Stundenlange Wahlreden werden setzt alltäglich im irischen Reiche gehalten, in welchen Vie Sünden der cgangenheit, die Fehler der Gegenwart und die Aus ten der Zukunft ausführlich erörtert werden. Das lk will solche Auseinandersetzungen hören, und sie en selbstverständlich ihr Gutes, sind auch notwendig, vielen die politische Schulung und ein treues Gedächt- für die Vergangenheit abgeht. Es ist, wie bei so vie- Kranken, wenn sie einen Arzt konsultieren; sie üben nicht an einen Erfolg, wenn ihnen nicht viel dizin verschrieben wird, und übersehen dabei, daß einfachste Kur, die dre Natur der Kranken in Be- ht zieht, die wirksamste ist. So steht es auch heute Deutschland. Tie Vergangenheit können wir nicht tern, nur aus ihr lernen, die Fehler der Gegen- ftt haben wir vor Augen, und aus ihnen sind die !ttcl zur Schaffung besserer Zukunstsmöglichkeiten un- ker festzustellen, denn sie müssen den trüben und sstlosen Tatsachen von heute, wie soeben der sächsische fanZminister in Dresden die deutschen Zustände Mte, Rechnung tragen Diese Mittel sind: Vermeh- 1g der Produktion und Sparsamkeit. Ohnedem kom- h wir zu nichts, sie sind wichtiger und wertvoller, ' die vielen Löffel Medizin in Form von Wahlver- ! hchungen. Da ä' i u - bei strenger Ausrehtcrhaltung i Ordnung zur Anwendung gelangen können, ist selbst- Uändlich. ! Vermehrung der Produktion bedeute? nicht nur fcheiführnng, sondern in erster Linie die Aufrecht- iLltung von billigen Preisen. Billig zu halten ist t das, wovon viel da ist. Billigere Preise herbei-- fren kann auch die Erlahmung der Kaufkraft, wie jetzt der Fall ist, aber diese Preissenkung würde bald Her verschwinden, wenn die Vorräte knapp wer- ». Daher muh für ein tunlichst großes Hochmaß ! 1 Produktton gesorgt werden, welches die Rückkehr j den alten, uitenräglich hohen Preisen verhütet. ^Mehrung der Produktion stärkt auch Vie Kaufkraft tch die von thr bewirkten mäßigeren Preise von vem, sie beseitigt die Absatzstockungen und sichert den Leitern dauernden Verdienst. Sie nimmt auch, was Hl das Allein richtigste rst, den Landwirten den Grund f r die hohen Preise, bringt eine unaufhaltsame Sen- bg der Lebensmittelprerse und schafft also normale Ande, soweit diese heute überhaupt möglich sind, d Vermehrung der Produktion muß daher Land- Nschaft und Industrie gemeinsam umfassen und sie H mit allen Mitteln gefordert werden, in der Land schaft auch mit einer freiwilligen Arbeitszeit von Hr als 8 Stunden. Emc industrielle Ncberproduk- brauchen wir im allgemeinen nicht zu fürchten, äu fehlt es an Rohmaterialien . Zu den Praktischen inneren Gründen, die für die Zehrung der Produktion sprechen, gesellen sich auch '.Preisstürze im Auslande, die bald genug uns den Vatz dorthin erschweren werden, wenn wir nicht bil- !?r als bisher verkaufen können. Auch die Lebens- j Nel sollen jenseits unserer Grenzen stärker als bei E gefallen sein, durch den Ileberdruh, sich den Wucher H das Schicbertum länger widerspruchslos gefallen 'lassen. Die Franzosen und Engländer wollen nicht ' Folge des für sic sieareichcn Krieges die allgemeine Mu'ldung. Gegen die Preise, die der Welthandel ? Aellt, sind wir so wie so machtlos. Und es ist jeden- j "s gescheiter, sich freiwillig auf die Zukunft ein- "ichten, als» sie nnö vorschrciben zu lassen. Alle Produktionsvermehrungen und die daraus fol- > "de Verbilliaung der Waren muß aber doch nur einen 'cifelhakten Erfolg baben, wenn sie nicht von dem Een Mittel, der Sparsamkeit in Reichs-, Staats- d Gemeindewirtschaft, begleitet wird. Ebensowenig e es mit den Preisen so'weiter geben konnte, kann auch mit den, Ausgebcn so weiter gehen, da Steuern er Steuern die Folge davon sind. Was für Tausende " Einzelpersonen gilt, die keine Zulagen haben und > nach der Decke strecken müssen, bat auch die Richt- "ur für Reich. Staat und Gemeinden zu sein. Dann Wen sich die übermänigen Steuern in solchen Gren- ' halten, die schließlich mit letzter Kraft schließlich' ^aufrecht rn ballen sind, während sie unter den Nigen Berhältnisten zum Zusammenbruch führen müs- - Der grenzenlose Gewinn- nnd Geld-OvtimismnS etzt einen Stoß erhalten, daß ihm der Atem stockt, liegen beute die Dinge in Deutschland. Uud die Kan ten, die am 6. Juni in den Reichstag gewählt wer den wollen, sollten sich am wenigsten über den Ernst § der Lage und die unbegrenzten Zukunfts-Möglichkeiten j einer Sew^äuschung binaeben: sondern sie sollten ent- ! schlossen sich zu den Abhilfsmitteln bekennen. ijVm. z Die Gefahr vom Osten. Die Bedeutung des Krieges Mischen Rußland und j Polen für Deutschland. Im Ausschuß für guSwärtige Angelegenheiten des bgherischen Landtages beantragte der Äbg. Zeh le, j daß die Regierung alsbald verläßliche Berichte über die russische Umwälzung und deren Einfluß auf j das Wirtschaftsleben des russischen Volkes gebe. Ge- ' heimrat Dr. v. Müller vom bayerischen Ministe rium des Aeußern erklärte, daß es außerordent-i lich schwierig sei, hierüber Angaben zu machen,'; da der diplomatische Dienst Deutschlands in Rußland ; noch nicht eingerichtet sei. Soweit Mitteilungen vor- > lägen, seien sie nicht authentisch und veraltet. Auch , nach den Mitteilungen der Sowjetregierung seien Roh- j stosse in ausfuhrfäbiger Menge nicht vorhanden. Das Rätesystem sei Praktisch nicht mehr in An wendung. Das Stücklohn- und Prämienspstem würde wieder eingesührt. Von den Lokomotiven sei nur noch ein ganz geringer Teil gebrauchsfähig. Besonders schlecht stehe es in sanitärer Beziehung (afies nach ! Mitteilungen der russischen Regierung): in Petersburg ! funktioniere die Wasserleitung nicht mehr. Der Haus- , unrat könne nicht mehr weggeraumt werden Ein ! Wunsch, russische Arbeiter aus Deutschland zu bekom men, bestehe nicht. Die Zulassung von Studien- - kom Missionen sei ab gelehnt worden. Die militärische n Vorgänge zwischen Sow- setrußland und Polen hätten in weiten Kreisen Deutschlands Beunruhigungen hervorgerufen wegen eines etwaigen ' ; russische» Angriffes auf Dcutschlanv. So sei die Frage aufgeworfen worden, ob, wenn Polen überrannt würde, der Angriff der Russen an der deutschen Grenze stehen bleiben würde. Von der Reichs- regierung sei gesagt worden, die deutschen Grenz truppen seien nach Möglichkeit verstärkt worden, auch sei dec Respekt Rußlands vor der deutschen Mili tärmacht und Militärkunst so erheblich, daß zu er warten sei, baß der Angriff an der deutschen Grenze Halt mache. Außerdem sei die Qualität unserer Truppen so hervorragend, daß einem Angriff nkit Erfolg begegnet werden könne. Ob das möglich ist, bemerkte Dr. v. Müller, hat unser Gesandter ernstlich bezweifelt. Eine zufriedenstellende Auskunft, daß keine Ge- ! fahr von russischer Seite zu befürchten sei, konnte von ! der ReichSregicrung nicht gegeben werden. Auch im Ausschuß der Nationalversammlung ist auf die Ge fahr hingewiescn worden, daß, wenn ein Angriff auf Deutschland evfolgte, die Sowjetregierung versuchen würde, Zentren für Aufstände in Mitteldeutsch land oder im Ruhrgebiet zu schaffen, um auf l diese Weise den militärischen Vorstoß zu verschärfen ; und den Widerstand Deutschlands zu brechen. Diese ! Gefahr wurde seitens der Reichsregierung nicht ver- j kannt, aber die Meinung ausgesprochen, daß man Hof- ! fentlich in der Lage sein werde, einem russischen An- i griff gewaHsen zu sein. ; SLrüßenlampfe in Zeuthen. Ae treiben es zum äußersten. Die Erregung in Oberschlesien ist bis zur Siede- - - Hitze gestiegen. Die Polen und Franzosen treiben es j dort mit ihren maßlosen Uebergriffen noch bis zum Aeußerstcn. Tag für Tag kommen nepe Meldungen von polnischen und französischen Schandtaten, sie neh men derart überhand, daß auch der ruhigste Deutsche in Wallung gerät. Bis, die Erbitterung der gepeinigten ! deutschen Bevölkerung auf das höchste steigt und zu gewaltsamen, blutigen Entladungen führt. Schon des öfteren ist es dort unten zwischen Deutschen nnd Polen zn Reibereien gekommen, die jedoch meist in unblutigen Schlägereien onslicfen. Jetzt ist aber die aufs äußerste gereizte deutsche Bevölkerung zu Taten hingerissen worden, die einen bedeutend ernsteren Charakter haben, wie die nachfolgenden Meldungen zeigen: Tas PslenhMls irr Vcnlhcn von erbitterte» Deutschen . , erstürmt. , Am Freitag fanden in Beuthen (Oberschles.i polen-- feindliche Demonstrationen vor dem Hotel L ausitz,, dem Sitze der Plebiszitkommission statt. Fast sä.ntlLche Fensterscheiben der unteren Geschosse sind zertra mert und die Türen eingeschlagen worden. Der ,, renz- zeitung", dem Organ der nationalen Polen, sn d die Fensterscheiben zertrümmert. Grund zu dieser D mon> stration war, daß ein Deutscher von einem Danzö- sischen Soldaten crstochen wurde. Der Franzose hatte, sich an einem deutschen Mädchen vergriffen, das von dem Deutschen befreit werden sollte. Tie Kundgebungen bei der Erstürmung des polnischen Plebiszit-Kommissariats im Hotel Lomnitz^ dauerten von 8 Uhr abends bis 12V- Uhr nachts.^ Tie Polizei war machtlos. Große Werte sind der) Vernichtung zum Opfer gefallen. Die Verwüstung läW sich nicht beschreiben. Zum Schluß wurde von der) Menge in den unteren Räumen noch Feuer angelegt, so daß diese völlig ausbrannten. Wie verlautet, sind! drei Personen getötet und zehn verwunde? worden. Früh nm 3 Uhr machten die Polen einen An griff ans die ,,Ostdeutsche Morgenpost"", der die Fenster-' scheiben zertrümmert und die Türen eingedrückt, wurden. Tie ursächliche Schandtat. ' Das schwere Verbrechen, das sich die Franzosen, in Beuthen znschulden kommen ließen und dM» dis Unruhen verursachte, trug sich folgendermaßen zW Auf der Luckowitzer Straße versuchten mehrere Franzosen einem Herrn die in feiner Begleitung befindliche DamS zu entreißen. Da sich der Herr, der vorher noch an- geremvclt worden war, sich dies verbat, wurde ev von eiueP Besatzungssoldaton mit einem Seitengewehr derart in den Unterleib gestochen,, daß er infolge der schweren Verletzungen verstarb. Line französische Ukverschämthcit. „Würdig" stellt sich diesem Vorgang folgender Vorfall an die Seite, den die „Franks. Ztg." aus KauM erfährt: Am Freitag, den 7. Mai, gegen 2 Uhr uach-i mittags', landeten in dem Motorboot „Elisabeth Bar-, bara" von Kostheim her 1 Offizier und etwa 35 Mann; des 26. französischen Infanterie-Regiments und ein! Matrose in der zum Kreise St. Goarshausen gehörigen Stadt Kaub, die im unbesetzten Gebiete liegt. Die; widerrechtlich gelandete Truppe versammelte sich Vorst dem Blücherdenkmal, wo der Offizier eine Rede hielt, welche die Mannschaften sichtlich erfreute und welche; in die Forderung ausklang, das Denkmal durch Urinie- ! ren zu beschmutzen. Der Offizier ging den Mannschaften, in dieser Tätigkeit voran. Der Vorfall rief eine Men schenansammlung hervor; nur durch die besonnene Hal-! tung zweier Wachtmeister wurde ein Zusammenstoß ver hütet. Der Offizier und die Soldaten bedrohten die Versammelten mit Revolvern und Reitpeitschen: beim Abfahren über den Rhein rief der Offizier der Men schenmenge „Schweinebande" zu. — Mit diesem Schimpfwort mag er sich wohl unfreiwillig selbst charak terisiert haben. Angesichts dieser gemeinen Auffüh rung weißer Franzosen müssen wir der französischen Aeußerung, sie kenne keinen Unterschied zwischen weißen und farbigen Franzosen, recht geben. Der Kannibale; vom Senegal unterscheidet sich von diesen Franzosen nur durch die Hautfarbe, nicht aber durch die „Höhe" seiner Kultur. ' Millerand über Spaa. Anterpellationen in ver französischen Kammer. In der französischen Kammer wurde am Freitag ei»e Interpellation des Abg. Aubriot (gem. S^.) über die Verhandlungen von Hythe und Spaa be sprochen. Die Bessimmungen des Vertrages oon Versailles seien das Allerminde st e von Frank reichs Forderungen, unter die aus keinen Fall herunter gegangen werden dürfe. Deutschland könne und müsse zahlen. Er hoffe, daß Millerand sich in Hythe nicht fcstgelegt hätte. Millerand erklärte, ec habe in Folkestone »och keine Berpflichtu»g übernommen. Die Alliierten gingen nach Spaa al- Fordernde, aber nicht als Verteidiger, mit vollkommen freien Händen, um die Ausführung des Frie- densvertrages, aber nicht dessen Revision zu erzielen. Die Entwaffnung Deutschlands sei die erste Bedingung des Weltfriedens Diese wesentlich? Klausel müßten die Alliierten mit allen Mitteln zur Durchführung bringen. ,